Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190209273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020927
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-27
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
— Crimmitschau. Einen gräßlichen Tod erlitt am Montag Bormittag der bei der Firma „Aktien-Gesellschaft für Dampfkesselbau- vormal- F. Guttsche beschäftigte 24 Jahre alte ledige Handarbeiter Max Scharf au- Nixendorf, hier Oststraße 4 wohnhaft, der mit an einem Krahn beschäftigt war, mit dem ein 16 bi- 18 Zentner schwere- Flammrohr hochgewunden werden sollte. Während de- Unterlegen- der Klötzer riß au- unbekannter Ursache ein Glied de- Flaschenzuges und da- wuchtig nieder gehende Rohr traf den Scharf so unglücklich, daß ihm Kopf und Brust breitgedrückt wurden, so daß der Tod sofort eintrat. Der so jäh um sein Leben Gekommene hatte den Chinafeldzug mit gemacht. — Reichenbach. Ein eigenartiger Fall von Betrug kam in den letztverflossenen Tagen hier zur Anzeige. Zu einer Arbeiters ehefrau gesellte sich auf offener Straße eine unbekannte Mannes- Person, die vorgab, verwandt mit der Familie der Frau zu sein, und welche deshalb in der Wohnung der Letzteren auch Auf nahme und Beköstigung fand. Als der Ehemann Abend- von der Arbeit nach Hause kam, machte auch dieser die Bekannt schaft de- Pseudo-Verwandten, der angab, Neubert zu heißen und aus Glauchau gebürtig zu sein. Man besuchte Abends ein Restaurant, der Fremde bezahlte die Zeche, und am andern Tage gab der Gast vor, nach Mylau gehen zu müssen, um daselbst eine Blitzableiter-Reparatur vorzunehmen. Wie man den Schaden besah, hatte der Mensch den hiesigen Aufenthalt dazu benutzt, um die Leute zu bestehlen, und wer selbstredend nicht wieder zurück kehrte, das war der angebliche Verwandte. — Rothenkirchen. Der Fabrikarbeiter Böhler der Kramer'schen Fabrik ist in das große Rad der Dampfmaschine gerathen und sofort getödtet worden. Böhler hinterläßt eine Wittwe und zwei Kinder. — Die sächsische Staatsregierung soll nach einer Meldung der „Magd. Ztg." auS Dresden die Durchführung einer Personentarifreform in ihrem Staatsbahngebiete endgiltig beschlossen haben und damit thunlichst auch in dem Falle vor gehen wollen, daß andere Eisenbahnverwaltungen, namentlich aber die preußischen Staatsbahnen sich zunächst noch abwartend ver halten sollten. ES werde die Beseitigung aller Rückfahrkarten, Herabsetzung des Preises für einfache Karten auf die Hälfte der jetzigen Rückfahrkartenpreise, Erhebung eines Zuschlages für die Benutzung von Schnellzügen, Abschaffung des Freigepäcks und Ermäßigung der Gepäckfrackt beabsichtigt. — Gegenüber vorstehen der Meldung erfährt das „Dresdner Journal" aus zuverlässiger Quelle, daß infolge der in der letzten Ständeversammlung mehr fach gegebenen Anregung zwar Erwägungen einer Personentarif reform im Gange, aber noch keinerlei bindende Beschlüsse in dieser Richtung gefaßt worden sind. — Gera, 24. Septbr. Ein kürzlich hier verstorbener Ge schäftsinhaber hatte ein Testament hinterlassen und seine Frau zur Universalerbin eingesetzt. Das Gericht Hal das Testament nicht anerkannt, weil es nicht vollständig von der Hand des Ver storbenen geschrieben war, da er Briefbogen zu dem Testamente benutzt hatte, auf denen der Vordruck „Gera" sich befand, so daß nur das Datum, nicht aber auch der Ort von dem Erblasser niedergeschrieben worden war. Die Wittwe erhält deshalb nur ihr gesetzliches Pflichtteil. Sitzung des Bezirksausschusses der Königlichen Arntshaupt- mauuschaft Schwarzenberg am 22. September 1902. Der Bezirksausschuß genehmigt nach abgesetztem öffentlich - mündlichen Verfahren 1) a. das Gesuch Ernst Moritz Kirche'S in Langenberg um Erlaubniß zur Errichtung einer Stauanlage im Schwarzbache und weist den da gegen erhobenen Widerspruch zurück und beschließt l>. auf das Gesuch Hermann Lehnbardt's in Johanngeorgenstadt um Erlaubniß zur Errichtung einer Pferdeschlächterci-Anlage die Abhör ung von Zeugen und Vertagung der Verhandlung, tritt 2) auf das Gesuch des PastorS I. v. Bodelschwingh dem Deutschen Ver ein „Arbeiterheim" gegen einmalige Zahlung von 50 M. als Mitglied bei. nimmt 3) Kenntniß von dem Schreiben der König!. Amtshauptmannschaft Chem nitz, Herabsetzung des Zinsfußes der Gemeindesparkassen auf 3'/^, "/<» bctr. und von dem Vertrage zwischen der Königlichen Amtshauptmann schaft als Vertreterin der Städte Grünhain und Johanngeorgenstadt, der Landgemeinden und Gutsbezirke und dem Nahrungsmittel Chemiker Weber in Dresden-Blasewitz hinsichtlich der Nahrungsmittel - Controle, gewährt 4) auf die Eingabe des Grenzaufsehers Stopp in Breitenbrunn, Prämien ottern und I M. Gratifikation für die jungen Ottern, wählt b) a. den Spezialkommissar Theodor Brückmann in Dresden-Plauen als landwirthschastlichen Sachverständigen in Enteignungsfällen, d. den Ortsrichter Hecker in Beierfeld als Sachverständigen für da- Enteignungsverfahren für die geplante Straße Graul-Osterlamm, c. den vorgenannten Brückmann und den Wirthschaftsbesitzer Baum- gärtel in Oberstützengrün als Sachverständige für das Enteignungs verfahren der Nebenbahn Eibenstock-Bahnhof Eibenstock und 6. den vorgenannten Brückmann und den Gutsbesitzer Hermann Mehl horn in Oberschlema als Sachverständige für das Enteignungsver fahren zum Bau eines zweiten Gleises an der Schwarzenberg Zwickauer Eisenbahn, zwischen Aue und Niederschlema, steht 6) bezüglich des Arbeiterschutzes in Steinbrüchen und Steinhauereien von Erlaß von Bestimmungen für Steinbrüche, m denen weniger als fünf Arbeiter beschäftigt werden z. Zt. ab, giebt 7) das Ortsstalut über die Zusammensetzung und die Wahl des Gemeinde- raths in Zschorlau zur Erwägung zurück, genehmigt 8) a. die theilweise Einziehung des Neidhardtsthal - Neuheider Communi- kationswegeS unter Zurückweisung der erhobenen Widersprüche, d. die Einziehung des in der Flur Grünstädtel, Crandorf und Erla gelegenen sogen. Eisensteinwegs als öffentlichen Communikationsweg und weist den von der Gemeinde Pöhla erhobenen Widerspruch zu- rück. Der Weg soll ferner als Fuß- und WirthschaftSweg erhalten bleiben, c. die Feuerlöschordnung für Mittweida soweit ortsstatutarische Be stimmungen in Frage kommen, 6. die Uebernahme bleibender Verbindlichkeit durch die Gemeinde Nie derschlema aus Anlaß der Errichtung einer Sparkasse, e. die Ortsstatute über die Errichtung einer Freibank für die Gemeinden Oberschlema und Raschau, f. das Anlagen-Regulativ für Schönheide probeweise auf 2 Jahre und x. die AuSbezirkung der Parzellen 31 und 144 a auS dem Gutsbezirk Hammergut Wildenthal und deren Embezirkung in den Gemeinde bezirk Wilbenthal, verweist 9) die Gemeinde Niederschlema wegen der Darlehnsaufnahme zur Erwei terung der Wasserleitung zunächst an die Centralstelle zur Untersuchung des Wassers, beschließt weiter 10) wegen der AuS- und Embezirkung von Parzellen aus dem Gutsbezirk, Hammergut Wildenthal in den Gutsbezirk, Staatsforstrevier Wildenthal die Gemeinde mit ihren etwaigen Ansprüchen zu hören und 11) den Haushallplan für die Kasse des Bezirksvermögens auf da- Jahr 1903 der Bezirksversammlung zur Genehmigung vorzulegen, genehmigt weiter 1L) die Gesuche a. der Administration von Schindlers Werk um Erlaubniß zum pachtweisen Betriebe der Schankwirthschaft durch Wilhelm Bach- mann auS Schneeberg, I). Heinrich Louis Friedel- in Oberhaßlau um Erlaubniß zum pacht weisen Betriebe der Gast- und Schankwirthschaft, einschließlich des Branntweinschanks und zum Tanzmusikhalten im Kaiserhof zu Markersbach, c. des GastwirthS Röhner in Niederschlema um Erlaubniß zum Schank- wirthschaftsbetriebr in seiner Schießhalle, «I. de- GastwirthS Müller in Griesbach um Erlaubniß zum Gast- wirthschaftsbetriebe. Beherbergen, Krippensetzen, Ausspannen und Tanzmusikhalten in seinem neuerbauten Gasthofe, «. Martin Friedrich MöckelS in Schönheide um Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank in seinem neuerbauten Hause, t. Ernst Adolf Werler's in Schwarzenberg um Erlaubniß »um pacht- weisen Betriebe der Schankwirthschaft, Beherbergen, Abhaltung von Singspiel- und Theatervorstellungen, Abhaltung von Eoncert und öffentlicher Tanzmusik am I. Sonntag im Monat und an den 2. Feiertagen der drei hohen Feste in der Crntralhalle in Niederschlema unter Ermächtigung der Königlichen Amt-Haupt- Mannschaft, Erlaubniß zur Abhaltung außerregulativmäßiger öffent- licher Tanzmusik auch an dem 2. Sonntag im Monat von Fall zu Fall zu ertheilen, 8- Richard EmU Brückners in Ritter-grün un^ Erlaubniß zur Ver- Gasthofe, h H H g k. de- WaldwärterS Karl Albert Wagner in Lauter um Erlaubniß zum SchankwirthschaftSbetriebe in der ConradSwiese, i. Oswald Feustels in Pöhla um Uebertragung des RealrechtS auf sein wiederaufgebautes und verändertes Gebäude, k. Carl Robert TrommerS in Lauter um Erlaubniß zum Ausschank von Kaffee, Kakao und Limonade, l. Heinrich Müllers in Rothenkirchen um Uebertragung der der ver- ehelichten Neumeister in Schönheide ertheilten Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank, sowie zum Krippensetzen, in. Leander Brückners in Oberstützengrün um Erlaubniß zum Aus schank von Bier, Wein, Kaffee, Thee, Mineralwasser, Branntwein, zum Krippensetzen und Ausspannen in seinem neuerbauten Wohn- u. Immanuel Möckels in Hundshübel um Erlaubniß zum Fortbetriebe der Gastwirthschaft, zum Branntweinschank, Tanzmusikhalten, Aus spannen und Krippensetzen in seinem neuerbauten Gasthofe, lehnt 13) das Gesuch Ernst Arthur Sternkopfs in Lauter um Erlaubniß zum Bierschank Mangels örtlichen Bedürfnisses ab, ertheilt 14) zu den Dismembrationen der Grundstücke Blatt 336 für Bockau, 88 für Oberschlema und 8 für Beierfeld die erforderlichen Dispensationen und erledigt Smaragden und Saphire. Nicht immer ist derjenige der Stärkere, welcher Sieger bleibt, und nicht immer ist der Ueberlcbende es, der gesiegt hat. Es ist ein großer Trost für den Unterliegenden, daß er den Vorbeer noch mit sich in dar Grab nimmt und seinem Ueber- winder nicht« davon zurückläßt. Glücklich derjenige, welcher weiß, daß die von seinem Blute getränkten Wiesen verdorren und dem Eroberer keine Blumen mehr bieten werden. Es liegt etwa« Erschütternde« in dem Gedanken, daß ein ganzes Land, welche« im Besitze eine« freien Volke« ein Paradier war, sobald eine tyrannische benachbarte Horde diesem Volke den Fuß auf den Nacken setzt, um c« in die Fesseln der Knechtschaft zu schlagen, beschließ«, seinem edlen Beherrscher in den Tod zu folgen. Hussein Mulch war da« Oberhaupt eine« Stammes, welcher einen kleinen Landstrich Aegypten« bewohnte der durch die Mond berge fast unzugänglich gemacht Ivar. Niemals war c« den türkischen Eroberern eingefallen, ihre Hand nach diesem abgelegenen Ländchen auSzustreckcn. Sie be gnügten sich damit, alljährlich von dem patriarchalischen Ober haupte de« Stammes den regelmäßigen Tribut zu erheben, welchen derselbe ihnen in Anerkennung der türkischen Botmäßigkeit zu zahlen verpflichtet war. Die Omagaden waren e«, welche sich noch lange vor der Hedschira und vor dem Sicgcszuge de« assyrischen König« hier her geflüchtet, und seitdem hatte keiner ihrer Nachkommen vie Grenzen de« Ländchens wieder überschritten. Man erzählt sich von der Hcimath diese« Völkchen«, daß sie da« Paradies selbst gewesen sei. Nicht da« Paradies der Rcli- gionSlegende, das Eß- und Trinkbares von selbst hervorgebracht, und wo die Ansprüche der Bewohner desselben nicht über das Feigenblatt hinauSgereicht hätten, sondern ein zivilisirteS Paradies, da« von bequemen, mit Brotfruchtbäumen besetzten Landstraßen durchschnitten war, mit KokoShainen, üppigen Reisfeldern, Pferde- und Rinderherden, blühenden Städten und Dörfern mit buntbe malten Häusern, dessen Frauen in Seide gekleidet einherginzcn, und dessen Männer hoch zu Rosse saßen. Die Richter diese« Volkes waren gerecht und unbestechlich, seine Krieger tapfer, und Künste und Wissenschaften wurden sorgsam von ihm gepflegt. Aber nicht umsonst spendete die Erde alle diese Gaben, sie mußten durch mühevolle Arbeit erst errungen werden. Dürrer leichter Sand bedeckt den Boden, kein Bach rinnt von den Bergen herab in daS Thal, der Samum-Sturm findet seinen Weg durch den südlichen Gebirgspaß dorthin. Au« dem leichten Sande Pflanzungen hervorzuzaubern, den Regen in Zisternen aufzufangen und durch Anpflanzung von dichten Wäldern dem Sturme den verheerenden Eingang zu wehren, dies war die Aufgabe der Menschenhand gewesen. Und was war denn die Ursache seine« paradiesischen Zustande«, wenn in dem Paradiese der Omagaden gearbeit werden mußte? Jedermann war unbeschränkter Herr seine« Eigenthumc«; Niemand forderte sich von ihm den Zehnten dessen, wa« er sich mit seiner Arbeit gewonnen; man verlangte weder Steuer noch freiwillige Gaben, auch wurde Niemand zum Frohndienste gezwungen, es gab keine gemeinsame Lasten. Aber wovon lebte denn der Beherrscher de« Volke«? Wie hielt er den Glanz seines HofhalteS aufrecht, und womit bezahlte er seine Beamte»? Wie konnte er eine Streitmacht unterhalten? Aus welchen Mitteln besoldete er die Volksschullehrer und Ge lehrten, errichtete öffentliche Gebäude und befriedigte den Sultan und die habgierigen Paschas, wenn er keine Steuern auserlegte? Das ist eben der Schlüssel zu diesem Paradiese! Die Lösung dieses Räthsels liegt in einer Sandwüste zwischen dem Mondge birge und rem Meere. Die salzige Wüste, in der weder Baum noch Strauch ge deiht, welche die Fluth de« Meere« jeden Tag zweimal überspült und mit Schneckenhäusern und Muscheln überdeckt wieder verläßt, war die Schatzkammer der Omagaden. Zu PtolomäuS Zeiten entdeckte man dort jene berühmten Smaragdgruben, mit deren Steinen einst jener König die ganze Wölbung de« Thronsaales von EvergeteS auSlegte. Zwei Meilen im Umkreise dieser Sandwüste durste keine menschliche Wohnung errichtet werden, ausgenommen den Thurm, welcher den Wächtern de« König« zur Behausung diente, die darauf Acht haben mußten, daß kein menschlicher Fuß den heiligen Sand betrete, unter welchem die Schatzkammer de« König» verborgen lag. Nur zwölf Männer waren in daS Geheimniß der Smaragd gruben cingeweiht, sie waren durch einen Schwur gebunden, dasselbe nie zu verlachen. Die benachbarten Volksstämme und die Omagaden selbst wußten nur so viel, daß die Smaragd gruben irgendwo unter der Oberfläche der Sandwüfle vorhanden waren. Doch wie man zu denselben gelangte, auf welchem Wege die Edelsteine an da« Licht befördert wurden, konnte Niemand errathen. Vielleicht lagen sic unter dem Meere, und man gelangte durch einen unterirdischen Gang zu ihnen, oder man bewachte diesen Ort nur mit so großer Sorgfalt, um die Aufmerksamkeit von der Gegend abzulenken, wo die Gruben wirklich sich befanden? So viel ist gewiß, daß sich au» diesen unerschöpflichen Minen die Schatzkammern de« Herrscher« stet« neu füllten, so daß selbst die Habgier der benachbarten Pascha« unvermögend war, dieselben zu leeren. Nach der Tradition war der unterirdische Schatz in solcher Menge vorhanden und den Eingeweihten der Zugang zu dem selben so leicht, daß man nur darum nicht« mehr an da« Tages licht beförderte, um den Prei« jener Edelsteine nicht herabzudrückcn. Steine von unschätzbarem Werthe, deren Prei» kein Sterblicher im Stande gewesen wäre zu bezahlen, wurden regelmäßig al« Geschenke den Sultanen geschickt, die allzeit große Gönner der unschuldigen kleinen Völkchen« gewesen waren, da« Niemand etwa« zu Leide «hat, nicht« beanspruchte und so pünktlich den übermäßigen Tribut bezahlte. Wahrlich ein solche« Volk konnte man nicht hoch genug schätzen. Hussein Muley war der letzte Herrscher diese« Lande«, welcher die letzten Smaragden au« den Minen der salzigen Wüste an da« Licht fördern ließ. Hussein Muley besaß aber noch einen weit werthvolleren Schatz als seine Smaragden, die« waren zwei funkelnde Saphire, zwei Edelsteine von zauberhafter Schönheit, die er höher al« sein Leben schätzte, und die er sorglich verborgen hielt. Ich will Euch erzählen, wie da« Geheimniß dieser Edelsteine entdeckt wurde. Zu jener Zeit saß der gläubig fromme Sultan Soliman auf dem Throne de« Padischahs, und dessen ägyptischer Statt halter war Ali der „Goldmundige" genannt. Hussein Muley entrichtete auch an ihn den gewöhnlichen Tribut sür den Sultan und übersandte die üblichen Geschenke für den Pascha selbst. Ali« Vorgängern war e« nie eingefallen, die Geschenke de« kleinen Fürsten zu erwidern; sie pflegten von den Gesandten den Tribut entgegen zu nehmen und nachdem diese ihnen die Hände geküßt, ließen sie dieselben wieder heimwärt« ziehen. Ali kam zuerst auf den hinterlistigen Gedanken, seinem zin«- pflichtigcn Vasallen eine huldvolle Gesandtschast zu schicken, deren Anführer ein verschlagener Kurde, Namen« Naomer Bey, beauf tragt war, sich in dem märchenhaften Lande genauer umzuschauen, ob e« sich nicht der Mühe lohne, einen Versuch zu machen, dasselbe zu erobern. Der arglose Hussein empfing die Gesandten de« Statthalter« mit großer Auszeichnung und entfaltete vor ihnen den ganzen Glanz seines Hofstaate«, um sie gebührendermaßen zu ehren. Nach mchrwöchentlichem Aufenthalte kehrte Naomer Bey zu seinem Herrn zurück. Er war unerschöpflich in fabelhaften Schilderungen seine« Besuche« in dem kleinen Lande. Er erzählte von den Palmenhainen, den mit Emaille gedeckten Dächern der Paläste, den in Seide cinhergchcnden Einwohnern und von der Pracht und dem Glanze de« fürstlichen Hose« in so begeisterten Worten, daß seine Beschreibung fast die Märchen der Scheherazade über trafen. „Was aber noch kostbarer ist al« alle diese Schätze," be richtete der Kurde seinem Herrn, „das sind zwei glänzende Saphire, welche der Fürst besitzt, zwei funkelnde Augen von zauberhaftem Glanze." Bon diesen Augen wußte er dem Pascha nicht genug zu erzählen. ES waren die Augen der Königin Zara. 'Naomer Bey hatte zwar nur ihre Augen sehen können, da der golddurchwirkte Schleier den übrigen Theil ihre« Gesicht« verdeckte. Aber der bloße Anblick derselben war genügend, um ihn seinen Verstand verlieren zu lassen. „Denke Dir den taghellen, blauen Himmel, an dem die Sterne glänzen, da« Meer, wenn am Abend die Sonne darin untertaucht und aus dem Grunde desselben ruhend, sanft au« der Tiefe hervorleuchtet! Wenn der Saphir den strahlende» Glanz der Diamanten besäße, wenn auS Wasser Feuer entstände oder die Wunderblume Strahlen auSsenben würde, weder diese noch jene könnten den Vergleich mit jenen zauberhaften Augen bestehen." Naomer Bey redete so lange zu Ali von Zara« schönen Augen, bi« er nicht nur sich, sondcrn auch seinen Herrn in die selben verliebt gemacht hatte. „Und in dem Spiegel dieser Augen Dein eigne« Antlitz er blicken können! Und in dem Feuer derselben Deine eigene Liebe lesen zu können!" rief er. Nicht lange nachher sandte Ali Naomer Bey abermals zu dem Könige mit einem mit großem Siegel versehenen Ferman, in welchem er ihn zum Oberbefehlshaber sämmtlicher Mameluken Aegypten« ernannte. Die« war der geradeste Weg, Hussein mit der schönen Zara au« deren Versteck zu locken und ihn zu be stimmen, seinen künftigen Wohnsitz in Kairo auszuschlagen. Hussein Muley dankte für den Ferman, gab denselben Naomer Bey aber zurück und ließ dem Pascha sagen: „Lieber will ich der kleinste der Könige zu Hause sein, al« der größte der Diener anderswo." Ali beruhigte sich bei dieser Antwort nicht. Abermals sandte er Naomer Bey zu dem Könige mit dem Versprechen, daß, wenn er seine Berge verlassen und nach Kairo übersiedeln wolle, er ihm die Hälfte de« Tributs erlasse, im widrigen Falle denselben aber verdoppeln werde. Hussein entrichtete sofort den verdoppelten Tribut. Doch 'Naomer Bey, von seiner Mission zurückgekehrt, wurde immer verliebter in die beiden lebenden Saphire und verpflanzte mit flammenden Worten da» Gift der Liebe in Ali« Herz. Ali sah ein, daß hier sein goldener Mund nicht zum Siege führe, daß er vielmehr die blutige Hand erheben und einen Vorwand finden müsse, um da« Land mit den Truppen de« Sultan« besetzen zu können. Er klagte deshalb die Bewohner de» Ländchen« bei dem Sultan an, daß sie sammt ihrem Könige Schiiten und Verleugner der Sunna wären. < Schluß solgt.) Vermischte Nachrichten. -Gewissenhaft. Bei der Polizei in Kolberg ging dieser Tage ein Schreiben ein, da« folgenden Inhalt hatte: „Ich theile Ihnen hierdurch mit, daß ich mich heute Abend präzise 8 Uhr auf der Moole bei dem Glockenthurm in da« Wasser gestürzt habe. Ich bitte, die Beerdigung ganz einfach zu gestalten und liquidiren Sie die Kosten der Firma E. T. Glcit«mann, Farbenfabriken in DreSden-A., Gutenbergstraße. Ich habe hier in einem Hotel bi« Sonnabend gewohnt und Alle« bi« morgen, 18. d. M., be zahlt laut einliegender Liquidationen. Meinen Koffer, welcher noch im Hotel Zimmer Nr. 19 steht, wollen Sic, bitte, nach Durch sicht se« befinden sich darin nur Geschäftsbücher u. s. w.), an die vorgenannte Firma senden. Schlüssel einliegend. Hochachtungs voll G. Wagner. Motiv: Jahrelange« Gichtleiden hat mich in den Tod getrieben." — Bei den sofort durch die Polizei ange- stelltcn Recherchen wurde aus der Moole ein seidener Regenschirm, sowie ein schwarzer Herrenhut, gezeichnet 6. V?., ausgesunden,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)