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LS»« M. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspalrige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. 210. Das Anschlagwesen wird auf die städtischen Plakatsäulen verwiesen. Ttadtrat Eibenstock, am 11. Juli 1906. .Hesse. Versteigerung. Montag, den 16. Juli 1666, nachmittags 3 Uhr sollen in der Unger'schen Restauration am Albertplatz hier verschiedene Gegenstände, als: 1 Klavier, 1 größerer Posten Weiß- und Rotweine, neue Kleiderstoffe, Teppiche, Tischtücher, Servietten, .Handtücher u. a. m. gegen sofortige Bezahlung meistbietend öffentlich versteigert werden. Der Ratsvollzieher der Stadt Eibenstock. Per avessynifche Vertrag. England, Frankreich und Italien haben sich über ihre Interessen in Abessynien verständigt und ein Uebereinkommen getroffen, das zunächst dem Kaiser Menelik vorgelegt werden soll und dann wohl veröffentlicht werden wird. Abessynien ist der einzige christliche Staat in Afrika, der Sage nach soll das Herrscherhaus von der Königin von Saba abstammen. Jedenfalls besteht dort eine sehr alte semitisch-christliche Kultur, die im Laufe der Jahrhunderte dem Andringen der Muha- medaner und Heiden stand gehalten hat. Gegen die Muha- medaner wurden im 16. Jahrhundert die Portugiesen zu Hülfe gerufen, von deren Wirken noch die europäischen Bauten in Goadar und am Tanasee Zeugnis ablegen. Erst im vorigen Jahrhundert kamen die Abessynier wieder mit Europäern in nähere Berührung und zwar von drei Seiten her: durch die Italiener, die sich in der Kolonie Eriträa mit dem Hafen Massaum am Roten Meere festsetzten, durch die Engländer nach ihrer Besetzung des Nillandes und durch die Franzosen, die durch Annexion der Somaliküste mit dem Hafen Dschibuti im Osten ihre Nachbarn wurden. Dem Vor dringen der Italiener hatte der große blutige Sieg Meneliks bei Adua ein Ziel gesetzt. In der Folgezeit schienen die Franzosen einen großen Einfluß gewinnen zu sollen. Sie erhielten die Konzession zum Bau einer Bahn von Dschibuti bis Adis-Abeba, der Hauptstadt Abessyniens. Nach Herstell ung der leichteren Strecke bis zu? französischen Grenze in Daridauh ergaben sich jedoch natürliche, finanzielle und poli tische Schwierigkeiten. England hatte inzwischen die Mah- disten vom oberen Nil verdrängt und seine Stellung in Aegypten befestigt. Die Sorge um den ägyptischen Sudan, die glänzenden Erfahrungen, die mit der künstlichen Irrigation am unteren Nil und später in Assuan gemacht worden waren, drängten dazu, Abessynien erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken und es dort zu keinem vorherrschenden Einfluß einer dritten Macht, wie Frankreich oder Italien, kommen zu lassen. Die Wasser des Nils nicht nur, sondern auch die Lavaerde, die als Schwemmland Aegypten zu einem fruchtbaren Garten macht, stammen vom Tanasee und den Ufern des blauen Nils, die sich im abessynischen Gebiete befinden. Kaiser Menelik, der ein kluger Kopf ist und von einer energischen Frau unterstützt wird, konnte bisher die Rivali täten der drei europäischen Mächte untereinander ausnutzen, um keiner von ihnen Vorrechte zu gewähren. Die Verständig ung unter den dreien braucht deshalb noch kein entscheidender Nachteil für die Herrschaft Meneliks zu sein, zumal da sie auf der Grundlage erfolgt ist, daß die Integrität des abessy nischen Reiches und die offene Tür auch künftig gewahrt werden sollen. Die Hauptsache ist für Menelik wie für alle andern gleich Deutschland nur wirtschaftlich an seinem Reiche interessierten Staaten, daß keine der im politischen Wettbe werbe stehenden Mächte einen vorherrschenden oder aus schließlichen Einfluß erhält. Der Vertrag ist vor seinem for mellen Abschluß der deutschen Regierung zur Kenntnis ge bracht worden. Das läßt vermuten, daß die Bestimmungen über die Unabhängigkeit Abessyniens und die offene Tür — nur an dieser haben wir ein berechtigtes Interesse — ehr lich gemeint sind und so beobachtet werben sollen. Ob etwa wegen anderer Vorschriften des Vertrags der abessynische Herrscher Einwände erheben wird, bleibt abzuwarten. Wir können nur wünschen, daß die Begrenzung der politischen Rivalitäten unter den Meistbeteiligten zu einer friedlichen Entwickelung des äthiopischen Landes dienen möge. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jlluftr. Unrerhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Ädrrste: Amtsblatt. 64813 wegen verschiedener gesetzlicher Befreiungsgründe nur zu einjährigem Dienste verpflichtet. Zur Kapitulation melde ten sich 082 Unteroffiziere und Soldaten, während man bei Einführung des zweijährigen Dienstes aus 22ooo Unteroffi ziere und 10000 Soldaten als Kapitulanten rechnete. — Paris, 12. Juli. Der Kassation? h o f hat das vom Kriegsgericht in Rennes gegen Dreyfus aus gesprochene Urteil ohne Verweisung vor ein anderes Gericht aufgehoben. — England. London, >2. Juli. Dem Daily Ex preß zufolge ist das Kabinett in eine sehr ernste Krise gekommen wegen des Entschlusses, das Flottenbauprogramm dadurch zu vermindern, daß es vom Bau zweier, im Herbst zu bauenden Kriegsschiffe der Dreadnought-Klasse Abstand nimmt. Seitdem dieser Entschluß gefaßt wurde, sind mehrere Mitglieder des Kabinetts der Meinung, daß es unangebrachte Sparsamkeit sei, die Schlagfertigkeit der Flotte zu gefährden. Infolge der Krisis entschloß sich das Kabinett, die parlamen tarische Beratung des Marine-Etats bis zum 27. d. M. zu verschieben. Man hofft, daß bis dahin die Krisis beendigt sein wird. — Im englischen Oberhause gab es eine De batte über die Vorteile der allgemeinen Wehr pflicht. Mehrere Redner verwiesen auf die Verhältnisse in Deutschland. Lord Milner führte im besonderen aus, daß das deutsche Volk seine Größe und seine Fortschritte auf dem Gebiet des Handels und der Industrie seinem Heerwesen ver danke, und daß die Völker, welche die Mühen des allgemeinen Dienstes bereitwillig auf sich nähmen, diejenigen, die vor der allgemeinen Wehrpflicht zurückschreckten, nicht bloß im Krieg, sondern auch im friedlichen Wettbewerb überflügeln werben. Andere Redner kritisierten dagegen die allgemeine Wehrpflicht in entschiedener Weise. Zu einer Beschlußfassung kam es nicht. — England Hal in der zu Ende gehenden Woche den 70. Geburtstag Josef Chamberlains gefeiert. Freilich sah dieser Tag den einstigen Kolonialsekretär nicht mehr auf der Höhe seiner Macht. Der in England so popu läre Mann ist stiller geworden, seit die Wahlen zum Nnter- hause seine Hoffnungen jäh durchkreuzten und der von ihm geschaffenen Tarifreformbewegung eine unzweideutige Nieder lage brachten. Man hat ihn einst vergöttert, und die Orchidee, mit der er stets das Knopfloch seines grauen Gehrocks schmückte, ist in England fast ebenso populär gewesen wie das Monokle, durch das sein kluges Auge blickte. Ist ihm und seiner Tat kraft doch vor allem die Besitznahme von den beiden süd afrikanischen Republiken zu danken, ist doch auch seinem Kopfe die Idee entsprungen, das britische Mutterreich und seine Kolonien mir einem eisernen Reifen zu umschlingen und dem Imperialismus eine Ausdehnung und einen In halt zu geben, wie sie nur die kühnste Phantasie ersinnen kann. In den Dienst dieses Gedankens, dessen Grundlage ein einheitliches Wirtschaftsgebiet und ein gemeinsames Heer wesen bilden muß, hat Chamberlain auch seine Tarispolitik gestellt, und ist er auch gerade an dieser gescheitert, so bleibt er doch immerhin einer der bedeutendsten Männer des briti schen Jnselreiches. — Japan. Von der japanischen Regierung sind ll>0 Millionen Ben ausgeworfen, um die Mitglieder von Heer und Flotte zu belohnen, die am Kriege gegen Rußland teilgenommen haben. 123 Millionen Pen sollen auf das Heer, 17 auf die Flotte und 10 auf Nichtkombattan ten fallen. Bereits haben eine Anzahl Matrosen Orden erhalten, mit deren Besitz eine jährliche Pension von 100 bis 200 Pen verbunden ist. Nach den angegebenen Zahlen hat man berechnet, daß die Kopfstärke des Heeres im verflossenen Kriege gegen Schluß des Feldzuges l500s>oo, die der Flotte 50000 Mann betrug. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 13. Juli. Gestern vormittag 10 Uhr fand in der Turnhalle die feierliche Einweisung des neuen Leiters unserer Bürgerschulen Herrn Schuldirektor Petzold aus Rabenau in Gegenwart von zahlreichen Ver tretern der Königlichen und städtischen Behörden durch den Kgl. Bez.-Schul-Inspektor Herrn Schulrat I)>. Förster statt. aus der engeren Wahl mit dem Sozialdemokraten verdrängt worden und damit der Verlust dieses bisher vom Abg. Lenz mann innegehabten Reichstagsmandats für die Freisinnige Volkspartei entschieden, so hat nunmehr das Zentrum eine Niederlage erlitten, auf die man nach den Erklärungen der unterlegenen Parteien durchaus nicht gefaßt sein konnte. Nach amtlicher Zählung wurde Haberland (Soz.) mit 15,884 gegen Klocke (Ztr.) mit 14,068 Stimmen gewählt. Freisinnige wie Nationalliberale, Christlich-Soziale und Bund der Land wirte hatten ihre Anhänger mit aller Entschiedenheit zur Unterstützung des Zentrums aufgefordert. Dieses war in der Hauptwahl mit 7784 gegen 10,546 sozialdemokratische Stim men an die zweite Stelle gerückt, die anderen Parteien ver fügten insgesamt über rund 16,000 Stimmen. Davon sind nach der amtlichen Zählung dem Zentrum in der Stichwahl jedoch nur 6284 zugefallen; 5338 Wähler haben es vorge zogen, für den Sozialdemokraten einzutretcn, und etwa 4250 sind der Wahlurne überhaupt ferngeblieben. So konnte es geschehen daß, wie wir bereits telegraphisch meldeten, der Wahlkreis von den Sozialdemokraten mit einer Mehrheit von 1816 Stimmen erobert wurde. Der erste Mandatgewinn, den sie seit den allgemeinen Wahlen von 1903 zu verzeichnen haben. Dieser unerwartete Ausgang wird den beteiligten Parteien reichen Stoff zu heftigen Auseinandersetzungen geben. Wenn den Freisinnigen ihr angestammter Besitzstand in Al tena-Iserlohn nicht diesmal von den ihnen am nächsten steh enden Nationalliberalen auf das heftigste bestritten worden wäre, hätten sie nicht aus der Stichwahl verdrängt werden können, und das Zentrum macht jetzt die bittere Erfahrung, daß weite Kreise des liberalen Bürgertums ihm die Heeres- folge versagen, auch auf die Gefahr hin, damit einem Ver treter der äußersten Linken zum Siege zu verhelfen. Es wird vermutlich schon in den nächsten Tagen für diese schwere Enttäuschung Vergeltung üben, indem es in Eugen Richters Wahlkreise Hagen-Schwelm dem Freisinnigen, der voraus sichtlich eine Stichwahl mit den Sozialdemokraten zu bestehen haben wird, in dieser seine Stimmen vorenthalten dürfte. Auf diese Weise würde auch über dem Wahlkreis des ver storbenen Führers der Freisinnigen Volksparlei binnen kurzem die rote Fahne aufgepflanzt werden. — Frontübungen des Landsturmes werden auch im Verlaufe dieses Sommers wieder abgehalten werden, ob gleich nach den Vorschriften der deutschen Heer- und Wehr ordnung der Landsturm von jeder Friedensübung befreit ist. Im Kriege fällt dem Landsturm in der Hauptsache der Be- satzungs- und Bewachungsdienst zu. Da nun die neuere Kriegstechnik zur Bewachung resp. Zerstörung von Brücken, Tunnels, Viadukten, Flußübergängen usw. ganz andere Hilfs mittel anwendet, wie zu der Zeit, als der Landsturm noch aktiv diente oder übungspflichtig war, so ist es naturgemäß von Vorteil, wenn ein Teil des Landsturmes diese Neuerungen kennen lernt. Diese Hebungen des Landsturmes, zu denen hauptsächlich außer Offizieren ehemalige Unteroffiziere und Gefreite zugelaffen werden, sind ganz freiwillig und dauern 5—8 Tage. Die Aufsicht liegt Stabsoffizieren ob, der Unter richt erfolgt durch aktive Leute. Für die Zeit der Uebung werden die vollen Kompetenzen gewährt, auch tritt für die Hebenden bei etwaigen Unfällen das Militärpensionsgesetz in Kraft. Die Bezirkskommandos nehmen Meldungen zu diesen Uebungen entgegen und erteilen jede bezügliche Auskunft. — Rußland. Am Mittwoch mittag 1 Uhr wurde in Sebastopol ein Attentat gegen den Kommandier enden des Schwarzmeer-Geschwaders, Admiral Tschuknin, verübt. Tschuknin wurde verwundet und mußte ins Hospital gebracht werden. Der Mordanschlag wurde von einem Ma trosen verübt. Dieser lauerte dem Admiral in einem Gebüsch auf, als er sich im Garten seiner Villa erging und schoß auf ihn. Der Urheber des Anschlags ist entkommen. Der Ad miral ist in der darauffolgenden Nacht, ohne das Bewußt sein wieder erlangt zu haben, gestorben. — Frankreich. Der „Voss. Ztg." wird aus Paris gemeldet: Der Bericht des Kriegsminffters über die H e eres- Ergänzung im Lahre 190o macht in der Kammer einen peinlichen Eindruck. Von 321 929 Gestellungspflichtigen waren 10644 des Lesens und Schreibens unkundig und 3489 konnten notdürftig lesen, doch nicht schreiben. Tauglich wurden nur 223254 befunden, 7591 weniger als 1904. Davon sind TageSgeschichte. — Deutschland. Die Forderung eines selbständigen Reichskolonialamts wird dem im Herbst zusammen tretenden Reichstag erneut vorgelegt werden. Die Vorar beiten dazu sollen bereits im Gang sein. Die Nachricht, daß aus der Kolonialabteilung sämtliche Räte bis auf zwei aus scheiden, wird von einer Berliner Korrespondenz bestätigt. — Der Ausfall der Stichwahl in Altena-Iser lohn hat eine noch größere Ueberraschung gebracht als der erste Wahlgang am 27. Juni. War damals der freisinnige Kandidat durch das Zentmm mit einem minimalen Vorsprung Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume am 20. und 2l. Juki 1000 für nicht dringliche Angelegenheiten geschloffen. Eibenstock, am 13. Juli 1906. Königliches Amtsgericht. Das Ankleben von Plakaten an die Pfarrgartenmaner längs der Hauptstraße wird hiermit untersagt. Zuwiderhandlungen gegen das Verbot Haben polizeiliche Bestrafung mit Geld bis zu 60 Mark evenr. mit Haft bis zu 8 Tagen zur Folge. Amts- M Anzchebllltt für den Mirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. ' -v 53. Jahrgang. > Sonnabend, den 14. Jvli