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- Erscheinungsdatum
- 1899-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189911219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18991121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18991121
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-21
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Monat
1899-11
-
Jahr
1899
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die gleichfalls in dem Zuge waren, sind nur 15 zurückgekehrt. «Lin siebenpsündigc« SchissSgajchütz, weiche« sich in dem vorderen Wagen befand, gab drei Schuß ab, wurde aber dann von der Artillerie de» Feinde« zerschmettert; auch die Lokomotive erlitt Beschädigungen, Da» Fiasko de« Panzcrzugc« hat die englischen Truppen in Estcourt derart überrascht, daß den »Time«" au« Pietermaritzburg gemeldet wird: »Die britischen Truppen in Est- court werden sich wegen Mangel« an Geschützen möglicherweise nach dem Mooi-Fluß zurückziehen müssen, wenn die Buren in großen Massen vorwärt« gehen,' lL« liegen noch folgende Nachrichten vor: London, 17. November. »Daily Telegr." berichtet, daß Estcourt vollständig von den Buren umzingelt ist. Da die Buren große Thätigkcit entfalten, glaubt man, daß sic die Stadt an greisen wollen. Lorenzo-Marquez, 16. November. Ein Korrespondent berichtet au« dem Hauptlager der Buren bei Ladysmith: Bei einem Gefecht am Dienstag zwischen den Oranjeburen und den Engländern hatten die er'teren einen kleinen Hügel inne, al» eine englische Batterie aufsuhr und dieselbe eine Stunde lang mit Granaten beschoß. Nunmehr feuerte da- große Geschütz au« Prätoria mitten in die Batterie hinein, woraus die Engländer Deckung suchen mußten. Einige Granaten explodirten unter den sich zurückziehenden Engländern. Die Verluste derselben sind in dessen unbekannt. Um Mitternacht crösfneten alle Geschütze der Transvaalburen, welche ring« um Ladysmith postirt sind, gleich zeitig da« Feuer. Vom Bulwanabcrg au« wurden mehrere Ge bäude in Flammen gesehen. Im Laufe de« folgenden Tage« ver ließen die englischen Truppen die bombardirte Stadt und besetzten einen Hügelrücken, um den Granaten zu entgehen. Lorenzo-Di arqucz, 17. November. Die »Johannes burger Digger-New«' melden vom 15. d. M., 4000 Mann Bu ren hätten am Dienstag die nördlich außerhalb Ladysmith gelegenen Hügel verlassen um sich den Truppen bei Estcourt unter Kom mandant Kotka anzuschließen. Der Zweck der Bewegung sei, den General Buller auszuhalten, welcher planen soll, zur Unterstützung der bei Ladysmith gelagerten Truppen durch Natal vorzurücken. London, 18. November. Die »Time«' melden au« Lorenzo-Marquez von gestern, Nachrichten au« Ladysmith vom 16. d«. Mt«. zufolge wird die Stadt Tag und Nacht beschossen und ist hart bedrängt. 4000 Buren haben sich mit dem Kom mando von Estcourt vereinigt, um der britischen Entsatzkolonne entgegen zu treten. Eine der Brücken über den Tugelafluß ist zerstört. Die Portugiesen errichten Verschanzungen an der Grenze. London, 18. Novbr. Die neuesten Nachrichten au« Natal werden hier allgemein al« unbefriedigend betrachtet. Man glaubt, die Buren seien bestrebt, den englischen Truppen vor der Ankunft de« Bullerschen Armeekorps eine schwere Niederlage zu bereiten. Die baldige Einschließung von Estcourt durch die Buren wird sür möglich erachtet und den Berichten über siegreiche Gefechte in Ladysmith wenig Glauben beigemessen, da ihnen die amtliche Bestätigung mangelt. Der Fall von Ladysmith vor der Ankunft der Entsatzkolonne würde nicht überraschen, da die Besatzung an geblich knapp an Munition und Mundvorräthcn ist. Man fürchtet, daß Buller, wenn er den Entsatz von Ladysmith ohne hinreichende Streitkräfte wagen sollte, eine 'Niederlage erleiden würde, während andererseits ein langer Aufschub de« Entsätze« gefährlich sei. — Au« Brüssel wird dem „Standard" gedrahtet, Leyd« sagte einem belgischen Freunde, die Buren hätten ihre Stellung im Norden von Ladysmith derartig befestigt, daß, wie er zuversichtlich glaube, sic imstande sein werden, jeden Angriff der vereinigten Armeen Bullers und White« abzuschlagen, obwohl e« ihnen nicht gelingen dürste, die britische Besatzung von Colcnso und die Verstärkung der Besatzung von Ladysmith zu verhindern. Die Burcnarmee um Ladysmith übersteige jetzt 25,000 Mann. Lorenzo Marquez, 17. November. Da« TranSvaaler amtliche Blatt „Vollstem" berichtet: Die große Brücke über den Tugcla bei Eolenso ist am 15. d. M. völlig zerstört worden. 600 Buren, die Geschütze mitführcn, halten den Paß von Help- makaar besetzt, um jeden Versuch der Engländer, sich durch einen Vorstoß von Pietermaritzburg und Grcytown au« Dundee wieder zu bemächtigen, zu vereiteln. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, l8. November. Bei der Versammlung de« Erzgebirgischen BezirkSverbande« Gabelsberger Stenographen vereine wurde bekanntlich ein stenographische« Preisschrei ben abgehaltcn. Die gelieferten Arbeiten sind von den Preis richtern geprüft und solgende Herren mit Preisen bedacht worden: E« erhielten Herr Commis Palme-Aue den I. Preis, Herr Kaufmann Weiß-Aue den II. Preis, Herr Amtsgerichtskopist Strobelt-Eibenftock den III. Preis und außerdem eine Belobig ung. Die Preise, welche in Bücherprämicn bestanden, wurden den genannten Herren vorigen Sonntag im Döhner'schen Saale zu Wolfsgrün ausgehändigt, wo sich der Eibenstocker Stenographen verein und Auer Stenographen ein gesellige« Stelldichein ver bunden mit Tänzchen gegeben hatten. Herr Paul Strobelt hier wurde außerdem am vergangenen Dienstag noch besonder- aus gezeichnet, indem ihm der Vorstand de« Verein« da« ihm von der Redaktion der „I. kaufmännischen Korreipondenz" in Zwickau als I. Preis zuerkannte Werk „Perlen deutscher Redezeichenkunsl" überreichte. Dieser Preis ist Herrn Strobelt aus eine anläßlich eine« Preisausschreiben« der genannten Stenographcnzeitung von ihm eingereichte Arbcit verliehen worden. — Dresden, 18. November. Am heutigen Vormittage fand im Taschcnberg Palais eine Konferenz der beiden Königlichen Leibärzte Geh. Rath l)r. Fiedler und Oberstabsarzt I)r. Selle mit dem Geh. Medizinalrach Prof. !>r. Trendclenburg statt. E« wurde auch bei dieser Gelegenheit bestätigt, daß der Zustand Sr. Königs. Hoheit de« Prinzen Friedrich August ein vollständig guter ist und volle Genesung zu erwarten steht. Die Vorsicht gebietet aber, daß Se. Königs. Hoheit Sich noch längere Zeit jeder körperlichen und geistigen Anstrengung enthält. — Dresden, 16. November. Bon dem großen Lose ist ein Zehntel auch nach Meißen gekommen, und zwar ist der glückliche Gewinner ein Markthelfer einer dortigen Firma, der aber bei Empfang der überraschenden Nachricht ruhig seine Arbeit fortsetzte und auch weiter seine Stellung beibehalten will. Weiter besitzen ein Zehntel jener Glücksnummer ein Gießer in einer Dresdner Maschinenfabrik, sowie vier frühere Goldschläger in Coschütz-Gittersee, die jetzt je l0,500 M. ausgezahlt erhielten. Ein andere« Zehntel soll in die Hände eine« kleinen Geschäft«- manne« daselbst gelang! sein, — Die „300,000" ist, wie ver lautet, al« Ganzlo« eincm schon mit irdischen GlückSgütern reich gesegneten Dresdner Grvßkausmann in den Schooß gefallen. — Drc-den. Von dem Königs. Ministerium de- Innern ist der Expedition der „Dresdner Nachrichten" die von derselben erbetene Genehmigung zur Errichtung einer Sammelstelle zur Einsendung von Geld und Verbandstoffen an den Antwerpener Hilf«au«schuß für die Buren eriheilt worden. — Bautzen. Die seinerzeit viel Aussehen erregende Ver- gistungSassärc in Plötzen bei Löbau fand am Mittwoch vor den Schranken de« königlichen Schwurgericht« Hierselbst ihren Abschluß, indem die wegen versuchten Morde« angeklagte Gut»- auSzüglerin Magdalene Martschink geborene RabowSky in Plötzen zu 4 Jahren 6 Monaten Zuchthaus verurtheilt wurde. — Zwickau, 17. November. Da« K. Schwurgericht ver handelte heule eine Strafsache, bei der c« sich um da» Verbrechen der vorsätzlichen Brandstiftung handelte. E« war in der Nacht zum Freitag, den 4. August b. I., al« kurz nach 1 Uhr in dem an der Bahnhos«straße in Johanngeorgenstadt gelegenen der Frau Wilhelmine von Eerrini di Monte Varchi geborene Gräfin Hohenthal in Dre-den gehörigen sogenannten Bcrgmaga- zingebäude Nr. I li de« Branbkataster« Feuer ausbrach und hierdurch da« Gebäude bis auf die UmsassungSmauern zum größ ten Theile zerstörte. Unter anderem verbrannten dem mit in dem Gebäude wohnenden Kausniann Elsner Maaren, wie Uhr gehäuse, Uhrwerke, Möbel, Nähmaschinen, Federbetten usw. im Werthe von 25,000 Mk. Diese« Feuer angelegt zu haben, stand heute der Pächter de« sogenannten Bergmagazin«, der am 21. Juni 1860 in Sonnenberg bei SebastianSberg geborene, zuletzt in Johanngeorgenstadt wohnhafte, unbestrafte Eonditor und Sarg- verzicrungSsabrikant Raimund Adolf Richter unter Anklage. Er sollte da« meiste Interesse daran gehabt haben, wenn da« Grundstück in Flammen aufging, da er dann Aussicht hatte, nicht unerhebliche« Vermögen zu erlangen, denn er hatte da« Grundstück kurz vor her von der Besitzerin für den Preis von 50,000 Mk. käuflich erworben, während die Gebäude allein mit über 05,000 M. und die darin befindlichen Maschinen usw. mit über 10,000 Mk. bei der LandeSbrandversicherungSanstall versichert waren. Außerdem lagen noch verschiedene Verdacht« Momente vor, die seine Thäter- schaft nicht unbegründet erscheinen ließen. Der Angeklagte bestritt seine «schuld auf da» Entschiedenste, weshalb sich die Abhörung einer sehr großen Zahl von Zeugen noihwendig machte, so daß die Verhandlung erst Abend« 7 Uhr beendet wurde. Da« Er- gebniß war sür Richter günstig, denn die Herren Geschworenen verneinten die Schulvfragc, woraus ihn da« Gericht kostenlos freisprach. — Zwickau, 17. November. Im Vorort Schedewitz fand eine öffentliche Einwohnervcrfammlung statt, welche von 500 Einwohnern besticht war. Dieselbe erklärte sich au» zahl reichen Gründen sür Anschluß der Gemeinde Schedewitz an die Stadlgemcinde Zwickau, stellte auch, fall« der Gemeinkerath die sem Verlangen wiederum nicht Rechnung tragen sollte, da« An rufen der Oberbehörde in Aussicht. — OelSnitz i. V., 17. November. Furcht vor dem Welt untergänge hat in Untermarxgrün den verheiratheten Weber R. in den Tod getrieben. Er schloß sich in seiner Schlaskammer ein und erhängte sich am Bettpfosien. — Die Thalsache, daß der sür den 15. November voraus gesagte große Stcrnschnuppcnsall so gnt wie gänzlich au«- geblieben ist und selbst aus Sternwarten in der Nacht zum 16. d. Ml«, nur an die 20 Sternschnuppen gezählt wurden, ist nach dem englischen Astronomen Ur. Johnftohnc darauf zurück zuführcn, daß die Lconidcn durch den Jupiter und den Saturn derartige Störungen in ihrem Lauf erlitten, daß die Verschiebung der von Adam« berechneten Bahn diesmal da« Dreifache de« DurchschnitlSinaaßc« beträgt. Außerdem ist Adam« Bahn, welche >866 die Erdbahn durchichnitt, jetzt nm 280,000 deutsche Meilen von der Erdbahn abgerückt, so daß wir die Leonidcn überhaupt nicht niehr durchtchneikcn werten, außer wenn sie die Fläche einer vielleicht eine Million Meilen breiten Schicht bilden. 10. Ziehung 5. Likalse 136. Königs, -acht. Taubes-Lotterie gezogen am 16. November 1899. 30,000 M-r« auf Rr. 7S284. 5000 Mar« auf Rr. 52260 88211 81137. 3000 Mar« aus Nr. SS« SW» 8338 6012 6188 8083 8140 10488 18880 20285 21188 22187 28807 32047 33804 38008 38848 48818 48543 48738 51831 52173 53551 54478 58840 80831 80843 85213 85355 88833 88475 72483 73388 78348 77443 81307 83382 87172 88848 80740 81342 85585 88028 87525 88001. 1000 Mark aus Rr. 3434 5818 13482 18532 17023 18458 25130 38318 37875 43825 45883 48283 48384 53481 54710 55228 58087 58820 57287 58313 8I53I 84354 88888 88738 88371 73735 73884 74048 78850 81238 83038 83188 83735 84515 87241 88708 80071 80177 82884 83372. 500 Mark auf Nr. 1388 8744 13885 14211 17088 22178 23848 24447 24588 28704 28847 28813 30128 30233 3I>02 35038 37087 38884 38841 38322 43888 47338 50348 51784 52728 53005 58213 58383 57125 58024 80381 81540 81775 83178 83755 84025 84888 85824 88873 70834 72875 73887 75883 82428 «7438 88888 80187 80748 8I70I 82318 82800 83577 88844 «7221. 300 Mark aus Nr. 1284 2005 3285 3573 3738 4138 5534 5887 8858 7178 7447 8085 8115 10377 10882 II038 II678 13251 13302 14837 14858 18348 18008 18205 18848 18887 20888 2II3O 22882 2287« 23322 L83I5 28470 28800 27721 27738 28205 30080 30220 30888 31807 32813 33180 34028 34228 34318 34777 38804 38588 38288 38344 40218 40888 43384 44442 44857 44880 45025 45200 45287 48077 53438 53548 57081 58271 58338 58271 58388 58420 58858 80547 80835 81548 82388 84182 84548 85088 85803 88773 87210 87241 87720 88227 88854 88281 88481 88871 71823 72014 73587 73717 78338 77178 78838 78818 80128 80204 81078 81745 81870 820II 82527 82830 88'54 88517 88858 87328 87483 88410 88880 88812 8010« 80402 80548 8II3I 8I5I3 82744 83444 84217 84850 84875 85808 86678. ll. Ziehung, gezogen am 17. November 1899. ' 5000 Mark aus Nr. 16345 24487. 3000 Mark auf Nr. 838 872 4851 7742 7828 8704 12847 13623 15083 15883 17584 18844 26263 28778 28458 28832 37650 37651 40348 4II4I 43068 43808 45481 47388 48504 50755 50842 5'283 5148« 54824 57345 60816 62515 65306 «5783 68018 70880 73318 73750 74406 74814 8041I 82604 86788 80848 83203 85622 88445. 1000 M-r« aus Nr. 1710 1844 2108 2182 3548 4488 4884 8081 12074 14046 I48I2 21786 25873 26375 27506 30882 33282 33602 35811 38387 42850 45312 46733 4781l 48848 50676 51288 53084 53546 55184 57088 5828» 58705 6'475 61728 61855 65513 66504 68818 72370 72746 74105 75588 77712 80671 84282 84524 86883 88336 81006 82331 82866 83253 86230 87388 88630. 500 Mark aus Nr 4262 5157 6268 14346 25102 28248 28601 31456 34250 34306 37426 41343 41412 44257 45488 45814 46110 4803« 52784 54862 57836 58822 63381 64177 72082 73888 74736 80413 81207 82602 88283 81706 82337 84786 88188. 300 Mar« aus Nr. 806 821 1548 2157 3837 4346 4683 5628 5864 6078 6372 6687 6881 8688 8868 10623 I24I2 I267O 14242 15374 I7I22 17626 I878I 18827 20235 20532 20660 2II64 21288 22076 22103 23026 23678 26I8I 27766 27817 28088 28668 31520 31864 33068 33407 33436 35353 37308 37718 38748 38674 42627 4307« 43447 43548 44828 48584 486II 48826 60388 50808 61788 63440 64483 64832 64862 66365 56617 66048 66688 57804 68314 68386 60135 6O5II 62131 63743 65062 66624 66308 66444 67638 67766 70335 70463 70-35 7II37 7I2I7 7I72I 71882 72406 72486 73266 75064 76426 76388 77028 77371 77384 78672 82727 82806 83010 84684 86868 85873 86422 86864 88028 88315 88628 80146 80685 82886 84348 84765 «5038 «5562 «6804 86888 86318 «6682 87686 87746 87866 «8120. England im Landkriege. Militärische Skizze von Ludomar v. Wollmer. Ein Riese und ein Pigmäe stehen gegenwärtig in feindseliger Stellung einander gegenüber und haben jenen Waffenmord in Szene gesetzt, den man Krieg nennt. Wenn auch schon, indem wir diese Zeilen schreiben, drunten in Südafrika etliche« Blut geflogen ist, c« sind doch nur erst Tropfen geflossen im Verhält- niß zu den Strömen diese« »besonderen Safte«", die in den nächsten Wochen noch fließen werden. Ein Riese sagten wir — dieser Riese ist England und seine Rüstung und Kriegsführung sollen uns in diesen Zeilen ein wenig näher intcressiren. Die Anzahl der im Kriegsfälle zur Aushebung kommenden Mannschaften de« englischen Heere« und die nothwendigen Geld summen die dazu erforderlich sind, werden durch Abstimmung im Parlamente festgesetzt. Der Minister und der Anwalt de« Oberstkommandirenden entwerfen die Zahl und die Summe. Diese Prozedur hat darin ihre Begründung, daß die ganze mili- tärische Macht England» im weiteren und engeren Sinne de« Worte« au« Freiwilligen besteht. Die allgemeine Wehrpflicht, wie bei un«, exiftirt jenseits de» Kanal« nicht. Da« lieoruitinz- kor tln! urmz-, wie man e« nennt, (wir würden sagen: die Aus hebung) geschieht theil« durch eine Anzahl Unteroffiziere, welche den einzelnen sogen. Brigadedepot« attachicrt sind, theil« durch Penstonirte gegen Extravergütung, theil« endlich durch sonstige von Seiten de« Regiment« oder der Abteilung hierzu Ange stellte, die unter der Aussicht de« Kommandanten de« Briagade- distrikt» (da« ist der Bezirk, au« welchem sich die Brigade rekrutiren soll) stehen. Die Infanterie wird au« dem Bezirk ausgehoben zu dem sie gehört; die Kavallerie und Artillerie dagegen erhalten ihre Rekruten vom ganzen Bereich Großbritannien» her. Jeder Re krut wird eingereiht auf die Dauer von 19 Jahren, die er ent weder ganz in der Linie, oder theil« in der Linie, theil- in der Reserve zubringt. Die letztere Dicnstableistung bestehl für die Infanterie au« 6 Jahren Linie und 6 Jahren Reserve, für die anderen Truppengattungen au» 8 Jahren Linie und 4 Jahren Reserve. Nach Beendigung der zwölsjährigen Dienstzeit kann der Soldat sich wieder auf 9 Jahre verpflichten und ist dann nach Ableistung dieser Frist pension-berechtigt. Die in die Armee reserve Uebergegangenen bleiben jedoch sür den Rest ihrer 12 Jahre zur Einberufung im Kriegsfälle disponibel und haben jede« Jahr eine einwöchentliche Üebung milzumachcn. In der Zwischenzeit nehmen sie ihre bürgerliche Stellung wieder ein und mögen in ihrem bürgerlichen Berufe wieder thätig sein. Die an einen Rekruten zu stellenden Anforderungen sind kurz die folgenden: Er darf nicht jünger al« 18 und nicht älter al« 2b Jahre sein. Er muß körperlich vollkommen gesund und kräftig sein. Mit b Fuß b Zoll kann er zur Infanterie, mit 5 Fuß 6 Zoll zur leichten Kavallerie, mit b Fuß 7 Zoll zur Ar tillerie und mit b Fuß 8 Zoll zur schweren Kavallerie gctheilt werden. Da« Minimalmaß um die Brust muß 33 Zoll betragen. Wenn ein junger Mann sich zum Militärdienst anmeldei, so wirb er zunächst gefragt, wie alt er sei, ob er schon gedient habe und dann der ärztlichen Untersuchung, Messung u. s. w., unterworfen, erhält einen Schilling Handgeld und eine schriftliche Weisung sich von einem Polizeirichter attestiren zu taffen. Inner halb wenigstens 24 Stunden oder spätestens vor Ablauf von 90 Stunden hat diese Attcstirung zu geschehen und kann der Mann auch hier noch seine Meldung zurücknehmen, fall« er sich anders besonnen und gegen Zahlung von 20 Schilling Reugeld sich loskaufen. Bleibt er dagegen bei seinem Entschluß, so erklärt er da» in dem auSzustcllenden Attest und giebt nochmal» sein Alter, seinen Wohnort, seinen Stand u. s. w. genau an. Nach dem er da« Dokument mit seiner Handschrift unterzeichnet, schwört er den Treueid und ist jetzt vollpflichtiger und vollbe rechtigter englischer Soldat geworden. Früher wurde die Aushebung in öffentlichen Häusern be trieben. Man verlockte die jungen Leute durch verlogene Plakate und Vorspiegelungen, machte sie betrunken und nahm ihnen in diesem Zustande den Eid ab, so daß e« geschehen konnte, daß jemand de« Morgens au« seinem Rausche aufwachcnd, sich al« Rekrut in der Kaserne vorsand. Diese ebenso abscheuliche als thörichte Handlungsweise hat dem oben angegebenen vernünftigen Systeme weichen müssen und wird gegenwärtig nirgend« mehr angewendet. Al« Gemeiner der Jnfanierie erhält der Soldat täglich 1 Schilling Löhnung, al« Kavallerist 1 Schilling 2 Pence und al« Artillerist 1 Schilling 2'/, Pence. Ein Sergeant der Infanterie erhält l Schilling ll Pence, der Kavallerie 2 Schil ling 3 Pence und ter Artillerie 2 Schilling 9 Pence tägliche Löhnung. Außerdem erhält jeder Soldat seine freie Brot- und Fleischration, letztere im Werthe von 6 Pence. Im Ganzen steht sich der Infanterist jährlich auf Psd.-Sterl. 38, der Kavallerist auf Pfd.-Sterl. 4l und die Avancirten auf Pfd.-Sterl. 4b—70. Führt sich der Soldat gut, so kann er nach Ablauf de« zweiten Dienstjahre« 1 Penny, nach 6 Jahren 2 Pence, nach 12 Jahren 3 Pence und nach 18 Jahren 4 Pence pro Tag Zulage ver dienen. Die Zulage zu welcher der einzelne Mann berechtigt ist, erhellt au« einem auf dem Aermcl für gute Führung ange brachten, entsprechenden Abzeichen, welche« der Soldat aber mit samt seiner Zulage verliert, sobald seine Führung zu tadeln ist. Wa« die Reservisten anbetrifft, so werden dieselben im Kriegsfälle durch Proklamation einberufen, melden sich bei dem nächsten Bezirk ihrer Truppengattung, den sie erreichen können. Sofort nach ihrer Meldung treten sie in die vollen Rechte und Pflichten eines Liniensoldaten ein. Diese Reservisten zählen zu der Reserve erster Klasse. Zur zweiten Klasse der Reserve zählen die Pensionirten, die ihre 21 Jahre Dienst bei der Linie hinter sich haben und werden nur zur Dienstleistung innerhalb der eignen Lande«, also Großbritannien« selbst, verwandt. Al« Reserve dritter Klaffe könnte die seit 1869 eingeführtc Miliz gelten, die sich in ihrer Art als allgemeine Volkswehr darstellt und alle Alters klassen in sich schließt; auch sie verläßt England selbst nicht. Außer der Linie und den verschiedenen Reserveklaffen besitzt England noch sogen. Volunteers der Frciwilligenregimenter, die sich au« den kampflustigen Mannschaften zusammensetzen, welche weder vorher zur Linie noch auch zu einer der Reserveklasscn ge hört haben. Diese Volunteers stehen bet un« in ganz ent schiedenem Mißkredit, werden aber wohl meist sehr unterschätzt und dürften im Boerenfeldzuge eine gute Rolle spielen. So verlachten wir seinerzeit auch die von Roosevelt in Amerika zu sammengerufenen und gewürfelten liougsi Kickers, dennoch haben dieselben bei der Erstürmung de« feuersprühcnden San-Juan- Hill durch ihre wunderbare Tapferkeit und Todc«verack>tung selbst ihre Feinde, die Spanier, zur Bewunderung hingerissen. (Schluß folgt.) Auf Irrwegen. Roman von Louise Cammerer. (8. Fortsetzung.) Scharf lächelte eigenthümlich. »Sie hätten ungeschcut gestehen dürfen, Herr Baron, daß Sic in Gesellschaft Herrn v. Kordel« ein interessante« Abenteuer erlebt, wir kennen Herrn v. Kordel« Vorliebe für Spiclsälc, sie hätte ihn fast schon einmal an den Ruin gebracht!" Roland war bleich geworden. »Mein Herr, Sie wissen?" stotterte er verlegen. „Wir wissen nun, wa« un« zu wissen noth that," erwiderte Scharf lächelnd. »Sie haben an der Roulette verloren, einen
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