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- Erscheinungsdatum
- 1899-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189909268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990926
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-26
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Monat
1899-09
-
Jahr
1899
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Türkei eine Mililätkonvcnlion zur Zurückweisung jede« Angriffe» selten» der Bulgaren abschließen würden.' — Au» der bestimm ten Erklärung de» „Pester Lloyd' über da» von russischen Blät tern gestellte Verlangen der Entfernung Milan» au» Serbien wird Fürst Nikita, wenn er sich wirklich mit den oben angedeutcten Planen trägt, ersehen haben, daß seine Absichten von österreichisch ungarischer Seite jedenfalls keine Förderung zu erwarten haben. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 21. September. Bei dem König!. Sächs. Fuß-Artillerie Regimen» Nr. 12 in Metz ist vor einigen Tagen eine Thphu»-Epidemie ausgebrochen. Bi« gestern sind 21 Typhu» Erkrankungen vorgekommen. Ein Mann ist am 17. ver storben. Seit dem 16. ist kein neuer Krankhcit-fall eingetrcten. Die Erkrankungen sind darauf zurückzusühren, daß ein Wirthschast«- bcsitzer in der Nähe de» Barackenlager« auf dem Schießplatz zu Wahn, bei dem mehrere Leute de« Regiment« verkehrt haben, während der Schießübung schwer an Thphu« erkrankt ist, die Krankheit aber verheimlicht hat. — Dresden, 21. September. Der frühere Schatzmeister de« Alberivereine«, Kommerzienrath Hopffe, hatte wegen in der Untersuchungshaft überkommener Kränklichkeit ein Gesuch um Haftentlassung eingereicht, da» aber von der Oberstaat»anwalt- schaft in diesen Tagen endgültig abgewiesen worden ist. — Nach dem soeben erschienenen Geschäftsbericht de« Alberiverein« betra gen die Unterschlagungen Hopffe« insgcsammt 207,192 Mk. Die Forderung der Hauptkasse in Höhe von 91,787 Mk. wird, bi» auf einen Betrag von 20,000 Mk., durch den Erwerb der sub hastirten Häuser Hopffe« ziemlich gedeckt werden; dagegen findet die vom Albertvcrein verwaltete königlich sächsische Lande«-Lotterie- Kollektion, die eine Forderung von 115,411 Mk. an Hopffe hat, keine Deckung und geht leer au«. Die Gerichtsverhandlung gegen den Exschatzmeister findet in der nächsten Zeit statt. — Zwickau, 23. September. Nachdem die Muldenhoch- fiuth sich verlaufen hat, treten die Wasserschäden mehr und mehr hervor. Sie sind in hiesiger Gegend sehr bedeutend, z. B. die Zerstörung der Staatsstraße in Bockwa, der Anlagen der neuen Paradiesbrücke und'teS Muldensteges hier, die auf 10,000 Mk. ge schätzte Zerstörung de« WchrbaueS in Niederschindmaa«. Einem Landwirth in Mosel sind 1400 Schock Getreide im Werthe von gegen 4000 Mk. wcggeschwemmt worden. — Annaberg. Die hiesige AmtShauptmannschaft erläßt folgende Bekanntmachung: Er ist neuerdings wiederholt vorge kommen, daß sächsische Vereine in dar österreichische Grenzgebiet Au»flüge unternommen haben, ohne zuvor die Genehmigung der jenseitigen Bezirksbehörden einzuholen. Nach österreichischem Gesetz ist jede Veranstaltung, die sich durch Milführen einer Musikcorp«, einer Fahne und dergleichen als „Aufzug" kennzeichnet, ohne solche Genehmigung untersagt. Die Vereine de» hiesigen Bezirks werden deshalb in ihrem eigenen Interesse hierdurch von Neuem veranlaßt, sich gegebenen Falles rechtzeitig, d. h. mindesten» 3 Tage zuvor, an die zuständige K. K. Bezirkshauptmannschast zu wenden. — Crimmitschau, 22. September. Ein vor einen leich ten Wagen gespannter großer Hund, der von der Besitzerin aus dem Markte ohne Aufsicht dicht an dem Trottoirrand stehen ge lassen worden war und weder einen vorschriftsmäßigen Maulkorb trug, noch kurz an den Wagen angebunden war, biß einen vor übergehenden siebenjährigen Knaben so heftig in den Arm, daß sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Der Arzt konstatirte, daß dem Kinde 2 Knochen des linken Vorder armes durchbissen worden sind. — Glauchau, 23. September. In der Gießerei der Metallwcrke Glauchau, norm. Rich. Heinig u. Co., Lohse u. Skow- ronck, ereignete sich heute Nachmittag 2 Uhr ein bcklagenSwerther Unglücksfaü, indem durch Zerspringen eine« im Betriebe befind lichen Schmelzofen« 7 Arbeiter, zum Theil schwer, verletzt wur den. Die Verletzungen bestehen in der Hauptsache in Verbrenn ungen durch das flüssige Metall und sind bei fünf der Betroffenen leichterer Art. Die Katastrophe wird noch als eine Folge des letzten Hochwasser- betrachtet, indem da« damals in die Luft- und Reinigungskanäle eingedrungene Wasser trotz fortgesetzter Anwend ung von Dampfpumpen bisher nicht vollständig Hal entfernt wer den können und zu Entwickelung von Dämpfen geführt hat. Durch die Gewalt der letzteren wurde der Boden de» Gußtiegcl» abgelöst und mit der flüssigen Masse emporgeschleudert. — Waldheim, 23. September. Im Walde bei Kricbcthal erwürgte in der vergangenen Nacht die Ehefrau des Heizer« Paul in Kriebethal ihre zwei Kinder im Alter von und 2 Jahren. Die Frau zog man heute früh oberhalb der Stadt Wald heim lodt au« der Zschopau. Der Grund zur Thal ist unklar. — Sebnitz. Vielfach ist die Ansicht verbreitet, daß Fliegenpilze genießbar seien, sobald die rothe Haut abgezogen werde. Ein solche» Gericht hatte sich kürzlich ein hiesiger Ein wohner zubereitct, er war jedoch beim Abziehen der Haut nicht vorsichtig genug zu Werke gegangen und hatte sich dadurch eine gefährliche Vergiftung zugezogen. Durch rechtzeitige ärztliche Hilfe konnte die Gefahr abgewendet werden. — Den demnächst zum Militär eintresscnden Mann schaften möchten wir ganz besonder» empfehlen, sich beim Ab gang au« ihrer bisherigen Beschäftigung die Quittung« karten der Invalidität«- und Altersversicherung zu verschaffen und diese während der Militärzeit gut auszubewahren. Bei späterer Rück kehr in versicherung-pflichtige Stellung muß die Karte auf jeden Fall wieder beigebracht werden, und e« entstehen dann, wenn die Karte nicht zur Stelle ist, nur unnöthige Schreibereien, Zeitver luste und Geldausgaben, die jeder Einzelne sich und bezw. den Behörden und Krankenkassenverwaltungen bei nur einigermaßen gutem Willen recht wohl ersparen kann. — Die sächsischen Polizeibehörden sind angewiesen worden, das fernere Auftreten der deutsch-radikalen Abgeordneten au» Oesterreich, sowie die Veranstaltung anti-österreichischer Kundgebungen innerhalb der Grenzen de» Königreich» nicht mehr zu gestalten, da da» deutsch-österreichische BundeSverhältniß eine Erörterung innerösterreichischer Angelegenheiten von selbst verbiete. — O. l< Di« Handel«, und Geweibekammer Plauen Patte bereit« im Vorjahre darauf aufmerksam gemacht, daß von Ostern 1899 an eine handeiswissenschastliche Oberllasse bei der städtischen Real schule zu Plauen errichtet werden sollte, zu deren Besuch da« Reifezeug nis einer Realschule oder der aus einem Realgymnasium oder einem Gym- nasium erlangt« Schein zum einjährig-freiwilligen Militärdienst berechtigt. Diese Oberklasfe konnte mdeß wegen zu geringer Betheiligung zu Ostern 1899 noch nicht in« Leben gerufen werden. Nachdem aber nunmehr für Ostern 1900 eine allerdings noch beschränkte Zahl von Schülern der Real schule in Plauen ihren Eintritt angemeldet haben, ist der Stadtrach zu Plauen geneigt, die handelswissenschaftliche Oderklasse Ostern 1900 zu eröffnen. ES bietet sich hiermit nicht nur für Plauener Schüler, sondern auch sür Schüler anderer Lehranstalten des VogtlandeS, welche zu Ostern 1900 den Berechtigungsschein zum einjährig freiwilligen Militärdienst erlangen und sich dem Handelsstande widmen wollen, ein« willkommen« Gelegenheit, sich innerhalb eine« Jahres theoretisch für ihren Beruf auSzu bilden. Der Unterricht wird in 39 Wochenftnnden «rlheilt werden und sich im wesentlichen auf deutsche, französische, englisch« Sprache und Korrespondenz, auf WirthschaftSgeographle und Geschichte, sowie aus Buchhaltung und die kaufmännischen Wissenschaften erstreiken. Das in vierteljährlichen Thell- zahlungen vorauszuzahlende Schulgeld wird voraussichtlich 180 M. im Jahre betragen. Die Schüler unterstehen der Diiciplin der städtischen Realschule zu Plauen. Der erfolgreiche Besuch der HandclSsachllasse berechtigt nach bestandener Lehrzeit zum Besuche von Handel«hochschulen. Di« Ellern der- jenigen Schüler, welch« zu Ostern voraussichtlich da« Zeugniß zum einjährigen Militärdienst erlangen, werden von der Handels- und Gewerdekammer hierauf besonders mit dem Bemerken aufmerksam gemacht, daß Anmeldungen bi« spätesten« den IS. Oktober lausenden Jahre« schriftlich oder mündlich bei dem Direktor der städtischen Realschule zu Plauen. Herrn Profeffor I>r. Scholtze, zu bewirken sind. — Denjenigen Eltern aus unserem Leserkreise, deren Söhne sich in Leipzig in Stellung befinden oder denen daran gelegen ist, diese behufs weiterer Ausbildung in den Comptoiren der Großstadt unterzubringen, dürfte von Interesse sein zu erfahren, daß im Leipziger Vereinshause (Roß straße 14) jüngeren Kaufleuten wie Studenten Gelegenheit zur Theil nähme an einem Mittagstiseb geboten ist. Zu seiner Empfehlung sei daraus hingewiesen, daß den Tischgästen reichliche, kräftige Kost (Suppe, Braten mit Gemüse, Salat oder Compot) in einem geräumigen Saale zu dem mäßigen Preise von 60 Pf. gereicht wird. Dabei ist Niemand gcnöthigt, etwa« zu trinken oder Trinkgeld zu geben. Zeitungen liegen in großer An zahl zur Einsichtnahme bereit, über 260 Tagesblätter und illustriere Zeit schristen dienen zur Unterhaltung der Tischgenossen. Da der Reinertrag de» Millagstisches den Liebeswcrken des Verein» sür Innere Mission zu Leipzig zu statten kommt, so ist die stetige Vermehrung der Zahl der Gäste recht Wünschenswerth. Jeder von auswärts kommende junge Mann sollte hieraus Veranlassung nehmen, an dem Miltagstische sich zu bctheiligen und damit Amtliche Wittheikungcu aus der Hitzuug des Htadtratßcs zu Hivcnftock vom 11. September 1899. Anwesend: k Rathsmitglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. Man nimmt Kenntniß 1) von der Einladung zur Lehrerkonferenz in Schwarzenberg am 12. Sep tember, 2) von der Verpflichtung des Trichinenschauers Paul in Schönheide als stellvertretender Fleischbeschauer der Stadt Eibenstock, 3) von den Uebersichten der Stadt- und Sparkasse auf den Monat August, 4) von dem Schreiben der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzen berg über Beginn der Vermessungsarbeiten ain Bahnhofe, 5) von dem Prüfungsergebniß der Sparkassenrechnung auf das Jahr 1898. Herrn Otto Unger soll der Dank für die Zuweisung von 100 Mark Revisionshonorar an die Kochschule, sowie für weitere Uebernahme der Revisionsarbeiten übermittelt werden. Ferner wird Kenntniß genommen 6) von der vom Fiskus in Aussicht genommenen Eorrektur der Straße am Siechhause. Die Königliche Amtshauptmannschaft Schwarzenberg soll um Ueberlassung der Pläne zur Einsichtnahme ersucht werden. 7) Beschlußfassung auf mehrere Straf- und Steuererlaßgesuche. 8) Die in den Schulen ausgeführten Reparaturen werden nachträglich ge nehmigt. 4. September ^ist man einverstanden. 10) Bezüglich der Anschaffung eines Sprengwagens beschließt man, das Gutachten des Bauausschusses einzuholen. 11) Die Genehmigung zu einem Veränderungsbau an einem Wohnhause wird ertheÜt. * 12) Der Herr Vorsitzende theilt mit, daß er das Amt eines stellvertretenden Bevollmächtigten für den Bergbegnadigungsfonds angenommen habe. Hin Liebling der Wiener. Zum 6V. Todestage Johann Strauß, Vater, -j- am 24. September 1849. Von vr. M. Bilz. „'s giebt nur a Kaiserstadt! „'s giebt nur a — Strauß!" So könnte man das Lied der Wiener persifliren, um in wenigen Worten das auszusagen, wozu Bände nickt ausreichen würden. Ja, e» giebt nur einen Strauß und, wenn sick auch Vater und Sohn zu gleichen Theilen in den Lorbeer unsterblichen Ruh me» »heilen, — e« giebt nur — a «otrauß! Da« Werk, welche» der Baler begonnen, setzte sein ihm ebenbürtiger Sohn im glei chen Sinne fort; die Gunst, die der eine sich errungen, sie ward auch dem andern zu Theil, die Roscnkettc prickelnder Melodieen, die der eine anfing zu winden, wand der andere zum Kranze weiter Uno schlang sie um die Schläfe seine« lebenslustigen Volke«. ES giebt nur — a Strauß! Strauß Vater war die eine Hälfte; Strauß Sohn die andere Hälfte diese» — „a Strauß.' Un« interessirt heute Johann Strauß Vater. E» wa.' ein Freudentag, al» dem Gastwirth „Zum guten Hirten" in Wien am 14. März 1804 ein Knäblein geboren ward, ein Freudentag für den Vater, al« armen Wirth, und ein Freudentag für Wien, als reiche Kaiserstadt. Von den sich in dem kleinen Gasthofe ost cinfindenden ein fachen Wiener Volksmusikanten mit ihren bescheidenen Instrumen ten und Weisen erhielt der kleine Johann die erste musikalische Anregung. Schon früh zeigte er ein äußerst feine» musikalische» Gehör und Gedächtniß und bald äußerte er seinen höchsten Wunsch, ein — Musiker zu werden. Rasch erlernt« er in der Volksschule da» Violinspiel und weinte BlutSthränen, al» sein auf» Praktische denkender Vater ihn zu einem — Buchbinder in die Lehre gab. Welch ein Absturz vom Violinkasten zum Kleister topf! Der Absturz war zu schrecklich für Johann. Heimlich verließ er seinen Meister und wollte mit seiner Geige hinaus in die Welt ziehen, um den Kampf um'» Dasein mit dem Violin bogen zu beginnen. Da wollte e» ein günstiger Zufall, daß ein wohlhabender Freund seine« Vater« sich der Neigung de« talent vollen Knaben und seiner selbst annahm und ihn bei dem damal wohlbekannten Violinlehrer PolhschanSkh im Violinspiel au«- bilden ließ. Um diese Zeit — Johann war erst 14 Jahre alt — starb sein Vater. Durch die Verwendung seine» Gönner» erhielt der kleine Violinist öfter« Aufforderungen, in privaten Kreisen zu spielen und crwie» sich im Quartett al« sehr brauchbarer Violin spieler. Späterhin wurde er in da» Orchester de» sehr beliebten Musikdirektor« Pamer, der in den großen Bergnügung-lokalitäten „beim Sperl" aufzuspielen pflegte, ausgenommen. Dem auf strebenden Talent Johann« genügte diese» Handwerksspielen aber nicht lange. Schon im nächsten Jahre 1819 thal er einen für ihn und seine lieben Wiener späterhin sehr bedeutsamen Schritt. Er verband sich mit Lanner und Drahanek, welche damals schon wegen ihre» ausgezeichneten Zusammenspiels ganz besonder» bei den Wienern beliebt waren. Diese Verbindung, welche in kurzer Zeit alle ähnlichen Unternehmungen in Wien au« dem Felde schlug, wuch» unter Lanner» Direktion im Laufe einiger Jahre zu einem kleinen Orchester heran und Strauß ward überall Lanner'» Stellvertreter. Da« vertrauliche Vcrhältniß Beider, die nicht nur Talent, sondern auch Lebensfreude uud Leichtsinn an einander kettete, dauerte sech« Jahre. Im Jahre 1825 trennten sie sich. Straub, dem die meisten Musiker der Lanner'schen Ka pelle anhingen, gründete mit ihnen und einigen Neuen ein eigene» Ensemble und begann nun, auch al» Komponist hervorzutrelen. Da« nächste Jahr brachte den Wienern Straußen'« erste Walzerparthieen zu Gehör. E» waren die „TLuberl'-Walzcr, die „Döblinger-Union'-Walzer und die „Wiener Karneval'-Walzer, welche auch bald darauf bei Haslinger in Wien erschienen. Seinen eigentlichen Ruf al» Walzerkomponist begründete er aber 1827 mit der ersten Serie der „Kcttendrücken-Walzer", welche außerordentlichen Jubel hervorriesen. In diesen Kompositionen zeigte Strauß sich seinem Kollegen Lanner völlig ebenbürtig und bald spaltete Wien sich in zwei Parteien, die Lannerianer und die Straußianer, welche beide mit flammender Begeisterung für ihren Abgott eintraten. Jahraus jahrein widerhallten die Ver- gnügungSlokale Wien'» von den Tönen beider Meister und ihr Wettstreit förderte eine große Anzahl von immer neuen Tänzen, meist Walzern, zu Tage, Strauß, der Beanlagtere, überflügelte seinen Gegner bald. 1830—36 spielte er in den Sälen de» „Sperl" mit einem in der Geschichte de» Wiener Fasching beispiel losen Erfolg. 1835 wurde er zum Hofballmusikdirektor ernannt, stand an der Spitze eine» au« 200 Mann bestehenden Orchester» und wurde mit Spielaufträgen förmlich überschüttet. Er pflegte dann seine Kapelle zu theilen, um allen Wünschen gerecht zu werden; behielt aber stet« ein Stammorchester, da« er auf einer Stufe besonderer Vollkommenheit zu erhalten bestrebt war. In seinem Programm suchte er geflissentlich jeder Trivialität au»zu- weichen und stellte behuf« technischer Ausführung der Concertstücke die höchsten Ansprüche an seine Kapelle. Seine Kompositionen zeigten alle eine seltene Eleganz, Leich tigkeit und Frische der Empfindung, neue Melodieen von unwider stehlichem Reiz, neue Rhthmen von hinreißendem Schwung kamen durch ihn in die Litteratur der Tanzmusik. Ueberdie« machte ihn die unausgesetzte Uebung zu einem Meister in der prickelnden Instrumentirung und zu einem sicheren Kenner aller feineren und gefälligen Klangmischungen, welche er mit unerreichtem Ge schmack zu verwenden wußte. 1833 begab er sich aus seine erste Kunstreise mit seinem Orchester. Er besuchte Pest, errang frene tischen Beifall und empfing dadurch die Aufmunterung zu wei teren Reisen. Zur KarnevalSzeit jedoch kehrte er immer zu seinen Wienern zurück, die ihn über alle Beschreibung ehrten, liebten und fast vergötterten und welche sich einen Fasching ohne Strauß garnicht vorstellen konnten. 1834 spielte er in Berlin, da» über seine Melodieen halb wild wurde vor Enthusiasmus, in Leipzig, Dresden und Prag, wa» ebensovicle Triumphe seine« Talent« bedeutete. 1835 setzte er München, Augsburg, Stuttgart, Karlsruhe, Heidelberg, Mann heim, Frankfurt, Nürnberg und Regensburg in Hellen Aufruhr durch seine unwiderstehliche Zaubermusik. >836 rüttelte er Braun schweig, Hannover, Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Amsterdam, Haag, Köln, Aachen, Lüttich, Brüssel, Bonn und Mainz mit seinem Taktstock durcheinander und feierte 1837 in Paris den höchsten aller seiner Triumphe. Alle» schwamm förmlich in Ent zücken, raste vor Begeisterung und König wie Hof, Bürger wie Handwerksmann, Soldat wie Zivilist, alles, alle» schwärmte sür Strauß und nur für Strauß. Die ehrenvollste Anerkennung seine« Talent» gewann er aber durch Meheibeer, Cherubini und Berlioz, welche so faSzinirt waren von seinen Rhthmen, daß sie ihm den Vorschlag machten, den Karneval über in der Seinestadt zu concertiren, welches Anerbieten er, zur großen Enttäuschung seiner auf ihn fast eifersüchtigen Wiener, auch annahm. Hier gewann er sür seine Kunst die „Quadrille", die er bisher nicht so gepflegt hatte, al» den Walzer. 1838 sah ihn London, wo er 72 Concerte geben mußte und einen ähnlichen Erfolg errang, wie in Pari». Nur die Zaghaftig keit seines Orchesters war Schuld daran, daß er nicht über den Ozcan ging und eine Weltreise machte, welche vielleicht der Festigkeit der Kruste unseres Planeten hätte ernstlich gefährlich werden können, denn in Strauß schien man den „festen Punkt' gewonnen zu haben, von welchem au» man „die Erde bewegen konnte.' Da ergriff ihn in Edinburgh ein heftige» Fieber, von dessen Folgen er sich nie wieder ganz erholte. In dcjammernswerthem Zustande kam er in Wien an und halte den Leichtsinn, am 1. Mai >839 sein „GencsungSfest" zu feiern, LaS durch die immense Aufregung, durch den Enthusiasmus und die Begeister ung, womit man idm huldigte, seinen schwachen, kaum genesenen Nerven einen Stoß versetzte, der ihn langsam seinem Grabe zu taumeln ließ. Doch mit echt wienerischer Leichtlebigkeit setzte er sich über seinen Zustand hinweg und e« schien auch, daß er der schleichen den Auflösung ein energische» Halt geboten habe. Zwei Jahre genügten ihm, um in Wien die Quadrille in die Mode zu bringen. 1845 spielte er in Berlin und erntete hier Mendels sohn« ungetheille« Lob seiner Instrumentirung, bewies sich 1848 als seinem Kaiserhause von Herzen getreu und erkrankte auf seiner zweiten Kunstreise 1849 in London zum zweiten Mal ernst lich. Rasch eilte er nach Wien zurück, um hier nach kurzer Er holung seine Concerte wieder auszunchmen. Doch rasch ergriff ihn Gehirnlähmung und am 24. September war er eine Leiche. — Solch ein Begräbniß, wie da« von Johann Strauß, hatte Wien noch nie gesehen. E» ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß ganz Wien an seinem Leichendegängniß theilnahm, denn man liebte in ihm nicht nur den Meister, der wie kein Anderer in seiner Kunst den Wiener am treuesten verkörperte, sondern auch den Menschen, dessen Liebenswürdigkeit, Güte und Charakter festigkeit allgemein bekannt waren. Auch auf seinen Reisen hatte Strauß nur zwei Zwecke im Auge: Seine Kunst, um deretwillen er von seinen Untergebenen militärischen Gehorsam forderte und da» Wohl seiner Musiker, dem er in edler Selbstlosigkeit die größten Summen seiner peku niären Erträge geopfert hat, sodaß er trotz aller Triumphe, die seiner überall harrten, nie einen wesentlichen Ueberschuß zu ver zeichnen hatte. Al» Komponist hat Strauß 241 Opu« veröffentlicht. Vor Allem find seine Walzer unsterblich und bisher nur von seinem Sohne Johann erreicht worden. Der populärste seiner vielen Märsche ist der feurige „Radetzky-Marsch" der seit 1848, wo er zum ersten Male gespielt wurde, eine Art patriotischen LoosungS- worte« sür alle Oesterreicher geblieben ist. Der Polizei verfallen. Erzählung von Philipp Galen, Verfasser de« „Irren von St. James", „Fritz Stilling" >e. (4. Forts«,UN,.) „Die Stunden von fünf bi» acht Uhr wollten indcß für unsere Ungeduld, unter Menschen und nun gar so gesangeSkunoige und liebenswürdige Menschen zu kommen, gar kein Ende nehmen. Wir sangen unsere Rollen immer von Neuem durch, bi« wir endlich etwa» müde wurden und un» nun still verhielten, um un« in ruhigster Fassung auf da» Bevorstehende vorzubereiten. Da schlug endlich die ersehnte Stunde, und unser Polizei rath war pünktlich. Bald nach acht Uhr trat er bei un» ein, betrachtete un» mit seinem behaglich lächelnden Gesicht und nickte un» dann, von unserem Aussehen befriedigt, seinen Beifall zu. „Na," sagte er heiter, „da« genügt, und Sie haben sogar meine Erwartungen übertroffen. So folgen Sie mir denn in» Freie, mein Wagen erwartet un», und ich versichere Ihnen, daß Sie etwa» Schöne« sehen und hören und schließlich mit dem heutigen Abend und mir zufrieden sein werden. Vorwärt«!' Wir traten au» unserem Gefängniß auf den Korridor hin aus, wo unser freundlicher Wärter un» mit schmunzelndem Ge sichte begrüßte und viel Vergnügen bei dem Herrn Polizeirath
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