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- Erscheinungsdatum
- 1901-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190102149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010214
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-02
- Tag 1901-02-14
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Monat
1901-02
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Jahr
1901
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Die Engländer scheinen, wenigsten« wa« den KricgSruhm anbe- trissl, bescheidener und anspruchsloser zu sein, al» andere Nationen, In Deutschland hätte man einen Heersührer, der lange vor Be endigung de» -liege» nach Hause zurückkehrt und sich seiner immerhin zweifelhaften Lorbeeren behaglich freut, während seine Soldaten weiter lämpfcn müssen, kaum al» .großen Feldherr»" gefeiert. Militärische Verdienste anzuerkennen, da, wo sie nicht ohne Grund bestritten werden, dazu liegt keine zwingende Ver anlassung vor. Wa» die persönlichen Verdienste de« englischen Feldmarschall» betrifft, so ist sein Name zu eng verknüpft mit allen den Greueln einer barbarischen -riegSsührung, al» daß wir ihm da« Relief einer besonderen Auszeichnung von deutscher Seite ehrlicher Weise gönnen könnten. Kurz: die Ehrung, die Lord Robert» zu Theil wurde, stellt ihn auf ein Piedeftal, aus dem wir ihn un« nur mit innerem Widerstreben denken können." — Die .Parole", die amtliche Zeitung der Korporation .Deutscher Kriegcrbund", bringt in ihrer letzten Nummer an leitender Stelle einen Artikel, der .Mehr Nationalgcfühl" überschrieben ist und sich sehr scharf gegen die .Engläneerei" wendet. In dem Artikel, der Aufsehen erregen dürste, heißt e» unter Anderm: .Leider ist die Vorliebe für da» Fremde bei vielen Deutschen noch immer nicht geschwunden. Zwar hat die Nach äfferei de« Franzosenthum» nachgelassen, an ihre Stelle ist aber die noch widerwärtigere Engläuderei getreten. Wer sich ein vornehme» Aussehen geben will, radebrecht mit englischen Flo« keln und trägt englische Moden. Obwohl die englischen Sloffe meist weniger werlh sind, al» die deutschen, werden sic in erster Reihe gelaust, und obwohl die englische Mode seit Jahren da» Unglaubliche in der GeschmackSenlariung darstellt, so kleidet sich der Gigerl nur englisch. Zahllose fleißige Hände und viele Be- triebsslällen könnten in Deutschland noch reichlich beschäftig» werden und zur Steigerung de» Volkswohlstände» beitragen, wenn alle Deutsche zu bewegen wären, die Gegenstände ihre» Bedürfnisse» au« dem Jnlankc zu nehmen." Weiter ruft dann da» Blatt auS: .In der That, e» wird jetzt auch für die Deut schen Zeit, selbstbewußter aufzulreten." Wenn der Artikel die Anschauungen der leitenden Kreise de» deutschen Kriegerbunde» widerspiegelt, woran nicht zu zweifeln ist, so verdient er in den höchsten Kreisen die größte Beachtung. — Spanien. In Spanien ist e« in den letzten Tagen zu republikanischen Kundgebungen und Unruhen gekommen, welche jetzt noch andauern. Im Prado zu Madrid wurde die Gendarmerie von den Manifestanten mit Steinwürfen angegriffen. Die Gendarmen gingen dann mit der blanken Waffe gegen die Menge vor. Einige Personen wurden verwundet. In Saragossa hielten die Manifestanten einen Umzug mit einer republikanischen Fahne und schossen auf die Gendarmen. Ein Unteroffizier uns mehrere Manifestanten wurden verwundet. Privaldepeschen zu folge wurde der Generalkapitän Borrero von der Menge mit Rusen: .E» lebe der republikanische General!" begrüßt. Auch in Valencia und Barcelona dauern die Kundgtbungen fort. — China. Feldmarschall Graf Waldcrsee meldet am 10. au» Peking: Kolonne Trolha ist am 9. hier einge troffen. — Bei meiner Besichtigungsreise nach Shanhaikwan habe ich Betrieb und Sicherheit der Bahn sowie die läng» der selben stehenden Truppen aller Nationen in vorzüglicher Ver fassung gefunden. — .Wolff» Telegr. Bureau" berichtet: Generalseldmarschall Gras Waldersee meldet au« Peking vom l l. Februar: Die in die Umgegend von Jenkhing entsandte Jägerkompagnie mit Gebirgsartillerie ist heute zurückgikommen, da berittene Waffe für die Erfüllung der Aufgabe ausreichend war. Bon Paotingsu au« sind seil Kurzem b in der deutschen Zone liegende Distrikt« hauptortc dauernd mit je einer Kompagnie belegt worden, um die Bevölkerung vor Raub und Erpressungen zu schützen. — Südafrika. In Betreff de» gemeldeten Eindringen» eine« Burenkommando« von 2000 Mann in die portu giesische Kolonie Mozambique schreiben die ministeriellen Lissaboner „NovidadeS", daß allerdings der Generalgouverneur in Lourenzo Marque» eine solche Nachricht erhielt und, da die Befreiung der Burengefangenen vor ihrer bevorstehenden Ein schiffung nach Europa al» Ziel der Bewegung angesehen wurde, die Stadt schleunigst in Verthcidigung-zustand setzen ließ, daß sich die Nachricht jedoch nicht al» exakt erwie«. Richtig sei, daß ein Burcnkommanvo von 2000 Mann Swaziland durchzog und in Maputo eindrang, aber in denjenigen Theil, der nach dem Mac Mahonschen SchiedSgerichiSipruche den Engländern über wiesen wurde. Hier schienen sie die Ankunft eine« österreichischen Schiffe« erwarten zu wollen, welche« eine bedeutende Ladung von Kriegsmaterial in Kost am Eingang der Santa Lucia-Bai an Land bringen sollte. Man vermuthe jedoch, daß diese Aus schiffung nicht erfolgen konnte, da ein englische» Schiff ausge laufen war, um die englische Maputo Küste zu überwachen, wäh rend ein porlu iesische« Kanonenboot die portugiesische Maputo küste abpatrouillirte. — Kapstadt, 11. Februar. Die Regierung beschloß, den auswärtigen Mächten amtlich anzuzeigen, daß Kapstadt von der Pest verseucht sei. Im Hasen sind heute drei neue Fälle vor gekommen, ein Militäihospital wurde zeitweilig eingerichtet. Locale und sächsische Nachrichten. — Leipzig. Gegen Ende vorigen Jahre» hatte der säcks- Evangelische Bund an den protestantischen Adel in Sachsen anläßlich der bekannten Kniebeugungsfrage und anderer Vorkommnisse einen Aufruf gerichtet, der evangelischen Kirche entschiedene Treue zu bewahren. Als Antwort hierauf haben nun 120 Mitglieder de» protestantischen sächsischen Adel« durch den Grasen A. Cl. Einsiedel auf Milkel dem sächsischen Landes verein de» Evangelischen Bunde» folgende im .Leipz. Tagebl." veröffentlichte Eiklärung zugehen lassen: .Wir haben gern von dem Ausrufe Kenntniß genommen . . . Wir halten an dem Erbe der Reformation fest, da» unsere Vorfahren mit erstritten und gesichert haben. Wir werden Pfleger und Hüter der evange lisch lutherischen Kirche sein, weil sie nur auf da« Wort Gotte» sich stützt und die Wahrheit vertritt: E« ist in keinem anderen Heil, und ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin sie sollen selig werden, al« allein der Name Jesu» Christu». Bon welcher Seite auch unserer Kirche Gefahr drohe, wir sind bereit, sie zu schützen und ihr zu helfen, daß sic ungehindert ihre Aufgabe erfülle, die Führerin de« Volke« zu dem Erlöser zu sein. In der Stellung, die un« im Volksleben verliehen ist, erkennen wir die von Gott un» zugewiesenc Pflicht, in der Förderung de» evangelischen Glauben» voranzustehen und mit denen in Gemeinschaft zu wirken, welche da» durch Luther wiedergeschenktc hohe Gut de« Evangelium« von Christu» al« die Kraft Gotte«, selig zu machen, die daran glauben, unserem Volke fest und treu bewahren wollen." Gras Einsiedel bemerkt zu dieser in würdigem und ruhigem Ton» gehaltenen Erklärung, die 121 Überschriften seien Namen von bestem Klange, und die selbe solle den Bewei« erbringen, daß der sächsische Adel nach wie vor wie ein Mann zu seinem Glauben stehe und auch jederzeit bereit sei, für ihn einzulreten. — Blase witz, 11. Februar. Der Mord, der am II. März 1894 an einem im Dienste befindlichen Schaffner der Straßenbahn verübt wurde, findet vielleicht nun doch noch seine Sühne. An dem erwähnten Tage fuhr der Schaffner Jäckel mit dem 10 Uhr 33 Min. Abend» vom Schillerplatze nach der Stadt verkehrenden leeren Wagen, auf dem Hinteren Perron stehend. Am Siegesplatze hörte der Kutscher einen Schuß, den er jedoch nicht weiter beachtete. Ein aus der Prinzenstraße aus gestiegener Herr bemerkte den in dem ganz leeren Wagen auf dem Hinterperron knienden Schaffner, ohne Mütze aus dem Kopse und über dem Auge eine blutende Wunde. Der Fahrgast rüttelte den Schaffner, dieser raffle sich aus und sagte: »Ich bin ge schossen!" Die Kugel führte bereit» am darauffolgenden Sonn tag den Tod de« Schaffner« herbei. Die Polizei war sofort zur Stelle, doch konnte der Thäter nicht entdeckt werden. Da» Dunkel wird nun neuerdings wieder zu lüften versuch«. In Dresden befindet sich zur Zeit ein Beamter einer auswärtigen Straßenbahn wegen Unterschlagung in Untersuchungshaft. Heber La« Vorlcbcn duieS Manne» werden seilen» der Kriminalpolizei eingehende Untersuchungen angestellt und auch die öffentliche Meinung ei örtert seit einigen Tagen schon sehr lcbhast die näheren Verhältnisse de» Verhafteten. Merkwürdiger Weise will man Momente gefunden haben, welche die Erinnerung an den eben geschilderten Mord wachzurufen im Stande waren. — Plauen i. V. Seinen 7jährigen Sohn erschossen hat am Montag -Nachmittag gegen 2 Uhr der Sticker Rudolf Fischer im Hintergebäude Le« HauSgrundstück» JohanniSstraße 23 hier, wo Fischer eine Slickmaschine gepachtet hatte. Der Knabe war sofort todt. Fischer, der daraus einen Selbstmordversuch machte, indem er mit dem Kopfe gegen die Wand rannte, wurde verhaf te«. Er ist ein starker Trinker, möglich ist e«, daß er geistig nicht mehr ganz zurechnungsfähig ist. — Plauen i. V., II. Februar. Ucber den bereit» gemel deten Mord und Selbstmordversuch werden noch folgende Einzelheiten mitgetheilt: Der Kindesmörder, der Sticker Rudolf Fischer, ist 33 Jahre alt und hat die That vermuthlich im Zu stande geistiger Störung begangen. Er ist wegen seine« exaltirten Wesen« öfter« ausgefallen, und auch die Behörden hallen sich deshalb schon früher mit ihm zu beschäftigen. Er lebte in trau rigen Familienverhältnissen. Seine Frau war mit den Kindern im Armenhause untcrgebracht. Im Laufe de« heutigen Vormit tag» Hal er, wie da» sehr oft vorkam, reichlich viel Bier genossen, da» fein siebenjähriger Sohn, der seinem Baler al» Fädler hals, hclen mußte. Der nicht« ahnende arme Junge ist vom Vater offenbar in dem Augenblick erschossen worden, als er den vom Vater dargereichten Krug an die Lippen gesetzt hatte. Die Rc- vclverkugel ist in der Schläfegegend in den Kops eingedrungen und wirkte sofort tödtlich. Daraus richtete Fischer die Waffe gegen sich, doch Halle infolge de« ersten Schüsse« die Waffe eine Beschädigung erlitten und da« Blei blieb beim zweiten Schuß im Revolver sitzen. Fischer versuchte nun, sich da« Leben zu nehmen, indem er mit dem Kopse gegen die Stickmaschine rannte, um sich den Schädel zu zertrümmern. Nachdem sich auch diese Bemühungen al« ersolglo» erwiesen, wollte er da« Hau« ver lassen, vermulhlich, um auf andere Weise zum Ziele zu gelangen. An der Hauslhür angekommcn, sah er, daß zwei Schutzleute nahten und er kehrte deshalb wieder um. Die Schutzleute waren au« der in der Nähe befindlichen Polizeiwache von Fischer« Va ter, der in demselben Raume, wo sein Sohn arbeitete, an einer andern Maschine beschäftigt war, herbeigeholt worben. Der zum Tode erschrockene alte Mann war nach dem ersten Schuß, der seinen Enkel gciöbtel hatte, in wilder Hast und angsterfüllt zur Polizeiwache geeilt. Die Schutzleute bemächtigten sich de» Mör ders und führten ihn nach der Wache. Aus dem Wege dahin und im Nachtlokale selbst rannte er mehrere Male mit dem Kopse gegen die Mauer. Wohl fügte er sich Verletzungen zu, daß er über und über blutete, aber seinen Zweck erreichte er nicht. Seinem Wunsche, ihn nur wenige Minuten allein zu lassen, entsprach man natürlich nicht. Er wurde im Laufe de« Nachmittag« nach dem Krankenhause gebrach«. AuS Briesen, die man bei ihm vorsand, ist ebenfalls ersichtlich, daß Fischer geistig nicht normal ist. — Reichenbach, 8. Februar. In Folge von Diffe renzen zwischen dem Stadlrath und dem Ga«beleuchtung«-Aktien- verein wegen Bezahlung von Ueberstundcn mußten wir e» hier am Dienstag und Mittwoch Abend erleben, daß die öffentliche Straßenbeleuchtung streikte. E« war namentlich am ersteren Abend, an dem auch der Mond streikte, von 9 Uhr an derart finster in der ganzen Stadt, daß e« ein Wunder ist, wenn bei dem Glatteis keine schweren Unfälle vorgekommen sind. Nach Klarlegung der Sachlage in der gestrigen Stadlverordnctensitzung auf Grund der Thatsachcn wurde da« Vorgehen de» Gasbe leuchtung« Aktienverein» al« unverantwortlich verurtheilt, so daß er sich auch entschloß, gestern Abend wieder die öffentlichen La ternen anzuzünden. — Aue, 12. Febr. Seiten« der StaatSregierung scheint jetzt ernstlich an die Lösung der Frage wegen der zukünftigen Gestaltung de« hiesigen Bahnhofe« herangetreten zu werden. Dem Vernehmen nach ist da« Königl. Eisenbahn-Bauburcau hier bereit« mit den erforderlichen Projekt-bearbeitungen beschäftigt. Wie wir hören, ist dem genannten Baubureau neuer dings auch die Leitung do« Baue« der vom letzten Land tage genehmigten Neubaulinie von Schönheider- hammer nach der Stadt Eibenstock übertragen worden. — Falken stein. Uebcr die vielbesuchten Rißwas- ser fälle in der Nähe von Rißbrücke hat jetzt der Fabrikbeh Ernst Siegel hier eine Ueberbrückung auf eigene Kosten Her stellen lassen. Auf dieser Brücke kann man in bequemer Weise die interessanten Wasserfälle in Augenschein nehmen. Herr Siegel hat sich um die Erschließung von Naturschönheiten in unserer Umgegend schon öfter» verdient gemacht; er hat unter anderem die Bismarckbastei und den .Siegelselsen" im Göltzschthal er schlossen und Jedermann zugängig gemacht. — Kirchberg, 11. Febr. Seit längerer Zeit strebt der hiesige Evangelische JünglingSverein mit seinem Vorstande Hin. Diak. Scheibe die Erbauung eine» eigenen Heime« an. Jetzt scheint der Verein der Verwirklichung seine» Wunsche« ein große« Stück näher gerückt zu sein, insofern Herr Kaufmann Rudolf Wolf hier dem Verein ein Grundstück von 720 qm in der Nähe de» neuerbauten Krankenhaus»» unter der Bedingung geschenkt ha«, daß spätesten« bi« zum Jahre 1907 dort da» Jüngling«heim errichtet wird. — Da» königl. Justizministerium ist dem Bernebmen nach neuerding« auch der Frage der Einführung der sogen, durch gehenden Arbeitszeit an Sonnabenden näher getreten, und e« sollen nun, wie verlautet, von Ostern ab die Geschäft«- stellen der Gerichte im Königreich Sachsen Sonnabend« Nach mittag 3 Uhr geschloffen werden. — Nach an authentischer Stelle im kgl. Finanzministerium eingezogenen Informationen entbehren die Au»laffungen über di» Frage eine« 40- oder OOprozentigen Zuschlag« zur sächsischen StaatSeinkommensteuer vorläufig de» thatsächlichen Unter- gründe». Der sächsische Staat«hau«halt»etat wird erst in circa 6—7 Monaten fertiggestellt und dann erst läßt sich mit Sicher heit sagen, ob überhaupt erst ein Zuschlag zur SlaatSeinkommen- steuer erhoben wird oder nicht. Selbstverständlich sind die bi«- herigen Angaben über die Höhe diese» Zuschläge« demnach eben- sall« vollständig verfrüht. — Ein Zuschlag wird aber schon kommen. — Tctschen, II. Februar. Sine originelle Unterhaltung sand am Sonntag in dem nur 48 Häuser zählenden Gebirg«- dorsc Ohren bei Tctschen statt. Die dortigen Großväter, 24 au der Zahl, die zusammen 1492 Jahre zählen und auf eine Nach kommenschaft von 110 Kindern und 134 Enkeln herabblicken können, veranstalteten einen Ball. E» war ein schöner Anblick, wie sich die alten, noch von Gesundheit strotzenden Gebirgler mit ihren Lebensgefährtinnen bei den Klängen de» bekannten Liede« .Als der Großvater die Großmutter nahm" fröhlich im Kreise drehten. Da» seltene Ballfest hatte au« weiter Ferne Zuschauer herbeigelockt. Da» Reinerträgniß, zu einem Schulfeste bestimmt, war ein bedeutende». Amtliche MittAcikuugen aus der Sihuug des Htadlrathes zu Kibensiock. vom 3l. Januar 1901. Anwesend : 5 Rathsmitglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. 1) Der Rath beschließt, den neuhergestellten Rathhaussaal für die Zukunft nur als Sitzungssaal zu benutzen, die Krankenkasse und die Schulgeld- einnahme im bisherigen Rathssitzungszimmer unterzukvingen, für die Polizei TageS'Wache aber nach Gehör des Bauausschusses durch Anseh ung von zwei Wänden unmittelbar an der jetzigen Nachtwache im Hinter gebäude des Rathhauses einen Raum zu beschaffen. Die Kosten für die sen Anbau werden verwilligt. 2) Es wird beschlossen, der Firma Gustav Raven Nachf.-Leipzig, den Rest der beim Bau der Heizungsanlage des JndustrieschulgebäudeS hinter legten Kaution zurückzuzahlen. sitzenden über das Ergebniß seiner Verhandlungen, die Herstellung der Winklerstraße und des Dönitzrhalwegs betreffend. 4) Vor Beschlußfassung über die Herstellung des sogenannten Gerstenberg weges will man das Beitragsverhältniß festgestellt sehen. k») Dem Trichinenschauer Stölzel wird für die Auffindung von Trichinen Gestrandet. Skizze von Alfred Emmy. — r Heber die glatte See schießt da» Schiff pfeilschnell dahin. Am Deck herrscht eine rege Thäligkeit. Es ist Scheuerlag. Und wahrlich der erste Offizier versteht ebensowenig Sraß, wie der Kommandant, der wetterharte alte Seebär, der schon manche» artige Stücklein auf der blauen Fluth geleistet hat. Droben steht er auf der Kommandobrücke S. M. Korvette .Kolberg". Da» tiesgebiäunte Gesicht umrahmt ein stattlicher Vollbart, in dcn sich durch verschlissene» Braun Silberfäven de» Aller» stehlen. Breitschultrig dehnt sich die große Figur, wenn er auf- und ab schreitet. Au» den blauen Augen blitzt es hinüber über da« Meer, al« suche der Blick in der Ferne einen Ruhepunkl. Weik, weit da drüben irgendwo liegt ein waldumrauschte« Hau». Hoch oben krönen die Berge da» zaubervolle LandschastSbild, da« sich im tiefblauen Fjord der norwegischen Küste spiegelt. Welch eine wonnige und sonnige Zeit war e», al« er mit seiner Fregatte dort vor mehr al« drei Jahrzehnten anlegte und mit dem ganzen Jugendübcrmuth seiner 2b Jahre an Land suhr, um al» schmucker Seekadett die acht Tage Ruhe zur Ausbesserung diese» Schiffes zu verbringen! Ein Hauch von Frieden, ein Duft von Rosen und Blüihen lag über der kleinen Villa, der er zu schritt, dec Villa .Margarethe", die dem Konsul Schönfeld ge hörte. Wie ein verzauberte» Märchenschloß wand sie sich in ihrem Bau mit den zierlichen Spitzthürmchen au» dem Dunkel de« WaldeSgrün. Die Sonne spielte in Len blanken Scheiben und übergoß die Schroffen der Berge mit goldigem Schein, der seine Lichter tief hinunter auf» Meer warf, auf die reizvolle norwegische See. Die Freitreppe hinab schritt zierlich ein blonde« Mädchen mit braunen Aeuglein, die lustig und keck in die Welt hinein sahen, al« er den Garten betrat, al« wollten sie fragen, wie kommst Du Fremdling in de« alten Schönfeld Hau«? Ich bin sein Einzige», seine Margarethe! Dort droben steht mein Name aus der Zinne de« Hause« mit leuchtenden Lettern, drunten im Fjord trägt ihn im wehenden Winde die Flagge de» Kutter» die Küste entlang. .Margarethe Schönfeld, suchen Sie Papa?" Da hatte sie sich schon vorgest'llt, all' die Verbeugungen nicht beachtet und vielleicht seinen klangvollen Namen: Seekavctt Ernst Wolfram von S. Majestät Fregatte .Seevogel" gar nicht gehört. .Darf ich bitten?" Ein silberhelle» Stimmchen, so klar wie der rieselnde Waldbach. Dann befand er sich in einem geräumigen Zimmer mit steifen Patrizierbildern, Eichengetäfel und etwa» schwerMigen Möbeln. Ein schlichter Grei», dem da» Alter die Silberkrone auf» Haupt gelegt, mit frischem Gesicht und lebhaften Augen schritt auf ihn zu. .Seien Sie mir willkommen! Nach dem Sturm, den Ihre Fregatte übrigen» trotz der Beschädigungen glänzend bestanden hat, rasten Sie bei un«. Ihr Vater ist mir ein lieber Freund. ES bedaif Ihrer Briefe nicht. Nochmal» herzlich will kommen." Dann saßen sic bi» zum Dämmer de» Abend« bei einer guten Flasche und -l» am Sogne Fjord, der lies in« Land hin- cinleckle, die eisten Lichter aufblitztcn, hatten sie sich zum Abend essen gesetzt. Dann sang Margarethe ein Fischerlied von Sommerlust und Wintcrweh und die Tage rannen, rannen . .. Der Dienst ries und al» e» zum Abschied kam, da war eine Braut in der .Villa M.", eine über und über glückliche Braut und auf dem .Seevogel" zog ein schwärmerischer Jüngling von dannen, über'» Weltmeer, da» an fremden Ländern brandet . . . Und wieder ein Abend... An der Landungsbrücke im Sogne Fjord macht eben der Dampfer fest, der über die Nord see gekommen. Ein junger Mann im Reiscanzug »erließ da« Schtfs und eilt dem nahen Villchen zu, da» heute still und »er lassen scheint. Mit schwerfälligen Schritten, gebeugt unter der Wucht de« Unglück», tritt ihm der Konsul entgegen. »Zu spät, mein Sohn! Drüben unter den dunklen Tannen liegt sie ge bettet, mein Sonnenschein, meine Margarethe!" Wie er gezittert, wie er den Weg zurückgesunden zum Schiff, mit dem lieben Alten geweint und am Trabe der Braut «in SeemannSgedet ge-
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