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- Erscheinungsdatum
- 1901-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190110197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19011019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19011019
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
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Monat
1901-10
- Tag 1901-10-19
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Monat
1901-10
-
Jahr
1901
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fall« au den Beinen oe» Berg hinab in de» Prießnitzgruiid ge- zcrrl und hier liegen lassen. Die staatsanwallschaftlichen Erheb- ungc» sanken Heine Bormittag statt: die Sektion Hal ergeben, daß ein Lustmord vorliegk. Leider ist bi« jetzt »on dem Thäter noch leine Spur zu finden gewesen. Die Ermordete ist die auf der Königsbrücker Straße in Klotzsche wohnhafte Privata Bohnstedt. — Leipzig, >6. Oktober. Dem am 16. Oktober 1883 in GerSdorf bei Leisnig geborenen Tischlergesellen Earl Irmscher, der nach Besuch der Dorfschule zu Ostern 1901 seine Lehrzeit bei dem Tischlermeister Bernhard Katzschmann in Lei«nig voll- endcie, wurde aus Grund seiner hervorragenden gewerblichen Arbeit, eine« eichenen Vcrtikow«, welche« er al« Gesellenstück an- fcriigic und da« von der Tischlerinnung al« vorzüglich befunden wurde, nach bestandener erleichterter Prüfung un Schriftlichen und Mündlichen von der königlichen Prüfungskommission für Einjahrig-Freiwillige zu Leipzig der Berechtigungsschein zum ein jährig-freiwilligen Dienst crtheill. — Grimma, 17. Oktober. Heute Mittag 12 Uhr ist c« endlich gelungen, den seit Sonnabend verschütteten Brunnen bauer Thiele lebend ans Tageslicht zu bringen. Er be findet sich verhältnißmäßig wohl. Heute früh drei Uhr war in der Schalung oc« eingcstürztcn Brunnens eine kopfgroßc Oeffnung vorhanden, durch welche man dem Verschütteten ein Handtuch und eine wollene Decke reichen konnte. Er erhielt auch von Zeit zu Zeit Nahrung, aber da die Aussichten, ihm von dieser Stelle aus zu befreien, nickt sehr günstig waren, so halte der Ober steiger Krügel einen zweiten Ichackt in Angriff genommen. Aber Mittag« '/r>2 Uhr ist dieses schwierige Werk doch noch durch den Eisenrohr-Skollen gelungen, dank der unermüdlichen An strengungen de« Vizefelvwcbel« Behrens, des Sergeanten Selt mann und de« Häuer« Grimm aus Kaditzsck und bank der An ordnungen de« Obersteigers Klügcl-Naundors. Es mußten Löcher in die Schalung gebohrt werden, von ihnen au« mußten mit einer Stichsäge Einschnitte gemacht werden. Dann galt e«, da« Holz centimeterwcise abzustemmcn. Thiele half von innen selbst mit. Schließlich versuchte man, ihn in die Oeffnung zu ziehen, aber, so erzählte Grimm, es ging nicht, Thiele vermochte die linke Schulter nickt mit hercinzubringen, ein Pfahl Ivar im Wege. Grimm mußte mit einem Feldkessel nock mehr Sand hcraus- schasse». Je fünfmal mußte er, um einen Eimer zu füllen, durch die engen Rohre hindurchkricchen. Dann war noch das Lock in der Schalung zu erweitern, und nun gelang das schwere Werk. Thiele, der an einen Gurt befestigt war, wurde durch die engen Rohre gezogen. Wohl rissen ihm die Hosen vom Leibe, aber gehe es wie es wolle. Nur durch! Und es ging. In peinlicher Spannung harrten die den Brunnen Umstehenden inzwischen aus jede« Zeichen au« der Tiefe. Eimer mit Werkzeug wurden heraufgewunden — ein gute« Zeichen: da erscholl, damit in diesen feierlich bewegten Minuten auch der Humor zu seinem Reckte komme, der Rus nach ein Paar Hosen aus der Tiefe, und ein Pionier suchte einen verschwiegenen Platz aus, von dem her alsbald ein Paar Beinkleider gebracht wurden. Ein fröhlicher Zug glitt über jedes Gesicht und ging ein Ausathmcn durch die Menge. Genau Mittags 12 Uhr war es und der Sonnenschein war eben voll dnrchgebrochcn, da brachte das Seil den Geretteten empor. Und siche da, auch er sah, gleichwie seine auf der Leiter empor gestiegenen Retter, vergnügt aus, sein hübsche«, jugendliches, bart lose« Gesicht war leicht geröthet, sodaß er durchaus nicht den Eindruck eine« Menschen machte, der 118'/., Stunden 16 Meter rief in Todesangst unter der Erde gelebt hat und davon 94 Stunden ohne Nahrung. Mit lautem „Glückauf" begrüßte er da« Tageslicht, mit Handschlag die ihn umgebenden Pionier- Unteroffiziere. Er lackte, al« er die Kameraden wieder iah, über da« ganze Gesichl und Ivar zum Scherze» aufgelegt. Als man ihn von dem Gurt und von den Stricke» befreit hatte, durch welche er ans Zeil befestigt war, ihat er einen Schritt nach vorwärts, hielt sich jedoch gleich wieder an einem Balken an, fodaß man ihn zum Sitzen nöthigte. Als er faß, zog er die Kniee gegen den Leib und zeigte, in welcher Lage er die Zeit im Schacht habe zubringen müssen. Hierauf wurde er in« Krankenhaus gebracht. Im Belke streckte er fick dann behaglich. Eine Wärmflasche lehnte er als überflüssig ab. Ihm sei warm genug. Zunächst bekam er Kakao, dann zwei Glas Portwein. Dann badete er. Er stieg die Treppe allein herab und herauf, kleidete sich auch allein wieder an und unterhielt sich über den Brunneneinsturz. Tritt in Thieles Befinden nicht noch ein Rückschlag ein, so hat das unglückliche Ercigniß einen Ausgang genommen wie ihn so günstig wohl Niemand mehr zu hoffen wagte. — Großenhain, lü. Oktober. Der Unglücksfall de« Brunnenbauer« Thiele in Grimma, ruft ein ähnliche« Ereigniß, das in der Großenhainer Gegend vor 35 Jahren geschah, in die Erinnerung. Im Dorfe Ponickau waren :! Brüder, Namen« Mujcktcr, im Dezember 1866 mit dem Bau eine« Brunnens beschäftigt; al« sich zwei von ihnen in der Tiefe befanden, stürzte der Brunnen ein und verschüttete die Unglücklichen. Schnell hcr- zugeholte Bergleute au» Dötlingen arbeiteten acht Tage, um sie auszugraben, gelangten aber nicht ans Ziel. Man hielt die Fortsetzung de« Rcttungswerkes für zwecklos, daher ward über die Unglücklichen der Segen gesprochen und die Zuschüttung des Brunnens beschlossen. Aber aus Bitten der Angehörigen der Verschütteten ließ der Maurermeister Böhniig aus Ortrand auf eigene Kosten weiter nachgraben, und am I I. Tage wurden die beiden Verschütteten noch lebend aufgesundcn. Der eine derselben hatte Platz gehabt zum Stehen, der Andere hatte knieen müssen. Durch Kauen von ein wenig Tabak und durch Aussaugung von Regentropfen niittcl« eine« Pfcifenkopfc« hatten sic ihr Leben so lange gefristet. Der schreckliche Beschluß von der Zuschüttung des Brunnens war von ihnen deutlich gehört worden, ohne daß sie sich bemerklich zu machen vermochten. Durch sehr vorsichtige Pflege machte ihre Wiederherstellung io rasche Fortschritte, daß sie bereits am folgenden Sonntag in der Kirche am Altäre Gott Lob und Dank darbringen konnten. Meerane, In. Oktober. Eine große Freude widerfuhr in diesen Tagen einem in Merlach bediensteten Schcuncnknechl dadurch, daß er ieinc vor 6 Jahren beim Eggen verlorene Taschenuhr, welche in einer Hornkapsel lag, beim Ackern wieder fand. Die Uhr hatte, trotz der langen Zeit, während welcher sie unter der Erde lag, nicht gelitten, denn sie geht, wenn auf gezogen, genau »och so, wie vor 6 Jahren. Hmtkiche Mittheiluugeu aus der Sitzung »es Stadtrat-es zu -itzeuk»« vom 3. Oktober 1901. Anwesend: 5 RathSmitglirder, Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. 1) In Bahnsachen will man die Regierung um Au-kunft über den derzeit- vorbebalten. 2) Der Rath nimmt Renntniß von der Uebersicht der Stadtkasse aus den Monat September 1WI, » i. von dem Prüfungsbefunde der Schulgeldrechnung auf da» Jahr I90tt, von der Einladung zur V. Hauptversammlung deS Verein- für sächsische Volkskunde und «I. vom Au-qange eine- Strafverfahren» in Beleidigung-fachen. 3) Dem BezirkSobstbauvereiu tritt man al- koporativeS Mitglied bei. 4) Den Beschlüssen de- Schulau-schusse-, mehrere Schulgeldrrlatzgesuche betr., ertheUt der Rath Genehmigung 5) Das vormal- Siegel sche Feldgrundstück am oberen Wasserbehälter wird anderweit auf 8 Jahre verpachtet. 6) Die Prüfung der Sparkafsenrechnung auf da- Jahr lüOO wird dem Kaffenrevisor Pretzsch in Rippien b. Dresden übertragen. 7) Eine Reklamation gegen eine Nachzahlung-Verfügung zu den Stadtan« lagen findet Berücksichtigung während ein Steuererlabgesuch theilweise genehmigt wird. Außerdem kamen noch 2 Straferlaßgesuche, I Schankkonzessionssache. sowie verschiedene andere Angel^enheiten zur Erledigung, die des allgemeinen Eine zeitgemäße Erinnerung. Die englischen Berichterstatter unv militärischen Kritiker ziehe» in ihren Schriften über den südafrikanischen Krieg mit besonderer Vorliebe Vergleiche zwischen der deutschen und englischen KriegSführung und wählen dabei vorzugsweise Bei spiele aus dem deutsch französischen Kriege. Zn echt englischer Ueberyebung, Ncbcrschätzung der eigenen und Unterschätzung der deutschen Leistungen kommen sic fast immer zu dem Schlußuriheil, daß die englischen Söldner sich in jeder Bc ziehuug mit den deutschen Truppen messen könnten, ihnen sogar in mancher Hinsicht, besonders in persönlicher Tapferkeit, fiel teilweise überlegen gezeigt hätten. Diese englischen Behaupt ungen bedürfen keiner Widerlegung. Wer sich mit den deut scheu Kriegen des 19. Zahrhunderts beschäftigt hkit, weiß ganz genau, daß es überhaupt eine Unmöglichkeit, nm nicht zu sagen Lächerlichkeit ist, die auf Grund der allgemeinen Wehr pflicht ausgehobenen und in jahrzehntelanger sorgsamer Arbeit von den Hohenzollcrnherrschern für den Kriegsdienst erzogene» und herangebildetcn deutschen Truppen mit den englischen zu sammen zu nennen. Bei aller Tapferkeit der britischen Ossi ziere und Mannschaften können sie doch in keiner Weise den Vergleich mir deutsche» Truppen aushalten. Mit vernichten der Schärfe hat sich neuerdings der General Sacharow, Chef des Generalstabes der russischen Armee, in wenigen Worten über die britischen Truppen in Südasrika geäußert, indem er sagte: „Die englische Taktik während diescsKricges bestehe darin, sich zn ergeben." Die lehren Vorkommnisse in Südafrika sind geeignet, das in dieser Allgemeinheit vielleicht etwas zu weit gehende Unheil einerseits zu bestätigen und andererseits zu zeige», daß die Bure» cs sind, welche in ihrem Verhalten an die Bravour der deutschen Truppe» im großen Kriege er inner». Wir denken hierbei an die wenig ruhmreiche Hall ung der Engländer bei Utrecht, wo sich etwa 18» Mann mit 5 Offizieren ergaben, und an den beinahe gleichzeitig mit Erfolg nnternommenen Durchbrnchsversnch des Burenfnhrers Smuts. Das Vorgehen des Letztgenannten ruft die Lage insGe dächtniß, in der sich am 26. u. 27. Dezember 187» der Oberst leutnant v. B ölte » st e r n vom .Infanterieregiment Nr. 79 befand, der bei einer selbstständigen Unternehmung im Loir Thal mit sechs Kompaguicn, einer Eskadron und zwei Ge schützen in der Gesammtstärke von etwa läim Mann sich Plötz lieh von 8 bis lu.mm Mann, drei Batterien und zwei Mitrail lensen nnter General Zonfsro» von allen Seiten umstellt sah, sich aber den Franzosen nicht ergab, wie das in solchen Fällen englische Praxis ist, sondern sich in glänzender Weise durch die Reihen der ihn bedrängenden Feinde hindurch schlug. Diese hervorragende Wassenihai ist nicht so bekannt geworden oder in der Erinnerung geblieben, wie sie es verdient. Wir lassen deshalb einen Belicht darüber nach der im Fahre 1883 vom gioßcn Generalstabe herausgegebcneu Darstellung nach stehend solgen: General de Zonssrop war am Abend des 26. nach seiner Ankunft in Besse sur Braye zunächst noch in Zweifel gewesen, ob er sich aus St. Calais oder gegen den Loir wenden solle, hatte Sann aber durch deu Maire von Les Reiches die Anwesen heil des Detachements Bastenster» in Montane und Les Roches ersahren. Er beschloß daher sosort, sich mit allen Krästen auf diese feindliche Kolonne zu werfen und rückte am 27. Dezember in aller Frühe zunächst nach Fontaine ab. Seine Rachrichten waren ziemlich genau: das deutsche Detachement sollte etwa lärm Mann an .Infanterie und Kaval lerie stark sein und 4 Geschütze mit sich führe». Dem fran zösischen General standen 8mm bis Ui,G»> Mann, drei Bal tericn und zwei Mitrailleuscn zur Verfügung. .In Fontaine erfuhr er dann auch das Nähere über die von Oberstleutnant von Boltenstcrn am 27. im Laufe des Morgens getroffenen Maßnahmen. ,In Les Raches seien nur Uw, in Montane etwa Mann zurückgeblieben, alles Andere auf Troo wci- termarschirt. Nur in Bezug auf die Loir-Uebergänge war der General falsch berichtet, da er sich der Meinung hingab, daß die von den Franzosen zerstörte Brücke bei Montoire noch nicht wieder hergcstellt worden sei. So beschloß er, sich des Ucberganges bei Les Roches zu bemächtigen, die Straße Montoire Savigun in der Höhe von St. Quentin zu be setzen und mit dem Rest seiner Truppen den Gegner bei Troo anzugreisem, um denselben in das Dreieck St. Quentin Les Roches Monteure zurückzuwcrsen und so zur Ueberezabc zn zwingen. .In dem Gemeindchause von Fontaine fetzte General de Zoufsrop seine Unterführer von der allgemeinen Lage in Kenntnis; und ertheilte die näheren Befehle. Ma» zweifelte nicht am Erfolge: ..mm* len temmn nette toln" lmir werden sic dicscs Mal scsthaltens klang cs bald durch die französische» Reihen. Ein Bataillon des 4->. Marsch Regimentes, die Eklaireurs der Gironde nebst einer Batterie sollten Les Roches angreifen, das Marsch Jäger Bataillon Fossc besetzen und Vie beiden anderen Bataillone des 47>. Marsch Regimentes sich auf der Straße Zavigni Montoire in der Höhe von St. Quentin aufstcllen. Eine Reserve, aus Thcileu der 2. Brigade gebil vet, erhielt die Bestimmung, zwischen Fontaine und St. Qucn tiu zur Verfügung zu bleiben, während der noch übrige Theil der Division aus Troo Vorgehen sollte. Es scheint, daß sich später der Angriff mit drei Bataillonen und einer Batterie gegen Troo, mit fünf Bataillonen, einer Batterie und den Mitrailleuscn gegen Montane und mit einem Bataillon und einer Batterie gegen LeS Roches richtete, während die Ka vallerie nach Vendmne hin aufklärte. Die Hauptkolonne, die mittlere, hat sich im Verlaufe des Kampfes daun offenbar gethcilt, da Montan nur schwach angegriffen worden ist, die Hauptkräfte, unter General de .Iousfroys eigener Führung, dagegen sich östlich St. Quentin guer über die Straße gelegt und bis zum Loir hin ausgedehnt haben. Wie langsam die Bewegungen der Franzosen auch vor sich gingen, so hatte der Aufenthalt, welchen Oberst Leutnant v. Boltenstcrn in Troo und vor Sauge gefunden, denselben doch Zeil tzcnug gewährt, um die Rückzugslinic der Deutschen völlig zu Werren, und es war dies gelungen, ohne daß von deu in nördlicher Richtung vorgegangeuen, theilweise »er sprengten Ulanen Patrouillen irgend welche 'Nachrichten über den französischen Anmarsch beim Detachement eingingen. Als Oberst Leutnant von Bolteustern die ersten Kanonen schlisse in seiner Flanke vernahm, glaubte er vorerst noch, baß es sich nur um ein Gefecht handeln könnte, in welches das in dortiger Gegend vernutthetc Detachement Körber verwickelt sei. Zn beschleunigtem Marsch wollte er demselben zu Hilfe eilen. Bald aber meldeten die nach jener Seite aufklärcndcn Ulanen, daß feindliche .Infanterie aus den Höhen nördlich von Montoire sichtbar sei: es wurde klar, daß der Kanonendonner dem eigenen Detachement gelte. Bei Ferme l'Archc sah sich der au der Spitze marschirenbe Rittmeister v. Poremskn plötzlich einer feindlichen Schützenlinie gegenüber, welche den Raum zwischen Veit Höhen und dem Loir besetzt hielt. Ei» Zug unter Leutnant Kirchner ritt gegen dieselbe an, wurde aber »in Vcr lust zurückgcwiesen. Als nun auch die .Infanterie die östlichen Gehöfte von St. Quentin erreichte, schlugen ihr feindliche Artillerie Geschosse entgegen. Es konnte jetzt keinem Zweifel mehr unterliegen, daß man umstellt war und die Rückzugs straße verloren hatte. Oberstleutnant von Boltenstern zog sofort die beiden Oieschütze vor. welche zwischen dem östlichen Gehöft von St. Quentin und der Ferme l'Archc auf der Chaussee nach der linken Flanke hin abprotzten. Heftiges Feuer empfing sie von allen Seiten. Trotz der Ueberlegenheit der französischen Artillerie ließ Leutnant Bachmann nur Vas auf etwa llmi Schritt gegenübcrstehende feindliche Fußvolk zum Ziele neh men. Auch die diesseitige .Infanterie hatte sich inzwischen nach der bedrohten Flanke hin entwickelt. Die ln. Kompagnie war im Laufschritt zur Besetzung der unbedeutenden Bau lichtesten der Ferme l'Arche vörgczogen worden, rechts neben ihr entfaltete die 8. eine Schützenlinie im Chausseegraben und besetzte mit ihrem Reste ein einzeln stehendes Haus. Zu beiden Seiten der Geschütze schwärmte die l2. im Straßengraben aus, die l l. besetzte aus dem äußersten linken Flügel ein Gebäude mit anstoßender Stallung und einen von hier sich nach den Höhen westlich von Chalap-Chnteau hinziehcn den Graben. Die 7. Kompagnie suchte mit der Bagage eine gedeckte Ausstellung in St. Quentin, wo auch die Schwadron einigen Schutz gegen das feindliche Feuer sand. . . . 'Nur weiße Rauchwolken machte» Vie Linie des in liefen Gräben gedeckt stehenden Feindes kenntlich, der mit seinen weittragenden Gewehren das Gelände der Front und Flanke bestrich, ohne durch das Feuer der deutschen .Infanterie er reicht werden zu können. O berst-Leutuant v. Bolteustern ließ die I». und 12. Kompagnie daher einige Hundert Schritte vor gehen, wo sie in einem von den Höhen nach der Chaussee führenden Graben Stellung nahmen, so daß sich ihr linker Flügel bis Halbwegs zu den Höhen ausdchnte. Es entspann sich hier bald ein heftiges Feuergcfecht, während dessen man hinter der feindlichen Schützenlinie auch Kolonnen von der Höhe in der Richtung auf die Straße hernbsteigcu sah. Au der Chausscebiegung nach Montoire waren bald vier geschlos senc 'Abtheilungen erkennbar. Hinter der feindlichen Schützen linic hatte eine Batterie abgeprotzt nnd zwei Geschütze bis in Vie unmittelbare 'Nähe eines einzeln stehenden Hauses vorgeschoben. 'Nach kurzem Kampfe waren diese durch Leut nant Bachmann außer Gefecht gesetzt und konnten nur müh sam zurückgeschasst werden. Hinter der ersten Schützenlinie sah man jetzt aber eine zweite entwickelt, stärker als die vor dere und bis zum Loir reichend. I Schlug folgt.) Maröaras Sövne. Ljcitcrc Liliicr ans dem Schnllrbrn eines alle» Arlillerilieii. Bon Th. Schmidt. (7. Fortsetzung» Die Lehre von der „Aehnlichkcit der Figuren" nach „Molch s" Auffassung. Unser Lehrer begann nun damit, uns zu ermahnen, bei der morgen stattfindcnden Prüfung vor der eingesetzten Prüfungs- Eonnnission reckt deutlich zu aunvorten und uns nicht durch die Anwesenheit der vielen höheren Offiziere beirren zu lassen. „Sie wissen, vag von den, Ausfall dieser QuartalSprüfung da« Ver bleiben Vieler unter Ihnen auf der Schule abhängt. Meiner Ansicht nach werden Sic Alle auf der Schule verbleiben. E« sind da freilich noch viele Schwache, aber bei gutem Willen werden auch diese am Schluß der Schule mit einem befriedigenden Zeug nisse entlassen werden könne»; wie gesagt, hängt das lediglich von dem Fleiß und Eifer der Betreffenden ab. — Nun, Ober gefreiter N. . .," wandte der Lehrer sich an den soeben zögernd cingctretenen Säumigen, „wo ist man denn so lange gewesen, die Uhr ist bereits ein Viertel nach acht; ein solche« Zuspätkommen gefällt mir gar nicht." Der BedaucrnSwerthe hielt sich in respektvoller Entfernung au« dem Gesichtskreise de« Lehrer«. Sein Gesicht war geradezu schrecklich anzusehc». So etwa muß Jemand aussehcn, der eine geraume Weile „gewürgt" worden ist. Da«, wa» sonst weiß im Auge ist, war bei ihm roth. Welcher nervenerschüttcrnde Aktu« hatte sich an ihm da unten in den Räumen, wo „Heulen und Zähneklappen" herrscht, vollzogen? „Ich bitt' um Entschuldigung, ich ... es war mcr so ... so ibel zn Muth." „Hm, sind wohl unsolide gewesen?" „Daß ich nicht wüßt, Herr Leutnant, kanz wohl hab ich mcr in ten letzten Dhagen überhaupt nicht kcfichlt." „Hat Obergefreiter 'N. . . das gegen Jemand von Ihnen laut werden lassen?" wandte der Lehrer sich an uns. „Jawohl!" antwortete» mehrere Schüler. „So, nun dann setzen Sie sich," bedeutete er dem „Kranken". „Sind Sic denn jetzt wieder besser?" „ES kcht so einigermaßen." „Schonen Sie sich heute, damit Sie morgen sich nicht krank zu melden haben. Ich möchte nicht gern, daß Jemand bei der Prüfung fehlt." Unser „Sache" schlich sich geräuschlos auf seinen Platz, froh, mit heiler Haut davon gekommen zu sein. Ach, wenn doch alle Lebrer so kurzsichtig waren, seufzten wohl Viele nnter uns, welche „JsegritziS" Strenge zu fürchten hatten. „Ich werde nun mit Ihnen einmal kurz da« Wichtigste in der Mathematik und Geometrie wiederholen," sagte der Lehrer. Wider Erwarten fielen die Antworten auf die Fragen des Lehrer« zu dessen Zufriedenheit au«. Sowohl in der Planimetrie, wie in der Stereometrie wußten wir die schon vor langen Wochen gelernten Lehrsätze zufriedenstellend zu explizircn. Da« ermuthigtc den alte» Herr», zu einem schwereren Kapitel über- zugchen, da« wir noch nicht in p!en» durchgenommen hatten.
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