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Amts- M Mmeblatt für de« Ubonntment »ierlelj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. deS .Jllustr. Unterhaltungkbl." a. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei nnsern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. «4. AM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — — ' ns 49. Jahrgang. Dienstag, den 3. Juni Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Ps. LAOS R. Die früher zu dem Hundshübler Staatsforstrevier gehörig gewesene zwischen der Mulde und der Auc-Adorscr Staatseisenbahn gelegene Wiesenparzcllc Nr. 767 des Flur buchs für Bockau ist nebst der angrenzenden Hälfte des Muldenbettes mit dem Ttandesamtsbczirt Bockau vereinigt worden. Schwarzenberg, den 29. Mai 1902. Königliche Amtshallptmlliiiiichllst. b76 ä. I. P.: vr Jani, Bezirksassessor. Friede in Südafrika! Da« blutige Ringen im Süden des schwarzen ErdthcilcS ist zu Ende. Die Uebergabc-Bedingungen sind von beiden Par teien am Sonnabend Abend unterzeichnet worden. Welches die Bedingungen sind, unter denen der Friede zu Stande gekommen, ist uns z. Zt. noch nicht bekannt, doch darf wohl erwartet werden, daß dieselbe» für da« der Uebcrmacht unterlegene wackere kleine Bnrenvölkchen nicht unehrenhaft sind. DaS von ihnen gegebene Beispiel heldenhafter Vaterlandsliebe wird stets ein leuchtende« Merkzeichen in der Weltgeschichte bilden. — Das un» zugegangene hierauf bezügliche Telegramm lautet: London, t. Juni. Lord Kitchcner tele- graphirt ans Pretoria vom 3t. Mai: Das Schrift stück, welches die Bedingungen derUeber- gabe enthält, ist heute Abend tv'/, Uhr von allen Burcndclegirten, Lord Milner und Lord Kitchener unterzeichnet worden. Mach der Entscheidung. Unsere „Steuerreform" ist unter Dach; nachdem die Erste Kammer einstimmig den bereit« mitgetheilten VercinigungSbeschlüssen beigetrcten ist, hat die Zweite Kammer am Freitag ebenfalls mit 51 gegen 27 Stimmen zu den Be schlüssen Za und Amen gesagt. Da« heißt: Die 51 dafür votiren- dcn Herren — lauter Konservative — haben die Vorlage im Schreine ihres Herzen« abgclehnt und nur, um etwas zu Stande lommcn zu lassen, für die Vorschläge gestimmt. Die national liberale Fraktion hat geschlossen gegen die Annahme gestimmt und ihr gesellten sich einige Konservative und ein Wildliberaler zu. Vier Abgeordnete fehlten. Die Debatte bewegte sich in der Hauptsache um den K 16 des ErgänzungSstcuergesetzcS, durch welchen das landwirth- schaftliche Anlage- und Betriebskapital von der Ergänzung« st euer ausgenommen wird. Diese durch nicht« zu rechtfertigende, einseitig die Landwirthfchaft be günstigende Bestimmung wurde zunächst durch eine Erklärung der Nationalliberalen al« eine Ungerechtigkeit und ein grober politischer Fehler festgelegt. Dann aber traten auch der Abge ordnete Stöckel Namens der nichtagrarischen Konservativen und die Abgeordneten Hähnel, Behren«, Opitz, Schubart und Andrä, der Vorsitzende de« „Bunde- der Landwirthc" — dieser freilich nur mit süßsaurer Miene — 'Namens der in der Zweiten Kam mer sitzenden Landwirthc gegen die den Landwirthen selbst keines wegs erwünschte Bevorzugung auf. Einzig und allein der kons. Abg. Weigert, in seinem bürgerlichen Berufe Gemcindcvorstand in Löbtau, billigte die Befreiung des landwirthschastlichcn Be triebskapital« von der Steuer, erzielte aber mit seinen Ausführ ungen nur Heiterkeit und ein immer leerer werdende« HauS, sodaß ihm schließlich vom Präsidium aus die Mahnung ;n Thcil wurde, zur Sache zu sprechen. Die konservativen Landwirthc haben aber trotz inneren Wider strebens für die Vorlage gestimmt, zumeist au« den Gründen, wie sic der Abg. Stöckel formulirte. Von besonderem Interesse waren die Ausführungen de« Abgeordneten Ockonomicrath« Schu bart, de« Vorsitzenden de« Landwirthschastlichcn Kreisvereins im Erzgebirge, -der Folgende« bemerkte: „Er halte die Grund steuer al« Vermögenssteuer für da« Richtige. Die Vorrechte de« Grundbesitze« kämen der Allgemeinheit zu Gute, weil durch sie die staatliche Ordnung aufrecht erhalten werde. Wa« die Be freiung de« landwirthschastlichcn BetricbSkapitalS anlangt, so er kläre er, daß er nicht für diese Befreiung sei. Es stehe fest, daß man er im Lande al» ungerecht finden wird, wenn diese Befrei ung eintritt. Die Landwirthc würden überall und immer wieder diesen Vorwurf zu hören bekommen, und deshalb seien sic ver pflichtet, ihn mit aller Entschiedenheit hier schon jetzt zurückzu weisen. (Zustimmung.) Wenn Betriebskapitalien bei der Land- wirthschasl analog denen beim Gewerbe bi« zu 10000 M. von der Vermögenssteuer freigelasscn würden, seien die sämmtlichcn kleinen Landwirthc frei. Die großen Landwirthc möchten und würden die Steuer ganz gern bezahlen. Die Entscheidung über Recht und Unrecht bei der ganzen Frage würde weder die Re gierung noch ein Akademiker fällen, sondern einzig und allein die össentliche Meinung. Da« fallende Urtheil sei für ihn außer allem Zweifel; c« werde auf der Seite der Landwirthc in der Zweiten Kammer sein. Wenn er für da« Vereinigungsvotum stimme, so leite ihn dabei die Erwägung, daß er Niemanden die Freude de« Scheiterns der Vorlage machen und wenigstens eine zu hohe Belastung der unteren Kreise vermeiden, sowie die Er haltung der Schuldotationcn erreichen wolle." Und der Abg. Rittergutsbesitzer Andrä, der Vorsitzende des „Bundes der Landwirthc", sagte, daß er die gegenwärtige Situation leit Jahren befürchtet habe, jedoch bitte, immer daran zu denken, daß die in der Zweiten Kammer sitzenden Landwirthc für die Be steuerung des landwirthschastlichcn Betriebsvermögens cingctrctcn sind. Er begreife cs nicht, daß die erste Kammer au« Prinzip gegen die Vorlage eingetretcn sei. Er befürchte, daß die Prin- zipienrciterei der Ersten Kämmer schlechte Früchte tragen wird; die Folgen möge die Erste Kammer aus sich nehmen. E« ist soweit die erfreuliche Thatsache zu konstatiren, daß nur ein einziger Abgeordneter der Zweiten Kammer mit der Ten denz de« angefochtenen Paragraphen einverstanden war. Von sämmtlichcn Abgeordneten sonst wurde ausdrücklich fcstgestellt, daß die Ausnahmebestimmung des 8 16 gegen den Willen der land- wirthschaftlichen DeputationSmitglicder der Zweiten Kammer von der anderen Kammer her in das Gesetz eingefügt und damit ohne Roth ein höchst erbitterndes und beunruhigende« Moment in die Erörterungen hineingezogen worden sei. Denn daß der Aus nahmeparagraph in allen nicht agrarischen Kreisen böse« Blut machen muß, andererseits aber auch nicht einmal auf die Zu stimmung der billig denkenden Landwirthc zu rechnen hat, liegt auf der Hand. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie die „Kölnische Zeitung" au« Kiel meldet, wird die Dacht „Hohenzollern" mir dem Kaiser an Bord am 4. August nach Reval abgehen. Der Kreuzer „Nymphe" und zwei Torpedoboote begleiten die Dacht. Der Kaiser erwidert hiermit den Besuch, den Kaiser Nikolaus im September v. I. in den Gewässern von Danzig gemacht hat. Soweit bisher bekannt, wird sich auch diese Begegnung ausschließ lich aus dem Wasser vollziehen, wobei der Kaiser russischen Flotten manövern beiwohnen wird. Ein Besuch des Kaiser« an Land ist nicht in Aussicht genommen. — Zum „preußisch-sächsischen Eisenbahnkrieg" wirb mitgethcilt, daß seitens der preußischen Eisenbahnvcrwaltung der sächsischen Staatsbahnverwaltung da« Anerbieten gemacht worden ist, da» Abkommen von 1885, auf Grund dessen jetzt die Leitung de« Güterverkehrs auf den konkurrirenden preußischen und sächsischen Staatsbahnlinien erfolgt, nach der Richtung ab- zuändcrn, daß fortan dieser Verkehr über die kürzesten Linien geleitet werde. Die sächsische StaatSbahnvcrwaltung hat indessen die Aendcrung diese« Abkommen« abgelehnt mit der Bemerkung, daß aus demselben nirgends Unzuträglichkeiten erwachsen seien. — Die in Eisenach tagende Konferenz sämmttichcr evan gelischer Kirchenregierungen Deutschlands beschloß die Herbeiführung eine« äußeren Zusammenschlusses sämmtlicher deutscher Landeskirchen aus den Gebieten gemein schaftlicher Kirchenaugelegenheitcn. — Oesterreich-Ungarn. Die am Freitag im öster reichischen Unterhaus«: vom Ministerpräsidenten von Körber ab gegebene Erklärung über die Unterhandlungen wegen de« öster reichisch-ungarischen Ausgleiches zeigen, daß die Angelegenheit eine kritische Zuspitzung erfahren hat. Der Minister verhehlte seine Besorgniß über den Ausgleich nicht und charakterisirtc, ohne im Einzelnen auf die Streitpunkte einzugehcn, den Stand der Dinge deutlich genug mit den Worten, daß die Regierung bis an die äußerste Grenze de« möglichen Entgegenkommen gehen wolle, um eine Gemeinschaft in Freundschaft aufrecht zu erhalten, daß sie jedoch die Hand zu einer Gemeinschaft nicht biete, die Oesterreich zu keiner Ruhe kommen lasse. Die Schwie rigkeiten berühren nach den Andeutungen de« Minister« einige Unklarheiten de« bisherigen Zustande«, die zur Felge hatten, daß österreichische Erzeugnisse in Ungarn einer von Oesterreich für vertragswidrig gehaltenen Behandlung unterlagen, sowie gewisse Tarifsragen. — Rußland. In Warschau soll man einer anarchist ischen Verschwörung auf die Spur gekommen sein. Bei den verhafteten Personen, unter denen sich 5 Studenten der Medizin, 2 Chemiker und 13 Offiziere befinden, wurden 40 Dy namitpatroncn entdeckt. 26 Schüler de« Gymnasiums sind unter dem Verdacht staat-gefährlicher Umtriebe verhaftet worden. — Frankreich. Daß die Rußlandfahrt de« Präsidenten Loubct kein greifbare« Ergebniß gezeitigt hat, will den Franzosen nicht in den Sinn. So konstruiren sic sich denn ein solches, und zwar in Anlehnung an die allerdings ungewöhnlich herzlichen Ansprachen, welche Herr Loubct an den greisen König von Däne mark richtete. Wie au- Pari« gemeldet wird, gilt dort der for melle Beitritt Dänemark« zum Zweibunde als ausgemacht. Auch in Petersburg ist man dieser Ansicht. Vor nicht langer Zeit hieß e«, Spanien werde sich dem Zwcibundc anschließen. Damit war e« nicht«. Nun ist ja die Wahrschein lichkeit de« Beitritts Dänemark» größer, in der Wirkung würde e« aber ungefähr aus dasselbe hinauSkommcn, denn auch die staatliche Bedeutung de« nordischen Königreich« ist gering. Die regierenden Häuser in Kopenhagen und Petersburg sind bekannt lich durch Verwandtschaft verbunden; zwischen Dänemark und Frankreich hat sich neuerdings eine gewisse handelspolitische Allianz hcrauSgebildct insofern, al« dänische und französische Rhedereien zum gemeinsamen Betrieb der Ozeanschisfsahrt — zunächst nach Ostasien — sich vereinigt haben. E« wäre also nicht unmöglich, daß Dänemark, zumal e« gar bald um seine koloniale Herrlichkeit geschehen sein wird, die Anlehnung an den Zwcibund in aller Form zu vollziehen geneigt ist. Die politische Konstellation in Europa würde dadurch in keinem Betracht wesentlich geändert. — Holland. Die Königin verließ am Sonnabend zum ersten Mal Schloß Loo und hielt sich einige Zeit im Park auf. — Südafrika. Pretoria, 31. Mai. Steijn ist leidend, er hat eine Lähmung erlitten und an der Konferenz in Vcreeniging nicht theilgenommcn, sondern ist nach Krügers dorp gereist. Locale und sächsische Nachrichten. — Leipzig, 31. Mai. Der Chefredakteur des „Leipziger General-Anzeiger«", Arthur Pleißner, welcher wegen Majestäts beleidigung vor 4 Tagen in Untersuchungshaft genommen wurde, ist soeben gegen eine Kaution von 5000 Mark au« der Hast entlassen worden. — Leipzig. Einen Prozeß um mehr als '/? Mill. Mk. hat die hiesige Universität gewonnen. Hofrath Ilr. Theodor Puschmann in Wien hatte, nachdem er in Leipzig seine Studien beendet hatte, sich verheirathet und dabei ein wechselseitige« Testa ment in Uebcreinstimmung mit seiner Gattin gemacht, wonach da« nachzulassendc Vermögen nach dem Tode de« überlebenden Gatten der Universität Leipzig zufallen sollte. Seine Frau starb nach ihm, im Juli vorigen Jahres. Nun aber fochten die An verwandten de« Erblasser« das Testament an und klagten bei den Wiener Gerichten auf Herausgabe der Erbschaft. Das Urtheil ist nun ergangen: Die Verwandten sind mit ihren Ansprüchen abgewiesen worden, und die Universität Leipzig erhält da« hinter lassene Vermögen, da« 621 000 Mark beträgt. Prof. Ur. Pusch mann, der früher in Leipzig als Dozent wirkte und nach seinem Weggänge von hier lange Zeit hindurch der angesehenste Ver treter der Geschichte der Medizin war, hat in dem nun rechts kräftig gewordenen Testament die Bestimmung getroffen, daß da« Erträgniß der Vermögens „zur Förderung wissenschaftlicher Arbeiten auf dem Gebiete der Geschichte der Medizin" verwendet werden soll. — Zittau, 29. Mai. Gegen den Leutnant Waller Rose vom Infanterie-Regiment Nr. 102, der wegen der bekannten Zittauer Säbelasfärc vom Kriegsgericht der 23. Division zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt wurde und dann seine Strafe nach dem abschlägig bcschiedenen Begnadigungsgesuche auf der Festung Königstein verbüßte, hat der kürzlich zusammengctretene Ehrengericht-Hof entschieden, daß dieser nicht mehr würdig sei, noch länger dem Offiziersstande anzugehören. Die Folge diese« Beschlusses war, daß man ihn von Königstein nach Zwickau brachte, um dort den Rest seiner Strafe — e» sollen nur noch wenige Tage gewesen sein — zu verbüßen. Im Anschluß hieran sei noch erwähnt, daß der Agent Richard HLblcr in Zittau, der wegen seine« Rencontre« mit Rose au« der Schützengesellschaft daselbst ausgeschlossen worden ist und gegen diesen Beschluß Klage einge- reichl hatte, mit derselben in Bautzen abgewiesen worden ist, da für diesen Streitfall die Entscheidung im Wege de« Verwaltungs gerichtsverfahren« herbeizusühren ist. Ob da« nun geschehen wird, bleibt abzuwartcn. Ferner hatte der Leutnant Rose wegen der ihm von Häbler in einem Kafscehause zugesügten thätlichcu Be leidigung, die bekanntlich die Veranlassung zu der Säbclafsäre war, doch noch Strafantrag gestellt, der aber einen Tag zu spät bei Gericht eingegangcn sein soll, sodaß Häbler vcrmuthlicb ohne Bestrafung davonkommen wird. — Hohenstein-Ernstthal, 29. Mai. Neber das plötz liche Verschwinden de« Strumpfwirker« Pctzold nebst seinem fünf jährigen Töchterchen kann da« „Hohenst.-Ernstth. Tagebl." noch berichten, daß alle Bemühungen der unglücklichen Frau, über Galten und Kind etwa» zu erfahren, bi« jetzt erfolglos gewesen sind, trotzdem nicht« unversucht gelassen und an mehrere größere Städte telegraphisch berichtet wurde. Daß übrigen« Petzold die Abreise schon längst geplant hatte, ersieht man daraus, daß er von seinem ersparten Gelbe schon vor einigen Wochen eine größere Summe erhoben hat. Man glaubt, daß er nach Amerika ge gangen ist, wo er einen au« Wüstenbrand stammenden Freund hat. — Auerbach, 31. Mai. Die sogenannte Dzendische Legats n gclegcnheit, welche hier in letzter Zeit viel von sich reden machte, ist durch eine von Herrn Bürgermeister Achilles auSgcarbcilete Denkschrift veröffentlicht worden. Zu dem Legat der Schützcngesellschaft wird bekannt, daß der am 31. April 1881 verstorbene Vermessungs-Ingenieur Karl Wilhelm Dzcndi der Schützengescllschast hier ein Legat von 300 'Mark zur Erbauung eine« Schützenhause« ausgesetzt hat mit der Bestimmung, daß da» SchützenhauS binnen 5 Jahren gebaut wird, welche Bedingung auch erfüllt wurde. Da« Legat ist aber nach Aussagen der Ge sellschaft noch nicht auSbczahlt, obwohl von dieser die Erbschaft»-