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sand am »ergangenen Sonntage La« Jahrerfest oe« Verein« zur Förderung christlicher Liebe»«erke in Eidenstock, Schönheide, Stützengrün, Sosa und Carl«sel» stall und zwar al» Mission»sest. Der Aestgotte-dienft in der wegen eine» Renovaiion»- daue» gegenwärtig mit Gerüsten umgebenen freundlichen Kirche war gul besuch!. Der Feftprebiger, Herr k. Weichest au» Wilkau, »erstand e», im Anschluß an Luc. 15, 31—32 die Festgemeinde sür da» Mission-Werk zu begeistern. (Ehristi Missionsruf: »Helft unsern Brüdern!' 1. Er führt un» in der Brüder Noth: sie sind todt und verloren; 2., er mahnt un» an unfern Reichthum: wa» mein ist, da« ist dein , 3., er zeigt un» da» Ziel unsrer Arbeit: sie sind gesunden und lebendig geworden). Herr Kantor Elauß trug durch Borführung einer vorzüglich einstudirten Motette, zu der ihm auch fremde Kräfte freundlich sich zur Verfügung gestellt hatten, wesentlich zur Erbauung der Festgemeinde bei. Den liturgischen Theil de» Gottesdienste« hatte Herr k. Schmidt au« Rothenkirchen übernommen. Die bald nach dem Goller dienste im nahegelegenen Gasthose veranstaltete Nachversammlung war stark besucht; namentlich batte sich auch eine größere Anzahl von Mission«sreunden au« Eibenstock eingefunden. Nachdem der derzeitige Vorsitzende de« Verein«, Herr I'. Gebauer au» Eiben stock, die Versammlung begrüßt und zu sreudiger Mitarbeit an denjenigen Liebeswerken ermuntert hatte, die zu fördern der Verein sich zur Ausgabe gestellt hat, nämlich der äußeren und inneren Mission, der Guftav-Adolf-Sache und der Bibelverbreitung, nahm Herr Missionar WannSke, der nach achtunddreißigjähriger treuer MissicnSarbcit in Indien jetzt im Ruhestand in Wurzen lebt, da» Wort, um in umfassender und ost hochinteressanter Weise die auf dem tamulischcn Missionsgebiete bestehenden Ver hältnisse, auf die wir hier leider nicht näher cingehen können, darzulegen und zu treuer Mitarbeit die Versammlung aufzu rufen. Die Bitte, welche der Ort-pfarrer Herr I?. Häßler hieraus au-jprach, die MissionSsreunde möchten doch wie im FestgotteSdienst, so auch jetzt in der Nachversammlung eine Gabe sür die Mission opfern, sand willige« Gehör, und zu den 37 Mk. 4,d Pfg., welche den Ertrag der AotteSdienstkollektc bildeten, ge sellten sich II Mk. 69 Pfg. Gaben in der Nachversammlung, sodaß zusammen 49 Mk. 17 Psg. Festgabe an den Hauptmissions verein eingesandt werden können. Ebenso erreichte einen schönen Erfolg Herr I'. Kräh aus HundShübel, welcher verschiedene MissionSschrifien (kl. Missionsglocke, Palmzweige) und die beliebten kleinen Missions-Sparbüchsen empfahl. Denn die Anwesenden nahmen sich gern ein Andenken an die schöne Feier mit, und in kurzer Frist waren 25 Sparbüchsen und 113 kleine Mission« schritten vergeben. Der hierbei erzielte Reingewinn an 5 Mk. — Pf. wird gleichfalls an den HauptmissionSoerein eingejandt werden. Die verschiedenen Ansprachen waren von Gesängen eingerahmt, in welche die Versammlung fröhlich einftimmte. Möge da» vom schönsten Wetter begünstigte MissionSfest im freundlichen Stützen grün einen nachhaltigen Segen bei allen Theilnehmern hinterlassen! — Schönheide. Montag, den 5. d. M., Vormittag« gegen 10 Uhr ist die 3-/, Jahre alte einzige Tochter de- Me chaniker« Bruno Schmidt hier in den an der Straße nach dem oberen Bahnhose in Schönheide gelegenen, der Bahnverwaltung gehörigen Brunnen gefallen und ertrunken. Da« Kind wurde al« Leiche au« dem Brunnen gezogen und waren die von dem herbeigerusenen Arzte angestelltcn Wiederbelebungsversuche ohne Erfolg. Da» Kind hat mit anderen Kindern gespielt, hat Wasser zum Spielen holen wollen und ist dabei in da» große Schöpfloch gefallen. — Dresden, 6. August. Wir hatten seiner Zeit Gelegen heit, zu berichten, wie ein Rentier ein Kapital von 66,000 Mk. gerettet hatte, indem er rechtzeitig noch vor dem Eintritt de« Krach» seinen Aktienbesitz zu dem damaligen hohen Kurse ver äußerte, um seinem Neffen sortzuhelsen. Nicht so glücklich ist ein Offizier weggekommen, welcher sich al» Leutnant verheirathet und die vorgeschriebene Kaution von über 60,000 Mark erlegt hatte. Al» er Hauptmann wurde, hatte er nicht« Eiligere« zu thun, al» diese» Kapital in Aktien de« Elektrizitätswerke« Kum mer L Co. anzulegen, um dann durch die eingctretene Katastrophe um sein ganze« Geld zu kommen. — Leipzig, 8. August. Der in Bad Sooden a. d. Werra zur Kur sich aushaltende Kaufmann Lehmann au« Leipzig, der bei dem Leipziger Bankkrach ca. 170,000 M. verlor, ist infolge de« Unglück«, da- ihn betroffen, irrsinnig geworden. Er machte bereit« mehrmals den Versuch, feine Frau und Kinder zu er morden, warf sich auch einmal vor den Eisenbahnzug und konnte nur mit knapper Noih vor einem heranbrausenden Zuge recht zeitig gerettet werden. Gestern endlich brachte er sich die gräß lichsten Wunden am Halse bei, sodaß L. nach Anlegung eine» Nothverbande» in eine Irrenanstalt geschafft werden mußte. — Deuben bei Dresden, 7. August. Allgemeine Ver wunderung erregt hier, die Inhaftnahme de« früheren Rechtr auwalt« und Notar« Unger, über dessen Vermögen kürzlich der Konkur« eröffnet worden war, wegen Unterschlagung ihm anver trauter Mündelgelder, von ihm eingezogener, aber an seine Auf traggeber nicht abzelieferter Gelder au« Wechselprozessen :c. Wie verlautet, hat sich Unger der Königlichen Staatsanwaltschaft in Dre»den selbst gestellt. — Auerbach, 6. August. Der hier wohnhafte Schiefer decker Rehm ist am Montag in Reib old »grün bei der Arbeit auf dem Dache au«geglitten und in die kiese gestürzt. Hierbei erlitt Rehm neben argen Quetschungen auch einen Schädelbruch und wurde schwerverletzt dem hiesigen Stadtkrankenhause zugeführt. — Falkenstein, 8. August. Von dem gestern Abend 10 Uhr 8 Minuten au« Zwickau hier eintreffenden Personenzuge wurde unweit der Haltestelle Ellefeld ein verheiratheler Ofensetzer au« Mühlgrün, Vater von drei Kindern, namens Petzold, über fahren und vollständig zerstückelt. — Auf einigen sächsischen Schmalspurlinien werden demnächst Wagen einer ganz neuen Gattung in Betrieb gegeben, und zwar handelt e» sich um sogen. Rollwagen, die den Zweck haben, den Uebergang drei- und mehrachsiger Normalspurgüter wagen ohne Umladung de« Gute» auf die Schmalspurbahn zu ermöglichen. Die Wagen werden mit den auf den Spurwechsel stationen getroffenen Einrichtungen einfach aus den Rollwagen aufgeladen. Aus diese Weise werden die Kosten der Umladung gespart, und im übrigen erleidet da« Gut auf den Spurwechsel stationen keine Verzögerung. — Vielfach erwartet man einen starken Rückgang der Kohlenpreise. Die Montanindustrie und andere Gewerbe haben weil geringeren Kohlenverbrauch al« sonst. Während e« früher an Kohlenwagen so oft fehlte, sind leere Kohlenwagen jetzt fast überall zu finden und von der Bahnverwaltung kaum unier- zubringen. Außer dem matten Geschäfrlgang gerade der kohlen bedürftigen Industrien und der großen Aengstlichkeit und Unsicher heit, die im Handel und in der Industrie allgemein herrschen und Abschlüsse verzögern, wird aus die Steinkohlenpreise vermuthlich auch die erstaunliche Zunahme der Braunkohlcnbesörderung auf der Elbe drücken. 2. Ziehung 2. östlasse 14». Köuigk. Seichs. Laubes-Lotterie, gezogen am 6. August 1901. 40 000 «art au! «r. 56523 20.000 «art aus Ar. 30284 10.000 Mart aus Ar. 81536. 5000 Mait auf Nr. 8388. 2000 «art aus Nr. 3538 4383 17774 83017. 1000 «art aus Nr. 4487 12570 12867 88100 88552 77723 84315 35258. LOO Mark aus Nr. 4883 28353 32642 35468 40635 44855 45428 46222 46831 50284 51273 87080 75175 78782 80I5I 80434 82088 86368 ^^200 114 1178 2534 2555 3707 4387 5513 8461 10344 10326 >0770 13886 14578 15733 18186 18438 18836 12878 25242 27387 30235 30358 30363 32088 32752 35365 38128 32747 32761 41034 43326 43821 45414 46132 48063 48133 48386 43038 53004 53247 54752 54783 55213 57185 57757 58745 60558 63612 64530 67352 68263 62601 70448 72461 73354 75437 77233 77438 72038 80515 80657 85712 86013 87305 88481 88616 S88II 88862 30333 32161 33145 33846 36622 33436 83747. Sitzung des Bezirksausschusses der Königlichen Amtshaupt- maunschakt Schwarzenberg, am 5. August 1901. Der Bezirksausschuß hält 1) wcge»i der Verordnung des Königlichen Ministeriums deS Innern, das Verhalten der Geschirnübrer in der Nähe von Eisenbahnen und Schie nenüdergängen detr., die Anstellung eingehender Erörterungen über die vorbandenen gefährlichen Stellen für erforderlich, 2) nimmt die Wabl der Vertrauensmänner für die Ausschüsse zur Wahl der Schöffen und Geschworenen für den neuen Amtsgerichtsbezirk Aue, sowie die Wahl von 2 Mitgliedern der Bezirksversammlunb zur Prüf ung der von den Ortsbebörden aufzustellenden Veneichnisze über die Übungen vor, 3) tritt wegen Bewilligung von Beihilfen kür Volksbibliotheken den Vor schlügen der Königl. Amtsbauptmannschart, bez. des Herrn Bezirksschul inspektors bei, 4) beschließt hinsichtlich der Entscheidung der Einkommensteuer-Einschätzungs kommission wegen der Reklamation des Bezirksverbandes und der Schwär- 5) den Unterstützungsanivruch des zur Uedung einberufenen Wehrmanns Hermann Richard Schneider in Ritrersgrün für den Reffen seiner Ehe frau, sowie denjenlgen des Reservisten August Reinhardt Grummt in 6) hält H Hause die Anstellung weiterer Erörterungen für geboten, ^lägt 7) wegen Bewilligung von Prämien für den Fang von Kreuzottern vor, 25 Pf. für jede getödlete Kreuzotter zu gewähren und der Bezirksver sammlung die Bewilligung zu empfehlen genehmigt die Aus- und Ein- bezirkung der Parzellen Rr. 284 und 285 des Flurbuchs für Schwarz bach und 'chlägt der Bezirksversammlung vor, die Bezirksveränderung <i. das Biersteuer-Regulativ für Raschau, 9) stellt wegen des Gesuchs der Hulda verw. Möckel in Untersrützengrün um Erlaubniß zum Bier und Branntweinschank und zum Krippensetzen igung der Bezirksversammlung vor, ertheilt 12) zu den Dismembrationen der Grund'tücke Blatt 90 für Bermsgrün, Blatt 124 mr 'Sbersrützen^rün, Blatt 62 und 168 für Sosa, Blatt 8 für Raschau, Blatt 183 mr Schönheide und Blatt 3 für Beierfeld die er betenen Dispensationen, genehmigt 13) a. die Nachträge zu dem Statut über die Unterstützung der in Ruhestand versetzten Beürksbebammen in Albernau, Zschorlau, Bermsgrün, Lauter, Pöhla, Raschau. Rittersgrün und Schönheide, I». das Regulativ über die Erhebung einer Schank- und Branntwein kleinbandel-Gewerbesteuer rn Bockau, «. den Beschluß über die Erhebung der Hundesteuer in Lauter, «i. das Regulativ über Erhebung von Abgaben bei öffentlichen Mu i. Bruno Willy Möckels in Schönheide um Uebertragung der Karl Wilhelm Ley rn Riederschlema ertheilten Erlaubniß zum Bier und 'Branntweinschank und Krippensetzen, K. Karl Albin Lorenz's in Voigtsberg um Uebertragung der Richard Lenk in Schönheide ertheilten Erlaubniß zum Schankwirthfchafts 14) die Gesuche ' d El b ß An der See. »Müller« sind fchon fori und Amtmann« reisen nächste Woche, nur wir werden zu Hause sitzen und Trübsal blasen,' sagte eine« Tage» meine Frau in einem so vorwurf«vollen Tone zu mir und mit einem so melancholischen Augenaufschlag, daß ich ganz weich gestimmt wurde. JL gab meinen Vorsatz, mir e« während meiner Ferim zu Hause gemüthlich zu machen, auf und erwiderte, daß wir gar nicht ander« könnten; e« wäre geradezu unsere verdammte Pflicht, wenn Müller« und Amtmann« zur Erleichterung ihrer Geldbeutel eine Sommerfrische ausgesucht hätten natürlich, wir werden reisen. Ganz gleich, wohin. Meinetwegen könnte e« nach Honolulu sein; gereist wird. Meine Frau sah mich erst erstaunt an; sie traute der Sache nicht recht. Mein allzuschneller Entschluß machte sie stutzig. Al» ich ihr aber im kategorischen Imperativ sagte, daß die Reise be reit« in einigen Tagen angetreten werden sollte, erfand sie vor Freude einen neuen Tanz, der einem Siouxindianer alle Ehre gemacht hätte. Meine Kinder aber waren ganz au» dem Häutchen. Sie waren gerade damit beschäftigt, mit meinem neuen Cylinder Zauber kunststücke aufzuführen; an der Katze Schwanz hatten sie meine Pfeife, ein alte« Erbstück, angebunden und freuten sich höllisch darüber, wenn da» Thier zitternd und fauchend umhersprang und dabei zu Boden riß, wa« gerade im Wege stand Ich machte diesem losen Treiben mit einigen kräftigen Worten, denen ich auf leicht begreifliche Weise Nachdruck verlieh, ein Ende, und theilte een lockeren Zeisigen mit, daß sie nicht mitreisen dürsten, wenn sie sich nicht eine« besseren Thun» befleißigten. Reisen! Wie doch diese« Wort selbst auf die Kinder ein wirkte. Alle Thränen waren verschwunden, und sie begannen mich mit Liebkosungen zu überhäufen. Mein Hau« wurde mir in den nächsten Tagen zur Hölle. Kein Plätzchen zum auSruhen — in jeder Stube ein fremde« Element ... die Putzmacherin, Näherin, Plätterin >c. rc. E» war nicht zum aushalten. Mein Arbeit«zimmer war in einen Trümmerhaufen der Konfektion umgewandelt. »Die Sommersachen!' sagte meine Frau mit einem feinen Lächeln. Die Sommersachen! ES war zum Heulen. Ich wagte mich kaum nach Hause , e« graute mir vor neuen Ueberraschungen. Meine älteste Tochter, Bertha, war, wie immer seit sie in Pension war, entrüstet. Reisen, na ja, da« ließ sie sich allenfalls noch gefallen. Aber natürlich ging e» wieder .und' in» Gebirge. Da sei doch absolut nicht« lo«. An die See! Da« ließe man sich noch gefallen. In« Gebirge könne Jeder reisen; sie habe die ,, Kuhstall-Romantik" gründlich satt. »An die See! Jawohl, an die See,' bemerkte nunmehr auch meine Gattin und nannte mich einen »Rabenvater' und geizigen Filz, der seiner Familie jede« Vergnügen mißgönne. Acht Tage darauf saßen wir in unseren Strandkörben aus Rügen. Der erste Tag war ganz nett ; prächtige« Wetter. Der Anblick de» mächtigen Meere« versetzte un« in eine glückliche Stimmung, und wir waren un- alle klar darüber, daß man sich nirgend» so gut amüsiren könne, wie gerade an der See. Da war doch Leben; wie da- flirrte im Hellen Sonnenschein! Die Roben!! Meine Frau war ganz unglücklich und meinte, wenn ein Mann seine Frau lieb habe, dann sorge er auch dafür, daß sie anständig gekleidet gehe. Wenn sie e« noch mal zu thun hätte, bliebe sie in ihrer »schäbigen seidenen Fahne' zu Hause. Sie müsse sich schämen. Ich schwieg. Da« ist in solchen Fällen immer da» beste. Meine Tochter Bertha war auf einmal recht aufgeweckt. Sie unternahm ganz solo täglich trotz Sturm und Regen Partien, um — den Anblick de» Meere» zu genießen. Endlich war der Tag der Abreise herangekommen. Wir wollten zur Bahn, Bertha fehlte; sie wollte, wie sie sagte, schnell noch ein »kleine» Andenken' einkaufen. Donnerwetter, ich war ärgerlich. ES war die höchste Zeit, in einer halben Stunde ging unser Zug. Plötzlich, ich traute meinen Augen nicht recht, nahte sich meine Tochter Arm in Arm mit einem wildfremden Menschen. Arm in Arm! Ich denke doch, mich soll gleich da» Mäus chen beißen. »Lieber Vater, erlaube mir, Dir meinen Bräutigam, Herrn Schriftsteller Federklau, vorzustellen.' „WaaS? Dein Bräutigam? Nu hört aber alle» auf. Pfädchen bist Du toll ?' redete ich, nachdem ich mich von dem Schreck einigermaßen erholt hatte, meine Aelteste an. Aber da» .Brautpaar" ließ mich nicht zu Wort kommen, und — in 10 Minuten ging der Zug. Herr Federklau machte einen recht netten Eindruck auf mich. Wa» wollte ich machen. Ich sagte Amen und meine Tochter sank mir gerührt in die Arme. Mein Schwiegersohn in spe sprach von meinem »goldenen Herz'; der artige Anspielungen kennt man ja, und meine Frau weinte in den Armen diese» Menschen vor Freude. E« war einfach ganz toll. 'Nachher, al« wir im Zuge saßen, meinte meine Frau, indem sie mir liebevoll auf den Kopf klapste: »Na, Alter, hatte ich nicht recht, al» ich sagte, wir sollten an die See gehen ?' Na ja, recht hatte sie. Wer weiß, wie e« un» im Gebirge ergangen wäre. Wir hatten zwar von der See furchtbar wenig gehabt und mörderisch theuer war die Geschichte, aber Bertha war Braut. Die Fericnreise hatte sich rcnlirt, und meine Frau sagt noch heute, wenn Jemand au« unserem Bekanntenkreise, der Töchter hat, verreisen will: »Geht an die See. Da wißt Ihr, wa« Ihr habt!' Die Verstoßene. Novelle von Wilibert Sahlmann. (Schluß.) Bi« hierher hatte der Squire erzählt, — jetzt erhob er sich von seinem Sitz, — er durchschritt hastig da» Zimmer und dann plötzlich auf seine Tochter zuschreitend, ergriff er deren Hand. — De« Squire« Blick, seine Stimme waren flehend, al« er sprach: »Da« ist die Geschichte de« Squire« von Avonshire und dieser Mann, von dem ich Dir erzählte, steht vor Dir, — Edith, mein Kind, Lieser Mann ist Dein eigener Vater.' Bevor da« Mädchen aber noch ein Wort erwidern konnte, fuhr er mit Hast fort; »Au« dem deutschen Schiffskapitän Witt war der Fischer John Gilbert geworden, jener Fischer, den Du im kleinen Strand- dorse kennen lerntest. Aber Gilbert hatte mir an jenem Tage, al« sein Fuß Avonshire zum letzten Mal betrat, nicht die volle Wahrheit gesagt, — erst auf seinem Todtenbette enthüllte er mir Alle«. — Nicht da« Kind seiner unglücklichen Schwester, nicht mein Kind war mit der Mutter gestorben. E« war am Leben geblieben. — Die dunkle Macht de» furchtbaren Geschick« hatte ihm ja am selben Tage sein Weib geraubt und mit demselben sein Kind. Meine Tochter war die seine geworden, er hatte sie al» sein Kind erzogen, und er gab e« mir in seiner Sterbestunde zurück. — Henny Gilbert, jene« Fischermädchen, da» durch Sturm und Wetter an jenem Abend nach Avonshire kam und mich zum sterbenden Gilbert beschied, ist meine erstgeborene Tochter au« rechtmäßiger Ehe, mit jener unglücklichen, edlen Frau; Henny ist Deine Schwester.' Der alte Mann hatte seine ganze Kraft erschöpft, er sank neben seiner Tochter auf einen Sessel nieder und verharrte lange, lange Zeit in völliger Ohnmacht. Al« der Squire endlich die Augen erhob, da sah er da» schöne, blondgelockte Haupt seiner Edith aus seinen Händen, sah, wie sie selbst vor ihm auf die Sniee gesunken war, er fühlte warme Thränen über seine kalten Hände rieseln, und al« er die erst« Bewegung machte, da schnellte da« Mädchen empor, au« ihrem seinen Antlitz war auch der letzte Zug von Stolz und Härte verwischt, Liebe strahlte dem alten Mann au» den blauen Augen der Tochter entgegen, sie öffnete ihre Arme und sank mit den Worten an da« Herz ihre« Vater«: »O, wie danke ich Dir, daß Du mir in Henny eine Schwester gegeben hast, aber wirft Du, wird sie e» mir jemal» verzeihen können, daß ich ihr mit meine« Hochmuth weh gethan und sie verletzt habe?' Der Squire blickte verwunde« seine Tochter an. .Wie,' sprach er mit weicher Stimme, »Du klagst Dich an, mein süße« Kind, während Du gerechte Vorwürse gegen mich