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Amts- M Aiimcklltt für den Abonnement -iertelj. I M. 20 Pf. einschließl. se» „Jllustr. Unterhaltungsbl." a. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Gezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 2b Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ISA 4«. Jahrgang. » m- Donnerstag, den 19. Oktober L8NN Bekanntmachung. Wiederholt haben sich hiesige F«hrwerks-(Pferde-)Befitzer geweigert, bei ausbrechen den Schadenfeuern die zur Bespannung der Feuerspritzen erforderlichen Pferde-Gespannc zu stellen. Es wird deshalb hiermit daran erinnert, daß bei Entstehung eines Feuers nach 8 11 Pkt. 5 der Feuerlösch-Ordnung für die Stadt Eibenstock vom 30. Mai 1865 diejenigen Ein wohner, welche Pferde halten, bei Vermeidung einer Strafe von 1 bi» 5 Thaler verpflichtet sind, ihre Pferde nöthigenfallo einzuschirrem und »er Feuerwehr zur Verfügung z« stelle«. Eibenstock, den 9. Oktober 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. Bekanntmachung. Die Beleuchtung der Fluren und Treppenaufgänge in den Häusern hiesiger Stadt ist mangelhaft. Die Hausbesitzer und deren Stellvertreter werden ermahnt, künftig für genügende Be leuchtung der Fluren und Treppenaufgänge von eintretender Dunkelheit ab Sorge zu tragen. Es liegt dies im eigenen Interesse der zur Beleuchtung Verpflichteten, da sie für Un fälle in Folge mangelhafter Beleuchtung der Hausfluren und Aufgänge, abgesehen von eventueller Bestrafung, haftbar gemacht werden. Eibenstock, den 11. Oktober 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Die Sozialdemokratie und das Witizsystem. Der sozialdemokratische Parteitag in Hannover hat einen breiten Raum in seinen Verhandlungen unter Anderem der Mi- lüärfrage gewidmet. Er hat bei dieser Gelegenheit seine unver- iöhnlicke Feindschaft gegen das, was die Sozialdemokratie als ..Militarismus" zu bezeichnen pflegt, von Neuem bekräftigt und demjenigen „Genossen", der der bestehenden deutschen HeereS- erganisalion einzelne, wenn auch geringwerthige Zugeständnisse elnzuräumen geneigt war, seine Mißbilligung ausgesprochen. Der Parteitag hat den Artikel 3 de« Erfurter Programm« der Sozial demokraten durch Annahme einer Resolution, die jenem Artikel gewissermaßen eine Erläuterung anfügt, für den Klassenkampf lchärfer zugespitzt. Da« stehende Heerwesen soll, so wird behauptet, einer ganzen Entwickelung und Organisation nach da« vornehmste Machtmittel sein, um die Klassenherrschaft der kapitalistischen Ge sellschaft in Volks- und arbeiterfeindlichem Sinne aufrecht zu er halten und zu befestigen. Daher will die Sozialdemokratie danach >trcbc i, das Heerwesen „von Grund aus umzugcstalten"; sie ver langt eine auf demokratischer Grundlage aufgcbautc Organisation der Landes- und VolkSvertheidigung, durch welche jeder wehrfähige Mann zum Waffendienst verpflichtet und seine Ausbildung zum brauchbaren Wehrmann durch eine entsprechende Jugenderziehung bcrbeigcführt werden soll. Den parlamentarischen Vertretern der Partei wird aufgelragen, daß sie „auch künftig keinerlei Mittel iür da» bestehende Militärshstem bewilligen". Die Stellungnahme der Genossen macht dem haltlosen Ge- :ede bürgerlich-demokratischer und freisinniger Blätter von der Neigung eine« Theil» der Sozialrevolutionäre, unter Umständen das für den Schutz des Vaterlandes Unerläßliche zu bewilligen, ein Ende. Der „Genosse" Schippet, der neuerdings wiederholt ui journalistischen Arbeiten die Unzulänglichkeit de» von dem „Ge nossen" Bebel und anderen warm befürworteten MilizshstemS »ufgedeckt hat, ließ sich auf dem Parteitage zu dem Zugeständnisse derbei, daß die Miliz eine« der Endziele der sozialistischen Ent wickelung sein und bleiben müsse. Und der „Genosse" Heine, von dem behauptet worden war, daß er im Einzelsalle die Mittel zur Anschaffung von Kanonen nicht verweigern werde, erklärte in Hannover, daß er „dieser" Regierung nie einen Mann oder einen Groschen bewilligen werde. Von anderen „Genossen" ferner ivurtc aus dem Parteitage, ohne daß ein Widerspruch erfolgt wäre, der Sozialdemokratie die Verpflichtung aufcrlegt, den soge nannten Militarismus „vom Scheitel bi« zur Zehe" zu bekämpfen; e« wurde die Ueberzeugung verlautbart, daß jede« Zugeständniß an da« bestehende Heerwesen den Kampf der Sozialdemokratie nm da« Endziel verlangsamen und die Angriffskraft de» Proleta riat« auf die gegenwärtigen Ordnungen in Staat und Gesellschaft ichwächen könnte. Ueber die völlige Unbrauckbarkeit de« MilizshstemS für den Schutz und die Bcriheidigung de» Vaterlandes braucht an dieser Stelle kein Wort verloren zu werden. Der preußische Kriegs minister Generalleutnant v. Goßler hat nach dem Erscheinen einer Broschüre Bebel» über die vermeintlichen Vorzüge einer VolkS- wehr dem stehenden Heere gegenüber im Reichstage (21. Fe bruar 1898) da« Trügerische und Verkehrte der Milizschwärmerei !N überzeugender, bisher nach keiner Richtung widerlegter Weise dargethan. Der sozialdemokratische Parteitag bat auch garnicht een unfruchtbaren und vergeblichen Versuch gemacht, die angeb- Uche Ueberlegenheit de« Milizsystem« über unser nationale« Heer wesen nachzuweisen oder klarzulegen ; sein grimmiger Haß gegen die Heere-einrichtungen de« Deutschen Reiche« und seine Schwär merei für die Volk«wchr entspringen lediglich der Erkenntniß, daß ta« nationale Wehrsystcm ein unüberwindliche« Bollwerk den Umsturzmächten gegenüber darstellt. Der Abg. Bebel hat e« mit wünjchenrwerthcr Offenheit -»«gesprochen, daß da« Milizsystem nur Mittel zum Zweck, eine Handhabe der Demokratie zur Ver schärfung de« Klassenkampfe« sein solle. Da« „Volk in Waffen" — so meinte er — würde sein eigener Herr sein und mit den Waffen in der Hand denen Antwort geben, die seine „angeborenen Rechte" anzutasten wagen sollten. Andere Redner haben da» -Volk-Heer" al« den Vollstrecker de« Volkrwillen gepriesen, eine »Genossin" hat die Volksmiliz zur „Vertheidigung auch gegen die inländischen Unterdrücker" verpflichtet. Die Verweigerung jeglicher Mittel zur LandeSverthcidigung, '»lange da« Heerwesen den sozialdemokratischen Endzielen nicht dienstbar ist, stempelt die „Genossen" zu Feinden de« Vaterlandes, mit denen e« für die Vertreter und Bertheidiger unsere« natio nalen Staate« und der bestehenden Gesellschaft keinen Frieden und keine Einigung geben kann. Tagesgeschichte. — Deutschland. Zur Samoa-Frage schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": „In einzelnen Blättern wird eine Ver ständigung zwischen Deutschland und England in der Samoairage auf der Basis in sichere Aussicht gestellt, daß England die Haupt insel Upolu erhalten und Deutschland anderweitig entschädigt werden soll. Wir halten diese Behauptung für irreführend, sind vielmehr mit gutem Grund überzeugt, daß die maßgebenden deut schen Stellen ihren Standpunkt in der Samoa-Frage nicht ge ändert haben." — Neuerdings hatten die „Times" den Vorschlag gemacht, Deutschland solle die Inseln erhalten, e» solle aber Eng land im Stillen Ozcan entschädigen. — Ueber den augenblicklichen Stand der deutsch-englischen Verhandlungen wegen Neuregelung der Verhältnisse auf Samoa hat nach dem „B. L.-A." der Staatssekretär de» Aus wärtigen Amt» Graf Bülow im Kolonialrathc vertrauliche Mit theilungen gemacht, um die Meinungen der Mitglieder dieser Körperschaft über die schwebenden Projekte zu erfahren. Darnach handelt es sich für Deutschland gegenwärtig darum, ob cs zur Beseitigung der Dreiherrschaft mit ihren mannigfaltigen Unzu- träglichkeitcn rathsamer sei, sich den Besitz der Hauptinsel Upolu durch Zugeständnisse an anderen Punkten zu sichern oder die Stellung in Samoa gegen bestimmte Kompensationen aufzugebcn. Der Kolonialrath erklärte es mit unseren kolonialpolitischen Interessen für wohl vereinbar, wenn Samoa gegen gewisse Ent schädigungen ausgegeben würde. Der Staatssekretär Gras Bülow hatte dagegen hervorgehoben, daß er in Uebereinstimmung mit der öffentlichen Meinung in Deutschland die Wahrung unserer alten Stellung auf Samoa allen anderen Erwägungen voran stellen müsse. Die überwiegende Mehrheit de« KolonialratheS sprach sich jedoch dafür au», daß ein vortheilhafle» Tauschgeschäft in Betracht gezogen werden möge. — Vom sozialdemokratischen Parteitag. Als „Familicntag unsere« Kulturadel«, de« kämpfenden Proletariat»," hatte der „Vorwärts" zu Beginn voriger Woche in den über schwänglichsten Tönen den Parteitag begrüßt und geschrieben: „Kein staatlich anerkannte« Parlament der Erde vermöchte so tiefgründige Fragen mit ernsterem Willen zu erkennen, wa« ist, und mit reinerer Begeisterung zu erkämpfen, wa- jein soll, al« die Versammlung von Arbeitern, die keinen anderen Rang und Titel besitzen, wie die Weihe der Kultur und da« Recht der Zu kunft." Die „Weihe der Kultur" hat sich denn auch in den sechrtägigen Debatten zu einer solchen Erhabenheit gesteigert, daß am Sonnabend die „Genossen" und zwar die Hauptgrößen der Sozialdemokratie, sich in einer Weise unter einander beschimpften, daß eigentlich kein anständiger Hund mehr ein Stück Brod von ihnen nehmen dürste. „Gemeiner Kerl" ruft Bebel in höchster Erregung Schippcl in- Gesicht; für einen solchen Mcnscben habe er nicht« al« die tiefste Verachtung, der auf die gemeinste und schmachvollste Weise einen Ehrenmann beleidige, der immer wieder holt Fälschungen begehe, und lieblich so weiter. KautSkh wirft Schippet einen „Bubenstreich" vor, Zubeil erklärt c« al« unerhört, daß ein Mann in einer Vertrauensstellung der Partei den Ge nossen derart in den Rücken falle. Schippcl seinerseits erwidert, nun sei man ja glücklich wieder einmal bei den „Lümmeln und dummen Jungen" angclangt; er habe für einen Bebel keine Ach tung; Auer sagt, es gebe in der Partei Leute, denen Hetze und Skandal ein Bcdürfntß sei, diese „Meute" müsse endlich einmal zur Ruhe gezwungen werden u. s. w. Der Parteitag aber hat den Antrag, Schippcl auSzuschließen, mit erdrückender Majorität abgelehnt und ihn nur sanft gerüffelt. Alle, die sich gegenseitig verwerfen: niedrige Denunziation, niedrige Art de« Handeln«, tiefste Verachtung, schlimmer zu sein al« ein Staat«anwalt, schlimmer al« die römischen Ketzerrichtcr und Dogmensanatiker, der „gemeine Kerl" und sein Ankläger, sic alle bleiben in schöner Einigkeit al« „Kulturadel" beisammen. Solche Kleinigkeiten wie „gemeiner Kerl" geniren den „Vorwärt«" durchaus nicht. Er sagt in seiner Schlußbetrachtung: „Denn wirklich gab e« in Hannover auch nicht den geringsten Mißklang, eine mindeste Ab weichung, al« die Fragen der Organisation de« Partcihecrc« und seine« Aufmärsche« behandelt wurden. E« bekundete sich da allenthalben eine vollständige Harmonie." Da« sind wirklich rührend bescheidene Ansprüche an die „Kultur", an die Harmonie und — an die Wahrheit! Und der Vorsitzende de« Parteitages, der im Schlußwort die Einigkeit und die Erfolge der Verhand lungen nicht genug loben konnte, weiß sogar dem wüsten Geschimpf die beste Seite abzugewinnen; er meint, wenn auch zeitweise leb hafte Diskussionen und nicht immer zartfühlende Worte gefallen find, so möge da« den Gegnern al« Schwäche der Sozialdemo kratie erscheinen; „wir erblicken darin unsere Stärke". Wohl bekomm'«! — Oesterreich-Ungarn. Da« Kabinet Elary hat sich zu einer Maßnahme entschlossen, deren frühere Anwendung Oester reich viel aufreibende Kämpfe erspart hätte. Wie bereit« ange kündigt, veröffentlicht die „Wiener Zeitung" die Aufhebung der Sprachenverordnungen. Diese erfolgt durch zwei für Böhmen und Mähren gesondert erlassene Verordnungen der Ministerien des Innern, der Justiz, der Finanzen, de« Handels und des Ackerbaus betreffend den Gebrauch der Landessprachen bei den Behörden. Damit ist der Rechtszustand wiederhergcstcllt, dessen Durchbrechung die Deutschen Oesterreichs in unversöhnliche Oppo sition getrieben hat. — Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz. Die Nachrichten vom Kriegsschauplätze lauten theilweise recht unbe stimmt, und man wird gut thun, sie stet« mit einigem Mißtrauen aufzunchmen, denn sie kommen sammt und sonder« über London. Nimmt man e« dort sowieso mit der Wahrheit niemals genau, um wie viel mehr wird man jetzt die Nachrichten tendenziös ent stellen, besonders wenn sie Ungünstige« für die Engländer zu melden wissen. Au» den bisher vorliegenden Depeschen läßt sich mit Sicherheit nur ersehen, daß e» zu einem entscheidenden Schlage noch nicht gekommen ist, wenn auch von den beiden Kriegsschau plätzen Nachrichten austauchcn, welche einen Kampf in unmittel bare Nähe rücken. Sehen wir un« zunächst den östlichen Schau platz etwa« näher an, so melden die letzten Berichte, daß New castle von den Buren genommen ist, freilich ohne Schwertstreich, da die Engländer im Gefühl ihrer Schwäche den Platz vor den Buren, die mit 16,000 Mann anrücken sollen, geräumt haben. Auch in Ladysmith scheint man die Lage ziemlich unsicher zu halten, man befürchtet dort eine Umgehung der englischen Ver- theidigungSlinie. — Auch vom westlichen Kriegsschauplätze sind die Nachrichten recht unbestimmt, wa« um so erklärlicher ist, al« dort die Buren die Eisenbahnlinien zerstört und die Telegraphen drähte durchschnitten haben. Soviel sich aber erkennen läßt, werden die ersten Hauptschläge an der Westgrenzc der verbündeten Republiken erfolgen, und nicht in Natal, wie vielleicht von eng lischer Seite angenommen worden ist. Die Buren bedrohen mit aller Kraft sowohl Maseking wie da« südlicher gelegene Kimberley; die erstgenannte Stadt ist von der Verbindung mit dem Süden völlig abgeschnitten, und e« ist al- völlig ausgeschlossen anzusehcn, daß sich die britische Besatzung durchzuschlagen im Stande sein wird. Kimberley soll gänzlich umzingelt sein, und e» verlautet, baß sich unter den Eingeschlossenen auch Cecil Rhode- befinden soll; wenn dieser Minen- und Eifenbahnkönig in die Hände der Buren gerathen sollte, so dürften sie mit ihm nicht gerade glimpf lich umgehen, denn sie haben wegen de- Jamesonschen Einfälle«, dessen geheimer Regisseur er war, noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Die Lage ist also für die Briten sehr ernst. Nachstehend verzeichnen wir noch die hierauf bezüglichen Drahtmeldungen: London, l7. Oktober. Au« Ladysmith von gestern Nach mittag kommt folgende angeblich auf amtlicher Information be ruhende Meldung über den Beginn der kriegerischen Operationen auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Am Morgen de« 12. d. Ml», überschritten die Buren in drei verschiedenen Heersäulen die Natal grenze und gingen gleichzeitig vor. Die westlichste davon bestand au» Transvaal- und Freistaat«burghern und einem Korp« hollän discher Freiwilliger und kam durch den Boothapaß, in der Mitte befand sich da« Hauplkontingent unter General Joubert« Befehl. E« überschritt Laing«-Nek und ging gegen Jngogo vor, im Osten ging eine Abtheilung von Wakkerstrom über Mott« Nek und Wool Drift vor. Da» gemeinsame Ziel aller drei Kolonnen bildete Newcastle, das am 14. Abenv« besetzt wurde. Am 15. ging ein Korp« von 1500 Mann weiter südwärts vor, kehrte aber bald nach Newcastle zurück. Am 14. wurden 6 Mann der Natalpolizei von den Buren gelangen, außerdem wechselte ein Piket berittener Infanterie (60. Regiment) ein paar Schüsse mit dem Feinde, sonst sand kein Kampf statt. Eine beträchtliche Streitmacht von Freistaatburcn, N—13,000 Mann, hat die DrakenSbergpäffc br-