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Amts- M AMUblatt Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. bcs „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Ädrelst: Amtsblatt. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Trucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 3<> Pf. Frrnsplcchrr Nr. 210. .4/ 4». —53. Jahrgang. Sonnabend, den 28. April lei. Wr ßchen. arktZ. n Metall, lität und Porzellan, en sicher, ze Preise. W, ammcr vermieten «rxt, Eckhaus. ne npfehlen lUNg vermiet. I. l «zeige- ai und lion, bei «ei allen ;ern an- ^mtsbl. üng Betrages «tschen penden, ». Bl. Zur Abwalzung der Mafsenschüttungen auf den Staatsstraßen und verschiedenen Kommunikations- und Forstwegen des Bezirks werden 2 Dampfwalzen von Franz Reiher in Reichenbach verwendet werden. Während die eine zur Zeit auf dem Straßenneubaue Auerhammer-Zschorlau tätig ist, wird die andere Montag, den 30. ds. Mts. auf Abt. 4 der Schneeberg-Auerbacher Staatsstraße in Tätigkeit treten. Auf den Verkehr dieser Walzen leiden die Bestimmungen der Verordnung, den Verkehr von Straßenlokomotiven auf öffentlichen Wegen betr. vom 5. September 1890 nebst Vor schriften unter (Seite 140—140 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1800) An wendung. Zur Vermeidung von Unglückssällen erhalten die Führer von Fuhrwerke» Anweisung, sobald die in Betrieb befindliche Dampfstraßenwalze sich nähert, vom Fuhrwerk abzusteigen und die Pferde bezw. sonstiges Zugvieh am Kopfe beim Zügel zu nehmen und zu führen. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden mit Geldstrafe bis zu «!>» M. — Pfg. oder Haft belegt. Schwarzenberg, am 26. April 1006. Königliche Amtshllliptmannschast. Wusfische Sorgen. Die neugewählte russische Volksvertretung, Reichsduma genannt, soll am 10. Mai vom Zaren in Person eröffnet werden. Die Annahme, daß unter dem Einflüsse der Bu- rcaukralie aus den ersten Wahlen des russischen Volkes eine in der Mehrheit reaktionäre Körperschaft hervorgehen werde, hat sich nicht bestätigt, die Mehrheit gehört den fortschrittlichen Elementen, die das Selbstherrschertum höchstens dem Namen nach weiter bestehen lassen wollen, für die Reichsduma aber eine konstitutionell gesicherte Mitwirkung in der Gesetzgebung verlangen. Das Ministerium Witte scheint sich mit dem un erwarteten demokratischen Ausfall der Wahlen in dem Ge danken abfinden zu wollen, daß ein Sieg der Reaktionäre die revolutionären Geister zu neuen Gewalttaten gereizt hätte. Der Gegensatz zwischen den Forderungen der Liberalen und Demokraten und den Konzessionen, die das Zarenregiment an das neue Parlament zu machen bereit ist, birgt aber ge nug Stoff zu Konflikten in sich, so daß ein ruhiger Ueber- gang zu konstitutionellen Verhältnissen keineswegs gesichert ist. Abgesehen von den konstitutionellen Rechten, die der Reichsduma gewährt werden sollen, werden sich die ersten Kämpfe um die Ordnung der Reichsfinanzen drehen. Ruß land ist ohne Zweifel durch die Opfer des Krieges, durch die unsinnige Vernichtung von Werten und die lange Stockung des Verkehrs während der Revolution an den Rand des Bankerotts geraten. Von der neuen Milliardenanleihe wird alles von den alten Schulden, der Einlösung von Schatz scheinen, der Deckung des Defizits der vergangenen Jahre verschlungen werden und nichts zu produktiver Verwendung im Lande übrig bleiben. Die große Mehrheit der Erwählten des Volkes tritt in das neue Parlament in Erbitterung da rüber ein, daß die Regierung alles daran setzte, um noch vor dem Zusammentritt der Reichsduma die große Anleihe zu stände zu bringen. Dabei richtet sich der Zorn auch gegen das verbündete Frankreich, das dem Ministerium Witte den Liebesdienst erwies, die Anleihe abzuschließen, bevor die Duma über die Finanzlage mitreden konnte, und so die Macht der gegenwärtigen Gewalthaber zu stärken. Die lieberalen russi schen Blätter sind außer Rand und Band darüber, daß ge rade die verbündete Republik sich bewogen fand, den Ver tretern des alten Systems aus dringendster Verlegenheit zu helfen und durch vorzeitiges Darlehen die Mitwirkung der Volksvertretung auszuschaltcn. Mögen selbst die Optimisten schließlich recht behalten, die glauben, daß Rußland mit seinen großen wirtschaftlichen Hilfsquellen die schwere Finanzkalamität noch überwinden werde, so hat doch der deutsche Geldmarkt gut daran getan, sich von einer Beteiligung an der neuen russischen Anleihe fernzuhalten. Die Nichtbeteiligung war schon durch die heimischen Verhält nisse genügend gerechtfertigt. Aber es wäre auch gewagt ge wesen, das Risiko zu laufen, das in der Unsicherheit darüber enthalten ist, wie sich die politischen Zustände in Rußland weiter gestalten werden. Wird die demokratische Richtung zu einer wirklichen Macht in der Gesetzgebung, so kann es auch kommen, daß eines Tages Zinsheräbsetzungen, Zwangs kurs und ähnliche Verlegenheitsmittel eines überlasteten Schuldners beschlossen werden. Gelegentlich ist damit schon von Vertretern des alten Systems gedroht worden. Für den deutschen Besitz an russischen Werten ist es jedenfalls besser, wenn das Kapital anderer Länder das erhöhte Risiko für die ungewisse künftige Zuverlässigkeit des russischen Schuld ners trägt. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Reichstag hat seine Ar beiten wieder ausgenommen. Noch gilt es, ein reiches Ar beitspensum bis zum Schluffe der Session zu bewältigen. Insbesondere soll der Reichsetat fertiggestellt und die Reichs finanzreform zu glücklichem Abschluffe gebracht werden. Aber auch sonst harren noch wichtige gesetzgeberische Aufgaben, wie beispielsweise die Militärpensionsgesetze, ihrer Erledigung. Gleich bei seinen» Wiederzusammentritle ist der Reichstag gewissermaßen mit einem Ostergeschenk bedacht worden in Gestalt des Gesetzentwurfes über die Reichstagsdiäten. Da dem Entwürfe im Falle seiner Annahme rückwirkende Kraft für das laufende Kalenderjahr verliehen werden soll, so darf von ihm ein günstiger Einfluß auf den Besuch der Reichstagssitzungen durch die Abgeordneten erhofft werden. Hohe Zett «st es in der Tat, daß die Misere, die in den häufigen Fällen mangelnder Beschlußfähigkeit so kläglich vor aller Augen liegt, endlich beseitigt werde. Versagt auch das Mittel der Diäten, dann hat der Parlamentarismus es sich selber zuzuschreiben, wenn sein Ansehen fürderhin auf ein Minimum sinkt. — Ein Stück Eisenbahngemeinschaft. Die deutsche Eisenbahngememschaft scheint sich vorläufig auf einen gemeinsamen Personen- und Gepäcktarif beschränken zu sollen, während die geplante Bemebsmittelgemeinschaft nicht zustande kommt. Eine Art von Eisenbahngemeinschaft oder Betriebs mittelgemeinschaft stellen dagegen die durchlaufenden Wagen und Züge dar, die ohne Rücksicht auf die Grenze der ein zelnen Bahnen nach dem Bedürfnis des Verkehrs durchge- sührt werden. Nicht nur einzelne Wagen, sondern auch voll ständige geschlossene Züge werden im Sommerfahrplan in vermehrter Zahl über verschiedene Eisenbahnnetze geleitet. Teils alt, teils neu gibt es durchlaufende Züge, z. B. zwischen Basel und Amsterdam, Basel und Berlin, München und Amsterdam, Frankfurt und Amsterdam, Frankfurt und Rotter dam sowie dem Haag, Göttingen und München usw. — Bei der R e i ch s t a g s e r s a tz w a h l im Wahl kreise Hessen 4 (Darmstadt - Groß - Gerau) erhielten Stein (natl.) 10420, Korell (freis.) 5828 und Berthold (Soz.) 13 855 Stimmen. Es findet mithin Stichwahl zwischen Stein und Berthold statt. — Unter dem Namen Verband reichstreuer Arbeiter in Magdeburg hat sich in Magdeburg ein Verein gebildet, der den Zweck verfolgt, alle patriotisch ge sinnten, den Kaiser und das deutsche Vaterland liebenden Arbeiter zur Pflege und Betätigung ihrer patriotischen Ge sinnung, zum Schutze der Mitglieder gegen den Terrorismus der sozialdemokratischen Organisationen, sowie zur Förderung der geistigen und wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder zu vereinigen. — Ein staatsanwaltschaftliches Einschreiten gegen den sozialdemokratischen „Sauherdenton" wird aus Gotha gemeldet. Die dortige Staatsanwaltschaft hat im öffentlichen Interesse auf Antrag die Anklage gegen den „Genossen" Joos erhoben, weil dieser im „Volksblatt für Gotha" in einer Poleinik seinen bürgerlichen Gegner als „Hundsfott" bezeichnet hatte. — Immer deutlicher tritt es zutage, welchen Einfluß die englische Politik auf den Beginn und die Dauer des Aufstandes in Südwest-Afrika ausgeübt hat. Die Herero-Häuptlinge bekannten, nachdem sie sich auf eng lisches Gebiet gerettet hatten, daß sie eine solche Kraft, wie sie das Reich bei der Bekämpfung des Aufstandes bewiesen hat, niemals vermutet hätten. Die Engländer hätten ihnen vorgeredet, daß Deutschland nicht imstande sei, eine allgemeine Erhebung niederzuwerfen. Nur diese Voraussicht hätte sie vermocht, den unseligen Aufstand zu beginnen. Und jetzt nimmt der Kampf kein Ende, weil die Leute immer ivieder neue Kräfte im Kaplande sammeln. Johann Christian, der Kapitän der Bondelswarts, ist ebenso wie Morenga früher mit 100 Mann aus dem britischen auf deutsches Gebiet zu rückgekehrt und hat deutsche Mannschaften überfallen. Die Bondelswarts wagten überhaupt nur vor 2'/, Jahren die Erhebung gegen die Deutschen im Vertrauen auf die nahe schützende britische Grenze. Die englische Polizeitruppe am Orangefluß ist viel zu gering, sic kann ihrer Aufgabe nicht nachkommen. Das zeigt sich auch bei den Kaffernunruhen im englischen Südafrika, die einen bedrohlichen Charakter annehmen. Die Briten haben nicht genügend Truppen dort, überall bilden sich Freikorps und man weiß noch nicht, wie weit man mit diesen kommen wird. Als der Aufstand im deutschen Gebiet ausbrach, machte man sich in England wie in Kapstadt keine Sorge, die Deutschen konnten allein sehen, wie sie mit den Aufständischen fertig würden. Die Pflicht Englands wäre es gewesen, dort eine angemessene Truppe aufzustellen und jeden Zuzug nach dem deutschen Gebiet zu verhindern. Aber noch heute findet ein freier Verkehr über die Grenze statt. Die deutschen Truppen hätten die Grenze überschreiten und dort den Feind bekämpfen müssen, da d«e Hottentotten das englische Land als Basis benutzten. Nur w könnte man den Kampf beenden und den Engländern vor Augen führen, daß sie durch ihr Unterlassen zu solchem Vor gehen herausforderten. Die Kapregierung hat schon wieder holt schwächliche Erklärungen zu ihrem Verhalten erlassen. Aber verantwortlich ist uns gegenüber die englische Regierung, sie kann nicht von dem Vorwurfe der Unterlassung, um sich milde auszudrücken, befreit werden. Sie nimmt alle derartigen Vorwürfe gelassen hin: die englische Macht reicht nicht hin, um alle Kolonien ausreichend zu schützen. — Oesterreich-Ungarn. Die Eröffnung des ungarischen Reichstages durch Kaiser Franz Josef ist nunmehr beschlossene Sache. Der Kaiser trifft, nachdem er fast zwei Jahre lang den Besuch Ungarns ver mieden hat, am 20. Mai zur feierlichen Eröffnung des un garischen Reichstages in Budapest ein, ebenso der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand. Auch ist die Abhaltung mehrerer glänzender Hoffeftlichkeiten geplant. Die Hauptstadt Budapest beabsichtigt diesmal, in anbetracht der glücklichen Lösung der Krisis, dem Kaiser einen überaus großartigen Empfang zu bereiten. — Rußland. Die Petersburger Zeitung „Tirana" teilt einige Einzelheiten mit, die während der gerichtlichen Verhandlung wegen der Ueb ergäbe Port Arthurs bekannt geworden sind. Danach sind, wie wir der „Frankfurter Zeitung" entnehmen, am 10. Dezember >004 a. St. auf aus drücklichen Befehl des Generals Fock im Einverständnis mit Stössel zwei äußerst wichtige Positionen ohne Kampf den Japanern eingeräumt worden. Diese Uebergabe hatte zur Folge, daß die sogenannte „Alte Stadt", d. h. diejenige Hälfte, wo der Proviantvorrat der Intendantur konzentriert war, in die Hände des Feindes fiel. Ende Oktober bereits beschäftigte sich ein Stössel vorgelegtes Referat mit der Notwendigkeit, einen Teil dieser Proviantvorräte nach der Neuen Stadt und Liaotschang zu transportieren. Allein diese Vorstellung fand kein Gehör. Am Abend des 19. Dezember erging der Befehl Stössels, das Schießen einzustellen angesichts der Unterhand lungen, die eine „ehrenvolle Uebergabe" zum Ziele hätten. Die Bedingungen der Kapitulation wurden aber den anderen Kommandierenden nicht zur Beratung vorgestellt und den Kombattanten erst nach der Uebergabe der Forts und der Batterien mitgeteilt. Port Arthur wurde den Japanern über geben einzig und allein auf Grund eines Uebercinkommens zwischen den Generalen Stössel und Fock. Drei Tage vorher, am 16. Dezember, hatte im Stabe des Festungsrayons ein Kriegsrat stattgesunden, auf dem sich 17 Kommandierende gegen und nur 4 für die Uebergabe Port Arthurs ausgesprochen hatten, nämlich: Oberst Reiß, der Chef des Stösselschen Stabes, Oberst Grjasnow vom 15. Regiment, Oberstleutnant Gan durin vom 13. Regiment und Oberstleutnant Dmitrjcwski, der Chef des Fockschen Stabes. Fock vermied es, eine klare Antwort zu geben, General Stössel aber dankte allen dafür, die für ein Ausharreu bis aufs äußerste waren. Auf diesem Kriegsrate erklärte General Bselüi, Artilleriechef der Festung, es mangele nicht an Geschossen, doch gehe er sparsam mit ihnen um. General Smirnow gab zu Protokoll, daß noch für mehr als einen Monat Proviant vorhanden sei. Andere erklärten, daß der Skorbut, jener gefährliche Bundesgenosse der Japaner, die Leute nicht daran hindere, in entscheidenden Momenten Dienst auf den Positionen zu tun. Den Offi zieren, die beschlossen hatten, mit ihren Mannschaften die Gefangenschaft zu teilen, sprach Stössel seine Verwunderung aus. Fast alles Eigentum der Verteidiger Port Arthurs blieb in der Festung zurück. Für seine Person aber hatte Stössel den freien Transport seines gesamten Eigentums, sogar seiner Hunde, ausgewirkt. Am 20. Dezember verließ er mit seiner Familie und dem ganzen Hausrat die Festung. Er benötigte ungefähr 4<> Fuhren dazu. — Italien. Im italienischen Senat erklärte der Minister des Auswärtigen Guicciardi, daß für die Politik Italiens auch künftighin noch der Dreibund die Grundlage bilden werde, der eine Bürgschaft für den Frieden und die Inter essen Italiens auf dem Balkan biete. — Serbien. Zur serbischen Krisis wird gemeldet, daß die Verschwörer, um ihre eventuelle gewaltsame Entfernung aus dem Heere zu Hintertreiben, einen neuen Staatsstreich planen, indem sie durch eine Palastrevolte König Peter ab- zudanken zwingen und den Kronprinzen Georg, der mit den Verschwörern sehr sympathisiert, auf den Thron setzen wollen. Die Regierung hat zwecks Verstärkung des Nachtdienstes im Schlosse aus der Provinz 500 Gendarmen herangezogen. — Türkei. Eine Lloyddevesche aus Konstantinopel vom 26. April meldet, daß der griechische Dampfer „Erissos" mit dem türkischen Dampfer „Afrika", welcher einen Truppentransport an Bord hatte, auf dem Schwarzen Meere in der Höhe von Keskcn zusammengestoßen ist. Der Dampfer „Afrika" ist gesunken. — Amerika. Nach einer Meldung des „Daily Ex preß" aus San Francisco sind die Bewohner von San