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Amts- «»!> Axzmckatt für deu Gchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung L»«R Abonnement oierkelj. 1 M. 20 Pf. einfchlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl" ii. der Humor. Beilage.Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnserlionspreis: die kleinspallige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theilc die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. -i-ir-r ! >- 18. Hahrgaag. Donnerstag, deu 25. April General - Versammlung der Ortskrankenkaffe für das Handwerk und sonstige Betriebe ;u Eibenstock Donnerstag, den 25. April ISO!, Abends '/,» Ayr in Pöhtand's Restaurant — Albertplatz. 1) Richtigsprechung der JahreSrcchnung auf 1900. 2) Eventuell Weiteres. E i b e n st o ck, am 17. April 1901. Der Vorstand. K. Ott, Vorsitzender. Auf dem die Firma « 12. bS<kl«->c«I in (stbenftock betreffenden Blatte 158 des Handelsregisters für den hiesigen Stadtbezirk ist heute eingetragen worden, daß dem Kauf mann Herrn l'arl lur-unt in Eibenstock Prokura crthcilt worden ist. Eibenstock, den 22. April 1901. Königliches Amtsgericht. Hg Zwischen Oesterreich und Mexiko war der diplomatische Verkehr vierunddreißig Jahre hindurch voll ständig unterbrochen. Seitdem am 19. Juni 1867 in Quere taro der Kaiser Maximilian von Mexiko, der Bruder des Kaiser» Franz Joseph, mit seinen Generalen Mejia und Miramon von den siegreichen Republikanern unter Juarcz standrechtlich erschossen worden waren, hatten alle Beziehungen zwischen Wien und Me xiko aufgehört. Die starre Entfremdung ging so weit, daß der österreichische Gesandte in Washington an keinem dortigen offizi ellen Fest theilnahm, wenn bekannt war, daß der Vertreter Mexiko» dasselbe besuchen würde. Kaiser Franz Joseph nennt den Enkel de» Prcußenkönig», unter dem die österreichische Vorherrschaft in Deutschland be seitigt wurde — er nennt den Enkel Viktor Emanuel« II., der die österreichische Vorherrschaft in Italien brach und von Oester reich kostbare Provinzen, die Lombardei und Venetien eroberte, mit Recht seine treuen Freunde und Bundesgenossen. Die Zeit hat die alten Wunden verharschen lassen — nur Mexiko gegen über, das ihm den theurcn Bruder nahm, verhielt sich der Kaiser bisher starr ablehnend. Da kam vor Kurzem eine Meldung, daß in Ouerelaro eine Sühnckapelle für Maximilian eingcweiht wor den sei und an der Feier hätten sowohl Vertreter de« mexikani schen Präsidenten Porfirio Diaz, wie auch solche der österreichischen Regierung theilgenommen. Da« war ein erste» Zeichen de« Stimmungswechsel« und nun ist e« den Vermittelungen der deutschen Gesandtschaft in Mexiko gelungen, die Wiederaufnahme geregelter Beziehungen zwischen Oesterreich und Mexiko herzu stellen, was zunächst in der Bestellung beiderseitiger Gesandten seinen Ausdruck finden wird. Diese Vorgänge rufen die Erinnerung an ein Stück der neueren Geschichte wach, da« die Acltcren unter un« mitcrlebt haben. In den Jahren 1815 bi» 1864 hatte die Republik Mexiko nicht weniger al« 42 Präsidenten und die Staatsfinanzen waren in einer Weise zerrüttet, daß die inländischen Gläubiger überhaupt keine Zinsen, die auswärtigen aber solche mit gewalt igen Zwangsabzügen erhielten. Frankreich, Spanien und Eng land verbanden sich zu einer Flottendemonstration, um die Inter essen ihrer Unterthanen zu schützen. Der abenteuerlustige Napo leon aber benutzte die Gelegenheit, zudem der nordamcrtkanischen Union durch den Bürgerkrieg die Hände nach außen hin gebunden waren, zu einer kriegerischen Aktion, eroberte Puebla und die Hauptstadt Mexiko und ließ den Erzherzog Maximilian von Oesterreich zum Kaiser au«rufen. Der Unglückselige nahm die dornenvolle Krone an, verließ sein wundervolle» Mecrschloß Mi- ramare und zog mit seiner jungen Gemahlin Charlotte (Schwester de« regierenden König« von Belgien) weit über'« Meer in ein subtropische» Land, dessen Sprache er nicht kannte, dessen Sitten und Gesetze ihm bi« dahin vollständig sremd waren. Da« wollte und sollte er nach dem Willen Loui» Napoleon« al« .Kaiser" beherrschen. Von den edelsten Absichten beseelt, ging er an die Erfüllung seiner ungewöhnlich schwierigen Ausgabe; aber nur allzubald mußte er merken, daß Napoleon« Agenten ihn bezüglich der allgemeinen Volk«stimmung schmählich getäuscht hatten. Der frühere Präsident Juarez hielt sich an der Grenze von Tcxa« aus und führte einen unausgesetzten Guerillakrieg gegen die Truppen de« neuen Kaiser«, die sich zum größten Thcil au« au« ländischen Abenteurern zusammensetzten. Zwar hatten fast alle europäischen Regierungen da« neue Kaiserthum Mexiko anerkannt; Nordamerika aber thal die« nicht, sondern nahm nach Beendig ung seine« inneren Kriege« eine drohende Haltung gegen da« neuerrichtete benachbarte Kaiserthum an und kündigte auch der französischen Regierung Repressalien an, wenn diese« sein Expe ditionskorps nicht au« Mexiko zurückziehe. Napoleon war so scige und treulos, dem Drängen der Union nachzugeben. Alle Bemühungen Maximilian«, diesen Entschluß rückgängig zu machen, waren vergeblich. Der junge Kaiser war zu stolz, um mit der Erinnerung an ein verfehlte« Unternehmen nack Europa zurückzukehren. Er wollte kämpfen bi« aus» Acußerste, zudem er immer noch hoffte, seine Gattin, welche nach Pari« ge reist war, werde den Kaiser Napoleon noch uw stimmen. Kaum hatten die Franzosen im März 1867 da» Lons verlassen, al« der allgemeine Ausstand gegen da« Kaiserthum losbrach. Maximilian zog sich mit seinen fremden Söldnerscharen von Mexiko nach dem festen Ouerelaro zurück, welche« aber schon am 15. Mai durch Verrath de« Obersten Lope; in die Hände der Republikaner fiel. Porfirio Diaz, der jetzige Präsident von Mexiko, besetzte bald darauf auch Veracruz und die Hauptstadt Maximilian aber wurde trotz de« energischen Einspruch« aller fremden Gesandten am 19. Juni in Oueretaro standrechtlich erschaffen. 1872 starb Juarez und vier Jahre später setzte sich Porfirio Diaz durch Ausstand in dem Besitz der Gewalt, die er bi« heutigen Tage« inne hat. Man muß ihm lassen, daß er dem Lande Ruhe und Ordnung wiedergegeben, auch die StaalSfinanzen in einen befriedigenden Zustand gebracht hat. Er herrscht fast al« Diktator, aber da» Volk läßt sich da« gern gefallen, denn er mißbraucht seine Gewalt nicht; nur wer in den begründeten Verdacht der Verschwörung geräth, den läßt er ohne weitere Umstände „an die Mauer stellen." Die alle« heilende Zeit ha« auch den seit dem Tage von Qu-retaro zwischen Oesterreich und Mexiko klaffenden Riß heilen lassen, wozu auch die praktischen Forderungen de« politischen und wirthschastlichen Verkehr« drängten. Im Schlosse Bouchoute aber (bei Brüssel) lebt noch eine stumme Anklägerin gegen Napoleon und Juarcz: die in unheilbaren Wahnsinn verfallene Wittwe de» unglücklichen Maximilian, die Kaiserin Charlotte. Tagesaeschichte. — Deutschland. Kaiser Wilhelm begab sich am Dienstag zur Geburtstagsfeier König Albert» nach Dresden und fuhr dann von dort au« nach Bonn. — Berlin, 23. April. Dem „Lok.-Anz." wird au« Bonn gemeldet: Zu der morgigen Anwesenheit de» Kaisers sind große Polizciverstärkungen au« Düsseldorf, Elberfeld und Köln kommandirt worden; außerdem wird die Feuerwehr zum Ordnungsdienst in den Straßen herangezogen. Für die Fest straßen sind die strengsten Absperrmaßregeln getroffen. Der ganze Fuhrwerks- und Pferdebahnverkehr ruht in den an der Universität vorbeiführenden Straßen bis zum Abschluß der Immatrikulationsfeier. Ueber drei Stunden sind diese Straßen selbst für Fußgänger gesperrt. Die Strenge gehr so weit, daß nicht einmal die Anwohner jener Straßen durchgelassen werden; die Bewohner dürfen die Häuser nicht verlassen. Diese Maß regeln rufen in der Bürgerschaft Bonns berechtigte« Aufsehen hervor. — Die „Post" schreibt: „Der Berliner Polizeipräsident hat unterm 6. April gegen den Anarchisten Rudoifo Romag- noli, der sich auch Romanisso oder Laugwigk Müller nennt, einen Verhastbefehl erlassen und alle in- und ausländischen Polizeibehörden zur Fahndung aufgesordcr«. Wie au» Briesen, die die Polizei in Rosario in Argentinien beschlagnahmte, hervor geht, haben die Anarchisten in Paterson beschlossen, Se. Majestät den Kaiser, den Zaren und den König von Italien zu ermorden. Auf den 22 jährigen Romagnoli ist eine» der AuSsührungSloose gefallen. Romagnoli hat sich am 27. v. Ml«, von BuenoS-Ahrc» aus der „Halle" nach Bremen eingcschifft und dürfte, wenn diese Zeilen gedruckt sind, bereit« hinter Schloß und Riegel sitzen. Wer die anderen „AuSgeloosten" sind, davon hat man zur Zeit noch keine Ahnung " — Frankreich. Der Präsident de« Armee-AuSschusse» der Kammer, der frühere Minister Krantz, ipraöb über die Ver ringerung der Militärdienst,eil und erklärte, fall« die zweijährige Dienstzeit oder darauf vorbereitende Maßnahmen eingeführk werden sollten, würde Frankreich überhaupt keine Armee, sondern nur eine Miliz haben, welche auf der gleichen Stufe stände, wie die einstige Nationalgarde. — England. London, 23. April. Nach Meldungen der Abendblätter meuterte da« im Carlisle Fort in der Nähe von Cork garnisonirendc fünfte Bataillon der Münster-Füsiliere und weigert sich, trotz der Ermahnungen ter Offiziere, in den Ba racken zu verbleiben. Den Mannschaften wurden zwar die Waffen abgenommen, doch erregt ihre aufrührerische Haltung in Cork, sowie in den Nachbarstädten einige Bestürzung. — Nordamerika. Da« Bestreben der Vereinigten Staaten, sich auf der ganzen Welt eine fortlaufende Kette von Kohlenstationen zu sichern, tritt immer deutlicher zutage. E» sind zur Zeit Unterhandlungen im Gange wegen de« Ankäufe« einer der Azoren, mit den Niederlanden wegen eine« Hafen« auf der Insel Curarao, mir Ecuador wegen de« Erwerbe« eine« der Galapago« Inseln. Die amerikanische Regierung will jedoch nicht nur da« Recht, an den betreffenden Plätzen Kohlenstationen zu errichten, sondern sic beansprucht direkte Hoheitkrechte über diese Punkte. In Yokohama und Pitcher Lake bei la Paz in Mexiko ist ihr bereit« die gewünschte Genehmigung crthcilt worden. Außerdem wird an dem Bau von Niederlagen in Honolulu, Tutuila (Samoa) und Guam (Karolinen) gearbeitet, und Cavite, sowie Manila dürften auch bald in Kohlenhäfen umgewandelt werden. Die anderen Mächte wissen also, was sie zu machen haben, um c« den chankee« gleichzuihun. — China. „Wolffs Tel. Bur." berichtet: Gcneralfeld- marschall Gras Walder fee meldet au« Peking vom 20. d. M.: Die eingehendsten Untersuchungen schließen fast mit Sicher heit Brandstiftung au«. Allen Anhaltspunkten nach übertrug sich da» Feuer von dem eisernen, zum Wärmen der Speisen be stimmten Ofen im Anrichteraum neben dem Speisezimmer Gene ral von Schwarzhoff, beim Ausbruch de« Brande« auf einen Spaziergang begriffen, kehrte in seine Wohnung zurück. Nach den Feststellungen kam man zu dem Schluß, daß er infolge zu langen Verweilen« in den größtentheil« schon brennenden, rauch- erfüllten Räumen in seinem Schlafzimmer bewußtlos zu Boden gesunken sei. Er wurde auch sogleich vermißt. Die vorläufige Beisetzung hat soeben seierlich stattgesunden. — Zwei deutsche Reiter wurden in der Nähe von Paotingsu beim Herbeischaffen von Pserdesuttcr ermordet. E« wird darüber Folgende« gemeldet: Am 18. besetzte ein kleine« Detachement der Kavallerie in Niuchuang eine kleine Flußbrücke, fünf Kilometer von Lincho entfernt. Am Abend gingen drei Reiter unbewaffnet über die Brücke in ein« der benachbarten Häuser. Zwei von ihnen, der Gesrcite Kun; und Schmidt, wur den, als sie den Hof betraten, angegriffen und von Chinesen gelödtet. Man erwartet eine scharfe Bestrafung Le« gan;cn Dorfe» für diese Mordthal. Die Leichen der Getöbteten wurden nach Niuchuang gebracht. — „Wolffs Telegr. Bureau" meldet unterm 23. April: Gcneralfeldmarschall Gras Waldcrsee berichtet au« Peking: Die Kolonnen der Generäle Baillvud und Ketteler erreichten ohne Kampf die an verschiedenen Punkten die Grenze nach Schansi bildende große Mauer. Li hung-lschang theilte mit, daß die Trup pen Liu« von Huiiu nach Schansi zurückgegangen seien. — Südafrika. Die Londoner Blätter melden au» Standerton vom 22. April: Frau Botha, die Gattin de« Oberftkommandirenven der Buren, ist soeben von einem zwei ten Besuch bei ihrem Gemahl zurückgekehrt und scheint sehr große Hoffnung zu hegen, daß ihre Bemühungen, den Frie den herbeizuführen, Erfolg haben werden. Sie hat sich jetzt nach Pretoria begeben, um Lord Kitchener über ihren Besuch bei ihrem Gatten Bericht zu erstatten. — Pretoria, 23. April. Da« Kommando von Bocks burg, bestehend au« 106 Mann mit Wagen und Gewehren, hat sich bei Middelburg ergeben. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 24. April. Der gestrige Geburtstag Sr. Maj. de« König« Albert wurde auch in diesem Jahre durch Zapsenslrcich und Weckruf Seiten« de« hiesigen Stadt- musikchor« und der Gewehrabtheilung de« Kgl. sächs. Militär verein« eingeleitet. Am Vormittag sand in der Turnhalle Schul feier der Bürgerschule, im Saale der Industrieschule Aktu« der Handel«-, Latein- und Industrieschule, sowie im Rathhauisaale Festessen statt. Nach der Festfeier in der Lateinschule erfolgte die Weihe der von einigen Mitgliedern de» Lateinschulverein» gestifteten Fahne durch Hrn. Pastor Gebauer, nachdem Herr Bürgermeister Hesse dieselbe im Auftrage der Lateinschulmit glieder an Hrn. Pastor Brinckmann, al« derzeitigen Leiter der Schule, übergeben hatte Die Fahne trägt in blau-weiß- blauem Grunde da« Kgl. sächs. Wappen, dessen Führung von Sr. Majestät auSnchmSweisc genehmigt ist. ES liegt in der Be willigung eine Auszeichnung, da die Führung de« Wappen« an Privatschulen in der Regel nicht ertheilt wird. Man sieht darin eine Allerhöchste Anerkennung der Existenzberechtigung und den Glauben an da» Fortbestehen der Schule. Nachmittag« fand Umzug der Schüler mit der neuen Fahne statt, worauf unter Begleitung eine« Lehrer« ein Ausflug nach Muldenhammer unter nommen wurde. Der Militär - Verein hatte seine Festfcier be reit« am Sonntag Abend im Feldschlößchen abgehaltcn. — Eibenstock, 23. April. Anläßlich de« Geburtstage« Sr. Majestät de« König« wurde heute Vormittag der viele Jahre ununterbrochen bei der ehemaligen Firma Troll .L Uhlmann al» Stickerin in Beschäftigung gewesenen Friederike Rosalie Häupel hier, vordere Rehmerftraße 23, da« ihr aus Antrag de« Stadt- rathe« vom Sönigl. Ministerium de« Innern verliehene Ehren zeichen für Treue in der Arbeit, sowie ein Geldgeschenk durch Herrn Bürgermeister Hesse au«gehändigt. — Daran anschließend ist dem Stickmaschinenbesitzer Herrn Gu»iur Anton Haa« hier, Hintere Rehmerftraße, al« Veteran von 1870/71, die zum An denken an den hochsel. Kaiser und König Wilhelm I. gestiftete Erinnerungsmedaille feierlich»! überreicht worden.