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- Erscheinungsdatum
- 1901-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190108060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010806
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-06
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Monat
1901-08
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Jahr
1901
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daß Deuljchtaud dafür irgend beträchtliche Opfer zu dringe,. An laß Halle, am allerwenigsten aber da» Opfer einer dauernden Reibung mil Rußland.' — Kassel, 2. August. In der Heuligen Gtäubigerver- sammlung in dem Konkurse über da» Vermögen de» Direktor» Schmidt von der Aktiengeiellschafl für Treberirocknung berichtete der Konkursverwalter Rechtsanwalt Urnthal, daß die Aktivmasse sich aus 500,(XX) bi» 600,000 Mark belaufe, die Passiva 5,000,000 Mk. nach den Büchern betrügen, die sich aber auf '20,000,000 Mk. erhöhen dürften. Die Gläubiger würden darnach 2'/, Pro;, erhalten. — Frankreich. Algier, 3. August. Im großen Pulvermagazin Saint Eugen fand man Spuren eine» An schläge», der darauf abjielte, da» mehrere Tausend Kilogramm Pulver enthaltende Magazin in die Lust zu sprengen. Eine er loschene Kerze stand mitten in einem Pulverhausen, der für den verbrecherischen Zweck aus dem Erdboden ausgeschichtel worden war. Wahrscheinlich hatte ein Windstoß die Kerze vorzeitig au»- gelöscht. Der Urheber de» Anschlages ist bi» jetzt unbekannt. — China. Erfreulicherweise scheinen die in China zurück gebliebenen Vertreter Deutschlands die günstigen Anschauungen des Grasen Waldersee über die Lage zu theilen. Während der Feldmarschall sich der hcimalhlichen Küste nähert, schreitet im fernen Osten die Herstellung normalerer Zustände vorwärts. Rach einer Meldung de- Generalleutnant» v. l'essel aus Tientsin ist der von den deutschen Truppen besetzte Theil de» Kaiser- Palaste» am 29. v. M. dem chinesischen Palastminister zurück gegeben worden. Aus dieser Thatsache geht hervor, daß die deutschen Behörden, die die Verhältnisse au» nächster Nähe zu beurtheilen in der Page sind, die Wiedereinsetzung der chinesischen Verwaltung für unbedenklich halten; andererseits kann au» dem gemeldeten Vorgang geschlossen werden, daß die Chinesen fort fahren, in Peking die Vorbereitungen für die Ausnahme de« Hofe» zu treffen. — Niederlande. Die Frage, wie sich das neue holländische Ministerium zum Kriege in Südafrika stellen würde, war vor der Berufung des Ur. Kuhper an die Spitze der Regierung Gegen stand längerer Verhandlungen. Küpper hatte als Oppositions führer wiederholt die bisherige Regierung wegen ihrer lauen Halt ung gegenüber den Buren getadelt, und wenn auch diese Stellungnahme durchaus der burensreundlichen Gesinnung der Königin Wilhelmine entsprach, so hat sich letzterer doch inzwischen davon überzeugt, daß irgend welche selbständigen «schritte seitens der niederländischen Regierung bezüglich der Frieden-vermittclung ohne Schädigung der internationalen Stellung Hollands nicht unternommen werden können. I)>. Küpper ist jetzt dieser An schauung ebenfalls beigetreten, und er Hal sich deshalb der Königin verpflichtet, seine RegierungSthätigkeit diesem Grundsätze anzupassen. Gleichwohl beabsichtigt I)r. Küpper in zwei Punkten zugunsten der Burensache einzulrcten. Er wird die Bestrebungen de» holländischen Rothen Kreuze» behufs Durchlasfung einer neuen größeren Ambulanz für die kämpfenden Buren diplomatisch unter stützen und zugleich die Vermittelung anderer Mächte anrufen, damit dem Präsidenten Krüger, fall« er seine Absicht, nach Afrika zurückzukehren zur Ausführung bringen wolle, freie« Geleit seilen« England und Portugal zugcsichert werde. Krüger selbst hat in den letzten Tagen, besonder» unter dem Eindruck des Ableben« seiner Gattin, mehrfach ausgesprochen, daß er sich nach Afrika zurücksehne und inmitten der kämpfenden Buren sein leben be schließen wolle. Er ist im höchsten Maße europamüdc und in seinen täglichen Gebeten bittet er Gott, er möge es fügen, daß er in dem vom Blute seiner Milbrüder getränkten heimathlichen Boden zur Ruhe bestattet werden könne. Locale und sächsische Nachrichten. — Johanngeorgenstadt, 1. August. Die in Braun schweig bei Rinkeleben in Bronze gegossene Büste für da« Röder denk mal ist trefflich gelungen und trifft in nächster Zeit hier ein. Die Arbeiten zur Herstellung des Dcnkmalplatze» sind auch weit vorgeschritten, sodaß am 8. September die Weihe und Ent hüllung de» Denkmal», die sich zu einem erzgebirgischen Sänger- und Volksfeste gestalten wird, vor sich gehen kann. — Leipzig. Ein »Abstinenter Arbeiterbund" hat sich in Leipzig gegründet. Der Bund bezweckt die Bekämpfung de» Alkoholgenusses unter der Arbeiterschaft und beabsichtigt durch öffentliche Vorträge und Verbreitung von Flugblättern über die durch den Genuß von Alkohol und ähnlicher narkotischer Mittel sich ergebenden Schäden Aufklärung zu verbreiten und die Vor theile der Enthaltsamkeit speziell den Arbeitern klar zu legen. — Zwickau, 2. August. Am Donnerstag Nachmittag ist ter in den Zeitungen oft genannte Luftballon de» Erzherzog» Salvator mit der Eisenbahn von Zwickau nach Eger befördert worden. Der Ballon war al» Gepäckstück aufgegeben, traf Nach mittag gegen '//> Uhr hier auf dem oberen Bahnhof ein und wurde mit dem Personenzug nach Eger weilerbefördert. Der Ballon hatte ein Gewicht von 400 leg. Er hatte sich an der internationalen wissenschaftlichen Ballonfahrt betheiligt und war Donnerstag Nacht» 1 Uhr in Wien ausgestiegen. Die Insassen, drei österreichische Offiziere, darunter der Erzherzog Franz Sal vator selbst, waren um Mittag in der Nähe von Zwickau ge landet und fuhren um 2 Uhr über Eger nach Wien zurück. — Plauen i. V., 2. August. Hier ist gestern Vormittag ein l8 jähriger Klempnergcselle von einem Neubau au» einer Höhe von mehr al» vier Stockwerken abgestürzt. Der junge Mann konnte noch selbst zum Arzte gehen und er hat merkwür diger Weise gar keine Verletzung erlitten. Er woll'e sofort wie der die Arbeit aufnehmen, sein Meister gab ihm aber den Tag zur Erholung frei. — Plauen i. V., 3. August. Die Bewohner der Hinteren Dobenaustraße, die durch da» AuSlreten der Spra am 24. Juli geschädigt worden sind, scheinen in der jetzigen gewilterreichen Zeil nicht zur Ruhe kommen zu sollen. Sie waren in ver gangener Nacht wiederum vom Wasser bedroht. Anhaltende Ge witterregen hatten die Spra gestern wieder in einen reißenden Fluß verwandelt und der Schleußcneinfall an der Dobenaustraße, da, wo die Spra in ihr unterirdische« Bett läuft, vermochte, trotzdem die Gitterstäbe rechtzeitig entfernt worden waren, die plötzlich andrängenden Wassermengen wiederum nicht zu fassen und überschwemmten daher abermals einen Theil der Dobenau- straße. Die Feuerwehr machte Abend» in der Stadt durch Signale auf die Gefahr cintrelenden Hochwassers aufmerksam. In der Dobenaustraße erreichte da« Wasser nicht die Höhe, die e« am 24. Juli halte, trotzdem drang e« in eine Anzahl Häuser ein, wo die Wohnungen wieder geräumt werden mußten. Auch in einige Arbeiirräume der Hartensteinschen Fabrik ist da» Wasser emgedrungen. Der Anwohner an der Dobenaustraße bemächtigte sich anläßlich der Vorgänge eine gewisse Erregung und Unruhe, denn daß die Svrastbleuße in der Dobenaustraße und besonder« der Einfall nicht genügend groß gebaut ist, um Hochwasserfluthen. die, wie sich zeigte, sehr ost eintroien können, aufzunehmcn, ist jetzt hinreichend zu Tage getreten. — Lichtenstein, 3. August Zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilte da« Landgericht Zwickau den Bergarbeiter Hermann Richard Wagner von hier, weil er durch fahrlässige» Wegwerfen eine« brennenden Streichhölzchen« einen Waldbrand verursacht hatte. — Zu den geplanten Thalsperren im Stromgebiet der Zwickauer Mulde kommen, wie neuerding« verlautet, vor Allem noch solche in dem durch seine vier Stockwerke hohe Brücke weltberühmten Göltzschthale hinzu. Von diesen kommt nach Len Miltheilungen de« Göltzsch-Verein« die erste unterhalb Grün bach zu liegen, die 750,000 Kbm. Wasser fassen und.340,000 Mk. kosten soll, die zweite an den Rißgraben, 30,000 Kbm. fassend, sür 24,000 Mk., die dritte an den sogenannten Löffelbach, auf 170,000 Kbm. und 86,000 Mk. Kosten berechnet. Jn«gesammt würden also die drei Thalsperren 900,000 bi» 1,000,000 Kbm. Wasser fassen und einen Aufwand von etwa 450,000 Mk. ver ursachen. Der Kingerring. Kulturgeschichtlich« Skizze von L. v. Aue. Wie viele unserer Sitten, so ist auch die de« Tragen« von Fingerringen uralt: sie reicht bi« in die graue Vorzeit zurück und stammt wahrscheinlich au« dem Morgenlande. Doch hatte der Fingerring damal« eine ganz andere Bedeutung wie jetzt. Ist er heute da« Spmbol der innigen Zusammengehörigkeit zwischen Mann und Frau, so war er früher hauptsächlich praktischen Zwecken gewidmet; er diente zur Befestigung de« Petschafte« am Finger. Es war ja sehr bequem, aus diese Weise sein Siegel immer bei sich führen zu können. Und die« war insofern auch durchaus nothwendig, als dasselbe bezüglich der Beglaubigung eine» Schriftstücke« die heutige Namensunterschrift vertrat. Aller dings war das Petschaft anfangs nur bei ganz hohen Personen zu finden. So lesen wir z. B. von Pharao: „Er that seinen Ring von seiner Hand und gab ihn Joseph an seine Hand.' Letzterer wurde dadurch befähigt, Gesetze zu erlassen. Schon zu Solon» Zeiten waren Siegelringe nicht» Seltene». Dieselben waren mit den verschiedensten Abbildungen versehen und man trug sie weniger ihre» eigentlichen praktischen Zwecke« als de» Luxus wegen. Später wurde die Sitte de» Ringtragen» allgemein. In Len Siegelringen der Juden, die nicht nur am Finger, sondern auch an einem Bande aus der Brust getragen wurden, war der Name de« Besitzers und ein Spruch au« dem alten Testament — z. B.: „Ich und mein Hau«, wir wollen dem Herrn dienen' — eingegraben. Auch galten diese Schmuckgegenstände für sie al« eine Art Talisman, der die Fähigkeit hatte, ein Un glück abzuwenden oder einen Glücksfall herbeizusühren. Wie bei den Juden, so war auch bei den Acgpptern der Ring von alterSher ein beliebte« Schmuckstück, da« von allen Klassen der Bevölkerung mit gleicher Vorliebe getragen wurde. Diese Ringe waren au« Gold, Silber, und fast allen im Alter- thum bekannten unedlen Metallen gefertigt. Besonder« beliebt waren beim Volk farbige glasirte Thonringe, die theil« al« Sie gelringe auftraten, noch häufiger aber in Reliefarbeit da« Bild eine« Auge« — da« „mpstische Auge' — trugen, dem man die Kraft zuschrieb, gegen den bösen Blick zu schützen. Die Ringe der alten Aegvpter waren sehr häufig mit einem drehbaren Pet schaft versehen, da« aus der inneren Seite eine Hieroglpphen- Jnschrift, auf der äußeren den heiligen Käfer, Scarabäu«, trug. Ob der Ring bei den Aegpptern schon al» Spmbol der Ehe galt, ist ungewiß. indessen war er ein Zeichen der Liebe. Au« dem Orient kam die Sitte de« Ringtragen» nach dem Occidcnt. Bei den Griechen war der Ring schon im Altcrthum ein beliebte« Schmuckstück. In den Homerischen Gedichten findet sich zwar von Fingerringen keine Spur, jedoch hat der Alter- thumSforscher Schliemann unter den reichen Schmucksachen in den uralten Gräbern von Mpkcnä auch Ringe au« Gold und Brorce, sowie mit Jntaglioarbeit gefunden. Manche dieser Ringe waren sehr prächtig, und bei den reichen Griechen suchte einer den andern nicht nur in Bezug aus die Kostbarkeit, sondern auch hinsichtlich der Zahl dieser Schmucksachen zu übertreffen; dreißig und mebr Ringe, die auf die Finger vertheilt waren, sah man häufig. Sparta in seinen einfachen Lebensgewohnheiten machte freilich diesen Aufwand nicht mit; man trug vielmehr eiserne oder Bernstein-Ringe. Ob der Ring bei den Griechen in irgend welchen Beziehungen zur Ehe stand, ist ungewiß; indessen steht soviel fest, daß er ihnen ein Spmbol von hoher Bedeutung war. Den Römern dienten die Ringe, deren Gebrauch sie von den Sabinern oder Etruskern herleiteten, Jahrhunderte hindurch vorzugsweise nur zum Siegeln und zu einem Unterscheidungs zeichen der Stände. Bi« aus Hadrian, der e« jedem freigebore nen Bürger einräumte, war nämlich da« Recht, goldene Ringe zu tragen, auf die Senatsmitglieder, höheren MagistratSperjonen und Ritter beschränkt. Der Ring galt al« Zeichen der FMHeit, aber der Gebundenheit der Gottheit gegenüber. Justinian ge währte auch den Freigelassenen da« Recht, Ringe zu tragen. Wie in Sparta, so trug man auch bei den Römern eiserne Ringe, doch nur bi« zur Kaiserzeit, während welcher der Ringluxu« einen derartigen Grad erreichte, daß man sich genöthigt sah, durch ein besondere» Gesetz festzustellen, wem ein solcher Luxu« gestattet sei. Bräute erhielten zur Verlobung einen Ring geschenkt; Trauernde legten die Ringe ad. Wie der Ring de« Freien dessen Gebundenheit an die Götter ausdrückte, so bedeutet der, welchen die römischen Männer den Frauen schenkten, deren volle Besitz nahme und Gebundenheit, d. h. die Frau trat zu dem Manne in dasselbe Verhältniß, in welchem der freie Mann zu den Göt tern stand. Die Römer und Römerinnen trugen den Ring am vierten Finger der linken Hand, weil nach alter Ueberlicferung von diesem Finger, welcher der „medizinische' heißt, eine Ader gerade nach dem Herzen gehen sollte. Bei unseren Vorfahren, den alten Deutschen, waren Ringe au« Bronce oder Gold, kleinere auch au« Bernstein oder Knochen, al» Schmuckstücke für Finger (viußerim) >c. seil den Urzeiten im Gebrauch. Einen eisernen Ring — amnilux, Fingerring — trugen zu de« Tacitu« Zeit konische Krieger al« Zeichen unge lösten Gelübde«, bi« sie durch Tödtung eine« Feinde» davon ledig wurden. Schon früh wurde e« ziemlich allgemein Sitte, daß der Bräutigam der Braut zur Verlobung den Braulring al« Sinn bild ehelicher Treue ansteckte. Wenn die Ringe in frühester Zeit in Vertretung de» Gelbe« al« Kaufprei» der Braut dienten, so erschienen dock, auch schon damals daneben die Fingerringe al» Spmbol der Vermählung und die Kirche heiligte auch diese ebensowohl römische al« auch germanische Sitte, indem sie, wäh rend zuvor der Berlobunglring bindend und Hauptsache gewesen war, jetzt die Trauringe — mit Rücksicht auf I. Mose 38, 18 und 2. Mose 35, 22 — durch den Priester weihen und an den vierten Finger der linken Hand stecken ließ. Und wäbrend früher nur der Bräutigam der Braut al« Zeichen der Besitzergreifung einen Ring schenkte, tauschten jetzt Braut und Bräutigam gegen seitig die Ringe auch al« Zeichen de» nunmehr beiderseitig ge wordenen Recht». Der Verlauf der Zeremonie war folgender: der Priester kam zu den im Schiff der Kirche stehenden Braut leuten, über di« er dreimal da» Zeichen de« Kreuze» «achte, woraus er ihnen brennende Kerzen in die Hände gab und sie zum Altar führt«. D«m Au»spr«ch«n dk« Bkkrnntniffe» folgt« ein Gebet und diesem da» Anstecken d«r Ring«. In der Regel wurden ein goldener und silberner Ring aus dem Altar nieder gelegt. Der Priester ergriff zuerst den goldenen, machte damit da» Kreuzeizeichen über da» Haupt de« Bräutigam» und steckte ihn an dessen rechte Hand, woraus dreimal die Segen»formel gesprochen wurde. Dasselbe geschah mit dem silbernen Ringe der Braut. Hierauf nahm der Brautführer die Auswechselung der Ringe vor, woraus der Priester da» Spmbol derselben er klärte. Diese bedeuteten Sonne und Mond. Wie die Sonne dem Monde, so soll der Bräutigam der Braut Licht geben, und wie beide Gestirne wechselweise am Himmel herrschen, so soll auch im Sheleben Recht und Herrschaft beiderseitig sein. Aehnliche Gebräuche haben sich innerhalb der griechisch-katho lischen Kirche bi« aus den heutigen Tag erhalten. Ueberhaupt gehört da« Wechseln der Trauringe zu den nothwendigen For malitäten der katholischen Trauung; aber auch in der evangeli schen Kirche wurde da« Wechseln der Ringe — ebenso wie die Sitte de« Brautkranzes — allgemein beibehaltcn. Bei den Juden war es in früheren Zeiten Sitte, daß der Bräutigam in Gegenwart zweier Zeugen, noch bevor die Ehe formel gesprochen war, der Braut den Ring ansteckle mit den Worten: „Behalte die», Du bist mein auscrwählte« Weib, gemäß der Vorschrift von Mose» und Israel!' Bei israelitischen Hei- ralhen ist es Sitte, daß der Ring einen möglichst hohen Werth hat, welchen der Rabbiner vorher seststellen muß. Auch muß der Trauring unbedingte« Eigenthum de» Bräutigam« sein, der ihn weder al« Geschenk erhalten, noch geliehen haben darf. Erst wenn die» alle« sestgestellt ist, darf der Bräutigam ihn der Braut an den Finger stecken. So sehr ein Ring auch seinen Träger erfreuen mag: die größte Freude empfindet doch die Jungfrau, an deren Finger der Verlobungsring glänzt. Nun hat da» Leben für sie erst den rechten Inhalt. Daher legt Chamisso einer Braut die schönen Worte in den Mund: Mein goldenes Ringelein, Ich drücke Dich fromm an die Lippen, Dich fromm an daS Herze mein . . . Du Ring an meinem Finger, Du bast mich erst belehrt, Hast meinem Blick erschlossen Des Lebens unendlichen Werth." Die Werkoßene. AoveUe von WiIibert Sahlmann. ,li!. Fortsetzung.) „Der Squire wollte von diesem Vorschlag nicht» wissen, in seiner leidenschaftlichen Liebe wollte er die Geliebte sofort besitzen, und blind gegen Henrietten» Rathschlägc sprach er um ihre Han» bei dem Kapitän an. Er that es in ehrenhafter Weise, ohne jeden Nebengedanken, die Liebe zu dem lieblichen Mädchen beherrschte ihn ganz, er überdachte nicht die Folgen, er sah nicht die Hindernisse, er ver gaß alle Rücksichten, die er seinem Stande, seiner Geburt, seiner Familie denn doch schließlich schuldig war. Kapitän Witt hörte den jungen, vornehmen Herrn ruhig an, die Antwort, die dem Squire wurde, war eine ebenso kalte, wie vollständig abweisende. „Herr,' antwortete der Kapitän — „hätte ich nur eine Ahnung davon gehabt, daß meine Schwester, die ich bisher da« Herzblatt meine« Leben« nannte, soweit vergessen konnte, auf Eure Verführungskünste, Eure glatten Reden zu horchen, Ihr wäret sicher nicht an Bord der „Henriette.' Laßt mich ganz au«reden,' fuhr er fort, dem Squire da« Wort abschneidend, da« dieser ergreisen wollte, — „entweder, Herr, seid Ihr ein Schurke oder ein ehrlicher Mann. In beiden Fällen werde ich meine Schwester von heute an zu schützen wissen. Für einen leichtsinnigen Lord ist meine Schwester zu gut, mit meinem Blut würde ich ihre Schande abzuwaschen suchen, und Herr, für einen edlen Lord, der e« noch so ehrlich meint, ist Henriette Witt, meine Schwester, kein Weib, sie würde nur tief unglücklich werden. Und nun kein Wort weiter darüber verloren. Ich setze Euch bei Dover au« — und Ihr vergeßt Johann Witt« Schwester, da« ist mein letzte« Wort, — ich spreche mit Euch keine Silbe weiter über diese Sache.' Von diesem Augenblick an bestand eine Scheidewand zwischen der Kapttän«-Familie und dem Squire. Der Steuermann mußt« dem Squire seine Kajütte einräumen, der Squire die Kajütte de« Steuermann« beziehen. Der Kapitän war Herr auf seinem Schiffe, — und der junge Engländer fügte sich um so mehr in den Willen Witt«, weil diese ersten, sich austhürmenden Hindernisse nur seiner Lieb« einen Sporn verliehen. Flüchtig, aus einige Augenblicke, traf er mit der Geliebten am Abend zusammen. Da« junge Mädchen war bleich und ernst, in ihren schönen Augen blinkten jetzt noch Thränen. „Ich habe e» ja gesagt,' flüsterte sie dem Squire zu, — „Alle» würde verloren sein, ich kannte den eisernen Willen meine« Bruder»; wir müssen un» trennen.' „Fliehen wir,' raunte der Squire ihr in« Ohr, — „fliehe mit mir und werde mein Weib.' Da« junge Mädchen sah ihn starr in die Augen, dann eilt« sie die Kajüttentreppe hinab, sie hörte ihren Bruder nahen. Tagelang sahen sich die beiden Menschen nicht; der Kapitän mußte sie wie eine Gefangene bewachen, — der Squire war von der Geliebten geschieden. Seine Mahlzeiten wurden ihm in seiner Kajütte servirt, der Zutritt zu den Familienräumen de« Kapitän» ihm kurz verweigert. , Etwa vierzehn Tage mochten vergangen sein, al» der Squire spät am Abend noch aus dem Deck weilte; er unterhielt sich mit dem Matrosen, der die Wache hatte, und dieser erzählte ihm, daß der Kapitän, welcher den Tag über gar nicht zu Gesicht gekommen war, sich unwohl fühlte und sogar im Bett geblieben sei. Der Matrose war der einzige nicht deutsche Seemann an Bord, er war et» Engländer. — Al« der Mann nach dem bei dem völlig schönen Wetter da» steuer führenden Schiffsjungen gegangen war, lehnte sich der Squire hinter der Kambüse auf eine Bank und blickte aus da« Meer hinau«. Er halte kaum einige Minuten gesessen, al« wie ein Gespenst auftauchend eine weibliche Gestalt vor ihm stand — c« war die Schwester de« Kapitän«. Der Squire erschrak — erschrak nicht über da» Erscheinen der Geliebten, nein, er erschrak über die Veränderung, welche mit ihr vorgegangen war, während der Zett, daß Beide getrennt von einander gewesen. Au« dem lieblichen, sanften, lächelnden Mädchen war ein ernste« Weib geworden; kein Lächeln umschwebte mehr den kleinen Mund, au« ihrem Auge strahlte kein freudiger Blick goldiger Hoffnung. — Aber
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