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Mts- Nil MMkbllilt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Ps. «inschließl. de« .Jllustr. Unterhaltungsbl." a. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 49. Jay,gang. ----- Dienstag, den 17. Juni LAOS Oessentliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Montag, den 23. Juni 1902, von Kachmitlags 3 Mr an im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Schwarzenberg, am 14. Juni 1902. Königliche Amtshlmptlnauliichllst. I. V.: Dr Jani, Bezirksassessor. K. Bekanntmachung. Diejenigen unbemittelten Einwohner hiesiger Stadt, welche die Erlaubniß zum Lese- holzsammcln in den Staatsforstrevieren Auersberg und Eibenstock für nächstes Jahr nachsuchen wollen, werden hiermit aufgefordert, sich längstens bis Gnde Septemöer 1902 in unserer Polizeicxpedition zu melden. Später eingehende Gesuche finden keine Berück sichtigung. Im Uebrigen wird bemerkt, daß nur bedürftige und unbescholtene Per sonen Leseholzscheine erhalten können. Eibenstock, am 14. Juni 1902. Der Rath der Stadt. Hesse. Lpm. Die Erlasse des unterzeichneten Stadtrathes vom 1. und 30. August 1900, wonach Hunde von über Ktt «n» Höhe mit Maulkorb zu versehen oder an der Leine zu führen oder aber so festzulegen sind, daß sie sich nicht losreißen oder die Passanten von ihrem Standort aus belästigen können, werden hierdurch mit dem Bemerken m Erinnerung ge bracht, daß Zuwiderhandlungen mit Geldstrafe bis zu 25 Mark tv. Haft bi» zu 5 Tagen bestraft werden. Stadtrath Eibenstock, den 10. Juni 1902. Hesse. Lpm. Die sittliche Bedeutung der Burcnfrage für unser Volk. Es ist den Burensreunden vielfach der Vorwurf gemacht worden, als feien ihre Bestrebungen sür die Friedenspolitik de« deutschen Reiche« gefährlich. In der That ist cs richtig, daß einige allzu hitzige Köpfe zu Anfang de« Kriege« am liebsten da« Reich in einen Krieg gegen das hochmülhige Albion gestürzt hatten, um der Vergewaltigung des kleinen, tapferen Brudervolkes der Buren Einhalt zu thun. ES ist auch anzuerkennen, daß durch die allerdings leider viel zu extrem aufgetretene zurückhaltende BrcmS-Politik unserer Regierung jene Gefahr, daß wir durch eine elementar entfesselte Volksbewegung zu Gunsten der Buren in einen Krieg mit Eng land verwickelt würden, beseitigt worden ist. Glücklicherweise, denn uns in einen Krieg mit der größten Seemacht der Welt einzulassen, wäre bei unserer verhältnißmäßig kleinen Flotte vor derhand ein leichtsinniges Unterfangen gewesen, da« sich bitter gerächt hätte. Die Pflicht der Selbsterhaltung zwang unseren Staat, einem Konflikt mit England unter den gegenwärtigen Verhältnissen möglichst aus dem Wege zu gehen. Die Gefahr ist schon längst vorüber. Um so objektiver können wir aber an erkennen, daß in der deutschen Burenbegcistcrung, welche alle Parteien, von der konservativen bi« sozialdemokratischen gleicher weise beseelt hat, etwas steckt, was dem deutschen Charakter alle Ehre macht, und was un« an der Zukunft unseres Volke«, so pessimistisch sie auch oft gemalt wird, nicht verzweifeln läßt. Kurz gesagt: Wir haben in dieser Einheit der Gesinnung fast aller Deutschen ein erfreuliches Zeichen, daß da« sittliche Gefühl für die Ideen besonder« de« Wohlwollens, de« Rechts, der Vergeltung in unserem Volke noch eine starke Wurzel hat. Mag der Ton in der Polemik gegen die englische Regierung auch oft sogar da« erlaubte Maaß da« vvlkSthümlich Derben überschrieen haben, — die bekannten Chamberlain-Spucknäpfe z. B., die in Berlin vertrieben wurden, sind sicherlich weder vor dem guten Geschmack noch Anstand zu rechtfertigen —. Zugegeben sei auch, daß in manchen Kreisen bei der Kritik der englischen Politik unlautere Motive de« Konkurrenzneide«, egoistischer Chauvinismus u. s. w. mitgewirkt haben, da« kann Niemand leugnen, daß im Allgemeinen die Burenbegeistcrung gleich einer reinen Flamme cmporlohte und ihren Grund und ihre Stärke allein in dem gesunden, sitt lichen Urtheil unsere« Volkes hatte. Und dieses Urtheil hat sich durch keinerlei Ncbcnrücksichlcn sür persönlichen oder StaatS- Vortheil, auch nicht durch die unfreundliche Stellung unsrer Regierung bei dieser Sache, unterdrücken lassen. Wohl gab e« auch Einige, die mit Rücksicht auf unsere Handelsbeziehungen mit England da» VolkSgcwissen zum Schweigen bringen wollen. „War gehen un« die Afrikander und Buren an. Soll ich meine« Bruder« Hüter sein? Helfen können wir ihnen ja doch nicht, also ivozu die ganze Geschichte!" Aber ihre Reden verhallten, und da« Wort hat sich bestätigt: „So diese nicht werden reden, werden die Steine schreien!" Mag sein, daß e« für Deutschland wirthschaftlich vortheil- haster ist, wenn Transvaal unter englischer Verwaltung steht; in Bezug auf Handelsfreiheit und Jndustriecntwicklung läßt sich da« wohl auch nicht leugnen. „Indessen", so war die allgemeine Ge sinnung, „da« soll un« nicht hindern, da« Unrecht Unrecht zu heißen und im Namen der Gerechtigkeit gegen die englische Blutpolitik laut unsere Stimme zu erheben!" Die Burentragödie hat ihr Ende gefunden. Aber auch da hat sich zu unserer Freude gezeigt, daß der Glaube an eine sitt liche Weltordnung trotz de« traurigen Ausgange« der Burensache bei unserem Volke nicht in« Wanken gekommen ist. Wenn ver einzelte seicht-liberale Blätter in den letzten Tagen versucht haben, gegenüber der „kleinbürgerlichen Alltag«moral", welche im Leben der Völker keine Berechtigung hätte, sich auf den Standpunkt der rohen Machtpolitik England« zu stellen, so bewies ihre Abfertigung, die sie in der übrigen Presse gefunden, genügend, daß die Masse de« Volke« darüber ander« denkt. Der frivol deklarirte Grundsatz England«: „Macht geht vor Recht," ein derartige« Mit-Füßen-Treten der einfachsten sittlichen Ideen, wird sich, da» ist der Glaube aller derer, einst furchtbar rächen. Wir werden e« nicht mehr erleben, aber „einst wird kommen der Tag, da da« stolze Albion hinsinkt!" Da« ist da« Schicksal aller Völker, deren sittliches Fundament unterhöhlt ist, deren sittliche UrtheilSkraft erstorben ist, wie wir c« bei den äußerlich doch so sonntäglich-frommen Engländern wahrnehmen können. Nach dem ethischen Zerfall, das zeigt un« die alte Geschichte von den Welt reichen der Assyrer und Babylonier an bi« aus die Römerzeit und die Geschichte im vorigen Jahrhundert deutlich, folgt auch bald der äußere Zusammenbruch von selbst. DaS ist die feste Ueberzeugung der bei Weitem überwiegen den Mehrzahl unseres Volkes, mag sie auch von Einigen als thörichter Idealismus verspottet werden. Nun die eminent praktische Seite dieser Frage: Auch Deutschland hat den Pfad zur Weltpolitik beschritten. Es war ein nothwendiger, aber gefährlicher Schritt. Nothwendig: denn unser Bevölkerungszuwachs von jährlich 800000 Köpfen erfor dert eine wirthschaftliche Ausdehnungspolitik. Da« hat unser Kaiser mit klarem Auge erkannt, und wir danken» ihm. Ge fährlich aber wäre da« Beginnen, wenn es uns in die Bahnen England« treiben sollte. Das wäre der blühende Anfang vom siechenden Ende. Aber daß das deutsche Volk sich die englischen Grundsätze nicht zu eigen machen wird, diese Gewißheit ge winnen wir aus seiner inneren Stellung zur Burcnfrage. Viel leicht sind auch Manchem erst dabei die Augen ausgegangen über die großen Gefahren, in welche eine Wcltpolitik führen kann. DaS bestärkt uns aber, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken, gerade auch in die Zukunft, welche, wie ein bekannter kaiserlicher Ausspruch besagt, aus dem Wasser liegt. In der Ueberzeugung, daß unser Volk sich sein gesundes moralische« Urtheil erhält, wie eS dies in der Burcnfrage an den Tag gelegt hat und e« sich bewahrt, auch wenn es sich um eigene Interessen handelt, be grüßen wir mit ungetrübter Freude die Wandlung der deutschen inländischen Politik zur WcltmachtSpolitik. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser empfing am Freitag in Potsdam den früheren japanischen Premierminister Grasen Mat- sugata, der auf seiner Rundreise durch Europa nun einige Zeit in Berlin weilen wird. — Zu der Darstellung de« bekannten Zwischenfalles, der sich zwischen dem Staatssekretär Frhrn. v. Richthofen und dem „Times" - Korrespondenten Saunders aus dem letzten parlamentarischen Abend dcS Staatssekretärs Grasen PosadowSky abgespielt hat, bringt die „Münch. Allg. Ztg." folgende Ergänzung: Mr. Saundcr« hatte mit dem Abg. l)r. Hasse gesprochen und begrüßte gleich darauf den Staatssekretär Frhrn. v. Richthosen. Der Staatssekretär hatte die Unterredung bemerkt und sagte, indem er den Gruß Saunders erwiderte, halb scherzhaft zu die sem: „Nun werden Sie wohl etwas nach London zu tclegraphiren haben." Daraus erwiderte SaunderS: „Nein, ich telegraphire nicht; das war mir zu friedlich." Auf diese, die Grenze des gesellschaftlich Zulässigen stark übersteigende Dreistigkeit des Herrn «aunderS hat dann allerdings Frhr. v. Richthofcn nicht umhin gekonnt, Herrn Saunders recht gründlich seine Meinung zu sagen. — Der BundeSrath hat der Resolution de« Reichstag» be treffend die Unterbringung von Geisteskranken zuge stimmt. Nach dieser sollten die verbündeten Regierungen ersucht werden, baldigst einen Gesetzentwurf vorzulegen, der Grundsätze feststellt, durch welche die Aufnahme und die Aufenthalt-Verhält nisse von Geisteskranken in Irrenanstalten sowie die Entlassung au« denselben durch Reichsgesetz geregelt werden. — Rußland. Warschau, 14. Juni. Nachdem gestern da« Zeugenverhör im Spionage-Prozeß gegen den Oberst leutnant Grimm von Vormittag« 10 Uhr bi« Nachmittags r> Uhr 'gedauert hatte, begannen um 7 Uhr Abend» die Plaidoyer«. Um I l Uhr Abend« wurde da« Urtheil gefällt, durch welche« Grimm zum Verlust aller Rechte und zu 12jähriger Zwangsarbeit ver- nrtheilt wurde. — Holland. Präsident Krüger wird in Utrecht sei nen dauernden Wohnsitz nehmen. Seine Tochter, Frau Elofs, wird bei ihm bleiben; ihr Mann dagegen kehrt zur Wiederauf nahme seiner Geschäfte nach Transvaal zurück. Wie au« London versautet, werden Loui« Botha und Dewct nach den Krönungs feierlichkeiten London besuchen. Für die Heimsührung der auf der Insel St. Helena internirten Buren ist von der Regierung bereits ein Dampfer nach St. Helena beordert worden. — England. Die Krönungsfcicrlichkeiten be gannen am 16. d. Mts. mit der Truppenschau im Lager von Aldershot; die darauffolgenden Tage bi« zum 22. v. Mt«. sind durch Empfänge, Festessen u. s. f. ausgcsüllt. Am 23. b. über siedelt der Hof nach dem Buckingham-Palast und gicbt die „Uni ted Empire Trade League" den Kolonial-StaatSmänncrn ein Früh stück. Der eigentliche Krönungstag, der 26. Juni, und der darauf- solgcnde Tag, wo die prunkvolle Fahrt der Königlichen Familie durch London stattfindet, sind öffentliche Feiertage. Am 28. d. ist große Flottenparadc aus der Rhede von Spithead, an welcher etwa 170 Kriegsschiffe theilnehmen; Tag« darauf Dankgottesdienst in Sankt Paul und Einweihung der von Kardinal Vaughan er bauten katholischen Kathedrale in Westminster. Den Schluß der StaatSsestc wird ein Gartenfest de« KönigSpaarcS im Windsor schlosse bilden. — Nachdem sich in England der erste Siegesrausch gelegt hat, geht man an die Reparatur der durch den Krieg und seine Führung stark brüchig gewordenen Ehre mancher Staats männer und Feldherren. Man läßt die Burcnführer erklären, daß ihnen solche Gentlemen wie Chamberlain, Milner und Kitchener in ihrem ganzen Leben noch nicht vorgekommen seien. Dars man den englischen Berichten ferner glauben, so sind Dewct und Botha mit Kitchener jetzt ein Her; und eine Seele. Ganz Südafrika schwimmt sörmlich in Wonne und jeder Bure geht jetzt mit einem dreimaligen Hoch aus König Eduard zu Bette! — Afrika. Die Wassenstrcckung in Südafrika scheint nun größtcnthcils beendet zu sein. ES haben sich 11022 Mann ergeben. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Auf einen langen Zeitraum, in dem er sich dem Gemeindcwohl gewidmet, konnte am Freitag der Schiossermcister Hermann Anton Schott zurückblicken. Waren e« doch 25 Jahre, seit derselbe da« Amt eine« Spritzenmeisters verwaltete. In Anerkennung seiner langjährigen treuen, bei der Feuerwehr geleisteten Dienste, wurde dcmsolbcn von Sr. Majestät dem König da« für Mitglieder der Feuerwehr gestiftete Ehren zeichen am weiß- und grüngeslreiften Bande verliehen. Dasselbe wurde Herrn Schott durch Herrn NegicrungSassessor Or. Jani au« Schwarzenberg im Beisein de« Herrn Branddirektor Berger und einer Deputation der freiwilligen Feuerwehr überreicht. Der Dekorirte war sichtlich erfreut über die ihm zu Thcil gewordene Ehrung. Möge eS Herrn Schott vergönnt sein, seine Kräfte noch viele Jahre unserer Gemeinde zu widmen. — Dresden, 14. Juni. DaS amtl. „DreSdn. Journal" schreibt: Die von auswärtigen Blättern verbreiteten alarmircnden Nachrichten un» Sibyllenort sind nicht begründet. Se. Ma jestät der König haben da« Bewußtsein nicht verloren. Eine Veränderung im Allerhöchsten Befinden ist nicht eingetreten. Ein Grund zu der Annahme, daß eine Katastrophe unmittelbar bevorstehe, ist sonach nicht vorhanden. Die Lage bleibt indessen ernst. Außer den bisher veröffentlichten Bulletin» sind folgende weitere erschienen: Sibyllenort, 14. Juni. DaS Bulletin von heute früh 7 Uhr lautet: Die vergangene 'Nacht war ein wenig besser als die vorhergehenden. Se. Majestät der König hat thcilwcise ruhig geschlafen. Die Brustbeklemmungen waren seltener und weniger heftig, aber bei der geringsten Bewegung traten dieselben wieder in der alten Weise auf, sodaß die strengste Ruhelage cin- zuhalten noch immer nöthig ist. Eine Zunahme der Kräfte ist nicht bemerkbar. Or. Fiedler. Or. Selle. Or. Hoffmann. Sibyllenort, 14. Juni. DaS heute Abend 6 Uhr auSgegebcne Bulletin lautet: Da« Befinden Seiner Majestät de» Königs war auch am heutigen Tage mehrfachem Wechsel unter worfen. Der bisher so befriedigende Appetit ließ zu wünschen übrig, und der hohe Kranke zog die Bettruhe dem Liegen im Stuhle vor. Pul« 108. Or. Fiedler. Or. Jelle. Or. Hoffmann. — Die große Beliebtheit unsere« König« in allen Gauen unsere« deutschen Vaterlande« spricht sich in der warmen