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- Erscheinungsdatum
- 1900-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190007190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000719
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
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Monat
1900-07
- Tag 1900-07-19
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Monat
1900-07
-
Jahr
1900
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und da« Vager nordöstlich davon. Die telegraphische Verbindung ist wieder hergestcllt von dem russischen Vager nach Taku. Alexejew mit Armecstab ist in Tientsin. Der Chef de« deutschen Kreuzergeschwader« tele- graphirl ab Taku, 14. Juli: .Die Verbündeten haben Besitz er griffen am 13. von allen Befestigungen um Tientsin, außer einer. Wegnahme dieser wird erwartet nach Eintreffen unterweg« be findlicher russischer Geschütze." London, 1b. Juli. Heute sind hier amtliche Depeschen de« Admiral« Seymour au« Tientsin eingegangen. Die erste ist vom 9. Juli datirt und besagt: Die Stellung de« Feinde« südwestlich der Fremdcnnicderlassung wurde heute früh 4 Uhr von un« angegriffen. Die Japaner vertrieben den Feind durch einen Flankenangriff au» seiner Stellung und eroberten 4 Ge schütze. Die Kavallerie verfolgte den Feind und vervollständigte seine Niederlage, indem sic eine große Anzahl von Soldaten und Boxern tödtete. Die verbündeten Truppen bombardirten sodann da» westliche Arsenal und nahmen dasselbe, wobei sie noch zwei Kanonen erbeuteten. Da sie dasselbe nicht besetzt hallen können, wurde e« nicdergebrannt. Der Verlust de« Feinde« beträgt an Tobten 350 Mann. Die Verbündeten hatten nur geringe Ver luste. — Die zweite Depesche ist vom 12. Juli datirt und lautet: Die Chinesen machten gestern früh 3 Uhr in großer Stärke einen energischen Angriff auf die Bahnstation. Sie wurden zwar schließlich gegen 6 Uhr früh zurückgeworfen, die Verbündeten hatten aber einen Verlust von 150 Tobten und Verwundeten. Die Verluste der Chinesen sind unbekannt, man glaubt aber, daß sie schwer sind. Die Fort« wurden am Nachmittag von den Engländern und Franzosen beschossen. Ein Fort und die Pagode, welche al« Signalthurm benutzt wurde, wurden zerstört. Unsere Truppen haben durch Ankunft von 1500 Amerikanern Verstärk ungen erhalten. London, 17. Juli. Da« „Reutersche Bureau" meldet au« Tientsin vom 13. Juli: Alle verbündeten Truppen, ausge nommen die zum Schutze der Niederlassungen gebrauchten Schutz- mannschaslen, griffen gemeinsam die Chinescnstadt und die schweren Geschütze der Chinesen im Osten an. Bei Tagesanbruch eröffneten 42 Geschütze der Verbündeten da» Feuer auf die Stadt und richteten furchtbare Verheerungen an. Große Gebäudekomplexe geriethcn in Brand und fast alle Geschütze der Chinesen in der Stadl wurden zum Schweigen gebracht. Gleichzeitig griffen 1500 Russen, unterstützt von kleineren deutschen und französischen Truppenkörpern, acht Geschütze de« Feinde« an, welche dieser im Osten der Stadt an einer Einbettung der Bahnlinie aufgestellt hatte. Die Geschütze wurden genommen, ebenso die Befestigungen, welche der Feind errichtet und mit fünf Kanonen versehen hatte. Ein Magazin wurde von den Franzosen in die Luft gesprengt. Zu derselben Zeit machten alle verfügbaren britischen, amerikani schen, japanischen und österreichischen Truppen, denen sich die übri gen Franzosen anschlossen, einen Vorstoß und griffen La« Werst arsenal von Neuem an, welche« die Chinesen nach der kürzlichen Niederlage wieder in Besitz genommen hatten. Nach dreistündigem, erbittertem Kampfe gelang e« durch da« ununterbrochene Feuer der japanischen, britischen und französischen Feldartillerie und der britischen Maschinengeschütze, den Feind, der da« Gewehr feuer mit tödtlicher Sicherheit aufrecht erhielt, zu vertreiben. Nachdem da« Arsenal geräumt war, gingen die Amerikaner, Franzosen, Japaner und walisischen Füsiliere auf die Chinesen stadt vor. Die noch übrigen Engländer blieben in Reserve. ES bestand nämlich die Absicht, die Stadt durch einen konzentrischen Angriff aller Truppen zu nehmen. Die japanische Infanterie und Artillerie gelangte an die Stadtwälle, unterstützt von den Amerikanern, der französischen Infanterie und den britischen Ver stärkungen. Da ein sofortige« Eindringen in die Stadt unmög lich war, lagerten die Truppen davor. Morgen steht ein neuer Angriff bevor. Die Verluste der Verbündeten sind äußerst schwer, besonder« litten die Franzosen, die Amerikaner und die Japaner. Einzelheiten morgen. Der Feind hat augenscheinlich kein rauch lose« Pulver mehr, denn er schießt mit gewöhnlichem Pulver. London, 17. Juli. „Daily Mail" meldet vom heutigen Tage au« Schanghai: Die verbündeten Truppen nahmen am Morgen de« 14. Juli den Angriff auf die ummauerte Stadt Tientsin wieder auf. E« gelang, eine Bresche in die Mauer zu schießen. Sie nahmen alle Forts. Die Chinesen waren in voller Auflösung. Die Verbündeten ergriffen von der Eingeborenenstadt und ihrer Befestigung Besitz. Die Gesammtverluste der Ver bündeten in den Gefechten am Donnerstag, Freitag und Sonn abend betragen etwa 800 Mann an Tobten und Verwundeten. Die größten Verluste hatten Russen und Japaner. Pari«, 17. Juli. Ein Telegramm de« französischen Kon- sul« in Schanghai vom 16. Juli meldet: Eisenbahndirektor Scheng dementire die Nachricht von der Niedcrmetzelung der Gesandten in Peking. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Einen hohen Gewinn, den Ehrenpreis der Stadt Dresden, hat Herr Gustav Nötzli von hier vom XIII. Deutschen Bundesschießen in Drc-den davon getragen. Neben einer broncenen Büste enthält der Gewinn noch ein Wappenschild mit sage 70 funkelnagelneuen goldenen Zehnmarkstücken. Der Gewinn, der zweithöchste aus Standfestscheibc Nürnberg, ist nicht nur sehr respektabel, sondern er erzeugt im Beschauer auch ein prickeln de« Gefühl, welche» in dem geheimen Wunsche gipfelt, ach könn test Du doch auch in einer Sekunde 700 Mark erobern. Von den vielen Preisen, welche sich Herr Nötzli bei gleichen Gelegen heiten erschossen hat, ist der obige entschieden der werthvollste. — Stützengrün, 17. Juli. Sonntag Nacht '/«12 Uhr brach in der Scheune de« Oekonomen Schubert in der Nähe der Kirche hier Feuer au«, da« sich mit rasender Schnelligkeit verbreitete und diese« Gebäude, sowie da» angrenzende Wohn hau» und die Scheune nebst Wohnhaus der Frau verw. Schu bert, da» Wohnhaus de« Herrn Franz Hendel und die Scheune der Frau verw. Schmidt, im ganzen 6 Gebäude, vollständig ein äscherte. Mit der größten Anstrengung der Feuerwehren konnte noch da« auch sehr gefährdete Wohnhau» de« Herrn Gemeinde vorstände« Reinhardt gerettet werden. Da« Mobiliar der Ka- lamitosen ist fast sämmtlich mit vernichtet worden. — Dresden, 17. Juli. Da« recht befriedigende Befinden Sr. Majestät de« König« wird heute die Uebersiedclung Ihrer Majestäten de« König« und der Königin nach Schloß Pillnitz gestatten. — Dresden, 17. Juli. Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August wohnte heute früh der Verabschiedung der von den sächsischen Truppenthcilen sür da« ostasiatischc Expedi tionskorps auSgewählten Offiziere und Mannschaften bei, die zu diesem Zwecke kurz vor ihrer Abreise nach Zeithain im Kasernen hose de« Leib-Grcnadicr-Regiment« Aufstellung genommen hatten. Se. König!. Hoheit verabschiedete sich in einer kurzen Ansprache mit herzlichen Worten von den scheidenden Soldaten. — Dresden, 16. Juli. Amtlich wird gemeldet: Gestern Nachmittag fuhr der um 7 Uhr 13 Min. von Tharandt kommende Personenzug bei der Einfahrt in die Mittelhallc de» Haupt bahnhofe« in Dresden so heftig an den dortigen Gleispuffer an, daß die Zugmaschine und der nachfolgende Zugsührerwagen mit je einer Achse entgleisten. Durch den starten Anprall erlitten fünf Reisende und drei Schaffner ganz leichte Verletzungen. Eine Betriebsstörung trat nicht ein. Der Unfall ist anscheinend durch verspätete Anwendung der in diensttüchtig.m Zustand be findlichen Luftdruckbremse verursacht. — Dre «den, 16. Juli. Auf der Augustu«brücke wurde am gestrigen Sonntag vor den Augen der eigenen Mutter ein fünfjähriger Mädchen von einem Wagen der elektrischen Bahn ersaßt und vollständig zermalmt. Der Tod trat auf der Stelle ein. Den Wagenführer trifft keine Schuld, da« unglückliche Kind ist vielmehr selbst in den Wagen hincingclaufen. — Plauen, 14. Juli. Der Bahnmeister-Expedient Dietz au» Reichenbach ist gegen da« Ende de« Jahre« 1899 wegen in Gemeinschaft verübten schweren Diebstahls in da» hiesige Ge- richt-gesängniß gekommen. Dort hat er sich mit Petroleum be gossen und da« Petroleum angezündet, um zu verbrennen. Er erlitt schwere Brandwunden, kam in« Krankenhau« und ist daraus nach einem Vierteljahr entflohen, nachdem er ziemlich geheilt worden war. Vor einigen Monaten ist er in Utrecht aufge griffen, verhaftet und später in da« Gefängniß zu Emmrich a. Rh. eingeliefert worden. Gestern Abend wurde Dietz durch einen Transporteur der hiesigen Staatsanwaltschaft wieder in da« hiesige GerichtSgefängniß zurückgebracht. — Schneeberg. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, feierte am Sonntag der ErzgebirgSturngau in unserer Stadt sein IX. Gauturnfest, bestehend im Einzelwettturnen und Bezirksturnen. Der das Fest ausführende Verein Turnklub veranstaltete am Sonnabend Abend einen imposanten Fackelzug und im großen Saale de« Hotel« zur Sonne wurde eine Begrüßung«- und Fest kneipe abgehaltcn, in der manche« treffende Wort, mancher schöne Trinkspruch zur Verherrlichung der deutschen Turniache ausgebracht wurde. Am Sonntag herrschte den ganzen Tag ein äußerst mun tere« Treiben in der Stadt. Ein schöner Anblick war e«, al« die Fahnenabthcilungen vom Festplatz nach dem Schützenplatzc zogen und auch der Festzug selbst bot ein schöne« Bild; e« be- Iheiligten sich an demselben 45 Vereine mit wohl 35 Fahnen. — Neustädtel, 16. Juli. Einen schnellen Tod fand gestern Nachmittag beim Baden im „Neuen Teich" am Gesell- schastner Pochwerk der 13jährige Sohn einer armen Wittwe, Namens Hirsch von hier. Er war wahrscheinlich nicht gehörig abgekühlt in da» Wasser gegangen, wo er untersank und nicht wieder zum Vorschein kam. Ein FortbildungSschülcr suchte nach ihm, fand seinen Leichnam und beförderte ihn an» Ufer. — Adorf. Viel besprochen wird die Verfügung de« hiesigen Stadtrath», zur Aufrechterhaltung von Zucht und Ordnung in der Regel die Beschäftigung von Kellnerinnen in öffentlichen Wirthschaften überhaupt nicht mehr zu dulden und den hiesigen Wirthen die Einstellung von Kellnerinnen bei Geldstrafen bi» zu 150 Mark zu untersagen. — Au« dem Vogtlande, 16. Juli. Der gestrige Tag brachte in 2 vogtländischen Städten Bi«marckfeiern: in Treuen die Enthüllung eine« stattlichen Bismarckdenkmal«, in Mark neukirchen die Einweihung der vom dortigen Militärverein l errichteten imposanten BiSmarck-Feuersäule. Während sich die Treuensche Feier in lokalen Grenzen hielt, war in Markneu kirchen fast da« ganze obere Vogtland vertreten und insbesondere Angehörige fast aller K. S. Militärvercine de« Bundesbezirks OelSnitz auf der Fcststätte anwesend. Nach beendigter Feier am gestrigen Abenv wurde praktisch erprobt, daß der seinerzeit in Eisenach preisgekrönte Entwurf de« Dresdner Architekten W. Kreiß je« waren um da« Projekt einer Feuersäule 320 Bewerb ungen mit mehr al« 1000 Blatt Zeichnungen eingegangen) allen Anforderungen entspricht. Unsere BiSmark-Feucrsäule besteht au« einem monumentalen Ausbau von quadratischem Querschnitt, welcher an den Kanten von 4 Säulen flankirt wird. In dem von ihnen gestützten Architrav befindet sich im obersten, mulden artig au-gehöhltcn Steine da« metallene Flammenbecken, da« aus einer die Wärme schlecht leitenden Jsclirschicht ruht. Von den 174 Gemeinden und Korporationen, welche den Kreiß'schen Ent wurf bereit« zur Verwirklichung angenommen, ist nun die Mark neukirchener Bismarcksäulc unsere« Wissen« überhaupt die zuerst fertig gewordene. Nach der durch den Ort-pfarrer Pastor Rödel vorgenommenen Weihe übergab der Militärverein» - Vorsteher Stadtrath Paulus die Säule zur öffentlichen Benutzung, und Gesang und Musik umrahmten die erhebende patriotische Feier. — Au« dem Vogtlandc. Al« am Montag ein von zwei sächsischen Grenzaussehern in der Sonntagnacht kontreband gemachter und kann im Gettengrüner Gasthofsstalle eingestellt gewesener werthvoller Ochse der Adorfer Grenzoberkontrole zu geführt werden sollte, mußte man die Wahrnehmung machen, daß wahrscheinlich die Schmuggler sich unter dem Schutze der Nacht in da« Gehöft geschlichen, den Ochsen gestohlen und muthmaßlich wieder über die Grenze geschafft hatten. — Gemäß der Bekanntmachung de» Reichskanzler«, betr. die Außerkurssetzung der Reichsgoldmünzen zu fünf Mark vom 13. Juni 1900 gelten vom 1. Oktober 1900 ab die Reichsgoldmünzen zu 5 Mk. nicht mehr al-ge setzliche« Zahlungsmittel. ES ist von diesem Zeitpunkte ab außer den mit der Einlösung beauftragten Kaffen Niemand verpflichtet, diese Münze in Zahlung zu nehmen. (8 2) Bi» zum 30. Sep tember 1901 werden RcichSgoldmünzen zu 5 Mk. bei den Reichr und LandcSkaffen zu ihrem gesetzlichen Werthe sowohl in Zahlung genommen al« auch gegen Reichemünzen cingetauscht. (8 3) Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausche (8 2) findet auf durchlöcherte und ander» al» durch den gewöhnlichen Um lauf im Gewichte verringerte sowie auf verfälschte Münzstücke keine Anwendung. — Die neu sormirten sächsischen Kompagnien für China sind zunächst nach Zeithain gegangen, wo sie mit neuen Gewehren im Schießen ausgebildet werden. Bon dort au« be geben sie sich nach Kiel, wo die weitere Ausrüstung erfolgt. Auch eine preußische Kompagnie wird in Zeithain ausgebildet. Interessant ist, daß da« Militär außer dem Helm auch Stroh hüte erhält. B»r hundert Jahre«. l». )»N. Etwas vom Großhandel 1800 (111). Während England den Weltmarkt beherrschte, war man in Deutschland nicht müßig, wenn schon eS noch an dem großen Blick und dem kühnen Wagemut- fehlte. Der Ge- werbefleiß, in einigen Staaten durch einsichtsvolle Regenten unterstützt, fing an, sich zu heben; in Industriezweige, welche lange Zeit brach gelegen halten und verkümmert waren, kam neues Leben. Die Tuchfabriken und Me- tallgewerbe blühten wieder auf, die Leinwandmanufaktur ward bedeutender; einzelne Binnenplätze, namentlich Leipzig und Braunschweig, knüpften aufs Neue einen lebhaften Handel mit Rußland, Polen und dem übrigen Osten Europas an. Auch die Oftseestädte Stettin, Elbing, Danzig, Königsberg u. a., welche den ansehnlichen Getreidehandel der Ostseeländer nach England und Holland vermittelten, erlangten wieder größere Bedeutung und begannen, sich deS Frachthandels zwischen dem nordischen und westlichen Europa, der seither von Holland betrieben worden war, zu bemächtigen. So kann man wohl sagen, daß um daS Jahr 1800 ein neue- Leben aus den Ruinen jp Deutschland zu erblühen begann, ein Leben, daS zu seiner vollen Entfaltung allerdings noch geraume Zeit brauchte. 20. A»N. Berfallende Städte 1800. Sehr bewegliche Klagen werden um daS Jahr und im Jahre 1800 selbst über dm Verfall der ehemaligen Städte Herrlichkeit angestimmt; allerdings wird damals noch nicht erkannt, daß das jenige, dessen Schwinden man beklagt, nämlich die Selbstständigkeit der Stadl, ihr Staatsrecht, gerade daS Hauptübel ist. Mit der Einverleibung der Städte in ein größeres geordnetes Staatswesen gelangen die Städte zu neuer, ungeahnter Blütbe. — Im Jahre 1800 beklagt man die Verarmungen der Städte, die ehemals Fürsten und Kaiser zu Schuldnern zählten und jetzt selbst Geld borgen, Einkünfte und liegende Güter verpfänden, den Für. sten schmeicheln und sich Gnadm erkaufen und erbetteln müssen. Sehr an schaulich geschildert wird daS Aeußere einer Mittelstadt von 1800: Inner halb einer durchlöcherten Stadtmauer mit den Skeletten ehemaliger Thürme hinter einem Stadtchor, (wo man einen mittelmäßig beladenen Heuwagen abladen muß, um „daS Gewölb nicht locker zu machen"), lehnen die Häuser aneinander, als wollten sie sich gegenseitig festhalten, und in ihren Behält nissen liegen u.drückenaufeinander ganze Familien u.sckmappen nach Luft. „Die Einwohner leben ein Hoffnung- und freudelose- Leben dahin, der Armut!) gewohnt, von keinem Beispiel aufgeweckt und von keinem edleren Bedürfniß m Thätigkeit versetzt. Durch Gräben und Löcher deS sogenannten Stadt Pflasters, durch Morast und Kothhaufen „wadet" der müde Wanderer, bei jedem Hause droht ihm ein Stein auf den Schindeln deS Daches mit Todes gefahr, denn die Schindeln werden von Steinen festgehalten." — Ganz so schlimm mag es wohl nicht gewesen sein, wenigstens nickt überall, aber immerhin schlimm genug. Was den damaligen „Pump" der Städte anlang! — was würden unsere Voreltern zu den jetzigen städtischen Anleihen sagen! Wir aber wollen ob einer schlechten Trottoirstelle nicht allzusehr murren u. der Straßenmoräste vor 100 Jahren gedenken. Aom „Land der Witte". Von tl. von Osten. II. Die RcgicrungSform in China ist unumschränkt monarchisch, also rein despotisch. Der Kaiser ist die höchste Person de« Reiche», der Erde, er ist der „Sohn de« Himmel«". Alle Chi nesen sind seine Kinder. Merkwürdig ist e«, daß China, da» Land der Höflichkeit, der Rangunterschiede und de» ungeklügelten Zeremoniell«, keinen Adel kennt. Der Kaiser allein ist der all mächtige Mann in China, er ernennt die Würdenträger de« Reich« und setzt sie ab, ganz nach Belieben. Er versagt nach Belieben über da« Leben und Vermögen eine« jeden Einzelnen So ähnlich gestaltet ist auch da« Familienleben. Der Allein herrscher ist auch hier nur der Vater. Der Mutter wird zwar alle Ehre von den Kindern erwiesen, aber zu befehlen hat sie nicht«. Der Vater kann nach der Reichsordnung ganz nach Be lieben über seine Kinder verfügen. So ist auch die Kinderau«- setzung gestattet und wird vielfach auSgeübt. Doch setzt man in der Regel nur Mädchen au». Die Knaben werden weit höher geschätzt. Die Heirath der Chinesen ist weiter nicht« wie ein Handel-geschäft. Gewöhnlich sieht der Bräutigam erst die Braut, wenn der Handel fest abgeschlossen ist. Eine Chinesin gilt für schön, wenn sie kleine Augen, volle Lippen, schwarze« Haar und recht kleine Füße hat. Letztere vollenden in den Augen der Chi nesen die Idee der Schönheit. Diese kleinen Füße werden da durch erlangt, daß man bei den kleinen Mädchen schon da« WachSthum der Füße durch Einschnüren und Pressen der Zehen unter die Fußsohlen erstickt. Man geht hierin soweit, daß der mit Leder bekleidete Fuß auSsieht wie ein kleiner Pferdchuf. Diese Sitte ist gerade bei den Vornehmen sehr üblich. Die gewöhn lichen Chinesinnen lassen ihre Füße naturgemäß wachsen. Bei den Männern wird die Beleibtheit am höchsten geschätzt. Ein dicker Mann gilt al« ein vornehmer und reicher Herr, ein magerer bat kein Ansehen. Wer nicht zu arbeiten braucht, der ist ein glücklicher und angesehener Mann, deshalb lassen die Vornehmen die Fingernägel so lang wie möglich wachsen und schützen diese ost zolllangen Nägel durch Kapseln von Bambus. Eine große Rolle spielt beim Chinesen auch der Zopf, der jedoch erst vor etwa zweihundert Jahren von der jetzt herrschenden Dynastie eingeführt wurde. Die Geschickte China« besteht im Großen und Ganzen nur au« einem Wechsel der Dynastien und der Regenten. Bi« jetzt gab e« 21 Dynastien in China. Die heutige Dynastie, die der Mandschu, begann ihre Herrschaft mit Schunischi im Jahre 1644. Der Kaiser von China nannte sich stet« den „Sohn de» Himmel«", den „alleinigen Herrschen der Erde" und den „Vater de« Volke«". Seine Person wurde stet« angebetet und heute noch wirft sich der Chinese vor ihm in den Staub. Oeffentlich erscheint der Herrscher nie ander« al« mit einem Heere von Trabanten, die al« Zeichen de« morgenländischen Despotismus Mordwerkzeuge tragen. Die hohen Staatsbeamten, die Mandarinen, können und dürfen allein dem Kaiser ehrerbietige Vorstellungen machen und Rathschläge ertheilen. Die hohen Staatsbeamten unterscheiden sich durch die Anzahl von Pfauenfedern, welche sie in Röhrchen von Achat auf ihren Mützen tragen. China kennt vier Haupt- Religionen. Die verbreitest« ist die Lehre de« Buddha, welche nur einen Gott kennt, der die ganze Welt regier«. Sic kennt keine Kastenunterschiede und erklärt alle Menschen für gleich berechtigt. Da« zweite Glauben«system, zugleich die Staatircligion, ist da« de« Confuciu«. Zu ihm bekennen sich alle Gebildeten de« Lande« und der Kaiser ist da» geistliche Oberhaupt derselben. Die dritte Religion heißt Tav-sse oder Lehre der Vernunft. Da vierte GlaubenSsystcm ist die Lehre Muhamed«. Alle diese Re- ligionSsyfteme Haden im Lause der Zell eine Menge Sekten ge bildet. Bon Zeit zu Zeit macht nun eine solche Sekte durch Empörung oder Unruhe von sich reden. Die Boxer, welche jetzt die ganze Welt in Spannung erhalten, sind auch so eine Sekte. E« ist aber kein Glauben«eiser oder gar Vaterlandsliebe, welche diese Sekten zur Unruhe oder Empörung treib«. Solche Eigen schaften kennt der Chinese im Allgemeinen nicht. Wa« sie aber Alle kennen, und zwar bi« zum Fanatismus, da« ist der Fremden haß. Dieser Haß ist angeboren. Dieser Fremdenhaß ist Jahr tausende alt, er war e« auch, der die Riesenmauer von einer Länge von 600 Stunden zu stände brachte. Ist nun ein Vice - König oder der Kaiser selbst mit etwa« unzufrieden und will mit Gewalt etwa« durchsetzen, so wird irgend eine Sekte dazu au-erlesen, einen Aufstand zu insceniren. Dieser wird dann von den betreffenden Machthaber mit mehr oder weniger Glück, mit mehr oder minder Geschick dazu benutzt, sein Ziel zu erreichen. Früher al« Europa halte China eine Kultur, in vielen Punkten sogar eine hohe. Früher al« Europa kannten die Chi nesen Porzellan, Seide, selbst den Kompaß und die Buchdrucker kunst. Auch da« Schießpulver haben sie vor un« erfunden. Ihre Kanalbauten sind heute noch unerreicht. Aber wo sie vor lausend Jahren standen, da stehen di« Chinesen auch heule noch. Linen Fortschritt kennen sie nicht. Eisenbahnen und selbst Pferde gespanne kennen sie nicht, denn ihre Wege und Landstraßen sind ebenso schlecht wie ihre Wasserwege vorzüglich sind. Da« Boot u. die Sänfte spielen in China noch dieselbe große Rolle wie vor Jahrtausenden. k malen nur sj stallen und ii kunsl Schon Man« kenne» hätten sitz vo ein H bestehl jährlll ! Fremt ihnen stralie Völker glück muß. 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