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- Erscheinungsdatum
- 1900-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190001095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
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Monat
1900-01
- Tag 1900-01-09
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1900
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Tagesgeschichte. — Deutschland. Die sensationelle Frage betr. die Be schlagnahme deutscher Schisse durch englische Kriegsschiffe harrt noch immer ihrer Lösung. Deutschland hat protestirt und England beschlagnahmt ruhig weiter. Die englischen Behörden glauben, daß sich Konlrebande an Bord de» „BundeSrath" be finde. Die Engländer glauben, bewiesen ist aber nicht». Vor läufig steht der englischen Behauptung die sehr bestimmte Erklär ung der Direktion der Deutsch-Ostafrika-Linie entgegen. Unter dessen wurde auch der Dampfer „Herzog" in Laurenze Marque« erwartet; er ist auSgMieben. Vielleicht weiß man in London Nähere« über seinen Verbleib. Auf dem „Herzog" befand sich die zweite Abordnung de« deutschen Verein» vom Rothen Kreuz. — Die Hafenbehörden von Aden haben eingesehen, daß ihr Vorgehen gegen den ReichSpostdampser „General" unbegründet gewesen ist. Aus die weitere Durchsuchung der Ladung ist ver zichtet worden, so daß der Dampfer in einigen Tagen wieder in See gehen kann. Da» Verfahren gegen den „BundeSrath" hin gegen findet seinen Fortgang. Nach einem Telegramm au« Dur ban wird da» dortige Prisengericht seine Sitzungen in dieser Woche ausnehmen. Auffällig ist e», daß über den Befund der Unter suchung der Ladung noch immer nicht» verlautet. Im Uebrigen ist da» Verfahren vor dem Prisengericht politisch gleichgiltig. Die deutsche Regierung hat e» ganz allein mit der Regierung in London zu thun, welch letztere die Angelegenheit zu vertreten hat. Die Freilassung de« „General" rechtfertigt die Erwartung, daß auch in den anderen schwebenden Fällen eine gütliche Beilegung der Differenzen crsolgt. Als völlig befriedigend wird rie Regel ung der Angelegenheit erst dann angesehen werden können, wenn auch die Entschädigung»frage eine entsprechende Lösung gefunden hat. — Wolff« Telegraphisches Bureau theilt mit: „Die in den Blättern verbreitete Meldung, alle auf Urlaub befindlichen Marincmannschaften hätten Befehl erhalten, sofort zurück zukehren und sich zum Dienste zu stellen, ist vollständig au» der Lust gegriffen. — Die Blätter melden fortgesetzt von neuen Ausschreitungen der Südseeinsulancr im BiSmarckarchipcl gegen Weiße, welche mit der Ermordung letzterer endeten. Bei mehreren dieser Meldungen au« verschiedenen Quellen handelt e» sich indessen um denselben Fall, so daß die Unsicherheit der Zustände im Bi»marckarchipel nicht den Grad erlangt hat, wie man nach jenen Nachrichten annehmen sollte. Im Uebrigen kann heute al« be stimmt angenommen werden, daß die „Möve" schon gegenwärtig da» Neu-Guineaschutzgebiet und die Gewässer de» BiSmarckarchi- pel« erreicht hat, da da« Schiff bereit» zu Anfang Dezember da» australische Festland auf der Ausreise nach diesen Gebieten verließ. Die Bestrafung der Eingeborenen für ihre Ausschreit ungen dürfte mithin gegenwärtig bereit» in die Wege geleitet sein. — Frankreich. Da» Gegenstück zum DrehfuS-Prozeß: der große Verschwörungs-Prozeß vor dem französischen SlaatSgerichtShof ist nun endlich zum Abschluß gekommen. Buf fet und Dcroulcdc wurden zu je 10 Jahren Verbannung ver- urtheilt. De Lux-Saluzc» wurde in contumaciam zu 10 Jahren Verbannung und Gucrin zu 10 Jahren Gefängniß in einem be festigten Platze verurtheilt. Die übrigen Angeklagten wurden sreigcsprochen. — Amerika. Nach einer Meldung au» Washington sieht man in den dortigen bestuntcrrichteten Kreisen die Erwerbung von Dänisch-Wcstindien durch Amerika al« gesichert an. Eine Vorlage, die 3 Mill. Doll, für den Kauf fordert, wird dem Kongreß binnen Kurzem vorgelegt werden. Er ist den Vereinig ten Staaten deutlich genug nahegclegt worden, daß Dänemark endgiltig beschlossen hat, die westindischen Inseln zu verkaufen, wenn nicht an die Union, so an irgend eine andere Macht. — Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz. Der lange erwartete EntschcidungSkampf um die Tugclastell- ung in Natal scheint wirklich mit einem RekognoSzirungSgefecht am Freitag begonnen zu haben und am Sonnabend von der ge lammten Macht des General« Buller fortgesetzt worden zu sein. Da die Buren ihre, zu vollständigen Festungen verwandelten Stellungen mit der an ihnen bekannten Zähigkeit festhalten wer den, so wird der jetzige Kampf wahrscheinlich nicht in kurzer Zeit ausgefochten werden können. Die erste Aufgabe der Engländer muß e» sein, die gegnerischen Truppen vom südlichen Ufer des Tugela-Flusse«, namentlich dem Hlangwane-Berge und bei Spring field zurückzudrängen. Erst nachdem die« erreicht ist, können sie daran denken, die Burenstellungen auf dem nördlichen User anzu greifen. Der General Joubert soll am Tugela-Fluß 20- bi» 2b,000 Mann mit 50 bi» 60 Geschützen zur Verfügung haben. Damit wird er den Truppen de» General» Buller, die vielleicht jetzt auf 35,000 Mann mit der etwa gleichen Geschützzahl ange- wachsen sind, erfolgreichen Widerstand entgegensetzen können, wenn nicht die englische Artillerie durch größere« Kaliber und bessere Treffsicherheit sich der Burenartillerie wider Erwarten überlegen zeigen sollte. Ueber die Einleitung de« Kampfe« ist folgende telegraphische Meldung eingegangen: London, 6. Januar. Die Abendblätter veröffentlichten eine Depesche, in welcher e» heißt, die Engländer hätten heute früh da« Feuer auf die Höhen bei ColeSberg eröffnet und im Westen der Stadt hartnäckige Angriffe gemacht. Die gcsammtc britische Artillerie, Kavallerie und Infanterie sei in den Kamps verwickelt. Eine eigcnthümliche Nachricht findet sich im „Blumfontein- Exprcß". Da« halbosfizielle Frcistaatlerblatt meldet, daß eine ganze Anzahl Natalschützen au« Ladysmith desertirte und mit- sammt einer Herde Schlachtvieh im Freistaatlerlager erschien, um bei Len Buren Dienst zu nehmen. Die Leute meldeten, General White vermöge kaum noch auch nur die primitivste TiSziplin auf recht zu erhalten und habe 40 Mann erschießen lassen, die sich offen geweigert hätten, in« Feuer zu gehen. Dasselbe Blatt giebt die Zahl der Lord Methucn gegenüberstehenden vereinigten Re publikaner unter Cronje und Delarey auf 12,500 Mann an und beziffert die Verluste der Buren in dem ersten Kampfe bei Bel mont aus 9 Tobte und 60 Verwundete. Von Lord Met hu en auf dem westlichen Kriegsschauplatz wurde schon vor einigen Tagen gemeldet, daß seine verschanzte Stellung sich südwärts über GraSpan-EnSlin (etwa bO Kilom. südlich von Modder-River) auSdehne und er im Begriff stehe, seine Verbindung mit Oranje-River wieder herzustellen. Nähere Nachrichten über Liese unklare Meldung wurden bisher vergeblich erwartet. Wahrscheinlich hat Lord Melhuen mit dieser stark ver schleierten Mitthcilung andeuten wollen, daß er seinen Rückzug angetreten und den Entsatz von Kimberleh vorläufig aufgegeben hab«. Ob er in Modder-River noch Sbtheilungen hat stehen lassen, ist nicht bekannt geworden. Ferner wird gemeldet: London, b. Januar. Dem „Reuterschcn Bureau" wird au« Maseking vom 26. Dezember gemeldet: Die Garnison machte heute einen energischen Ausfall, wurde jedoch nach einem heftigen Gefecht mit einem Verlust von 21 Tobten und 23 Verwundeten zurückgeschlagen. Amsterdam, ü. Januar. Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" erhält von zuverlässiger Quelle, aber weder au« Tran«- vaal, noch au» dem Oranje-Freistaat, folgende Depesche: Ver trauen-würdige Privatnachrichten melden, daß, trotz aller Ableug nung, die Basuto», Swazi« und Zulu» an der Nordgrenze von Transvaal fortwährend gegen die Buren ausgereizt werden. So aufgestachclte Banden haben schon Angriffe auf die weiße Be völkerung gemacht, Frauen und Kinder ermordet und geraubt. Die Engländer halten alle telegraphischen Nachrichten über die Vorkommnisse an und bemühen sich, jede darauf bezügliche Mit theilung zu unterdrücken. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 8. Januar. In der Plenarsitzung der Handel«- und Gewerbekammcr Plauen vom 29. Dezember 1899 ist al« Beisitzer für die Durchsicht de» Handelsregister« bei dem Königl. Amtsgerichte Eibenstock für die nächsten 3 Jahre der Glashüttendirektor Doß in Carlsfeld gewählt worden. — Eibenstock. Der zweite Vortragsabend im Kaufmän nischen Verein findet nächsten Donnerstag — nicht Freitag, wie ursprünglich beabsichtigt — statt, und zwar eigentlich al« eine Fortsetzung de« im Dezember von Herrn Reichsritter von Vincenti gehaltenen allseitig so beifällig ausgenommen ersten Vor trage«. Während genannter Herr in großen Umrissen den „Kampf um Afrika" und die großen weit aurschauendcn Pläne der Con tinentalmächte für die wirthschaftliche und politische Ausschließung und Auftheilung Afrika« behandelte, wird un» der nächste Redner, Herr Ur Edward Walter, Königl. Lektor an der schwedischen Universität Lund, hinunter führen nach dem südlichsten Theile Afrika», in die Länder, wo augenblicklich ein vor Jahrhunderten dort eingewanderier niederdeutscher Bruderstamm um seine Frei heit, seine Selbstständigkeit gegen englische Vergewaltigung, gegen englische Länder- und Goldgier kämpft. Herr Or. Walter wird Land und Leute, Sitten und Gebräuche der Buren schildern, ebenso die friedliche Entwickelung der beiden Republiken Oranje sreistaal und Transvaal, aber auch ihre bi« auf den heutigen Tag ersolgreichen Kämpfe gegen schwarze und — leider auch — weiße Räuber, — ander« lassen sich die Genossen Jameson« und seiner Nachfolger nicht bezeichnen. — Der Herr Vortragende wird diese Schilderungen durch farbige Lichtbilder" unterstützen. Der Redner spricht hier zum ersten Male ist aber ausgezeichnet empfohlen, nicht allein durch Kritiken, sondern auch durch persönliche Nachfragen. Die „Essener 'Neueste Nachr." schreiben z. B.: „Solch einen riesigen Zudrang hat der Gcwerbeverein wohl selten noch zu verzeichnen gehabt, wie gestern. Lange vor der Eröffnung der Versammlung war der Saal unten und oben so überfüllt, daß Hunderte wieder umkehren mußten, weil kein Eckchen mehr frei war. Diese gewaltige Anziehungskraft hatte der angckündigte Vortrag de« Herrn l)r. Edw. Theod. Walter, Lektor« an der schwedischen Universität Lund, ausgeübt. Trotz der theilweise nicht sehr behaglichen Situation „eingekeilt in fürchterliche Enge" dem Vortrage zuzuhören, zeigte da« Publikum doch die gespannteste Aufmerksamkeit, ein Beweis, wie vollkommen der Vortragende da« Interesse zu fesseln wußte. Da« waren keine trockenen Schil derungen, da« waren lauter lebensvolle, anmuthige Charakter bildchen, häufig gewürzt durch einen sonnigen, ungesuchten Humor. Ueberau» lebhafter und vollkommen aufrichtiger Beifall bewies Herrn llr. Walter, wie dankbar man für den Vortrag war, er zeigte auch dem Vorstand de« Vereins, daß mit der Wahl des Redner- ein sehr glücklicher Griff gethan worden." Wenn auch Herr vr. Waller die Frage, die bei dem jetzigen Kampfe de» tapferen, freiheitsliebenden Burenvolkes gegen seine englischen Erbfeinde die ganze Welt beweg«, die Frage: „Wie wird da» enden?" nicht entgültig beantworten kann, so verspricht doch der Abend hochinteressant zu werden. — Pirna. Eine unfreiwillige Wassersahrt mittel» einer Eisscholle, die aber sehr leicht zu einer Todesfahrt werden konnte, hatte ein hiesiger 9 Jahre alter Schulknabc R. aus der Elbe zu bestehen. Er hatte sich auf dem Uferei« de« Strome« zu schaffen gemacht, al« plötzlich eine nur wenige Meter im Umfang zeigende Scholle mit dem darauf stehenden Knaben abging, ohne daß e» demselben gelungen wäre, durch einen Sprung noch rechtzeitig da« Ufer wieder zu gewinnen. Die betheiligten Knaben liefen, al« ihnen die gefahrvolle Lage ihre« Spielgenossen zum Bewußt sein kam, davon, während der ringsum vom Trocknen abgeschlossene und nach der Mitte de« Strome« zu treibende Knabe ängstlich zu schreien anfing. Glücklicherweise wurde da« Rusen gehört, und dem Fährmeister Herold gelang e», da« Kind au» der gefahr vollen Lage zu befreien. — Rochlitz, 4. Januar. Recht unliebcnswürdig hat unsere Hochdruckwasscrleilung das neue Jahr begonnen. Da» sonst immer wohlgefüllte große Reservoir auf dem Sauberge leidet an Wassermangel, ohne daß bisher die Ursache gefunden wurde. Wahrscheinlich liegt ein Rohrbruch zwischen Reservoir und Quellen gebiet vor. Die Stelle hat trotz eifrigen Suchen« noch nicht ge funden werden können. Manche Motorbetriebc, die aus da« Wasser angewiesen sind, wurden durch den Streik der Leitung in eine recht üble Lage gebracht. — Falkenstein, 4. Januar. Gestern Abend in der 9. Stunde hat sich hier die 18 Jahre alte Tochter eine« Sticker» auf dem Boden der Behausung ihrer Eltern durch Erhängen entleibt. Der Grund zu der unseligen Thal soll ein LiebeSver- hältniß, da« die Eltern nicht duldeten, sein, doch wird auch er zählt, daß die Thal durch die verdammen«werthe Unsitte der Zusendung von Witzkarten gemeinster Art verursacht worden sei. — Lengcnseld i. B., 5. Januar. Die Nachricht von dem Selbstmord der drei unbekannten Frauenspersonen, deren Leichen am Mittwoch Nachmittag am Ufer der Göltzsch auf- gesunden worden sind, hat begreiflicherweise allenthalben außer ordentliche Aufregung hervorgerusen, und e« kursirten über die Personalien der Unbekannten die widersprechendsten Gerüchte. Heute Nachmittag ist e» endlich gelungen, die Identität der drei aus so entsetzliche Weise au« dem Leben Geschiedenen festzustellen. Dieselben sind zwei Töchter de« in Leipzig wohnhaften Lokomotiv führer« der königl. preußischen Staat-eisenbahnen Richardt, die 20 Jahre alte ledige Lisa Richardt und die 22 Jahre alte ledige Martha Richardt, sowie die 21 Jahre alte au« Lengenfeld stam mende Ehefrau de« Fabrikklempner« Schneider in Leipzig, Frau Bertha Selma Schneider geb. Dräße. Die beiden Töchter de» Lokomotivführer« Richardt befanden sich in guten Stellungen; Elsa R. war Direktrice in einem Rüschengeschäst in Leipzig, wäh rend sich Martha R. al« Stütze der Hausfrau in Meerane in Stellung befand. Die Ehefrau Schneider, geb. Dräße, und Elsa Richardt sind am 2. d. M. Nachmittag« heimlich au« Leipzig abgercift, haben die Martha Richardt ohne Wissen von deren Herrschaft in Meerane abgeholt und mit fortgenommen um dann am 3. d. M. früh gemeinsam in den Tod zu gehen. Die drei Leichen wurden heute von den beklagen-werthen Eltern und dem Ehemann Schneider rekogno«zirt. Da« Motiv zu der unseligm That dürfte, wie vrrlautet, bei allen dreien in plötzlich überkommenem Tiefsinn zu suchen sein. — Au« dem Bogtlande, b. Januar. Ein Mord und Selbstmord au« Liebeskummer ist am Donnerstag Morgen» in einer einielstehenden Scheune bei Markneukirchen verübt worden. Der 21jährige Gcigenmacher Donner-tag tödtete durch einen Revolverschuß seine 19jährige Geliebte, die Tochter de« Saiten macher« Hofmann, bedeckte al«dann die Leiche der Geliebten mit seinem Winterüberzieher und erschoß sich dann selbst. — Da in einigen Bevölkerungskreisen die irrige Meinung verbreitet ist, die Zwanzigpsenntgstücke au« Silber seien außer Kur« gesetzt und von den öffentlichen Kassen nicht mehr anzunchmen, sieht sich jetzt auch da« Finanzministerium veranlaßt, darauf aufmerksam zu machen: l) daß die Bestimmung in Art. 9 de« Münzgesetze« vom 9. Juli 1873, wonach Reichssilbermünzen bi» zum Betrage von 20 Mark in Zahlung zu nehmen sind, auch hinsichtlich der silbernen Zwanzigpfennigstücke gegenwärtig noch volle Gültigkeit hat und ebenso die Verordnung sämmtlicher Ministerien vom 30. Mai 1899 (Gesetz- und Verordnungsblatt S. l2b), durch welche die Staatskassen ausdrücklich angewiesen worden sind, silberne Zwanzigpfennigstücke nicht nur in Zahlung zu nehmen, sondern auch gegen andere Reichssilbermünzen, Thaler ober Nickclmünzen umzutauschen, noch in Knaft steht; 2) daß nach dem gegenwärtig dem Reichstage vorliegenden Entwürfe eine» Gesetzes, betr. Aendcrungen im Münzwesen, zwar die Außerkurs setzung der silbernen Zwänzigpfennigstücke für die Zukunft in Aussicht genommen ist, jedoch die vom BundeSralhe zu treffende Anordnung der Außerkurssetzung nicht vor dem 1. Januar 1902 erfolgen soll. — Hiernach liegt zur Zeit kein Grund vor, im geschäftlichen Verkehre die Annahme der Zwänzigpfennigstücke au« Silber zu verweigern. Vor hundert Jahren. 8. Zanuar. Etwas von der Presse. Die Art der Berichterstattung für die Tageszeitungen war ja ganz setbstversländttch vor IVO Jahren eine total andere, wie heutzutage. Daß die Nachrichten, welch« die größeren tonan gebenden Zeitungen enthalten, (die Heineren Blätter der Provinz lebten in der Regel nur vom Nachdruck — wie so etwas heute bekanntlich nicht mehr vorkommt! —) stets um mehrere Tage und Wochen, je nach der Entfernung der Stadt oder deS Landes, gegen das TageSdatum der Zeitung zurück sind, erscheint un« noch verständlich; daß aber selbst wichtige Ding« aus geringer Entfernung, wie ein großes Erdbeben im preußisch-österreichischen Schlesien, erst nach 1'/, Monaten und noch längerer Zeit in der Zeitung erscheinen, ist schon sonderbarer. Korrespondenzen und Nachrichten aus England kommen im Winter in der Regel über Pari». Verhälnißmäßig rasch ist die Bericht- erstattung aus Frankreich, speziell au» Pari»; viele Einzelheiten der Gescheh nisse kann man bereits nach 8—7 Tagen in den Residenzblättern lesen. Die Berichte sind im Ganzen lediglich reserirend, zuweilen wird ein« vor sichtige Kritik geübt. ll. Januar. Frankreich zu Beginn des Jahres 1800. An der Spitze der Regie rung der Republik stand das Konsulat; Napoleon Bonaparte als erster Konsul, angeblich neben ihm, thatsächlich weit unter ihm seine beiden Kollegen Sieyos und Roger-DucoS. Da» Wahlgesetz für die S Millionen Wähler, die Frankreich besaß, war sehr komplizirt und durchaus geeignet, sich von einem geschickten Manne, wie Napoleon, zu dessen Gunsten gebrauchen zu lassen. Staatsrath nannte sich die Körperschaft, welche GesetzeSvorfchläge einzureichen und zu begründen halte; die Erörterung fiel einem Tribunal von 100 Mitgliedern zu. Die Entscheidung und Abstimmung besaß der ge setzgebende Körper mit seinen 300 Volksvertretern, der stumm war, wie ein Gerichtshof und die Vorschläge nur unbedingt annehmen oder ver werfen durfte: die Erhaltung des Bestehenden war Ausgabe deS Senats mit 80 Personen; er sollte Hüter der Verfassung sein, war aber sehr bald ohne Bedeutung, zumal ihm die Fühlung mit dem Volk« abging. Napoleon ließ sich die von Sieyös ausgearbeilete Verfassung insoweit gefallen, als sie seiner beabsichtigten autokratisch-militärischen Alleinherrschaft diente, im Ueb rigen wußte er bereits Anfang» 1800 Alles so zu modifizier», daß er thatsäch- lieh jetzt bereits Alleinherrscher war. 10. Januar. Vor hundert Jahren, ain 10. Januar 1800, ist der namhafte Theologe H. A. Wilhelm Meyer in Gotha geboren. Erst Psarrer zu Oflhausen, dann Superintendent in Hoya und Konsistorialrath und Pastor primariu« in Hannover, ist er 1873 als Oberkonsistorialrath gestorben. Unter seinen Werken ist berühmt geworden der fortwährend neu aufgelegte „Krilisch erege- tifcher Kommentar zum neuen Testament". Seiner Richtung nach streng supernaturalistisch, hat er doch einer historisch-kritischen Auslegung nach Kräften Vorschub geleistet. Wodurch wird die Zimmcrhcizung gesundheits schädlich? Von Ur. msli. A. Lorner. Die Wohnung, welche den Menschen eine Art Kleidung in vergrößertem Maßstabe ist, welche ihm Schutz vor den Schwank ungen der Witterung geben soll, erheischt, wenn sie gesund sein soll, unbedingt reine Lust, genügende« Licht und angemessene Wärme. Im Sommer hat eine Wohnung oder ein Zimmer leicht da» Nolhwendige. Ander» aber gestaltet sich da» Verhält- niß im Winter. Die passende Wärme giebt leicht der Ofen, aber dieser verlangt, wenn er wirksam sein soll, daß Thür und Fenster geschlossen sind. Dadurch aber mangelt e« sehr leicht an reiner Luft und auch an genügendem Licht. Letzterer Uebel- stand ist leicht zu beseitigen, wenn man Helle Gardinen vernünf tig anbringt. Schlimmer ist e» mit der guten Luft. Es ist eine bekannte Thatsache, daß infolge de« bloßen Aufenthalt» von Menschen in den Wohnräumen Luftverderbniß entsteht. Wenn man bedenkt, daß der Mensch bei jedem Athemzug der Luft seine« AufenthaltSraume» eine Menge Sauerstoff entzieht, der alle» Leben unterhält und daß der Mensch ferner bei der AuSathmung eine mit Wasserstoff und Kohlensäure reich versehene Lust von sich giebt, so ist e» klar, daß die Luft immer schlechter werden muß. Zum Glück ist der Mensch gar nicht imstande, seine Wchnung im Winter, wenn er heizt, vollständig der äußeren kalten Lust unzugänglich zu machen, sonst würden wir an kalten Winterlagen sehr oft von Erstickungssällen hören oder lesen können. Trotzdem in den Privatdäusern keine besondere Ventilations einrichtungen angebracht sind, auch im Winter in vielen Wohn ungen die Fenster selten geöffnet werden, so hält sich die Lust doch gewöhnlich in einem guten, wenigsten» nicht gar zu schäd lichem Zustande. Woher kommt diese«? E« sind eben neben den niemals dicht schließenden Fenstern und Tbüren noch heim lich« Ventilatoren da, an welche die wenigsten Menschen denken, oder welche sie nicht einmal ahnen. Da« sind die Wände der Wohnung und selbst der Fußboden. Daß wir diesen fort während stattfindenden Luftwechsel nicht so spüren, wie die Zug luft durch die Thür und Fenster, da« liegt daran, daß wir jede Bewegung der Lust nicht mehr empfinden, deren Geschwindigkeit unter Meter in der Sekunde" liegt. Die Reinheit der Lust hängt nun nicht, wie so viele glauben, hauptsächlich von der Höh« und Größe de« Zimmer« ad, sondern vielmehr von der Zufuhr frischer Luft, so daß also ein kleiner Raum mit guter Lufterneuerung gesunder ist al« ein hoher und großer mit schlechter Ventilation. Bet der Heizung im Winter ist e« ferner für di« mensch lich« Gesundheit von größter Wichtigkeit, daß die Oefen iw Zim mer geheizt werden, nicht von außen, da neben der Erwärmung zugleich ein Absaugen, »in Wegbringen der verbrauchten und schlechten Luft und ein Zuströmen der frischen stattfindct. Ge-
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