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- Erscheinungsdatum
- 1902-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190203189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020318
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-18
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Monat
1902-03
-
Jahr
1902
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cirung beendigt sei und rill zurück. Die erste Kompagnie, um zingel! und im Stich gelassen, verlheidiglc sich hartnäckig. In weniger al« zwei Minuten hatte die Kompagnie mehr al» 50 Verluste Die Gesammtvcrlustc betrugen > Offizier, I I Mann todt, 7 Osfizierc, 36 Mann verwundet. Außerdem wurden etwa >00 gefangen genommen. Bei der Eile, au» dem gefähr lichen Gelände wegzukommen, verloren viele der noch unausge bildeten jungen Leute ihre Gewehre, und dir Buren nahmen außerdem noch einen Munition-wagen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Au» dem Berichte de» Berliner Stadt rath« über die städtische Gasverwaltung ist folgender Passus besonder« bemerkenSwcrth: »Die Thatsachc, die sich schon seit Jahren bemerkbar macht. Laß von der beträchtlichen Zunahme de« Gasverbrauch« verhältnißmäßig ein viel größerer Theil auf den Verbrauch von Ga« zum Kochen und zu gewerblichen Zwecken, als aus da« zu Leuchtzwecken Verwendung findende Ga« entfällt, ist auch im Berichtsjahre wiederum in die Erscheinung getreten. Die Ursache dürste darin zu finden sein, daß immer mehr die Vortheilc erkannt werden, die das Gas anderen Hciz- ungSmaterialien gegenüber bietet. Doch auch die Abgabe von Ga« zu Leuchtzwccken hat zugenommcn; da« Ergebniß der ge- sammle» Gasabgabe muß daher durchaus als günstig bezeichnet werden." — Auch hier in unserer kleinen Stadt ist man in den letzten beiden Jahren bedeutend mehr zu dem reinlichen, Zeit und Mühe sparenden Kochen und Heizen mit Ga« übergegangcn. Fracht, Zufuhr, cintragen, anhcize» und Zufeuerung und da« tägliche Zuschlepxen von Kohlen und Holz, all der Schmutz und Staub, welcher in Folge der Kohlcnheizung sich trotz alle« Wischen« und Kehrens in ungeahnter Fülle immer wieder in der Kücbe, aus den Gängen und Treppen häufen, fallen weg. Jener Techniker, welcher behauptete, daß Gasheizung mir einer Vorricht ung sür Heißwasscr und Wasserleitung ein Dienstmädchen erspare, daß inan aber in Deutschland sich lieber Jahr au«, Jahr ein mit undankbaren Dienstmädchen abärgerc, als in Nachahmung amerikanischen Brauche« die weiblichen Dienstboten zu entbehren strebe, hat vielleicht nicht ganz Unrecht. Denn wir schätzen die modernen Hilfsmittel der Technik noch lange nicht genug und lassen uns dabei ost von hergebrachten Vorurtheilen leiten. - Dresden. Königin Carola machte bei dem dieser Tage hier stattgehabten Jahrmarkt in verschiedenen Buden und an verschiedenen Ständen Einkäufe. Augenzeugen beobachteten hierbei folgenden Vorgang, der einen abermaligen Beweis von der HerzcnSgütc der Königin bildet. An einem IahrniarktSstande, an dem e« Geschirr und Gläser zu kaufen gab, stand eine arme alte Frau au« Reick, nm eine Kaffeekanne zu erstehen. Der geforderte Preis war den, alten Mütterchen aber zu hoch und deshalb suchte e« nach Kräften hcrunterzuhandcln. Die Königin, die an dem Stande vorüberging, Hörle die« und trat leutselig mit den Worten heran: »Gehen Sie nur, Mütterchen, ich werde da« schon ordnens" Die alte Frau, die keine Ahnung hatte, wer die Spenderin war, trabte hochbeglückt mit der Kanne ab. — Dresden, >4. März. Seit dem Verlust der 75000 Mark ist der Glaube an die Ehrlichkeit der Menschen stark er schüttert worden. So ist jetzt wieder ein Portemonnaie mit an nähernd 600 Mark verloren gegangen, und am Schluß dieser Verlustanzeige kann man den charakteristischen Satz lesen: Sollte Finder ungenannt bleiben wollen, so möge er den Fund nach Abzug der lOO Mark Finderlohn an die Expedition diese« Blattes einsenden. — Chemnitz. Einem gemeingefährlichen Kurpfuscher ist vom hiesigen Landgericht auf längere Zeit das Handwerk ge legt worden. Der Maurer Wolf au« Königswalde, der bereits 76 Vorstrafen, darunter wegen Kurschwindeleicn, erlitten hat, be trieb in den benachbarten Ortschaften IanSdorf und Meinersdorf eine ganze Reihe von Kurschwindeleien. Er »heilte" u. A. Zahn- und Kopfschmerzen und benutzte al« Probatmittel einen — ölge tränkten Dochlsade», den er anzünkete. Die Patienten mußten dann die Augen schließen und den Qualm durch die Nase cin- alhmen. Gegen Rheumatismus, den der „Herr Doktor" stets al« „Nervosität" bezeichnete, verschrieb er Sitzbäder in Fichtcn- und Lärchenrcisig und verordnete al« innere Medizin ein Gemisch von RindStalg, Knoblauch und Zwiebeln. Der Angeklagte ließ sich für seine »Rathschläge" Honorare von 10 Pf. bi« 3M. be zahlen. In der Verhandlung beiheuerte Wolf nachmal«, von der Heilkraft seiner Mittel fest überzeugt zu sein. Das Gericht thciltc jedoch seine Meinung nicht, sondern schickte ihn auf ein Jahr drei Monate ins Zuchthaus. — Zwickau, >4. März. Strafkammer III. Der Fleischer meister B. in Carlsfeld hatte sich eines Tage« im Oktober vorigen Jahre« im Wartezimmer des Bahnhofe« Wilzschhau« mißliebig über die Einschätzungs-Commission ausgesprochen und war deshalb am 22. Januar d. I. von dem Eibenstocker Schöffen gericht wegen öffentlicher Beleidigung einer Behörde zu 200 Mk. Geldstrafe verurtheilt worden, an deren Stelle im Falle der Un einbringlichkeit 2b Tage Gesängniß zu treten haben. Während die Berufung de« Angeklagten verworfen wurde, erkannte man in Beachtung de« Rechtsmittels der Staatsanwaltsckaft noch auf Vcröffentlichungsbcfugniß für da« Königl. Finanzministerium zu Dresden. — Königsbrück, 14. März. Ein unangenehme« Nach spiel haben die Unterschlagungen de« kürzlich verurtheilten früheren Stadtkämmercrs Ulbricht von hier sür die beiden Kassenkontrolleurc. Sic werden auf Beschluß de« Stadtgemcindcraih» ersatzpflichtig gemacht und haben von den unterschlagenen 13000 M. 8000 Mark zu ersetzen. 5000 M. sind durch die Kaution Ulbricht« bereit« gedeckt. — Hainichen, 14. März. Der Malertag, welcher hier unter Vorsitz de« Präsidenten de« deutschen Malerbundc«, Schulz-Leipzig, abgehalten wurde, bestimmte al« Ort der nächsten General-Versammlung Eibenstock. — Rodewisch, 15. März. Heute Morgen kurz nach 4 Uhr entstand in dem Stalle de« Plättcreibesitzcr« Schöniger in Rodewisch aus bisher unaufgeklärte Weise Feuer. Da« Stall gebäude ward durch die Flammen zerstört und sind dabei auch ein werthvollc« Pferd, eine Ziege sowie Kaninchen und Hühner mit verbrannt. — Wegen Einführung der neuen Postwerlhzeichcn hat da« Reich-Postamt soeben nähere Bestimmungen erlassen. Die Kernpunkte dieser amtlichen Bestimmungen sind kurz folgende: Vom 20. bi« 31. März soll man die alten Marken gchrauchcn, aber neue kaufen, nach dem 31. Mär; nur noch neue gebrauchen und die noch vorhandenen alten umtauschen. Irrthümcr in der Verwendung der Marken werden bis auf weiteres aber nicht durch Strafporto geahndet. Theater i« »ib««stock. Der Sonntag brachte ein fast ausverkaufles Hau« und den denkbar größten Erfolg in der Darstellung. Frau Dir. Schlci- chardt war eine geniale Vertreterin der Therese Krone« und Herr Aurich verkörperte prächtig den Raimund. Die Gesangs nummern kamen tadellos zum Vortrag und Frau Dir. Schleichardt sang ihre reizenden Nummern entzückend und glockenrein, e« war wirklich ein Hochgenuß. Wein Lotterieloos. Humonstische Skizze von Max SVl e. z b1 Da ich auf möglichst einfache und schnelle Weise zu recht viel Geld kommen wollte, hielt ich es für das sicherste und probateste Büttel, zu diesem Zwecke in der Lotterie zu spielen. Deshalb erkundigte ich mich eingehend, wie mau es anfangen müsse, um unter allen Umständen zu gewinnen. Da wurden niir dann die verschiedenen Zauberregeln verrathen, die ich auch, wie Sie sehen werben, gewissenhaft zur Anwendung brachte. Ich hatte mich für eine Lotterie entschieden, in der da« Loos drei Mark und sechzig Pfennige kostete. Mit ge dorgtem Gcldc habe man das meiste Glück, war mir gesagt worden und was den Pfennigbctrag betrifft, müsse inan ihn finden oder zusammen betteln. Zuerst begab ich mich also an s borgen. Die Folge davon war, weil ich doch nicht sagen durfte, wofür ich das Geld gebrauchte, ^>aß ich acht meiner besten Freunde verlor, die sich von mir zurückzogen, weil sic glaubten, meine Finanzen wären so miserable geworden, das; ich nicht einmal mehr über drei Mark zu verfügen hätte. Schließlich waren aber diese beisammen und nur die 60 Pfennige fehlten noch. Ta mir da« Finden bequemer schien, wollte ich sic zusammensuchen. Das war aber gar nicht so leicht: nach vier Wochen hatte ich erst drei Pfennige und die Leute glaubten, ich sei tiefsinnig oder kurzsichtig geworden, weil ich auf der Straße Niemanden mehr zu kennen schien, sondern »reine Augen beständig auf den Boden geheftet hielt. Zch sah endlich ein, mit der Sucherci würde zu viel Zeit vergehen und der ZiehungStag vorüber sein, bis ich den nöthigen Betrag zusammen gefunden hätte, daher verlegte ich mich aufs Betteln. Meine Bekannten machten ganz merk würdige Gesichter, als ich sie jetzt plötzlich wieder anredetc und ihre Mienen wurden noch verdutzter, wenn ich schließlich mit meiner unmotivirteu Bitte uni einen Pfennig herausrückte um mehr als einett bat ich nie, weil das vielleicht das Glück hätte ocrschnupfen können, wenn ich mir so wellig Blühe gab, eS für mich zu gewinnen. Alan fühlte sich jetzt in dem Ver dacht bestärkt, daß mit mir etwas nicht ganz richtig sei und wich mir aus. Ich merkte das und beschloß, mich auf eine andere Art des Bettelns zu verlegen, die mich sogar noch viel sicherer zn meinem (Nücke bringen mußte. Für einige Mark verschaffte ich mir von einem Lumpensammler einen alten, schmierigen Anzug, legte den Abends an und schnorrte in dieser Verkleidung auf den Landstraßen wie ein richtiger Bruder Straubinger. Das dauerte nur nicht lange, bloS bis auf zwanzig Pfennige brachte ich es auf diese Weise, da wurde ich von einem Landgendarmen abgefaßt und der Poli zei eingeliefcrt, wo ich vorerst die Nacht in sicherem Gewahr sam zubrachtc. Als ich am anderen Morgen meine Personalien angab und nicht davon abwich, ich hätte nur zu meinem Vergnügen gebettelt, gerieth der Schuhmann, der mich ver hörte, in grell,zenlose Wuth, wurde furchtbar grob und sperrte mich wegen Beaintenverhöhnnug noch 24 Stunden ein, erst dann bequemte man sich dazu, meine Wirthin zu holen, damit diese mich rckognoszire. Weinend kam die gute Frau, ver mein verändertes Wesen schon längst aufgefallen war und die sich die ganze Zeit wegen meines Verschwindens geängstigt hatte, sah mich in den Lumpen meiner Verkleidung und brach in neue Thräncn aus. Daun flüsterte sie dem Konnnisscir ctwaS zu, woraus dieser mich mitleidigen Blicks unter vielen Entschuldigungen entließ. Von dieser Stunde an fühlte ich mich beobachtet. Dennoch gelang es mir, meine Aufpasser verschiedeue Male zu täuschen, um weiter zu betteln. Beim zwciuuddreißigsten Pfennig wurde ich jedoch wiederum, diesmal auf Antrag meiner Ver wandten nbgesaßt, und einer Frrenanstalt zur Beobachtung übergeben. Weil ich aber um die Welt nicht verrieth, was mich zu der bei mir vcruruthctcn fixen Idee veranlaßte, sondern den Direktor der Anstalt, die Aerztc und Wärker nur immer um Pfennige anbettclte, hielt man mich wirklich für verrückt. Das war mein Glück, denn alle die guten Menschen gaben mir, um aus meine vermeintliche Wahrheit einzugehcn, in den meisten Fällen die gewünschte Kupfer münze. Dort machte meine Sammlung die besten Fort- schr ttc und ich konnte nur bedauern, nicht früher intcrnirt worden zu sein, da ich auf diese Weise die nöthigen 60 Pfennige am schnellsten zusanuncnfocht. Als ich sie hatte und an Niemand mehr eine diesbezügliche Bitte stellte, erklärte mich der Direktor für geheilt, er konstatirtc außerdem, daß es nur ein stiller Wahnsinn sei, an dein ich litte und ich nicht zu den gefährlichen Kranken gehöre, also frei hcrumlaufen könne. Mein erster Gang war nun mit meinen Drei Mart sechzig Pfennigen zum Kollekteur. Die Nununer 77 777 wollte ich kaufen, das stand fest, weil die sieben eine Glückszahl ist. Leider begegnete mir gleich zu Anfang ein altes Weib und am nächsten Tage sprang eine schwarze Katze über den Weg, weshalb ich den Kauf immer wieder verschob. Endlich kam mir nichts »lehr von übler Vorbedeutung in di" Quere lind ich ging zu dem Mann, vor dessen Fenster eine Unmenge Telegramme angeschlagen waren, die alle meldeten, auf welche Nummern die Haupttreffer in den von ihm vcr tretenen Lotterien gefallen waren. Selbstverständlich glaubte ich, die Gewinne seien alle in einer Kollekte gemacht morden nnd faßte zn ihn, ganz besonderes Vertrauen. Bedaucrlicher Weise besaß er die gewünschte Nummer nicht und verwies mich au die Gencraldirektion. Sofort reiste ich dahin und von dort weiter nach Glüctsberg, wohin Nr. 77 777 verschickt worden war. Fnzwischen harte ich noch von mancherlei Bräuchen ge hört, die man beim Loostäuf handhaben müsse, um unsehl bar zu gewinnen. Zn der Nähe des Glücksbcrgcr Lotterie geschäftes suchte ich mir deshalb einen armen Zungen Kinder haben eine glücklichere Hand der sollte mir das Loos ziehen. Aber auch da erfuhr ich, daß Nr. 77 777 nicht mehr vorhanden, sondern nach einem Nest in der Nähe ge sankt ivar. Darum gab ich dem Bengel zwanzig Pfennig sür seine Nichtbemühnngen, nahm mir einen Zweispänner und fuhr hinaus. Fn dem Tone konnte ich kein geeignete« Kind finden, denn die größeren waren in der Schule oder auf dem Felde und die gaiiz kleinen, denen ich auseinander zusehcn suchte, um was es sich handele, verstanden mich nicht, tolgiich konnte ich sic nicht ziehen lassen. Aber ich kam nicht in Verlegenheit, ich war ja mit guten Rathschlägen vollge pfropft : Man soll das betreffende Geschäftslokal mit dem rechten Fuß betreten und verlassen, heißt es da unter anderem. Der Sicherheit halber stellte ich mich also gleich nur auf da« rechte Bein und hüpfte so in den Laden. Das zog nun allerdings die Aufmerksamkeit einiger Weiber und ein de dcnkliches Kopfschüttcln meines Droschkenkutscher« zu, aber ich kehrte mich nicht daran, sondern hopste ruhig vor den Laden tisch des Gcmischtwaarenhändlers, der vor Schreck über mein wunderbares Auftreten beinahe in sein Matjcsheringsfaß ge fallen ivärc, drehte ihm in meiner Storchcnstellung den Rücken zu, streckte die linke Hand über die linke Schulter und ver langte Nr. 77 777. Es bauerte eine Viertelstunde, bis er mich begriff, meine Stellung sing schon an, inir etwa« un behaglich zu werden, endlich kam der Mann doch dahinter, was ich wollte und eröffnete mir, das Loos sei Tags zuvor von einem Bauer, der einige Stunden weit weg wohne, ge kauft worden. Ich bedankte mich, und obgleich cs nicht mehr liölhig war, hopfte ich in der Zerstreuung wieder auf einem Beine ans dem Laden hinaus zu meinem Wagen. Dort hatte sich '«zwischen das halbe Dorf versammelt, die Schule war eben zu Ende, man wollte mich sehen. Das kümmerte mich nicht. Aber der Kutscher ivollte mich tim keinen Preis weiterfahren, weil er befürchtete, «nein offenbarer Wahnsinn könne unterwegs zum Ausbruch kommen. Am andern Tage sollte Vie Ziehung stattfinden, also hatte ich höchste Eile, ich mußte weiter. Endlich, nachdem ich ihm ein Trinkgeld von unglaublicher Höhe versprochen, befahl der Rossclenker seine Seele dem Himmel an und wir kuttchirten weiter, begleitet vom Gejohle der Dorfjugcnd. Als wir ankamcn, befand sich der Znhabcr meines Looses irgendwo ans dem Felde. Währ end zwei Stunden fand ich Gelegenheit, sämmtliche Aecker in der Runde kennen zu lernen auf der Suche nach dem Mann. Schließlich fand ich ihn, schleppte ihn gewaltsam in meinen Wagen, um ihm mttcrwegs mit meinem Anliegen bekannt zu machen. Der Bauer wollte während der Fahrt einigemale aus dem Gefährt springen, denn mein Kutscher hatte ihm, an seine Stirn tippend und daun auf mich weisend, mit seinen Befürchtungen wegen meines Geisteszustandes be knnnt gemacht. Das Loo« mochte er erst recht nicht heraus rücken ich aber mußte es haben der letzte Termin vor der Ziehung, die vielen Schwierigkeiten, die schöne Nununer das konnte ja nichts anderes als das große Loo« sein. Fe wüthender ich nun das Angebot steigerte, desto unzu gänglicher wurde der Bauer. Erst bei fünfzig Mark erweichte ich sein Gemüth und erhielt in seinem Hause das Loos, da« ich mit geschlossenen Augen, die linke Hand über die linke Schulter gestreckt, auf dem rechten Bei» stehend in Empfang nahm. Selig spuckte» ich dann dreimal darauf und reiste mit dem Luruszug nach Hause zurück, denn ich fühlte mich schon ganz al« Krösus. Drei Tage stand ich von früh bis zum Abend im Ziehnngslotäl und wartete auf meinen Haupt gewinn am dritten Tage wurde er gezogen. Er fiel auf Nr. 66 666 und auf dir. 77 777 kam gar nichts ! Ungefähr dreihundert Mark Hatteich daran gewandt! Zch gerieth in eine Wuth, erklärte die Ziehung für ungillig die ganze Sache nannte ich Schwindel. Man verhaftete mich, als ich gar nicht still wurde, ich zog mir eine Beleidigung« klage zih mußte 50 Mart Strafe und sämmtliche Prozeßkosten zahlen. Schließlich sah ich doch ein, daß ich selbst Schuld trug, wenn meine Nummer nicht herausgckommen war. Ich hatte ja damals, al« ich dem Bauer da« Loo« abkaufte, das übrige Geld zu den fünfzig Mark weder geborgt, noch gebettelt oder gefunden! Also dann da« nächstem«!! In Lievesketten. Novelle von Adolf Kahle. (7. Fortsetzung.! Sie reichte dem Baron gnädig die Hand, die dieser artig an seine Lippen drückte. Mil steifer Verbeugung verabschiedete sie sich dann von Fran von Lützen-, alles folgte ihrem Beispiel. Niemand richtete ein Wort an Frau von Lützen, nur der General drückte sein Bedauern aus, nicht neck ein Lied von ihr hören zu können. Endlich hatten alle das Zimmer verlassen und Frau von Lützen war allein. Auch der Baron war den Gästen gefolgt, um sic zum Wagen zu geleiten-, der Abschied war von allen Seiten kalt und zurück haltend, und mir einem Gefühl der Mißstimmung trennte man sich. Frau von Lützen athmete unterdessen tief und erleichtert auf; sic trat in den blumengcschmückten Erker hinaus, die ge- öffneten Fenster ließen die kühle Nachtlust hinein, die sie er frischend umfing. Ein tiefer und schmerzlicher Seufzer entrang sich ihrer Brust und Thronen bitteren Wehe« entquollen unbe mußt ihren Angen. Wie hatte sic heute gelitten unter der Las» ihre« Unglücks! Mißachtung und Demüthigung! — Und warum ? Weil sie arm war, weil sie ihre Arbeit einem anderen für Lohn dahingeben mußte. Eine drückende Last lag auf ihrem Herzen, und sie hatte Niemand, Niemand, dem sie sich mitthcilen, der ihr das Tragen ihre« schwere» Loose« erleichtern konnte. Eine unüberwindliche Sehnsucht erwachte in ihr. diese kalte, traurige Welt zu verlassen, diese Welt, in der sie so einsam, so entsetzlich einsam war. Alle» war ihr ja fern, wa« sie liebte, ihr Kind, ihre Verwandten, allein war sie unter Fremden, jeder Demüthig ung, jeder Beleidigung schutzlos ausgesetzt. Und doch, e» mußte ertragen werden! Heilige Pflichten banden sie an« Leben: »Gott hat mir Kraft verliehen und wird auch weiter helfen," rief ihr eine innere tröstende Stimme zu: „Du erträgst ja alle« Leid de» Lebens, alle Demüthigung, alle« Weh für Dein Kind." Neuer Frieden zog bei diesem Gedanken in ihre Brust, ihr Auge glitt über die schöne mondhelle Landschaft, und ein Gefühl heiliger Erhebung, ein Gefühl der Anbetung gegen den Schöpfer erfüllte ihre Brust. »Ja, Gotte« Welt ist doch schön," rief sie halblaut, „die Natur ist immer ruhig und friededoll." „Nur die Menschen sind klein und gehässig, sie stören den Frieden der Natur," sagte eine tiefe Stimme hinter ihr. Er schreckt blickte sie aus. „Herr Baron!" rief sie überrascht, »Sie hier!" „Ich habe Ihre Thräncn belauscht," sagte er bewegt, »ver zeihen Sie mir ; die Theilnahme für Alle«, wa« Sie heute er duldet, führt mich hierher." Er ergriff ihre Hand und drückte sie an seine Lippen; ein seltsame» Feuer glühte in seinem Auge, sie erbebte, eine innere Angst wie vor einer neuen Gefahr er faßte sie. »Sie frieren, gnädige Frau," sagte der Baron besorgt, at er da« Zittern ihre« Körper« bemerkte. »Treten wir in« Zimmer zurück." ,O, c« ist nur Müdigkeit," entgegnete Frau von Lützen; »erlauben Sie, Herr Baron, daß ich mich zurückziche." Sie trat in da« Musikzimmer und machte eine verab schiedende Verbeugung. Der Baron ergriff ihre Hand und hielt sie zurück. »Eine Bitte erfüllen Sie mir, ehe Sic gehen," "bat er mir innigem Blick. »Singen Sie mir noch einmal da« schöne Lied, da« Sic gestern fangen." Fra- hört? L .36 Sic mir, mich nock Die ängstigte Bitte nii gar kein! nicht dur Braut gi So stimmte I einen so wachgeru Die gelt' sang« be noch Kür Der Auge ru diesem B in da« vielleicht war gan: giftet mi Dai — da pl preßten, vor Errc gesungen: mit ihre, Entj rief sie indem sic Baron, s Zittern und bedc müthiguil Der bebende j .Kb Dich, bcr Sprich! in mir geben« h nicht. I Er braune, bcsinnunx Bei diese Gewalt t „Wc ries sie, vergessen. Stunde ! 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