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Amts- WS Anmckalt für de« Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des »Jllustr. Untcrhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. GeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die klcinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. LOS 49. Jahrgang. ------- Donnerstag, den 11. September LSEVS 3. Anlagen-Termin betr. Der am 15. August dsb. Js. fällig gewesene 3. Anlagen-Termin ist nunmehr bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung zu entrichten. Eibenstock, am 10. September 1902. Der Rath der Stadt. H«stc. Bg. Hohlbauer-Kunstgraben bei Sanschwemme bett. Der für Sonnabend, den 13. d. M. anberaumte Berpachtungstermin wird hier durch aufgehoben. Königliche Obcrsorstmeistcrci Eibenstock, am 10. September 1902. Schumann. Der Zwischenfall vor Kaiti. Uebcr die schnelle Erledigung, welche, wie bereit« telegraphisch gemeldet, der Marcomannia-Zwischenfall durch da« Ein greifen S. M. Kbt. »Panther" gefunden hat, liegt folgende amtliche Nachricht vor: Der Kommandant S. M. S. .Panther", Korvetten - Kapitän Eckermann, hatte den Befehl erhalten, da« seeräuberische Kanonenboot ,Erste ä Pierrot" auszubringen. Der »Panther" begab sich zu diesem Zwecke von Porte - au - Prince nach Gonatve», wo er den »Erste ä Pierrot" vollkommen über raschte. E» wurde nunmehr von dem deutschen Kommandanten folgendes Ultimatum gestellt: „Flagge innerhalb s, Stunde streichen, Schiff räumen und keinerlei GesechtSvorbcrcitungcn zu treffen. Sonst erfolgt ein sofortiger Angriff." Der „Panther" hatte schon vorher „klar zum Gefecht" gemacht. Die Flagge wurde hieraufhin innerhalb der gegebenen Frist gestrichen und der „Pierrot" von der Mannschaft verlassen. „Panther" hatte die Absicht, den „Pierrot" hieraufhin in Schlepp zu nehmen. Bald jedoch erfolgte — offenbar durch „Pierrot" Mannschaften absichtlich hervorgerufen — die Explosion der Hinteren Pulver kammer, welche das Achterschiff zerstörte und in Brand setzte. Hierdurch wurde da« Jnschleppnehmen durch „Panther" un möglich, da weitere Explosionen nicht ausgeschlossen waren. Da aber außerdem hierin ein feindlicher Akt erblickt werden mußte, und die vorderen Geschütze noch gebrauchsfähig waren, so ließ der Kommandant S. M. S. „Panther" auch die vordere Pulver kammer und den Kessel durch Granatfeuer zur Explosion bringen. Al« dies geschehen, brach „Pierrot" auseinander und sank. Der Admiral befand sich bei den Rebellen an Bord. Gonatve« ist in den Händen der Rebellen. Das Kanonenboot „Panther" führt zwei 10^ cm - Schnell- feucrzeschütze und sechs 3,i em - Maschinenkanonen. Die Haupt waffe besitzt eine erheblich stärkere Feuerwirkung als die des Schwcsterschiffes „Iltis". Sie feuert in der Minute 12 bis 1b Schuß und durchschlägt an der Mündung eine Stahlplattc von 287 mm. Da« Gewicht der Stahlgranatc beträgt 14 kjr, das der Pulverladung 4,- leg. Die haitianische Flotte umfaßt, der „Köln. Ztg." zufolge, fünf ältere Schiffe, einen kleinen Kreuzer und vier Kanonenboote. Der Kreuzer „Dessalines", ein 1883 erbauter früherer Handels dampfer, ist das stolzeste Schiff, da« einzige, da« den „Panther" an Größe übertrifft. Die Bewaffnung besteht au« einem 12 cm- Schnellfcuergcschütz zwei Maschinengewehren und einigen gänzlich veralteten Kanonen. Die vier Kanonenboote sind im GefcchtS- werth, den sie im europäischen Sinne eigentlich nicht besitzen, sehr verschieden. Da« leistungsfähigste Schiff war die eben jetzt beim Seeraub ertappte „Erste ü Pierrot"; sie war da« größte Kanonenboot und mit Schnellfeuergeschützen und Maschinenwaffen ausgerüstet. In der Größe kam sie fast dem „Panther" gleich und lief 16 Seemeilen. Die übrigen Kanonenboote »Toussaint l'Ouverture" (522 t), „Saint Michael" (850 t) und „Capois la Mort" (260 t) stammen au« den 70er und 80er Jahren und sind zum Theil mit Vorderladern und 30-Pfündern bestückt. Der kleine Zwcijchrauben-KricgSdampfcr „Capois la Mort", der etwa« größer al« unser Tender „Hai" ist, wurde 1893 gebaut. Die übrigen Fahrzeuge sind Einschraubcnschiffe. ES ist nicht da« erste Mal, daß deutsche Schiffe sühneheischend in den Gewässern Haiti» erschienen sind. Im Oktober >897 war ein deutscher Kaufmann Lüder» wegen angeblichen Wider stand« gegen Polizisten, die ohne Befehl eine« Richter« in seine Besitzungen eingcdrungen waren, um einen seiner Angestellten zu verhaften, von den haitianischen Gerichten zu einem Jahre Gefängniß und zu einer Geldstrafe von 100000 M. verurtheilt worden. Auf telegraphischen Bericht de« Vertreter« de« deutschen Ministcrresidenten Grafen Schwerin wurde von Berlin au« der Auftrag gegeben, die sofortige Entlassung Lüder«' au« der Haft, eine namhafte Gcldentschädigung für ihn und die Bestrafung der schuldigen Beamten zu fordern. Die Regierung von Haiti gab damals nach und erfüllte die deutschen Forderungen, al« am 6. Dezember die Schulschiffe „Charlotte" und „Stein" vor Port- au-Prince erschienen. Lüder« wurde Schadenersatz gewährt und der deutschen Regierung feierliche Genugthuung gegeben. U. a. hißte damals „Erste ä Pierrot", dasselbe Schiff, da« sich jetzt den Uebergrifs gegen die „Markomannia" hatte zu Schulden kom men lassen, unter Killick seine Flagge vor der deutschen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Besuch de« König« Georg von Sachsen bei Kaiser Wilhelm findet, wie bereit« ge meldet, noch vor Mitte diese« Monat« statt. Am 13. September trifft der sächsische Monarch in Potsdam ein, nm zum ersten Male nach seiner Thronbesteigung der Gast des kaiserlichen Hofe« zu sein. Der offiziösen »Süddeutschen Reichskorrespondenz" wird dazu aus Berlin geschrieben: »Ein herzlicher Empfang erwartet ihn. Bei vielen Anlässen hat der Kaiser bezeugt, wie gern er die nationalen Verdienste der noch unter uns weilenden fürst lichen Heerführer aus der großen Zeit de« EinigungSkricge« ehrt, und wie hohen Werth er auf die Pflege des persönlichen Ein vernehmen« mit seinen hohen Verbündeten legt. Auch der Reichs kanzler hat von der Uebernahme seine« Amte« an der Belebung und Festigung aller Beziehungen zu den Fürsten und den Re gierungen der Einzelstaaten besondere Aufmerksamkeit zugewcndet, und noch in jüngster Zeit sind die Begegnungen, die er während der Posener Kaisertage mit dem Prinzen Ludwig von Bayern haben konnte, ihm werthvoll gewesen. Ein unbefangener Blick aus unsere inneren Zustände beweist auch, daß kaum jemals im Reich mit soviel förderativer Rücksicht regiert worben ist, wie gerade in den letzten Jahren." — Der Kaiser hat sich am Dienstag früh um 4Uhr von der Wildparkstation au« nach dem Manövergeländc bei Sonnen burg begeben. — Der sächsischen und preußischen Regierung ist nach den „Leipz. N. N." au« Interessentenkreisen der Entwurf eine« Plane« zur Ausführung eine« Großschifffahrtswege« auf Elster, Saale und Elbe zugegangen. Der seit langem geplante Schiff fahrtsweg soll mit zwei großen Hafenanlagen in Leipzig beginnen. Die Kosten de« Plane« sind auf 27' Millionen Mark veran schlagt, wovon 15,e Millionen auf Sachsen, der Rest auf Preußen fallen würde. — England. London, 8. September. Das Königs paar schließt heute seine Rundreise zur See um die englische Süd- und Westküste, die Hebriden und Schottland ab und hält seinen Einzug in Balmoral. ES kann nicht länger bezweifelt werben, daß der König sich völlig von seiner Krankheit erholt und seine Kräfte ganz wicdererlangt hat. Bei den häufigen Abstechern in« Inland, um den nationalen Sport« bcizuwohnen, und den Gelegenheiten, wo er ihm befreundete Mitglieder de« Adel« durch ungezwungene Besnche überraschte und dabei hier und da der Jagd oblag, hat er überall durch seine freien Be wegungen dargethau, daß er die Krankheit überstanden hat. — Nach einer Londoner Korrespondenz der „Voss. Ztg." sollen die Burcngeneralc überrascht gewesen sein, daß man sie im Kolcnialamt nicht amtlich empfing und sie im Vorzimmer zehn Minuten lang auf Herrn Chamberlain warten ließ. Sie sind al« gewöhnliche Bürger, genauer al« „Unterthanen" empfangen worden. Herr Chamberlain, dem man die Reden der Freiheitskämpfer Wort für Wort übersetzen mußte, trug in seinem Gesicht die sphinxähnlichen Züge zur Schau, denen sein Monokel einen noch grimmigeren Ausdruck verlieh. Die Verhandlungen wurden von zwei Stenographen nicdergeschriebcn. Die Generale sollen von der kühlen Förmlichkeit des Empfange« ebenso enttäuscht sein wie von der Ergebnißlosigkeit der Besprechungen. — Nord-Afrika. Neuerdings laufen immer zahl reichere Meldungen über Marokko ein, die die Lage als sehr ernst schildern. So werden der „Morning-Post" über Madrid Nachrichten au« Tanger übermittelt, wonach die Kabylen sich in der Nähe von Mequincz aushielten und von Neuem da« dortige Judenviertcl angegriffen hätte. Zwei Courier«, ein Deutscher und ein Franzose, die Depeschen nach Mcquinez bringen sollten, seien ermordet worden. 7000 Mann Truppen seien von Fez nach Mcquinez untcrweg«, um die Unruhen zu unterdrücken. — Amerika. New-Hork, 9. September. Der hiesige venezolanische Generalkonsul erhielt folgende Depesche ohne Datum: Präsident Castro hat heute die Aufständischen, die unter den Generalen Luciano, Mendoza und Ricra standen, in einem er bitterten Kampfe bei Tinaquillo vollständig geschlagen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 9. Septbr. Auf Einladung de« Vorsitzen den der hiesigen Ortskrankenkasse für Textilindustrie, Herrn Kauf mann R. Hertel, hatten sich vorgestern Nachmittag 2 Uhr im Restaurant „Bürgcrgarten" Delegirte der Ortskrankenkassen von Plauen, Falkenstein, Lengenfeld, Aue, Schneeberg, Lößnitz, Ober- schlema, HundShübcl und Raschau, die eine Mitglicderzahl von rund 40000 vertraten, zusammengefunden, um unter Leitung de« Herrn Einberufer« über die vom BundcSrath in Aussicht genommene und voraussichtlich schon am l. Januar 1903 in Kraft tretende Krankenversicherung der Hausgewerbe treibenden Berathungen zu pflegen. Den Verhandlungen wohnten außerdem die Herren Bürgermeister Hesse, Handels kammersyndikus Or. Dietrich-Plauen, Handelskammerassistent Referendar Grimm-Plauen und das HandclSkammcrmitglicd, Herr Kaufmann Rudolph hier, bei. Die 3' „stündige hochinteressante Beralhung förderte mehrere wichtige Beschlüsse, die in den hauptsächlichsten Punkten nach stehend kurz angegeben werden sollen. Zunächst war man sich im Princip darüber einig, Laß einem jeden Arbeiter, gleichviel in welcher Weise er Beschäftigung finde, also auch dem Hausgewerbetreibenden, die Wohlthaten der Kranken versicherung zu gönnen sei. E» sei nun aber nicht angängig und würde zu einer schweren Benachtheiligung der Kassen führen, wenn sämmtlichc, also auch die nur nebenbei und oft nur zeit weise im HauSgewerbc beschäftigten Personen der Krankenver sicherungspflicht unterstellt würden. Es müsse daher eine Grenze geschaffen werden, von wo ab die Versicherungspflicht eintrete. Die Versammlung vertrat in diesem Punkte die Ansicht, daß Hausgewerbetreibende mit geringerem Verdienste als ein Drittel de« ortsüblichen Tagelohn« im Jahresdurchschnitte von der Ver- sichcrungSpflicht ausgeschlossen bleiben müßten. Ferner hielt man es sür nothwcndig, daß zum Schutze der Krankenkassen eine Karrcnzzeit sür den Eintritt der Unterstützungspflicht gegenüber den Hausgewerbetreibenden eingeführt werde und zwar eine kürzere sür die zur Versicherung verpflichteten Hausgewerbetreibenden und eine längere sür die freiwillig zur Versicherung übertretenden Hausgewerbetreibenden. Aus versicherungstechnischen Gründen hielt man eS für noth- wendig, daß die Versicherung« melde pflicht dem Hausgewerbe treibenden auferlegt werden müsse, während man von dem Arbeit geber nur die Einreichung von Controvisten fordern könne, und daß die Melde- und Versicherungspflicht nur am Wohnorte de« Hausgewerbetreibenden bestehen könne. Hiernach kam man noch auf die schweren Uebelsländc zu sprechen, welche da« gleichzeitige Bestehen von Betriebs- und JnnungSkrankenkassen, sowie freiwilligen HilfSkasscn neben Orts krankenkassen oder auch mehrerer Ortskrankenkassen an einem Orte mit sich bringe. Man hält es sür dringend nothwcndig, daß auf gesetzlichem Wege eine Centralisation im Krankenkassenwesen herbeigeführt werde. Der Herr Vorsitzende, der dem deutschen Krankenkassentag in Hamburg am 5. Oktober >902 beiwohnen will, wird ermäch tigt, die heute gefaßten Beschlüsse dort zur Geltung zu bringen und zu vertreten. ES folgte sodann eine weitere interne Aussprache über die Durchführung der Versicherung, über die Einhebung der Ver sicherungsbeiträge sür die Hausgewerbetreibenden, sowie über die Einrichtung von Beitrags- und UntcrstützungSklasscn, die darin ihren Ausgangspunkt fand, daß man voraussichtlich auf BezirkS- Ccntralstellen zukommen werde. '/.,6 Uhr wurde die Versammlung geschlossen, nachdem der Herr Handelskammersyndikus l)r. Dietrich im allgemeinen Ein- verständniß Herrn Vorsitzenden Hertel für seine umsichtige Leit ung dieser wichtigen Versammlung den besten Dank ausgesprochen hatte. — Eibenstock. In Ergänzung unserer Notiz über die Nachtübung der hiesigen Feuerwehren sei noch erwähnt, daß nicht allein aus den Hydranten, sondern auch aus 3 Spritzen Wasser abgegeben wurde, wovon die eine da« Wasser aus dem Wasser bassin de« Amtsgerichts entnommen hat, die andere dagegen (Pflichtfcucrwehr) da« Wasser von der Bcrgstraßenschleuße be nutzte. ES ist durch diese Uebung der Beweis erbracht worden, daß auch bei Nichtinanspruchnahme der Wasserleitung genügender Schutz gegen FeuerSgesahr vorhanden ist. — Schönheide. Von einem schweren Geschick ist hier der Ockonom F. hcimgesucht worden. Dessen 37jährige Ehestau hatte sich mit ihrem jüngsten 8 Monate alten Kinde aus ihrer Wohnung entfernt. Da die Frau öfters geistige Störung zeigte, war man über da« Ausbleiben besorgt. Die Vcrmuthung, daß dieselbe sich ein Leid zugesügt habe, sollte sich auch bewahrheiten. Am Montag früh wurde man aus ein Kissen in dem Ouerfurth- schen Teich zu 'Neuheide aufmerksam. In dasselbe war da« Kind eingcwickelt gewesen. Im Verlauf de« VorniiltagS wurde auch die beklagenSwerthc Frau und da» Kind aufgefunden. — Leipzig, 6. September. Zu dem Gerüsteinsturz am Wasserthurm in Schönefeld erfährt da« „Leipz. Tagbl.", daß nach zweitägiger Untersuchung die Königl. Staatsanwalt schaft gestern, Freitag, den Ban wieder sreigcgeben hat, so daß die Arbeiten dort wieder ausgenommen worden sind. Vernommen worden sind die bei dem Unglück verletzten Maurer bi« auf vier, die bisher noch nicht vernehmungsfähig waren, lieber da« Er- gebniß der Untersuchung verlautet nicht». Sistirungen haben bis jetzt nicht stattgefunden. Für die Hinterbliebenen bezw. die Angehörigen der Verunglückten ist, wie hier ausdrücklich mitge- theilt sei, die staatliche Fürsorge sofort in Kraft getreten; vor aussichtlich wird sich dort, wo besondere Hilflosigkeit vorhanden ist, alsbald auch die private Wohithätigkeit regen, helfend cinzu-