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Mts- M Mckeblatt Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jlluftr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lttegr.-Adrrste: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Frrnsprrchrr Ur. 216. 88. ------- 53. Jahrgang. ------ Dienstag, den 3t. Inti IS«« Die weitere Ablagerung von Schutt und dergl. auf dem Platze oberhalb des Hotels „zur Post" hier wird hiermit verboten. Zuwiderhandlungen unterliegen der Strafvorschrift in ß 13 der Straßenpolizeiordnung. 8 chönheide, den 26. Juli 1906. v Eine Ehrenrettung deutscher Offiziere. Von dem Verhältnis zwischen Offizieren und Mannschaften im südwestafrikanischen Feldzuge entwirft ein Brief eines han noverschen Unteroffiziers, der vor einiger Zeit in die Heimat zurückgekehrt ist, ein Bild, das so ganz anders aussieht, als man es nach den in der sozialdemokratischen Presse und von Herrn Erzberger kolportierten Schilderungen erwarten sollte. Der Briefschreiber meint, eine Verteidigung der Offiziere und der Truppe gegen jene schmachvollen Anschuldigungen sei eigentlich nicht nötig. Unter den zahlreichen Beispielen von heroischem Opfermut, die er aufzählt, seien hier einige er wähnt. Auf einem Marsche war die Kompanie des Erzählers auf eine andere Kompanie desselben Regiments gestoßen. Der eigene Proviant war knapp, nur etwas war noch da. Die neu angekommenen Kameraden hatten noch weniger, nämlich gar nichts. Das bißchen Reis wurde nun gleich mäßig verteilt, mit einer Streichholzdose wurde jedem sein Teil zugemessen. Da tritt der Zugführer an den Erzähler, der die Verteilung übernommen hat, heran und sagt: „Na, Schn., wollen Sie von mir nichts haben?" und damit ent leerte er seinen Beutel mit Reis vollständig trotz des Pro testes seiner Soldaten. Schließlich behielt von uns jeder noch zwei Streichholzdosen voll Reis und die neuen Kameraden bekamen eben so viel. Nach 2 Tagen erhielten wir neuen Proviant. Während dieser zwei Tage habe ich meinen Zug führer keinen Bissen genießen sehen. Das, was wir ihm von unserem wenigen anboten, wies er freundlich zurück. Im Gefecht bei St. trat für unsere Kompanie ein ge fährlicher Augenblick ein. Von allen Seiten wurden wir heftig bedrängt und unser linker Flügel mußte zurück. Unser Kompaniechef lag mehr nach dem rechten Flügel zu. Wie er das merkte, steckte er seine ausgegangene Jägerpfeife wieder in Brand, stand auf und mit den'Worten: „Na, ich muß doch mal sehen, was da am linken Flügel los ist!" ging er ruhig und seelenvergnügt im dichtesten Kugelregen längs der Schützen linie nach dem betreffenden Flügel, glücklicherweise ohne ge troffen zu werden, legre sich dort ein und schob den Flügel wieder vor. Das sind einige Beispiele, schreibt der Gewährsmann, von den vielen, vielen, die ich in der Erinnerung finde, und ich könnte stundenlang so erzählen, auch von unserem lieben Pfarrer, der predigte, die Verwundeten und Sterbenden trö stete, ihnen das heilige Abendmahl reichte und dann wieder sein Gewehr nahm und in die vorderste Reihe der Kämpfen den eintrat. Aber wozu soll ich erzählen. Unsere Offiziere stehen hoch, hoch über allen Verdächtigungen und sind in den Augen ihrer Untergebenen nicht schlecht zu machen. Wer je des Königs Rock trug und wer sich nicht die Ohren ver stopft, wenn die zu Worte kommen, die Not, Entbehrung und Gefahr geteilt haben mit unseren Offizieren, der muß wissen, was er von den Verleumdern zu halten hat. Im Anschluß hieran sei auch ein Bericht wiedergegeben, den die „Lüchower Kreiszeitung" von einem Kriegsteilnehmer über den Heldentod des Grafen Arnim in den Gefechten am Waterberg erhält. Die deutschen Verluste nahmen zu. Aerztliche Hilfe konnte den Verwundeten nicht zuteil werden, da die Ver bindung nach rückwärts durch die Hereros abgeschnitten war. Auf dem rechten Flügel lag der Gefreite Sertel von der Verbindungspatrouille Gras Arnim mit einem Schuß in das Fußgelenk. Er schrie vor Schmerzen und bat die neben ihm siegenden Kameraden, ihm zu helfen. Doch diese wußten auch keinen Rat. Da erhob sich mitten im heftigsten Kugel regen sein in der Nähe liegender Offizier, der Leutnant Graf Arnim, in seiner ganzen Gardedukorps-Größe mit den Worten: „Ach, du armer Kerl, dir hilft ja niemand, ich will dir helfen!" Hauptmann Puder rief ihm eiligst zu: „Hinlegen, Herr Graf!" Doch in demselben Augenblick stürzte Graf Arnim auch schon, von einem Schuß durch beide Oberschenkel getroffen, lautlos zusammen. Allein trotz der fürchterlichsten Schmerzen nahm er an dem Gefecht weiter teil, und als er vor Schwäche sein Gewehr nicht mehr handhaben konnte, nahm er seine Brow ningpistole und feuerte mit dieser weiter. Nachmittags un ternahmen die Hereros plötzlich aus nächster Nähe von allen Seiten gleichzeitig einen Sturmanlauf. Graf Arnim erhielt jetzt mitten durchs Herz einen zweiten Schuß, der ihn sofort tötete. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat die Formation von Torpedo-Divisionen mit je zwei Abteilungen auf der Ost- und Nordsee - Station zum 1. Oktober d. I. befohlen. An ne Spitze dieser Formation treten Fregatten - Kapitäne, und zwar die bisherigen Kommandanten der Kreuzer „Ariadne" und „Hamburg". Es ist zu erwarten, daß in Kiel und Wil helmshaven eine vermehrte Einstellung von Torpedo-Rekruten erfolgt. Die jetzt, angeordnete Neuformation ist eine der wichtigsten für unsere Torpedoflotte. Diese Erweiterung bringt die Anlage eines Hafens für kleinere Fahrzeuge auf Helgo land und eine Kohlenstation auf Rügen mit sich. — Die Reichstags st ichwahl für Hagen- Schwelm hat zum Siege des freisinnigen Kandidaten Bürgermeisters Cuno geführt. Für Bürgermeister Cuno (frs. Vp.) sind 21593, für Arbeitersekretär König (Soz.) 18717 Stimmen abgegeben worden. Bei der Hauptwahl am 19. Juli d. I. hatten erhalten Cuno ll 189, König 16292, Becker (Z.) 5086, Moldenhauer (nl.) 45)45, Mumm (christl.-soz.j 2158 und Cohzewski (Polei 149 Stimmen. Bei der Stichwahl im Jahre 1903 wurde Eugen Richter mit 20988 gegen 15018 Stimmen gewählt, die der Sozialdemokrat Timm erhielt. — Ende dieses Monats geht der Rest an Ergänz ungspferden für Südweftafrika aus Munster nach Südwestafrika ab. Dieser Transport bildet voraussichtlich den Abschluß der Transporte nach Südwestafrika. So lautet eine amtliche Mitteilung, und in der Tal steht nun der wirklich vollkommene Abschluß des Aufstandes nahe be vor und die ungeheuren kostspieligen Sendungen dahin nehmen ein Ende. Wie oft schon sind unsere Hoffnungen zuschanden geworden, nach der Niederwerfung der Herero am Waterberg und nach dem Tode Hendrik Witbois; jetzt aber nach der Festnahme Morengas durch die Kappolizei vollzieht sich erst dieser lange erwartete Vorgang. Die Eng länder haben die Hottentotten, die sich dort wegen der guten Geschäfte niedergelassen hatten, von der Grenze entfernt und die kämpfenden Eingeborenen wurden festgehalten und nach dem Innern gebracht. Damit war dem Ausstande der Lebens faden abgeschnitten. Die Engländer hatten schon Ende vorigen Jahres dem Gouverneur v. Lmdeguist solches Ver fahren in Aussicht gestellt, aber sechs Monate har es ge dauert, bis dies wirksam wurde. Der Aufstand in Natal hat dies zuwege gebracht; den Briten wurde klar, wie falch ihre Eingeborenenpolitik nach allen Richtungen hin war. Wenn man diese Wirkung der englischen Maßnahmen an der Grenze betrachtet, so wird es recht offenbar, welche Schuld die englische Neutralitätspolitik an dem ganzen Aufstande hat. Schon die Entstehung der Auflehnung der Eingeborenen in Südwestafrika war auf englische Einflüsterungen zurück zuführen. Die lange Dauer des Ausstandes mit seinen Opfern an Menschenleben und die gewaltigen Ausgaben ist eine Folge englischer Unterlassung der erforderlichen Maßregeln eines Grenzstaates. Diese Unterlassung dauerte über zwei Jahre, sie ist also eine überlegte Sache. Diese Schuld der Engländer gegen uns wird sicher noch ihre Sühne finden. — Oesterreich-Ungarn. Die österreichische W a hl- re f o r m wurde noch kurz vor den Ferien im Reichsrate zu Ende gebracht, v. Gautsch hatte in seiner Vorlage den Deutschen 205 Mandate angeboten, nach dem neuesten Be schluß haben sie jedoch 28 Sitze mehr errungen, zählen also nunmehr 233. Im Verhältnis zur Gautschschen Vorlage ist die Zahl der deutschen Mandate gestiegen und zwar von 45,os auf 45,17 v. H. Da Oesterreich mit 36 v. H. von Deutschen bevölkert ist, die Deutschen aber infolge des neuen allgemeinen Wahlrechts im Parlamente 45 o. H. Mandate inne haben, ist die Beteiligung der Deutschen am offiziell politischen Leben der Monarchie immer noch stärker, als der Nationalitätenverteilung der Bevölkerung entspricht. — Rußland. In einem bemerkenswerten Berliner Artikel verbreitet sich die „Kölnische Zeitung" über die Lage Rußlands. Das Blatt meint, der Erfolg sei bisher seit der Duma-Auflösung für die russischen Machthaber gewesen. Die Ruhe, mit der die Auflösung ausgenommen sei, dürfe nicht zur Bekräftigung der hoffnungsfreudigen Ansicht herangezogen werden — allerdings unter der Voraussetzung, daß die Ver wirklichung der Absichten des Zaren ohne unnütze Anwendung von Gewalt erfolgt — daß dafür gesorgt wird, daß nicht die Pläne und Wünsche des Zaren durch Gewalttätigkeiten der reaktionären Kreise durchkreuzt werden. Inzwischen mehren sich die Anzeichen, daß die verständigen Mitglieder dei ver flossenen Duma, denen es auf wirkliche Verwaltungs-Reformen ankommt, in den verschiedensten, auch liberalen Parteibild ungen, an Boden gewinnen. — Warschau, 28. Juli. Auf der Warschau-Wiener Bahn wurde bei Pruszkow der von Alexandrows kommende Personenzug um 8 Uhr abends von einer bewaffneten etwa 50 Mann starken Bande anaehalten. Sie hat den Postwagen beraubt; 75 000 Rubel Staatsgelder sind ihr in die Hände gefallen. Verletzt wurde niemand. — England. Im Unterhause wurde das Flottenbauprogramm der Regierung sehr eingehend besprochen. Unterstaalssekretär Robertson erinnerte daran, daß das ur sprüngliche Programm vier Panzerschiffe, fünf Hochseetorpedo bootszerstörer, zwölf Küstentorpedobootszerstörer und zwölf Unterseeboote vorsah und daß beabsichtigt war, die vier Panzerschiffe nach dem „Dreadnoughl"-Tyv zu bauen. Dieses Programm sei im November ausgestellt und seitdem sorg fältig geprüft worden. Es sei die einstimmige Ueberzeugung der Admiralität, daß es in folgender Weise einzufchränken sei: Statt vier Panzerschiffe der „Dreadnought"-Klasse sollen nur drei gebaut werden, anstatt fünf Hochseetorpedobootszer störer nur zwei und anstatt zwölf Unterseeboote nur acht. Die Zahl der Küstentorpedobootszerstörer solle unverändert bleiben. Tie Gesamtausgaben hätten nach dem früheren Programm 9,34 Millionen Pfund Sterling betragen, während sie sich nach dem neuen Programm auf 6,80 Millionen Pfund Sterling stellen. — Afrika. Der Sultan von Marokko hat die Truppen des Prätendenten am Malujafluß geschlagen. — Melilla, 28. Juli. Die Auflösung der Truppen des marokkanischen Prätendenten bestätigt sich. Die Truppen wurden bei ihrer Niederlage von Caid Azuz befeh ligt. Wie die Besiegten erklären, wurden sie von den Mauren von Ouebdana verraten, die bei Azuz gelagert hatten, dann aber zu den Truppen des Sultans übergegangen waren, die sich des ganzen Lagers sowie eines Geschützes bemächtigten. Azuz flüchtete sich nach Zeluan. Der Prätendent befahl den Stämmen von Ghelana, sich mit Azuz zu vereinigen. Der Häuptling Chaldi ist feinen Wunden erlegen. Man er wartet neue Gefechte. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 30. Juli. Eibenstocks Einwohner zahl hat kürzlich 9000 überschritten. — Eibenstock, 30. Juli. Begünstigt vom herrlichsten Wetter, fand gestern das vom Erzgebirgs-Zweig- Verein hier veranstaltete Waldfest statt. Mittags 2 Uhr bewegte sich ein ganz stattlicher Zug, worunter Kinder in malerischer Tracht als Bauernmädchen, Zwerge u. s. w„ vom Schulhausplatze aus nach der als Festplatz günstig gewählten sog. Rehwiese hinter dem Bühl, woselbst sofort ein reges Leben begann. Man mußte auch geradezu staunen über das, was der E.-Z.-V. den Besuchern bot. Für Alles und Alle war gesorgt. Für die Jugend war eine Drahtseilbahn sowie ein Kasperltheater errichtet und diverse Spiele, wie Sackhüpfen, Topfschlagen re. sorgten für genügende Unterhaltung. Des Weiteren war eine Lotteriebude, ein Raritätenkabinett, das durch seine Originalität jeden Besucher aufs Höchste be friedigte, ein Photographen Atelier, eine Schießbude und natür licher Weise auch die gänzlich unentbehrliche Restauration so wie ein Weinschank, beide mit schneidiger Damenbedienung, aufgestellt. So war es kein Wunder, wenn Jung und Alt gerne und lange auf dem Platze verweilte. Abends wurde der Festplatz durch Lampions feenhaft beleuchtet, und war es eine Luft, in der herrlichen Waldesluft den Abend zubringen zu können, weshalb sich auch eine große Anzahl der Teil nehmer recht spät zu dem Nachhauseweg entschließen konnte. Mit Befriedigung können wohl alle Beteiligten auf den Ver lauf dieses Waldfestes zurückblicken. Der E.-Z.-V. dürfte sich durch diesen überaus günstigen Erfolg veranlaßt fühlen, ähn liche Feste des öfteren zu veranstalten. — Heute nachmittag findet eine Fortsetzung des Waldfestes, bestehend aus Konzert und Volksbelustigung, statt. — Eibenstock, M. Juli. Wettervorhersage: Montag, den 30. 7. 06, abends 6 llhr bis Dienstag, den 31. 7. 06. abends: Mäßige nördliche Winde, vorwiegend heiter, trocken, Temperatur nicht erheblich geändert. — Dresden, 27. Juli. Ein eigenartiger Betrugsprozeß beschäftigte die 4. Strafkammer des Dresdner Landgerichts. In Meißen und Umgegend betrieb die Arbeiterin Karoline Schneider einen äußerst fchwunghaften Handel mit Hasen, Kaninchen und anderem Wild. Eines Tages im Januar d. I. war die Nachfrage nach feisten Kaninchen besonders groß. Der Vorrat an Muckis war bereits ausverkauft, als in später Abendstunde noch zwei Arbeiterfrauen erschienen, um für den kommenden Sonntag noch zwei Kaninchen zu erstehen. Die Händlerin sagte auch iu, obgleich nichts mehr vorhanden war. Sie wußte aber Rat. Unter dem Dunkel der Nacht richtete die ehrsame Handelsfrau unter ihren Katzen ein mörderisches Blutbad an. Zwei ihrer „Miezen" mußten dran glauben Die „grausame" Katzenbesitzerin zog den Katzen das Fell ab, entfernte Köpfe und Schwänze, spickte die Katzenrücken und überbrachte dann den Kundinnen die beiden „Dachhasen" als echte „Kaninchen". Am nächsten Sonntage verspeisten die Familien die Katzen mit großem Appetit. Die Sache wurde später ruchbar und