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- Erscheinungsdatum
- 1907-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190704091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19070409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19070409
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-04
- Tag 1907-04-09
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Monat
1907-04
-
Jahr
1907
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leidiger unter anderem auch einige Mark Geld bekommen und es war nun guter Nat teuer, auf welche Weise diese am besten unter die Leute zu bringen seien. Da plötzlich durchfuhr den Burschen ein Gedanke. Wilhelm Voigt hatte in Köpenick seine Rolle so meisterlich gespielt, warum sollte er nicht auch mal den Henn Hauptmann spielen können? Gedacht — getan. Die Dämmerung brach schon herein, als der Bursche, angetan mit Hauptmannsmantel und -Mütze und natürlich auch Säbel, das Haus verließ und als Haupt mann durch die Straßen nach Gohlis stolzierte. Ein erheben des Gefühl schwellte seine Brust, wenn die ihm begegnenden Soldaten und sogar die Herren Unteroffiziere ihn achtungsvoll grüßten. Der „Herr Hauptmann" beehrte auch einige Gohliser Restaurants mit seinem Besuch, wo er die Anwesenden durch sein liebenswürdiges, joviales Wesen sehr erfreute. Hn einer Konditorei kaufte er Napfkuchen und Mohrcnköpfe ein, was zwar schon etwas auffiel, aber schließlich nicht weiter be achtet wurde. Der „Herr Hauptmann" nahm sein Packetchen mit den Leckereien unter den Arm und setzte seine Promenade fort. War er schon vordem von manchem Soldaten ver wundert beobachtet worden, so fiel jetzt, als er die Breiten felder Straße entlang schritt, einein Bizewachtmcister der Artillerie sein eigentümliches Gebaren erst recht auf. Er be sah sich den „Herrn Hauptinan" näher, hielt ihn an und fühlte ihm gehörig auf den Zahn. Und nun war die Herr lichkeit zu Ende. Der falsche Hauptmann wurde nach dem Arrestlokal geführt, wo er den Lohn für seine Verwandlungs kunst erwartet. — Burgstädt. Durch Gewährung einer Teuer ungszulage, zunächst auf das Jahr 1907, in Höhe von des reinen Gehalts ist den hiesigen städtischen Be amten und Angestellten eine große Freude bereitet worden. — Ehrenfriedersdorf, 5. April. Am sogen. Röhrgraben, der oberhalb der hiesigen Stadt dahinfließt, ist nachts ein Dammbruch cingekreten; infolgedessen hat das dem Graben mit reißender Gewalt entströmende Wasser weite Flächen überschwemmt und großen Schaden angerichtet. Die Wassermassen rissen durch die Felder einen etwa 80 m langen, bis 4 m riefen Graben, beschädigten und verschlämm ten einen Teil der Annaberger Straße, sowie auch die jenseits der Straße liegenden Felder stark und drangen in ein Säge werk ein, in diesem derartige Verwüstungen anrichtend, daß der Betrieb des Werkes stillgelegt wurde. Die Ursache des Dammbruchs wird auf schädigende Einflüsse des vergangenen Winkers zurückgeführt. — Adorf i. V., 4. April. Die Wintersaaten, als welche im oberen Vogtlands in der Hauptsache Roggen und Raps, Weizen aber nur in geringem Unifange in Frage kommt, stehen dank der dichten, beständigen Schneedecke, welche der letztverflossene Winter brachte und dadurch den in den letzten Jahren vielfach beobachteten Kahlfrost unwirksam machte, überall dicht und kräftig. Auch der Stoppelklee hat sich allenthalben kräftig bestockt, und die Wiesen, insbesondere die zu beiden Seiten der Weißen Elster gelegenen, zeigen be reits frisches, sprossendes Grün. Die wärinende, schützende Schneedecke ist freilich auch den Mäusen zustatten gekommen: sie treten schon jetzt, kaum daß die Wiesen und Felder ein wenig abgetrocknet sind (im Walde und an den der Sonne abgewendeten Böschungen liegen jetzt noch große Schneemengcn), in Scharen auf, und wenn kein nasses, kühles Frühjahr ein tritt, wird man sich Heuer im Vogtlande auf eine Mäuseplage gefaßt machen müssen. — Rothenkirchen. Ins Kreiskrankenstift zu Zwickau wurde vor einigen Tagen ein junges Mädchen von hier eingeliefert, bei dem nach ärztlichem Gutachten Genick starre vorliegen soll. Eingesandt. Eibenstock. Am 5. tsS. Mts. hat sich eine Anzahl in der Steno graphie wert vorgeschrittener Jünger Gabctsbergers zu einem besonderen Verein zusammengeschlossen, mit dem Vorsatz, seine Mitglieder zu tüchtigen Stenographen auszubilden. Er beginnt wie aus dem Inseratenteil ersicht lich, Dienstag, den 8. dss. Mts., einen Lehrgang in Gabelsberger'scher Stenographie. Dem Verein stehen für die Teilnehnier Prämien zur Ver fügung, welche bestimmt sind, die besten Stenographen am Schlüsse des Lehrganges mit hohen Preisen auszuzeichnen. Bei der sich steigernden Nachfrage nach Stenographickundigen sei auf diese Gelegenheit zur Erlernung des verbreitestcn Stcnographiesystems besonders aufmerksam gemacht. 8° Theater in Eibenstock. Die gestrige Eröffnungsvorstellung des Schmidt'schen Theaterensembles war erfreulicherweise gul besucht. Die Direktion hat durch Aufführung deS 3aktigen Lustspieles „Im bunten Rock" gezeigt, daß sie bemüht und auch in der Lage ist, dem Publikum nur gutes zu bieten. Die Mitglieder der Gesellschaft waren ebensalls bemüht, ihr Können in ein gutes Licht zu stellen. Herr Carl Weitz erregte durch urgelungene Wiedergabe des Fabri kanten Wiedebrecht allgemeine Heiterkeit, während Frl. Elfriede Heyden als MissiS Anny Clarkson und Frl. Paula Seifert als Betty von Hohenegg, sich durch ihr lebhaftes Spiel auszcichneten. Die übrigen Rollen waren größtenteils auch gut besetzt, sodaß diese erste Vorstellung zur allgemeinen Zufriedenheit ausgefallen sein dürfte. — Die nächste Vorstellung findet morgen Dienstag statt. Zur Aufführung gelangt der dreiaktige Schwank „Die Logenbrüder." 3. Ziehung 5. Klasse 151. Köuigk. Sachs. Landes - Lotterie, gezogen den 4. April. 5060 Mark auf Nr. 72111 84129. 300.» Mark aus Nr. 11825 1563« 16845 20148 20305 30407 48265 51628 54241 80035 85171 07222. 2MM Mark aui Nr 446 ,>338 6360 12019 16105 17320 10503 20015 22807 24894 20868 32932 34305 46187 47217 51085 57475 67782 74784 80004 92137 04,168 !«171 96370 97311. MO» Mk. auf Nr. 664 3637 4405 11070 16375 16858 10019 20821 21815 28369 28404 20145 34543 35313 35406 3634!' 37386 38880 41896 43313 44835 47210 47286 48526 40542 58254 589! >0 60068 66085 68540 70768 71237 72314 76021 78058 81806 86473 89141 00073 00930 91305 01561 91910 93678 03841 9405 1 08814 99022. 590 Mk. auf Nr 4021 6588 6596 10703 10982 11605 11655 13535 14389 15M7 16387 17372 17846 10646 1!»946 25371 26322 27241 28011 28174 28643 31847 32878 33571 34406 35903 36223 36891 42765 42069 43007 43500 43777 44408 45062 45725 45891 45974 48561 50238 50883 51927 54869 555!« 5729!» 57375 <>0286 63831 67580 68721 7302!» 73026 75007 77569 80089 81551 84048 87605 88795 92322 03928 <»5907 98060 08681 98820. 3. Ziehung, gezogen MN i>. April. >0 060 M. aus Nr. 62677. 5<uu, M aus Nr. 3310!, 30703 56393 57100 92108 3000 M. auf Nr. 11464 14100 10023 23360 29105 35466 39312 48448 56328 57390 64926 65891 66364 70169 73365 74106 77225 70285 96036 -.",00 M. an? Nr. 2036 5670 13142 15874 15094 19377 10768 32578 35204 49716 40926 51885 55317 57260 58869 68386 71216 88709 92006 02766 92885 93715 p.i'O M auf Nr 3716 7411 7971 13013 15109 1M52 16778 18517 10373 23351 25484 26063 30521 30757 31923 32096 32548 39359 40538 42194 43163 43766 50232 52690 53600 53886 56169 58083 59892 62894 64008 65844 68279 70477 71231 73895 74362 75073 82035 82200 83790 86939 87911 96226 96787 97129 98878 5"'» M. aus Nr. 1794 2455 3080 3360 3482 3800 4070 4085 4438 5438 5819 7919 8046 10515 14713 14941 15328 15644 16372 18337 18521 20884 21656 22421 24607 24874 25075 25270 27352 29992 31269 31939 32282 32,'M 33862 36854 37589 38815 30498 40542 41127 44851 46333 47tI03 49253 49279 50009 50012 50055 50656 50986 51223 52804 54215 54819 55657 570,14 61931 620U 62576 63182 67935 68937 69169 70556 79642 82865 83142 84362 85170 ,88963 80086 92405 92912 92982 93183 96354 96567 97159 99658. Kihnng des Bezirksausschusses der Königlichen Kmtshaupt- maurrschaft Schwarzeuöerg. am 4. April 1907. In der heute unter dem Vorsitze deS Herrn Amtshauptmanns Demmering abgehaltenen Bezirksausschußsitzung wurde über 27 Gegenstände verhandelt. Genehmigt wurden die Gesuche ») deS Geschäftsführers Louis Adolf Fischer in Lauter um Uebertragung der Erlaubnis zum Tanzmusikhalten, zur Veranstaltung von Theater vorstellungen, Singspielen, Gesang-- und deklamatorischen Vorträgen sowie zum Krippcnsetzen für Kat -Nr. 110 für Lauter; t>) des Bäckers und Konditors Paul Robert Trommcr in Lauter um Uebertragung der Erlaubnis zum Ausschank von Kaffee, Kakao und Limonade in Nr. 61 I» für Lauter; e) des Wirtschastsgehilfen Ernst Rudolf Wild in Albernau um Ueber tragung der Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank in Nr. 8 für Albernau; <!) des Gastwirts Max Hermann Neidhardt in Bernsbach um Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank im neuen Anbau und im Garten; s) deS Maurer- Max Paul Riedel in Hund-Hübel um Uebertragung der Erlaubnis zum Branntwcinkleinhandel in Nr. 118 für HundS- hübcl. Weiter wurden genehmigt bez. befürwortet: a) das neue Tanzregulativ; k) das Ortsstatut der Gemeinde Schönheide, die Pensionierung der be rufsmäßigen Gemeindebeamten und deren Hinterbliebenen betr.; o) der ortsstatutarische Beschluß über Ausscheiden der Gemeinderatsmit glieder in Lindcnau; 6) das Regulativ der in Zschorlau zu errichtenden Sparkaffe; s) das Ortsgesetz der Gemeinde Bockau über Einreichung von Bau anzeigen ; f) das OrtSstatut über Erhebung der allgemeinen Hundesteuer in CarlSseld; g) der I. Nachtrag zum Regulativ über das Ziehkinderwesen im Bezirk der Königlichen AmtShauptmannschaft Schwarzenberg; b) das Statut über die Tagegelder und Reisekosten der GemeinderatS- mitglieder und Beamten der Genieinde Bernsbach ; i) die Besitzwechselabgabenordnung für Crandorf; Ir) das OrtSstatut des Gutsbezirks Niederpsannenstiel, die Pensionsver hältnisse der Gemeindebeamten betr.; l) der I. Nachtrag zum OrtSstatut der Gemeinde Oberaffalter. Die Rechnung der Kaffe der AmtShauptmannschaft Schwarzenberg aufs Jahr 1806, die Amtshauptmann Or. Krug von Nidda-Stiftung betr. wurde richtig gesprochen. Der Gegenstand, ortsstatutarischer Beschluß der Gemeinde Ritter-- grün über Zusammensetzung und Ergänzungswahlen des Gemeinderates betr., wurde von der Tagesordnung abgesetzt. Die Notwendigkeit der Anlegung einer neuen Straße zwischen Oster lamm (Waschleithe) und Grünhain wurde anerkannt und die Uebernahme bleibender Verbindlichkeit durch die Stadtgcmeinde Grünhain anläßlich dieses Straßenbaues genehmigt. Das Wegebauunterstützungsgcsuch der Gemeinde Raschau wurde be fürwortet. Abgelchnt wurden die Gesuche: a) des Kellners Hermann Arno Georgi in Raschau um Erlaubnis zum Ausschank von Bier, Wein, Likör, alkoholfreien Getränken sowie zur Uebernachtung und zur Abhaltung von Konzerten in einem zu er richtenden Gebäude; l>) des Bauunternehmers Oskar Slcmmler in Obersachsenfeld um Er laubnis zur Errichtung einer Stehbierhalle mit Frühstücksstubc und zur Verabreichung von Bier und kalten und warmen Speisen in Nr. 50 sür Obersachsenfeld; os des Fabrikschlossers und Grünwarenhändlers August Emil Knorr in Alberoda um Erlaubnis zum Branntweinkleinhandcl. Bezüglich der Eingabe der Kreisvereine des Verbandes deutscher Kauf- leute und Handlungsgehilfen, Sonntagsruhe im Handelsgcwerbe betr., soll die AmtShauptmannschaft mit den Stadträten ins Vernehmen treten. End lich wurden 2 Bezirksanstaltssachen erledigt. Erker Schutgang. Von Paul Pasig. (NaHdruck verboten.) Wie schmuck und selbstbewußt unser kaum sechsjähriger Prinz in seiner funkelnagelneuen Schulausrüstung da vor uns steht, gleich als wollte er ausziehen, eine neue, ihm noch ganz unbekannte Welt in raschem Siegesläufe zu er obern! Mutter hat alles getan, ihren Liebling auf das vor teilhafteste und — was die Hauptsache — auf das praktischste auszustaffieren. Denn es handelt sich ja, das ist nicht zu vergessen, um ein Kleidungsstück nicht für den Salon und zum feiertägigen Gebrauche, sondern für die Schulstube und zum Arbeiten. Der nette, so keck sitzende blaue Marineanzug wird später, wenn es wärmer wird, mit einem Waschanzug aus Linnenstoff vertauscht werden, und Mutter wird wohl einen größeren Vorrat davon anschaffen müssen, denn in den Pausen und auf dem Schulwege geht's zuweilen etwas kriegerisch zu, und da hat mitunter, wie das eigentlich selbst verständlich ist —- ä la ^uoiro oommo ä la xum-re — auch die Uniform zu leiden. Und nun die eigentliche Schulaus rüstung! Wie ein leibhaftiger Tornister hockt der niedliche Ranzen aus dem Rücken, und wer sich die Mühe nehmen wollte, hincinzuschauen, der würde staunen ob der Herrlich keiten, die er in seinem Schoße birgt. Da ist vor allem die neue rotlinierte Schreibtafel mit dem blankpolierten Holz rahmen, auf welcher der angehende ABC-Schütze seine ersten Gefechtsversuche machen soll. Jawohl, nichts anderes ist es, wenn solch kleiner Wicht den harten Schieferstift in der un gelenkigen Hand, Striche und Bögen auf das spröde Ma terial malen und diese allmählich zu wirklichen lesbaren Buchstaben verbinden soll. Das kostet einen ernstlichen Kampf, nicht nur mit dem eigensinnigen Material, dem Schie ferstein, sondern noch weit mehr mit den starren, steifen Dingerchen, am meisten wohl oft aber mit dem kleinen, starrsinnigen Köpfchen des kleinen Rekruten, dem die Not wendigkeit solches Kämpfens und Mühens noch nicht recht einleuchten will. Aber schließlich führt Tapferkeit, Mut und Beharrlichkeit auch hier zum Ziele, und der Sieger trägt den schönsten Lohn davon: er wird ein gelehriger Schüler und später ein tüchtiger, brauchbarer Mann und angesehener, wohlgestelltcr Staatsbürger. Neben der Schreibtafel ruht einträchtig die Fibel, das erste Lesebuch. Freilich sind die gedruckten Buchstaben, Silben und Wörter für unseren kleinen Helden noch Hieroglyphen. Aber die beigefügten Bilder lassen ihn den verborgenen Sinn derselben schon ahnen, und leise dämmert in seinem Köpfchen eine neue Welt auf, die er seither nur teilweise kannte. Den »Fisch" da kennt er ja schon, im Bache hat er manchen von der Sorte gefangen und im Töpfchen heimgebracht, und an Festtagen gab's immer ein leckeres Mahl, wenn die Karpfen- und Gänsezeit da war, zumal zu Weihnachten. O, wie heimelt den kleinen Kerl doch dieses Bild an, alle Herrlich keit des Christfestes wird in der Erinnerung wieder lebendig beim Buchstabieren: F—i—Fi—sch—Fisch! Und nun das zweite Bild, ein wahrhaftiges „Rad". Das ist erst lustig l Gleich als hätte der Buchschreiber gewußt, wie gern unser Hans sein Schwesterchen auf dem kleinen Schubkarren fährt, den er am letzten Weihnachtsfeste erhielt! Das Rad knarrt und knurrt zwar manchmal, aber rollen muß es doch, dafür sorgt Hans schon. Also: R—a—Ra—d—Rad! Und so geht's lustig weiter — da mache ihm einer weiß, das Lernen sei eine Qual! Nein, mit solchem Buche ist's gewiß ein Spaß. Der ganze Kinderhimmel steht ja hier leibhaftig vor einem da. Und nun weiter! Einen Federkasten birgt der Schulranzen noch. Zwar Federhalter und Federn sind jetzt uoch nicht drin. Wozu auch? Die braucht ja erst der aus gelernte Rekrut, nicht aber der angehende, für welchen Schieferstift und höchstens Bleifeder die brauchbarsten Waffen sind. Die federn stiften ohnehin gar oft manches Unheil an, wenn sie s. B. im kindlichen Spiel und unvorsichtiger weise gebraucht werden. Darum war Mutter klug genug, ihren Liebling auf seinem ersten Schulgange mit dieser nutzlosen und gefährlichen Waffe zu verschonen. Ganz in die Ecke gedrückt, lugt noch ein Schwamm hervor, der mit einer Schnur an der Schiefertafel befestigt ist. O, das ist ein gar nützliches Ding, das viel, sehr viel arbeiten muß, alle die kuriosen Kreuz und Ouerzüge, die der Schieferstift machen wird, zu tilgen und die Tafel immer wieder blank und rein zu scheuern. Aber bei seiner treuen, unverdrossenen Arbeit verliert es auch sein schmuckes, sauberes Aussehen und nimmt nur zu bald eine grauschwarze Färbung an. Darum hurtig nach jedem Gebrauch den Schwamm in reinem Wasser gebadet, damit er schmuck wie ein Menschenkind, das den Arbeitsschmutz in einem frischen Bade beseitigte, seine Pflicht mit immer neuer Kraft erfüllen kann. Aber was sehe ich da ganz unten noch? Eine nette blitzblanke Blechkapsel, mit bunten Bildern geschmückt und gar appetitlich anzu schauen. Ja, wahrhaftig, indem ich sie näher betrachte, lese ich auch in zierlicher Schrift die beiden verheißungsvollen Worte: „Guten Appetit!" Wie hat Mütterchen doch wieder für ihren Liebling gesorgt! Indem ich öffne, gewahre ich, in sauberes Papier eingcwickelt, eine Butterschnitte mit etwas kaltem Braten, damit sich Hänschen in der großen Haupt pause, wenn er sich hungrig gearbeitet hat, gehörig stärken kann; dann geht's bis zum Mittagsessen mit erneuter Kraft weiter. Recht so! Vor allem, daß es kein Kuchen oder ähnliche Leckerei ist, die bei weitem nicht so kräftigen, wie ein Stück gutes Brot und die Kinder nur verwöhnen und zu Lecker mäulchen erziehen. Kommt dann die schöne Obstzeit, dann wird sicher die fürsorgliche Mutter es an Kirschen, Johannis und Stachelbeeren, Brrnen und vollends rotbäckigen Aepfeln nicht fehlen lassen. Das ist gesund und mundet prächtig. .. Doch wie? Jetzt mirds lebendig auf der Straße, und scharen weise ziehen die ABC-Schützen, von den Ihrigen geleitet, zur Schule. Wohlan denn, Hänschen, gib dem Vater noch einen herzhaften Schmatz und den Geschwistern eine Patsch hand, und nun Gott befohlen! auf den ersten Schulgang! Mütterchen nimmt dich an der Hand und führt dich. Je näher beide dem Schulhause kommen, um so mehr verstummt das vorher noch so lebhafte Gespräch des kleinen Knaben, und es scheint, als bemächtige sich seiner eine gewisse Be klommenheit. Nun stehen sie an der Pforte des großen Ge bäudes. „Leb wohl, Hänschen, sei hübsch artig, wenn dich der Lehrer fragt, und komme gesund wieder heim!" Die Mutter spricht's und drückt ihren Liebling noch einmal ans Herz. . . Da erscheint ein älterer, freundlicher Herr, nimmt Hänschen in Empfang und führt ihn in das Haus. Hans weiß nicht, wie ihm geschieht; willenlos läßt er sich führen, nur fühlt er, daß ihm das Weinen näher ist als das Lachen. Aber als richtiger Bub nimmt er sich zusammen — recht so, Hänschen, ein echter, rechter Junge darf nicht gleich heulen, wenn's mal anders kommt als er meinte, und die Mutter wirst du ja bald wiedersehen Im Lehrzimmer sind etwa vierzig Altersgenossen ver sammelt. Der Lehrer in schwarzem Anzuge nimmt jeden bei der Hand und führt ihn an seinen Platz in der Bank. Also das ist er! Wie ganz anders hatte sich Hänschen diesen Herrn vorgestellt! Etwa wie einen Knecht Rupprecht mit der Rute in der Hand und einem langen, grauen Barte, als wollte er immer bärbeißig dreinfahren! Aber dieser da mit dem freundlichen, mild lächelnden, wenn auch ernsten Antlitz hat nichts von einem Knecht Rupprecht an sich. Was doch die Leute einem für dummes Zeug weismachen I Nun sitzen alle still an ihrem Platze und haben auf des Lehrers Geheiß ihre Händchen auf der Tafel gefaltet. Und nun beginnt der Lehrer zu sprechen, so freundlich, so mild, wie wenn Onkel Geschichten erzählt, und fragt jedes Kind nach seinem Namen, Geburtstag und -Jahr usw. „Ich heiße Hänschen," spricht unser ABC-Schütze, und dabei leuchten seine Augen wie funkelnde Sterne. „Recht so, mein Junge, aber wie noch?" Das ist eine kritische Frage. Endlich hat er's herausgefunden. „Auch manchmal Hans oder Hansli," fügt er zaghaft bei. Der Lehrer nickt lächelnd und legt zutraulich seine Rechte auf Hansens blondes Lockenhaupt. „Bist ein ganzer Kerl, mein Sohn," meint er dabei. „Deine Eltern heißen doch Müller, ja?" Nun hat er's verstanden, „Hänschen Müller" wollte der Lehrer hören. Mit dem Geburtstage ging's noch an, aber das Geburtsjahr? Na, ein Unglück war's auch nicht, und, merkwürdig, wenn so'n ABC-Schütze nicht gleich darauf kam, sah der Lehrer in ein großes Buch sagte: „Ge boren am 8. Februar 1901, nicht wahr, Hänschen Müller?" und sogleich war alles in Ordnung. Schiefertafel, Lesebuch und Federkasten brauchten garnicht ausgepackt zu werden, was Hänschen am meisten wunderte. Schüchtern hob er daher — seine ältere Schwester hatte ihm das gelehrt — sein rosiges Zeigefingerchen und fragte, ob er nicht seinen Ranzen auspacken sollte? „Heute nicht, liebe Kinder," sagte da der Lehrer. „Ihr könnt nun wieder nach Hause gehen, findet Euch aber von morgen an täglich pünktlich vormittags acht Uhr hier in diesem Zimmer ein. Nun gebt mir der Reihe nach die Hand und versprecht mir dabei, daß Ihr immer brav und fleißig sein werdet. Dann wird es Euch auch in der Schule gefallen, und Ihr werdet gern zu mir kommen." Aber nun kam das Schönste. Einzeln nahten sich die Kleinen ihrem Lehrer, der einem jeden die Hand drückte. Dann aber hob er ein weißes Tuch, das auf einem Seiten tische lag, auf, zog große Zuckerdüten hervor und überreichte je eine den staunenden ABC-Schützen. „Danke, danke, Herr Lehrer. . ." und, husch, waren sie zur Tür hinaus! .... „Na, Hänschen, schon zurück? Wie war's in der Schule?" fragten die erstaunten Eltern. „Ach, war das schön, Mutter, so ganz anders als ich dachte I Und der Herr Lehrer ist ein guter Mann, wie Onkel Max, und das Lernen ist leicht, das geht wie geschmiert — und die große Zuckerdüte da!" Und mit tränenfeuchtem Antlitz umarmte die treue Mutter ihren Liebling. Per Schatz von Aoscoreate. Humoristisch« Novelle von M. O. Dalberg. (5. Fortsetzung.) .Potberg öffnete den Brief, der in klaren, festen Zügen sein« Adresse trug und las: Mein Jnnigstgeliebter! Im Begriffe abzureisen, schreibe ich Dir diese wenigen Zeilen. Mein Onkel hat einen lächerlichen und unwürdigen Verdacht gegen Dich und Deinen Freund. Es ist mir bis jetzt nicht gelungen, aus ihm herauszubringen, um was es sich handelt. Allen meinen Fragen weicht er aus. Er besteht daraus Begegi dentba scheint» andern von n also n Mutes konnnn Dein 2 nachdei schwer, kurzer und vi Die aufgekläri gerichtet j »Hie ich ja vo: Wen Worten kluges V Ihnen zi sprechen. Die passc dürfniß, kann nur Am Hotel, wi ihm mit, nach Nizz. bleiben gc weise dos Dir gute Grüßen u Als r «in eben Es lautet« aus Antil Grüße. Z Als e mitteilte, « ausgegebcr Holde morgen." „Um nutzt. De können sie woch, wer Ankunft i Freitag M Sie mirhn Ich ziehe < dier bereit dem iiomr Etwa« gab sich c zukommen, tag Abend schäft eines werde dab überlasse i bestellte Ge reale fahrt Hoffentlich Da Sie r Ihnen so i Sie genötij Ihnen hier Boscoreale wir uns i Also, auf o „Gute Bries erha, mir bitte u schätz zu er aus Wieder Am n Grand Ho Kellner übei HW welcher Jtc läßt, wüns Collcktio, mitzngeden. 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