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- Erscheinungsdatum
- 1900-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190001138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000113
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
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Monat
1900-01
- Tag 1900-01-13
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Monat
1900-01
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Jahr
1900
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Taaesaeschichte. — Deutschland. Die Beschlagnahme deutscher Dampser ist zum Theil au« Beroachtgründen erfolgt, die so frivol und lächerlich sind, daß die Annahme, sic könnten wirklich der eigentliche Anlaß zu den englischen Schikanen gewesen sein, so gut wie ausgeschlossen erscheint. E« handelt sich offenbar für die englischen Offiziere und Beamten nur um Vorwände zur Ausführung der ihnen gewordenen und gegen die deutschen schiffe gerichteten Instruktionen. So ist er jetzt nach englischen Quellen festgestellt, daß die Passagiere des Dampfers „Bunde-rath", die einen Khaki-Anzug trugen, Mitglieder der italienischen Gesellschaft vom Rothen kreuz waren, die in gleicher Weise verwundete Briten und Buren pflegen sollten. — ES ist noch nicht endgültig festgesteUt, ob sich unter der Ladung de« „Bunde«rath" KriegS- kontrebandc befindet; aber wie verlautet, wird die englische Re gierung bereit sein (wie großmüthig!), eine Entschädigung für jede Verzögerung zu geben, wenn sich keine Kontrebande vorfindet. Die von der deutschen Regierung unverzüglich gemachten Vor stellungen bezüglich der Behandlung neutraler Schiffe sind, wie da« Reutersche Bureau sich ausdrückt, von der englischen Regier ung mit aller Berücksichtigung ausgenommen worden. Wie ver lautet, wird die Angelegenheit der neuerlichen Ausbringung eine« deutschen Postdampfer« in freundschaftlicher Weise zwischen den beiden Regierungen geregelt werden. Dem Vernehmen nach be fand sich an Bord de« .General" keine Kontrebande, auch nicht an Bord de« „Herzog". Da „General" und „Herzog" keine Kontrebande haben, so mußte natürlich die Freigabe der Schiffe erfolgen, und die Engländer, ob sie geneigt sind oder nicht, müssen Entschädigungen sür Zeitverlust u. s. w. bezahlen. Da« ist nicht Sache der Neigung und Bereitwilligkeit der englischen Regierung, sondern einfach eine Rechtsfrage, zu deren loyaler Erledigung Großbritannien gezwungen ist. — Die Parteien im Reichstag haben sich dahin verstän digt, daß in den ersten Tagen nächster Woche die Reichsregierung bezüglich ihrer Stellung zu der Beschlagnahme deutscher Schiffe durch die englische Marine interpellirt werden soll. — Die Prinzessin Heinrich ist am Dienstag früh von einem (dritten) Prinzen glücklich entbunden worden. — England. Die Londoner Blätter veröffentlichen die sensationelle Meldung, da« Kriegsamt werde Maßregeln von außerordentlicher Wichtigkeit treffen. Sämmtliche Miliztruppen, sämmtliche Freiwillige und sämmtliche Spezialkorp« würden ein berufen, die gesummten Streitkräfte des Königsreichs werden mobilisirt. 50,000 Mann sollen nach Südafrika entsendet werden und gleichzeitig genügend Truppen vorhanden bleiben, um etwa igen europäischen Verwickelungen Widerstand leisten zu können, die durch die Besitznahme der Delagoa-Bay, welche die englische Regierung als nothwendig betrachten wird, etwa entstehen könnten. — London, II. Januar. Der „Daily Mail" wird au» Calcutta telegraphirt, die indische Regierung habe in letzter Zeit beunruhigende Informationen über die russischen Bewegungen erhalten. Die Lage in Persien sei besorgnißcrregend. Rußland benutze die TranSvaalkrisc, um seine Vorposten an der persischen Grenze vorzuschieben. Später würde es voraussichtlich eine De monstration an der afghanischen Grenze unternehmen, um ganz Nordost-Jndien in Gährung zu versetzen. Zugleich werde es still schweigend Persien annektiren, wahrscheinlich unterstützt von Deutsch land, welche» Eisenbahnkonzessionen erhalten solle. Lord Curzon sei sich der eventuellen Gefahr voll bewußt. — Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz. Trotz dem die Kämpfe um Ladysmith noch am Sonntag sortgcdaucrt haben, schweigt der offizielle Draht noch immer über deren Aus gang und bringt heute überhaupt keine Meldung vom Kriegs schauplätze, trotzdem die englischen Truppenabtheilungen überall am Modder, bei ColeSberg, an den Stormbergcn und endlich südlich vom Tugela in engster Fühlung mit den Burenvorpostcn stehen, sodaß täglich Plänkeleien, Scharmützel und Vorposlenge- fechle vorauszusetzen find. Man deutet die» allgemein zu Un gunsten der Engländer und wieder gehen in Brüssel und Pari- Gerüchte, die.von der Uebergabe von Ladysmith und der Ge fangennahme de» General» White mit seiner ganzen Division zu berichten wissen. Er wäre auch kein Wunder, wenn sich General White endlich zur Kapitulation entschlossen hätte. Denn seine Division ist infolge von Mangel an genügenden Lebens mitteln und Krankheiten dezimirt, sowie durch die lang andauernde Belagerung dcmoralisirl. Seit zehn Wochen wartet er nun schon vergeblich auf Entsatz und die Thatsache, daß General Buller, der nur 2b km südlich von Ladysmith steht, trotz seiner Alarm meldung und trotz der wiederholten Bemerkung, daß der Angriff der Buren von Süden, also von der Buller nächst gelegenen Position erfolge, keinen ernsthaften Versuch gemacht hat, dem be drängten Kameraden Hilfe zu bringen, muß die Truppen und ihre Führer entmuthigen. — Wie „Daily Telegraph" meldet, haben am 8. d. M. die Buren rund um Ladysmith ein unregelmäßige« Geschützfeuer wieder begonnen. Dem „Standard" wird au» Durban tele graphirt, daß >200 indische Krankenträger am 8. d. M. in da» englische Lager abgegangen seien; dieser Umstand deute aus eine nahe bevorstehende Bewegung de» General« Buller hin. Also sowohl bei Ladysmith wie bei Colenso muß man sich aus ernstere Ereignisse für die nächsten Tage gefaßt machen. — Der neue Feldmarschall Lord Robert« und Lord Kit- chencr sind am Mittwoch in Kapstadt eingetroffen und mit all gemeiner Spannung sieht man der Uebernahme der Oberbefehl» entgegen. Ehe die angekündigten Verstärkungen vollzählig sind, werden sie aber noch eine Zeit lang warten müssen, denn die englische Truppcnverschifsung stößt auf Schwierigkeiten. Der Londoner „Daily Mail" wird au» Aldershot gemeldet, daß die angesagten Truppenverschiffungen au» Mangel an Schiffen vor läufig ausgegebcn werden mußten. Die Batterien 83, 84 und 8b sollten längst da» Lager verlassen haben, da sie am 8. Jan. eingeschifft werden sollten. Bisher aber erging keinerlei Befehl, sich bereit zu halten. Für verschiedene Infanterie- und Kavallerie regimenter, die sich marschbereit hallen, traf sogar Gegencrdre ein. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Vor einigen Tagen wurde der nach hier beurlaubte Grenadier vom l. Leib Grenadier-Regiment Albert Fröhlich begraben. Dazu war eine Abordnung, welche au» einem Offizier, einem Unteroffizier und zwei Gemeinen bestand, erschienen. Der Offizier widmete dem Verstorbenen einen ehrenden Nachruf. A. war der zweitlängste Soldat der sächsischen Armee, der längste ist ein Einjährig Freiwilliger beim Ulanen-Regiment in Oschatz. — HundShübel. Au» den kirchlichen Nachrichten hiesiger Parochie vom vergangenen Jahr sei Folgende» erwähnt: Geboren wurden 68, 6b in Hundhübel und 3 in NeidhardtShal, 3b Kna ben und 33 Mädchen, darunter b uneheliche und 2 todtgeborene gegen 1898 9 Geburten weniger und 2 uneheliche mehr). Con- firmirt wurden 33, au« HundShübel 30 und au« NcidhardtSthal з, 16 -naben und 17 Mädchen Gegen 1898 6 Confirmanden mehr. 15 Satechi«mu«unterrcdungen sanden statt, bcjucht von 106 Knaben und 202 Mädchen und 12 Kindergottesdienste, außerdem mehrere Confirmanden-, liturgische Gottesdienste и. s. w. Gertraut wurden 13 Paare und 18 Paare aufgeboten, von den ledigen 33 Personen machten 18 aus die herkömmlichen Ehrentitel Anspruch. Gegen 1898 I Trauung und 4 Aufgebote weniger. Communicanten waren 1179, gegen 1898 37 weniger, 110b au« HundShübel und 74 au« NcidhardtSthal. 24 HauS- kommunionen fanden statt. AbendmahlSprozentsatz sür die gc- sammte Parochie 76,6"/« (im Jahre 1898 78,9I"/g), für HundS hübel 78,81»/,, (1898: 81,24"/,,) und NcidhardtSthal 53,24"/,, (1898: bb,39"/o). Gestorben sind 34, 32 au» HundShübel und 2 au» 'NcidhardtSthal. Begraben wurden 3b. Gegen 1898 b Todesfälle weniger. Die 8 LandeScollecten ergaben 133 Mk. II Pf. (gegen 1898 7 Mk. 50 Pf. mehr). Die Cymbelbüchsen 112 Mk. 78 Pfg. (13 MI. 1 Pf. mehr), Communionbecken 47 Mk 75 Pfg. (6 Mk. 20 Pfg. mehr), die kirchlichen Armen büchsen 36 Mk. 8 Pf., Kirchenschmuckbüchsen 34 Mk. 33 Pf. Für den Kirchenschmuck wurde ferner geopfert bei Taufen 28 Mk. 81 Pfg. und bei Trauungen 14 Mk. 75 Pf., bei Begräbniß- gotteSdicnsten b Mk. 62 Pf., sür die Hcidenmission 141 Mk. 30 Pf., sür die Herrnhutermission 13 Mk. 28 Pf., für den Gustav Adolph Verein 22 Mk. 50 Pf., für den luth. GotteSkasten 23 Mk., für die Hungernden in Dcutsch-Ost-Asrika 21 Mk. 57 Pf. usw. Gotte« Segen ruhe auch fernerhin auf dieser Kirchen gemeinde. — OelSnitz i. V., 8. Januar. Die viclverbreitete, unzu treffende Meinung, daß bei Beförderung von Kindern auf der Eisenbahn eine Verschiebung der Altersgrenze stattgefunden habe, daß Kinder bi« zum sechsten Jahre frei seien und von da bi» zum vierzehnten Jahre nur den halben Fahrpreis zu entrichten hätten, bereitete am Freitag einer von hier nach Chemnitz reisen den Dame viel Aerger, Zeitverlust und Kosten. Aus dem Zwickauer Bahnhofe wurde sestgestellt, daß ein in der Begleitung der Dame befindliche« Mädchen da» fünfte Lebensjahr überschritten, aber keine Fahrkarte hatte. Infolge der längeren Auseinandersetzung, welche mit der Zahlung von 6 Mk. Geldstrafe und Nachlösung einer Fahrkarte endete, versäumte die Dame den nächsten nach Chemnitz gehenden Zug und eine dort angesetzte Gerichtsverhand lung, wobei sic al« Zeugin dienen sollte. Eine weitere Straf auflage von 25 Mark, weil diele Gerichtsverhandlung vertagt werden mußte, steigerte den Preis dieser Kindcrfahrkartc noch erheblich, sodaß wir diese» Vorkommniß reisenden Eltern dringend zur Beherzigung empfehlen möchten. — Klingenthal. In der Familie de« HolzblaS-Jnstru- mentenmacher» Wolf in Obersachsenbcrg, in welcher vor kurzem drei Kinder an Scharlach und Typhus innerhalb einiger Tage starben, ist nun auch ein vierte« Kind, ein Müschen von 12'/, Jahren gestorben. Von den übrig gebliebenen fünf Kindern liegen noch einige an der gleichen Krankheit darnieder. Und das ganze Elend spielt sich ab in einer einzigen Stube von vielleicht 5 Meter im Geviert, die Wohn-, Arbeit»- und Schlafstube zugleich ist! In dem einzigen Bett, da« die Familie besitzt, lagen, als der Arzt hinkam, ein todtes und zwei kranke Kinder! Ein Sohn von 15 Jahren wird im Krankenhause zu Klingenthal verpflegt. — Mit der Einführung de» Bürgerlichen Gesetzbuches für da» Deutsche Reich ist auch eine bedeutsame Aenderung in der Be handlung auf die der Eisenbahn zurückgelassenen oder verlorenen Gegenstände cingetreten. Nach den bis jetzt im Bereiche der Sächsischen Staatseisenbahnen giltig gewesenen Bestimmungen wurden die daselbst aufgefundenen und an die Bahnverwaltung abgelieserten Gegenstände von der Königlichen Polizeidirektion Dresden unter Stellung einer einjährigen Rekla mationsfrist öffentlich auSgerusen und nach Ablauf dieser Frist, soweit sie nicht abgcfordert woroen waren, öffentlich versteigert. Der Finder des Gegenstände« erwarb, wenn sich dessen Eigen- thllmer während der Reklamationsfrist nicht meldete, da« Eigen- thum an dem Funde. 'Nach K 978 de» Bürgerlichen Gesetzbuches hat nunmehr Jeder, der eine Sache in den Geschäftsräumen oder Beförderungsmitteln einer dem öffentlichen Verkehre dienen den VerkeyrSanstalt findet und an sich nimmt, den Fund unver weilt an die BerkehrSanstalt oder an einem ihrer Angestellten abzuliefern und er hat keinen Anspruch auf die Sache, auch wenn sich der Eigcnthümer nicht meldet. Ebensowenig steht ihm ein Finderlohn zu. Die bei der Sächsischen StaalSeisenbahn-Ver- waltung eingelieferten Fundgegenstände werden von dieser — und zwar durch Anschlag in deren Fundbureau in Dresden (General- direktionSacbäude, Wienerstraße 4 Erdgcsch.) — öffentlich auSge rusen. Ansprüche an die Gegenstände sind innerhalb 6 Wochen, vom Tage de» AuShangeS der Bekanntmachung an, geltend zu machen. Nach Ablauf dieser Frist werben die nicht abzeforder- ten Gegenstände öffentlich versteigert. Der Erlös wird jedoch noch 3 Jahre dem Eigcnthümer der Sache zur Verfügung ge halten und ihm, wenn er sich innerhalb dieser Frist meldet, nach Abzug der Kosten sür die Aufbewahrung und Versteigerung aus gefolgt. 2. Ziehung 1. Klaffe 137. König!. Sachs. Laubes-Lotterie gezogen am 9. Januar 1900. »0,000 Mark aus Nr. »«7». 20,000 Mark aus Nr. «IE 10,000 Mark auf Nr. 53208. »000 Mark aus Nr. 78821. 1000 Mark aus Nr. 4428 «888 IONS I802I 189-8 «8774 58831 «S8S7 7«8l» 81777 »22«0. 50« Mark aus Nr. IO« 883« I5S87 42742 5««I3 5V885 51384 54581 54848 5511« «8882 71544 73032 73394 7512« 77075. 30« Mark aus Nr. 1583 2755 2822 5882 781« II202 13135 I4I08 15748 20507 21785 23044 2310« 235«» 24250 320II 33708 33852 38523 38844 32584 43S27 44481 47133 48008 50958 51283 54082 54359 558SI «025« «4771 «8041 «9108 72728 74I9I 74772 78720 78887 83248 84742 94831 95887 98882. Bor hu«dert Jahren. 13. Aanuar. Vor hundert Jahren, am 13. Januar, ist der englische Staatsmann Graf George von Clarendon geboren. Er hat in den 30er Jahren den für England damals recht wichtigen Gesandten-Posten in Madrid bekleidet, wo er seinen bedeutenden Einfluß dazu verwandte, die Regierung Spaniens auf konstitutionellem Boden zu ordnen. Im Whigkabinet wurde er Präsi dent des HandelsamteS und im Juni 1847 Vizekönig in Irland. Diesen wichtigen Poften hat er in schwierigster Zeit bekleidet, als in Irland Hungers- noth und Revolution herrschte und er hat bei aller Energie doch auch eine weise Mäßigung und einen Gerechtigkeitssinn gezeigt, der ihm alle Herzen gewann. Viermal ist er dann Minister des Auswärtigen in den verschieden sten Kabinetten gewesen. Er hat in dieser seiner Stellung stets die Ehre und daS Ansehen Englands zu wahren gewußt, ohne dabei andere Nationen zu verletzen. Er starb im Juni 1870 infolge Ueberanstrengung bei der Arbeit. 14. Zannar. Beginn deS österreichisch-französischen Krieges. Auf Befehl deS österreichischen Erzherzogs Karl wird alle Kommunikation mit dem linken Rheinufer gänzlich aufgehoben u. dürfen weder Güterwagen noch Reisende mehr pafsiren. Letztere werden von den kaiserlichen Vorposten zurückgewiesen; die Brücken über die Nidda werden „abgeworfen" und Königstein wird von den Kaiserlichen besetzt. So tritt der Krieg sichtbar in die Erscheinung und wie gewöhnlich treffen zunächst die Kriegsleiden deutsche Lande und zu allererst da- schon so oft und schwer geprüfte rheinische Land. 1ü. -anuar. Der kategorische Imperativ „streut Asche" war vor 100 Jahren durchaus nicht unbekannt. Ein „Publikandum" deS könial. preuß. Gouver nement und Polizei-Direktorium zu Berlin besagt, daß bei der jetzigen Glätte jeder HauSeigentbümer und Bewohner (!) angewiesen wird, vor seinem Hause die Straße (!) und den Bürgersteig „dergestallt" bestreuen zu lassen, daß die Gefahr zu fallen und dadurch zu verunglücken vermieden werde. „Am besten ist," heißt eS dann weiter, „dazu die Torfasche zu ge brauchen, deren Aufbewahrung unnütz und in den Häusern selbst feuer- gefährlich ist." Erfolge der Wiesendüngung. Noch immer wird zu wenig beachtet, daß von den Flächen welche dem Futlerbau dienen, zweckmäßig angelegte und behandelte Wiesen die höchsten Erträge geben. Gute» Gra« und gute« Heu sind im stände, unserem Vieh in hinreichender Menge diejenigen Nährstoffe billig zu liefern, welche in vielen Gegenden au» Mangel an Wiesen in den theurcn, ausländischen Krastfuttcrmitteln ge reicht werden müssen. Bor allem ist bisher in der Haltung unserer Wiesen nicht genug der Umstand gewürdigt worden, daß die Wiesen ebenso wie der Acker einer sachgemäßen Pflege und Düngung bedürfen. Folgende Beispiele zeigen un«, wa» eine richtige Düngung zu leisten vermag: Von der LandwirthschaftSkammer^für den Reg.-Bez. Kassel wurden während fünf Jahren zahlreiche WicsendüngungS- versuche aus der Hohcn-Rhön auSgesührt. Diese Wiesen besitzen infolge der freien Lage und der flachgründigen Bovenbeschaffcn- heit eine äußerst geringe Ertragsfähigkeil. Der während fünf Jahren ermittelte Durchschnittsertrag belief sich auf 6,74 Ctr. Heu vom Morgen, welcher durch eine jährliche Düngung von 2 Llr. Lainil, 2 Ltr. Thomasmehl und 5 LIr. Lalk im Durch schnitt auf 17,44 Ctr. Heu vom Morgen gesteigert wurde. Die Gemeinde Illeben, Gotha, erntete auf einer Wiese ohne Düngung 22,70 Ctr. Heu vom Morgen, dagegen auf der mit 2,2 Ltr. Thomasmehl und 3,3 Llr. Laiuit gedüngten Wiese 40,59 Ctr. Heu vom Morgen. Der durch die Düngung erzielte Mehrerlrag non 17,89 Ltr. Heu rcpräsentirt einen Werth von 35,78 Mk. und ergiebt nach Abzug der Düngungskosten von 8,60 Mk. einen LcingkwttlU von 27,18 Mk. vom Morgen. Bei einem vom tandwirthschastliche» Verein Spelle in Hannover au-geführten Wiesendüngungsversuch wurden folgende Erträge erzielt: ohne Düngung 9 Ctr. Heu vom Morgen, nach einer Düngung mit 2 Ltr. Thomasmehl und 2 Ltr. Lainit 27,45 Cir. Heu, mit 4 Ltr. Thomasmehl und 3 Ltr. Lainit 42,34 Ctr. Heu vom Morgen. Im ersteren Falle stellt sich bei einem Heupreisc von 2 Mk. für 1 Ctr. der Reingewinn abzüg lich der Düngungskosten auf 30 MK., im letzteren Falle auf 34 Mk. vom Morgen. Eine harte Prüfung. Kriminal-Erzählung von Th. Schmidt. (4. storllehung.- E» war noch früh am Morgen, noch nicht acht Uhr, und die Damen waren zum Glück mit dem Flüchtling allein im Hause, da die im Erdgeschoß wohnende Familie mit Kind und Kegel für die Feiertage eine Reise angetretcn hatte. Kathrine war zur Frühkirche, und als sie nach Hause kam und man ihr Kurt'S Flucht erzählte, meinte sie erfreut: „Da» hätte ich auch so ge macht." Dann ging sie aufgeregt in ihre Kammer und entnahm ihrem großen Eichenkoffer heimlich einen Beutel mit Geld und barg ihn in ihrer Tasche. Nach einer halben Stunde stand der Flüchtling reisefertig vor den beiden zitternden Damen. Wäre jetzt ein Schutzmann zu dessen Festnahme erschienen, so hätte er schwerlich in diesem Manne, einem Geistlichen mir dunklem Haar und Bart, den entsprungenen Sträfling, vermuthct. Aeußerlich zeigte Kurt zwar eine seltsame Ruhe, aber in seiner Brust pochte da« Herz mit mächtigen Schlägen. Würde er je wieder in die treuen Augen der Muller blicken? so fragte er sich. Da vorauszusetzen war, daß nach der Flucht Kurt», gerichts seitig die Correspondenz der Mutter beschlagnahmt werden würde, so durfte er nicht an sie schreiben; nur dann, wenn ihm ein Unglück zustoßen würde, oder seine Flucht mißlänge, sollten die Frauen sogleich Nachricht haben. „Und nun fasset Muth, Ihr Lieben; gewiß wirb auch uns nach all den Stürmen noch einmal die Sonne de» Glück» wieder lächeln. Sollte meine Unschuld sich erweisen, dann lasset e» in die »Zeitung rücken, diese wird überall gelesen, und so auch wohl mir in der Ferne die Kunde überbringen. Ziehet fort von hier nach Moorsiel, dort werde ich Euch, hoffentlich schon bald, wieder aussuchen können." Die Mutter bewegt umarmend, sagte er ernst: „Lebt wohl, Ihr Theuren, trocknet Eure Thräncn, c» ist für Eure Ruhe besser, mich in der Fremde in der Freiheit zu wissen, al« hier in der Heimath im Zuchthause hinsiechen zu sehen. „Erna," wandte er sich daraus an diese und sein heißer Blick senkte sich in ihre blauen Augen, „verlasse meine gute Mutter nicht in dem Kampfe, den sie jetzt mit dem Leben zu kämpfen haben wird. Vorerst kann ich, der mittellose Flüchtling, Euch nicht dabei helfen, doch hoffe ich, daß e» mir bald gelingen wird, Euch au» der Ferne zu unterstützen." Noch einmal umschlang der Flüchtling die heftig schluchzende Mutter und da» zitternde junge Mädchen, dann riß er sich ge waltsam los und eilte die Treppe hinunter. Unten auf der Flur stand Kathrine und heiße Thränen rannen der guten Alten über die Wangen. „Hier, hier, Kurt, nimm," sagte sie und drängle dem jungen Manne, den sie schon al» Säugling auf den Armen getragen und an dem sie von jeher mit überschwänglicher Liebe gehangen, einen Geldbeutel auf, „e» sind lauter Goldstücke, habe lange Jahre ge spart, besser kann ich c» nicht anwenben." Jähe, beschämende Gluth überströmte de« Manne- blasse» Antlitz und bewegt drückte er die Hand der treuen Alten. „Du gute Seele, da» sieht Dir ähnlich! In jeder anderen Lage würde ich da« Gelb nicht von Dir annchmcn; wenn ich e» jetzt nicht zurückweise, so geschieht c» in der Absicht, c» Dir einst mit Zinsen und Zinseszinsen zurückzuerstatten. Habe Dank, meine gute Kathrine, diese Stunde werde ich nie vergessen. Und nun erfülle mir noch einen Wunsch, »erlaß meine Mutter nicht, auch wenn sie Dir keinen Lohn mehr zahlen kann. Ich werde, bin ich erst in Sicherheit, alle meine Kräfte anspannen und rastlos schaffen, nur sür Euch schaffen, damit, wenn ich einst frei von der Schmach, die mir in meinem Vaterland« widerfahren, zurück kehre, wir die dann un« noch beschicdcnc Lebenszeit ohne Noth und Entbehrungen verleben können." Ein kräftiger Händedruck noch, dann eilte der Flüchtling davon. — Wie zu erwarten war, bot da» Gericht und die Polizei alle» aus, um de» „rasfinirten Ausbrecher»," der die Wächter schlau getäuscht hatte, wieder habhaft zu werden; doch alle Telegramme nach den größeren Hafcnplätzcn und Steckbriefe, sowie Nachforsch ungen bei dessen Angehörigen und Bekannten, auch die Beschlag,
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