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- Erscheinungsdatum
- 1900-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190002082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-02
- Tag 1900-02-08
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Monat
1900-02
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Jahr
1900
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Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 5. Febr. Die zerstörten Fernsprcch- linien in Dresden waren am gestrigen Sonntag zum Theil wieder soweit hergestellt, daß die Vermittelung-ärmer in Dresden- Altstadt und -Neustadt solche Anschlüsse wieder Herstellen konnten, welche in nicht durch Straßenbahnlinien gefährdeten Linien ver lausen. Es wird mit ollen Kräften daran gearbeitet, in kürzester Frist auch die übrigen Anschlußlcitungen nach und nach wieder betriebssähig zu machen. In Rücksicht aus diese Arbeiten crsährt der elektrische Straßenbahnbetrieb mehrfache Beschränkungen, und zwar in der Zeit von -Nachmittag» 3 bi« 5 Uhr. Diese Maß regel ist durch die Gefahren veranlaßt, denen die Thelephonarbei- ter und die Telcphonbeamten in den Verbindungsämlcrn durch elektrische Schläge ausgesetzt wären. Sind doch am vorigen Mittwoch drei Thelephonistinnen durch elektrische Schläge der erwähnten Art zeitweise dienstunfähig gemacht worden, so daß sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußten. — Zwickau. Eine Bergarbeiterversammlung be auftragte da» Bureau, Fühlung mit den Oelsnitz Lugauer Berg arbeitern wegen gemeinsamen Eintritt» in die Lohnbewegung zu nehmen. Eine spätere Versammlung soll definitiven Beschluß fassen. — Zwickau, 6. Februar. Da» »Berliner Tageblatt" be richtet von hier, daß die Grubenverwaltungcn die Forderungen der Bergarbeiter al» unerfüllbar abgelehnt hätten und der Streik unvermeidlich sei. Diese Nachricht ist durchau» erfunden. Die Bergarbeiter haben noch gar keine Forderungen ausgestellt, konnten daher solche auch den Grubenverwaltungen nicht unter breiten und diese noch keine Entscheidung treffen. — Oelsnitz i. E., 5. Februar. Die Vertrauensmänner der organisirten Bergarbeiter im Oelsnitz Lugauer Revier haben beschlossen, die Forderung höherer Löhne — 10 Prozent höherer Schichtlohn, 20 Prozent höhere Tagclöhne rc. — und achtstündige Arbeitszeit zu stellen. — Annaberg, 4. Februar. Infolge der Kohlennoth kam e« am Freitag auf dem benachbarten böhmischen Grenzbahnhofe Weipcrt zu unliebsamen Ausschreitungen. AndiesemTage früh langten auf demselben zwei Waggon« Kohlen an, welche jedoch für Sachsen bestimmt waren. Hunderte von Personen waren anwesend und hofften, daß ihnen von den Kohlen etwa« abgelassen werbe. Als man erfuhr, daß die Kohlen nach Sachsen auSgeiuhrt werden sollten, versuchte man dieselben mit Gewalt zu nehmen. Noch glaubte man, daß dieselben auf das richtige Gelei» gebracht werden sollten, doch in demselben Augenblick fuhr die Maschine mit den Waggon» über die Grenze nach unserem Sachsen zu davon. Nun entstand unter den Anwesenden ein großer Tumult und verschiedene Verwünschungen über die sächsischen Bahnbeamten wurden laut, da man sich von denselben überlistet glaubte. Die drohende Haltung der angesammelten Menge konnte von der Wache im Verein mit dem allein hier anwesenden k. k. Gendarmerie Wachtmeister erst nach langem Bemühen gehoben werden. Bei jedem Zuge warten aus dem Weiperter Grenzbahn- hosc Scharen von Personen beiderlei Geschlecht«, welche alle stürmisch Kohlen verlangen. Wie wir hören, hat die k. k. Statt halterei, um ähnliche Ausschreitungen zu vermeiden, der Gemeinde Weipert vier Waggon Kohlen anweisen lassen, welche vom Bürger- meistcramte ccntncrweise an die bedürftigsten Parteien abgegeben werden sollen. Außerdem sollen zur Verstärkung de» Gendarmerie posten« fünf Gendarmen von auswärt« in Weipert eintrcffen und am dortigen Bahnhof verquartirt werden. — WerneSgrün. Am 4. d. M. früh in der 3. Stunde ist da« dem Kaufmann Rudolf Göilitz in Chemnitz gehörige Plättereigeschäft bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Da» Feuer soll in dem im Parterresaal aufgestellten Gasolin apparat zum Ausbruch und zuerst von einem vorüberfahrenden Fabrikbesitzer bemerkt worden sein, der dann den Pächter Meer bach geweckt hat. Trotz de.' hierauf sofort angcstellien energischen Löschvcrsuche ist da« ganze Etablissement vollständig eingcäschcrt worden. Der Kalamitose hat versichert. Der entstandene Scha den wird auf etwa 10,000 M. geschätzt. — Bon dem Königlichen Landstallamte Moritzburg ist die 20. Mitthcilung an die sächsischen Pferdczüchter herau«- gegebcn worden. Exemplare dieser Schrift liegen zur unentgelt lichen Abgabe an die für die Pferdezucht sich Jnieressirenkcn an Eanzleistelle der Königlichen AmtShauptmannschaft Schwarzen berg au«. — Die sächs. Eisenbahnverwaltung ist im vergangenen Monat Dezember mit großer Energie gegen die sozialdemokratische Agitation unter ihren Bediensteten eingeschritten. Diesem Beispiel ist nunmehr auch die preußische gefolgt, indem sic zu nächst durch Anschlag in den Diensträumen auf die bestehenden Verordnungen aufmerksam machte, worin die Inspektoren und Dienststcllenvorsteher angewiesen werden, da« Vorgehen de« »Eisenbahner-Verbandes", sowie da« Verhallen der Eisenbahn- Bediensteten zu diesem aus« Schärfste zu überwachen und gegen jede Zuwiderhandlung der bezüglichen Anordnung unnachsichtlich vorzugehen. Zugleich wurde den Eisenbahnbedicnsteten bekannt gegeben, daß der Beitritt zum Verbände, die Unterstützung seiner Bestrebungen, die Vertheilung oder Verbreitung de» VerbandS- organ« »Weckruf" und da« Einladen zu den vom Verbände be rufenen Versammlungen unnachsichtlich mit der Entlassung de« betreffenden Beamten bestraft werden würde. Im Bereiche der Eisenbahn- und ReichSpostverwaltung beabsichtigt man also nicht, die Sozialdemokratie »auStoben" zu lassen. II. IC Von dem Agenten Ignatz Flesch wird beabsichtigt, in Belgrad ein »Central - Muster - Lager für deutsche Export-Erzeugnisse" zu errichten, wodurch der deutschen Industrie Gelegenheit zu erhöhtem Absätze nach Serbien geboten werden soll. Der genannte Agent ist nach Angabe de« Kaiserlich- Deutschen Konsulate» in Belgrad bereit« seit vielen Jahren da selbst thätig, erfreut sich eine« guten Rufe« und ist bei der Kund schaft gut eingesührt, sodaß er sich für den gedachten Plan wohl eignen dürfte. Da» Präfidum der Handel»- und Kewcrbekammcr Plauen nimmt deshalb Veranlassung, die Industriellen de» Be zirk- auf da« Unternehmen aufmerksam zu machen. I. Ziehung 2. Klasse 137. König!. Sichf. Laubes-Lotterie gezogen am 5. Februar IWO. 40.000 Mark auf Nr. 9924«. 30,000 Mart aus Nr. 88487. 10,000 Mart aus Nr. 1922. 5000 Mart aus Nr. >»918 41883 81450. 3000 Mart aus Nr. 4132 >>05l 17488 82780 «9038 80888. 1000 Mark aus Nr. 2220 8382 7474 12978 18328 40424 48884 88188 88803 87014 70882 72208 8478» 87817 98378 9897« 9908». 800 Mart aus Nr. ION 8748 7892 8121 10818 I2«82 > 3910 18837 I9«92 249«« 25989 28748 38828 44088 81530 «8978 88708 70494 73904 78888 83223 8538« 89222 91280 95848 99891 9991«. 300 Mark aus Nr. 4«->9 5240 5319 5771 8318 11573 12853 14352 I859 I 2018« 219«0 22918 23774 24090 25784 31794 37925 37984 40109 41049 41241 42438 45119 45287 48979 49829 53288 54205 55478 58281 «380« 84908 ««788 89598 70102 71908 72018 74883 75848 78737 77147 77819 78198 78574 80839 81074 85475 88847 89742 9053« 91945 98798. Bor hundert Jahre». 8. Me»r«ar. Medizin im Jahre 1800 <I). Mit der ärztlichen Wissenschaft hat man sich vor 100 Jahren sehr stark beschäftigt und zwar auch öffentlich. ES grassirte damals der sogenannte „BrownianiSmuS", der die allerschärfsten Anseindungen zu erdulden hatte. Der berühmte englische Arzt I. Brown halte ein System entwickelt, dag auch die Erregbarkeit (Nest> deS Körper« basirte. Die krankheilen entstehen einzig und allein durch Mangel oder durch Uebermaß von Netzen und die Kur besteht in Geben oder Entziehen von Netzen. In Deutschland wart um 1800 der Brownianiimu« hohe Wellen; er wurde mit der Schellingschcn Naturphilosophie in Verbindung gesetzt und stand al« „Erregungstheorie" eine Zeitlang in hohem Ansehen. Die iTubingcr „Allgenr. Ztg.- tritt mit aller Schärte gegen den Brownia- nismu« aus, diesen arg verspottend. Heute ist diese Art Medizin ja «in überwundener Standpunkt, immerhin müssen wir, um gerecht zu sein, ihr zuerkennen, daß fit die früher dominirende u. einseitige „Humoralpathologie" (die Krankheiten beruhen in den flüssigen Körpertheilen) gehörig ausgerüttelt hat. 9. Aekruar. Am 9. Februar 1800 ist der berühmte Historienmaler Joseph von Führich zu kratzau in Böhmen geboren. Anfänglich Nomantiker, wandt« er sich in Nom der strengen kirchlichen Malerei zu. Seine Werke sind sehr zahlreich; eine große Anzahl sind lithographisch vervielsältigl und dadnrch der Allgemeinheit zugängig gemacht worden. H-rvorzuheben sind; Josua vor den stürzenden Mauern Jericho», die trauernden Juden, Boa» u. Ruth, der Triumps Christi, der Gang Mariä über da» Gebirge. I84> zum Pro- sefsor an der Wiener Akademie ernannt, betheiligte er sich lebhaft an mo numentalen Schöpsungen. Die Werke Führichs zeichnen sich au» durch tiefe» Eindringen in den Geist der katdolichen Mystik, sittlichen Ernst der Auffassung, tüchtige Charakteristik, Reinheit der Formen, einfache Schönheit der Gewandung und freie ungezwungen- Bewegung. Refirate über sie Sitzungen des Hemeinderat-s zu Schönheide. Sitzung vom 24. Januar ILM. 1) Es wird Kenntniß genommen von dem befriedigenden Ergebniß der durch .vrn. Gemeindeältesten Leiüner bewirkten Nachrevision der Gemeindekassen. 2) Einem Gesuch um Ermäßigung der Hundesteuer stattzugeben, trägt man der Consequenzen halber Bedenken. 3) Mit dem Borschlage, betreffs der Biersteuer die Vereinbarung von Pauschal- 4) Nachdem das Rosenhauer'sche Haus Cat.-Nr. 269 Anfang 1900 in das Eigenthum der Gemeinde übergegangen ist, wird beschlossen, den Pacht preis für das laufende Jahr auf 280 Mk. mit der Maßgabe festzusetzen, daß der Pächter Berger für die Kosten der baulichen Unterhaltung selbst aufzukoimnen hat.^ Als Ersatz soll ein jüngerer Expedient angestellt t^rde)i, der theilweise in den Gemeindeexpeditionen mit Beschäftigung erhält. Der Aufwand an 900 Mk. jährlich ist je zur Hälfte von der Gemeindekasse und der Schul kasse zu tragen. Das von Herrn Paul mit verwaltete Amt eines Zwangs- vollstreckungsbeamtcn wird einem^Schutzmann übertragen werden. Zunahme auf Abschluß von Pauschalsätzen hingewirkt werden, um eine Erhöhung des Anlagenkapitals möglichst zu vermeiden. Allgemein kommt hierbei die Ueberzeugung zum Ausdruck, daß die schon früher angeregte Aufstellung eines dritten Dampfkessels nicht länger hinaus geschoben werden könne, auch der Frage wegen Aufstellung einer dritten Dampfmaschine und einer dritten Dynamomaschine nunmehr ernst lich näher zu treten sei. Der Vorsitzende wird beauftragt, wegen Vorbereitung der diesfalls erforderlich werdenden Verhandlungen mit der Pächterin, eventuell wegen Anstellung fachmännischer Ermittelungen das Erforderliche zu besorgen. 7) Aus Anlaß des Baues der neuen Straße im Oberdorfe macht sich die Errichtung eines Schleußenschrotes auf bahnfiskalischem Areal erforderlich. Die Bedingungen, unter denen dies vom Eisenbahnfiskus genehmigt wer den soll, beschließt der Gemeinderath mit einem entsprechenden Vorbehalte anzunehmen. 8) Von 12 Bewerbern um eine Ostern dss. IS. zur Erledigung kommende Lehrerstelle sollen dem Schulvorstande 3 zur engeren Wahl vorgeschlagen werden. 9) Die Vorschläge des Armenausschusses über Vertheilung der Zinsen des Leopold Gerischer'schen Legates werden zum Beschluß erhoben. Sitzung vom 31. Januar 1900. 1) Die 1998er Grmeindekassenrechnung und die dazu gehörigen Nebenrech nungen werden richtig gesprochen und gleichzeitig vier vom Rechnungs- Ausschuß g-rogene Erinnerungen durch die erfolgte Beantwortung des Rechnungsführers als erledigt erllärt. 2) Die Entwürfe zu den Haushaltplänen auf 1900 sind nach ihrer Vor- berathung durch den Rechnungsausschuß durch Druck vervielfältigt worden. Sie werden sämmtlich in der vorgeschlagenen Weise angenom men, nachdem der Vorsitzende auf mehrfache Anfragen erläuternde Er klärungen abgegeben hat. 3) Zur Deckung des nach den Haushallplänen sich ergebenden Fehlbetrages von insgesammt 5,4,423 Mk. beschließt man die Anlagen auf 1900 wie im Vorjahre nach dem 28fachen Satze zur Erhebung zu bringen. 4) Genehmigend nimmt der Gemeinderath noch davon Kenntnis, daß mit Rücksicht auf dell jetzigen Kohlenmangel zur Vermeidung einer Calamität die Lieferung von elektrischem Strom während der Stunden von 2 bis '/,6 Uhr Nachts bis auf Weiteres sistirt worden ist. Kzar und Zimmermann. Zum 175. Todestage Peter» de» Großen, -j- am 8. Februar >725. Von Itr. L. A. Zipfer. Wenn da« russische Reich, seine Entwickelung auf wirthschaft- lichem wie politischem Gebiete, seine militärische Macht in Heer und Flotte, ein Faktor ist, mit dem die Zukunft de» westlichen Europa« im neuen Jahrhundert ganz entschieden wird rechnen müssen und vielleicht gegenwärtig schon rechnet, so gebührt e« sich auch, de« eigentlichen Begründer« dieser Entwickelung und dieser Macht zu gedenken. Wa« Rußland heute geworden ist, verdankt c» in allererster Reihe seinem Czaren Peter dem Großen. Er ist der eigentliche Schöpfer de« russischen Heere« und der russischen Flotte, ein Mann, auf dem die ganze physische und geistige Größe Rußland» beruht, ein Hcro», mit dem die alte Barbarei Rußland« zusammen brach, mit dem die russische Zivilisation anhebt. Mit eiserner Konsequenz und der Fruchtbarkeit eine« energischen Willen«, wie Keiner vor ihm, trug er sein Reich zur militärischen Größe em por und, wa« ihm in der Zivilistrung de« Lande« nicht in glei chem Maße gelang, fällt nicht ihm zur Last; er hat da« Gute gewollt und andere Jahrhunderte sollten da« Ihrige thun, wie er da« Seine. Er hat sein Auge walten lassen auf Handwerk, Manufaktur, Handel, Verkehr, die Wissenschaften, durch welche sie gefördert werden können, Physik, Chemie, Mathematik, da« ist'«, wa« ihn am meisten gekümmert Hai. Dadurch gelang e» ihm, die trägen Geister in Bewegung zu setzen und dem losten Koloß, den er bei seiner Thronbesteigung überkam, Leben einzu hauchen. Wa« kleinliche Haarspaller an seiner Größe bekrittelt haben und noch bekritteln, soll un« die Bewunocrung dieser Riesen nicht verkürzen. Er war eben ein Gigant und Giganten müssen auch gigantische Fehler Haden; da« ist ganz natürlich. Doch wa« er seinem Lande und Volke Gute» geleistet, überstrahlt seine Fehler und entschuldigt sie. Wichtig schon war die Zeit seiner Geburt. Al« er am 9. Juni 1672 im Kreml zu Moskau da« Licht dieser Welt er blickte, war die Herrschaft der Mongolen, die Rußland lange von Europa hinweg und nach Asien gezogen halte, schon seit geraumer Zeit abgeschüttelt. Da» Reich, wieder zu seiner Freiheit gebracht, mußte nun wieder nach Europa zu streben, wohin e» durch Ur sprung, Glaube und Sprache gehörte. Peter« Vorgänger in dieser Richtung ist Alexi« Michaelowitsch gewesen und wa» dieser in großen Zügen angesangen, die Rücksührung Rußland» nach Europa, da» hat dann Peter aus glänzende Weise vollendet. Dieser Aus gabe, deren Lösung ihm so gewissermaßen in die Wiege gelegt wurde, gehörte sein ganze« thatenreiche» Herrscherleben, welche» wir, seine» überreichen Inhalt» wegen, nur in seinen größten Momenten und Zügen betrachten wollen. Um seiner großen Aufgabe genügen zu können, mußte Peter vor allen Dingen die Zügel der Regierung fest in Händen Haden. Die Begründung seine» Czarenthum« war daher da» Erste, wa» er unternahm. Nach dem Tode seine» ältesten Bru der« Feodor Alexejewtisch 1682 war er mit der Uebergehung de« älteren, halb blödsinnigen Iwan zum Czaren au»gerusen worden. Sophie jedoch, die leibliche Schwester Iwan«, gewann die Leib wache der Strelitzen (eine mit vielen Vorrechten au«gestaltete Palastwache) für den Plan, daß Iwan und Peter gemeinschaftlich Czaren seien, sie selbst aber da« Reich verwesen solle. So befand sich nach der Krönung beider Brüder die chatsächliche Gewalt in den Händen Sophien«, welche auch 1687 den Titel einer Selbst herrscherin annahm. Bald nachdem sich aber Peter 1689 mit Eudoxia vermählt hatte, kam e» zu einem Streit zwischen ihm und Sophie. Er ließ sie unter der Anschuldigung eine» Mord anschlage» auf ihn in da» gungfrauenkloster in Moskau verweisen und e» blieb ihm nur noch übrig, die Macht der Strelitzen zu brechen, wa« er auch, nach der Rückkehr von einer europäischen Reise, deren Zweck wir besonder» beschreiben wollen, unternahm. Am 4. September 1698 traf er von der Reise in Moskau ein und ließ ein schwere» Strafgericht, ein Blutbad, über die em pörerischen Prätorianer ergehen. Er dertheilte die Reste der Strelitzen in kleine Hausen über da» ganze Reich und so ver schwanden sie allmählig. Von nun ab folgten Peter» Neuerungen und Reformen mit stürmischer Eile. Die oben erwähnte Reise, hatte zum Zweck ge habt, den jungen unerfahrenen Czaren mit den in den zivilistrten Ländern Europa» vorhandenen Zuständen auf militärischem und wirthschaftlichcm Gebiet de« Näheren bekannt zu machen, um diese so erlangten Kenntnisse seinem großen Reiche dienstbar zu machen. Im Jahre 1697, im Frühling, trat er im Gefolge einer nach Holland bestimmten Gesandtschaft unter dem Namen eine« Peter Michailoss seine berühmte Reise an. Er ging über Berlin nach Holland und arbeitete in gemeiner Matrosentracht auf einer Schiffswerft in Zaardam, welche er mit dem Meistertitel verließ. Anfang 1698 ging er nach England, wo ihm die Universität Oxford da« Doktordiplom überreichte. Von Holland, wo der Hauptzweck seiner Gesandtschaft, eine Flotte gegen die Türken zu erhalten, gescheitert war, ging er zurück nach Sachsen und von da über Wien und Preßburg nach Moskau, wo er Anfang Sep tember eintraf. Von den Neuerungen, die diese Reise im Gefolge hatte, ist zunächst die Abschaffung der allrussischen Zeitrechnung vom I. Ja nuar 1700 zu nennen. Sodann erfolgte eine Umwandlung der Tracht und Bärte nach zivilistrtem europäischem Muster. Auch die Staat«Verfassung suchte er zu bessern, indem er den früheren Bojarenraih durch den Senat ersetzte 1711. Im Jahre 1718 folgte die Einrichtung der Kollegien, unter denen die Geschäfte der auswärtigen Angelegenheiten, de« Finanzwesen», der Justiz, de« Heerwesen« u. s. w. vertheilt wurden. In allen Stücken suchte Peter auch die Staatsaufsicht und Kontrolle zu »erschüfen. Um den beträchtlich gesteigerten finanziellen Bedürfnissen de» Staat» zu genügen, führte er neue Steuersysteme ein. Auch suchte er die Zahl der Klöster zu beschränken und die Mönche und Nonnen zu nützlicher Thätigkeit anzuhaltcn. Dem Sekten wesen gegenüber legte Peter eine große Duldung an den Tag. Für da« Bildung-Wesen sorgte er durch Schulen und Druckereien, durch Verbreitung guter Uebersetzungen, durch Veranstaltung ge selliger Zusammenkünfte für Männer und Frauen nach Art und Sitte de» Abendlande». Besondere« Interesse hegte er für die Naturwissenschaften und hat sich große Verdienste um die Ver breitung geographischer Kenntnisse in seinem Reiche erworben. Sehr interessant ist die Art und Weise, wie er zum Grün der de« Heere» und der Flotte wurde. Um die Macht der Stre- litzen, die der Bildung einer Armee am hinderlichsten waren, brechen zu können, vergrößerte er zunächst die Schaar seine« Günstling» Lcfort uno zog eine große Zahl fremder Offiziere nach Rußland. Im Jahre 1690 schon war er so weit gekommen, daß er die beiden regulären Garderegimenter Preobraschenkoi und Semenowrkoi organisiren konnte. Sie bildeten zusammen mit den cbenfall» neu organisirten Regimentern LamorSka und ButurSly eine Macht von 8000 Mann, die, in und um Moskau liegend, im Nothfalle den Strelitzen schon entgegengesetzt werden konnte. Hiermit hat Peter den Grund zum neurusstschcn Heere gelegt. — Auf den Gedanken, seinem Reiche eine Flotte zu verschaffen, kam Peter nur durch einen Zufall. Bei JSmaelow steht er auf dem Mo«kwaflusse ein Boot, ander» gebaut wie sonst, und erfährt, e» sei ein vom Holländer Brandt auf englische Weise erbaute» Schiff. Er läßt Brandt vor sich kommen, befragt ihn und er fährt, daß dieser schon unter Alexi« nach Rußland geholt worden wäre, um Schiffe nach englischem Muster zu bauen. Die Folge davon ist für Peter: E» sollen auf den russischen Strömen lauter solche Fahrzeuge erbaut und verwandt werden. Mit Feuereifer wirft sich Peter, ohne da» Landkriegwescn dabei zu vergessen, in diese« neue Werk hinein, immer und allenthalben, wo er kann, selbst mit Hand anlegend. Da kommt ihm der Gedanke einer Meerflolte. Und so entstanden die kriegerischen Unternehmungen gegen Schweden, welche« ihm die Ostsecküste, gegen die Türkei, welche ihm am Schwarzen Meer und gegen die Tataren, welche ihn vom Asowschen Meere ausschlossen. Die Eroberung Asow» 1696 gab der russischen Flotte einen Haltepunkt am Schwarzen Meer. Um auch an der Ostseeküste festen Fuß fasten zu können, führte Peter Krieg mit Karl XII., den er bet Pultawa 1709 be siegte, durch welchen Sieg ihm auch die Benutzung der Ostseeküste möglich wurde. Wie schnell sich alsdann die russische Flotte ent wickelte bewies der glänzende Sieg, den Peter mit seinen Schiffen über die schwedische Flotte am 7. August 1714 bei den AlandS- inseln erfocht. — Der Stärke seine« Heere« verdankte Peter außer Pultawa noch die Eroberung Ingermannland«, wo er 1703 den Grund zu der Hauptstadt seine« Reiche«, Petersburg, legte, in welcher er im Jahre 1721 am 2. November feierlich zum Kaiser auSgerufcn wurde. Er starb in Folge eine« schmerzhaften Blasengeschwür« am 8. Februar 1725 in der neuen Reich-Hauptstadt al« Rußland» größter Herrscher. Im Aeich der Töne. Novell« von A. ». d. Osten. (7. Fortsetzung.) »Wa« ist geschehen?" riesen Wanda und Tante Rest, und Frau von Richthof fühlte sich in den Armen ihre« Gatten, der ihr mit erstickter Stimme zuflüsterte: »Die arme, arme Frau; Golt helfe ihr!" Vrcni stieß einen stltsam klingenden, gezogenen Laut au»
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