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- Erscheinungsdatum
- 1906-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190611205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19061120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19061120
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-20
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
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der neuesten Ereignisse aus allen Weltteilen. Ebenso wird auf humoristischem Gebiet Erstaunliches geleistet werden. Ueber das Unternehmen schreibt die „Eisleb. Ztg.": Einen großen Erfolg hatte die gestern abend im Saale des „Mans- felder Hofes" einem zahlreichen Publikum vorgeführtc Theater vorstellung. Dieselbe besteht in der Votfühtung lebender Photographien von hier noch nicht gesehener Größe und Schärfe, verblüffender Nalurtreue und teils außerordentlich interessanten und belehrenden, teils urkomischen Szenen und ganzen Theateraufführungen. Mit lebhaftem Beifall wurde das Bild „Kaiser Wilhelm II. führt die Fahnenkompagnie zum Palais", das in greifbarer Nähe und Lebenswahrheit vor den Augen vorbeizog, begrüßt. Bilder vom Burenkrieg, von den Wirren in China, der Flotte, ganze Akte aus Opern und Dramen gingen über die Leinwand, die hier die Welt bedeutet. Etwas Neues gab es außerdem noch zu bewundern, der Flammentanz der Erfinderin und Meisterin des Ser pentintanzes Miß Loie Fuller. — Dresden, 16. November. Einen eigentüm lichen Tod hat vorgestern der 28 Jahre alte Tischler Künzel gefunden. Der junge Mann, der an Epilepsie litt, hatte sich nach seiner Schlafkammer begeben, und zu Bett gelegt. Im Bette wurde er allem Anscheine nach wieder von einem solchen Krampfanfalle heimgesucht, wobei er mit dem Kopfe in ein neben dem Lager auf einem Stuhl stehendes und mit Wasser gefülltes Waschbecken fiel. Da er sich selbst nicht helfen konnte, erstickte der Unglückliche im Wasser. Abends wurde er, mit dem Unterkörper im Bett und dem Kopfe im Wasser des Waschbeckens liegend, in seiner Kammer vorgefunden. — Leipzig, 15. November. Eine prinzipiell wichtige Frage beschäftigte jüngst das hiesige Schöffengericht. Ein hiesiger Einwohner, der sich in einem Restaurant nicht recht einwandfrei benommen hatte, erhielt, als er einige Tage später das Lokal wieder besuchen wollte, vom Wirt keinen Zutritt. Da er dieses als Beleidigung empfand, strengte er gegen den Lokalinhaber eine Beleidigungsklage an, wurde jedoch mit dieser abgewiesen und zu sämtlichen Kosten ver urteilt, da das Gericht der Ansicht war, daß ein Gastwirt jeden ihm unangenehmen Gaste gegenüber sein Hausrecht in angemessener Weise wahren könne. — Plauen i. V., l7. Nov. Als heute gegen Mittag der 40 Jahre alte Bahnmeisterassistent Albin Pfeifer die Strecke abging und einem Güterzug ausweichen wollte, wurde er von einem aus entgegengesetzter Richtung kommenden Schnellzug üb erfahr en und in Stücke gerissen. — Aue, 16. November. Ein Obermeistertag, der zweite in diesem Jahr, wurde gestern nachmittag von 5 Uhr an im Saale des „Muldentales" abgehalten. Die Leitung lag in den Händen des Gewerbekammervorsitzenden Herrn Berger aus Crimmitschau. Nach Eröffnung der Tagung gab der Vorsitzende seinem Bedauern über den schwachen Besuch (es hatten sich nur einige 40 Herren ein gefunden) Ausdruck. Bestimmte Themata sollten dem Ober meistertage nicht vorgelegt, sondern erstens über Jnnungsan- gelegenheiten, zweitens über Lehrlingsangelegenheiten, drittens über Meisterprüfung, Meistertitel und Meisterkurse gesprochen werden. Es wurden sodann die Herren Obermeister aufge fordert, an den anwesenden Herrn Syndikus der Gewerbe kammer Plauen Dr. Engelmann Fragen zu stellen. Der Obermeister der Lößnitzer Schuhmacher-Innung stellte eine Anfrage bezüglich der Verleihung des Meistertitels unter Bezug auf die Statuten der Lößnitzer-Innung. Herr Syndi kus Dr. Engelmann gab Aufschluß dahin, daß über den Er halt des Meistertitels vielfach Unklarheit herrsche, die be dauerlicherweise durch die Gewerbeordnung nicht geklärt sei. Die Innung hat niemals das Recht, einem Handwerker den Meistertitel zu verleihen, ihn zu erhalten ist nur möglich nach Erfüllung der im Gesetz vorgeschriebenen Verpflichtungen. Die Aussprache wandte sich sodann der Frage betr. die An nahme von Handwerkslchrlingen in Fabriksbetricben zu und es ergab sich das unerfreuliche Bild, daß gerade hier ein schwerdrückendes Nebel zu konstatieren sei. Die Gewerbe kammer habe zum Nutzen des Handwerkers scharf zwischen Handwerk und Fabrik zu unterscheiden, das Handwerk müsse aber auch selbst für sich sorgen, durch Errichtung von Ge nossenschaften für Einkauf und Verkauf und durch Kräftigung des Kredits. Meister sollten aber auch für die Ablegung der Gesellenprüfung durch die Lehrlinge sorgen, denn ein guter Arbeiter sei heule noch genau so gesucht, wie vor 20 bis 30 Jahren. Von Herrn Troll-Johanngeorgenstadt, Ober meister der Tischlerinnung wird die Frage berührt wegen Einstellung von Arbeitsburschcn, die später als ausgelernte Gesellen entlassen werden sollen. Syndikus Dr. Engelmann erklärt, daß bis jetzt leider niemand gezwungen werden könne, sich der Gesellenprüfung zu unterziehen. Der Ober meister der Auer Fleischerinnung Herr Geßner brachte einen Fall zur Sprache, wobei es sich darum handelte, daß die Innung von Aufnahme von Meistern verpflichet sei. Herr Syndikus Dr. Engelmann verwies auf die Bestimmungen der Jnnungsstatuten, die allein ausschlaggebend seien. Herr Obermeister Meidinger-Johanngeorgenstadt spricht gegen die Warenhäuser und Consum-Vereine, deren schärfere Besteuer ung erwünscht. Herr Baumann-Aue berührte die Frage betr. die Bedeutung des Jnnvngsausschusses. Herr Syndikus Dr. Engelmann gab eine diesbezügliche Erklärung und den guten Rat, überall wo es möglich ist, Jnnungsausschüsse zu gründen. Weiter wurde beschlossen, den nächsten Obermeistertag im nächsten Sommer in Schwarzenberg abzuhalten. Herr Ge werbekammersyndikus Dr. Engelmann wird bei dieser Ge legenheit einen Vortrag über „Gewerbliche Auswüchse" halten." — Albertsberg b. Reiboldgrün, 16. Novbr. Tas von Kommerzienrat Wolf in Zwickau der Volksheilstätte Al bertsberg zum Geschenk gemachte König Albert-Denk mal ist vorgestern hier eingetroffcn und wird nunmehr auf gestellt und demnächst enthüllt werden. Das Denkmal ist 4'/, Meter hoch und 180 Ztr. schwer. — Brundöbra, 15. November. Hier fiel am Mon tag ein böhmischer Gänsehändler, der, nachdem ec seine lebende Ware in den sächsischen Grenzorten zu gutem Preise ver kauft hatte, mit vollen Taschen in die Heimat zurückkehren wollte, einem sogenannten „Geldmännel" in die Hände. Der böhmische Schlaumeier ging auf das Anerbieten, ihm für 300 Mark deutsches Geld eine etwa zehnmal so hohe Summe in Kassenscheinen, nachgemachten natürlich, zu ver schaffen, bereltwilligst ein. Als er sein gutes Geld vertrauens selig abgeliefert hatte, entfernte sich das Geldmännel, um die Kassenscheine herbeizuschaffcn. Wenn dem Gänsehändler in zwischen die Zeit nicht lang geworden ist, wartet er vielleicht noch heute! .... Vingesandt. Es dürfte in den hiesigen Kreisen wohl schon genügend bekannt sein, daß sich seit längerer Zeit die Verhältnisse der Lohnsticker Eibenstocks ungünstig gestaltet haben. In letzter Zeit haben sich diese jedoch so sehr verschlechtert, daß die jetzt herrschenden Zustände, vorzugsweise in der Lohnfrage, allge mein als unhaltbar bezeichnet werden müssen. Folgende Tatsachen mögen hierüber Zeugnis oblegen. Durch den flauen Geschäftsgang speziell in den letzten Monaten machte sich, noch bedeutend vermehrt durch den Druck der auswärtigen Sticker, eine Ueberfüllung des Arbeitsangebotes bemerkbar, welche dazu benutzt wurde, die Löhne vielfach um einen be trächtlichen Prozentsatz herabzudrücken. Großenteils trugen hierbei auch die auswärtigen Arbeiter die Schuld durch An gebot billigerer Lieferung mit daran. Waren die hiesigen Sticker bei den früheren Löhnen und günstigeren Verhält nissen schon gezwungen, täglich 14—16 Stunden zu arbeiten um recl durchzukommen, so müßte die Arbeitszeit jetzt noch erheblich erhöht werden, um einmal auf den früheren Lohn zu kommen. Dabei steigern sich die Lebensbedürfnisse immer mehr. Miete, Hilfskräfte u. s. w. werden fortwährend teurer und die Steuern verringern sich ebenfalls nicht. In vielen Fällen sind Hilfskräfte selbst bei bester Bezahlung überhaupt nicht mehr zu erlangen, was den Verdienst ebenfalls beein flußt. Bei den fremden Stickern hingegen fallen diese haupt sächlichsten Faktoren weg bezw. bestehen sie nur in ganz kleinem Maßstabe, wodurch natürlich billiger gearbeitet werden kann. Außerdein bekommen Auswärtige immer die größeren und glatten Posten Arbeit, während die Einheimischen stets die Muster- und Spezialarbeiten erhalten. Den hierin be stehenden Unterschied kennt jeder Eingeweihte. Einzelne Sticker erzielen ja mitunter noch einen auskömmlichen Lohn dadurch, daß sie keine Frühstücks- und Vespcrpausen einhalten und bis in die späte Nacht hinein arbeiten. Ferner gibt es noch un lautere Elemente, die sich durch Unterschiebung von Geschenken besserlohnende Arbeit zu verschaffen wissen. — Nach diesen Feststellungen muß jeder Unbefangene zugeben, daß es unter solchen Umständen nicht weiter gehen kann. Grunddessen trat der Verein der Stickmaschinenbesitzer und Pächter an die Herren Fabrikanten zwecks einer einheitlichen Lohnregelung heran. Auf dem Tarif wurden die Lohnsätze nicht mit einer Mehrforderung gestellt, sondern es wurde hauptsächlich die Beibehaltung der früher gezahlten Löhne verlangt. Trotz dieser bescheidenen Forderung zeigen sich einige Fabrikanten nicht geneigt, den Tarif anzuerkennen. Es liegt doch im In teresse eines Jeden, ob Fabrikanten, Lohn- oder Fabrikstickers, unsere Branche hochzuhalten bezw. zu fördern, denn werden schlechte Löhne gezahlt, so kann die Arbeit niemals besser aus fallen und die Folgen zeigen sich bald. L. o. Das Kaus des Verschollenen. Eine Erzählung nach der Wirklichkeit von Reinhold Ort mann. (4. Fortsetzung.) Das Opfer ist für meine Verhältnisse nicht klein. Und dann — Eva selbst würde sich entschieden weigern, es anzunehmen. Es wäre eine Zumutung, die sie geradezu als eine Beleidigung empfinden würde. Sie könnte einfach nicht mehr an meine Liebe glauben, wenn ich ihr vorschlüge, vor einem vergrabenen Gerippe oder vor vermeintlichen Geistern das Feld zu räumen." Ich sah, daß ich mich durch weiteres Zureden nur in Ge fahr gebracht hätte, seinen ernstlichen Univillen zu erregen, und so zog ich es vor, wenigstens für den Augenblick zu schweigen. Da die elfte Stunde bereits vorüber war, erhob sich Alwörden nun auch nach einem Blick auf die Uhr von seinem Stuhl. „Entschuldige, daß ich dich so lange wach gehalten habe, noch dazu mit so kindischen Geschichten. Du erlaubst wohl, daß ich dich jetzt auf dein Zimmer geleite. Es wäre vielleicht das Geschäft des Hausmädchens, aber unser dienstbarer Geist — nebenbei bemerkt der fünfzehnte seit unserm Einzug in die Villa Eva — schläft nicht hier im Hause. Wir können trotz des höchsten Lohnes kein Mädchen mehr finden, das sich dazu bewegen ließe." Wir kehrten ins Haus zurück, während Hektor draußen im Garten blieb, um sein Wächleramt anzutreten. Mit großer Um ständlichkeit verwahrte Heinz Alwörden hinter uns die Tür. Und ich sah, daß er nach dem Borlcgen einer schweren Sicher heitsstange auch noch den elektrischen Alarmapparat einschaltete, der an jedem unberufenen Eindringling unfehlbar sofort hätte zum Verräter werden müssen. Dann öffnete er die Tür eines im Parterrcgeschoß gelegenen Zimmers, in das er vorhin meinen Koffer hatte bringen lassen und das von dem milden Licht einer grrnbeschirmten Lampe traulich erbellt war. Das Bett stand in einer Nische gegenüber der Fensterwaud, aber ich brauchte nicht zu fürchten, daß die Helligkeit des jungen Tages mich allzu früh wecken würde, denn die beiden Fenster waren mit starken, hölzernen, durch eine eiserne Querstange gehaltenen Laden verschlossen. Gegen Einbrecher — das erkannte ich wohl — war ich in der Villa Eva hinlänglich gesichert. Alwörden wünschte mir Gntenacht, und wir schüttelten uns herzlich die Hände. Auf der Schwelle aber wandte er sich, wie einem unwiderstehlichen Zwange gehorchend, noch einmal nach mir um und sagte: „Damit ich die Last nicht aus dem Gewißen behalte: es ist das Zimmer des alten Neuperl, das wir dir gegeben haben, weil wir dir kein besseres zu bieten hätten. Wenn's dich nach dem, was ich dir erzählt habe, vielleicht geniert, hier zu schlafen — noch ist es Zeit, im oberen Stockwerk ein anderes für dich herzurichten." Natürlich erklärte ich ihm, daß mich der Gedanke an den un glücklichen Vorbcwohner sicherlich nicht um meine Nachtruhe bringen würde. Aber als sich dann die Tür hinter meinem Freunde geschlossen, als ich mich entkleidet und die Lampe aus gelöscht hatte, lam mir in der undurchdringlichen Fin wrnis, die mich jetzt umgab, für einen Augenblick doch der Wunsch, Al- wvröen möchte seine Geschichte ans morgen verichoben haben. Gleich darauf freilich schämte ich mich vor mir selber des eben verspürten Unbehagens und begann darüber nachzudenkcn, wie es sich ivohl anfangen ließe, Alwörden von seinem eigen sinnigen Entschlüsse abzubringen und ihn zu baldigem Verlassen des unheimlichen Hauses zu bewegen. Denn es war für mich außer allem Zweifel, daß die Veränderung in seinem eigenen Wesen wie der angegriffene Zustand seiner Frau einzig auf die ständige Nervenanspannung zurückzuführen seien, der die beiden einsamen Menschen hier ausgesetzt waren, nnd daß namentlich die Gesundheit der jungen Frau bei einer Fortdauer dieser Ver hältnisse viel ernstlicher gefährdet war, als ihr Gatte es zu ahnen schien. Noch ehe ich indessen mit meinen Grübeleien zu irgend einem brauchbaren Ergebnis gekommen war, überwältigte mich die Müdigkeit, und der Schlaf, oer mich umfing, muß wohl ein un gewöhnlich tiefer gewesen sein, da ich eine geraume Weile brauchte, mir über meine Umgebung klar zn werden, als ich wieder erwachte. Es war noch immer nachtschwarze, undurchdringliche Finsternis um mich her. Und die bleierne Mattigkeit meiner Glieder war mir ein Beweis, daß ich erst kurze Zeit ge schlummert haben konnte. Irgend eine Einwirkung von äugen her mußte es gewesen sein, die mich geweckt hatte. Und nach, dem ich die erste Schlaftrunkenheit überwunden, wurde ich mir auch darüber klar, welcher Arl diese Einwirkung gewesen war. Durch die Stille der Nacht drang ein Ton an mein Ohr, der wahrscheinlich nur die Wiederholung eines schon früher laut ge wordenen war — ein langgezogener, schauerlich klagender Ton, der seinen Ursprung unmittelbar unter meinem Fenster zu haben schien und in dem ich bei gespanntem Lauschen das klägliche Heulen eines Hundes zu erkennen glaubte. Allerdings hatte ich noch nie zuvor einen Hund auf solche Art heulen gehört. Es war ein Winseln und Wimmern, das mir ins Herz schnitt wie das Jammern eines schmerzgepeinigten Kindes. Und eben war ich nn Begriff, meine Lagerstätte zu verlassen und das Fenster zu öffne», als die klagenden Töne plötzlich verstummten. Ich horchte mit angestrengter Aufmerk samkeit, aber ich vernahm nichts mehr. Tiefe, lautlose Stille war wieder um mich her. Aber diese Stille hatte seltsamerweise nichts Beruhigendes für nieine durch die jähe Unterbrechung des Schlummers auf- geregten Nerven. Sie lag ans mir vielmehr wie eine Last, deren Druck ich deutlich zu spüren meinte und die ich mich damit nicht abschülteln konnte, daß ich mich in meinem Bette zu sitzender Stellung aufrichtete. Ich wünschte lebhaft, daß der Hund von neuem mit seinem fatalen Geheul beginnen oder sonst einen Laut von sich geben möge, und ich wurde wütend auf ihn, weil er meiner Erwartung nicht entsprach. Auch die Dunkelheit war mir jetzt peinlicher als zuvor, und nur eine Regung der Scham verhinderte mich, meine Hand nach dem Feuerzeug aus zustrecken, das ich auf meinem Nachtschränkchen wußte. Meine Gedanken aber waren ausschließlich bei dem, was mir Heinz Alwörden erzählt hatte. Un- sonderbar: ich hatte mit einem Riale von dem Aussehen des ermordeten alten Mannes eine so bestimmte Vorstellung, wie wenn ich ihn zu seinen Lebzeiten genau gekannt hätte. Ein mageres, faltiges, wachsgelbes Gesicht mit einer großen, gleich einem Raubtier schnabel gekrümmten Hakennase — ein Gesicht, ganz unähnlich irg nd einem, das ich je in der Wirklichkeit gesehen, stand granenhaft deutlich vor meinem Geiste — ein Gesicht mit un beweglich starren, verglasten Augen und blutlosem, wie in gräß licher Qual verzerrtem Munde. Noch ein paar weitere Minuten, und die Einbildung wurde zur richtigen Halluzination. Schar, umrissen, körperlich greif bar trat das schreckliche Totengepcht aus der Finsternis heraus. Und es blieb da, gleichviel, ob ich die Augen schloß oder ob ich sie mit schier unnatürlicher Anstrengung in das Dunkel bohrte. Ich weiß »ich,, wie lange dieser abscheuliche Zustand währte — um so abichculicher, als ich mir dabei selber be ständig die heftigsten Vorwürfe machte wegen meiner weibischen Schwäche — ich weiß nur, daß ich plötzlich in besligstem Er schrecken zusammenfubr, weil die Grabesstille sich abermals zu beleben begann — nicht durch ein erneutes Geheul des Hundes, sondern durch Geräusche von ganz anderer, unerklärlichee Art. Es war ein Kratzen und Schurren uud dann ivie ein Klopfen, schwach und dumpf, aber unzweifelhaft aus un mittelbarer Nähe. Ich wähnte zuerst, auch bei dieier vermeint lichen Wahrnehmung nur das Opfer einer Sinnestäuschung zu sein, und ich zog, um die Probe darauf zu machen, für die Dauer einiger Sekunden die Bettdecke über den Kops. Jetzt hörte ich nichts mehr, aber als ich mich von meiner Hülle befreite, war auch das Schurren und Klopsen wieder da, bald stärker, bald schwächer, und mit kleinen Unterbrechungen von ungleicher Dauer. Nun hätte mich nichts mehr abhalten können, das Licht anzuzüuden und mein Bett zu verlassen. Das fahle Toten gesicht verschwand, sobald das Flämmchen des Streichholzes ausflammte, das geisterhafte Geräusch aber dauerte unverändert fort, ohne daß ich mit Sicherheit die Richtung hätte seststcllen können, aus der es kam. Im Zimmer selbst konnte es seinen Ursprung nicht haben, denn ich hatte in kürzester Zeit jeden Winkel des mäßig große» Gemaches durchforscht und abge leuchtet. Sogar den Kleidcrschronk hatte ich geöffnet und den Raum unterhalb des Bettes inspiziert, ohne etwas Verdächtiges zu finden. Und nun war es mit einen, Male wieder still — sekunden-, vielleicht minutenlang — ganz still! Ich sah auf die Uhr — die Zeiger wiesen auf zwanzig Minuten nach eins. „Line ungewöhnliche Stunde jedenfalls für die Betätigung ordentlicher Gespenster!" dachte ich, meine eigene sHaienherzigkcit verspottend. Aber ich hatte mich allzu früh meiner wieder kehrenden Seelenruhe gefreut. Denn das Kratzen begann von neuem, stärker und an scheinend näher als zuvor, und dann — ein eiskaltes Erschauern ging vom Wirbel bis zur Zehe über meinen Leib — dann hörte ich ein Stöhnen, das nur aus einer menschlichen Brust kommen konnte, und das zugleich aus den Tiefen eines Grabes zu dringen schien. (Fortsetzung folgt.) VermiMe AaLrickten. — Freiwilliger Verzicht auf ein Millionen vermögen. Aus New-Hork wird berichtet, daß Frau Sage, die Witwe des weltbekannten Millionärs Ruffel-Sage, die fast dessen ganzes ungeheures Vermögen erbte, beabsich tigt, sich ihres Vermögens zu entäußern und nur so viel zu rückzubehalten, daß sie sorglos und behaglich bis ans Ende ihrer Tage leben kann. Sie ist zu diesem Entschluß gelangt, weil sie nach ihrer eigenen Aussage seit dem Tode ihres Gatten nur zwei Tage Ruhe gehabt hat. An diesen beiden Tagen war das Welter so stürmisch, daß sich niemand auf die Straße hinaus wagte und Frau Sage daher von Be suchern verschont blieb. Ueber 7000 Briefe sind in zwei Mo naten uneröffnet von Frau Sage vernichtet worden, zum größten Teil vermutlich Bettelbriefe. Frau Sages Vermö gen beträgt über 15 Millionen Pfund, und sie beabsichtigt, den größten Teil dieser Summe für Wohltätigkcitszwecke zu verwenden. Sie wird indessen keine Stiftungen errichten, gegen die sie eine starke Abneigung empfindet, sondern das Geld unter würdige Bedürftige verteilen. — Grober Unfug. Wie die Gastwirts-Zeitung schreibt, wurde an, Kirchweih-Sonnabend in einem Schwa binger Gasthause ein „Preis-Saufen" veranstaltet. Es waren ganz minimale Preise ausgesetzt, und dennoch waren die Teil nehmer so unvernünftig, fast Unglaubliches im Trinken zu leisten. Der erste Preis wurde mit 42 Litern, der zweite mit 36 Litern usw. erworben, wobei nicht nur auf den Geld beutel, sondern auch auf die Gesundheit der Beteiligten schwer gekündigt wurde. — Am stillen Herd zur Weihnachtszeit. Noch ist der Herbst nicht zur Rüste gegangen, und doch mahnt uns, wenn Allmutter Sonne ihre tägliche Bahn be endet hat, ein leises Frösteln daran, daß es nun heißt Ab schiednehmen. - Längst haben Baum und Strauch ihren Blätterschmuck abgestreift und auch unseren Gärten legt man schon die Wintertoiletke an. — Wenn in der Dämmerstunde plötzlich ein kalter Windstoß durch die Straßen fegt, wenn dürres Laub in tollem Tanze in der Luft wirbelt, dann beschlei ligem Herd i und e Was Drauß offen ff Wettei ift's zr strahlt gedeckt Nach 1 Mitgli schick r bereite! — Na das E sich ei „Verdc der Z drauße „Mutt nen T schäftsi ein Sä »Zeck" „Vater Bald i die Sti muß e — Doi Famili zu stä wie sch liehen. mangel Heim. Mahm Verlobi Du we Gatte: wollen Was h, in eine Holz sc Sie sch vergifte Gasreck für die Herr: ,. 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