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Amts- Nil AMkckktt für den Abonnement oiertelj. I M. 20 Pf. einschlietzl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «rschetnt wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. !<»«» Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - ' ' 49. Jahrgang. Dienstaq, den 16. September LAOS Oessentliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Wonlag, den 22. September 1902, von Machmiltags 3 Mr an im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Schwarzenberg, am 11. September 1902. Königliche Amtshauptmannschast. «rüg von Nidda. Die Einlagebücher Nr. <433, 585V, 5853 der hiesigen Sparkasse werden, nachdem die dreimonatige Ausrufungsfrist abgelaufen ist, hierdurch für ungiltig erklärt. Schönheide, am 11. September 1902. Der Gemeinderath. Oessentliche Borbildersammlung Eibenstock. Die Auswechslung der Sammlnngsgegenstände zeigt hierdurch an Eibenstock, 15. September 1902. Haebler. Aas Steigen der Aleischpreise. Zum Thema der Fleischtheuerung bringt das „Dresdner Journal" folgenden Artikel: Seit einiger Zeit sind in einer großen Zahl deutscher Städte, im Norden wie im Süden, im Osten wie im Weste», die Fleisch preise ziemlich bedeutend gestiegen, und in anderen Städten, die bi» jetzt noch von einer solchen Steigerung verschont geblieben sind, wird sie angekündigt. Man wird nicht verkennen können, daß die Bertheucrung der Fleischnahrung eine Kalamität darstellt und wird cs begreiflich finden, daß sich deshalb der Bevölkerung eine starke Beunruhigung bemächtigt hat. Leider aber wird die wichtige Frage nach den Ursachen de» Steigen» der Fleischpreise nicht allenthalben von sachlichen Gesichtspunkten untersucht, sondern vom Partei- oder wirthschaftSpolitischen Standpunkte aus be handelt. Dadurch aber erschwert man nur die Klarstellung. Wird auf der einen Seite behauptet, an der angeblich bestehenden Fleischnoth seien nur die Landwirthe schuld, die trotz ihrer Un fähigkeit, die nothwendigen Mengen von Schlachtvieh für die Er nährung unseres Volkes zu liefern, darauf beständen, daß die Grenzen für die Vieheinfuhr gesperrt blieben, so ist da« ebenso unrichtig, wie wenn anderseits die Behauptung aufgestellt wird, die Bertheuerung de« Fleisches sei lediglich das Werk des Zwischen handels. ES ist zunächst festzustellen, daß die deutschen Grenzen durch aus nicht vollständig gesperrt sind, sondern daß noch fortwährend die Einfuhr namentlich von ausländischem Rindvieh erfolgt. So weit eine Sperrung der Grenzen hat vorgcnommen und ausrecht erhalten werden müssen, ist dies geschehen, um unser Land und unseren Viehbestand vor der Einschleppung gefährlicher Seuchen zu schützen. ES ist eine unrichtige Behauptung, daß die Grenz sperren den Zweck hätten, die Einfuhr überhaupt zu hindern. Nein, nur die Einfuhr von Thieren au» verseuchten Gegenden soll verhindert werden. Wollte man dem Wunsche, der jetzt laut wird, nachgeben und die Grenzen uneingeschränkt öffnen, so würde allerdings für die nächste Zeit die Vieheinsuhr erheblich steigen und da« Fleisch billiger werden; dafür aber würde die Gefahr entstehen, daß unser ganzer nationaler Viehstand verseucht und dezimirt würde. Dadurch würde nicht nur der deutschen Land- wirthschaft und dem deutschen Nationalvermögen schwerer Ver lust zugesügt werden, sondern die Vermehrung unseres Vieh bestände« und die Brachlegung unserer Vieherzeugung würde so erheblich sein, daß der dadurch herbeigeführte Diangel an in ländischen Schlachtthieren nur sehr schwer durch die Einfuhr au« dem Au«lande gedeckt werden würde. Noch größere Fleischnoth al« jemals und große Fleischtheuerung wäre davon die Folge. ES wird heute von einer allgemeinen Fleischnoth für ganz Deutschland gesprochen und hehauptet, es sei dem Handel nicht möglich, die erforderliche Menge von Schlachtvieh herbcizuschaffen. Dem wird au« landwirthschaftlichen Kreisen unter Beibringung von Ziffern und Anerbietungen zahlreicher Viehbestände ent schieden widersprochen. Wie die Dinge wirklich liegen, wird man aber au« diesem Streit nicht beurtheilen können. Läge nur lokaler Viehmangel vor, so ließe er sich durch planmäßige Ver- thcilung der Vorräthe und etwaige Vcrkehrscrleichterungen bei deren Transport ebenso leicht heben, wie die Fleischnoth in Posen, die al« sehr bedeutend geschildert worden war, in kurzer Zeit gehoben worden ist. Auch vor drei Jahren wurde, und zwar in noch größerem Umfange al« heute, über Fleischnoth geklagt. Damals wurde vom Bunde«rathe eine genaue Untersuchung in allen Bundesstaaten veranlaßt, um fcstzustellen, ob in der Thal eine Nothlage hinsichtlich der Fleischversorgung vorhanden sei. Da» Ergebniß war in allen Bundesstaaten da» gleiche. Es wurde nachgewicsen, daß von einer allgemeinen Fleischnoth nicht gesprochen werden könne, da die im Lande befindlichen Vorräthe aus lange Zeit hinaus, selbst wenn man ein starke« Anwachsen der Bevölkerung in Rechnung zöge, für die Ernährung völlig ausreichten. Es lagen also damals nur lokale Schwierigkeiten vor, und diese wurden bald darauf ausgeglichen, so daß die Klagen über Fleischnoth in kurzer Zeit verstummten. Ob heute die Dinge ebenso liegen, läßt sich schwer entscheiden; doch wollen wir hoffen, daß e» auch diesmal in kurzer Zeit gelingen wird, der Schwierigkeiten Herr zu werden. Wenn da» Fleisch in den letzten Jahren besonder» in den Städten theurer, ja viel theurer als früher geworden ist, obwohl die Biehpreisc nicht im gleichen Verhältnisse gestiegen sind, so ist da» nicht unerklärlich. Diese Entwickelung haben die Preise für Fleisch mit denen aller übrigen Lebensbedürfnisse gemein ; aber in Bezug auf den Fleischverkauf sind noch besondere vertheuernde Ursachen hinzugekommen. Heute wird im Großen und Ganzen — wir sprechen hauptsächlich von den Städten — nur gute» Fleisch gefordert. Da» ist ein volkswirthschaftlichcr Vortheil. Dadurch sind aber die minderwerthen Theile de« Schlachtviehes erheblich im Preise gesunken, mithin mußten die Fleischer durch Erhöhung der Flcischpreisc sich schadlos halten. Dazu aber kommt, daß das Vieh au» gesundheitlichen Rücksichten nicht mehr auf offenen Märkten verkauft werden darf, daß e« in Schlacht häusern geschlachtet und ärztlich untersucht werden muß, daß die Fleischer ihre Läden nach den neuzeitlichen hygienischen und prak tischen Anforderungen einrichten und halten, daß sie höhere Miethen, höhere Löhne zahlen und wegen der nothwcndig ge wordenen Arbeitstheilung mehr Arbeitskräfte und meist noch Pferde und Wagen anschaffen mußten. Das alles aber kostet Geld. Es ist also begreiflich, daß derartige Mehrkosten auf den Preis des Fleische« geschlagen wurden. Hat doch auch das Publikum den Hauptvortheil von all den der Gesundheit dienen den kostspieligen Einrichtungen. Hieraus dürfte zu ersehen sein, daß e« eine ganze Reihe von Ursachen giebt, die eine Erhöhung der Fleischpreise recht fertigen. Es soll aber nicht geleugnet werden, daß auch Ursachen mit im Spiele sein können, die sich keinesfalls rechtfertigen lassen. Hierzu gehört die Einwirkung der Spekulation, wie sie jüngst in Posen zu Tage getreten ist, und die der sogenannten Händler ringe, die seitens der Bundesrathsvertreter in der Reichstags debatte über die Fleischnoth im Januar 1999 gekennzeichnet worden sind. Wie weit diese beiden Faktoren bei der jetzigen Steigerung der Fleischprcise die Hände im Spiele haben, kann hier aus sich beruhen. So viel dürfte au« vorstehenden Darleg ungen ersichtlich sein, daß Viehzölle und Grenzsperren aus die Gestaltung der Fleischpreise keinesfalls denjenigen Einfluß haben, der ihnen von verschiedenen Seiten zugeschrieben wird. Tagesgeschichte. — Deutschland. Das Kaiserpaar ist nach Beendig ung der Manöver nach dem Neuen Palais in Potsdam zurück gekehrt, woselbst am 13. d. König Georg von Sachsen zum Besuch eintraf. Abend« 8 Uhr fand in der JaspiSgallerie des Neuen Palais bei Ihren Majestäten eine Tafel zu Ehren de« hohen Gaste« statt. Bei der Tafel brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch au«: „Gestatten Ew. Majestät Mir, den herzlichsten Dank entgegen zu bringen für den freundlichen Besuch, den Ew. Majestät Mir heute gewogentlich abstatten. Wir gedenken der schweren Stunden, die Ew. Majestät in diesem Jahre durchlebten. Innig haben Wir theilgcnommen an dem Schmerze, der Ew. Majestät und Ihr Land erfüllte. Wir be grüßen in Ew. Majestät den Bruder de« verewigten Königs, de« getreuen Mitarbeiter« in der Errichtung unsere» Deutschen Reiches. Ich persönlich bitte Ew. Majestät, versichert zu sein, daß Ich Meine Allerinnigste Dankbarkeit, Anhänglichkeit und Liebe, mit der Ich an König Albert gehangen habe, von ganzem Herzen auf die Person Ew. Majestät übertrage; und Ich bitte. Mir die Huld, die Ew. Majestät Königlicher Bruder Mir er wiesen hat, Mir auch ferner bewahren zu wollen. Meine Ge fühle und die Gefühle Meines Hauses und Meine» Volkes für Ew. Majestät und da« treue Sachsenvolk fasse Ich zusammen in dem Ruf: Gott schütze und segne Ew. Majestät! Seine Majestät der König von Sachsen Hurrah! Hurrah! Hurrah!" — Der König von Sachsen erwiderte: „Gestatten Mir Ew. Maje stät, für die liebenswürdigen und hochherzigen Worte, mit denen Ew. Majestät Mich begrüßt haben, Meinen herzlichsten und tief gefühltesten Dank auszusprechen. Sie werden Mir stet« als ein thcureS Andenken im Gedächtniß bleiben. Gestatten Ew. Majestät zugleich die Versicherung, daß, soweit es von Mir, Meinem Hause und Meinem Volke abhängt. Wir bestrebt sein werden, da« Ver- hältniß zu Kaiser und Reich so zu erhalten, wie e« unter Meinem unvergeßlichen Bruder gewesen ist. Wir werden stets fest und unentwegt zu Kaiser und Reich halten. Gestatten Ew. Majestät, daß Ich den Gefühlen de« Danke« für die so liebenswürdige Aufnahme, die Ich gefunden, dahin Ausdruck gebe, daß Ich Mein Gla« erhebe und rufe: Seine Majestät der Kaiser, Ihre Majestät die Kaiserin und da» ganze Kaiserliche Hau» Hurrah! Hurrah! Hurrah!" — Au» Anlaß der Provinzial-Thierschau hielt Minister von Podbielski in Düsseldorf eine Ansprache, in der er ausführte, daß von einer Viehnoth in Deutschland, soweit Rinder und Schafe in Frage kommen, überhaupt keine Rede sein könne und da- Anziehen der Schweinepreise eine vorübergehende, alljährlich im Sommer eintretende Erscheinung sei. Wenn sie diesmal mit besonderer Schärfe hervortrete, so tragen der Futtermangel im Laufe des Sommer«, anderseits aber auch die Klagen eine« Theile« der Presse über Fleischmangel, welche« manche Landwirthe zur Zurückhaltung veranlaßte, mit Schuld daran. Von einer erweiterten Oeffnung der Grenze für die Schweine-Einsuhr könne au« diesen Gründen und anderseits wegen der Scuchengefahr keine Rede sein. — Holland. Bei dem Auftreten der Burcngcneralc in Holland betonen dieselben immer von Neuem, daß sie treue Unterthanen England« sein wollen! Zeige Engla Großmuth, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit, so werde e« in den gc - senen Repu bliken so treue Unterthanen finden, wie wenig in seinen Landen. Wenn nicht, so werde man mit Feder und Wort Gerechtigkeit zu erlangen suchen. Da« sei da« gute Recht der Unterthanen. — Belgien. Brüssel, 13. September. Ein au« Süd afrika hier angekommener Burenpolitikcr äußerte sich in einem Interview dahin, daß da« Burenvolk ängstlich auf günstige Nach richten über den Verlaus der Unterhandlungen der Burengcneräle mit der englischen Regierung harre und bestimmt erwarte, daß die in Aussicht gestellten Konzessionen erfüllt werden. Unter dem Burenvolk werde eine gewaltige Erbitterung hcrvorbrechen, sobald seine Erwartungen getäuscht würden und e« die verspro chenen größeren Geldzuwendungen, sowie die Amnestie der Kap- rebellen nicht erfüllt sähe. Zweifellos würde auch die Erbitterung sich gegen die Führer richten, die bei dem Friedensschluß sich nicht genügende schriftliche Garantien geben ließen. Dewct« Ansicht, der mit Feder und Wort Gerechtigkeit zu erlangen sucht, finde bei dem Burenvolk keine Gegenliebe. Da« Ende sei kaum ab- zuschen, wenn die englische Regierung die von den Burengcnerälen vorgcbrachten Bitten rücksichtslos rundweg ablehne. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. September. In früher Morgenstunde Weckruf! Was soll das heißen? Der Turnverein hielt sein diesjähriges Schauturnen ab. Eingeleitet wurde dasselbe durch einen Umzug durch die Stadt. Es ist herzcrhebend zu sehen, wie da Alt und Jung thcilnimmt. 51 Turner führten geschmackvoll zusammengestellte Frei- und Stabübungcn mit einer Schneidigkeit vor, die lobend hervorgehobcn zu werden verdient. 5 Riegen turnten sodann vor den Augen eines, trotz der unsichern Witter ung zahlreichen Publikum« an Reck, Barren und Pferd, sowie Bock und zeigten auch hier, daß der Verein die Ziele der Turnerei wacker verfolgt. Der Abend vereinigte die Mitglieder de« Turn verein« im Saale des Feldschlößchens. Nach einleitenden Musik stücken führten die Turner unter Leitung ihre» bewährten Turn- wart«, Herrn Anton Müller, Gesellschaftsübungen, sowie Gruppen bilder und eine urkomisch wirkende Pantomime auf, die allseitig lebhaftesten Beifall fanden. Ein Theaterstück, „A bieser Traam" in erzgeb. Mundart, wurde zwergsellerschütternd von den Dar stellern vorgesührt. Für die mit diesen Darbietungen verbundene Mühe und Arbeit sei den Darstellern auch hier noch der ge bührende Dank gebracht. Eine Sammlung für die Unterstützungs kasse führte dieser eine nicht zu verachtende Beihülfe zu. — So hat der Turnverein wieder einmal sich al« rüstig und wacker arbeitendes Glied der deutschen Turnerschaft gezeigt. Möge er auch fernerhin wachsen und Blüthen treiben. Jeder junge Mann sollte demselben angehören, denn er ist eine fröhliche Stätte der Arbeit und Erholung, ein gesunder Boden für Bruder-, Nächsten- und Vaterlandsliebe. Das Wohlwollen der städtischen Behörden unterstützt ihn in seinen Bestrebungen, Volkskraft und Volks gesundheit zu erhalten und zu stärken. Möchte Jeder an seinem Theile dazu beitragen, da« Turnen zum Gemeingut unsere« Volke« zu machen! Gut Heil! — Eibenstock. Al« am vergangenen Sonnabend Nach mittag in dem ConfektionSgeschäft von H. Neumann, Postplatz 1, einer der dort mit JnstallationSarbeiten beschäftigten Gasschlosser eine neu verlegte Leitung ableuchtcte, erfolgte eine Gasexplo sion, die einen großen Posten von Herren- und Damen consektion« - Artikeln schadhaft bez. unbrauchbar machte. Infolge Undichthcit einer Rohrverbindung soll Ga« au« der Leitung ent strömt und so die Explosion möglich geworden sein. Verletzungen von Menschen haben zum Glück nicht stattgesunden. — Schönheide. Vergangenen Sonntag fand hier da« Schauturnen de« hiesigen Turnverein« statt. Vormittag N Uhr begann bereit« da« Wettturnen der Zöglinge. Dasselbe erstreckte sich aus Steinstoßen, Weit- und Hochsprung und sand seine Fort setzung am Nachmittag im Gcräthturnen. Mit großem Beifall wurden die Freiübungen mit Keule und Eisenstab ausgenommen.