Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190212207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19021220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19021220
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-12
- Tag 1902-12-20
-
Monat
1902-12
-
Jahr
1902
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
dieselbe Behandlung verlangen. — Au« Kopenhagen wird der „Daily Mail" gemeldet, Dänemark habe beschlossen, ebenfalls Ansprüche an Venezuela zu machen und auf deren Regelung zu dringen. — Der deutsche Kommodore Scheder meldet au« Willem stad: Die Meldung amerikanischer Blätter über Verluste beim Bombardement von Puerto Cabello sind falsch. Die Flotten demonstration ist ohne jeden Verlust verlausen. — Nach Berichten aus Süd- und Zentral-Amerika besteht bei den verschiedenen Republiken einmüthig die Absicht, sich an dem gegenwärtigen Konflikt Venezuela» nicht zu bethciligen. Einem Telegramm des „New?)ork Heralb" aus Port of Spain zusolge stellt der Agent der venezolanischen Aufständischen daselbst in Ab rede, daß dieselben sich mit Castro gegen die verbündeten Mächte verbunden hätten; er erklärt, die eingcgangcnen Berichte meldeten, daß die Aufständischen die RegierungSlruppcn bei Guiria und später bei El Chico geschlagen hätten, wo Letztere vollständig zersprengt worden seien; ebenso werde berichtet, daß 6000 Auf ständische gegen Caracas heranrückeu. — Curayao, 18. Dezember. Die venezolanischen Schisse sind mit Ausnahme der Miranda, welche in den Orinoko Fluß geflüchtet ist, mit Beschlag belogt worden. Die venezolanischen Leuchtfeuer sind von jetzt ab unzuverlässig. Localc und sächsische Nachrichten. - Eibensto ck. Am Sonntag, den 21. Dezember, werden die Pellet-Annahme- und Ausgabestellen des Kaiscrl. Postamts wie an Werktagen offen gehalten. Am 2b. Dezember findet die PacketauSgabe bi« 12'/, Mittags wie an Werktagen statt. Die Packelbestellung im Orte wird am 21. und 25. Dezember wie an Werktagen, am 26. Dezember wie an Sonntagen ausgeführt. Die Landbestellung ruht am 25. Dezember; am 21. findet eine einmalige Landbestellung wie an Werktagen statt ; am 26. Dezember erfolgt eine einmalige Bestellung der gewöhnlichen unv einge schriebenen Bricsscndungcn sowie der Zeitungen nach sämmtlichen Länderten und Abbauten. — Dresden, 17. Dezember. Die heutigen Nachrichten über da« Befinden Sr. Majestät des Königs lauten: In der vergangenen Nacht hat Se. Majestät mehrere Stunden ruhig ge schlafen. Temperatur und Puls normal. Se. Majestät wird aber auch heute noch da« Belt hüten. Die katarrhalischen Er scheinungen dauern noch an. — Dresden, 17. Dezember. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin ist nach von Salzburg ein gegangenen Nachrichten erkrankt und wird infolgedessen voraus sichtlich erst nach einiger Zeit nach Dresden zurückkchrcn können. — Dresden, 18. Dezember. Se. Majestät der König ist auch heute vollkommen fieberfrei. Eine wesentliche Abnahme der katarrhalischen Erscheinungen ist jedoch nicht eingctrctcn; der Schlaf war während der Nacht durch Hustenansälle mehrfach gestört. — Pirna, 17. Dezbr. Ein blutige» LiebcSdrama hat sich gestern früh in der 'Nähe von Pratzlchwitz abgespielt. Auf dem Gcmeindeamtc meldete früh ein Ortseinwohner, daß er an einer Feime, in der Nähe der Lindenallee zwischen Copitz und Pratzschwitz zwei Todtc habe liegen sehen. Sofort begaben sich, wie der „Pirn. Anz." mittheilt, zuständige Personen an Ort und Stelle und fanden daselbst ein junges Pfädchen, etwa 20 Jahre alt, und einen Mann im Alter von 28 Jahren in bewußtlosem Zustande auf. Beide Personen, anscheinend ein Liebespaar, besaßen Schußwunden, die aber nicht tödtlich gewirkt hatten. Nach Lage der Sache wird angenommen, daß das Pfäd chen erst einen Schuß aus ihren Begleiter abgegeben und dann die Mordwaffe auf sich gerichtet hat. Der verletzte Mann soll ein Beamter aus Dresden sein. Man ordnete alsbald die Uebcr- sllhrung der inzwischen wieder zum Bewußtsein gekommenen jungen Leute nach dem Johanniter Krankenhausc in Heidenau an. Die beiden Unglücklichen sollen mit der Bahn nach Pirna ge kommen, von da über die Elbbrücke nach Copitz und über die Neumühle nach Pratzschwitz zu gegangen sein, wo sic unterwegs ihr Vorhaben auSführten. — Meerane. Der Wcberstreik dauert unverändert fort, nachdem er einen neuen Rückhalt in der Erklärung der Vor arbeiter, weiter im Ausstande zu beharren, gefunden hat. Es war verbreitet worden, die Vorarbeiter beabsichtigten, die Arbeit wieder aufzunehmen, was, wenn cS sich bewahrheitet hätte, dem GesammtauSstande allen Boden entzogen haben würde. Eine kleine Weberei hat einige Aufbesserung zugestandcn und arbeitet mit Beschränkung wieder. Auch sonst ist eine kleine Anzahl Arbeiter an die Stühle zurückgekehrt. Doch ist das Gros der Streikenden noch zum Ausharren entschlossen. Als ein Streikkuriosum mag mitgetheilt werden, daß ein aus einem Nachbarorte zugewauderter Kellner, der sich einige Zeit als Kolporteur versucht hatte, letzthin al« arbeitswilliger Weber in eine Fabrik cintrat. Nach einigen Tagen aber trat auch er in den Streik ein und bezieht jetzt, wie diese, die Streikunterstützung. — Meerane. Gegen das Ergcbniß der am II. Dezbr. hier erfolgten Stadtverordneten-ErgSiizungSwahl wol len die Sccialdcmokraten Protest erheben. Sie hatten den von dem HauSbesitzerverein ausgestellten Kandidaten Agenten Ncu- ber ebenfalls mit zur Wahl empfohlen, dabei war ihnen aber ein Versehen insofern unterlaufen, als sie auf ihren Stimmzetteln nicht Neuber, sondern Neubert stehen hatten. Die Wahlkommissare ließen die Stimmen dieser Beiden für sich aufzählen, wodurch -Neuber zu wenig Stimmen erhielt, um als gewählt zu gelten. Hätten die Socialdemokraten den 'Namen deutlich geschrieben, so wären aus Neubor die meisten der abgegebenen Stimmen (664) entfallen. — Wurzen. In einer Scheune bei Eilenburg wurde kürzlich ein Soldat des in Torgau garnisonirenden Infanterie- Regiment« schlafend aufgefundcn, welcher beide Beine erfroren hatte. Der Soldat hatte sich aus bisher noch nicht festgcstellten Gründen von seinem Truppcntheile heimlich entfernt und wurde nach Auffindung demselben wieder zugesührt. Kurz nach seiner Einlieferung ins Lazarcih wurden ihm die beiden erfrorenen Beine oberhalb de« Knie« abgenommen. — Oslritz, 17. Dezember. Ein traurige» Jubiläum be ging die unverehelichte Magdalena Dießner au« Göda, die am 12. Dezember 1872 zur Pflege im Krankcnhause zu Grunau bei Ostritz eingeliefert wurde und sich somit 30 Jahre ununter brochen dort befunden hat. Die Kranke leidet an Lähmung, die sich namentlich in letzter Zeit recht schwer fühlbar gemacht hat, sodaß sie fast ausschließlich an« Bett gefesselt ist. Besondere« Interesse widmet der Kranken Ihre Majestät die Königin-Wittwe Carola, auf deren Kosten die Verpflegung in hochherziger Weise seit 20 Jahren bestritten worden ist, während die vorher ent standenen Kosten vom Ostritzer Albert - Zweigvercin übernommen worden sind. — Frankenau bei Mittweida, 17. Dezember. Am Sonn tag hat sich hier im Gehöfte seine« Dienstherrn der 13 Jahre alte Schulknabe Emil Fritz Schreiber durch Erhängen den Tod gegeben. Ein Beweggrund zu der bedauerlichen Thal konnte nicht ermittelt werden. — Werdau, 17. Dezember. In einer Spinnerei an der Bahnhofstraße gericth am Montag Nachmittag eine verheirathcte Kremplcrin Namen« Rüdiger mit dem rechten Arm in die Ma schine, so daß ihr derselbe bi» zum Oberarm fast vollständig ab gerissen wurde. Im Krankcnhause, wo die noch junge Frau Aus nahme sand, mußte der Arm vollends abgclöst werden. — Bad Elster. Eine Zollstrafe von fast 600 Mk. halte am Montag ein hier wohnhafter Wildhändler zu entrichten, weil er am Sonntag versucht hatte, fünfzig Hasen unverzollt au« Böhmen über die Grenze herüberzuschaffen, hierbei aber erwischt worden war. Da der Pascher sich zur Lieferung zahlreicher FciertagShasen verpflichtet hatte, so blieb ihm nicht« Andere« übrig, als nach Erlegung de« vielfachen ZollbetragcS al» Strafe für den EinschmuggelungSversuch die kontreband gemachten Hasen im Königl. Zollamte nochmals zu kaufen. Jetzt kostet ihn jeder Hase im Durchschnitt I I M. 7b Pf. — In Markneukirchen geht man mit dem Plan um, einen „Verein der Vereinsvorstände" zu gründen. Der Zweck der Neugründung ist, in gewissen, alle Vereine betreffenden An gelegenheiten korporative Beschlüsse zu fassen, auch sonst gemein same Berathungcn zu pflegen und auf diese Weise sich gegen seitig zu unterstützen. Markneukirchen scheint überhaupt ein sehr ausgebildetes VercinSwesen zu besitzen; dort fand bekanntlich auch im vorigen Jahre ein VerbandStag der Pfeifenclubs des oberen VogtlandcS, verbunden mit Wettrauchen, statt. — Schwarzenberg, >7. Dezember. Ein Denkmal für Königin Carola. Die hiesigen städtischen Kollegien haben dem Anträge de« Rathsvorstandes, Ihrer Majestät der Königin-Wittwe zum Zeichen der Verehrung und Dankbarkeit sür die der hiesigen Stadt wiederholt (insbesondere durch Be gründung und Förderung unserer Obererzgebirgischen Frauen- unb HauShaltungSjchule) erwiesene Huld und Gnade ein würdiges Denkmal zu errichten, einstimmig zugestimmt, auch sofort einen namhaften Betrag als Grundstock bewilligt. — Nach einer Gcneralverordnuug de« Königlichen Kultus ministeriums vom 21. Oktober und 6. November wird sür Ostern 1903 die neueste Rechtschreibung angcordne«. Auf gewisse Schutbücher ist diese Verordnung nicht ohne Wirkung. Es wird sich deshalb empfehlen, daß auch der Weihnachtsmann bei Besebecrung von Schulbüchern etwa« vorsichtig ist. Die neueste Ausgabe der „Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wör- terverzeichniß, bcz. „Duden, Orthogr. Wörterbuch der deutschen Sprache", ebenso Bibel und Gesangbuch und Katechismus kann er aus den Weihnachtstisch legen; Lesebuch aber und Fibel für die Kleinen, ebenso da« Rechenbuch soll er für diesmal sein lassen. Hanne und Wistel. Weihnachtsplauderei von IN Walther Verner.^ Das Wcihnachtsfest ist ohne Frage das schönste von allen Festen. Weihnachten! Wie himmlische Sphärenmusik um schmeichelt das Wort unser "Aller Ohr! Und doch erinnert das schöne Fest uns heute noch in vielen Stücken au alt deutsches Volksthum, au das deutsche Heidenthum. Unsere heidnischen Vorfahren begingen nämlich zwei Hauptfeste im Fahre, Vie sich dem Laufe der Sonuc an schlossen und daher Sonnenwenden genannt wurden. Wenn nach altdeutschem Glaube» die Sonne ihren Lauf von Neuem begann, um den Winter zu vertreiben und den Frühling zu bringen, dann feierten unsere Vorfahren das Fest der Winter sonnenwende, auch Julfest genannt, das Geburtsfcst der Sonne, deren Sinnbild das Rad, altdeutsch „jul" genannt, war. Das Julfest begann mit der Nacht vom 24. zum 25. De zember, der heiligen Weih- oder Mutternacht. Das Fest dauerte 1- Tage; es war dies Vie Zeit der heiligen zwölf Nächte. Zwölf Ta^c laug ruhte die Arbeit, zwölf Tage laug herrschte auf den Straffen und in den Wohnungen festlicher Jubel, wobei jeder Gast willkommen war. Das Christenthum verkümmerte dann später den Be kehrten ihre Festesfreude nicht, nur gab cs dem Feste einen höheren Inhalt, es verlegte das Geburtsfcst des Gottessohnes in diese Zeit. So trat an die Stelle des Fulfestes das Christfest oder Weihnachten. Als im Fahre 1508 der be rühmte und fromme Prädicant Geister von.Kaisersberg in die alte freie Reichsstadt Straffburg kam, da war er nicht wenig entrüstet, im Mittelpunkt der hier herrschenden Weih- nachtSgebräuche auch den aus dem Fulfest der alten Ger manen herübergckommcncn grünen Tannenbaum zu finden. Fn der großen Familie der Weihuachtsbäume scheint also lie Tanne seit altersgrauer Zeit eine bevorzugte Stellung einzunehmeu. Und dieses mit gutem Recht, denn ihr schlanker Wuchs, der übermässige Bau der vom Stamme fortstrebenden Aeste sichert ihr die hohe Gunst vor allen übrigen Nadel hölzern des deutschen Waldes. Der Cindruck, den der Tannen wald auf Vas deutsche Gemüth machte, hat sich bewährt und erhalten durch Jahrtausende. Besonders zur strengen Win terszeit, wenn Frost und Sturm das legte Laub von den Zweigen der Laubhölzer gefegt, dann wird die Tanne, selbst mit Schneeflocken besät, cm Bild von Schönheit unv frischer Kraft. Daff die alten Deutschen, als sic vom Oste» kommend, Umschau hielten in ihren neuen Wohnsitzen, als Symbol des Julfcstes die Tanne wählten, war im Grunde selbstverständ lich. Freilich auch andere Nadelhölzer wurden der gleichen Gunst theilhaftig, denn nicht überall wächst in deutschen Gauen der schlanke, so symmetrisch gefügte Baum. So überlieff die Tanne oft genug verwandten Arten den Platz. Aller dieser Arten bedient sich auch heute der Deutsche für das Weih- nachlsfest, und so bilden sie für ihre Gesannntheit die große Familie der Christbäume. Was für uns Deutsche bei der Weihnachtsfeier der Tanncnbaum ist, das ist für die Eng ländcr und einen großen Theil der "Amerikaner die "Mistel. Die Verwendung dieser Schmarotzerpflanze bei dem Christ feste hat England aus Wales übernommen, wo sich die An klänge an den alten keltischen Druidenkultus noch lange er halten hatten. Im Druidendienst spielte die Mistel eine hervorragende Rolle. Mit goldener Sichel schnitt der Drui den Priester, in ein festliches, weißes Gewand gekleidet, die gcheimnißvollc Pflanze von dem Geäst des sic nährenden Baumes ab. In einem weißen Tuche wurde sic aufgefaugeu, damit nicht der Staub der niederen Erde sie berühre. In feierlichem Opfer wurde die Pflanze dann der Gottheit dar gebracht. Für eine derartige Verehrung dieser unscheinbaren Pflanze ist ohne Zweifel der Umstand maßgebend gewesen, daß die Mistel mitten im strengsten Winter üppig grünt, während sonst Vie ganze Pflanzenwelt im Wintcrfchlase ruht. Das aclbgrüne, buschige Sträuchlein, das auf den Acsten des blatt losen, anscheinend abgestorbenen Baumes so wohlig u. üppig gedieh, das muffte dem Naturmenschen als ein Rathsel, ein Wunder erscheinen, für das er nur eine Erklärung fand, wen» er der ungewöhnlichen Pflanze gcheimnißvollc Eigen schäften zuschrieb. Heute wissen wir zwar, daß Vie Mistel eine ganz ge wöhnliche Schmarotzerpflanze ist, die in der Auswahl ihrer Wirthe garnicht wählerisch ist, aber für die vorhin genannten Nationen hat die Pflanze immer noch etwas Besonderes; ohne Mistclzweig kann ein Engländer sich kein Weihnachtsfest denken. Unter dem Mistelzwcig läßt sich selbst die stolzeste und prüdeste Miß vom Jüngling küssen. Die Heranziehung der Mistel zur Feier des Christfestes entspringt auch dem Umstande, daß die Pflanze in dem Druidenkultus nur zu einer bestimmten Zeit cingcsammelt wurde und zwar am 25. Dezember. Die Dniidcn rechneten nach Mondjahren und begannen alle Monate und Jahre mit der sechsten "Nacht des dann erst künftigen "Neumondes. So feierten sie auch den Anfang des FahreS nicht mit der Sonnenwende, am 21. Dezember, son der» ain 25. Dezember. Die Verwendung der Misteln zum Weihnachtsfeste hat in Amerika lind England einen so schwungvollcn Handel hervorgerufen, daß die beiden Ländcr nicht im Stande sind, den Bedarf zu decken. Namentlich liefern Vie Bretagne und Normandie die Mistelzweige, so daß sie von dort Ceutner weise ins Ausland gehen. Mit Ausnahme der Birke kann jeder Baum Vie Mistel pflanze ernähren. Wie die Mistel auf den Bäumen schmarotzt, so bildet sic selbst vielfach den Träger für Flechte» u. Moose. Die einzelnen Mistelbüschc erreichen unter günstigen Um ständen ein nicht unbedeutendes Alter. Man hat Misteln gefunden, deren Wurzeln oder Senker zehn Centuneter lang und von vierzig Jahresringen des betreffenden Baumes um wachsen waren. Die Misteln waren also vierzig Jahre alt. Bei günstigen Bedingungen und üppigem Wachsthuni entspringen an den Rindenwurzclu auf der der Rinde zu gekehrten Seite kleine Brutknospen, die ausschlagen, die Rinde durchbrechen u. sich zu eigenen Mistelbüschen entfalten. Diese Bildung von Brutknospen ist der Grund, warum sich die Mistel so schwer von einem Baume entfernen und ausrotten läßt. Fm Prater zu Wien z. B. stehen Pappelbäume, die mit mehr als dreißig großen und mehr als fünfzig kleinen Mistelsträuchern besetzt sind. Sieht man solch einen Baum im Winter, wo er feine eigene» Blätter verloren hat, so glaubt man, einen vollständigen Mistelbaum vor sich zu haben. Die Mistel blüht im März und April mit kleinen, gel ben Blumen. Die Blüthen sind eingeschlechtlich, d. h. die Geschlechter befinden sich getrennt auf verschiedenen, oft weit von einander getrennten Büschen. Die Befruchtung geschieht durch Insekten. Hopföedeckmig im Winter. Von Dr. mvä. L. Ebing. Die kalte Jahreszeit ist da und mit ihr die Nothwcndigkeil für die Menschen, sich wärmer zu kleiden. In diesem Punkte geschieht bei "Arm und Reich eher zu viel als zu wenig. Plan vergißt immer und immer wieder, daß der Mensch cm Luft geschöpf ist, daß die Luft sein Lebenselcment und die Haut einen hochwichtigen Athmungsapparat darstellt. Besonders aber wird gesündigt in der Behandlung des Kopfes. Da spielen zur Winterszeit Pelzmütze bei Tage und Zipfelmütze» bei "Nacht eine allzugroffe Rolle. Bei der Pelzmütze spielt aber nicht nur das Bedürfnis;, die Aengstlichkcit vor Erkält ungen sich z» schützen, sondern auch die Eitelkeit eine große Rolle, sowohl bei Herren wie bei Damen. Die Nachtmütze verdankt ihren Ursprung auch der Eitelkeit, denn sie wurde cingcführt, um die Haarfrisur und Scheitelung zu schützen und in Ordnung zu halten, dann auch um die Bettwäsche vor zu schneller "Verunreinigung zu bewahren. Pelzmütze wie Nachtmütze haben aber mit der Zeit der Verweichlichung be denklich Vorschub geleistet, sic haben bei der überhand nehmenden Kahlköpfigkeit und dem frühzeitigen Ergrauen der Haare eine allzugroße Rolle gespielt. Durch allzuwarmes "Bedecken des Kopfes werden Ausschlag und sonstige Haut kraukheitcn erzeugt. Warum denn den Kopf, das heißt den Theil, der die Haare trägt, so verweichlichen, während man das Gesicht ohne Schaden jeder Kälte prcisgicbt? So gut mau Gesicht, Hals, Brust und Beine abhärten kann, eben so gut kann es bei jedem anderen Theilc unsers Körpers ge schehen. "Natürlich methodisch und vorsichtig. ES kommt hier eben Alles nur auf die Gewöhnung an. Wie schädlich zu warme Kopfbedeckung und ungenügende Pflege der Haare sein können, ersieht man leicht, wenn man bedenkt, daß das Haar kein organistrter, kein direkt mit dem Blut- und Nerven leben in Verbindung stehender Theil des menschlichen Organis mus, sondern nur wie die Oberhaut und die Nägel ein aus geschiedenes Produkt ist, das weder Saftgefäße noch "Nerven hat. Daher kann man Haar und Nägel ohne Schmerzen schneiden, aber man darf nicht daran ziehen, dann kommen Gefühl und Schmerz. So unempfindlich nämlich das Haar an sich ist, so empfindlich ist die Papille oder der Haarkeim, von wo aus die Ernährung des Haares stattfmdet. Dieser Papille oder diesem Haarkcime muß genügende Ernährung und Lüftung zu theil werden, sonst stirbt der Keim ab, und dann ist Kahlköpfigkeit die Folge. Solche Kahlköpfigkeit, wo die Haarkcime abgestorben sind, ist niemals heilbar, mag man dagegen anwcndcn und thun, was man will. Etwas anders ist es, wenn aus irgend einem anderen Grunde, wie Fieberkrankheit, nur die Haare ausfallcn, die Keime aber lebensfähig hlciben. Dann wachsen die Haare schon von selbst wieder, und dann kann man durch gute Mittel den Haarwuchs beschleunige». Eine vorzüg liche Vorschrift ist folgende Pomade: Reines Lanolin 30 Gramm, Olivenöl io Gramm, Gerbsäure 1 Gramm, Spanische Fliege-Tinktur und kölnisches Wasser je 5 Gramm. Man reibt mit dieser Salbe Morgens und Abends tüchtig die Kopfhaut ein. Alle zwei bis drei Tage reinigt man dann Haar und Kopfhaut durch gründliches Waschen mit lauwarmem Scifenwasser. Ein natürlicher Haarwechsel findet auch beim Menschen periodisch statt. Sobald nämlich das Haar seine bestimmte Länge erreicht hat und die Papille die Schwere des Haares nicht niehr tragen kann, fällt das Haar aus, aber an seiner Stelle entwickelt sich sofort ein neues. Will man aus einer kahlen Stelle durch geeignete Mittel neuen Haarwuchs erzielen, so muß man vor "Anwendung dciiclben sich erst die Gewißheit verschaffen, ob wirklich noch lebende Haarpapillcn vorhanden sind. Man kann dieses mit Hilfe einer Lupe durch icde« Laien besorgen lassen. Sieht man durch das Vergrößerungsglas noch einen feinen Flaum, so ist noch Hoffnung auf neuen Haarwuchs vorhanden. Fehlt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)