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Amts- lind AiUMblatt Abonnement viertelj. I M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Adrrflr: Amtsblatt. für den Gczirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. (Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fttnsprrchrr Nr. LIN. SS — - 53. Aahrgang. —s— Dienstag, den 10. Inti INS« Bekanntmachung. Anschlüsse an das Ortsfernsprechnetz in Eibenstock sind für den II. Bauabschnitt bis zum l. August bei der Postanstalt daselbst anzumelden. Chemnitz, 28. Juni 1906. Kaiserliche Ober-Postdireltion. I. V. Hocnickc. Nr. 86 des Schankstättenverbotsverzeichniffes ist zu streichen. «stadtrat Eibenstock, den 5. Juli 1006. — Hesse. Mrt. Holzvcrsteigernng ans Aucrsbergcr Staatssorstrevier. Im Hotel „Stadt Leipzig" in Eibenstock Dienstag, den 17. Juli 1006, von mittags '^1 Uhr an 1735 weiche Stämme l 0—1.5 2270 „ 16-22 727 23-38 14333 Klötzer 7—15 1845 16-22 84«! 23-50 13,5 i-m w. Wt-Knüppel, 108 Rrennlcheite, 341,5 Arennknüppel, 15 „ w. Stöcke, Mittenst., 10—25 n« lang, Oberst., 3, 3,5 u. 4 m lang, I-m h. Zacke», „ h, 275 i in w. Äelle, in den Abt. 14, 15, 16, 29, 40, 71 u. 72 (Schneebruch». Spezielle Verzeichnisse der zu versteigernden Hölzer werden, soweit der Vorrat reicht, auf Verlangen von dem unterzeichneten Forftrentamte abgegeben. Eibenstock, am 7. Juli 1906. ttgl. Aorstreviervcrwaltung Auersberg. Kgl. Forstrentamt. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Taufe des neugeborenen Hohenzollern prinz en soll, wie von dem Kaiser schon vor Antritt seiner Rordlandsreise bestimmt worden ist, am 12. August stattfinden. Die Taufpredigt wird Oberhofprediger v. Dryander halten. Als Rufnamen hat der Kaiser für seinen Enkel den Namen Wilhelm bestimmt. — Das große englische K a n a lge s ch w a d e r wird am 23. August vor Lübeck eintreffe». Es umfaßt 97 Kriegsschiffe. — Der aus Amerika signalisierte A n archist Ros e n - berg ist in Altona verhaftet worden. Gegen denselben ist, wie eine Korrespondenz aus Altona berichtet, die gerichtliche Voruntersuchung wegen Vorbereitung eines Mordversuches auf den Kaiser eingeleitet worden. — Zur Verhaftung des angeblich cn Anar- chisten Rosenberg wird der Frankfurter Zeitung aus New-Port gemeldet: Die Festnahme Rosenbergs in Altona erregt in der deutschen Bürgerschaft von Seattle teils Ent rüstung teils Verwunderung, da Rosenberg als harmloser Farbenmischer bekannt ist, der chemische Versuche zur Her stellung neuer Farbenkombinationen machte. Der Deutsche Zentralverein erklärt die Anzeige bei der Polizei als Rache akt eines Feindes Rosenbergs. — Berlin, 6. Juli. Amtl. Meldung. Ein kleiner Hottentottentrupp hat mit gestohlenem Vieh nördlich von Violsdrift die Grenze überschritten. Die englische Grenz polizei nahm unverzüglich in Stcinkopf eine Bande von 33 Köpfen beim Viehverkanf fest, gab das Vieh an die deutschen Truppen zurück und führte die Hottentotten nach Springbock ab. Unter diesen befindet sich Unterkapitän Joseph Christian, ein Neffe des Häuptlings Johannes Christian, der nach Morengas Gefangennahme die Hottentotten sührte. — Eine amtliche Meldung aus Deutsch-Südwest afrika besagt: Wie schon gemeldet, waren die Hotten totten nach ihrem Vorstoß auf Warmbad und Gabis in den Gefechten am 20. und 21. Juni wieder in südwestlicher Richtung zurückgeworfen worden. Die Abteilung des Majors Sieberg hatte die Verfolgung ausgenommen, mußte aber, nachdem sie drei Tage ohne Wasser geblieben war, an den Oranje heranrücken. Major v. Freyhold nahm von Viols drift aus die Verfolgung auf und drängte die Hottentotten, die sich wieder in den Oranjebergen festsetzen wollten, nord wärts, in die Berge östlich Außenkehr. Major v. Freyhold hat mit den Hauptkräften Außenkehr erreicht und die wichtigeren Wasserstellen am Oranje-, Fischfluß und Uhabis-Revier besetzt. Er bleibt am Feinde. — Nach einem Telegramm des Kaiserlichen Gouverneurs v. Lindequist hat die Otavi - Bahn am 4. Juli Otavi erreicht. — Schweiz. Das schweizerische Anarchistengesetz tritt in Kraft. Die schweizerische Bundesversammlung hatte, wie erinnerlich, im Dezember des vergangenen Jahres ein neues Gesetz mit verschärften Strafen gegen die Propaganda der Anarchisten beschlossen. Selbstredend versuchte die So zialdemokratie, das Gesetz mittels des Referendums zu Fall zu bringen. Dazu waren 30000 Unterschriften nötig. Vor rinigen Tagen nun «ar die Referendumsfrist abgelaufen, md der wachsenden Erbitterung der Volksmassen über die Äreueltaten der Anarchisten, zumal nach dem Attentat von Nadrid, ist es zu verdanken, wenn die Sozialdemokratie bei hrem Bemühen, jene Propaganda zu schützen, unterlag. Nur 28000 Unterschriften vermochte sie zusammenzubringen. Da mit tritt das Bundesgesetz in Kraft. Die Schweiz hat bis jetzt ost genug den Schauplatz für das gemeingefährliche Treiben der Anarchisten abgegeben. Hoffentlich wird es jetzt anders. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 9. Juli. Wie wir hören, beabsichtigt Herr Luftschiffer Ger st er nächsten Sonntag, den 15. Juli mit seinem neuen selbsterbauten, soeben fertig gestellten Luftballon in Eibenstock die erste Probe - Auffahrt zu unternehmen. Bei den Schwierigkeiten, die die Herstellung eines Ballons bietet, geht hoffentlich die Auffahrt glatt von statten. Wir wünschen Herrn Gerster schönes Wetter und zahlreichen Besuch. — Eibenstock, 9. Juli. Heute feiert der Schneider meister Herr Ernst Gustav Löffler hier in körperlicher und geistiger Frische sein.50 jähriges Bürger,ubiläum. Der Jubilar wurde von dem stellvertretenden Bürgermeister, Herrn Stadt rat Justizrat Landrock und von Herrn Stadtverordnetenvor steher Diersch in seiner Wohnung namens der Stadtvertretung wärmstens beglückwünscht. — Eibenstock, 9. Juli. Wettervorhersage: Montag, den 9. 7. 06, abends 6 Uhr bis Dienstag, den 10. 7. 06, abends: Veränderliche Winde, teilweise heiter, stellenweise Gewitter, Temperatur nicht erheblich geändert. — Schönheide, 7. Juli. Leicht konnte vergangene Woche in einem hiesigen Hanse Feuer entstehen. Ein kleiner Knabe hatte ein Papierhäuschen erleuchtet und nachdem das Licht niedergebrannt war, dasselbe in einen Kleiderschrank gestellt. Bald merkten die Nachbarn Qualm zum Dache herauskommen. Als Brandherd entdeckte man den Kleider schrank, aus welchem die Flaminen herausschlugen. Jeden falls hatte das Häuschen ein Funke in Brand gesetzt. Der Inhalt des Schrankes wurde natürlich ein Opfer des Feuers. Wäre noch einige Zeit vergangen, so wäre kaum an eine Rettung des Hauses zu denken gewesen. — Der taubstumme Knabe, welcher, wie wir vor einiger Zeit berichteten, von einem Geschirr überfahreil wurde, erfreut sich wieder des besten Wohlseins. — Karolagrün. Am Sonnabend fand die feierliche Einweihung der Kapelle der Heilanstalt statt. Anwesend waren die Kurgäste. Unter den sonstigen Teilnehmern be merkten wir die Herren Präsident des Landeskonsistoriums Zahn, Amtshauptmann Demmering, Domherr Freiherr von Trützschler, I)r. nmll. Kurschmann, die Aerzte der Lungenheil stätten, die Geistlichen von Schönheide, Frau Georgi, Auer bach. Eingeleitct wurde die Feier durch Glockengeläute der Kapelle. Herr Superintendent Thomas aus Schneeberg hielt die Weiherede, Herr Pfarrer Wolf, Schönheide, die Predigt über: „Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren". Den Schluß bildete eine Besichtigung der Kapelle und Lungen heilstätte Karolagrün. — Stützengrün. Bei dem am Donnerstag früh in der 7. Stunde über unfern Ort gezogenen Gewitter schlug der Blitz in das Wohnhaus des Wirtschastsbesitzers Franz Lorenz im sogenannten Grund; der Blitz zündete an mehreren Stellen zugleich, sodaß die Bewohner alle Habe verloren und kaum das nackte Leben retteten. — Dresden, 6. Juli. Das Schwurgericht verurteilte heute mittag das Stubenmädchen Anna Frieda Dörschel aus Cölln bei Meißen wegen versuchten Mordes zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust und die Dienstperson Anna Marie Ebelt wegen Totschlags zu 5 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust. — Dresden, 6. Juli. Die Folgen der Dresdner Grundstückskrisis machen sich immer noch bemerkbar. So gelangte kürzlich abermals ein infolge Eigentumsverzichts seines letzten Besitzers herrenlos gewordenes Grundstück vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte zur Versteigerung. Es handelt sich hier nicht etwa um eine kleine wertlose Land parzelle, sondern das Grundstück ist nach dem Dresdner Flur buchs 14,5 Ar groß, liegt an der Blumenstraße Nr. 43 und besteht aus Wohn- und Werkstattaebäude, 2 Schauern, einem Lagerplatz nebst Hofraum und Garten. Sein Wert wurde auf 149200 Mk. geschätzt, während die Brandversicherungs summe 106400 Mark betrug. Es war mit Hypotheken in Höhe von 174000 Mark belastet und wurde von einem Hyvo thekengläubißer, der an 4. Stelle stand, für 128000 Mk. er standen. Die Verluste an Hypotheken, Zinsen, Kosten usw. sind natürlich ganz bedeutend«. — Dresden, 7. Juli. (Amtliche Meldung.) Der mehrtägige w o l k e n d r u ch a r t i g e Regen hat im Be reich der Kgl. sächsischen Eisenbahnverwaltung schwere Schäden hervorgerufen. Auf der Bahnstrecke zwischen Ober-Vogelgesang und Pirna ist der Bahndamm auf 20 Meter- Länge durchbrochen: außerdem sind beide Hauptgleise der Linie Bodenbach—Dresden in 120 Meter Länge durch herabgestürzte Gesteinmassen unfahrbar. Die Wiederfreimachung der Strecke wird 2—3 Tage erfordern. Zwischen den Haltepunkten Poetzscha (Wehlen) und Ober-Vogelgesang ist an zwei Stellen das linke Hauptgleis durch Steingeröll fast l Meter hoch ver schüttet. An diesen Stellen wird der Umsteigeverkehr vor aussichtlich von heute abend an zu ermöglichen sein. Der Verkehr zwischen Schandau und Dresden muß bis auf weiteres über Sebnitz—Neustadt—Dürr-Röhrsdorf—Pirna geleitet werden. Die Telegraphenleitungen zwischen Schandau und Pirna sind gleichfalls unterbrochen. Auf der Strecke Gott lcuba—Pirna mußte der Verkehr eingestellt werden, erst heute früh gegen 8 Uhr war es möglich, denselben zeitweise wieder aufzunehmen. — Leipzig, 6. Juli. Heute morgen kurz vor 6 Uhr wurde bei Groß Deuben von dem von München 5 Uhr 57 Min. hier eintreffenden I) - Zuge ein das Gleis passierendes Klee fuhrwerk überfahren. Ein Knecht und beide Pferde wurden sofort getötet. Der Zug konnte nach kurzer Unterbrechung die Fahrt wieder fortsetzen. — Leipzig, 6. Juli. Man sollte es kaum für möglich halten, schreibt das „L. T.", daß gebildete Frauen aus acht baren Familien auf den Einfall kommen könnten, miteinander zu wetten, wer von ihnen beiden einen Lade ndieb stahl begehen könne, ohne dabei abqefaßt zu werden. Und doch hatte sich am Mittwoch das Schöffengericht mit diesem Falle zu beschäftigen in einer Verhandlung gegen eine Buchhändlers ehefrau und eine Oberpostsekretärsfrau. Am 22. März er schienen zwei elegant gekleidete Damen in der Konditorei B. in der Wintergartenstraße und fragten nach allerlei guten Sachen. Den Verkäuferinnen fiel dabei das eigentümliche Benehmen der beiden Kundinnen auf, und als die eine Ver käuferin plötzlich den Arm der einen Frau festhielt, stellte es sich heraus, daß die Damen zwei Tafeln Schokolade eska «notiert hatten. Da inan in dein Glauben war, es mit zwei gewerbsmäßigen Ladendiebinnen zu tun zu haben, ließ man einen Schutzmann holen. In dein Verhör gaben sie zu, ver sucht zu haben, einige Süßigkeiten ohne Bezahlung mitzu nehmen, sie hätten so miteinander gewettet, wenn man ihnen Zeit gelassen hätte, würden sie die Schokolade ohne Sträuben bezahlt haben. Der Richter verurteilte sie wegen Diebstahls zu drei Tagen Gefängnis und 10 Mk., bezüglich zu zwei Tagen Gefängnis und 5 Mk. Geldstrafe. — Chemnitz. Endlich ist es gelungen, den Hand arbeiter Friedrich Max Schönfeld, der weit über loo schwere Einbrüche in der Chemnitzer Umgegend begangen hat, f estzu n e h in e n. Schönfeld wurde m das hiesige Untersuchungsgefängnis eingelicfert. Auf sein Ergreifen waren 500 Mark Belohnung ausgesetzt. — Freiberg. Hier soll ein Gedenkstein an den einst so blühenden Silberbergbau errichtet werden. Das Denkmal wird aus großen Erzstufen geplant und vor aussichtlich in den Promenaden zu stehen kommen. — Glauchau, 6. Juli. Im Glauchau-Meerancr Webindustriebezirk gärt es aufs neue und die nächsten Tage werden zeigen, ob es zu einem neuen wirtschaft lichen Kainpfe kommt, der, da ^.Zt. alle Fabriken vollauf beschäftigt sind, wie selten zuvor in einem Jahre, tiefe Wunden schlagen würde. Im Laufe dieser Woche und auch heute abend wieder, haben in verschiedenen Sälen — desgleichen auch in Meerane — nichtöffentliche Fabrikarbeiterversamm- lunPen stattgefunden, in denen über eine abermalige Lohn erhöhung, die, wie ausgeführt wurde, mit Rücksicht auf die anhaltend teuren Lebensmittelpreise dringend nötig sei, be raten wurde. In allen Versammlungen wurden gleichlautende Resolutionen angenommen, dahingehend, die Leitung des deutschen Textilarbeiterverbandes zu beauftragen, beini Ver bande der Sächsisch-Thüringischen Webereien um eine 20proz. Lohnerhöhung vorstellig zu werden. (Die Arbeiter wollten ursprünglich 2:5 Proz. verlangen.) Nächste Woche wird die Angelegenheit in öffentlichen Bersaminlungen eingehend zur Sprache gebracht werden. Gewährt der Sächsisch Thüringische