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Amts- M AiUMblatt Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. oes „Jlluftr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen dlasen" in der Expedition, bei unseren Bolen sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Trlcgr.-Adrrstr: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Frrnsprtchcr Ur. 2><i. L4S. 53. Jahrgang. —- — Dienstag, den 4. Dezember IN«« Gefunden und anher abgegeben wurden die nachoerzeichneten Gegenstände. Die Empfangsberechtigten wollen sich baldigst an Polizeiamtsstelle melden. Stadtrat Eibenstock, am 30. November 1906. Hesse. Mehrere Geldbörsen mit Inhalt, 1 Taschenuhr, 1 Geldstück, Silberfaden. Außerdem sind einem hiesigen Einwohner 3 Gänse zugelaufen. le terial- sch ge lt und n, wie ß- und rf- und mpfehle 30 Pf., Mk, so Posten mahme ratis. ße 2. Msc r. Hof- tnder- Erfolg en em- ze aller Grind, ißfüße, vrrbcss. fklscife tock. senk Zade- Pro- Hal. tiger cke. en :I> lk,il. veck» lun^ »Kd. ige- mber seren üost- inge- sbl. Pie Kokoniakdeöatte im Reichstage nahm am Donnerstag einen guten Anfang. Man hörte nichts von neuen Kolonialskandalen, und was die alten betrifft, so gewann man den Eindruck, daß sie genau untersucht und die begangenen Fehler abgestellt worden sind. Namentlich auf der rechten Seite des Hauses berührte es sehr angenehm, daß der Reichskanzler in seiner einleitenden, in alter Frische oorgetragenen Rede zwar nichts beschönigte, aber die maßlosen Ueberlreibungen und Verallgemeinerungen einzelner bedauerlicher Vorkommnisse scharf zurückwies und die deutsche Beamtenehre vor In- und Ausland verteidigte. Ohne Zweifel hat unsere Kolonialwirtschaft viel weniger unter Verfehlungen einzelner Personen als unter Mängeln der Organisation und des ganzen Systems gelitten. Alles will gelernt sein. Aber unsere Erwerbung von Kolonien und ihre Verwaltung sind noch viel zu jungen Datums, als daß wir uns über Fehler und Mängel, Mißgriffe im einzelnen und bureaukratische Hindernisse in der Bewältigung der all gemeinen Aufgaben groß wundern können. Es hängt da das meiste von dem Geiste und dem Grade der praktischen Einsicht ab, der an der Zentralstelle besteht. Fleiß und Ge wissenhaftigkeit allein genügen nicht; es müssen organisatorisches Talent, wirtschaftliche Erfahrung und Tatkraft hinzukommen. Schon vor neun Jahren, nach der Beförderung des Kolonial direktors Frhrn. v. Richthofen zum Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amts, hatte Fürst Bülow sich bemüht, einen Mann von wirtschaftlicher Erfahrung für die Nachfolge des Frhrn. von Richthofen zu gewinnen. Ebenso war nach dem Abgänge des Kolonialdirektors Stübel der Direktor des Nord deutschen Lloyd Dr. Wiegand als Leiter der Kolonialverwaltung in Aussicht genommen worden. Erst im vergangenen Sommer ist es gelungen, einen kaufmännisch vorgebildeten Mann zu finden, der bereit war, seine Tätigkeit als Direktor einer Bank für Handel und Industrie mit „der Schinderei und Aufregung der Wilhelmftraße" zu vertauschen. Inzwischen hatten sich die handgreiflichsten Mißstände gerade bei Erledigung wirt schaftlicher Aufgaben der Kolonialverwaltung, nämlich bei den Verträgen mit Lieferanten von Ausrüstungs- und pharmazeut ischen Waren und mit Transportgesellschaften, herausgestellt. Der neue Kolonialleiter Dernburg konnte sich daher auch nicht besser im Reichstage einführen als mit der Erklärung, daß die alten Verträge gelöst oder den Reichsinteressen ent sprechend verändert worden sind. Der Reichstag bekam den Eindruck, in dem seinem Wohlwollen vom Reichskanzler em pfohlenen „neuen Herrn" eine tatkräftige Persönlichkeit vor sich zu haben, die voll Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft unserer Schutzgebiete erfüllt ist. Deshalb traten auch im weiteren Verlauf der Debatte und sogar in der Rede des Abg. Erzberger „Enthüllungen" und Beschwerden über einzelne Personen hinter sachlichen Gesichtspunkten zurück. Hoffentlich kommen wir damit aus dem oft kleinlichen Kolonialzank her aus zu einer zweckmäßigen Organisation und nützlichen wirt schaftlichen Entwickelung der Schutzgebiete. Tagesgeschichte. — Deutschland. Am Sonnabend fand auf der Schiffswerft Vulkan in Stettin durch Kronprinzessin Cecilie die Taufe des neuen Lloyddampfers „Kronprinzessin Cecilie" statt. Hierauf vollzog sich der Stapellauf glatt und ohne Zwischenfall. - Als Zuwachs für die heimische Schlacht- flotte werden im neuen Rechnungsjahr 8 im Bau begriffene Linienschiffe in Betracht kommen. Von diesen acht Panzern sollen zwei im Laufe des Jahres den ersten Frontdienst auf nehmen (Pommern und Hannover); zwei weitere (Schlesien und Q) werden nach ihrem Ablauf sich im Stadium des inneren Ausbaues befinden; zwei Schlachtschiffe sollen auf den Hellingen in Arbeit sein und zwei neue, die der Etat fordern wird, soll-n von den Werften zum Bau in Angriff genommen werden. Die letzteren vier Schiffe werden bereits Bauten des neuen, erheblich vergrößerten Typs sein und den Ersatz für die alten vier Panzer der Sachsen-Klasse bilden. Zur Vergrößerung der Panzerkreuzerflotte kommen im neuen Rechnungsjahr vier Schiffe in Frage. Von diesen sind Scharn horst und Gneisenau, die beide in der ersten Jahreshälfte 1906 zu Wasser gebracht worden sind, im inneren Ausbau fortzuführen, damit b^ide Bauten gegen 1908 ihren ersten Frontdienst aufnehmen können. Der dritte Panzerkreuzer (k), den die Kieler Marinewerft in Arbeit hat, ist für den Stapel lauf im Jahre 1908 vorzubereiten, und der vierte in dem neuzufordernden Schiff in Angriff zu nehmen. Die beiden letzteren Schiffe gehören der Gattung der neuen, großen Schiffsklasse an. Für die Verstärkung der kleinen Kreuzer flotte werden sich im Laufe des Jahres 1907 acht Bauten in der Fertigstellung befinden. Zunächst soll von diesen die Königsberg ausscheiden; das Schiff wird zum Frühjahr bau fertig. Drei weitere kleine Kreuzer (Stuttgart, Nürnberg und die bis dahin noch ablaufende Ersatz Wacht) sind im inneren Ausbau zu fordern; zwei (Ersatz Pfeil und Ersatz Komet) für den Stappellauf vorzubereiten, und endlich zwei neuge forderte, die gleichfalls Ersatzbauten sein werden, auf den Werften im Kiel zu strecken. Zu diesen 20 Bauten, die inner halb des Rahmens des Flottenqesetzes liegen, kommen dann noch einige kleinere Schiffe, wie Artillerietender, Minendampfer und ein Hebefahrzeug für Tauchboote. — Meldungen, daß dem Braunschweiger Regentschafts rate ein Verzicht des Herzogs von Cumberland und seines ältesten Sohnes auf Hannover vorliege, werden von maßgebender Stelle dementiert. — Der Großherzog von Hessen und die Sozialdemokratie. Der '„Vorwärts" hatte das Ver halten der Genossen im hessischen Landtage, die sich dem Glückwünsche zur Geburt des Erbgroßherzogs angeschlossen hatten, kritisiert. Der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete David läßt dein Blatte infolgedessen eine Zuschrift zugehen, worin er betont, daß er und die übrigen Genossen in diesem Falle „aus rein menschlichen Gründen" gehandelt hätten, um ihre Teilnahme zu bekunden, daß dem Großherzog, der sich durch seine vorurteilsfreie und gerechte Haltung ihre Achtung erworben, wieder ein Familienglück erblüht ist. Der „Vorwärts" aber bleibt bei seiner Ansicht, daß keine Veran lassung vorgelegen habe, „dem Monarchismus Konzessionen zu machen." — Wie aus Witten gemeldet wird, gewinnt die Auf fassung der dortigen Staatsanwaltschaft, daß die Roburit- sabri k andere Stoffe hergestellt hat, als ihr konzessioniert waren, an Wahrscheinlichkeit. Damit stimmt auch die Aus sage eines verletzten Schlossers überein, der bei den Löschar- belten mithalf und behauptet, die Katastrophe könne nur durch ein Verbrechen herbeigeführt worden sein. Dabei stütze er sich darauf, daß Dynamitpatronen gesunden worden seien, die nicht in der Fabrik hätten gewesen sein können. Auch ein Polizist habe fünf Patronen in der Hand gehabt. Der Mann war lange in der Fabrik beschäftigt, und sagte, daß seit einem kleinen Unfall, bei dem ein Arbeiter einen Daumen verloren habe, Patronen nicht mehr geduldet seien. Nur ein Fremder könne eine solche in die Fabrik ge bracht haben. Diese Aussage scheint nicht belanglos zu sein. Die scharfe Bewachung des Direktionsgebäudes wird fortge setzt. Drei Schutzleute sind im Hause postiert, von denen einer den Auftrag hat, in kurzen Abständen alle Räume des Hauses zu durchsuchen. Die Gerichtskommission aus Bochum nahm eine Besichtigung der Bücher vor und begab sich hie rauf zur Brandstätte — Berlin, 1. Dezember. Wilhelm Voigt (der „Hauptmann von Köpenick") wurde wegen schwerer Urkunden- fälschung, Vergehens gegen die öffentliche Ordnung, Freiheits beraubung, Betruges und Tragens einer Uniform zu 4 Jahren Gefängnis, sowie Tragung der Kosten verur teilt. Voigt erklärte, sich bei dem Urteil beruhigen zu wollen. Der Staatsanwalt behielt sich die Entscheidung vor. — Oesterreich-Ungarn. Im österreichischen Abgeordnetenhause ist es am Freitag infolge des frechen Auftretens des tschechischen Abgeordneten Fresl zu einer regelrechten Rauferei gekommen. Fresl riß vom Schriftfüyrertisch und vom Pulte des Vizepräsidenten eine Anzahl Aktenstücke herunter und waff sie auf den Boden. Es entstand ein heftiges Handgemenge, namentlich zwischen dem Schriftführer Albrecht und Fresl, an dem sich sowohl deutsche als tschechische Abgeordnete beteiligten. Während des andauernden Lärms unterbrach der Präsident die Sitzung. Während der Unterbrechung der Sitzung kam es zu einem tätlichen Zusammenstoß zwischen dem tschechisch-radikalen Klofac und dem Schriftführer Albrecht. Mehrere Abgeordneten eilten hinzu und versuchten die Raufenden zu trennen, wobei sie selbst ins Gedränge kamen. Die Tschechisch-Radikalen forderten, unausgesetzt schreiend, daß Albrecht den Platz des Schriftführers verlasse, was dieser auf die Intervention des Abgeordneten Cramarcz hin auch tat. Nach einer viertelstündigen Unter brechung nahm der Präsident die Sitzung wieder auf. — Das österreichische Abgeordnetenhaus nahm am Sonnabend endgültig die allgemeine Wahlrechts vor läge mit 194 gegen 63 Stimmen an. — Rußland. In dem Dorfe Semenow nahmen die von Agitatoren aufgereizten Bauern aus dem Gemeinde- Vorratshause sämtliches Getreide fort und entwaffneten zwei Wächter. Am folgenden Tage traf der Distriktskommissar mit 50 Wächtern ein. Als die Bauern trotz wiederholter Ermahnungen sich weigerten zu gehorchen, wurde eine Salve abgegeben, durch die viele getötet und verwundet wurden. Die Ruhe wurde darauf wieder hergestellt und das Getreide in den Speicher zurückgeschafft. Die Bauern verwünschen jetzt die Agitatoren, die verschwunden sind. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. Dezember. Nach der am 1. De zember 1906 hier vorgenommenen Viehzählung waren vorhanden: im Jahre 1904: !900: Pferde 126 140 113 Rinder 4o3 411 428 Schafe 82 102 68 Schweine 187 134 194 Ziegen 100 117 135 — Eibenstock, 3. Dezember. Industrie — Welt politik — Kolonien! Das sind die drei Schlagworte, die augenblicklich die Welt bewegen und die Debatten in den Parlamenten der Weltmächte ausfüllen. — Auch bei uns in Deutschland, dem wohl zur Zeit bestgehaßten, wegen feiner industriellen Fortschritte geneideten Volke der Erde, ist die Kolonialpolitik der Angelpunkt im Reichstag, und auf den neuen Herrn, den vom Reichskanzler als „Kolonialdirektor" be rufenen Großkaufmann Dernburg, richten sich zur Zeit die Augen aller derer, denen eine gesunde Entwickelung unserer Kolonien am Herzen liegt. — Schon die Tatsache, daß einem Kaufmanne eine derartige wichtige Stellung eines Kolonial sekretärs übertragen wurde, beweist, daß man an leitender Stelle das Gedeihen unserer Kolonien nicht mehr durch Assessorismus oder Bureaukratismus, sondern durch volks wirtschaftliche kaufmännisch geschulte Kräfte fördern will. Wie aber von oben nunmehr ein frischer Zug in unsere Kolonien zu kommen scheint, so sollte auch aus dem Volke heraus dem neuen Kurs Vertrauen und Sympathie entgegen gebracht werden, insbesondere auch von Seiten der Industrie und ihrer Zugehörigen. — Die deutsche Kolonial gesell schatt läßt es sich angelegen sein, durch aufklärende Vorträge das Verständnis und Interesse für unsere Kolonien zu fördern und hat auch auf Anregung der hiesigen Abteilung einen sehr zeitgemäßen Vortrag kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Vortrag behandelt den Eisenbahn bau und dessen Wert für unsere Kolonien, den Stein des Anstoßes, durch welchen der vorige Kolonialsekretär Fürst Hohenlohe gestürzt wurde. Der hierfür gewonnene Redner Herr Schriftsteller Paul Dehn ist dem hiesigen Publikum wohl noch vielfach in guter Erinnerung durch seinen im Kaufmännischen Verein früher gehaltenen Vortrog über die Börse, so das; ihm auch diesmal cm dankbares Publikum sicher sein wird! Damen sind zum Vortrag auch sehr will kommen. (Familienabend). Der Saal ist gut geheizt. — Eibenstock. Der verflossene Monat November, welcher uns in seiner ersten Hälfte noch außergewöhnlich schöne und warme Tage brachte, war gegen Ende ziemlich unfreundlich. Starke Winde mit kalten Regenschauern zeigten sich als Vorboten des kommenden Winters. Der 1. Dezember brachte uns endlich schwachen Schneefall. Demnach ist, falls man nach dem Volksmunde gehen will, für Dezember schnee reiches Wetter zu erwarten. Inzwischen ist der Schnee jedoch größtenteils in Folge der warmen Temperatur wieder ver schwunden. Es beginnt nun für Alle die Zeit des traulichen Beisammenseins ain häuslichen Herd, woselbst mit allem Eifer an den verschiedensten Geschenken gearbeitet wird. Auch im Geschäftsleben herrscht reges Treiben, denn jeder Verkäufer ist bemüht, den Kauflustigen eine große und schöne Auswahl seiner Artikel zu bieten. Hoffen wir, daß dieses B"streben die verdiente Beachtung des Publikums findet und somit die auf den letzten Monat des Jahres von der größten Anzahl der Geschäftsleute gesetzte Hoffnung auf einen günstigen Abschluß erfüllt wird. — Schönheide, 2. Dezbr. Am Sonnabend abenv veranstaltete die Ortsgruppe Schönheide und Umgegend des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie im Saale des Hotels zum Schwan eme öffentliche Ver sammlung. In derselben sprach der Redakteur Herr Wil helm Leufen aus Dresden, Bevollmächtigter des Reichs verbandes, über „Was erstrebt die Sozialdemokratie in der Gemeinde und im Staate?" In klarer, sachlicher Weise legte er die Ziele der Sozialdemokratie dar, insbesondere sprach er über den Zukunflsstaat derselben. Der Eindruck der begei sterten und von echter Vaterlandsliebe getragenen Rede war ein durchaus großartiger. Reicher Beifall wurde dem ge-