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Amts- M mzeigeblatl für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Abonnement vierletj. 1 M. 2b Pf. einschließl. des .Jlluftr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bst unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lclegr.-Adrestc: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprrchrr Ur. 2lll. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. —s-s-i-. 54. Jahrgang. -! Ni- Dienstag, den 12. März Die Nrn 13 und 37 der Schankstättenvcrbotsltste sind zu streichen. Ttadtrat Eibenstock, den 9. März 1907. Hefte. Mrt. Zlocigabteilnng der König!. Kunstschule für Textilindustrie Plauen zu Eibenstock. Anmeldungen zur Aufnahme in die Schule sind bis zum 6. April in der hiesigen Ratsregistratur zu bewirken. Vorzulegen ist ein Nachweis über die Staatsangehörigkeit. Die Aufnahme erfolgt Montag, de« 8. April, vormittags 7 Uhr. Unterricht wird erteilt im Zeichnen und Malen nach der Natur, Zeichnen und Rialen von Ornamenten, Farbenlehre, gewerbliche Geschmacks- und Stillehre, Entwerfen von Mustern für die Textil industrie, Deutsch und Rechnen (Geschäftskunde). Das Schulgeld beträgt für Staatsangehörige jährlich 15 Mk., für Ausländer 60 Mk. Die Schüler der Anstalt sind von der allgemeinen Fortbildungsschulpflicht befreit. Die Direktion der Königlichen Kunstschule sür Textilindustrie. Dienstag, den 12. März 19V 7, nachmittags 3 Uhr sollen im „Enal. Hof" hier 1 Siegelring, 1 Posten Wein und Zigarren meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 11. März 1907. Der Ratsvollzieher der Stadt Eibenstock. Jei den Soziakdemokralen geht es jetzt zu, wie in jeder geschlagenen Armee: die Truppen sind kleinlaut, in den Kantinen wird über die schlechte Führ ung getuschelt, hier und da treten schon laute Kritiker auf. Die Feldherren zeigen dem gemeinen Mann vergnügte Ge sichter und reden von künftigen Siegen. Hinter den ver schlossenen Türen aber machen auch sie besorgte Mienen, ' zanken sich oder brüten über neuen Schlachtplänen. Im Reichstage übertrieben sie die Zuversicht. Sie hatten daher das Unglück, daß man ihnen die Hoffnungs freudigkeit so wenig glaubte wie die Einigkeit, die sie dadurch zu bekunden suchten, daß nach Bebel und Singer auch ein Revisionist namens David zum Wort »erstattet wurde. Der spielte seine Laute ganz geschickt und entlockte ihr sogar ein paar nationale Töne. Es gibt nämlich einige Kluge unter den Führern, die nach den Erfahrungen der Wahlen es für besser halten, nicht mehr auf dem deutschen Nationalgefühl herum zutrampeln. Auch Singer hatte eine Empfindung dafür, brachte sie aber sehr ungeschickt zum Ausdruck, indem er eine vom Fürsten Bülow festgenagelte Aeußerung Bebels, die allerdings das niedrigste an Vaterlandsverleugnung ist, abzuleugnen versuchte. Das war jedoch vergeblich, die Aeußerung ist von zu vielen gehört worden, sie ist zu sicher beglaubigt, und Bebel selbst hat sie nicht zu bestreiten gewagt. Es war auf dem inter nationalen Sozialistenkongreß in Amsterdam vor drei Jahren. Bebel erklärte dort den Franzosen, wie sie zum allgemeinen Stimmrecht und der Republik gekommen seien: Das Stimm recht gab euch der Mann des Staatsstreichs und die Republik die deutsche Reaktion, die euch ein Sedan verschaffte und euren Napoleon in Wilhelmshöhe zur Ruhe setzte." Und dann fuhr er fort: „Genossen, ich wäre ganz zu frieden, wenn wir (Deutsche) auf dieselbe Weise zur Republik kämen." Wenn also jetzt die Sozial demokratie ihren vaterlandsfeindlichen Geist verbergen will, so wird man ihr immer entgegenhalten müssen, wie es Fürst Bülow getan hat, — daß ihr anerkanntes Haupt zur Er reichung der sozialdemokratischen Ziele selbst ein deutsches Sedan herbeigewünscht hat. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie die „Nordd. Allgem. Ztg." erfährt, ist der Kaiserliche Botschafter in Konstantinopel, Frhr. Marschall v. Bieberstein als erster Delegierter des Deutschen Reiches auf der H a a g er K o n f e r e n z in Aussicht genommen. — Zu der Braunschweigischen Frage hören die „Berl. N. N.," daß die Behauptung, Preußen hätte in der Kandidatenfrage irgendwelche Stellung in zustimmendem oder ablehnendem Sinne genommen, jeder Grundlage entbehrt. Wenn im Zusammenhang hiermit Prinz Max von Baden und Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg als besonders aussichtsvolle Kadidaten genannt werden, so wird demgegen über von gut unterrichteter braunschweigischer Seite gemeldet, daß es sich dabei um eine haltlose Kombination handelt, da weder Prinz Max noch Herzog Johann Albrecht für die Regentschaft in Frage kommen. Dian geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß sowohl der Regentschaftsrat als auch ein erheblicher Teil der Landesversammlung die Wahl des Prinzen Friedrich Wilhelm, des jüngsten Sohnes des verstor benen Regenten Prinz Albrecht, als die beste Lösung der Regentschaftsfrage ansehen. — Um einen Begriff von dem heutigen Arbeits umfang der Reichspost zu geben, seien die folgen den Zahlen angeführt: Die Reichspost hat im Rechnungsjahr >905 zum erstenmal über eine Milliarde Telephongespräche »ermittelt; die Zahl der Gespräche betrug 1061 Millionen. Außer 47'/, Millionen Telegrammen wurden 6606 Millionen Sendungen befördert, 4503 Millionen entfallen auf Briefe, Postkarten, Drucksachen, Geschäftspapiere und Warenproben. Außerdem wurden in Millionen befördert: 1452'/, Zeitungs nummern, 251 außergewöhnliche Zeitungsbeilagcn, 208 ge wöhnliche Pakete, 14 Postanweisungen, 8'/, Wertbriefe, 5 Postaufträge, 3'/. Wertpakete. Der Gesamtbetrag der Wert angaben und des vermittelten Geldverkehrs hat jetzt nahezu 29 Millionen Mark erreicht. Personen wurden wenig über eine Million befördert. Das Heer der Reichspost- und Tele graphenbeamten umfaßt jetzt 243 766 Personen. -Oesterreich-Ungarn. In Wien fanden aber mals Ausgleichs-Verhandlungen zwischen dem ungarischen Ministerpräsidenten Wekerle und dem österreich ischen Finanzminister statt. Wie verlautet, betrafen die Ver handlungen die Frage der Einführung selbständiger ungar ischer Verbrauchssteuern. Ueber das Ergebnis ist bisher nichts bekannt geworden. Die weiteren Verhandlungen in Budapest, die bereits am 1. März beginnen sollten, sind auf den 17. oder 18. März verschoben worden, da bis dahin noch mehrere wichtige Detailfragen klargestellt werden sollen. — Rußland. Kutais, 9. März. Heute früh wurden gegen einen Wagen, in welchem ein Renteikassierer in Begleitung von zwei anderen Renteibeamten und zwei Polizeibeamten einen Geldtransport ausführte, von Unbekannten drei Bomben geworfen und mehrere Re volverschüsse abgefeuert. Ein Renteibeamter, der Kutscher und beide Polizeibeamte wurden getötet, der Kassierer und vier andere Personen verwundet. Das Geld im Betrage von 15000 Rubel wurde geraubt. Die Täter sind entkommen. — Frankreich. Im Ministerium des Aeußern in Paris wird eine Kommission gebildet werden mit dem Auf trage, alle sich auf die diplomatische Geschichte des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 beziehen den Dokumente zu sammeln und zu veröffentlichen. Die Kommission wird aus drei Mitgliedern der im Ministerium des Auswärtigen bereits bestehenden Kommission für die diplomatischen Archive gebildet werden, nämlich Aulard, Emil Bourgeois und Joseph Reinach; als Vorsitzender der Kommis sion wird der Direktor der Archive im Ministerium des Auswärtigen Deluns-Montand fungieren. — England. Je größer die Rolle ist, welche die A b - rüstungsfrage, richtiger die Frage einer Einschränkung der Rüstungen, in der öffentlichen Erörterung spielt, und je unbefangener englische Blätter vom Schlage der „Daily Mail" auch diese Angelegenheit zur Hetze gegen Deutschland benützen, um so erfreulicher ist es, daß es nicht an ehrlichen, englischen Stimmen hierüber fehlt. So läßt sich z. B. der „Daily Graphic" folgendermaßen vernehmen: „Zum Humor der gegenwärtigen politischen Lage gehört der Gegensatz zwischen den Verheißungen des Premierministers und den Taten des Staatssekretärs für den Krieg. Während der erstere erbötig ist, die Rüstungen einzuschränken, sofern nur andere Mächte dasselbe tun wollen, legt der letztere dem Unterhause einen Plan vor, von dem er erklärt, er werde Großbritannien eine größere und stärkere Armee geben, als es solche jemals zuvor besessen. Seine Ansicht von dem Werte seines eigenen Planes mag übertrieben sein, aber der Gegensatz zwischen seinen Reden im Unterhause und den Zeitungsartikeln des Premiers grenzt ans Lächerliche. Be sonders ist es der Mühe wert, darauf hinzuweisen, daß der Hauptzug in Herrn Haidanes Plan die Vergrößerung und Vervollkommnung nicht unserer rein defensiven Streitkräfte, sondern desjenigen Teils unserer militärischen Rüstung ist, der dem Zwecke dient, den Krieg in das Gebiet des Feindes zu tragen. Vom militärischen Standpunkte aus ist das voll kommen richtig. Wir brauchen kein Heer, um uns gegen einen Einfall zu schützen, das ist die Aufgabe der Flotte. Die Auf gabe unseres Heeres muß immer sein, unsere Feinde über See zu schlagen, und unsere ganze Macht sollte zu diesem Endzweck organisiert werden. Aber während wir eifrig mit einer solchen Reorganisation beschäftigt sind, können wir kaum erwarten, daß unsere Nachbarn sich durch unser Gerede von Abrüstung sehr beeinflussen lasten." Dieser Schluß folgerung braucht man kein Wort hinzuzufügen. — Die Besprechung der englischen Frauen stimmrechtsvorlage im Unterhause wurde auf un bestimmte Zeit vertagt. Die Vorlage gilt damit für gefallen, da die Regierung zu einer ferneren Besprechung keine Ge legenheit bieten wird. — Amerika. Die „Morning Post" meldet aus Washington: Das Staatsdepartement hat Anordnungen ausgegeben, durch welche das Stille Ozean-, das Philippinen- und das China-Geschwader zu einer Flotte mit Honolulu als Verteidigungsstützpunkt für den Stillen Ozean vereinigt werden. Es wird zwar beton», daß die Konzentration der Seestreitkräfte in keinem Zusammenhang stehe mit dem durch die Zwischenfälle in Kalifornien gezeitigten Charakter der Beziehungen der Ver einigten Staaten zu Japan, doch ist offenkundig, daß die Regierung es für rätlich erkennt, auf dein Stillen Ozean eine Flotte aufrecht zu erhalten, die hinreichend stark ist, die Philip pinen und Hawai zu verteidigen und die an der pazifischen Küste gelegenen Staaten der Union zu schützen. — Die Zeitung „Diario de la Marina" bringt Ent hüllungen über Kuba; sie behauptet, Schriftstücke zu besitzen, aus denen sich beweisen lasse, daß der Senat der Vereinigten Staaten im Jahre 1897 von Senor Estrada Palma erkauft wurde, um eine Kriegserklärung gegen Spanien herbeizuführen. Es seien Bonds im Werte von 37 Millionen Dollar ausgegeben und als Kaufgeld an die Senatoren ge zahlt worden. Da der Wert der Bonds im Jahre 1899 sehr zurückgegangen sei, habe Estrada Palma mit den Senatoren einen neuen Vertrag über 26 Millionen Dollar abgeschlossen. Die betreffende Zeitung gilt als die älteste und vertrauens würdigste Kubas. Ihr Herausgeber, Nicolas Rivero, steht in hohem Ansehen. Er droht, den amerikanischen Senat zur Besprechung dieser Angelegenheit zwingen zu wollen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 11. März. Schnee und kein Ende. — Das mit Anfang dieses Monats einsetzende Tauwetter hat am Ende der vergangenen Woche wieder neuem Schnee und Frost weichen müssen und heute hat es den Anschein, als wolle der Winter noch einmal voll einsetzen. Die Eisblumen, welche am heutigen Morgen die Fenster zierten, erweckten die Empfindung, als befänden wir uns noch im Monat Januar und nicht kurz vor dem kalendermäßigen Frühlingsanfang. Die armen Staare werden diese neue Schnee- und Kälteperiode besonders schmerzlich empfinden. Hoffen wir, daß dieselbe nach dem Sprichwort, daß strenge Herren nicht lange regieren, nur noch von kurzer Dauer ist und bald das ersehnte mildere Wetter den endgültigen Sieg davonträgt. — Eibenstock. Anmeldungen für Aufnahme in unsere Zweigabteilung der König l. Kunst schule für Textilindustrie werden hier in der Ratsregistratur entgegengenommen. Die Lehrfächer der Schule, die in eine Unter-, Mittel- und Oberklasse eingeteilt ist, be stehen in Natur- und Ornametzeichnen, Farbenlehre, ge werbliche Geschmacks- und Stillehre, Entwerfen von Mustern für die Textilindustrie, Deutsch und Rechnen. Jedein Zeichner lehrling ist hierdurch Gelegenheit geboten, die für seinen Be ruf erforderliche Vorbildung gründlich zu studieren, eine Tat sache, die umsomehr mit Freuden zu begrüßen ist, als doch in anderen vogtländischen und erzgebirgischen Industriestädten schon lange derartige Schulen fruchtbringend wirkten. Im Ringen und Schaffen gegenüber den Conkurrcnz - Staaten, und dann der eigenen Existenz willen, kann und verlangt man heutzutage von einem tüchtigen Musterzeichner, daß er mit künstlerischem Verständnisse die verschiedenen Arten des historischen Ornamentes und die Pflanze sowohl in natu ralistischer, wie stilistischer Auffassung für seine Zwecke zu ver wenden versteht. Zur Aneignung solcher Kenntnisse gehören Jahre ernsten Studiums. Selbst bei dem besten Willen und ernstesten Streben wird es im praktischen Leben schwer mög lich sein, Zeit und Ruhe zu finden, um sich derartigen Studien hinzugeben. — Eibenstock. Seitdem die Ueberwachung und Prüfung aller Nahrungs- und Genußmittel allgemein amtlich eingeführt ist, ist eine erhebliche Verbesserung in dem Verkehr mit Nahrungs und Genußmitteln zu verzeichnen, insbesondere haben sich die wirklichen Verfälschungen auf ein ganz geringes Maß beschränkt. Immerhin aber sind zuweilen noch Ver fälschungen gewisser Nahrungsmittel, so vor allem der Biere und Weine, Milch und Butler und anderer wahrzunehmen. Auch diese Verfälschungen werden mit der Zeit noch schwinden. Dies würde möglichst bald und wirksam erreicht, wenn da« kaufende Publikum an seinem Teile mithelfen würde. Es hat durch seinen Verbrauch am ehesten Gelegenheit. Ver fälschungen zu entdecken und durch die Uebermittelung ver dächtig erscheinender Nahrungsmittel an die Untersuchungs stellen zur Ermittelung minderwertiger Waren beizutragen.