Volltext Seite (XML)
Amts- Wil Anmckatt für de« «b-uueuseut oierlelj. 1 M. 2V Pf. nnschließl der„Jllustr. Unterhaltung« bl." o. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten fowie bei allen Reichspostanstalten. 8«. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 49. Jahrgang. -n- n Donnerstag, den 24. Inti Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf Ausschreibung. Für den Neubau «irre- Wohnhauses sür de« Hilssbcamteu des Breiten brunner Neviers in Johanngeorgenstadter Flur sind die Erd-, Maurer- und Zimmerarbeiten im Wege öffentlicher Ausschreibung zu vergeben. Nur leistungsfähige, geprüfte Baugewerksmeister wollen sich um die Aus führung dieser Arbeiten bewerben und bezügliche Preislistenvordrucke mit Ausführungs bedingungen — soweit der Vorralh reicht — im Landbauamte, Schulgrabenwcg, in der Zeit von 9 bis 12 Uhr Vormittags und 4 bis 6 Uhr Nachmittags, gegen Entrichtung non 3 M. 50 Pf. persönlich entgegennehmen. Die Angebote sind unter Benutzung der Vordrucke, unterschriftlich vollzogen, ver schlossen und mit entsprechender Aufschrift versehen, bis zum 4. August, früh 8 Ustr beim Landbauamt« oost- und bestellgeldfrei einzureichen. Die Bewerber sind bis zum 4. September d. I. an ihr Angebot gebunden. Die Aus wahl unter den Bewerbern, ebenso die Ablehnung sämmtlicher Angebote bleibt ausdrücklich Vorbehalten. Die eingereichten Angebote bleiben Eigenthum des Landbauamtcs. Zwickau, am 21. Juli 1902. Das Königliche Landbauamt. Kemlein. Sparkasse Schönheide. Nachdem der zweite Nachtrag zum erneuerten Regulative der Sparkasse Schönheide betreffend die Erhöhung der Sparkasseneinlagen auf 3000 bez. 5000 Mk. die Genehmigung der Königlichen Kreishauptmannschast Zwickau erhalten hat und dies durch Anschläge am Gemeindeamt zu Schönheide sowie in den Geschäftsräumen der Sparkasse zur Bekannt machung gelangt ist, wird gemäh § 20 des Sparkassenregulativs auf erwähnte Anschläge hierdurch hingewiesen. Der Gemeinderath zu Schönheide. Bekanntmachung. 1) Für Armenhauszwecke wird ein geeignetes Haus zu kaufe« gesucht. 2) Das alte Armenhausgebäude am Hüblerweg, Brd.-Cat.-Nr. 185 Ablh. ä. soll zum Abbruche verkauft werden. Die Abbruchsbcdingungen können in unserer Raths registratur eingesehen werden. Angebote zu 1 und 2 sind bis zum 2. August 1902 in verschlossenem Couvert mit der Aufschrift „HauSangebot für Armenhauszwecke" bez „Armenhausab bruch-- beim unterzeichneten Stadtrathc einzureichcn. Eibenstock, den 19. Juli 1902. Tcr Rath der Stadl. I. V.: Justizralh Landrock. Müller. General-Versammlung der Krankenkasse für das Handwerk in Eibenstock (eingeschriebene freie Hilfskaffc) Mittwoch, den 3ü. Juli dss. Is., Abends '/-i> Ahr in Ar«t»vliuelcker's Eonditorei. 1) Cassenabschluß der 1901er Rechnung. 2) Wahl der Revisoren. 3) Eventuelle Anträge. Zahlreiche Betheiligung Seitens der stimmberechtigten Mitglieder wird erwartet. Der Vorstand. Rich. Wimmer. Der kille Sommer. . Der Sommer, in dem wir sichen, ist seit Jahren der erste, der ganz ohne große politische Sensation zu verlausen scheint. Zm vorigen Jahre hatten wir den Burenkrieg; im Sommer 1 900 den Burenkricg und die Chinawirren in ihrer höchsten Blüthe; im Sommer 1899 die weithin ihre Kreise ziehende Affäre DrcyfuS; im sommer 1898 den amerikanisch-spanischen Krieg; im Sommer 1897 den griechisch-türkischen Krieg ... die stille Zeit war eine liegende geworden, die saure Gurke ein vergessenes Symbol aus alter guter Zeit. Auch in diesem Jahre donnern die Kanonen. Aber sie feuern friedlichen Salut auf den Rheden von Kronstadt und Spithead. Und charakteristisch sür die behagliche Stimmung der Zeit ist, daß die beiden einzigen Ereignisse, die von sich reden machen, Lorgänge friedlicher Repräsentation sind. Die Reise Viktor Emanuels III. nach Petersburg hätte wahr scheinlich, wenn sic in bewegtere Zeiten gefallen wäre, nicht so viel Aufmerksamkeit erregt, obgleich sie des Interessanten genug mit sich bringt. Sie enthüllt wieder einmal die krausen Ver hältnisse, in denen das alte Europa sich befindet, stellt neue Fragen, deren Lösungen wir noch nicht kennen, und ist vielleicht noch mehr interessant durch da«, was sich nicht ereignet hat, als durch die positiven Ergebnisse. Der junge König von Italien macht seine erste Antrittsvifitc nicht bei seinein Nachbar und Bundesgenossen in Wien, nicht bei seinem Freunde und Bundes genossen in Berlin, er geht nicht nach London, wohin ihn manche Beziehungen führen könnten; er geht nach Petersburg, wo er scheinbar gar nicht« zu suchen hat. Warum er nicht nach Wien ging, wissen wir, warum er nicht nach Berlin kam, wissen wir nicht (weil die „Linden" reparirt werden, sagt eine geistvolle dcutschoffiziöse Stimme) und sein unklare« Verhalten England gegenüber giebt Anlaß zu zahllosen Leitartikeln, zu Entschuldigungen und FreundschastSversicherungen in den Parlamenten. Die Italiener aber können sich nicht fassen vor Stolz, daß die Reise ihre« König« mit der eifrigen Spannung verfolgt wurde, wie c« sonst nur mit Reisen de« Zaren geschah, daß ihre Politik wieder einmal al« der entscheidende Faktor gilt in dem mehr oder minder schwankenden Gleichgewicht der politischen Gruppen. Sicher ist, daß un« die äußerlich so unscheinbaren Ereignisse und Reden, die diese Sommcrrcisc gezeitigt hat, zeigen können, wie wieder einmal die Mittclmeerfragen Gegenstand der politischen Diskussion zu werden beginnen. Die Franzosen halten e« für nöthig, in diesem Jahre ihre Flottenmanöver im Mittelländischen Meere vor Biserta abzuhalten, und für so wichtig sehen sie diese Hebung an, daß voraussichtlich Präsident Loubet nach Algier fahren wird, um die Flotte zu besichtigen. Auf der Rückreise dürfte er dann Spezia oder einen anderen italienischen Hafen besuchen, und die herzliche Verbrüderung zwischen den beiden ver wandten Nationen dürfte wieder einmal mit südländischer Be geisterung gefeiert werden. England aber sorgt dafür, daß auf Gibraltar nur Kanonen de« modernsten und größten Kaliber« liegen, von Triest au« führt Oesterreich einen stillen, aber täglich erbitterteren Kampf um die Vorherrschaft seiner Handelsflagge in der Adria, und sehr deutlich läßt sich Deutschland vernehmen, daß e« ihm durchaus etwa nicht gleichgültig ist, wer in Marokko und damit im westlichen Theile de« Mittelländischen Meere» al« Herr gebietet. Diese« ziemlich plötzliche Austauchen der Miltelmcerfrage ist auch ein Beweis sür die Reaktion, welche in diesem Jahre in der Wellpolitik gegen allzu weitfliegcnde ExpansionSgclüstc ein- gclrcten ist. Wir sind von China zurück gekommen; wir haben eingesehen, daß es mit dem Aufiheilen ganzer Ricscnreichc und mit dem Einthcileu der Erde in Jnteressen-Sphären noch seine gute Weile hat. -Noch ist das alte Europa und seine Umgebung daS Wichtigste für uns und das Mittelmecr bleibt der Schau platz sür die kommende Entscheidung, gerade so wie e« durch Jahrtausende war. Während der fünf wirren Jahre, die hinter uns liegen, hat jede Nation auf imperialistischen Kriegszügcn jenseits des Weltmeeres wenig Lorbeeren, aber sehr viele gute Erfahrungen holen können. Möge mit dem ersten FriedenSsommcr >902 eine Epoche der nüchternen Politik beginnen, die, anstatt in die Ferne zu schweifen, auf das eigene Hau« und auf die nächsten Nachbarn acht hat. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser ist am Dienstag srüh in Drontheim (dem diesjährigen Endziel der Nordlandsfahrt) eingetroffen. — Der Besuch des Königs von Italien in Berlin findet zwischen dem 2.5. und 28. August statt. Der Minister de« Aeußeren, Baron Prinetti, wird den König abermals be gleiten. Bei dieser Gelegenheit wird in den Kieler Hafen da« Schulschiff „Amcrigo Vespucci" entsandt, wahrscheinlich auch da« Panzerschiff „Liguria" unter Befehl des Herzogs der Abruzzen. — Hamburg, 21. Juli. Der Hafenberichterstattcr des „Hamb. Korr." berichtet über die Dampfer-Katastrophe: Der „PrimuS" ist da« älteste Schiff, das auf der Unterelbc ver kehrte; es ist 1844 in England erbaut. Um II',, Uhr gestern Abend ging er mit 185 Personen, Mitgliedern und Gästen des Eilbecker Männergesangvcrein« „Treue", von Cranz nach Ham burg ab. Da Niedrigwasser war, mußte er vollständig unterhalb des Schweinesande« hcrumjahren. Aus der freien Elbe angclangt, suchte er das nördliche Fahrwasser aus, da hier die geringste Strömung herrscht. Als er sich querab von Nienstedten befand, kam der elbabwärts fahrende große Tender „Hansa" der Ham- burg-Amerika-Linic in Sicht. Die „Hansa" wollte den „PrimuS" in Gemäßheit der Bestimmungen — rechts — passiren und gab deshalb mit der Dampfpseife einen Ton als Signal: „Ruder rechts". Der „Primus" dagegen glaubte sich an der Nordscikc des Fahr wassers sicher und wollte deshalb — link« — von der „Hansa" vorbei, weshalb er mit der Dampfpseife da« Signal „Ruder links" (zwei Töne) gab. Die „Hansa" antwortete aber nochmals mit einem Ton (Ruder rechts). Dieser Aufforderung mußte der „Primus" Nachkommen, er gab „Ruder rechts", und fuhr nach der Südseite hinüber. Jetzt war es aber schon sür ihn zu spät, um bei der „Hansa" vorbeizukommen. Die „Hansa" tras den „Primu«" beim Backbord-Paddelkasten und durchschnitt ihn voll ständig. Die Panik, die in diesem Augenblick aus dem „Primus" entstand, zu beschreiben, ist unmöglich, sie wurde begreiflicherweise noch dadurch erhöht, daß zahlreiche Personen an Bord der „Pri mus" verletzt worden sind, indem sic durch die Wucht de« An pralles zu Falle kamen. Der Deckmann de« „PrimuS", Ritscher, sprang nebst mehreren Passagieren im Augenblick der Kollision auf die „Hansa" über. Er erklärt in Bezug aus bas nun nach folgende Rcttungswerk folgendes: An Bord der „Hansa" begann sogleich die Rettung der Passagiere de« „Primus". Mit den Händen, mit Bootshaken und sonstigen Geräthschaftcn suchte ein Jeder zu erfassen und an sich zu ziehen, was nur irgend erreich bar war. Da die „Hansa" nach dem Zusammenstoß mit dem „PrimuS" zujammcnhing, konnte sich da« Rcttungswerk ziemlich umfangreich gestalten. ES sind in dieser Weise etwa 50 Per sonen aus die „Hansa" gerettet worden. — Der Kapitän der „Hansa" ließ auch sofort die Boote zu Wasser bringen. Durch dieselben sollen noch weitere 70 Personen gerettet worden sein. Die „Hansa" gab dann die Geretteten auf den Harburger Passagicrdampser „Delphin" ab, der an der Nienstedtcner Landungsbrücke lag und zur Hilfeleistung herbeigeeilt war. Der „Delphin" kam kurz vor 2 Uhr heute Morgen an den St. Pauli-LandungSbrücken an und landete dort die Geretteten. Kapitän Petersen vom „PrimuS" hak sich durch Schwimmen ge rettet. Er ist in 'Nienstedten gelandet. Von dort kam er heute Morgen nach Hamburg, um sich der Hafenpolizei zu stellen. Die „Hansa" kehrte heute Morgen 4'/? Uhr von Brunshausen mit einem Packetsahrtleichter im Tau nach Hamburg zurück. Kapitän Sach«, der Führer der „Hansa," Hal sich gleichfalls sofort der Hascnpolizei gestellt. Der „PrimuS" liegt im südlichen Tonnen strich, querab vom Nienstedtcner Leuchtfeuer, etwa 150 Meter unterhalb der rothen Boje nicht weit vom Wrack de« „Lcmnos" entfernt. Die Mastspitze mit der Flagge ragt bei Ebbe aus dem Wasser heraus, sonst ist absolut nicht« von dem Schiffe zu sehen. Der Taucher Harmstorff hat sich heute'Morgen gleich nach dem gesunkenen Schiss begeben, um seine Lage fcstzusteUcn. Von Ham burg au« ist heute Morgen auch Taucher Flint nach der Unglücks stätte gefahren. ES unterliegt kaum einem Zweifel, daß sich noch Leichen in der Kajüte befinden. Die Theilnehmer an der Fahrt waren meist sehr ermüdet und unter Deck gegangen, um etwa« zu schlafen. Bei der Schnelligkeit, mit der die Katastrophe ein trat, werden 'Manche in Schlaftrunkenheit keinen Versuch zur Rettung gemacht haben. — Auch Taucher Beckedorf ist zur Bergung der Leichen heute Vormittag nach dem „PrimuS" ge fahren. Die Marineinspektion hat den Staatsdampfer „Elbe" nach dem Ort de« Unglücks gesandt, damit auf dem gesunkenen „Primus" ein IchifsfahrtSzeichen ausgelcgt werde. — Hamburg, 22. Juli. Vom Vorstand de« Gesang verein« „Treue" ist bis Nachmittags 4 Uhr die Zahl der Vermißten und Er t r u n k en c n auf >04 festgestcllt worden. Heute Abend finden in Eilbeck Versammlungen statt, um eine gemeinsame Hilfsaktion zu organisiren. Schon jetzt sind bei hiesigen Zeitungen namhafte Beträge zur Unterstützung der Hinterbliebenen eingegangen, welche später einem Ausschuß über geben werden sollen. — Afrika. Pretoria, 21. Juli. Die Burenführer Botha und Delarey reisten heute mit ihren Sekretären nach Kapstadt ab, um sich nach Europa zu begeben. Dewet wird sich ihnen unterwegs anschließen. Die Dauer de« Aufenthalt« in Europa ist noch unbestimmt. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 22. Juli. Bon München begiebt sich Se. König!. Hoheit der Kronprinz am 28. d. Mts. nach Ostpreußen, um einer größeren militärischen Hebung beim ersten Armeekorps bcizuwohncn. Die Rückkehr nach Dresden wird am 2. August e. erfolgen.