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Amts- mit! Aiizmeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibeiistoek und dessen Umgebung is«s Abonnement viertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. deS „Jllustr. Unterhaltungsbl" u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expeditton, bei unseren Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. Lclcgr.-A-resik: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprrchrr Nr. 210. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. -— > - 54. Jahrgang. ------ Dienstag, den 14. Mai In dem Konkursverfahren über das Vermögen des inzwischen verstorbenen Privatmann vkrlst. «ottlot» »»«n»- xLrtvI in Oberstützengrnn soll mit Genehmigung des Konkursgerichtes die Schlußver keilung erfolgen. Verfügbar hierzu sind, ohne etw. Sparkassenzinsen, 5886 Mk. 42 Pfg., davon sind die Kosten des Verfahrens zu kürzen. Zu berücksichtigen sind 10 Mk. bevorrechtigte und 24500 Mk. 68 Pfg. nichtbevorrechtigte Forderungen. Eibenstock, den 13. Mai 1907. SMvkvIiuiiSi-, Konkursverwalter. Aranzöstsch-japantscher Vertrag. Von Paris aus wurde Anfang voriger Woche die Nach richt verbreitet, es sei der französischen Regierung gelungen, mit Japan einen Vertrag abzuschließen, durch den Japan den französischen Besitz von Indochina garantiere. Wenn es auch wunderlich ist, wenn sich eine europäische Großmacht einen Teil ihres Besitzes von Japan garantieren läßt, so sah die Sache doch wie ein unter englischer Protektion errung ener Erfolg des Alliierten Rußlands aus. Ein Bündnis mit Rußland, ein herzliches Einvernehmen mit England, Freund schaft mit Spanien und Italien, nun noch eine Intimität mit Japan, was kann der französischen Republik noch fehlen? Die Nachricht von einem französisch-japanischen Vertrage hätte vielleicht stärker gewirkt, wenn sie nicht mit großen inneren Schwierigkeiten des Ministers Clemenceau zusammen getroffen wäre. Das Ministerium hat, um sich zu behaupten, dringend einen auswärtigen Ruhmestitel nötig. Es ist aber fraglich, ob ihm die Anregung der Phantasie durch jene Nachricht viel helfen wird. Man wird abzuwarten haben, ob der Vertrag, der tatsächlich dem Abschlüsse nahe sein soll, nicht vielmehr wirtschaftlicher als politischer Natur ist. Japan hat das Interesse, für seine Anleihebedürfnisse den franzö- stschen Kapitalmarkt zu gewinnen und für seinen Warenab satz bessere Bedingungen zu erlangen. Es kann für solche Vorteile allenfalls erklären, daß es den Franzosen in Indo china keine politischen Schwierigkeiten machen werde. Es hat aber keinen Anlaß, den französischen Besitz zu garantieren. Das wäre eine Art Bündnis, das die Kreise des englisch japanischen Bündnisses stören könnte und für das Frankreich politisch nichts Rechtes zu bieten hätte. Die Anregung zu den Verhandlungen ist auch nicht von Frankreich, sondern von Japan ausgegangen. Man hat also wahrscheinlich die Bedeutung der Ab machung stark übertrieben, und es scheint nicht, als ob die Aufbauschung dieser Angelegenheit zu einem großen diplo matischen Erfolge das Ministerium Clemenceau vor baldigem Sturze bewahren könne. Tagesgeschichte. — Deutschland. Ueber den Besuch des Frei herrn v. Aehrenthal in Berlin teilt man aus Wiener wohl informierten Kreisen folgendes nut: Nichts neues, aber eine neue Bekräftigung des alten, keine neuen Vereinbarungen, aber die erneuerte Feststellung der Tatsache, daß die alten Abmachungen in Geltung bleiben und genügen — das ist, in kurzen Worten gesagt, das Ergebnis der Unter redungen, welche der Minister des Aeußern, Freiherr von Aehrenthal nun in Berlin mit dem deutschen Kaiser, dem Reichskanzler und dem Staatssekretär von Tschirschky gehabt hat. Der Minister hat sich offen darüber geäußert, daß ihm in Berlin ein in jeder Richtung auszcichnender Empfang zu teil geworden ist und dqß sich bei den Besprechungen mit dem Reichskanzler eine volle Uebereinstimmung der Anschau ungen über die Grundlinien der Politik Oesterreich-Ungarns und Deutschlands ergeben hat. Schon daraus ergibt sich, daß die beiden Kaisermächte auch in der Zukunft gelassenen Schrittes dieselben Wege auf dem Gebiete der Weltpolitik wandeln werden. Neue Abweichungen und Vereinbarungen waren nicht notwendig und auch die letzten Ereignisse auf weltpolitischem Gebiete, die Entrevuen von Athen, Gaötci, Carthagena konnten keine Veranlassung zu besonderen oder neuen Entschlüssen Deutschlands und Oesterreichs bilden. So wenig wie der Besuch des Freiherrn von Aehrenthal durch diese Entrevuen veranlaßt worden ist — er war bereits ver einbart, ehe König Eduard seine Reisen unternommen hat —, so wenig ergab sich daraus die Notwendigkeit einer neuen Stellungnahme. Man hat in Wien insbesondere die Zu sammenkunft König Eduards mit König Viktor Emanuel in Gaöta von Anfang an so ruhig und besonnen beurteilt, wie dies Fürst Bülow in seiner am Tage vor der Ankunft Aehren- thals in Berlin gehaltenen Reichstagsrede getan hat. — In der vertraulichen Sitzung des braun schweigischen Landtags, die heute Montag statt- stnden soll, dürfte versucht werden, über die Regentschafts- Kandidatur des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg Klarheit zu schaffen. Die Gerüchte, daß man sich in bezug auf die Person des Herzogs im Regentschaftsrat und im Landtag bereits geeinigt habe, waren verfrüht. Es sind aller dings mit dem Herzog eingehende Verhandlungen über die Uebernahme der Regentschaft geführt worden. Der Herzog kürzte, da man in Braunschweig eine schnelle Entscheidung wünschte, seine Orientreise ab und hatte am Tage seiner Ankunft in Berlin eine Begegnung mit dem Minister v. Otto. Das Ergebnis dieser mündlichen Verhandlungen nun ist bis her kein befriedigendes. Es stellten sich dabei Schwierigkeiten heraus, über die man vorläufig zu keiner Einigung kam, sondern die Kandidatur des Herzogs völlig in Frage stellen. Der Hauptpunkt, über den man sich nicht einigen konnte, ist, wie die „Schles. Ztg." hört, finanzieller Natur. Es ist in dessen nicht unwahrscheinlich, daß neben den finanziellen noch politische Gründe bestehen, welche die Kandidatur des Herzogs Johann Albrecht in Frage stellen. Ebenso hält man es für möglich, daß der braunschweigische Regentschaftsrat, dessen Kandidat stets Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen ge wesen ist, die Unterhandlungen mit dem Herzog von Mecklen burg nur geführt hat, um den Wünschen des braunschweigischen Landtages zu willfahren und zuletzt, nachdem diese Bemühungen gescheitert sind, auf den Sohn des Prinzen Albrecht zurück greifen zu können. Jedenfalls wird man annehmen können, daß die Entscheidung in Kürze fallen wird. — Der diesjährige allgemeine Vertretertag der nationalliberalen Partei findet den 5. und 6. Oktober in Kassel statt. Der Tagung geht am 4. Oktober abends eine Sitzung des Zentralvorstandes voraus. Am Sonnabend, den 5. Oktober, soll nach den vorläufigen Dispositionen die Verhandlung durch einen allgemeinen poli tischen Vortrag des Reichstagsabgeordneten Bassermann eingeleitet werden. Um der allgemeinen Aussprache den weitesten Spielraum zu gewähren, beschränkt sich die Tages ordnung dieses ersten Tages auf dieses eine Thema. Für die Verhandlungen am Sonntag ist ein Vortrag über die Privatbeamtenversicherung durch den Reichstagsabgeordneten I)r. Stresemann vorgesehen. — Am l2. Juni wird bekanntlich im Deutschen Reiche eine allgemeine Berufs- und Betriebszählung stattfinden. Sie soll die gesamte Bevölkerung nach dem Be ruf erfassen und weiter alle landwirtschaftlichen und gewerb lichen Betriebe umfassen, in denen sich die Bevölkerung be tätigt. Die Durchführung der Zählung wird voraussichtlich nicht weniger als 4'/, Millionen Mark kosten. Die Gemeinde behörden werden mit Hilfe von rund 300000 Zählern die unmittelbare Ausführung übernehmen. Die Statistischen Aemter des Reiches und der Bundesstaaten werden sich in die Verarbeitung des gewaltigen Zählungsstoffes teilen. Aus den vielen Millionen von Antworten, die die Bevölkerung gebcn wird, soll schließlich das große Werk der Berufs- und Betriebsstatistik entstehen, das vom Kaiserlichen Statistischen Amt zu veröffentlichen ist. Der erste Teil wird die berufliche und soziale Gliederung, der zweite die Landwirtschaft und der dritte Handel und Gewerbe im Deutschen Reiche be handeln. Das ganze wird in Text und Tabellen etwa 25 Bände umfassen. Die Zähler sollen soweit als möglich frei willig mitwirken. Es wird erwartet, daß eine hinreichende Zahl derselben aus dem gebildeten Teil der Bevölkerung ge wonnen werden kann, denn das Zählgeschäft verlangt er hebliches Verständnis. Um die Opferwilligkeit der Zähler nicht allzu sehr anzuspannen, sollen dem Einzelnen in der Regel nicht mehr als 50 Haushaltungen zur Zählung über- wiefen werden. Die Zählpapiere, die von den Zählern ver teilt werden, sind: l. eine Haushaltungsliste für jede Haus haltung, 2. eine Land- und Forstwirtfchaftskarte für jeden land- und forstwirtschaftlichen Betrieb und 3. ein Gewerbe bogen für größere, ein Gewerbrformular für kleinere gewerb liche Betriebe. — In der Leimfabrik Zimmermann zu Ludwigs hafen, deren Arbeiter seit einiger Zeit ausständig sind, kam es Donnerstag abend zu schweren Ausschreitungen. Telegraphisch werden darüber folgende Einzelheiten gemeldet: Die Ausständigen und zahlreiche andere Arbeiter, im ganzen etwa 3000 bis 4000, rotteten sich bei Eintritt der Dunkelheit zusammen und griffen die Fabrik an. Die Menge bombar dierte die Fabrikgebäude mit Pflastersteinen und beschädigte sie schwer. Das Aufgebot der gesamten Polizei und Gen darmerie war machtlos. Durch Steinwürfe und scharfe Schüsse wurden vier Schutzleute mehr oder minder schwer verletzt. Bezirksamtmann Matthaeus erhielt durch einen Steinwurf eine schwere Verletzung, sodaß er bewußtlos zu sammenbrach. Der Fabrikbesitzer Zimmermann vermochte sich nur durch die Flucht zu retten. Die Zusammenrottungen, vor Venen man die Laternen ausgelöschl und die elektrischen Bogenlampen zertrümmert hatte, begannen gegen 8 Uhr und dauerten bis nach Mitternacht. Freitag morgen standen noch über tausend Personen auf dem Kampfplatze. Nur zwei Personen konnten verhaftet werden, da die Polizeimann schaft gegen die ungeheure Menge nichts ausrichten konnte. — Oesterreich-Ungarn. Die „Köln. Zeitung" meldet aus Wien: Man legt hier Werl darauf, festzustellen, daß die Meldung eines Lemberger Blattes, der Kaiser von Rußland habe in wiederholten Audienzen mit dem deutschen Botschafter, der im Einvernehmen mit dem österreichisch ungarischen Botschafter handelte, die Frage der Autonomie Polens erörtert, auf Erfindung beruht. — Der heftige Kampf zwischen der deutschen Minderheit und der tschechischen Mehrheit um die Stadtverwaltung von Budweis, der leider zum Siege der Tschechen in der dritten Wählerklasse führte, ist noch in aller Erinnerung. Von der Leidenschaftlichkeit, mit der solche Nationalilätenkämpfe in Oesterreich durchgefochten werden, haben nur wenige unter uns im Reiche eine Vorstellung und wenige wissen nur, welch beispiellose Opfer beide Parteien für dieses Ringen ihrem Volkstum immer von neuem bringen. Der deutsche Böhmerwaldbund, die Hauplorganisation der Budweiser Deutschen, nahm im letzten Jahre 40000 Kronen, der tschechische Gegenverband sogar die dreifache Summe em. Eine einzige Unternehmung, das Budweiser tschechische Aktien bräuhaus spendete in diesem Jahre für tschechisch-nationale Zwecke 10875 Kronen: auf der anderen Seite unterhalten unsere Volksgenossen in Budweis zum Schutze ihrer Inter essen nicht weniger als 46 deutsche Vereine I Angesichts solcher Opferwilligkeit kann trotz der betrübenden Wahlniederlage kein Zweifel möglich sein, daß das Deutschtum in Budweis nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine Zukunft hat. — Spanien. Freitag mittag um 1 Uhr verkün deten 21 Kanonenschüsse, die kurz nach dem Hissen der National flagge auf dem Madrider Königsplatze dröhnend über die Stadt dahinrollten, den Einwohnern der Haupstadt, daß, wie schon telegr. gemeldet, dem Königspaar soeben ein männ licher Thronerbe geboren worden war. Die ungeheure Volksmenge, die sich vor dem Palast angesammelt halte, war bereits durch das Aufziehen der Flagge davon unterrichtet, daß ein Prinz das Licht der Welt erblickt habe, und ungeheurer Jubel schallte zu den Fenstern des Palastes empor. Im Schlosse felbst waren schon seit den Vormittagsstunden in einem an die Gemächer der Königin anstoßenden Salon eine Anzahl geladener Persönlichkeiten von Rang versammelt. Um b/, I Uhr öffnete der Ministerpräsident Maura die Tür, die zu den Wohnräumen der Königin führt, und rief den Wartenden zu: „Meine Herren, es ist ein Prinz." Die versammelten Herren antworteten mit dem Rufe: „Es lebe der König! Es lebe die Königin!" Eine halbe Stunde später erschien der König selbst und zeigte, wie es das Zere moniell vorschreibt, allen im Schlosse anwesenden Gasten den neugeborenen Prinzen. — Asien. Die seit einiger Zeit sich bemerkbar machenden engländerfeindlichen Unruhen in In dien habenjetzteinen solchen Umfang und einen so bösartigen Charakter ange nommen, daß ein großes Aufgebot von Polizei und Militär zu ihrer Unterdrückung hat entfaltet werden müssen. In Be antwortung einer Anfrage erklärte im englischen Unterhaus Staatssekretär für Indien Morley, daß der Leutnant-Gou verneur des Pandschab mit Rücksicht auf die dortige Lage von der indischen Regierung die Ermächtigung erbeten habe, zwei der bedeutendsten Agitatoren festzunehmen und nach einer andern Provinz auszuweisen. Die indische Regierung sei der Meinung, daß ein unmittelbares Eingreifen notwendig fei, und die Haft- und Ausweisungsbefehle seien deshalb ausgefolgt worden. In Lahore sind die Unruhen durch die Verhaftung der Haupträdelsführer vorläufig unterdrückt, da gegen dauert in andern Teilen des Landes die Bewegung noch an. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 13. Mai. In das hies. Amtsgerichts gefängnis eingeliekert wurde der 21 jährige Bürstenmacher G. R. Th en aus Schönheide. Derselbe hatte unter Vor spiegelung falscher Tatsachen in hiesigen Geschäften 2 Anzüge, 2 Paar Schuhe und 2 Schatullen erschwindelt. Da recht zeitig Verdacht geschöpft und Anzeige erstattet wurde, konnte der Dieb, als er schwerbepackt in Schönheide eintraf, gefaßt werden. Der Verhaftete ist wegen Betrügereien und Dieb stahls wiederholt vorbestraft. — Am Sonnabend wurde außerdem eine Frauensperson, die sich wiederholt unter falschen Angaben in hies. Familien Eingang zu verschaffen wußte, verhaftet. — Schönheide, 13. Mai. Die 2. Versammlung des Lokal-Kealer- Verbandes fand Heftern nachmittag im Hotel „Bayrischer Hof" hier statt. Erfreulicherweise ist bereits ein großer Fortschritt in der Entwickelung des Ver bandes zu verzeichnen, denn derselbe zählt nunmehr nach den gestrigen Neuanmeldungen an 50 Mitglieder, auch stehen