Volltext Seite (XML)
Amts- m!> Anmebktt für den viertelj. 1 M. 20 Pf. einschliehl. des „Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage.Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. 1L Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Mrngebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. zu, Jahrgang. > Dienstag, den 4. Februar Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 3V Pf. LAOS Im Handelsregister für den hiesigen Landbczirk ist eingetragen worden und zwar: s. am 28. Januar 1902 auf Blatt 120 und d. am 30. Januar 1902 auf Blatt 204, daß die Zirmen: zu a 4 . »vl„i in Schönheide, zu b von «tnerkurik vi>o»t'sche Roftftabgittzerei in Schönheiderhammer erloschen sind Eibenstock, den 30. Januar 1902. Königliches Amtsgericht. H«. Die Lateinschule, Vorbercitungsanstall für die Obertertia von Realschulen, Realgymnasien und Gymnasien unter besonderer Berücksichtigung der für den Schüler gewählten BerufLartcn, hält ihre Aufnahmeprüfung am 22. März er., 10 Ahr Vormittags ab. 'Anmeldungen nimmt der unterzeichnete Leiter der Lateinschule entgegen, welcher auch zu jeder mündlichen Auskunft gern bereit ist. Die unterste Klasse — bisher die Septima — ist zu Gunsten einer aufgesetzten Tertia in Wegfall gebracht. Die Anmeldungen können daher nur für Serta, Quinta, Luarta oder Tertia erfolgen. Eibenstock, den 3. Februar 1902. LriLekmLLL. Aus der Woche. Alldeutschland hat am vergangenen Montag den Geburtstag seine« Kaiser» gefeiert und sich dabei den Segen der Einigung unsere» Baterlandc» unter Führung eine« thatkräftigen Fürsten vor Augen und zu Gemüthc geführt. Geburtstagskinder de» ge wöhnlichen Schlages lassen sich an ihrem Wiegenfeste beschenken; der Kaiser liebt es, an seinem GeburtSfestc selbst als Geschenk geber aufzutreten und in diesem Jahre war es die Stadt Rom, der der Monarch eine große Freude durch die Ankündigung be reitete, daß er ihr eine Büste Goethes stiften werde. Die Italiener sind ohnehin zum Enthusiasmus geneigt, so daß e» nicht ver wundern kann, wenn die kaiserliche Botschaft in ganz Italien einen förmlichen Jubelrausch entfesselt hat. Da fast gleichzeitig Fuchs Ehamberlain im londoner Unterhaus die Freundschaft zwischen Italien und England sehr hoch bewerthete, da die neue Freundschaft mit Frankreich da« Selbstgefühl der Italiener hebt und die Wölkchen zerstreut sind, die den Bestand de« Dreibundes für kurze Zeit gewitterhafk zu bedrohen schienen, so sieht sich Italien plötzlich von allen Seiten umworben um schwimmt vor Entzücken darüber „ganz in Butter." — E» sei ihm von Herzen gegönnt. — Die Ankündigung, daß sich die holländische Re gierung der Burensache angenommen hat und gesonnen ist, ihre guten Dienste zur Beendigung de« Kriege« in Südafrika zur Verfügung zu stellen, ist wie die Erlösung von einem Alpdruck. ES hieße sich in thörichter Weise der Wahrheit verschließen, wenn man die allmähliche Erlahmung de« burischcn Widerstande« ver kennen wollte. In der heutigen Form könnte sich zwar der Krieg noch jahrelang hinzichcn, aber die Aussichten der armen Buren, die einer zwanzigfachcn llebermacht gegcnüberstehen, würden dadurch wohl kaum noch gebessert. England selber aber hat sein Menschen material erschöpft; seine Kriegskosten wachsen ins Riesenhafte; seine politische Aktionsfähigkeit gehr zurück und Englands Existenz wäre geradezu gefährdet, wen» momentan irgend eine andere Großmacht — sagen wir mal Rußland — die für England so fatale Situation auSnützen wollte. Ohne den südafrikanischen Krieg hätte Nordamerika sicher nicht den für seine Zwecke so überaus günstigen Vertrag wegen des mittelamerikanischen Kanals erhalten; und dann will sich ja auch König Eduard krönen lassen. Er möchte doch seinen Hermelin nicht mit Burenblut beschmutzt iehen; ihm muß ohnehin angst und bange sein, wenn er an die Tausende von Burcnkindcr denkt, die in den südafrikanischen Eon- centrationSlagern verschmachtet sind und ihn vor dem Throne dessen anklagen, zu dem er um . . . Frieden betet. — Unser Reichstag wirkt als öffentliche Schaustellung nicht besonder« leb haft, da da« Hauptinteresse gegenwärtig auf die Berathungen der Zolltariskommission gerichtet ist. Wie lange die Arbeiten dieser Kommission dauern werden, läßt sich noch nicht im Geringsten absehen und wenn ein Mathematiker auSrcchnct, daß wenigstens drei Jahre vergehen, ehe die Kommission ihr Werk beendet haben wird, so kann er auch irren; denn die Obstruktion, die absicht liche Verschleppung der Verhandlungen durch ellenlange Reden und Zwischenanträge, ist nicht etwa nur ein Aushilfsmittel der Opposition; das Hal die tagelange Debatte über die Ursprungs zeugnisse aus« Deutlichste erwiesen. Und in diese ohnehin mit agitatorischem Zündstoff überladenen Debatten ist nun wie eine Bombe die Ankündigung einer neuen Flottenvorlagc gefallen. Die Geistesgegenwart de» Herrn v. Tirpitz nach dem Bekannt werden seines „geheimen" Erlasses ist zu bewundern. Er that, al« ob e« sich um die gleichgültigste und selbstverständlichste Sache von der Welt handele, die ebenso wie sic al« Dienstsache geheim behandelt wurde, auch ebenso gut in breiter Oeffentlichkcit betrieben werden könnte. Und so erschien denn auch 12 Stunden nach der Indiskretion de« „Vorwärts" der Erlaß in der offiziösen „Norddeutschen". Die allgemeine Stimmung ist dadurch nicht gerade verbessert worden; ein neuer Agitationsstoff ist erstanden und man kann sich nicht wundern, wenn Wahlergebnisse wie in Döbeln-Roßwein einlreten. Dann aber auch muß er sehr be dauerlich erscheinen, daß innerhalb de» sonst so intakten Beamten korps Elemente vorhanden sind, die für einen Judaslohn oder au« purer Bosheit Geheimakten aus die RcdaktionStische sozial demokratischer Zeitungen gelangen lassen, und daß die Gesetze keine Handhabe zu bieten scheinen, diesem groben Vertrauens bruch in der einen oder andern Weise zu steuern. Im Auslande freut man sich ja unbändig auch über die kleinste Verlegenheit, die der Reichsregierung erwächst. Vor Allem in England, da« un« gern politisch und merkantil unterkriegen möchte! An dieser Thatsache ändern leider auch die bestgemeinten Tafelreden nicht«! TageSgeschichte. — Deutschland. Schon seil mehreren Tagen gehen Nachrichten durch die Berliner Presse über Pferdcankäufe für die englische Armee in Südafrika, die im Deutschen Reich und speziell in Ostpreußen slatkfänden. Wir haben bisher von diesen Gerüchten keine Notiz genommen, weil wir nicht daran glaubten. Da nun aber die Nachrichten über solche Pferdcankäufe immer bestimmter auftretcn und unwidersprochen bleiben, sehen wir uns-veranlaßt, nach dem „Berliner Tagebl." die nachstehende Mittheilung bekannt zu geben: „Die für den Krieg in Südafrika erforderlichen Pferde bezog England anfangs aus seinen Kolonien, dann au« Nord-Amerika, später au« Ungarn; gegenwärtig werden diese Pferde thcils au« Rußland, theil« in Preußen aufgekauft. Die Lieferung der preußischen Pferde hat die Firma G. W. u. Eo., Berlin übernommen; wie c« heißt, sollen vorläufig lOOOO deutsche Pferde al« Reitpferde für die englische Armee geliefert werden, wovon bis jetzt etwa 1000 Stück verschifft sind. Der Einkauf geschieht in Ost- und Wcstpreußen und in der Provinz Posen, meistens auf Pferde märkten durch von der Firma G. W. u. Eo. beauftragte Händler oder angestelltc Einkäufer. E« werden nur Pferde von dunkler Farbe gekauft, welche über 5 Jahre alt und 155 bis 165 em hoch sind. Der erste Sammelpunkt ist Berlin, wo die Firma W. für diesen Zweck große Stallungen gepachtet hat, unter anderen das in der Waldstraße gelegene Depot der Straßenbahn, welches für 300 Pferde Platz bietet. In erster Zeit, so lange nur kleine Sendungen (bis 50 Stücks abgingcn, wurden die Pferde über Hamburg nach London verladen; in neuerer Zeit erfolgt die Verschiffung in Rotterdam, wohin die Pferde in größeren Masse» meist durch besondere Extrazüge, geschickt werden. Die deutschen Pferde finden seitens der englischen Armecverwaltnng viel An erkennung, da sich dieselben al« leichte Reitpferde vorzüglich be währen. Bei der jetzigen Kriegführung in TranSval hat es der eng lischen Armee besordcrs an leichten ausdauernden Pferden zur Ver folgung der einzelnen Burenlrupps gefehlt, und hat die englische Armee in dem oslpreußischen Pferde endlich dasjenige gefunden, welches dem Burcnpscrde an Ausdauer und Schnelligkeit gleich kommt, und dürfte cs deshalb leider wohl gerade dem preußischen Pferde bcschieden sein, einen Haupttheil zur völligen Niederwerfung der Buren beizutragen." — Niederlande. Depeschen vom Haag bestätigen, daß die Antwort der englischen Regierung ablehend aus fiel. Die holländische Regierung ist tief enttäuscht. Die Note der englischen Regierung erklärt jedoch, sie sei bereit, alle Vor schläge zu berücksichtigen, welche von den Delegirtcn der Buren und den Generalen im Felde hinreichend autorisirt sein würden. Die gegenwärtigen Verhandlungen wären an der Unversöhnlich keit der Burendelegirten gescheitert. Leyd« erklärte einem Ver treter der „Daily New«" in Brüssel, England könne nicht von vornherein einen Verzicht der Buren aus absolute Unabhängig keit als Vorbedingung zu Friedenspräliminarien verlangen, umso weniger, als jetzt die militärische Lage den Buren günstig sei. Was den Grad der eventuell zu erlangenden Unabhängigkeit be träfe, darüber bewahrte Leyd« Schweigen. Sämmtliche Buren delegirten hielten eine Konferenz in Krüger« Villa in Utrecht ab, um die englische Antwort zu erwägen. Die holländische Re gierung, und besonder« Königin Wilhelmina persönlich, üben den stärksten Druck au«, um sic zur Aufgabe ihrer unversöhnlichen Haltung zu bewegen. — Südafrika. Der Londoner „Standard" meldet aus Pretoria, 30. Januar: Die Abtheilnng de« Oberst Wilson, 400 Mann stark ist kaum dem Schicksal entgangen, von einer überlegenen Burenabthcilung am Wilgefluß abgeschnitten zu werden. Al« sic vor Tagesanbruch dort eintraf, wurden 200 Mann durch die dort befindliche Furt gesandt, um eine kleine Abthciluug de« Feinde« zu verfolgen. Nachdem bei Tagesanbruch einige Buren gefangen genommen waren, wurde die englische Vorhut plötzlich von allen Seiten vom Feinde, der 900 Mann stark war, umringt. E« gelang ihr, sich nach der Furt durchzuschlagen. Al» sie jedoch dieselbe passiren wollte, fand sie sich abgeschnittcn und e« gelang ihr, nur durch einen Vorstoß, sich mit der Hauptabtheilung wieder zu vereinigen. Die ganze Abtheilung zog sich hierauf, von Hügel zu Hügel weiterkämpsend, auf Franksort zurück. — Der englische Staatssekretär de« Krieg« Brodrick gab in der Freitag-Sitzung de» Londoner Unterhauses gelegentlich der Verhandlung über den NachtragSetat für die HcereSderwaltung über die Lage auf dem südafrikanischen Kriegsschau plätze u. A. folgende Erklärungen ab: Das britische BiockhauS- Syftcm habe den bestmöglichen Erfolg gezeitigt, indem e« nicht nur die Strapazen der Truppen vermindert, sondern auch den Umfang de« Kriegsschauplatzes verringert habe. Die Aufstän dischen in der Kapkolonie seien in Wirklichkeit zersprengt, von de» Buren nur noch einige wenige Banden im Felde, die sich in den Bergen versteckt hielten. In der Oranje-Kolonie habe das Blockhaus - System das Land südlich der Linie Kimberley-Kron- stadt-Natalgrenzc von Buren frei gemacht: auch in Transvaal sei durch die Blockhäuser ein großer Theil de« Landes gesäubert und die Eisenbahn gesichert. Das Wiedererwachcn des Geschäfts lebens in Johannesburg sei ein Anzeichen, um dessentwegen Eng land sich beglückwünschen könne. Noch drei große feindliche Truppenkörper befänden sich aus dem Kriegsschauplätze, nämlich derjenige Dewet«, der unter Umständen eine zu fürchtende Streit macht werden könnte, derjenige unter Botha, der in seinen Be wegungen durch die letzten Operationen sehr gehemmt sei, und Delarey« Truppe. Kitcheners Plan sei es, diese Truppcnkörpcr zusammenzudrängen und zu einem Gefechte zu zwingen. Da« BlockhauS-System gebe die Sicherheit, daß die englischen Truppen früher oder später im Stande sein würden, einen großen Truppen körper der Buren zu einem solchen Kampfe zu veranlassen. Jede« dieser drei Kommandos könne etwa 2000 Mann stellen. — Die Kriegskosten der Engländer betrugen im Etarsjahrc I900/I90l 63 Millionen Pfund, in I90I/I902 61 Millionen. Einen Theil des Jahres hindurch zählte da« Kriegs herr in Südafrika 250000 Mann, am 1. Januar d. 237 000 Mann. Im Durchschnitt wurden monatlich 24 000 Pferde ge kauft. Mit dem Troß betrug die Gesammtzahl der dem Kriegs hcer Angehörenben 280000. Die Regierung mußte durchschnitt lich 208 000 Pferde und Maulthiere, 30000 Ochsen, 27 00O gefangene Buren und 15001X1 Köpfe von der Burcnbevölkerung unterhalten. — China. Am Freitag wurde die erste Rate der festge setzten Entschädigung, I8200O0 Taels, der europäischen Banken kommission in Peking übermittelt. — Peking, 1. Februar. Heute wurden die Damen des diplomatischen Korps mit ihren Kindern von der Kaiserin-Wittwe, dem Kaiser und der jungen Kaiserin empfangen. Sie wurden in sehr liebenswürdiger Weise bewillkommnet und beim Abschiede mit Andenken beschenkt. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 31. Januar. Die sächsische Zweite Stände kammer Hai gestern da« VcrmögenSsteuergesctz in der von der Kommission beantragten Fassung bei namentlicher Abstimm ung mit 66 gegen 9 Stimmen angenommen. Die Debatte war bewegt und e« waren sowohl namhafte nationalliberalc wie kon scrvative Redner, welche Bedenken gegen die Vorlage erhoben, namentlich wurde der Befürchtung Ausdruck gegeben, daß die Vermögenssteuer in lästiger, „ja ungeheuerlicher" Weise in die persönlichen Verhältnisse cingrcifcn werde. Unter großem Bei fall brach der Vizepräsident der 2. Kammer, IN. Schill-Leipzig, Führer der nationalliberalen Partei, eine Lanze für da« Gesetz. Da« Prinzip der Vermögenssteuer habe sich in ganz Deutschland Geltung verschafft. Die Vermögenssteuer sei eine Nothwendig keit, eher könne man die mitunter viel drückender wirkende Ein kommenstcuer herabsctzen. Die letztere, wie mehrfach gewünscht werde, noch mehr erhöhen, wäre eine Schädigung des Mittel und Kleinstandes, die Niemand vor dem Lande verantworten könne. Mit der vielgepriesenen Erbschaftssteuer biete man Steine statt Brod. Der Abgeordnete Müller-Leipzig (ntl.) führte aus, er kenne die preußische Vermögenssteuer aus Erfahrung, ihm seien durch dieselbe niemals Unannehmlichkeiten erwachsen. ES sei nur zu wünschen, daß bei der Einschätzung der Einkommensteuer in Sachsen immer so coulant vorgegangcn würde, wie in Preußen bei der Vermögenssteuer. Finanzminister v. Watzdorf gab hier auf die Versicherung, die Regierung werde auch in Sachsen für die größte Coulanz in dieser Hinsicht sorgen. — Dresden, I. Februar. Hier hat sich ei» Komitee hervorragender Geschäftsleute und Industrieller gebildet zweck geschäftlicher Boykottirung sämmtlichcr nicht deutsch korrespond- dirender Firmen Böhmens. — Leipzig. Zur Warnung für Soldaten de« Beurlaubten stande« mag folgender Fall dienen, der am Dienstag verg. Woche da« hiesige Kriegsgericht beschäftigte. Zu verantworten hatte sich der vielfach vorbestrafte Kanonier der Landwehr Hill. Der