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- Erscheinungsdatum
- 1902-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190209309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020930
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-30
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Monat
1902-09
-
Jahr
1902
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Nichten. Nach einer weiteren New Herker Drahtmeldung erregt e» den Aufsehen, daß der General Körner, der Oberbefehlshaber der chilenischen Armee, ein Bündniß zwischen Chile und Peru energisch befürwortet. Die Presse beider Länder spreche sich für die Grün dung der Vereinigten Staaten von Südamerika au«. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Der hiesige Miinncrgesangverein veranstaltete am vergangenen Freitag im Saale de« Gambrinu« eine Feier, wozu auch eine Anzahl Gäste mit Einladungen be dacht worden waren. Galt e« doch, da« 60jährige Stif tungsfest zu begehen. Wie immer, so war auch diesmal das Programm ein gut gewähltes. An erster Steve sind natürlich folgende Männergesänge hervorzuhebcn: «Kornblume und Eichen laub" von Reuter, «Frisch gesungen" von Silcher, „An einem Bächlein" von Waelrent, «Schwanmarie" von Wiesner, „Wann muß man trinken" von Marschner. Die Vorführungen ließen erkennen, daß der Männergesangverein über ein vorzügliche» Stimmcnmaterial verfügt. Die Weichheit der Töne, Stimmen reinheit und deutliche Aussprache machten die Gesänge zu Glanz nummern. Mit großem Beifalle wurde da« Baritonsolo „An der Weser" von Prestel, vorgetragen von Herrn Kaukmann Kühn, sowie auch die von Fräulein Georgi gesungenen „2 Lieder von Göthe" von Schubert, cntgegengenommen. Ganz besonderen Effekt erzielten einige Stücke für Violine und Klavier „Der Barbier von Sevilla" von Rossini, „Wcihnacht«symphonie" von Bach, «Scene de Ballet" von Beriet. Die Ausführenden waren die Herren Lehrer Hirt und Kuhnert. Da« Auftreten genannter Herren wirkte überraschend. Insbesondere fesselte das letzte Stück die Zuhörer. Herr Kaufmann Gebhardt, welcher uns schon al« Zitherkünstler bekannt ist, erfreute die Anwesenden durch ein Lied ohne Worte „Und sollt ich einst Dich Wiedersehn" von Berger, welches nicht minder beifällig ausgenommen wurde. Nachdem einige Concertnuinmern verklungen waren, ergriff der eifrige Vorstand Herr Kaufmann Klcinhempel da« Wort und rief unter DankcSworten für das Erscheinen den Gästen ein herzliche» Willkommen zu. Dasselbe bezeugten die Sänger auf seine Auf forderung hin durch ein „Grüß Gott". Manche« Interessante bot ein Rückblick auf die Entwickelung des Vereins. Au» dem selben entnehmen wir Folgende«: Die Gründung de» Verein erfolgte im Jahre 1842 durch Herrn Lehrer Meinet unter dem Namen «Oberdörfer Gesangverein". Da« erste Protokoll datirt vom Jahre 1844. Im Jahre 1846 wurde eine Fahne ange schafft, welche am 29. Juni 1846 gelegentlich eine« Erzgeb. Sängerfeste« ihre Weihe sand. 1849 vereinigten sich der Ober- und Unterdorfer Gesangverein. Die Vereinigung führte den Namen «Gesangverein Schönheide". Da» letzte Protokoll ist am 3l. Dezember 1863 niedcrgeschriebcn worden. Bon dieser Zeit an begann eine Ruhepause. Am 18. September >870 ivurdc ein neuer Verein gegründet, „Männergesaugvcrein Schönheide" genannt, welchem sich auch die Mitglieder de« alten Vereins an schlossen. Im Jahre 1881 trat wieder ein Stillstand ein und zwar mangels eine» Direktor«, aber schon im Jahre 1882 be gann der Verein wieder lebensfähig zu werden, indem Herr Cantor Barth die Direktion übernahm. 1884 wurde ein Theater stück aufgeführt, welche« die Veranlassung zur Anschaffung einer Theaterbühne gab. DicS geschah mit einem Kostenauswande von 1700 Mark. Am 25. März I88b wurde sie geweiht. 1892 wurde da« 50 jährige Stiftungsfest gefeiert. Infolge Ablebens de« Herrn Cantor« Barth im Jahre 1883 übernahm das Amt eines Dirigenten Herr Cantor Georgi, unter dessen Leitung der Verein sichtlich gedeiht. Erwähnt sei noch, daß in der vergange nen Zeit die Führung in den Händen der Herren Organist Lorenz und Lehrer Hartmann lag. NcnnenSwcrthc Aufführungen resp. Veranstaltungen waren im laufenden Jahre: Ein öffentliche« Concert, ein Vereinsvergnügen, ein Ausflug nach WolfSgrün, ein CommcrS der Gesangvereine aus den umliegenden Ortschaften, da« 60 jährige Stiftungsfest. Die Mitgliederzahl beträgt 84. Ein begeisterter Hoch aus den Männcrgesang, welches auch die Sängerschaar durch „Lied hoch" bekräftigte, bildete den Schluß. — Daraus wie» Herr Gemeindevorstand Haupt in längerer Rede auf die Verdienste des Männergesangvereins hin. Mit warmen Worten betonte derselbe, vaß der Verein stets seiner Aufgabe gerecht geworden ist, nämlich da« Gute und Eble, die Liebe zu Kaiser und Reich, zu König und Vaterland und zur Heimath zu pflegen. Ein dreifache« Hoch bekräftigte den Wunsch, daß e« auch so bleiben möge. Auch wir wollen un« diesem Wunsche an schließen. Hat doch der Männcrgesangvercin jederzeit mit größter Bereitwilligkeit seine Kräfte in den Dienst der Wohlthäsigkeit gestellt. Patriotische Feiern, resp. Festlichkeiten sind durch seine thatkrästige Unterstützung möglich geworden. Gesellige« Leben und Liebe zum HeimathSort ist gefördert worden. Möge er fernerhin blühen und gedeihen. - Bemerkt sei noch, daß auch jetzt da« Gambrinu« - Etablissement, an dem noch vor einigen Wochen sichtlich der Zahn der Zeit nagte, ein freundliche« Gesicht zeigt. Der Saal wie da» übrige Innere und Acußere ist neurenovirt. Der Wirth, Herr Adler, läßt es sich auch angelegen sein, die ihn beehrenden Gäste zu befriedigen. — Johanngeorgenstadt, 25. Septbr. In Folge fal scher Weichenstellung fuhr auf Station Platten ein von Karls bad kommender Personenzug auf ein falsche« Gleis und zer trümmerte drei auf demselben befindliche Güterwagen. Da der Lokomotivführer sehr langsam cinfuhr, wurde größere» Unglück verhütet und kamen glücklicher Weise Zugspersonal und Reisende mit dem bloßen Schrecken davon. — Dresden. Die schlimmen Verhältnisse, in denen sich zur Zeit leider die sächsischen Staatsfinanzen befinden, sind un bestritten in hervorragendem Maße durch die großen Ausgaben für unrentable Eisenbahn-Linien und kostspielige Bauten verschuldet worden. Die Verhandlungen de« letzten Landtag haben in dieser Hinsicht zahlreiche Einblicke gewährt, aber selten «ritt der übertriebene Luxus, den man sich bei solchen Bauten gestattet ha«, so anschaulich entgegen, wie bei einer Betrachtung der dem Betriebe erst seit kurzer Zeit übergebenen Haltestelle DrcSden-Strchlen. Man wird e« schwer begreifen, wie eine derartig umfangreiche Anlage projektirt und auSgeführt werden konnte, um dem hier vorliegenden VerkehrSbedürftiiß zu genügen. Der Perron hat eine Länge von 165 Nieter, sage und schreibe cinhundertfünfundscchzig Meter! — zu dessen Abschreiten man 436 Schritte braucht. Die ganze Nord- und Südhalle am Dresdner Hauptbahnhos sind 315 Schritte lang. Von diesen 165 Meiern sind 80 überdacht und 85 liegen frei. Die Breite de» Perron« betragt 8 Meter, giebt eine Fläche von 1320 Qua dratmeter. Kein Wunder, daß bei solchen Bauten, wie die Haltestelle DrcSden-Strehlen, die durch den Eisenbahnfisku« ver ursachten Staatsschulden eine erschreckende Höhe erreicht haben. — Dre«den. Ueber den Umbau der AugustuS- brücke wurden in der letzten Sitzung der Stadtverordneten au- berufenem Munde interessante Einzelheiten bekannt. Herr Ober bürgermeister Beutler erklärte, daß die Vorlage über die Er neuerung der AugustuSbrückc soweit fertig sei, daß sie demnächst erscheinen werde. Die Baukosten beliefen sich auf rund 5 Mil lionen; davon seien 3'/, Millionen disponibel und i' Millionen müßten noch gedeckt werden. Der Fiskus sei vor der Inangriff nahme de« Umbaue» anzugehen wegen Ueberlassung von Grund stücken aus Altstädler Seite. An die deutschen Architekten solle ein Preisausschreiben erlassen werden, um die der Brücke nahe liegenden Userareale architektonisch würdig zu verwerthen. ES stehe zu erwarten, daß dar Land einen Theil der Baukosten über nehmen werde. Aller Berechnung nach werde der Rath in der Lage sein, den Bau im Herbst nächsten Jahre» in Angriff nehmen zu lassen. — Dresden. In der letzten Sitzung de« Gemeinderathe« zu Plauen wurde beschlossen, sich mit der Einverleibung nach Dresden cndgiltig einverstanden zu erklären und die von dem Rath zu Dresden gestellten Bedingungen anzunehmen. — Leipzig, 26. September. Die preußische Regierung hat da» Projekt de» neuen Centralbahnhofe» für Leipzig genehmigt. Die Kosten de« Bahnhofe«, de« größten der Welt, sind für beide Regierungen auf 106 Millionen Mark beziffert. Für den Bau sind 12 Jahre vorgesehen. — Leipzig, 26. September. Heute Vormittag in der 11. Stunde ist, dem „Leipz. Tagebl." zufolge, in der Katharinen straße aus einem Wagen, einer Firma in Anger Crottendorf ge hörig, ein Geldbetrag von 17 000 Mk. gestohlen worden. Da« Geld, bestehend in Zwanzigmarkstücken, befand sich in zwei grauen Leinwandbeuteln, von welchen der eine 10000, der andere 7000 Mk. enthielt. Der Diebstahl ist auSgeführt worden, während der Kutscher und der Kassenbote der Firma sich im Fregeschen Bankgeschäft aushiclten, und zwar hat der Dieb den Raum, in welchem die Beutel lagen und der sich unter dem Kutscherbock befindet und verschlossen war, mittelst Nachschlüssels geöffnet. Von dem Dieb fehlt bi« jetzt jede Spur. Die umfassendsten Nachforschungen sind im Gange. Die geschädigte Firma hat für die Ermittelung der Diebe und die Wiederherbeischaffung der gestohlenen Summe eine Belohnung von 500 Mk. ausgesetzt. — Freiberg. Die Nachricht, daß sich der Gefreite Leh mann, der durch seine Unvorsichtigkeit das gemeldete große Unglück herbciführte, erhängt habe, bestätigt sich nicht. — Plauen i. V. In hiesiger Stadt ist da« Anwachsen der Bauthätigkeit in einem Umfange eingctreten, wie er, so weit inan auch zeitlich zurückgehen mag, hierorts noch niemals zu konstatiren gewesen ist. ES wurden in diesem Jahre bis 31. August genehmigt: Neubauten 384 (l901: 210), Vergrößer- ungsbauten 59 (73), BeränderungSbautcn 302 (235). — Reichenbach, 27. September. Vom Schlage ge troffen wurde gestern Nachmittag in einem Abtheil de« Egerer Schnellzuges kurz hinter Plauen eine ältere Dame Namens Silbermann aus Breslau. Die Frau, die in Begleitung ihrer Tochter, einer Frau verw. Cohn, reiste, fühlte sich schon vor Plauen unwohl, fuhr aber trotzdem weiter. Ihre Leiche wurde einstweilig hier nach dem Leichenhause und dann nach der Heimath überführt. — Kirchberg, 26. Septbr. In der verflossenen Nacht gegen Uhr brannte da» am Ncumarkt gelegene Gasthaus „zum deutschen Kaiser" bis auf die Umfassungsmauern nieder. Durch die Gluth der Flammen waren bereits auch zwei Nach barhäuser vom Feuer erfaßt worden, doch wurden diese mit großer Mühe gerettet. Wie der Brand, durch welchen mehrere Familien obdachlos geworden und zum Theil auch ihrer Habe beraubt worden sind, entstanden ist, konnte bi» jetzt noch nicht ermittelt werden. — Falkenstein, 26. Septbr. Die Bauthätigkeit in hie siger Stadt kann auch jetzt noch al« eine sehr rege bezeichnet werden. Neben dem Rathhausneubau, an dem man mit der Bedachung und dem Ausbau de« über 40 Meter hohen Thurmc« beschäftigt ist, sind eine große Anzahl großer und kleiner Stickerei gebäude, wie zahlreiche neue Wohnhäuser sertiggestellt worden. Besonder« nach Ellefeld zu breitet sich die Stadt immer mehr aus. — Breiten doch bei Glauchau, 24. Septbr. Glück muß der Mensch haben. Ein hier wohnhafter Schmiede meister hatte am 22. d. M. in Seiseritz zwei Kalben gekauft und da« Geld hierzu von seiner Ehefrau in eine Papierdütc einge packt erhalten. Al« er da« Geld für die Kalben dem Verkäufer aufzählen wollte, bcnicrkte er zu seinem großen Schreck, daß ihm 100 Mark fehlten. In seiner Aufregung knüllte er die Düte zu sammen und warf sie in den Kohlcnkasten, dann eilte er schleunigst nach Hause. Dort angekommcn, mußte er von seiner Ehefrau erfahren, daß die >00 Mark in einem Hundertmarkschein be standen und sich dieser mit in der Düte befunden hat. In großer Eile begab sich nun die Ehefrau nach Seifcritz und sand zu ihrer Freude die Düte mit dem Hundertmarkschein noch in dem Kohlenkaslen, obwohl au« demselben schon verfeuert worden war. — Wilkau, 26. September. Verendet sind 1510 Gänse von einem 1650 Stück starken GänsetranSport, der mit der Bahn von Galizien hierher kam. — Von R. Fritzsches Kursbuch kür Sachsen, das übrige Miiteldeuischtand, Böhmen und Schlesien, sowie die baupisäch- tichsten Anschlußbahnen in Nord- und Südd-ulschland ic. liegt die Winter- auSgabe vom 1. Oktober 1802 bereits vor. Der Vielseitigkeit und prak tischen Brauchbarkeit dieses KurSbuchc« verdankt eS seine großartige Ver breitung. Es beschränkt sich nicht daraus, die Fahrpläne der Eisenbahnen, Dampfschiffe und Fahrposlen abzudruiken, sondern es verarbeitet das immer mehr anwachsende Material zu einem nützlichen, zuverlässigen und bequemen Rathgcber sür alle Reisenden mit einer aus langjährige Ertahrungen gegrün deten besonderen Umsicht, und mehr und mehr hat es seinen Ruf als bestes Kursbuch Sachsens beseitigt Scho» das Verzeichniß der Lokal-Fahrkarten zwischen Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau und sämmtlichen Ver- kehrsstcllen des Landes allein enthält so viel werthvolle Hinweise, besonders über die Giltigkeit der Rücksahrlarlcn über verschieden- Linien, daß der Nutzen, den Fritzsche's Kursbuch auch in dieser Hinsicht dem Reisenden bringt, klar in die Augen springt und die große Verbreitung de« Buches erklärlich macht. Ohne Vergrößerung des Umfanges ist diese Uebersicht auch zu einem Verzeichnis der Jahrmärkte in Sachsen erweitert worden. Aus den lehr erweiterten direkten Verbindungen und Fahrpreisen, die da« Buch enthält, kann man sich auch über größere Reisen leicht orientiren. Zwei Karten, darunter «ine prächtig- Specialkarte sür die Sächsischen Bahnen mit gleich zeitiger Angabe der Zugehörigkeit der einzelnen Linien zu den BetriebSdirek- lionen erleichlern den Gebrauch in vorzüglicher Weis«. Der Preis von SO Pfennigen ist der alte. Savinervlut. Novellette von Horst Glöckne r..^ „Sonnenstrahlen, warum küsset Ihr mir Mund und Wange? Wenn Ihr ahntet, wenn Ihr wüßtet, WaS ich heiß verlange! Bringen n.'ürdet Ihr ihm Kunde, Daß nach seinem Äug' und Munde — SchmcrzenSvoll ich bange —" Lucetta sang das kleine Liedchen mit voller weicher Stimme, die zu der schwermüthigen, elegischen Melodie sich trefflich schickte. Durch die Finger ihrer rechten Hand ließ sic den Flachsfaden gleiten, an dem die Spindel wirbelte, die Linke hielt den Rocken mit dem Flachs. Sie saß auf einem Fclsenvorsprung, ihr zu Füßen graften die zarten Lämmer mit den Mutterschafen. Ihr Blick war träumerisch ins Weite gerichtet und cs war nicht wahrscheinlich, daß sie bas herrliche Bild mit ihren Augen wahrnahni, das sich vor ihr ausbreitete. Vor ihr direkt zu ihren Füßen die letzten Ausläufer des Sabinergebirges mit ihren Weinbergen und Oclpflanzungen, weiterhin die römische Ebene, wie ein Garten anzuschauen und mitten in ihr die ewige Stadt mit ihren Hunderten von Thürmen. Glänzend ragte die gewaltige Kuppel von St. Peter über allen empor und der rundliche trotzige Bau der Engelsburg. Aber zur linken dehnte sich die kölnische Campagna mit ihrem wunderbaren Farbenspiel und ganz im Hintergründe, nach Ostia zu glitzerte es kaum kennt lich herüber, das ewige blaue Meer. Plötzlich fühlte sich Lucetta von rückwärts umschlungen, ein Kuß brannte auf ihrer weichen, bräunlichen Wange und sie schrie leicht auf. „Imeetta! öl in Imeetta — emässim»! LoIUvmina!" tönte es an ihr Ohr, schmeichelnd, kosend. „Felice!" stammelte sic erröthend, „um der Madonna Willen, was thust Du?" „WaS ich thue?" spricht der hübsche Bursche lachend, die dunklen Locken aus der Stirn schüttelnd und die schim mernden Zähne zeigend, „ich küsse Dich, ich sage Dir, daß ich Dich lieb habe!" „O, Felice — das darf jetzt nicht mehr sein!" stam melte sie. „Was?" sagte er lachend, „es darf nicht mehr sein? Hab ich nicht gehört, daß Du die Sonnenstrahlen angcfleht hast, sie möchten mich Herdringen? Nun, die Sonnenstrahlen, auf die ich furchtbar eifersüchtig bin, weil sie Dich ungestraft küssen dürfen, waren so freundlich, Deinen Wunsch zu er füllen!" „Ja — aber dennoch —" Eine Wolke eilte über sein eben noch so lachendes Gesicht. „WaS — aber dennoch? Liebst Du mich denn nicht?" „Kannst Du fragen, nachdem Du mein Lieblein gehört? Aber dennoch ist es aus — dennoch darfst Du fürder nicht mehr an mich denken —" „Wer ivill mir das verwehren!" brauste er auf. „Die Mutter — sie hat mich einem Anderen ver sprochen —" „Und Du —?" „Ich muß gehorchen!" „Ah — Lucetta, Du mußt — ich kann mir's nicht denken! Du wolltest," und er packt sie heftig am Arm, daß sie aufschreit: „Madonna — was machst Du? Du thut mir ja weh!" Aber er hält ihr Handgelenk fest in schier besinnungs loser Wuth. „Und wer ist denn dieser Andere?" stößt er zwischen den Zähnen hervor, sage, daß ich ihn packe und würge mit diesen meinen Händen, daß ich ihm mein Stilett in die Ein geweide bohre —." „Schäme Dich, was Du heftig bist — wie ein wüthen- der Wolf. Aber sei ruhig — ganz ruhig — denn er, dem mich die Mutter versprochen, er ist sicher vor Deinem Dolche." „DaS möcht ich wissen ! Wer ist's? — sage mir's oder —" „Es ist der Padronc, dessen Schafe ich hier hüte, eS ist Signor Mucio FoScole —" „Was — das ist ja doch nicht möglich! Bitte, sage mir's doch, daß es nicht wahr ist. DaS kann doch Deine Mutter nicht wollen?" „Freilich will sic's — und warum soll sie's nicht wollen — er ist reich —" „DaS ist ein Grund — und er ist ein Signor — das ist der zweite. Ja seht Ihr denn nicht, daß er eS nicht ehrlich mit Dir meint, daß er Dich zum Weibe garnicht will?" „Er hat cs aber gesagt — und er thut's auch —" „Er thut's nicht, die Seinen werben s nicht zulassen —" „Die Seinen? Er hat keine Verwandten — ist dreißig Jahre —" „Und genießt des schlechtesten Rufes, lind Du — was hast Du beschlossen —?" „Ich muß der Mutter gehorchen — das siehst Du doch wohl ein, mein Felice?" „Rein, Lucetta — das seh' ich nicht ein!" „Bedenke — kann ich — darf ich etwas thun, was die Mutter nicht will?" „Ebbene! Jetzt kenne ich Dich, Du Falsche, Treulose!" schäumt er auf — „Du mußt nicht — Du willst ihn, den Signor, den Reichen, Glatten, Geschmeidigen — willst lieber sein Liebchen sein in Pracht und Reichthuin, als mein be scheidenes Loos niit mir theilen, als mein ehrliches Weib —" Da schüttelt sie traurig ihr schönes, nachtlockiges Haupt. „Die Madonna und alle Heiligen sind mir Zeugen, daß eS mir nicht in den Sinn gekommen wäre, Dir die Treue zu brechen, mein Felice! Aber die Mutter will's so. Und wenn Du's ruhig überlegst, so ist eS doch auch das Beste. Du kriegst wohl ein anderes Mädchen, die mehr hat als die paar Scudi, die wir uns zusammengespart haben — und hast's doch auch nöthig — denn Dein Gütchen ist doch auch nicht schuldenfrei —" „Ja — recht! fang Du auch noch an zu rechnen — ich vergehe vor Schmerz und Du — rechnest!" „Und die Slutter hat eS auf'S Kruzifix geschworen: Wenn ich nein sage, wenn ich den Padrone nicht nehme — Dich darf ich niemals nehmen, so lange sie lebt — und ich muß dann den alten Lambcrto nehmen, den Gewürzkrämer, den Dickbauch, der mich schon seit zwei Jahren haben will. Und wenn ich ihn nehmen muß, was dann? Er ist ein Schuft, er ist wüthenv, weil ich bis jetzt immer nein gesagt habe — und er wird mich dafür prügeln. Du würdest mich ja auch prügeln, denn Du bist heftig und jähzomig — aber von Dir hält' ich'S gern ertragen, denn Dich hab' ich lieb — und Prügel bekommen alle Weiber von ihren Männern —" Er hat ihr zugehört mit mildem Augenrollen und wüthend an den Nägeln kauend. Jetzt unterbricht er sie grimmig! „Ja — und der Andere, der Signor Mucio, wird Dich in seidene Kleider stecken. Dich mit Zuckerbrot füttern — Du wirst einen Hut tragen, eine große Dame sein und mit ihm in seiner Kutsche fayren von FraScati nach Rom — und von Rom nach FraScati. Aber wenn Du Dich allein wirst sehen lasten auf der Straße, werden die ehrlichen Leute mit Fingern auf Dich zeigen und die Buben werden mit Koth und Steinen nach Dir werfen — aber nehmt Euch in Acht — Du und Dein Mucio!" Er schwang drohend die Faust gegen sie und war im nächsten Augenblick hinter einem Felsenvorsprung verschwunden. Lucetta ist eine große Dame geworden, sie trägt seidene Kleider und einen Hut, sie ißt Kuchen und trinkt feurigen
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