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Amts- Nil Mchckatt für den Abonnement oicrtelj. I M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theilc die gespaltene Zeile 30 Pf. SN. Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — 48. Jay« ganz. — Sonnabend, den 18. Mai LN1-1 Fichtenrin-en- Versteigerung. Die von Revieren des Forftbezirks Eibenstock im lausenden Jahre ausfallende fichtene Rutzrinde soll Dienstag, den 21. Mai 1991, von Vorm. 9 Nhr an im „Rathskeller zu Aue und zwar: 1) vom Forstrevier Bockau ungefähr 100 em in Abth. 4, 2) „ „ ««ersberg . 100 „ . „ 13 u. 17, 3) „ . Wttdeuthal „ 2ov . „ „ 2o-„ 61, 4» . „ Hundshübel „ 430 . „ „ 6, 7, 8, 9, 16,17, 30, 31, 39, 40, 41, 61, 62, 66, 68 u. 82 unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen parthienweise versteigert werden. Die unterzeichneten Revieroerwaltungen ertheilen nähere Auskunft. Königliche ^orstrevierverwaltungen Bockau, Aueröberg, Wildeuthal und Hundshübel und Königliches Aorstrentamt Eibenstock, am 17. Mai 1901. Oeffentlichc Vorbildcrsammlung Eibcnstolk. Den Eingang neuer Muster und Vorlagenmerke (Pariser Ausstellung 1900) zeigt hierdurch an Eibenstock, 17. Mai 1901. 8 L 6 d 16 r. Der Aufstand in Katalonien. Fern im Süd das schöne Spanien ist abermals der Schau platz eine« blutigen Ausstandes gewesen, den die Regierung nach kurzem, aber schwerem Kampfe zu unterdrücken in der Lage war. Der Ausgangspunkt der Revolte war bekanntlich ein Streik der Straßenbahnangestelltcn in Barcelona. Bei diesem Aufstande kam es zu Reibereien zwischen den Ausständigen und den wenigen Arbeitswilligen und zu sonstigen Ausschreitungen, sodaß die Po lizei cinschreiten mußte. Die Sympathie des großen Publikum« und theilweise auch dessen thatsächlicher Beistand waren auf Seite der Streikenden, so daß sich die Straßenunruhen zu einer förm lichen Revolte auSwuchsen und das Militär cinschreiten mußte. ES kam zu einem sich mehrere Tage wiederholenden Straßen kampfe, bei dem ziemlich viel Blut floß, bi« endlich die Ruhe wieder hergestellt war. Die Regierung hatte gleich beim Ausbruch der Unruhen über Barcelona und mehrere Theile Katalonien« den Belager ungszustand verhängt. Zeitungen und Telegramme waren unter Zensur gestellt worden, so daß man auf die gefärbten Berichte aus Madrid angewiesen war. Da hieß e« denn natürlich, „Anar chisten" wären die Anstifter der Unruhen gewesen, jetzt aber stellen sich Ursache und Entstehen der katatonischen Aufstands bewegung in ganz anderem Lichte dar. Durch Bodenschätze, hoch entwickelte Industrie und ausgebreiteten Handel ist Katalonien die reichste Provinz Spanien», zugleich aber auch die in der Kultur am weitesten vorgeschrittene. Bon jeher hat Katalonien 'eine Abhängigkeit von Kastilien drückend empfunden und zahl lose Versuche gemacht, eine gewisse Selbstständigkeit zu erlangen. Seit dem Tode Karl VII. ist Spanien noch nicht viel au« den Revolten und Bürgerkriegen herauSgekommcn. Die beiden großen Parteien, die Konservativen und die Libe ralen, sind in Wirklichkeit nur zwei große politische Cliauen, von denen eine immer bestrebt ist, die andere von der StaaiSkrippe zu verdrängen und ihre eigenen Anhänger heranzubringen. Von einer wirklich pietätvollen Erhaltung de« Vorhandenen ist in der Politik der spanischen Konservativen so wenig zu bemerken, wie von einer besonderen Förderung de» gesunden Fortschritts bei den Liberalen. Das niedere Volk ist politisch unreif und bcdücf- nißlo», wenn c« seine Stierkämpfe hat und nicht gerade hungert, ist e« zufrieien und kümmert sich wenig um den Kamps der höheren Klasse. Nachdem nun der Krieg gegen Nordamerika die letzten finan ziellen Kräfte des einst durch die Goldschätze Montezuma« und der Inka« so überreichen Spanien gänzlich erschöpt hatte, muß ten dem Volke neue Steuern auserlegt werden. Aber wo nicht» ist, hat selbst der Kaiser sein Recht verloren, sagt da« Sprichwort, und da diese« nur aus Katalonien nicht zutral, so sollte diese Provinz zum Thetl für die übrigen mitzahlen. Daß die reichen Handelsherren und Fabrikanten von Barcelona sich diese Unge rechtigkeit nicht ohne weitere« gefallen lasten wollen, ist klar, und im vergangenen Jahre schon fand dieserhatb, von Barcelona aus gehend, eine durch ganz Spanien gehende Steuervcrweigerung seitens der Kaufleute und eine Schließung der Berkaufrläden statt. Der damalige konservative Ministerpräsident Silvcla mußte ein Loch zurückstecken Er traf mit dem Vertreter der Provinz eine Vereinbarung, derzufolgc Katalonien nur ein bestimmter Maß von Steuern zu tragen und eine gewisse Aufsicht über die Verwendung derselben haben sollte. Aber Silvela hat sein Wort nicht gehalten und dar Ministerium Sagasta fühlte sich an das Abkommen nicht gebunden. Darüber ist die Erbitterung in Ka talonien bei allen Parteien und bei allen Volksschichten riesen groß geworden; denn mit richtigem Instinkt fürchteten die Ar beiter und kleinen Leute, daß ein beträchtlicher Theil der den Reichen der Provinz drohenden neuen Steuerlast auf ihre Schul tern abgewälzt werden würde. Die Härle, mit der die frühere Bewegung zu Gunsten der freieren Selbstverwaltung Katalonien« aus Befehl von Madrid au» erdrückt wurde — e» sei nur an den Montjuick-Prozeß erinnert — ist heule in Katalonien eben falls noch nickt vergessen, denn c« waren mit wenigen Ausnah men nickt gerade die schlechtesten Bürger Katalonien», die da mals in den Kerkern die grausamsten Foltern erdulden mußten. So versteht e» sich, daß e» nur eine» verhältnißmäßig ge ringfügigen Anlaste» bedurfte, um der allgemeinen Erbitterung Lust zu schaffen. Zwar ist da« Ministerium Sagasta de« Aus stande» schnell Herr geworden, aber e« darf nicht zugleich hosten, daß mit dem äußeren Frieden in Katalonien zugleich auch eine friedlichere Gesinnung de- katatonischen Volke« Antritt. Aller dings sind die Ziele der einzelnen Parteien in Katalonien nur in der Parole einig: „Los von Spanien!" Würde aber diese» Ziel erreicht, dann geriethen zweifellos die Katalonier selbst ein ander in die Haare. Die Republikaner wollen einen Freistaat aus Katalonien machen, andere Gruppen wünschen den Anschluß an Frankreich, die dritten möchten einen eigenen Staat mit Don Karlos oder dem Papst an der Spitze, dem eine neue weltliche Herrschaft daselbst errichtet werden soll. Selbst die Gemäßigtsten wünschen eine finanzielle und verwaltungSrcchtliche Sonderstellung der Provinz. Selbstverständlich kann sich keine spanische Regier ung auch nur mit dem letzten Punkt einverstanden erklären, denn sie würde sich dadurch zum Todtengräber de» spanischen Staate« machen. Tagestteschichte. — Deutschland. Um zu verhindern, daß für die Oeffent- lichkeit nicht bestimmte Aeußerungen de» Kaisers unbefugt weiter verbreitet werden, und um dem Ueberhandnehmen bild licher Darstellungen vorzubeugen, soll, wie der „KönigSb. Allg. Ztg." gemeldet wird, die Absicht bestehen, in Zukunft bei der Zulassung dienstlich nicht betheiligtcr Personen zu Veranstalt ungen, an denen der Kaiser thcilnimmt, eine schärfere Kontrolle zu üben. — König Eduard von England wird Ende diese» Monat« zu einem mehrwöckigen Kuraufenthalt in Homburg v. d. H. cintreffen und während seiner Anwesenheit daselbst im Königlichen Schloß Wohnung nehmen. Bei dieser Gelegenheit wird der König häufiger al« Wast bei seiner Schwester, der Kaiserin Friedrich auf Schloß Friedrich-Hof, weilen; auch ist e« nicht ausgeschlossen, baß dort zwischen dem Kaiser und König Eduard eine abermalige Begegnung stattfindet. — Der Gesetzentwurf betreffend die provisorische Regelung der deutsch-englischen Handelsbezieh ungen, der in Deutschland vereinzelt heftig angegriffen wird, erleidet da« gleiche Schicksal in England. Londoner Meldungen zufolge sckreibt über diese Angelegenheit die „Financial News", wenn dieser Entwurf Gesetzeskraft in seiner gegenwärtigen Form erhalte, werde die« bedeuten, daß keine Aenderung der gegen wärtigen Beziehungen zwischen dem deutschen und dem britischen Reiche vor Ende 1903 in Aussicht genommen sei. Er sei Pflicht de« englischen auswärtigen Amte«, ehe dieser Entwurf Gesetz wird, der deutschen Regierung nachdrückliche Vorstellungen zu machen, ja nöthigcnsall« etwas mehr al« die«. Denn der Ent wurf verordnet, daß Deutschland England und seinen Kolonien, aber mit Ausnahme von Kanada und Barbados, fortgesetzt die Behandlung al» meistbegünstigte Nation gewähren soll, die Eng land und seine Kolonien Deutschland gewähre. Es wäre skan dalös, wenn die britische Regierung sich diele AuSjchlicßung Ka nadas ruhig gefallen ließe. — Hierzu bemerken die „Bert. N. N.": Da» Londoner Organ Übersicht augensckeinlich mit Absicht, daß e« gerade die Zollpolitik Kanada« gewesen ist, die England sehr wider seine Neigung gezwungen hat, im Jahre 1897 den bi« dahin geltenden Handelsvertrag zu kündigen. Zwischen Deutsch land und England bestand seit Jahrzehnten ein Meistbegünstigungs vertrag, der sich auch auf die englischen Kolonien bezog. Nach dem Kanada beschlossen hatte, englischen Einfuhrgütern einen um 25 v. H. niedrigeren Vorzugszoll zu gewähren, war die Mcist- begünstigungSklausel einseitig aufgehoben. England schritt mit Rücksicht auf die Stimmung in Kanada zur Kündigung de» Handelsvertrages. Seitdem ist zwischen Len beiden Ländern keinerlei vertragsmäßige oder auch nur vertrag«ähnliche Verein barung in Kraft. Von Jahr zu Jahr hat Deutschland bisher aus Grund der reich-täglichen Ermächtigung England die Meist begünstigung unter Voraussetzung der Gegenseitigkeit gewährt. Diese Gegenseitigkeit ist von Kanada durchbrochen, sodaß e« die einfache Folge au» der Zollpolitik dieser britischen Kolonie ist, wenn Kanada von dem Genuß der Meistbegünstigung au-geschlossen bleibt. Die in dem Verhalten Deutschland« zum Au-druck kom mende Logik kann durch keinerlei Drohungen von jenseits de« Kanals umgestoßen werden. Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. Mai. Sämmtliche Blätter besprechen die Reise de« Kaiser« nach Böhmen und zwar fast ohne Ausnahme im günstigen Sinne. Da« offi ziöse „Fremdenblatt' erblickt in der Kaiserrede den sichtbaren Su«druck der wesentlich geänderten politischen Verhältnisse, die im Parlamente aus Grund de« Koerberschen Programm« unter Annäherung der Deutschen und Tschechen cingerrclen sind. Die Kaiserreise befinde sich im vollen Einklänge mit dieser Situation. Sie sei eine freudige Ergänzung des Bilde«, da« jetzt die poli tische und parlamentarische Lage darbietc. Der kaiserliche Besuch in Prag werde die Völker zum Ausharren auf dem jetzt betrete nen Pfade bestimmen. An der Freude der Nationen in Böhmen werde ganz Oesterreich aus vollem Herzen theilnehmen. — Spanien. Die Regierung hat die Verfaffungsvürz- schaften in Barcelona wieder hergestellt, doch beschloß der Ministcrrath, sie bei der geringsten Ruhestörung wieder auf zuheben. Die Regierung verspricht, allen gesetzmäßigen Gesucken au« Katalonien Gehör zu schenken. Man verhehlt sich nicht, daß die jetzige Ruhe bloß äußerlich ist. Die Katalonier werden erst Frieden machen, wenn ihren Sonderbestrcbungcn Rechnung getragen sein wird. Die 38 auf dem „Pelayo" eingekerkerten Anarchisten werden demnächst vermuthlich nach der Insel Fer nando Po gebracht werden. — Griechenland. Im Secbade Abbazia hat eine Zu sammenkunst zwischen dem dort zur Kur weilenden König von Rumänien mit dem Könige Georg von Griechenland stattgesunden. In Griechenland wird dieser Begegnung große politische Bedeutung bcigelcgt. — Türkei. Konstantinopel, 15. Mai. Der franzö sische Botschafter machte seiner Regierung den Vorschlag einer Flottcndcmonstration vor Konstantinopel, um die Türkei zu zwingen, im Postkonslikt nachzugeden. Auch im BotschastS- rath tauchte dieser Vorschlag auf. ES stehen wichtige Beschlüsse in einigen Tagen bevor; man glaubt, daß alsdann der Pforte ein Ultimatum gestellt werden wird. Der Sultan hat Rußland gebeten, daß russische Schiffe den Postverkchr im Schwarzen Meere übernehmen. — China. Unter der Voraussetzung, daß keine neuen überraschenden Ereignisse einireten, darf man sich der Erwartung hingeben, daß die vor bald einem Jahre brennend gewordene Krisi» in China demnächst ihren Abschluß erreicht. Ohne Zweifel werden die Nachwirkungen der Vorgänge des letzten Jahres sich selbst im günstigsten Falle noch lange genug fühlbar machen und die Ausmerksamkeit der Mächte in Anspruch nehmen. Gleichwohl kann der Zeitpunkt, in dem die Räumung China« durch die internationalen Truppen bi« auf die dauernd dort ver bleibenden Abtheilungen vor sich gehen wird, a!» Beginn einer Epoche normalerer Beziehungen zwischen China und den Machten betrachtet werden. Mit der formellen Erklärung der chinesischen Machthaber, den von China geforderten Entschädigungsbetrag innerhalb einer gewissen Frist entrichten zu wollen, ist jener Zeit punkt, in dem die Räumung buch durch die deutschen Truppen ihren Anfang nehmen wird, gekommen. Die bezüglichen Ver handlungen sind noch nicht vollständig zu Ende geführt, indessen sprechen im Augenblick alle Anzeichen dafür, daß die Rückbeförder ung unserer Truppen wahrscheinlich im nächsten Monate wird beginnen können. Alsdann ist auch die Mission de« Grasen Waldcrsee im fernen Osten erfüllt und wird der Generalscld- marschall die Rückreise nach der Hcimath in dem Bewußtsein anzutreten in der Lage sein, eine schwierige und, soweit die grö ßere Oeffentlichkcit in Betracht kommt, wenig dankbare Ausgabe in einer Weise durchgesührt zu haben, die die vollste Anerkennung und den wärmsten Dank verdient. Ihm persönlich, seinen Unter führern und der Haltung unserer Truppen ist in weit über wiegendem 'Maße da« Verdienst dafür zuzuschreiben, raß die chinesische Krisi« nicht in« Ungemesjene gewachsen ist und daß wir heute vor den erzielten Ergebnissen stehen. Ohne die folge richtige und beharrliche Haltung Deutschland«, bei der die poli tischen und militärischen Faktoren in gleichem Grade allen Quer treibereien Stand gehalten haben, hätte sich China schwerlich zu den Zugeständnissen bequemt, zu denen c« jetzt bereit ist. — Angesicht« der vor sich gehenden Klärung der Lage in China ist e« auffallend, daß Rußland eine erhebliche Ver stärkung seiner Flotten st re ilmacht beabsichtigt. Wie der Petersburger Korrespondent de« „Daily Telegraph" erfährt, Hal infolge eine« Gesuche» de« Admiral« Alexejew um Verstärk ungen die russische Regierung beschlossen, sofort zwei erstklassige Schlachtschiffe, zwei erstklassige Kreuzer und einen Kreuzer zweiter Klasse nach den chinesischen Gewässern zu entsenden. Alexejew befürchte neue ernste politische Wirren in China. Vielleicht hängen diese Besorgnisse weniger mit den Vorgängen in China selbst al« mit der Haltung Japan« zusammen.