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Amts- M AWUblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung LS«« Abonnement viertel;. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrtcgr.-A-rrste: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprcchrr Nr. 21». Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. - - . 53. Jahrgang. — n Dienstag, den 11. September In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters ^rn» in Schönheide auf den 22. September 1906, vormittags 10 Mr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt Eibenstock, den 7. September 1906. Königliches Amtsgericht. Verlegung des Hohneujahrsfestes auf einen Sonntag. n. X. Mit Rücksicht darauf, daß in der Landessynode trotz der wiederholten Eingaben der Handels- und Gewerbe kammern und trotz der Stellung des Landtages immer noch Bestrebungen auftreten, den auf den 6. Januar fallenden Hohneujahrstag (Epiphaniasfest) als einen besonderen Feiertag aufrecht zu erhalten, sollen der Landessynode nochmals die für die Verlegung des Hohneujahrslages auf einen Sonntag sprechenden Gründe und namentlich das Interesse der Indu strie an der Verlegung unterbreitet werden. Dies kann um so wirksamer geschehen, wenn eine große Anzahl von In- dustriellen und sonstigen Beteiligten die Eingabe eigenhändig unterschreiben. Es hat sich deshalb, die Handelskammer Plauen bereit erklärt, die Sammlung von Unterschriften in ihrem Bezirke zu leiten. Sie hat den Stadträten und Vorständen der größeren Gemeinden ihres Bezirks, den in dustriellen und kaufmännischen Vereinen und ihren Kammer mitgliedern gedruckte Eingaben zugehen lassen, und bittet hier mit die Industriellen ihres Bezirks und die sonstigen Be teiligten, diese Eingaben bei den gedachten Stellen zu unter zeichnen. Auch auf dem Bureau der Kammer liegt die Ein gabe zur Unterzeichnung aus. In der Eingabe ist kurz folgendes ausgeführt worden. Von berufenen Vertretern der Kirche ist schon wiederholt darauf hingewiesen worden, daß dem Epiphaniasfeste jetzt der geschichtliche Boden fehle, sodaß durch Verlegung auf einen Sonntag kirchliche Interessen nicht geschädigt wurden. Die wirtschaftlichen Gründe für eine Verlegung find aber durch die Entwickelung unseres wirtschaftlichen Lebens wesentlich verstärkt worden. Im Landtage ist bereits auf die finanzielle Schädigung eines großen Teiles des Volkes durch den be sonderen Feiertag und auf diese daraus gegen die Kirche ent springende Mißstimmung hingewiesen worden. Auch ist es für den Geistlichen schwer, innerhalb 15 Tagen 6—7 gute Pred'iten zu halten. Ein nicht großer Teil kirchlich gesinnter Ger^fifideglieder will zwar den besonderen Feiertag um jeden Preis' erhalten, doch heißt es, der Kirche schaden, wenn man tote Formen im Widerspruch mit dem kirchlichen Bewußtsein der Mehrheit erhalten will. Die Kollekte für die Heidenmission, welche am Hohneujahrstag ftattfindet, würde bei Verlegung auf einen Sonntag auch reichere Erträge geben. Die erzge- birgischen Weihnachtsspiele können für Erhaltung des Hoh- neujahrstages als besonderer Feiertag nicht ausschlaggebend sein, ebensowenig die Interessen von Gastwirten, Festbesol- deten und anderen, die sich den Feiertag nicht nehmen lassen wollen. In wirtschaftlicher Beziehung ist darauf hinzuweisen, daß nach Einführung der gesetzlichen Sonntagsruhe das Be dürfnis nach außerordentlichen Feiertagen gegen früher ge ringer geworden ist, zumal jetzt in Sachsen nicht mehr die landwirtschaftlichen, sondern die industriellen Verhältnisse den Ausschlag geben. Die sächsische Industrie hat sich den Welt markt erobert und muß sich diese Stellung erhalten. Das er fordere die Anspannung aller Kräfte; der Hohneujahrsfeier- t< q ist aber ein fühlbares Hemmnis. Auch die Arbeiterfür- ge steht der Aufrechterhaltung des Hohneujahrsfestes als anderen Feiertag entgegen, da die Arbeiter zu Weihnachten rehin größere Ausgaben haben und die Arbeitgeber, denen das moralische und wirtschaftliche Wohl ihrer Leute am Herzen liegt, mit Bedauern ansehen müssen, wie die Häufung der Feiertage in beiderlei Richtungen schädigend wirkt. Die sächsische Industrie hat gern Opfer für die Kirche gebracht, ihre Bereitwilligkeit muß aber ermüden, wenn ihrem dringen den Wunsche nach Aufhebung des Hohneujahrslages als be sonderen Feiertags nicht endlich entsprochen wird. Der ma terielle Schaden der Industrie durch den Feiertag ist zwar schwer zu berechnen, doch muß man berücksichtigen, daß die allgemeinen Kosten der Betriebe auch bei Stillstand weiter arnwachsen. Falls die Synode die Aufhebung des Hohneu jahrsfestes als besonderen Feiertag nicht beschließt, so würde sich wahrscheinlich der Landtag genötigt sehen, dem 6. Januar den staatlichen Schutz als Feiertag zu entziehen. Das wäre aber ein Ergebnis, das alle, die das Wohl der Kirche im Auge haben, nur b-dauern könnten. Die Handelskammer Plauen bittet die beteiligten Kreise ihres Bezirks, diese Eingabe mit möglichst zahlreichen Unter schriften an den oben genannten Stellen versehen zu wollen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser, die Kaiserin, Prinz und Prinzessin Eitel Friedrich, die Prinzen August Wilhelm und Oskar, sowie eine größere Anzahl Fürstlich keiten, u. a. König Friedrich August von Sachsen, sind am Donnerstag aus Anlaß der diesjährigen Kaiser manöver in Breslau eingetroffen. Der Kaiser wurde bei seiner Ankunft vom Oberbürgermeister vi. Bender mit einer Ansprache begrüßt, in der er auf die schlesische Treue gegen das Hohenzollernhaus hinwies und sodann dem Kaiser dankte für die Errichtung der Technischen Hochschule in Bres lau sowie für die gewaltigen Arbeiten, „durch die eben jetzt das Wildwasser unserer Bäche und Flüsse gezähmt werden soll." Zum Schluß feierte der Oberbürgermeister den Kaiser als den Hort des Friedens. Der Kaiser dankte in herzlichen Worten für den glänzenden Empfang und die Versicherung unerschütterlicher Treue und fuhr fort: „Daß die Breslauer stets an unserem Hause fest und treu gehalten haben, das weiß ich. Aber ich bin hocherfreut, es von Ihnen wiederum zu hören, zumal wir jetzt an der Schwelle einer Hundert- lahrfeier stehen voll schmerzlicher Erinnerungen. Aber wir dürfen auch daran gedenken, was an Tatkraft auf Schlesiens Boden entsprossen ist, und wie oft Schlesiens Söhne für ihren König gefochten haben. Von hier aus ist der Aufruf ergangen, der das ganze Vaterland zu gemeinsamer Erhebung und neuem Wirken führte." Zum Schluß gab er dem Wunsche Ausdruck, daß die Technische Hochschule der Stadt und der Provinz zu reichsten: Segen gereichen und daß sie führende und treibende Geister für das Land und die Industrie her vorbringen möge. — Breslau, 7. September. Auf dem Gandauer Exerzierplatz fand heute vormittag von 8'/, Uhr ab die große Parade des manövermäßig verstärkten sechsten Armee korps unter dem kommandierenden General, General der Infanterie o. Woyrsch statt. Der Kaiser, dem die neuen Feldzeichen folgten, ritt zunächst mit den anwesenden Prin- zen-Söhnen vor die Mitte der Front des Korps und über gab die Feldzeichen mit Ansprachen an die entsprechenden Regimentskommandeure. Sodann ritt der Kaiser die Fron ten der Abordnungen der Kriegervereine ab und wurde beim Passieren der großen Tribüne vom Publikum stürmisch be grüßt. Der Kaiser, welcher die Uniform der Leibkürassiere trug, ritt sodann die Front der Truppen ab, gefolgt von der Kaiserin, welche in der Uniform ihres Kürassier-Regiments zu Pferde saß, und gefolgt von sämtlichen hier weilenden deutschen und fremden Fürstlichkeiten und fremden Offizieren. Die Infanterie machte einen Vorbeimarsch in Regiments kolonnen, die Kavallerie einen in Eskadronsfronten im Schritt und einen zweiten Vorbeimarsch im Trab, die Artillerie einen ersten in Batteriefront im Trab und einen zweiten in Abtei lungsfront im Trab. Der Kaiser führte beide Male die Leib- Garde-Husaren, die Leib-Kürassiere und die sächsischen 2l. Ulanen, der König von Sachsen führte sein l2. Feldartillerie- Regiment, die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen ihr Re giment Nr. I I, Prinz Johann Georg von Sachsen defilierte mit den 2. Garde-Ulanen. Nach der Kritik erfolgte um 11'/. Uhr die Rückkehr in die Stadt. Die Kaiserin kehrte um 11^ Uhr nach dem Königlichen Schlosse zurück, der Kaiser an der Spitze der Standarten - Eskadron und der Fahnenkompanie des Füssilier - Regiments Generalfeldmarschall Graf Moltke (Schlesisches) Nr. 38 um 12'/. Uhr. Auf dem Rückwege von der Parade hatten die Schulen, Kriegervereine, Innun gen und andere Vereine Spalier gebildet. Vor dem Kaiser ritten der Kronprinz sowie die Prinzen Eitel - Friedrich, Au gust Wilhelm und Oskar. Als der Kaiser mit dem Leib kürassier-Regiment, dem die Fahnenkompanie folgte, vor dem Schlosse angekommen war, führte er das Regiment nochmals der Kaiserin, die auf die Rampe des Schlosses getreten war, vor. — Abends um 7 Uhr fand in den Räumen des Zwinger bei den Majestäten Paradetafel statt. — Die Einführung einer neuen Feldbekleidung für das Heer dürfte noch gute Wege haben. In einer militärischen Ansprache nach der Parade auf dem Tempel hofer Felde bei Berlin am 1. September hat der Kaiser be tont, daß „der Armee durch das neue Jnfanterie-Exerzier- Reglement die Möglichkeit höchster Vollkommenheit moderner Kriegskunst an die Hand gegeben wäre. Diesem Gesichts punkt gegenüber sei die Frage der Bekleidung von geringerer Wichtigkeit; ihre Lösung stände noch in weitem Felde. Eine nach niodernen Gesichtspunkten ausgebildete Truppe könne den Anforderungen des Ernstfalles auch in der blauen Uni form gerecht werden ' — Zur Fleischnot. An den Reichskanzler sind soeben in betreff der Versorgung Deutschlands mit Vieh und Fleisch erneute Forderungen vom Vorstand des Deutschen Fleischer- Verbandes yerichtet worden. Sie haben nach der „Allgemeinen Fleischer-Zeitung" folgenden Wortlaut: 1. Zulassung des dä nischen Rindviehes unter denselben Bedingungen wie öster reichisches (Abschaffung der Quarantäne und Tuberkulinprobe): 2. Zulassung der Rindvieheinfuhr aus Holland; 3. Zulassung wird zur Prüfung nachträglich angemeldeter Forderungen Termin eines Schweinekontigenls: a. aus Frankreich für die Städte Straßburg, Metz, Hagenau und einige größere badische Städte d. aus Holland für die Schlachthofstädte des Regierungsbe zirks Düsseldorf, Köln und Aachen; e. aus Dänemark für die Schlachthofstädte an der Nord- und Ostseeküste. Unter Hin weis auf die Aufdeckung der ekelerregenden Zustände in den nordamerikanischen Export-Schlächtereien wird weiter gefordert: I. Die Einführung des Deklarationszwanges für ausländisches Schmalz und Speisefett und solcher Waren, zur deren Fabri kation diese Verwendung finden; 2. das Verbot der Einfuhr von Faßfleisch; 3. das Verbot der Verwendung ausländischen Büchsenfleisches für Heer und Marine auf Seeschiffen. — Der Reichstags-A bgeordnere Rechtsanwalt Dr. Semler hat, wie die Hamburger Nachrichten melden, vor wenigen Tagen sich nach Südwestafrika begeben, um die für die zukünftige Bahnanlage vorgesehene Strecke Kubub-Keet- mannshoop und die für eine etwaige Verlängerung nach Windhuk vorgesehene Strecke persönlich kennen zu lernen. — Berlin, 8. September. Zu den Festtagen in Baden schreibt der „Reichsanzeiger": „Seit dem Anbruch des Monats September haben sich überall im deutschen Vater lande Augen und Herzen dem ehrwürdigen Herrscherpaare des Großherzogtums Baden zugewandt. Schöne und seltene Ge denktage sind es, die in diesem Monat unter Anteilnahme ganz Deutschlands die Bevölkerung des badischen Landes mit ihrem geliebten Fürstenpaar festlich begehen kann: am 9. den 80. Geburtstag Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, am 20. September die Feier der goldenen Hochzeit des Großher zoglichen Paares, die mit dem Fest der Silberhochzeit Ihrer Königlichen Hoheiten des Erbgroßherzogs und der Erbgroß- herzogin zusammensällt. An diesen Tagen der Freude und des frohbewegten Erinnerns vereinigen wir uns mit allen Patrioten in herzlichen Segenswünschen für das badische Fürstenhaus und sein treues Volk. Was Se. Königl. Hoheit der Großherzog Friedrich uns bedeutet, weiß jeder Vaterlands freund. In dem ritterlichen Eidam des großen Kaisers Wilhelm verehren wir den auf dem Schlachtfelde wie beim Friedens schlüsse erprobten Mitarbeiter an der Begründung unserer nationalen Einheit, den beredten Verkünder des Reichsgedankens, den treuen Mahner der deutschen Volksseele, den weisen Landes fürsten, der in langer Regierung für oas Wohl seiner Badener segensreich waltet. Ihre Königl. Hoheit die Großherzogin Louise besitzt unsere ehrerbietige Zuneigung als die einzige Tochter des ruhmreichen ersten Kaisers, die Schwester des unvergeßlichen Kaisers Friedrich, als Badens gütige, in allen Werken der Menschenliebe unermüdliche Landesmutter. Das deutsche Volk empfindet es als eine glückliche Schicksalsfügung, daß aus der großen Werdezeit des Reichs diese beiden ehr würdigen Gestalten noch lebensvoll in die Gegenwart hinein wirken, daß es ihnen vergönnt ist, das neue Deutschland mehr und mehr innerlich erstarken und das Fortleben des alten edlen Stammes der Zähringer gesichert zu sehen. Mögen Friedrich und Louise von Baden, als vorbildliche Vertreter deutschen Fürstentums, noch lange Jahre der Liebe ihrer Landeskinder und der freudigen Verehrung der Nation er halten bleiben! — Rußland. Nachfolger des zurücktretenden Palast kommandanten Generals Trepow wird der frühere Präfekt von Petersburg, General Dediulin. Trepow begibt sich nach Baden-Baden zur Kur. — England. Der König ist Freitag abend nach London zurückgekehrt. — Kuba. Havanna, 7. September. Zwei Eisen bahnbrücken der West-Eisenbahn zwischen Pinar del Rio und San Louis sind von den Aufständischen mit Dynamit in die Luft gesprengt worden. Truppen, die zur Reparatur der selben abgesandt waren, wurden von den Aufständischen an gehalten. Die Regierung ist ersucht worden, Schnellfeuer geschütze zum Schutze der Arbeiter zu senden. Die Streit kräfte Pino Guerras wachsen so schnell an, daß die Ein wohner der dortigen Gegend der Meinung sind, die Regie rung werde nicht imstande sein, den Aufstand zu unterdrücken. Die Führer der Liberalen, die sich zur zeit in Havanna aufhalten, haben beschlossen, keine Versamm lung zur Beratung des Friedensspruches zu besuchen, da die Regierung mehrere liberale Führer während der Verhand lungen hat verhaften lassen. Die Haltung der Liberalen stärkt die Kraft der Aufständischen. Infolge der unsicheren Haltung vieler neu eingestellter Regierungstruppen haben die Besitzer mehrerer großer Geschäfte ihren Hauptgeschäften im Auslande telegraphisch mitgeteilt, daß sie glauben, Präsi dent Palma werde nicht imstande sein, des Aufstandes Herr zu werden.