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- Erscheinungsdatum
- 1900-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190008023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-02
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Monat
1900-08
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Jahr
1900
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»Aachen' unter glichen Kundgebungen in See. Nestern wurden noch 3 weitere große Lloyddauipfer gechartert und zwar .Barba rossa", »Königin Luise" und »Friedrich der Große." — China. Nach den langen, bangen Wochen der Un gewißheit sind endlich am Montag die ersten glaubwürdigen Nachrichten au« dem Innern von Peking an die Außenwelt gelangt. Zwar sicht e« schlimm genug au» in dem vom Auf ruhr durchtobten und verwüsteten Peking, aber e« ist doch wenig sten« ein Lebenszeichen von den europäischen Gesandten, die sichere Kunde, daß e» durch heidenmäßigen VertheidigungS- kampf, bi« zur vorigen Woche wenigsten«, den Europäern und Japanern gelungen ist, sich der anstürmenden Boxerhorden zu erwehren. Der deutsche Konsul in Tientsin erhielt am 28. v. von dem ersten Sekretär der deutschen Gesandtschaft in Peking ein vom 2l. v. datirte« Schreiben: »Dank für Nachricht vom 19., Corde» befindet sich befriedigend, die übrigen Mitglie der der Gesandtschaft sind wohlauf. Da« deutsche Detachement hat zehn Todte und vierzehn Verwundete. Die Häuser der Ge sandtschaft sind durch Geschützfeuer stark beschädigt, werden aber von un« gehalten. Seit dem lv. d. ist der Angriff der chinesi schen Truppen aus un» eingestellt. Mit Berlin ist keine Ver bindung. E« ist dringend nöthig, baß die Entsatztruppen schleunigst vorrücken. Gutem Vernehmen nach ist die Leiche de« Frhrn. v. Ketteler von der chinesischen Regierung geborgen." Auch der Gesandte Japan« hat ein chiffrirte« Telegramm an die Küste gelangen lassen de« Inhalt«: »Wir vertheidigcn un« wacker gegen die Chinesen. Der Angriff hat jetzt aufgehört. Wir werden bi« Ende de« Monat« aushalten, obwohl da« keine leichte Aus gabe sein wird." Von dem englischen Gesandten in Peking ist ebenfalls eine Meldung cingegangcn, die bestätigt, daß der Gesandte und die übrigen Mitglieder der britischen Vertretung bi« zum 21. v. Mt«. am Leben waren. Gleichzeitig läßt jedoch die Meldung erkennen, wie groß die Gefahr war, in der die Fremden zu jener Zeit sich befanden. Ein Telegramm au« London, 31. Juli, be richtet darüber: Die Admiralität erhielt durch den Kontreadmiral Bruce über Tschemulpo folgende« Telegramm de« Gesandten Macdonald: »Die englische Gesandtschaft in Peking wurde vom 2V. Juni bis zum 16. Juli von allen Seiten durch chinesische Truppen mit Gewehr- und Ariilleriefcuer angegriffen. Seit dem 16. Juli herrscht Waffenstillstand, doch ist eine strenge Absperr- ungslinic durch chinesische Truppen auf beiden Seiten der Stell ung gezogen und die chinesischen Barrikaden sind dicht bei den unsrigen. Alle Frauen und Kinder sind in der Gesandtschaft. Bi« jetzt sind 62 Personen getödtet, ferner liegt dieselbe Anzahl im Hospital, die übrigen Mitglieder der Gesandtschaft befinden sich sämmtlich bei guter Gesundheit mit Ausnahme von David Oliphant und Warren. Gezeichnet 21. Juli, Macdonald." Der kaiserlich deutsche Konsul in Tschisu meldet telegraphisch vom 27. v. M.: 'Nach einer Drahtmeldung de« Gouverneur« von Schantung an mich ist meine Depesche an unsere Gesandtschaft in Peking am 22. Juli befördert worden. Ferner telcgraphirte der Gouverneur an da« hiesige Konsular korps, daß nach einem kaiserlichen Edikt vom 24. Juli mit Aus nahme de« deutschen Vertreters alle Gesandten unversehrt und mit Lebensmitteln versehen seien. Eine dritte Depesche de« Gou verneur« an da« Konsularkorps meldet die Weiterbeförderung eine« Telegramms des Admirals von Taku an die Gesandtschaften in Peking. In diesem Telegramm werden die Gesandtschaften gebeten, direkte 'Nachrichten mit fliegenden Courier zu melden. Nach chinesischen Meldungen vom 8. Juli wurde die englische Gesandtschaft von Truppen Tung fuh-siangS angegriffön, der An griff wurde aber erfolgreich abgeschlagen. Tung-suh-siang wird auch von Truppen de« Prinzen Tsching bekämpft. Der gegen wärtige Zufluchtsort der Empörer ist die dicht beim kaiserlichen Palais gelegene Peitang-Kathedrale. Da« Palai« selbst wirb ebenfalls von Empörern belagert. Die alte Stadt von Peking ist eng umzingelt. Das Gro« de« Einschließungsheeres besteht aus Boxern und chinesischen Truppen. Nach telegraphischer Meldung de« kaiserlich deutschen Konsul« in Tientsin vom 27. Juli traf dort eine vom 19. Juli datirte Miltheilung des japanischen Gesandten in Peking ein, wonach die in Peking eingeschlossenen Fremden fortgesetzt sich gegen die chinesischen Truppen vertheidigcn und an der Hoffnung festhalten, sich bi« Ende Juli behaupten zu können. Bis dahin werde die Ankunft der Entsatztruppen erwartet. Der japanische Gesandte erwähnt in seiner Mitthcilung, die Chinesen hätten seit dem 18. Juli aufgehört, die Stellungen der Fremden zu beschießen. Diese Angabe wirb auch von dem Kommandanten des in Peking befindlichen japanischen Detachements unter dem 22. Juli bestätigt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 1. August. Aus Anlaß des 50jährigen Geschäftsjubiläums der Firma M. Hirsch berg L Co. hier wurden am heutigen Vormittage dem jetzigen Inhaber Herrn Alfred Hirschberg durch Herrn Bürgermeister Hesse und Herrn Stadtverordneten Vorsteher Diersch die Glückwünsche im Namen der Stadt überbracht. Auch wir schließen un» den Wünschen für da« serncre gedeihliche Fortbestehen der Firma gern an. — Dresden, 30. Juli. Als die leeren Wagen de« gestern um 11 Uhr von Leipzig im hiesigen Hauptbahnhof eingelaufenen Personcnzug« nach dem Abstellbahnhose rangirt werden sollten, ertönte au» einem Abthcil jämmerliche« Kindergeschrei, und hinzueilendc Beamte entdeckten ein Wickelkindchen. Da« eigen artige Fundobjekt wurde zunächst auf eine Bank der Bahnsteige» gebettet, da seine Ablieferung in» Fundbureau denn doch nicht gut thunlich war. Nach geraumer Zeit erschien athemlo« die Mutter de« kleinen Erdenbürger«, die aus dem Leipziger Bahn hos den Zug verlassen hatte, um sich eine Zuschlagskarte nach Altstadt zu lösen. Inzwischen war jedoch der Zug nach dem Hauplbahnhof weiter gefahren, wo die Mutter nach einer bang verlebten Stunde ihren Liebling wieder in Empfang nehmen konnte. — Mittweida, 30. Juli. Bei einer gestern Hierselbst stattgefundenen Trauung wurde der Mutter de« Bräutigam» un wohl, man brachte sic nach der Sakristei und einige Minuten darauf verstarb sic daselbst. Ein Herzschlag halte dem Leben der Mutter am Ehrentage ihre» Sohne« da« schnelle und von Nie mand erwartete Ende bereitet. — Am Montag Nachmittag trat da« in Zeithain for- mirte 1. Bataillon de» 2. Ostasiatischen Infanterie-Regiment« seine Abreise nach China an, nachdem am Sonntag im Walde zwischen Lazarelh und Bahnhof um 7 Uhr vom Militärpfarrer Kaiser au« Leipzig für die Katholiken, um '/,10 Uhr vom Mili- täroberpsarrer Zschucke au« Dresden für die Protestanten Feld- gotkeStiensl abgehalten worden war. — Zur Feier de« diesjährigen Sedantagc«. Bon verschiedenen Seilen, zuerst von der »Dcrfzcitung", ist die Frage angeregt worden, ob e« in diesem Jahre nicht angczeigt wäre, von jeder geräuschvollen Feier de« Sedantagc« abzusehen. Hierzu erhält die »Schles. Zig." von berufener Seite eine Zu schrift, in der c« heißt: »In größeren wie in kleineren Städten I — und in den letzteren ganz besonder« — ist c« üblich, da« Sedanfest in Vereinen und Schulen durch große Auszüge mit Musik. Gesang, Spiel und Tanz >c. zu feiern, an denen selbst verständlich die Angehörigen in großer Zahl thcilnehmcn, so daß sich hieran« ein große» Bolkrseft mit allem geräuschvollen Zu behör entwickelt. Leider tritt hierbei die kirchliche Feier (bei welcher meist nur die Schulkinder und die Kriegervereine ver treten sind), sowie eine ernstere Feier überhaupt in den Hinter grund. Gerace in diesem Jahre aber sind lärmende Volk«seste am Sedantag bei der politischen Lage überhaupt und der Stimmung eine« großen Theile« unsere« Volke« wohl nicht recht paffend. Viele Tausende unserer Söhne und Brüder — und wahrlich nicht die schlechtesten unter ihnen — kämpsen sür die Ehre de« deutschen Namen«, de« deutschen Vaterlandes; schon haben Hunderte sür sie geblutet, und Aberhunderte — so steht zu befürchten — werden noch sür unser Vaterland bluten müssen. Kann un« dieser Gedanke in so fröhliche Stimmung versetzen, daß wir un« am Sedantag einer lärmenden oder gar über- müthigcn Freude hingeben? Wollen wir ferner nicht bedenken, daß jetzt unsere Söhne und Brüder in China auch an der Seite der Soldaten desselben Volke« kämpfen, da« wir vor dreißig Jahren besiegt haben? Muß diese« Bewußtsein unserer Freude nach außenhin nicht eine gewisse Mäßigung auserlegen? Gewiß werden alle wahren Vaterlandsfreunde bei reiflicher Ueberlegung dem zustimmen, daß e» in diesem Jahre gar wohlgcthan ist. den Scdantag nur durch Gottesdienste sür die ganze Gemeinde und durch würdige Feiern in Schulen und Kriegervereincn festlich zu begehen. Tiefer Dank gegen Gott sür die bisherige Gnade, heiße» Flehen zu ihm um Schutz und Segen für unsere Kämpfer im fernen Osten und ernste Einkehr bei un« selbst — da» würde sür jeden wahren Vaterland«freund die rechte Sedanfeier diese« so ernsten Jahres sein!" Vor hundert Jahren. S. August. Das Kaleidoskop. Jedermann kannte das Kinderspielzeug, das in Folge der besonderen Anordnung mehrerer Spiegel so hübsche Figuren dem Auge bietet, sobald man die Röhre, in welche man hineinschaut, dreht. Das Instrument hat, da es sich zur Veranschaulichung von Mustern, (von Sticke reien u. dergl.) sehr gut gebrauchen ließ, auch einige praktische Bedeutung gewonnen. Das Kaleidoskop kam um 1800 durch einen Nürnberger, Bauer mit Namen, in den Handel und — hatte gar keinen Erfolg. Kein Mensch kümmerte sich darum. 17 Jahre später stellte ein' intelligenter Pariser, Brewsser mit Namen, dasselbe Kaleidoskop her und siehe da, cs wurde nun Modespielzeug, das alle Welt haben mußte, von dem der sogenannte Erfinder in Paris täglicb 60,000 Stück Herstellen mußte, das ihn zum reichen Manne machte. So geht cs manchmal mit den Erfindungen. - s. «üugu». Zünfte 1800 — Nachtheile - Vortheile. Die Zunftfrage beherrschte vor 100 Jahren sehr ausgiebig die öffentliche Diskussion; es wurden sogar Preisausschreiben erlassen und zahlreiche Preisschriften liefen ein. Die damals entwickelten Ansichten und Vorschläge geben unS ein ziem« lich klares Bild des Zunftwesens am Ende des 18. und am Anfang des 19. Jahrhunderts, zu welcher Zeit bekanntlich die ehemals so bedeutenden und tonangebenden Zünfte sich bereits überlebt hatten. Vor Allem wird über „Uebersetzung", d. i. Ueberfüllung des Handwerks geklagt; das „Zu dringen" des Bauern zum Handwerkerstande wird lebhaft bedauert. Ferner wird damals bereits bittere Klage erhoben, daß man in Deutschland nicht auf die Güte, sondern auf die Wohlfeilheit der Waare sehe. Neben den zahlreichen Stimmen, welche die Beseitigung der Zünfte ganz verlangen und sich von der Gewerbefreiheit gewaltigen Aufschwung der Erwerbsthätigkeit und neuem Wohlstand versprechen, sind andere gewichtige Stimmen vorhan den, die entschieden Beibehaltung der Zünfte verlangen und diese durch Be schränkung der jeweiligen Meisterzahl an einem Orte geschützt wissen wollen. Es werden ferner als Gründe des Verfalles der Zünfte angeführt: d»e Modesucht nach ausländischen Maaren, schlechte Bezahlung, die Eoncurrenz der Regimentsbandwerker, die Erfindung so vieler Maschinen u. A. m. Als Vortheile der Zünfte werden angeführt: ungleich größere Sicherheit der Nahrung der Gewerbetreibenden; gleichförmigere Vertheilung der Nahrung unter die Bürger und Erhaltung deS mittleren Wohlstandes für Viele, an statt großen Reichthums für wenige; Vervollkommnung des zünftigen Arbei ters und deshalb Arbeitslieferung um billigeren Preis; die natürliche Frei heit des Staatsbürgers wird nicht eingeschränkt, sondern „geleitet". Zur ZUiayrisicn Jubiläumsfeier des König». Sächs. Militärvcrcins Eibenstock am 28. uno 29. Juli 1900. Unkcr herrlichstem Wetter und bei reger Antheilnahrne der hiesigen Einwohnerschaft beging der Königl. Zächs. Militärverein Eibenstock taS Fest seines 50jährigen Bestehens. Der übliche Zapfenstreich unter Führung der Gcwehrabtheilunz leitete das Fest ein, währeno später im Saale des FeldjchlößchenS ein zahl reich besuchter Feslcommers stattfand. Nach dem von Herrn Vorsteher Kaufmann Hermann Wagner gesprochenen Prolog wurden Vorführungen gesanglicher und instrumentaler Art geboten. Insbesondere haben die von Herrn H. Mückenberger aus Plauen mit großem Humor arrangirten und mit gutem Geschick geleiteten theatralischen Vorführungen: „Der verliebte Unteroffizier" und „die Schlacht bei Sedan" stürmische Begeisterung erregt und wesentlich zur Festesfreude beigetragen. Den Kernpunkt des Abends bildete jedoch die von Herrn Hauptmann der Landwehr v. Abendroth gehaltene Festrede, welche wir ihres gediegenen, historischen Inhaltes wegen nach stehend wiedergeben: Hochgeehrte Festversammlung! Ein 50jähriges Jubelfest! Was das heißen will, sehen wir an den ältesten Kameraden in diesem Kreise und daran, daß keiner von den Grün- Das erste Gefühl, das solche Feier erweckt, ist das des Dankes. Unser Dank gilt Gott, unser Dank gilt den Königen und den Kaisern, unter deren gesegneter Regierung ein solches Vereinswefen gedeihen konnte, unser Dank gilt den Leitern und Förderern des Verein-, die ibn zur Blüthe gebracht und auf einer Höhe erhalten haben, die dem heutigen Feste den rechten Glanz verleiht. Um aber zum vollen Bewußtsein dessen zu gelangen, waS heute unsere Herzen erfüllen soll, müssen wir uns über das Rechenschaft geben, was in den letzten 50 Jahren geschehen ist. Betrachten wir zuerst die Entwickelung deS Vereins. 1850. 1. Juni GründungStag des Vereins. 1850 Mitgliederzahl 92 und 15 Frauen I. Januar 1900 „ 469 „ 247 „ incl. 12 Ehrenmitglieder, welche sämmtlich dem Offiziersstande angehören. Die Frauen gehören nur der Sterbekasse des Vereins an. Vermögen des Vereins. 31. Dezember 1850 Rth. 85. 20. 2 Mark 257.02 31. Dezember 1899 „ 15,506.90 Die Begräbniß-Unterstützungen betragen bis 31. Dezember 1899 inSgesammt Mk. 18,029.50. Unterstützungsfond: gebildet aus freiwilligen Beiträgen, Erträgnisse.» von Vergnügungen usw. Aus demselben wurden Unterstützungen an hilfsbedürftige Kameraden, Witt- Wen und Waisen gewährt: von 1885-1889 Mark 971.77 „ 1890—1899 „ 1527.16 Bestand „ 36.53 Mark 2527.46 Veteranen des Vereins. Mitgliedern befinden sich noch ca. 100 KriegS-Veteranen und zwar: _ _ . .. r> Combattanten der Feldzüge von 1849. 3 ,, „ „ „ 1864.66. 1 „ „ „ 1864/66. 1870/71. 8 ,, ,, „ 1866. 12 „ „ „ 1866. 1870/71. 64 „ „ „ 187071. 93 Jubilare des Verein-. Die im Jahre 1891 gestiftete ehrenvolle AuSzeichnuna für 25jährige treue Mitgliedschaft, bestehend in Jubiläum-.Medaille und Ehrendiplom konnte bi- 1890 an 120 Kameraden verliehen werden. 1861 übernahm Se. Königl. Hoheit Kronprinz Albert, Herzog zu Sachsen, da- Protektorat über den Militär-Verein. 1866 erwarb der Verein die Rechte der juristischen Person. 1873 erfolgte die Anschaffung der Vereinsfahne. Derselben wurde 1890 anläßlich deS 40jährigen Verein-jubiläum- da-Allerhöchste Fahnen» gescheut Sr. Maj. König Albert'S und 1895 zur 25jährigen Sedanfeier da- Allerhöchste Fahnengeschenk Sr. Maj. Kaiser Wilhelm II. huldvollst verliehen und erhielt 1898 zum 25jährige,» Fahnen-Jubiläum außerdem viele Ehrungen in Form von Fahnen-Nägeln und Schleifen. Zum Weiteren lassen Sie mich über die Geschicke deS Heere- sprechen, au- dem sich die Mitglieder deS Vereins ergänzen. ES zählte bis 1849 13,000 Mann, 2000 Pferde und 24 Geschütze. Zum Kriege gegen Dänemark waren 6418 Mann, 1421 Pferde und 16 Geschütze ausgezogen. Der Begeisterung, die die rühmliche Theilnahme deS Prinzen Albert an jenem Feldzuge erweckte, ist die Gründung unseres VeremeS zuzuschreiben. Noch 1849 erhielt das sächsische Heer eine Stärke von 20 Bataillonen, 20 Schwadronen und 12 Artilleriekompagnien, rund 25,000 Mann. Trotzdem stellte es 1859 nur die 1. Division des IX. Bundesarmee- korpS, zu dessen Kommandanten Kronprinz Albert ersehen war, in Kriegs bereitschaft, als Napoleon den Krieg an Oesterreich erklärt hatte. Preußens Zögerung, seiner Bundespflicht zu genügen, veranlaßte einen raschen Frie densschluß, ehe die Sachsen ihre Heimath verlassen hatten und zum Kampfe geführt worden waren. 1863 trat eine sächsische Armeebrigade mit hannoverschen Truppen zu einem Bundes-Exekutionskorps in Holstein zusammen. Der Krieg gegen Dänemark wurde zwar von Oesterreich und Preußen geführt, aber die Tüchtigkeit unserer Truppen wurde wiederholt anerkannt. Wie treffend z. B. die Beurtheilung der Offiziere in jener Zeit war, ergab die Zusammen setzung des damaligen Generalstabes, dessen Mitglieder, trotz der später un» erwartet gestiegenen Anforderungen, zu de»» höchsten Stellen gelangten. Die Namen Fadrice, Montbö, Abendroth, Funcke, Schubert, Tschirschky, von der Planitz werden Vielen erinnerlich sein. Aber auch solche Männer konnten nicht alle Mängel ausgleichen, die die Zähigkeit, mit der sich der damalige Landtag allen militärischen Ausgaben widersetzte, zeitigte. Die Friedens präsenzstärke der Kompagnieen betrug während des Winters 30—45 Mann. Erfolglos verhallten iin Frühjahr 1864 die Worte des Kronprinzen Albert als Mitglied der 1. Kammer . „Es können Zeiten eintreten, wo die Geltung unseres Vaterlandes von den Thaten unserer Armee abhängen kann, wo man weniger fragen wird nach unserer ausgezeichneten Industrie, nach unserein vortrefflichen Ackerbau und unseren guten Gelehrtenanstalten, sondern wo man fragen wird: Wie haben sich unsere Sachsen geschlagen? und danach wird der Werth unseres Vaterlandes bemessen." Früher, als es vielleicht der hohe Herr selbst gedacht, gingen seine Worte in Erfüllung. Mit dem Kronprinzen an ihrer Spitze zog >866 unsere Armee in einer Stärke von 26,000 Mann, 1560 Pferden und 58 Geschützen in den Krieg. Durch den Feldzeugmeister Ritter von Benedeck wurde das 1. öfter reichische Armeekorps des Grafen Elam-Gallas dem sächsischen Kronprinzen mit unterstellt, aber bald stellte sich die mangelhafte Leistungsfähigkeit der Oesterreicher heraus und die viel zu sehr in die Einzelheiten greifenden Befehle Benedecks nahmen de»» »nit dem Feinde in Berührung kommenden Führern die erforderliche Selbstständigkeit. Ein von Kronprinz Albert an geordneter Angriff gegen Turnau mißlang, die österreichische Brigade Po- Defensive. Gitschin sollte erst um jeden Preis gehalten werden, nach mehr stündigem Treffen kam verspätet der Befehl, daß größeren Gefechten auszu weichen sei und mit großen Verlusten vollzog unsere 1. Infanterie-Brigade ihren Abzug. Die Verluste der Verbündeten betrüge»» gegen das vierfache der preußischen. Die Leibbrigade deckle den Rückzug durch Nachtgefechte in Gitschin. Mit dem Ein rücken der beiden Korps bei der Nordarmee hatte züglichen Vorschläge für die Aufstellung seines sächsischen Korps wurden von Benedeck nicht genehmigt, aber dessen Plan hatte das Gelände so wenig berücksichtigt, daß er (Benedeck) endlich die Genehmigung zur Aufstellung der Sachsen bei Problus gewähren mußte. ' ,11 begann die Schlacht vom 3. Juli, bis ' z2 Uhr stand olles gut, da begann der ungeordnete Rückzug der österreichischen Regimenter. Die Leibbriyade mußte von ihrem Vorgehe»» abstehen, der befohlene Rückzug der 2. Brigade wurde vom 2. Jägerbataillon gedeckt. ' ,3 Uhr machte sich das Eingreifen der Armee des preußischer» Kronprinzen bemerkbar, das ganze sächsische Armeekorps erhielt den Befehl zum Rückzüge. ' ^4 Uhr ließ Benedeck durch seine Hauptreserve den letzte»» Versuch machen, Problus wieder zurückzugewinnen, das 10. und Theile des 5. Bataillons deckten die linke Flanke der Oesterreicher, aber diese ergriff die Panik, sodaß die Sachsen Karree bilden mußten, um nicht mit fortge rissen zu werden. Doch genug von diesen Darlegungen, lassen wir uns Ich komme nun zu näher liegenden Verhältnissen. Die Armeekonven tion, die Sachsen im Friedensschlüsse von Berlin am 21. Oktober 1866 ab schloß, brachte uns eine Friedenspräsenzstärkc von 24,000 Mann und eine ununterbrochene dreijährige Dienstzeit. 1868 konnte der König von Sachsen nach einein höchst gelungenen Manöver, dem der König von Preußen als Bundesfeldherr beigewohnt hatte, diesem das 2. Grenadier-Regiment Nr 101 verleihen. Am 12. September 1869 empfing der Kronprinz Albert den General von Moltke, an diese Be gegnung knüpfte sich ein immer fester werdendes Band gegenseitiger Ver- Moltke sprach an seine,» 60jährigen Dienstjubiläum die gewichtigen Worte: „Wir sind dein Könige Albert zu sehr große,» Danke verpflichtet, der unbedingte und verständnisvolle Gehorsam gegenüber der obersten Heeres» leitung »»nd die Energie der Ausführung haben die Führung der Maas armee zu einer so hervorragenden gemacht." Habe ich im ersten Theile meines Vortrages das Gute an unserm Mili!ärvereine hervorgehoben, so muß ich jetzt eine», Tadel aussprechen, denn was helfen Satzungen, die nicht gehalten werden? Der Verein soll aus früheren Angehörigen des deutschen HeereS und der Kaiserlichen Marine bestehen, wo sind denn die Mitglieder, die der Marine entstammen? Ich sehe keine, denn wir haben keine! Das ist aber gegen die Satzungen und ein solches Vergehen ist strafbar; anstatt jetzt dem Vergnügen die Zügel schießen zu lassen, beanspruche ich noch weiter Ihre Aufmerksamkeit für unsere Marine. Der Versuch zur Bildung einer Deutschen Reichskriegsflotte war kurz vor der Gründung unseres Militär-Vereins gescheitert. Die Nationalver sammlung hatte ihn 1848 unternommen, als sich das kleine Dänemark an schickte, d»e deutschen Küsten zu blockiren. Nur ein Mann war noch praktisch für die Flotte thätig: der Vor sitzende der Marinekommission Prinz Adalbert von Preußen gab den Anstoß zum Bau von Kriegsschiffen in Preußen, zur Errichtung der Königlichen Werft in Danzig, zur Ausbildung von Seeoffizieren und kriegstüchtigen Seeleuten. 1853 ging durch Vertrag der oldenburgische Jadebusen in preußischen Besitz über, mit einem Aufwande von 10 Millionen Thalern wurde Wil» Helmshafen hergestellt. Beim Kriege gegen Dänemark 1864 bestand die Flotte bereits aus 76 Schiffen und zeichnete sich in den Seegefechten bei Jasmund und Saß nitz aus. Am 1. Oktober 1867 wurde aus der preußischen Flotte die norddeutsche gebildet und Kiel wurde BundeskriegShafen. 1870 kam es zu keinen ernsten Gefechten in europäischen Gewässern, die Siege der Landarmeen hatten uns Faustpfänder verschafft, die die See städte besser schützten, als es die den 6. Theil der französischen betragende deutsche Flotte vermocht hätte. Zum Kampfe kam aber das deutsche Kanonenboot Meteor, das den neutralen Hafen von Havanna verließ, in dem auch der französische Aviso Bouvet eingelaufen war. Nach einigen Schüssen wollte Bouvet den Meteor rammen, d. b. in den Grund bohren, aber der Kapitänleutnant Knorr drehte durcb ein geschicktes Manöver den Bug, d. i. die Schmalseite, zu, sodaß sich die Fahrzeuge nur streiften, wobei allerdings Meteor 2 Masten verlor. Er rächte sich aber durch einen Schuß in den Kessel deS Bouvet, der unter Segel fliehend, den Schutz der NeutralitätSgrenze aufsuchen mußte. Das Deutsche Reich brachte unS die Kaiserlich deutsche Marine, an deren Spitze General v. Stosch berufen wurde. Unter ihm wurde ein er weiterter FlottengründungSplan aufgestellt, die Marineakademie in Kiel für die Offiziere und die Schiffsjungenabtheilung Friedrichsort, entsprechend einer Unteroffiziersschule, gegründet. Stosch'S Hauptverdienst war, daß er Deutschland im Kriegsschiffbau völlig unabhängig vom AuSlande gemacht und dadurch auch die Privatwerften ungeahnt gehoben hat. Stosch'S Nachfolger, Caprivi, hat hauptsächlich für Torpedos aesorgt und in seine Kommandozeit fällt der Erwerb der ersten deutschen Kolonien. Im Togolande an der westafrikanischen Küste, in Kamerun, in Angra Pequena, im Neu-Britannia-Archipel, auf Neuguinea und in Ostafrika wurde die deutsche Flagge gehißt. Schwere Verluste blieben unS nicht erspart, der „Große Kurfürst" sank infolge eines Zusammenstöße- mit dem „König Wilhelm" während eme-
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