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- Erscheinungsdatum
- 1902-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190206179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020617
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-17
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Monat
1902-06
-
Jahr
1902
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Thcilnahmc de« ganzen Reiche» an ter schweren Erkrankung au». Mil Spannung werden täglich Nachrichten vom Kranken lager in Sibyllenorl erwartet und aufrichtige Freude über die Abwendung de» Schlimmsten wechselt mit banger Furcht. Die gcsammte national gesinnte deutsche Presse hebt die hervorragen den Hcrrschertugenden unsere« geliebten Lande«herrn rühmend hervor. An die von un» bereit- mitgetheilte Thatsache, daß der hohe Kranke jede Minute, die ihm die Kraft gestattet, der Er ledigung von RcgierungSgeschäften und in»besondere der Aus übung de» höchsten und herrlichsten Recht» der Krone, de« Recht« der Begnadigung widmet, anknüpsend, schreibt die »Köln. Ztg.": Kaum fühlte sich der Kranke wenigsten« so weit gebessert, um an die Erledigung der dringendsten Regierung-geschäste denken zu können, da ließ er sich am Krankenlager Vortrag hallen und entschied eine größere Anzahl ihm sehr am Herzen liegender Gnadengesuche. E« dürfte in weiteren Kreisen wenig bekannt sein, daß König Albert e« gerade mit RechtSangelegenheiten un gemein gewissenhaft zu halten pflegt, baß er insbesondere in Gnadensachcn alle Strafakten selbst genau liest und sich auf Grund selbstständiger Durchsicht ein eigene« Urtheil zu verschaffen sucht. Da» Gefühl höchster Verantwortlichkeit und Pflichttreue, ohnehin sehr entwickelt und lebendig in diesem deutschen Fürsten, veranlaßt ihn, auf Vorträge in dieser Richtung zu verzichten und milde, aber ohne Schwäche von dem hohen Rechte der Begna digung, sozusagen auf Grund eigenster Anschauung, Gebrauch wie Nichtgebrauch zu machen. Die gefährliche Erkrankung brachte in diese verantwortungsvolle Thätigkeit natürlich eine plötzliche Unterbrechung, die um sc schmerzlicher war, al« ja die Ver- urtheilten, vor Allem die von der Todesstrafe betroffenen, einen Anspruch aus raschen Entscheid besitzen und hier jeder Tag der Verzögerung nur neue Pein und Qual herausführt. Wenn ir gend ein Träger der Krone und ihrer Vorrechte sich dessen stet« voll bewußt war, so ist e» Sachsen« König. Und darum muß ihm sein Krankenlager eine doppelte Verstimmung gebracht haben, da e« ihn, von allem Anderen abgesehen, auch au« dieser eckt könig lichen Pflichterfüllung herauSriß. Sv bedeutet denn die kurze Nachricht au« Sibyllenort für alle seine Untcrthanen ein rüh rende« Zeichen wieder erstarkter landcsväterlichcr Sorgsamkeit. Freilich, der Vorträge durfte und mockte der König diesmal wohl nicht entrathen, jedenfalls nicht völlig. Aber auch so bleiben dem königlichen Dulder auf dem Krankenlager Gnadensachen — Herzenssachen. — Leipzig, 14. Juni. Der Konkursverwalter der Kasseler Trebcrgcscllschaft, l)r. Frie«, und Angestellte der Trebergescllschast sind heute hier eingctroffcn, um in dem am Montag beginnenden Prozeß gegen die Direktoren der Leipziger BankZcug- niß abzulegcn. Ferner sind aus Berlin al« Zeugen geladen der Mitinhaber de« Bankhauses Bleichröker, Bankier Schwabach, und Bankier von der Heydt. — Leipzig, 14. Juni. Den „Leipziger Neuesten Nach richten" wird aus Kassel telegraphirt: Der preußische Justiz minister hat entschieden, daß der ehemalige Generaldirektor der Kasseler TrcbertrocknungS-Akticngesellschast, Schmidt, nach Leip zig tranSportirt und al» Zeuge im Prozeß gegen die Direktoren und AussichtSrathSmitglieder der Leipziger Bank vernommen wird. — Leipzig. Die finanzielle Lage der hiesigen Stadt ist, dem „Leipz. Tgbl." zufolge, nach dem Begleitschreiben zu der Rathsvorlage, betr. die Erhebung von 70 Proz. de« Normal steuersatzes zum zweiten städtischen Einkommensteuertermin, nicht sehr günstig. In der Begründung de« Rath« wird auSgesührt, daß man eigentlich 7b Proz. zur Deckung des Fehlbeträge« er heben müsse, aber man habe sich für 70 Proz. entschieden, da der Rath zur Zeit den Versuch für aussichtslos halte, zur Er hebung von 7b Proz. die Zustimmung der Stadtverordneten zu erlangen. Einen Brnchtheil, etwa 72'/, oder 73 Proz., zu er heben, erschien aber dem Rath wegen der damit für die Beamten verbundenen BcrcchnungSarbcit unzweckmäßig. — Plauen, 12. Juni. Recht theuer kam einem auslän dischen Spitzencinkäufcr sein diesmaliger Aufenthalt in Plauen zu stehen. Man erzählt darüber dem „Konfektionär": E« war vor einigen Tagen, der Herr halte gerade die Takle ck'Iiöts ver lassen und wollte dann ein wenig Mittagsruhe halten, als es mit einem Male an seiner Thür klopfte und ein Gerichtsvollzieher Einlaß begehrte. Dieser legte dem Käufer einen schleunigen Arrest vor und forderte die Summe von 4000 Mark. Da der Herr die Zahlung vorerst verweigerte, machte ihm der Gerichsvollzieher die Eröffnung, daß er im Nichtzahlungsfalle verhaftet sei. Es blieb dem Käufer weiter nicht« übrig, als ohne Weitere« zu zahlen. Dieser Arrest war von einer auswärtigen Tüllfirma beantragt ge wesen. Es handelte sich um einen Posten Waare, der angeblich nicht mustcrgetreu geliefert war und wegen dessen die ausländische Firma reklamirtc. Da die Zahlung nicht erfolgt war und die Tüllfirma die Reklamation nicht anerkannte, ging sie gerichtlich vor, und so konnte diese für den Inhaber de« ausländischen Hause« sehr unangenehme Handlung ohne Weitere« gegen die Hinterlegung einer Kaution feiten de« Fabrikanten vorgenommen werden. Früher sind mehrere ähnliche Fälle hier vorgekommen; doch ist c« schon sehr lange her, seitdem die letzte derartige Angelegenheit hier zum AuStrag gebracht worden ist. — Plauen. 1400 Mark verloren hat am 31. Mai die Ehefrau eine« hiesigen Fenermanne« von der Sparkasse an der Marktslraße bi« nach der Wettinstraße. Da» Geld bestand in 14 einzelnen 100 Markscheincn, die in Zeitungspapier eingewickclt waren. Die Fran hat vor Angst ihrem Manne den Verlust verschwiegen, auch bei der Polizei keine Anzeige erstatte«. Schließ lich ist sic in ihrer Verzweiflung zu Verwandten nach Falkenstein gegangen und hat dort von deni Verlieren des Geldes Mittheil- ung gemacht. Gegenwärtig befindet sic sich wieder bei ihrem Manne. — Eger, 14. Juni. Es dürste noch in Erinnerung sein, welches Aussehen der am 8. August 1901 in Liebeneck bei Eger an dem jungen Gastwirthschepaar Beer verübte Raubmord hcrvorgeruscn hat. Trotz Ausschreibung einer Prämie von 1000 Kronen und der fieberhaftesten Thätigkeit aller berufenen Organe wollte e» nicht gelingen, der Thätcr habhaft zu werden. Endlich dringt Licht in da« Dunkel. Die Mörder sind eruirt. Von An fang an hatte sich der Verdacht auf Zigeuner gelenkt, und wie begründet dieser Verdacht war, beweisen jetzt die Thatsachcn. In Ungarn wurden vor einigen Wochen vier Zigeuner (ein Weib und drei Männer) verhaftet, welche von anderen Zigeunern au« Rache al« die Liebenecker Mörder denunzirt worden waren. Bei der Verhaftung leistete da« Weib so verzweifelten Widerstand, daß der Gendarm von feinem Seitengewehr Gebrauch machen mußte. Die Zigeunerin erhielt einen Bajonettstich, an dessen Folgen sie am vierten Tage starb. Vor dem Tode legte sie je doch ein umfassende» Gcständniß ab. Diesem zufolge war sie schon 1889 an einem Diebstahl in demselben WirthShauS in Liebencck betheiligt. Damals sah sie in der Truhe mehrere hundert Gulden. Al» sie im vorigen Jahre aus der Wanderung mit einer anderen Truppe wieder in« Egerland kam, machte sie ihre Leute auf da« WirthShauS in Licbeneck aufmerksam. E» wurde beschlossen, cinzubrechen, und der Absicht folgte in der Nacht des 8. August die Thal. Zu viert wurde an« Werk ge gangen. Da« Weib stand aus der Straße, einer der Mitthäter auf dem Hofe Wache. Zwei stiegen durch da- ebenerdige, nur angelehnte Fenster ein. Einer leuchtete mit der Kerze, einer plünderte. Durch da« Geräusch soll aber da« neben dem Wirth«- lokal schlafende Wirth-paar erwacht sein, wa« den einen der Zigeuner zur Verübung de« Doppelmorde« veranlaßte. Zwei der Verhafteten bestätigen die Aussagen, während der Dritte der eigentliche Mörder, leugnet. Da« Au«lieferung«verfahren ist im Zuge. Die Sozialdemokratie in Plauen i. V. Die Sozialdemokraten und ihre Führer, insbesondere die Leiter der Proletarier im 23. Reich-tagswahlkreise und diejenigen, welche von Zwickau au« auch da- Vogtland durch da« „Sächs. Bolk-blatt" mit „geistiger Nahrung" versorgen, erleben jetzt an Plauen und einigen dort lebenden ehemaligen Genossen recht wenig Freude. Gerade in Plauen, im 23. Reichstagswahlkreise, der bei der letzten Wahl der Sozialdemokratie entrissen worden ist und in dem darum Einigkeit und „DiSciplin" recht von Nöthen wäre, haben sich frühere Anhänger der Partei losgesagt von dieser, haben öffentlich in der Presse erklärt, daß sie durch ihre Erfahr ungen in der Partei in ihren Erwartungen gründlich getäuscht worden seien, und haben schließlich zum Austritt au« dieser Partei aufgesordert. Die Aufforderung hatte den Erfolg, daß nach einiger Zeit acht alte Parteimitglieder, wiederum öffentlich, ihren Aus tritt erklärten. Da« rief natürlich Unbehagen, ja Bestürzung in den führenden Kreisen hervor, weiß man doch dort sehr wohl, daß Kundgebungen der angeführten Art, die zudem an Deutlich keit und Freimüthigkeit nicht« zu wünschen übrig ließen, nicht nur bei unsicheren, zweifelhaften Mitgliedern, sondern auch bei „ziel bewußten" Eindruck machen und höchst unangenehme Wirkungen Hervorrufen. Machte fick doch schon bisher bei einem Theile der Arbeiterschaft ein Widerstand gegen die Sozialdemokratie gellend. So wollte oder will ein großer Theil der Schifschen- sticker nichts von einem Anschluß an den unter sozialdemokratischer Leitung stehenden Textilarbeiter-Verband wissen. Sic beschlossen die Gründung eines vogtländischen Schiffchensticker - Verbände«; der Verband ist im Entstehen begriffen. Dieser „Sonderbündelei" rückte der bekannte „Genosse" Goldstein vom „Zwickauer Volks blatt" am Sonntag, den 8. dss., in einer im „Schützenhofe" in Plauen abgchaltenen Versammlung zu Leibe. Sein Thun war aber vergebliche Liebesmüh; die Schiffchenstickcr, an die „Genosse" Goldstein sich wandte, waren eben so dickköpfig, sich seinen Auf klärungen zu verschließen. Da« ist doch zum mindesten ärgerlich. Die Herren Genossen sollten aber noch bittere Wahrheiten zu hören bekommen. Den zwei Arbeitern, die im „Vogtländischen Anzeiger" aus eigenem Antriebe die Erfahrungen, die sie im sozialdemokratischen Lager gemacht haben, zur Lehre und Warnung für Andere veröffentlichten, folgt jetzt ein dritter. In dem ge nannten Blatte veröffentlicht ein dortiger ehemaliger sozialdemo kratischer Agitator einen Artikel über „Die heutige Sozial demokratie", dem wahrscheinlich weitere folgen werden. Welcher Art da« Bild ist, da« der Mann von der heutigen Sozialdemo kratie entwirft, läßt sich schon aus nachstehenden, recht beachtenS- werthen Zeilen erkennen: „Die heutige Sozialdemokratie ist etwas ganz Anderes als die vom Anfang an, sie hat ihren eigenartigen, proletarischen Charakter verloren und damit den Halt im Volke, in der Arbeiterklasse. In der früheren ohne Ausnahme große und schwere Opfer bringen und haben sie auch ge bracht. Das ist jetzt anders. Die Partei ist eine kapitalist ische geworden, sie verfügt über bedeutende Kapitalien, in der Partei sind schwer reiche Leute, sogar Millionäre, welche den Ton angeben, die Parteiämter, welche früher umsonst oder gegen geringe Entschädigung verwaltet wurden, sind jetzt für eine proletarische Partei überreich dotirt, also sind die Grundlagen für eine prole tarische Partei nicht mehr vorhanden. Ein reicher Mann, ein Millionär, ein gut bezahlter Beamter mit bedeutendem Einkommen sieht doch sicher die Verhältnisse unter einem ganz anderen Gesichtswinkel an, als ein 600 bis 800 Mark Einkommen beziehender Proletarier, der mit jedem Pfennig und Groschen rechnen muß. Solche behäbige Leute sind keine Proletarier und können auch einem solchen nicht nachfühlen. Solche Leute sind es, die den Proletariern immer und immer wieder sagen, daß sie Noth leiden — was diese ja selbst schon wissen — und ihnen dann auch die Mittel, wie dieser Noth abzuhelfen sei, angeben, als da sind: 1. ihr müßt euch der politischen Partei, der Sozialdemokratie an schließen, kostet nur einige Nickel; 2. ihr müßt euch den gewerkschaftlichen Organisationen anschließen, kostet wieder einige Nickel; 3. ihr müßt die Partei- und Gewerkschaftsblätter halten, kostet wieder einige Nickel , 4. es werden auch sonst noch verschiedene Anforderungen an euch herantreten, wodurch ihr wieder einige Nickel los werden könnt rc. rc. Das sind die Mittel, welche gewöhnlich von den gutsituirten Herren Führern den armen Proletariern empfohlen werden und welche auch ganz unfehlbar helfen sollen. Leider geht es nur hier wie bei jenen Kurpfuschern, welche jede Krankheit zu heilen vor geben, wodurch die Leute zwar ihr Geld los werden, aber die Krankheit behalten." Herr Goldstein, der sich bekanntlich im Landtag immer auf seine „Wissenschaftlichkeit" etwas zu Gute that, wird den „Ab trünnigen" natürlich möglichst von oben herab behandeln; wir fürchten aber, diese Art und Weise, unangenehme, gefährliche Gegner abzuthun, wird nicht mehr recht wirken. Man ist in weiten Kreisen der Arbeiterschaft müde geworden, der sozialdemo kratischen Kuta nmrganu zu folgen. In Jeuersgkutöen. Novellen« von Roderich Gastein^ „Nun, Antoine, was bringst Du? Bist Du mit Jeanette einig?" „Bieiner Treu, Vater Pierre, ich glaubte, Ihr hättet anderes vor mit Eurer Tochter " „Anderes vor? bei St. Martin, ich verstehe Dich nicht —" „Nun wißt Ihr — ich bin ja nur ein einfacher Pflanzer, wie Ihr nnd habe ja nur einige tausend Franks hier auf der Bank vielleicht ist Euch das nicht genug. Freilich, wenn man so ein Boot hat und die Fremden oder die Güler hinüber setzt an Land — das bringt wohl mehr —" „Jetzt rede deutlich, Antoine, ober ich werde böse!" „Nun, mein Gott, Vater Pierre, so ein Boot ist doch auch sonst eine sichere Sache — und wenn die alte Esse da droben solchen Lärm macht, und solche Ladungen von Asche und glühenden Schlamm auswirft — und man denkt, es ist nicht ganz geheuer — heidi rein ins Boot — und weg aufs erste beste Schiff. Seht Ihr, Vater Pierre, da hab ich so gedacht: Antoine, laß die Finger davon — den» wenn die Jeanette allabendlich mit dem Etienne im Garten ihres Vaters ein Rendezvous hat, so muß Vater Pierre doch sicher auch dämm wissen —" „8uere bleu!" fuhr jetzt der Alte auf, „bedenke, Antoine, cs ist der Rur eines ehrbaren Mädchens, den Du da anlastcn willst -" „Was?" versetzte der Andere, sich erstaunt stellend, „o — verzeiht — das könnt ich ja allerdings nicht voraussetzen! Es thul mir aber unendlich leid — wenn ich so vorlaut war und nun erlaubt, daß ich gehe —" „'Nicht von der Stelle, Antoine, die Sache muß aufge klärt werden. Am Abend sagst Du —?" „Sagen wir — am Spätnachmittage — so zwischen t> und 7 Uhr — da unten nach dem Meere zu —" „Das iverden wir sehen — ich werde dort sein — wenn er kommt, schieß ich ihn nieder —" „Das ist nichts, Vater Pierre — verzeiht mir — Ihr müßt sie in flagranti erwischen — versteckt Euch irgendwo — laßt ihn erst kommen — sehet es init an und dann inögt Ihr thun, was Euch gefällt —" „Heute um fünf bin ich da — heute — ah — verdammt — heute kann ich nicht — der Thom« aus Bonrg kommt um fünf Uhr —" „So verschiebt » bis Morgen —" „Und sie beisammen zu wissen iin Gartennimmer mehr — so bleibt sie heute zu Hause —" „Dann schöpft sic Verdacht und warnt ihn — das geht nicht — ich will Euch etwas sagen — habt Ihr keinen Wächter im Garten?" „Gewiß — das herrliche Obst — was denkst Du! — eine Mauer — zwanzig Fuß hoch — oben Glasscherben drauf, aber außerdem noch den alten Jonathan mit einem großen Hund — er wohnt in einem Häuschen —" „KIl Kien — so laßt den Schwarten den Garten vor fünf Uhr verlassen. Er soll sich ungesehen auf die Lauer legen, sodaß er die Thür übersehen kann. Sobald Jemand zwischen fünf und sechs Uhr in den Garten kommt, so soll er von außen abschließen und den Schlüssel stecken lassen. Dann habt Ihr die Vögel dort gefangen und könnt kommen, wenn Euer Geschäft abgewickelt —" „Vrrriment - so soll es sein — ich sende nachher gleich dein Jonathan Bescheid —" „Nun, denn Adieu, Vater Pierre und nichts für ungut —" „Aber im Gegentheil, Antoine — ich danke Dir von Herzen. —" Es ivar um vier Uhr 'Nachmittags — die Sonncngluth sing an, ein wenig nachzulassen — da kam den von schattigen Kastanien beschirmten Weg von der See her ein junger hübscher Mensch von zwanzig Jahren, den die weiß- und rothgestrciste Blouse als Schiffer kennzeichnete. Die schlanken Beine staken in weißen Hosen und ein breitrandiger Strohhut beschattete das hübsche Gesicht. Er lenkte seine Schritte auf den Garten des Pflanzers Pierre Lerouge zu und öffnete ohne Weiteres die Thür desselben. Was die Mauer umschloß, war ein riesiges Grundstück, das in der Fülle der üppigsten Vegetation prangte. Der Ankömmling nickte befriedigt — er hatte auf einem der Kieswege ganz in seiner 'Nähe eine schlanke, feine Mädchen gestalt erblickt, deren feiner, von schweren, schwarzen Flechten umwundener Kopf von einem breitrandigen Strohhut über schattet war. „Jeanette!" rief der Jüngling mit wohlklingender Stimme. Das Mädchen that einen leisen Schrei freudiger Ueber- raschung. „Etienne!" rief sie in jenem vollen weichen Alt, wie er nur allen Südländerinnen eigen ist. — „Du — und jetzt schon —?" „Es ist nichts mehr zn thun neue Schiffe sind nicht gekommen und was noch vor Anker liegt dampft morgen weiter - an Bord ist alles. Hast Du Zeit, Schatz?" „Meine Arbeit läuft nicht weg," sagte sie, seine Wange streichelnd. Er" schloß sie in die Arme und sagte dann: „Jeanette — es ist wohl das erste Mal, daß ich so früh frei bin nnd nur ein glücklicher Zufall. Wollen wir ihn bc nutzen? Hier im Garten ist es drückend heiß, die Maner hält jeden Luftzug ab — aber drüben im Palmenhaine, da weht vom Meere her ein kühler Luftzug — wollen wir dort ein wenig lustwandeln?" „Ich bin zufrieden!" sagte sie — „laß mich nur hier erst fertig lein." Sie kehrte zu ihrer früheren Beschäftigung zurück und nach einer Viertelstunde hing sie an seinem Arme und verließ den Garten. Der Gartenthür gegenüber räkelte sich Jonathan im Schatten eines Baumes. „Jonathan," sagte Jeanette, die Thüre abschließend und den Schlüssel von außen stecken lassend, „paß auf Vie Thür auf." „Oni. Mademoiselle," grinste der 'Neger — „weiß —weiß!" Die Beiden achteten seiner nicht weiter und als sie außer Sicht waren, kroch er ins Gebüsch der Thür gegenüber, sodaß man nichts mehr von ihm sah. Die beiden Liebesleute sprachen, wovon man in solcher Lage immer spricht — von ihrer Liebe, von der Zukunft — und wann er nun endlich vor Vater Pierre treten und ihn um Jeanettens Hand bitten wolle. Etwas nach fünf Uhr erschien Antoine in der 'Nähe des Gartens, sah sich scheu um, ging dann gradewegs auf die Thür zu, drehte den Schlüssel herum und betrat den Garten. Blitzschnell schlüpfte er in das Gebüsch und glitt spähend vor wärts. Kaum aber hatte er die Thür hinter sich zugezogeu, da sprang Jonathan aus seinem Versteck empor, drehte den Schlüssel wiederum zweimal um und kehrte in sein Versteck zurück. — Da wurden Jeanette und Etienne plötzlich durch etwas Entsetzliches ans ihren Zukunftsträumen cmpörgeschreckt. Durch die Luft ging ein Getöse, ein Knallen, ein Donnern und Brüllen, als würden tausende der schwersten Schiffsgeschütze gelöst. Zugleich verfinsterte sich der.vinnnel nnd ein entsetz licher, schwefliger Geruch durchdrang die Luft. Jeanette hing halb ohnmächtig in Etienne s Armen. Der stand auch einen Augenblick völlig fassungslos da, dann aber richtete sich sein Blick auf den riesigen Vulkaii^ dessen Krater halb über die Stadt hinausragte. Und einen Schrei des Ent setzens stieß er aus, den aber das entsetzliche Getöse verschlang, lieber dem Vulkan stand eine gigantische «xcuerwänd — gegen die die Ricsenmaucrn eines ägyptischen Tempels wie Kinder spielzeug erschienen — und die Luft war erfüllt mit Rauch und Asche. In wahnsinnigem Schreck riß er Jeanette in die Höhe und rannte mit ihr zum Strande hinunter. Fünfzig 'Nieter hatte er dahin zurückzulegen, er brauchte dazu kaum zehn Sekunden, obwohl sich Jeanette heftig sträubte und nach ihrer» Vater schrie. Aber er vernahm ihre Worte garnicht, h-b sic in sein Boot und war dabei beschäftigt, es loszumachen, als eine dunkle Gestalt schreiend herbeikam uud ins Boot sprang. Das Getöse halte jetzt ein wenig nachgelassen und eben wollte Etienne abstoßen, als es vom Ufer her ver zweifelt schrie: „Ihr da — wer Ihr auch seid — nehmt mich auf!" Zwei Sekunden später stieß Vas Boot ab und Etienne besah zu de übers: entzüi durch und ein ft nichts offene Pierre geschfi Pierre Morg nicht s ihre L T brenne glühen ihrerL verwa: E Obers» Ihr Le c«, er S von Fl einem Bries > oder di wunder Erdmut einer 9> kcnntnij ich will würde i „E now er: Schritt eine« fi Je plötzlich: troffen mäßige geworde gingen, lag da« Worten gend, fi geahnter und Eri ihn auch Ob seltenen Vater d: Mi Nöthige herüberg in die Hand d viel Weh geschickt, weniger er weich wesen w> In Todescnj todeStrau Hauses r sich bewc abgelassci strophe ei empsunde Männlich sicht« vor Jugendfr: zitternden War gaben so geliebten von Anb dasein dei bliimchcn' so viel Ji Kras Mädchen, worden. Leidenscha' in die Ho sinnend v, Boden. - starb? I er nun — faltete die ein, da- r und plötzli schlich an sichtig aut Plötzl großen, d empor und Ober! Hand de« seinen Zögt lo» ; dann schein übei gesund!" Wiebk lich beten;
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