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- Erscheinungsdatum
- 1900-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190003171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000317
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-03
- Tag 1900-03-17
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Monat
1900-03
-
Jahr
1900
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— Plauen. Tie Plauener Saltlcrinnung weiß sich zu wehren. Sic kaufte von zwci „Matratzensabriken", die in den Zeitungen laute« Geschrei mil ihrer billigen guten Waare mach ten, je eine Matratze an, zerlegte sic in ihre Bestandlheile und stellte diese nun acht Tage lang in einem Schaufenster au« zu Nutz und Frommen de« Publikum« Gleichzeitig verklagte sic beide Firmen wegen unlauteren Wettbewerb». — Falken st ein, 13. März. Der Messerheld Friedrich Preuß, welcher den Handelsmann Franz Loui« Thoß lödllich verletzt hat, hat jetzt noch die Dreistigkeit, zu wiederholten Malen in unserer Stadt zu erscheinen. Am Sonnabend Abend hat der Unmensch dem Sächsischen Hofe einen Besuch abgestattct und ist derselbe wieder flüchtig geworden, sobald die Polizei erschien. Gestern Nachmittag erschien Preuß in seiner Wohnung in der Schloßgasse, woselbst sich seine Familie aushiist. Er cnlkam auch hier durch einen Sprung au« dem Fenster, al« ihm die Polizei aus den Fersen war. — OelSnitz. Die Borliebe für die Buren und die Ab neigung gegen alle« Englische greift schon im Kindesherzen platz und gelangt bei erster Gelegenheit zu drastischem Ausdrucke. Vor einigen Tagen hatte sich in einer hies. Familie ein kleiner Junge in den Finger geschnitten. Al« die Mama ihn tröstete, nachdem die Wunde au-gcblutct habe, werde sie englische« Pflaster daraus kleben, entgegnete der kleine Realpolitiker: „Buren-Pflaster wäre mir lieber!" — Löbau, ll. März. Ein sonderbarer Vorfall ereignete sich am Donnerstag Nachmittag auf dem Bahnhofe in Löbau. Ein Arbeiter der Firma Max Rowland beschritt den Uebergang am Maschincnhau«, um dort Schlacken aufzuladen, al« er plötz lich von Krampfen befallen wurde und aus da« Schienenglei» nicdeifiel. In demselben Augenblicke brauste der Gütcrzug von Ebersbach heran. Der Lokomotivführer hatte den auf den Schienen liegenden Mann gerade noch so rechtzeitig wahrgenom men, um die Fahrgeschwindigkeit de« Zuge« zu reduziren, ohne aber den Zug zum Stehen bringen zu können. So mußte die Maschine erst die kritische Stelle passiren, ehe sie hallen konnte und den Mann gab man verloren. Er wurde denn auch ohne »in Zeichen von Leben unter der Maschine hervorgezogen, in den Packwagen gelegt und der Zug fuhr in die Station ein, wo sofort ein Siechkorb zum Transport bestellt wurde. Als man den Verunglückten auSladcn wollte, erblickte man den Mann wohl und munter, er stieg sogar selbst au« und konnte dem herbeige- eilten Arzte versichern, daß seine Anwesenheit nicht nothwendig sei. — Morgenröthc - Rautenkranz. Wahrend erst vor Jahresfrist einer armen Wittwe in Raulenkranz eine fortlaufende Altersrente von 107 M. jährlich mit einer einmaligen Nach zahlung von 700 M. von der Versicherungsanstalt gewährt wurde, ist neuerding» nun auch einer zweiten unbemittelten Tagelöhnerin in Zeughaus die gleiche Freude zutheil geworden, indem ihr durch Vermittelung de« hiesigen Gemeindevorstande« eine laufende Jahresrente von 130 M. nebst einer einmaligen Nachzahlung von 600 M. zugesprochen wurde. Die Zahl der Rentenempfänger in hiesiger Gemeinde ist damit auf 38 gestiegen und beträgt die Gesammtsumme der an dieselben zur Auszahlung gelangenden Renten 5018 M. — Die Sächsische Staatsbahnverwaltung wird in Zukunft an ihren Schnell- und Personenzugslokomotiven keine Namen mehr anbringen, sondern dieselben lediglich nur noch mit Num mern bezeichnen lassen. ES werden nach und nach alle Loko- motivnamen verschwinden und nur noch diejenigen Namen bei behalten bleiben, welche zu Ehren verdienter Männer gewählt worden sind, wie Bismarck, Göthe, Schiller, Scheffel, Beethoven, Haydn, Columbus, Franklin usw. Im ganzen sind die« 42 Lokomotiven. Vor hundert Jahre«. 17. März. Am 17. März 1800 ist der uni den deutschen Männergesang hochver diente Komponist K. F. Zöllner geboren. Als Lehrer hat er in Leipzig sehr segensreich gewirkt. Er hat sich namentlich durch zahlreiche Composi tionen für vierstimmigen Männergesang verdient gemacht und auch verschie dene Sammlungen vierstimmiger Lieder veröffentlicht. 1833 begründete er den ersten „Zöllnerverein", es folgte eine Reihe anderer Männer-Gesang- Vereine, die sich nach Zöllners Tode zum Zöllnerbunde vereinigten. Er ist 1860 in Leipzig gestorben und 1868 ist ihm im Leipziger Rosenthal ein Denkmal errichtet worden. 18. März. Eine Danksagung. „Die Thränen des Kummers sind vorüber, jetzt weine ich vor Freuden. Mit unnachahmlichem Wetteifer vereinigten sich Berlins Edle, mich großmüthig zu unterstützen, besondere Auszeichnung ver dient eine mir selbst unbekannte Menschenfreundin, durch deren Vermittelung ich achtzig Reichsthaler Vorschuß erhielt, wodurch ich dem Verderben entrissen bin. Thaten müssen diesen Edelmuth krönen — wo das Herz handeln will, muß der Mund schweigen. Der drinyende Aufforderer an Menschenfreunde." — Der gute Mann bat eine für tue damalige Zeit sehr schöne, für uns aber recht schwülstige Ausdrucksweise. 1«. März. Ein Adreßbuch hat heutzutage fast jede Stadt. Vor hundert Jah ren hatten sich dieses Vorzuges nur ganz große Städte, wie Berlin, zu er freuen. Das Berliner Adreßbuch für 1800 wird von Neander dem 2ten, Lieutnant beim Artillerie-Corps, wohnhaft in der Kaserne am Kupfergraben, herausyegeben und betitulirt sich: Anschauliche Tabellen von Berlin mit allen emgeführten Nummern. Es ist die -weite Ausgabe des Adreßbuches, daS „illumimirt" auf Schreibpapier einen Rthlr. sechs Gr., auf Druckpapier einen Rthlr. zwei Gr. kostet. Auch auf fein Post, oder auf Velinpapier ist das .Adreßbuch zu haben. Der Verfasser kündigt an, daß er HauS für HauS die Anwohner aufnehmen läßt und bittet namentlich, daß Jeder seinen Na men wegen der Rechtschreibung nachsehe. Binnen fünf Monaten gedenkt er das Werk fertig zu stell n. Mals ZZarnekow. Eine mecklenburgische Erzählung von A. v. d. O ste n. 8. Fortsetzung. „Dein Land," fuhr Eggert mit erhobener Stimme fort, „ist ein herrliche« Land. E« ist reich, schön und bevölkert, es ist eitel Sonnenschein vor deinen Augen. Aber die Schatten, die siehst Du nicht, denn sie flüchten sich in die Tiefe, wenn Du da bist, in die Tiesc unter uns, oder in die Tiefe der verschlossenen Brust. — Bitten soll ich etwa«. So bitte ich: Richie, Herr, Dein Auge in die Gründe, wo die Schatten Hausen und wo da» Licht sich verkriecht. Richte e« überall hin, wo noch ein Knecht dem harten Herrn frohnt, wo noch Gewalt hohnlachend da« Herz und da« Recht de« Manne« zertreten darf, wo noch da« Weib nicht sicher ist im Arm ihre« Gatten und wo e» noch rechtlos von Hau« und Hof vertrieben werden kann, wenn er ihr stirbt. Wende e» dahin, wo Uebermuth und Hochmuth noch gering schätzig hcrabblicken düisen auf den niederen Stand, auf den Bürger, der kein Adelswappen führt, dahin, wo in den Kirchen ein jeder nicht nach dem Drang Le« Herzen«, sondern nach Vor schrift betet. Da« bitte ich al« Gunst und Gnade, denn da» Auge de« gerechten Herrscher» ist so gut wie sein Gebot." Tiefe Stille folgte der ungewöhnlichen Rede de« schweig samen Manne«, aller Blicke hasteten am Boden. Herr Magnu« zerrieb sich fast die Hände. Ueber da« graubleiche Gesicht de« Baron« Ftneck floh ein spöttische« Lächeln, al« wolle er sagen: „Sieh einmal, wa« in diesem alten Kerl und seinem Possenspiel versteckt ist!" Nur Gesa« Augen flammten hell zu ihrem väterlichen Freunde hinüber und Kurt flüsterte ihr voll Rührung zu: Und dieser liebe prächtige Alte will ein Feind de« Neuen sein? Er ist ja der ärgste Neuerer, den e« giebt." Der Angeredcte selbst aber schwieg noch immer. Eine tiefe Falte halte sich zwischen seine Brauen gelegt, etwa« steifer spannte sich sein Nacken. Al« er aber dem freimüthigen Redner in» Auge blickte und den schlichten wahrhaftigen Ernst darin sah, den ehrfurchtsvollen, bescheidenen Ausdruck seine« gefurchten Antlitze«, da glätteten sich seine Mienen wieder und er antwortete gütig: „Auf einen Tadel unsere« Regiment» waren wir nicht ge faßt. Indessen Deine Bitte, Eggert Barnekow, soll erwogen werden, nicht allein weil wir Dich al« einen treuen Unterthan, einen gewissenhaften Pächter kennen, sondern haupsächlich, weil un« da« Wohl unsere« Volke« mehr al« alle« andere am Herzen liegt. — Und nun genug de« Ernste«, zu unserem heiteren Wein gott. Wa« wünscht er sich von seinem huldvollen Herrn?" Unerwartet wie die Frage kam, durchleuchtete sie Ralf doch gleich einem Blitz. Er durfte einen Wunsch aussprechen, den ihm die Gnade gewähren wollte und er hatte nur einen. Einen einzigen! Wie sollte er ihn vorbringen, in welche Worte ihn kleiden? Schon trieben die mit Mühe festgehaltcncn Fahrzeuge auseinander, sollte der Augenblick vergehen? „Nun?" lächelte der hohe Herr, der den Kampf in seinem Gesicht la«. Da warf sich Ralf entschlossen nieder, umklammerte den Bord de« anderen Kahne«, zog ihn dicht heran und flüsterte halblaut mit fliegendem Athcm und heiserer Stimme: „Allcrgnädigster Herr! Eine Viertelstunde Gehör — für mich allein!" Auf» neue erstaunt blickte der Großherzog auf den Bittsteller nieder, dessen gewaltige Erregung ihm nicht entging. Er schüttelte den Kopf. Wie hatte er sich geirrt in der Annahme, daß hier in diesem Winkel die Seele der harmlos scheinenden Menschen so glatt sei, wie der Spiegel de« See«. Gedanken hatte er ge hört von folgenschwerer Wichtigkeit, innere Noth und Kämpfe ahnte er. Wie die Augen diese« jungen Manne« flehten, »oller Qual und Verzweiflung! E« lhat seinem guten Herzen weh, und er winkte beschwichtigend mit der Hand. „Die Audienz ist gewährt, nach der Heimkehr! Jetzt aber wollen wir in den Schatten diese« Waldes treten." Die letzten laut gesprochenen Worte gaben das Signal zum sofortigen Landen. Während Alle mehr oder minder bequem an da« Ufer zu kommen trachteten, sprang Ralf mit einem gewandten Satz au« seinem Kahn, noch ehe er auflief. ES brauste in ihm von unklarer Hoffnung, aber wa» er eigentlich zu thun gedachte, da» wußte er selbst nicht. Die Möglichkeit schwebte ihm vor, daß sein gnädiger Landesvater ihm Fürsprecher sein werde. Er wollte ihm beichten, ihn anflehen, die Audienz war ihm ja ge währt. Himmclslürmende Gedanken von einer veränderten Ge stalt der Verhältnisse, Wandlung von Unglück in Glück, von Wiedergutwerdcn jagten sich in seinem Kopf und erfüllten sein Herz mit einer fast tollen Zuversicht. Er flog hinzu, um Gesa- Kahn fest aufs Land zu ziehen und reichte ihr dann die Hand hin. Fragend, flehend suchte sein Blick den ihrigen. Gesa stieg au«, von Kurt gefolgt. Ralfs Hand sah sie nicht, sie warf den Kops ein wenig zurück, und au« ihren Augen leuchtete ein unerbittliche»: Nie! Kurt reichte ihr den Arm und führte sie hinweg. Im Vorbeigehen gab er Ralf einen Schlag auf die Schulter und rief lustig: „Viat Bacchus! Hast Deine Sache famo» gemacht, alter Junge." Da» letzte Kleid verschwand im Grün, al« Ralf noch immer auf derselben Stelle stand und mit erloschenen Augen vor sich hinstarrte. Die Flamme seiner Hoffnung, die eben so hoch emporflackerte, war, von einem kalten Wasserstrahl getroffen, in sich zusammengesunken. Mit Kurt! Wo hatte er seine Augen gehabt, daß er da« nicht gcseken? Mir Kurt ging sie fort und ließ ihn stehen. In Kurl« Arm legte sie vertraulich den ihren und ihm verweigerte sie, auch nur die Fingerspitzen zu reichen. Dem ersten dahcrkommcnden Fremdling vermochte sie da« schmerz liche Weh ihrer Trennung zu opfern, da« erst einen Tag alt war, — hatte sie denn kein Herz? War denn ihre beiderseitige lebenslange Freundschaft ein Nicht« gewesen? Welch' ein Thor war er eben geworden, welch' ein Phantast! E« war ja klar, daß bei ihr kein Fürsprecher und sei c« ein Kaiser, Erfolg haben würde. Er kam sich unsäglich lächerlich vor in diesem Augenblick. Die Audienz durfte nicht stattfinden! Sie konnte ja nur zu seinem Nachtheil ausschlagen, sie konnte ihm nur Schimpf und Schande bringen. Und nun wuchs ihr fleckenloses Bild wieder sternenhoch vor ihm empor. Sie, die Reine, Stolze, Strenge — und er! „Auf Ehre, ein famoses Weib, diese kleine Nereide," sagte Plötz.ich Jemand hinter ihm. „Trauern wohl, guter Freund, daß der vornehme Kavalier sie Ihnen entführt hat? Hahaha, hüb scher Spaß!" Ralf fuhr herum, sein eben noch todtblasseS Gesicht färbte sich dunkelroth thcils vor Scham, «Heils vor Zorn, und er maß den Baron Fineck mit nicht« weniger als freundlichem Blick. „Na, beim Bacchus!" lachte dieser spöttisch von Neuem, „Sie wollen mich doch nicht aufessen, guter Freund? Haben Sie viel leicht ein Anrecht an die schöne Nixe? Sind wohl eifersüchtig auf den Herrn Junker von Bredow? Wirklich kapital." Ralf« Miene über diese hochmüthige Manier mit ihm zu sprechen wurde kalt. Er maß den brutalen Aristokraten noch einmal von Kopf bi« zu Füßen und sagte: „Mein Name ist Barnekow, Herr Barnekow. Und wer sind Sie, — guter Freund? aber Sie sind mir noch nicht vorgestellt, guter Freund.." Wenn man dem Baron das Netz voll zappelnder Fische über dem schon lichten Scheitel auSgejchüttct hätte, er würde nicht verblüffter haben auSsehen können, al» über diese Entgeg nung. Im nächsten Augenblick aber kochte der Aerger in ihm aus. Er dachte groß von seiner Herablassung, daß er überhaupt mit dem Fischer sprach, auf dessen Kosten seinen Witz an ihm ausließ und mußte nun erfahren, daß dieser e» nicht einmal al» eine Ehre empfand. „Ich bin nicht Ihr guter Freund," sagte er mit eisigem Hochmuth. „Und ich nicht der Ihre." „Mein Name ist Baron Fineck." „Den meinigen sagte ich Ihnen schon." Die kühle Gelassenheit, mit der Ralf den Baron al« seines gleichen behandelte, brachten diesen um die Vernunft. Er drehte sich kurz um mit dem Ausruf: „Lümmel!" „WaS?" schrie Ralf und sprang ihm in den Weg. „Ma- Mar da» für ein Wort? Sie werden mir Rede stehen. Sie!" Der Baron sah seinem Gegner in« Gesicht. Ralf war nicht mehr ruhig, er zitterte und ballte die Fäuste, und Fineck wurde c« unheimlich zu Muthe. Allein hier mit diesem Naturburschen! „Sie sind nicht salissaktionssähig," stieß er ängstlich, aber doch seinen hochmüthigen Ton sesthaltend, hervor „Gehen Sie mir au« dem Wege." Ralf lachte voll spöttischer Wulh. „Machen Sie, daß Sie fortkommen!" rief er und trat zur Seite. „Nur nicht bange, Herr Baron von Fineck, wir Fischer sind artige Leute gegen unsere Gäste, wenn sie e« auch nicht gegen un« sind. Ich wünsche viel Vergnügen." Mil einem boshaften Seitenblick schoß der Baron davon. Ralf sah ihm nicht nach. Nun er den adligen Herrn abgcsertigt hatte, vergaß er ihn in demselben Moment, und der stechende Schmerz in seiner Brust erinnerte ihn von Ncnem an die Tode«- wunde, die dort brannte. Er wankte einen eng verwachsenen Weg hart am Ufer entlang, dann in ein Dickicht hinein, welche« hier eine kleine, sanft in elliptischer Form abgerundete Halbinsel bildete, und warf sich in da» üppige Gra» unter eine mächtige, wohl hundertjährige Buche. Hier lag er lange dumpf und regungslos wie ein Bewußt loser. Einmal fuhr er empor, Stimmen und da« Rascheln von Fußtritten schreckten ihn auf. „Welch holde Wildniß, Gesa," hörte er Kurt von Bredow sagen, „und Sie dort in den Dornen — darf ich der Prinz sein, der Sic befreit?" Keine Antwort, heimliche Stille. Ralf kroch gcräuschlo« heran, er mußte sehen, wa« hier vorging. Und er fah, wie Kurt mit bebenden Händen da« Kleid der Nereide au« dem Strauche löste, wie er sic dann umschlungen hielt und sie an sich preßte mit trunkenen Blicken und sie küßte. „Gesa, bist Du mein? O sprich!" „Ja - ja!" Mehr hörte Ralf nicht, denn die Sinne wollten ihm ver gehen. Er vernahm ja nicht die Stimmen, die in Gesa« Herzen zürnten, klagten und weinten und einen Ausweg suchten au« der Verwirrung und 'Noth ihre» Innern. „ES geht nicht mehr, ich trage e« nicht, hier zu bleiben, wo Ralf ist, fort muß ich, fort — Länder und Meere zwischen ihm und mir!" Und Kurt war da, er reichte ihr die Hand, sie fortzuführcn, und sie legte die ihre voll heißer Begier nach Flucht hinein. «Fortsetzung folgt.! Vermischte Machrichten. — Au« dem neu entdeckten Goldland bei Cap Nome an der Küste von Alaska kommen immer mehr Berichte, wonach dasselbe noch viel reicher sei al« Klondike. ES sollen sich daselbst bereits über 5000 Goldgräber trotz de« Winters angcsiedelt haben, und mit Beginn de« Sommers wird ein noch größerer Zudrang erwartet, al» er vor drei Jahren nach Klondike erlebt wurde. Da« neue Goldland ist viel leichter erreichbar al« Klondike. Cap Nome liegt an der Küste und ist von Seattle in zehn Tagen per Dampfer erreichbar. Da« Land soll ohne jeglichen Baum- wuchs sein, sodaß alle« Holz zum Bau von Hütten und zur Feuerung au« Seattle herbeigeschafft werden muß. Schon jetzt wird Hol; mit 60 Dollar« da« Klafter verkauft. Auch heißt e«, daß die Gegend höchst ungesund sei, wa« indessen angesichts der Berichte über den ungeheuren Golbrcichthum daselbst da» Gold fieber schwerlich dämpfen wird. — Die im Badischen noch herrschende Sitte de« Hochzeit«schießen» hätte zu Neckarelz einer fröhlichen Hoch zeitsfeier leicht ein trauriges Ende bereiten können. Der junge Bürger Fr. begab sich mit seiner Neuvermählten vom Standes amt zur Kirche. Von allen Seiten krachten Freudenschüsse, und der Bräutigam spürte plötzlich einen Ruck an seiner Taschenuhr, dem er jedoch weiter keine Beachtung schenkte. Zu Hause ange langt, machte er jedoch die merkwürdige Entdeckung, daß sein neuer HochzeitSrock einen bedenklich zerschlitzten Aermel aufwie«. Er forschte nach der Ursache und sand die Spur einer Revolverkugcl, die er bi- in seine Westentasche verfolgen konnte. Dort fand sich die Kugel vor, deren Lauf durch die Taschenuhr ausgehaiten war. Die Uhr war durch den Anprall der Kugel ganz breit gedrückt. Die Polizei leitete eine Untersuchung nach dem Schützen ein und glaubt ihn in der Person eine« Tischlermeister« ermittelt zu haben. — Sizilianische Räubcrromantik. Der vor einigen Wochen von sizilianischen Briganten entführte reiche Grundbesitzer Vincenzo Scaramuzza ist dieser Tage nach seiner Heimath Sicu- liana in der Provinz Girgenti zurückgekehrt. Die Behörden hat ten der Familie de« Entführten verboten, mit den Räubern, die ein hohe« Lösegeld verlangten, Unterhandlungen anzuknüpfcn; man glaubte, die Banditen aus diese Weise zur Nachgiebigkeit zwingen zu können. Al« die Polizei aber merkte, daß alle ihre Bemühun gen, den Aufenthaltsort der Räuber zu entdecken und die Befrei ung Scaramuzza« herbeizuführen, erfolglos blieben, ließ sic in ihrer Wachsamkeit bedeutend nach, und diesen Augenblick benutzte die Familie des Besitzer«, um mit einem Sendboten der Brigan ten zu verhandeln. Die Räuber sollen 10,000 Lire Lösegeld »er langt haben, man weiß aber nicht, ob die Familie wirklich soviel gezahlt hat. Scaramuzza, der bereit» viermal von Briganten angegriffen wurde, erzählte, daß er während seiner Gefangenschaft im Räuberlager geradezu üppig gelebt habe. Große« Aufsehen erregte die Mittheilung, daß die Briganten, nachdem sie da» Lösegeld erhalten hatten, ihren Gefangenen bi« zur Thür seiner Wohnung begleiteten, ohne erkannt und belästigt zu werden. — Die Gefahr der Entfettungskuren. E« ist be kanntlich der sehnlichste Wunsch aller Leute, die an überschüssigem Fettansatz leiden, diesen zu beseitigen und schlank wie andere nor mal gebaute Menschenkinder zu werden. Gerade die Eitelkeit treibt solche Patienten zu allerlei gewaltsame Kuren, die ohne ärztliche Kontrolc und ohne Rücksicht auf den jeweiligen Kräfte zustand unternommen werden. Gefährliche Schwächeanfälle und noch Schlimmere« ist die Folge solcher ziel- und planlosen Pfu scherei. Entfettungskuren sind immer schwierig durchzuführcn und sollten stet» nur aus ärztliche Verordnung hin vorgenommcn wer den. Vor Allem bedingt, wie ein ärztlicher Kliniker hcrvorhebt, da« Lebensalter gewisse Einschränkungen. Bei Kindern und jun gen Leuten, etwa bi» zum 20. Lebensjahre, sollte man sich damit begnügen, der weiteren Entwickelung der Fettleibigkeit Einhalt zu thun und nur von Zeit zu Zeit dem Körper einen kleinen Theil de« überschüssigen Fette« abzugewinnen. Unbedingt schädlich und unter allen Umständen zu vermeiden ist eine Entfettungskur bei betagteren Personen, sobald sie da« 60. Lebensjahr überschritten haben. — Aufschneiderei. Berliner: „Ihr Chicagoer sollt ja noch viel höhere Gebäude haben al« wir in Berlin?" — Chica goer (in Berlin): „Na und ob! Einzelne sind so hoch, daß sie immer mit Schnee bedeckt sind." — Ihre Ansicht. Hau«arzt: Fräulein Anna, ich habe Ihrem Vater doch nur leichte Speisen gestattet, und Sie kochen ihm harte Eier?" — „Ja, die sind doch am leichtesten zu kochen." I des F, der in sitzers Friede hier, e hier. Lippol des Kt Her, vcrkau I sind n Ne Z uni gut (? c Z e Ein ist zu
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