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- Erscheinungsdatum
- 1901-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190107097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010709
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-07
- Tag 1901-07-09
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Monat
1901-07
-
Jahr
1901
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seinen Lusenihall in Berlin verlängert halte, nno wer ihn in lenen Tagen sprach, konnte nicht annehmen, daß au« dem leuch tenden blauen Luge schon da» reicht eine» besseren Leben« glanzte, Lm 19. Juni verließ er Berlin, um seine Sommerreise anzu treten, am 27. d. Ml«, nahm er noch an einem Diner aus der Deutschen Botschaft in Pari» Theil; von dort begab er sich über Colmar nach Ragaz, für später war ein längerer Aufenthalt in Schilling-sürst in Aussicht genommen, wo er nun nur noch in die von ihm erbaute Grabkapelle cinziehen soll. Der Dahingeschiedene war einer der wenigen noch Lebenden, welche sich hohe Verdienste um die Einigung und Festigung de» Deutschen Reiche» erworben haben. Ihm ist in erster Linie der offene und ehrliche Anschluß der süddeutschen Staaten an den norddeutschen Bund zu verdanken, und mit Recht ist ihm al- höchster Ruhm da» Beiwort der lebendigen Mainbrücke verliehen worden. In leitender bayerischer Stellung al» Nachfolger de« Minister» v. d. Psordten hatte er vom 1. Januar 1867 bi« zum 8. März 187V diesen Anschluß in der gründlichsten und um sichtigsten Weise vorbereitet; al» erster Bicepräsident de« Zoll- Lepartemenl» und de» deutschen Reich»tag» von 1867 bi« 1877 hatte er auch in parlamentarischer Thätigkeit an hervorragender Stelle da« gegenseitige Sichvcrstehenlernen zwischen Norden und Süden wesentlich gefördert. Mit reichstem diplomatischen Erfolge war er von 1874 bi» 1885 al» Nachfolger de» Grasen Harry Arnim in Pari» al- deutscher Botschafter thätig und hatte hier mit glücklicher Hand zu einer Milderung der schroffen Gegensätze zwischen den beiden 'Nachbarländern bcigetragen. Aus Bitte de» Fürsten Bismarck, der erkrankt war, hatte er im Jahre 1880 längere Zeit die Geschäfte de» Staatssekretär« de» Auswärtigen Aml» und die allgemeine Stellvertretung de» Reichrkanzler« übernommen. Wo» er al- Statthalter von Elsaß-Lothringen in neunjähriger segensreicher Wirksamkeit geleistet hat, wie er durch kluge«, maßvolle», zielbewußte» und feste» Austreten die Schäden de» Manteuffcljchen Regiment» nach und nach auSgemerzt, wie e» ihm gelungen war, die Bewohner der Reichslande mit dem Gedanken ihrer Untrennbarkeit vom Deutschen Reiche au-zusöhnen, da» ist allzu bekannt, al» daß wir e» hier au»sührlich zu schildern brauchten. Der Fürst hatte fast so lange er bayerischer Minister präsident war, einen heftigen Kampf mit den bayerischen Ultra montanen durchgefochten und ihretwegen mußte er schließlich sein Minislerporteseuille abgeben, auch später hatte er sich mehrfach den Zorn de» Eenlrum» zugezogen. Aber auf der anderen Seite steht fest, Laß er während seiner ganzen Statthalterschaft den EentrumSherrcn keinen Anlaß zu berechtigten Klagen gegeben hat und daß er zumal mit der höheren katholischen Geistlichkeit gut ausgekommen ist. Jedenfalls müssen auch seine ultramonlanen Gegner da» eine zugeben, daß er, der Bruder de» Kardinal» Hohenlohe, ein überzeugung-treuer, frommer Katholik war, der au» seiner tiefen inneren Frömmigkeit kein Hehl machte, wenn er e« auch verschmähte, sie aus öffentlichem Markte zur Schau zu stellen. Am 29. Oktober 1894 wurde der Fürst im Alter von 75 Jahren al» 'Nachfolger de» Grafen Caprivi aus den Posten de« Reichskanzler» berufen. Seine Ernennung wurde damal» von allen Seilen beifällig begrüßt; im letzten Jahre jedoch traten die Spuren Le» Alter» merklich hervor und die Geschäfte der aus wärtigen Politik begannen darunter zu leiden, sodaß der Kaiser sich veranlaßt sah, ihn von der schweren Bürde de» Amte» wieder zu befreien und den damaligen Botschafter am Quirinal, den Grafen Bülow, an seine Stelle zu berufen. Immerhin darf auf seine von nationalem Geiste beseelte und zur Ver söhnlichkeit geneigte Führung der deutschen Politik mit Befriedig ung zurückgeblickt werden. Am 31. März diese» Jahre» hatte Fürst Hohenlohe da» 82. Lebensjahr vollendet. Sein Tod er weckt in den weitesten Kreisen herzliche Theilnahme. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser Hal, wie au» Berlin ge meldet wird, auf die Kunde von dem Ableben de» Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst, da» ihm sofort von den Angehörigen telegraphisch gemeldet wurde, an die Hinterbliebenen ein tief empfundene» Kondolenzielegramm abgesandt. Die Nordland-reijc de« Kaiser» dürste, wie verlautet, anläßlich diese» Ereignisse« einen kurzen Aufschub erleiden, da der Kaiser aller Voraussicht nach dem Verstorbenen persönlich die letzte Ehre erweisen wird. — Die Ankunft de« Grafen Waldersee erfolgt, wie jetzt bekannt wird, nicht in Bremerhaven, sondern am 10. August in Hamburg, wo der Empfang durch den Kaiser stattfindet. — Ueber Massenfabrikation von Gesetzen ist schon ost bitter geklagt worden. Jetzt schreibt der bekanntlich weit link» stehende Sozialpolitiker Or. Jastrow in dem »Freien Wort": »Man braucht diesen Stoff nur einmal an sich vorüberziehen zu lassen, um sich zu sagen: Dieser Massenfabrikation kann Niemand mehr mit Interesse folgen. Die heute im Manne»alter stehende Generation, die in den früheren Zeiten ruhigen und intensiven Arbeiten» Interesse gewonnen hat, wird e» in gewissem Um fange noch behalten. Die junge Generation aber wächst von vornherein in der Anschauung auf, daß da» Dinge seien, denen sie nicht folgen kann. Alle, die mit der heutigen Gesetzgebung unzufrieden sind, sind auf dem Irrwege, wenn sie bessere Gesetze verlangen. Wa» un« zunächst noth thut, wäre eine Zeit mit weniger Gesetzen. Auch in der Gesetzgebung gilt da» Sprich wort: Allzuviel ist ungesund!' — In verflossener Woche waren einige Dutzend Franzosen in Deutschland, Automobilfahrer, die hier einen Empfang gefunden haben, al« ob sie die ersten ihrer Nation wären. Der Deutsche ist nur zu sehr geneigt, sich vor dem Fremden staunend zu verbeugen und ihm Jubelhymnen zu singen. Die daherge kommenen Franzosen haben diese Herzlichkeit nicht erwidert. Im »Echo de Pari»' schrieb einer der Theilnehmer: »Ich habe keinen Grund, die Grüße de« Publikum» Unter den Linden nicht zu be antworten, aber in meinem Innern verspüre ich die unbestimmten Gewissensbisse eine« Manne«, der seine Frau betrügt.' »Da»,' so fügt der Berichterstatter hinzu, »bezeichnet unsern Seelenzuftand.' Man soll sich 'Niemand an den Hal» werfen, von dessen inniger Freundschaft man nicht überzeugt ist; man soll auch kein Interesse heucheln für Dinge, die einem höchst schnuppe sind, wenn sie einem nicht gar Widerwillen einflößen. Bei der Automobilsahrt Parit- Berlin sind durch die verrücktesten Schnellfahrer (et gab auch vernünftigere Dauerfahrer!) mehrere Menschenleben vernichtet worden; da» hat in Frankreich, wo ein Srei» zu Tode automo- bilisirt wurde, zu einem allgemeinen Sturm der Entrüstung, zu einer Interpellation in der Kammer und zu dem ernsthaft ge meinten Vorschlag geführt, im Interesse der Landstraßen-Sicher- heit die Automobilisten .abzuschießen'. Bei un« zulande überwog da» sportliche Interesse, vielleicht auch da« politische alle» Andere; war da« ein Sreigniß, al« der Telegravh von Frankfurt her die Meldung in alle Winde trug, dort babe Katzenstein den Prinzen Arenberg «beides natürlich echte PoUbluI-Franzoien!) um volle vier Minuten überholt! Diese große Fahrt Hal fast den Katzen jammer de« Bankkrach« an Interesse überboten, bei dem, wie voiau«zusehen war, die Kasseler Treber-Trocknerin ihrer Leipziger Nährmutter in den Hase« nachgefolgt ist. Zuletzt wurden ihre Aktien an der Berliner Börse noch mit 29 notirt, wohin sie in »erhältnißmäßig kurzer Zeit von 300 herabgesunken waren. Die armen Aktionäre hofften immer noch aus eine Rückkehr, aber die neuen Karten mit 45iägiger Rückfahrt»giltigkeit haben für diese Aktien leinen Zweck; höchsten» der Tapezierer kann sie noch zu Dekorationszwecken verwenden! — Frankreich. Der französische General Metzinger begrüßte die au» China zurückkehrenden Truppen bei ihrer Land ung in Marseille mit einer Ansprache, worin e» nach einem Telegramm der »Voss. Ztg.' heißt: „Gegen einen wegen seiner Gewohnheiten der Verrätherei und rasfinirten Grausamkeit be kannten Feind ist ein Krieg mit Spitzen und Manschetten nicht am Platze. Diejenigen, die ihn unter der Maske der Menschen liebe befürworten, sollten einmal selbst hingehen und sich die Sacke ansehen. Der Krieg ist so geführt worden, wie e« in einem solchen Lande sein mußte.' — Da« war einmal ein ebenso freimüthige« wie verständiges Wort! — Südafrika. Die amtliche Verlustliste der britischen Truppen für den Monat Juni gicbt in recht ansehnlichen Zahlen Auskunft über den Abgang, den da« Heer durch die Wirkung der feindlichen Geschosse in dem genannten Zeitraum erlitten hat. Der Gcsammtverlust beläuft sich auf 60 Offiziere und 671 Mann, zusammen 731 Köpfe. Davon sind 167, darunter 15 Offiziere getödtet, 486, darunter 42 Oifiziere, verwundet und 78, darunter 3 Offiziere, vermißt. Hinzugefügt wird noch, daß außerdem 66 Mann, darunter 6 Offiziere, ihren Wunden erlegen sind. E» bleibt nach der Meldung zweifelhaft, ob die nachträglich Ver storbenen unter den Verwundeten schon mitgezählt sind. Sonst würde sich der Gefecht-Verlust sür den Monat Juni noch um 66 Köpfe, im Ganzen also auf 797 erhöhen. Dazu kommen noch die bisher nicht mitgethcilten Abgänge in Folge von Krankheiten, die wahrscheinlich auch nicht unbedeutend sein werden. Solche Verluste lange zu ertragen, wird da« englische Volk sicher nicht gewillt sein. Eine Abhilse ist aber nur zu erwarten durch ein versöhnliche« Entgegenkouimen der englischen Regierung, da» zu einem für die Buren annehmbaren Frieden führen kann. In London sind nun auch schon Gerüchte verbreitet, wonach die Stimmung sür ein solche» Entgegenkommen in immer weiteren Kreisen Wurzel zu fassen beginne. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 7. Juli. Ueber die Veranstaltungen au» Anlaß der Versammlung des S ä ch s i s ch e n F o r st v er- cin « in unserer Stadt geht un» von geschätzter Seite folgender Bericht zu: Sonntag, den letzten Juni, langten unsere Gäste vom sächs. Forstverein zum größten Theile hier an und bald füllten sich die festlich geschmückten Räume der Union. Zunächst gestattete der milde Abend, den mit bunten Laternen geschmückten Garten zu benutzen, später fand man sich im Unionssaale zu sammen. Seine Ausschmückung hatte Herr Oberförster Bach mit Tannenreisig und Thiergruppen au» der Sammlung de» Herrn Stadtverordneten Seidel auf da« Geschmackvollste au»ge- führt. Aus eine Begrüßung de« Herrn Vicevorsteher- der Ge sellschafl Union, Oberförster S ch n e i L e r - Wildenthal, dankte Herrn Obcrforstmeistcr T a e g e r - Schwarzenberg, indem er zu gleich seine Freude über den freundlichen Empfang der Stadt Eibenstock aussprach. Herr Bürgermeister Hesse betonte in launiger Weise, daß die Mitglieder de- sächs. Forstverein« un besonder« liebe Gäste wären, denn, wenn auch die neue Zeit gar manchen Unterschied zwischen dem Forstmanne der Vergangenheit und Gegenwart herbeigeführt habe, so sei eine» ihm doch mit dem alten Förster gemeinsam gevlieben, der gute Jägerhumor, der ihn allüberall zu einem beliebten und erwünschten Gesellschafter mache. Diesem Humor wolle man jetzt alle Zügel schießen lassen und nach Kräften fröhlich sein, damit man sich trotz mancher Unzu länglichkeit in Eibenstock recht wohl fühle! — Bi« in die späte 'Nackt dauerte nun da« feuchtfröhliche Beisammensein, nur ange nehm unterbrochen von den Liedern unserer Eibenstocker Sänger, die unter Herrn Cantor Viertel'» Leitung sich viel Lob und Dank erworben haben! Am andern Morgen begannen in Gegen wart von 130 Mitgliedern de» sächs. Forstverein« nach kurzen Ansprachen die Verhandlungen mit einem Vortrag de» Herrn Oberförster L e d i g - Oberwiesenthal über die Unterhaltung der Waldwege. Empfohlen wurden schmale, in der Milte mäßig ge wölbte, gut gereinigte und mit sanften Abschlägen versehene Wege neben gut offen gehaltenen Seitengräben, mit Lust- und Vicht zulässigkeit. Die Diicussion ergab recht verschiedene Ansichten. — Sodann sprach Herr Geh. Hofrath Prof. N i t s ch e - Tharandt über echte und unechte Blattläuse und nach ihm Herr Oberförster G r o h m a n n - Lauter über Fasanansiedlung in sächs. Gebirgs lagen, die in mäßigen Beständen bi« zu einer Gebirgslage von 600 ui empfohlen wird. — Um 3 Uhr Nachmittag» erfolgte ein Ausflug durch da- Eibenstocker Revier nach dem Walfischkopfe, woselbst die Gäste von der Stadt mit einem einfachen kalten Imbiß und Bier bewirthet wurden, während die Oeser'sche Musik kapelle vom hohen Fel« herab ihre Klänge in die Lüfte sandte. E« war ein glücklicher Griff de» Herrn Oberförster Bach, gerade diesen besonder» schönen Aussichtspunkt den Gästen vorzuführen, die in offenbar gehobener Stimmung dann heimwärts gen Eiben stock zogen, um auch im Gesellschaft-lokale Union wieder Musik vorzufinden und den Abend recht fröhlich zu verbringen. Am anderen Morgen begannen wieder die Verhandlungen. Zunächst machte Herr Pros. IN. Vater-Tharandt Mittheilungen über da» Eibenstocker Granitmassiv, während dann Herr Prof. Wir kt c e n u «-Tharandt über Waldlustuniersuchungen sprach, und endlich Herr Oberförster T i m ä u »< Oberwiesenthal über Ar- beiterverhältnisse im sächs. Forstbetriebe seine Feststellungen, Er fahrungen und Ansichten zum Besten gab. Persönliche Fürsorge de» Revierverwalter» sür seine Arbeiter, aber auch Fürsorge de« Staate« empfahl er dringend zur Erhaltung eine» guten Arbeiter beslande». 'Nachmittag» fand ein Diner mit ca. 65 Gedecken im neu restaurirten Rathhau»saal statt, an dem auch Herr Krei»- hauplmann Forker-Schubauer- Zwickau und Herr AmtS- hauptmann IN. Krug von Nidda-Schwarzenberg Iheilnahmen. Der Trinksprüche waren nicht wenige. Die Unterhaltung schien sehr belebt, da» Essen war wie immer gut. — Abend» fand man sich zu Tanz und Concert im Scheller'schen Saale zusammen. Anderen Tage« schon früh 7 Uhr brach man wieder auf, um die Waldexkursion durch die Staat-forstrevier» Auerlberg, Wilden thal und CarlSseld anzutreten und zwar zu Wagen durch« Bockau- thal nach Wildenthal, von da nach Wciter«gla»hütte bi« in» Carl«selder Revier, woselbst die Fußwanderung begann trotz strömenden Regen«. Erst nach Besichtigung de« Kranichsee« be stieg man wieder die Wagen, um über WeiterSwiese Carllfeld bald zu erreicken und den dort gebotenen Erfrischungen Ehre anzutbun. Nach Lstündiger Rast traten die Mitglieder de« sächs. Forstverein» ihre Heimreiie an, hoffentlich erfüllt von der Ueber- zeugung, daß wir Gastfreundschaft zu üben wissen. Der Ruf, den sie von Eibenstock in alle Windrichtungen tragen, kann Eiben stock nur nützeu! — Rautenkranz, 5. Juli. Bei dem heute Mittag hier auf getroffenen Gewitter, da» mit einem heftigen Schloßenwetter verbunden war, schlug der Blitz in ein Herrn Hammerwerktbes. Luttermann gehörige« Wohngebäude, ohne zu zünden. Lin in der Stube aufhältlicher junger Mann, der am Ofen stand, wurde betäubt und eine im Stalle befindliche Ziege getödtet. — Morgenröthe-Rautenkranz. Auch in hiesiger Gemeinde hat sich eine Ortsgruppe de- deutschen Flottenverein» gebildet, der schon 50 Mitglieder ange hören. In der letzten Versammlung wurde Herr Gem.-Vorst-nd Gnüchtel al» 1. und Herr I>r. meä. Gehrhardt al» 2. Vorsitzen der, sowie Herr Fabrikbesitzer Neubert al« Kasftrer und Schrift führer gewählt. In nächster Zeit soll Hierselbst ein Vortrag über die deutsche Flotte slattfinden. — Dre«den, 4. Juli. Der im nächsten Herbste zu- sammentrekende Landtag wird, wie man bereit» jetzt in hiesigen parlamentarischen Kreisen versichert, in jeder Hinsicht unter dem Zeichen de« Sparsystem» stehen. Die obersten Verwaltungs behörden arbeiten bereit» daraus zu und besonder« au« dem könig lichen Finanzministerium ergangene Weisungen deuten energisch an, daß die Behörden bezüglich ihrer Forderungen auf da» min deste Maaß zurückkehrcn müssen. Die Verwaltungsausgaben für den sogenannten täglichen Bedarf erfahren jetzt eire Einschränk ung, die große Ersparnisse im Gefolge haben wird, und auch bei Bauten wird die größte Sparsamkeit wallen. Neubauten werden wohl große Streichungen erfahren. Ganz besonder» wird aber bei dem Äeamtenheer eingesetzt werden. Daß dem Landtag seilen der sächsischen SlaalSregierung Neubcsoldungen und Billigungen elal-mäßiger Stellen vorgeschlagen werden, dürste gänzlich aus geschlossen sein und auch jetzt schon sollen freiwerdendc Beamten stellen nicht wieder besetzt werden. Alle diese Maßnahmen werden au» Ersparnißgründen getroffen. In Folge einer geplanten weit- gehenden Reducirung de» Personal» sind auck Avancement» in nächster Zeit ausgeschlossen und e» wird ein großer Stillstand in den Beförderungen, namentlich bei den mittleren und unteren Beamten cintreten. Hiermit geht Hand in Hand eine erst kürz lich erlassene Verordnung, wonach alle Neuannahmen von jetzt an bi« auf ganz bringende Fälle zu unterbleiben haben. Auch bei den Arbeitern werben nur die nöthigstcn Kräfte eingestellt. Jeden falls dürfen alle diese Maßnahmen aus Jahre hinaus ihre Schat ten werfen. — Dresden, 5. Juli. Ihre Majestät die Königin ist seit einigen Tagen an einer Zellgewebsentzündung am Beine erkrankt und daher genöthigt, die nächsten Tage da» Zimmer zu hüten. — Leipzig, 4. Juli. E» giebt Vermögen, auf denen kein Glück ruht, mögen sie noch so sauer erarbeitet worden sein. Man erinnert sich, daß der Schlossergeselle Liebernickcl au« Naunhof einer Leipziger Marktfrau die Summe von IM,000 Mark ge stohlen und da« Geld im Walde vergraben hatte. E» wurde auch wieder aufgesunden und der Frau zurückgegeben. Durch Schaden klug geworden, wollte dieselbe e» diesmal sicherer auf bewahren, al» daheim im Kommodenkasten, und sie trug e» ver trauen-voll an die — Leipziger Bank. Dort sind diese IM,000 Mark mit anderen Hunderltausenden und Millionen in da» große Chao» der Konkursmasse gewandert. — Leipzig, 6. Juli. Der Vorsitzende de» Ausschüsse» der freiwilligen Vereinigung von Aktionären der »Leipziger Bank', Justizralh Boyen«, macht im »Leipziger Tageblatt' folgende Miltheilung: »Der Aufficht«rath der Leipziger Bank wird in der bevorstehenden Generalversammlung erklären, daß er sein Amt zu einem kurz danach eintrelenden Termin niederlege. E» wird also nicht blo» ein neuer Vorstand, sondern auch ein neuer Aussichtsrath zu wählen sein. Nach dem Statut hat zwar der AufsichtSralh die Direktoren (Vorstand) zu wählen, der Aus- sichtSrath wird aber die von der Generalversammlung Gewählten accepiiren. Ferner erklärt un« der stellvertretende Vorsitzende de» AufsichtSralh» Georg Schröder, daß er und seine Kollegen ihr Vermögen nur noch als Vermögen der Aktionäre der Leipziger Bank ansehcn. Sie sind also bereit, die vollen Folgen der un glücklichen Lage zu tragen. Die Generalversammlung findet in der ersten Hälfte de» August statt, die öffentliche Bekanntmachung erscheint nach der für morgen erwarteten Rückkehr de» Aufsickl»- rathSmitglled« Dodel.' — Leipzig. Die Leipziger Blätter melden, daß sich bei der Kasseler Aktiengesellschaft sür Treber-Trocknung ein Manko von 14'/, Millionen ergeben habe, welche» die Mitglieder der Di rektion und de» Aufsicht»rathe« der Gesellschaft dieser schulden. Gegen diese Schuld sollten angeblich Effekten in den Händen der Aktiengesellschaft für Treber-Trocknung sein. Letztere sind that- sächlich verschwunden. Man hält e« für möglich, daß die Effekten, welche bei der Aktiengesellschaft sür Treber-Trocknung liegen müß ten, zum zweiten Male verpfändet wurden, und zwar bei der Leipziger Bank gegen eine Schuld verschiedener Aufsicht»rath»mit- glieder der Trebertrocknung»-Gesellschaft. — Plauen i. V., 6. Juli. -Ein blutige« Drama hat sich gestern im nahen Stadtwalde beim sogenannten .Essig steig' abgespielt. Spaziergänger sanden daselbst in der 5. Nack- mittagSstunde ein junge» Paar im Blute liegend vor. Da« Mädchen war bereit« tobt, der junge Mann lebte noch. Mord und Selbstmordversuch waren kurz vorher au»geführt worden. Da» Mädchen war in die rechte Schläfe geschossen und ist jeden falls sofort todt gewesen. Man sand e» mit gefalteten Händen vor. Der junge Mann, der in» Krankenhau« gebracht wurde, hatte sich gleichfalls in den Kops geschossen; er ist in der ver gangenen Nacht gestorben. In den Todten hat man ein Liebe», paar sestgestellt. Der junge Mann ist der 21 jährige Schneider gehilfe Albin Muck, dessen Eltern in der Lettestraße hier wohnen. Seine Geliebte ist die am 8. Septbr. 1880 in GraSlih geborene Pauline Vogel, die -l» Aufpasserin in einer hiesigen Stickerei in Stellung war. Da« Mädchen ist offenbar im Einverständniß mit ihrem Geliebten au» dem Leben geschieden. Ueber den Be weggrund zur Thal ist bi»her nicht» bekannt geworden. Die beiden jungen Leute erfreuten sich eine« guten Leumunde«. Muck wird al» ein tüchtiger Arbeiter von lebhaftem, heiteren Wesen geschildert. Er sollte im Herbst al» Handwerker zum Militär eintreffen. In dieser Woche ist er von der Arbeit wegge blieben und ist wahrscheinlich mit seiner Geliebten umherge wandert. Für Radfahrer. In Nachstehendem bringen wir einen Auszug au- der Verordnung vom 2. April 1901, der Verkehr mit Fahrrädern auf öffentlichen Wegen betreffend, zur Veröffentlichung, welcher für Verschiedene von großem Inter esse sein dürfte. 8 I. Bei dem Fahren mit Fahrrädern dürfen, sofern nicht besondere Wege Mr den Fahrradverkehr eingerichtet sind, nur die für Fuhrwerke be stimmten Wege benutzt werden. Außerhalb geschlossener Ortschaften ist der Fahrradverkehr auch auf den neben den Fahrstraßen hmführenden Banketten gestattet, wenn da-
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