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- Erscheinungsdatum
- 1899-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189909057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990905
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-05
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Monat
1899-09
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Jahr
1899
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geordnete gegen die Kanalvorlage gestimmt haben, in den einst weiligen Ruhestand versetzt worden sind. — Die deutschen Schissfahrt«unternehmungen in China haben einen erfreulichen Zuwach« durch Einrichtung einer Linie auf dem Nangtsekiang erhalten. Dieser Strom ist die wichtigste, durch dichtbevölkerte Provinzen gehende Seehandel«- straße de« chinesischen Reiche«. Der Schiffsverkehr auf diesem gewaltigen Strome wurde bisher von der englischen und chinesischen Flagge monopolisirt. Jetzt wird auch die deutsche Flagge auf dem Ljangtsekiang hervortreten. Nachdem vor wenigen Monaten der Norddeutsche Lloyd einen in Schanghai stationirten Dampfer zur Besorgung de« Verkehr« zwischen dem Geschiifl«viertel und den vor der Stadt liegenden Ankerplätzen der deutschen Reich«- postdampfer in den Berkehr eingestellt hat, wird in nächster Zeit eine ganze Anzahl deutscher Dampfer den sstangtsekiang befahren. 8 stattliche Dampfer werden die deutsche Flagge auf dem Riesen strom weit in« Binnenland hineintragen. Da« erste dieser Schiffe, von denen die Bremer Firma Rickmer« !> und die Firma Mel cher« 3 bauen läßt, wird noch im Herbst in Fahrt treten und in kurzer Zeit werden die übrigen folgen. Durch sie soll in kurzen Pausen eine regelmäßige Verbindung zwischen Schanghai, Aankau, Jtschang und Tschungking in« Leben gerufen werden. Iankau, 680 Seemeilen landeinwärts von Schanghai gelegen, ist ein Mittelpunkt für den fremdländischen Berkehr mit den westlichen und zentralen Provinzen. Die Erwerbung einer deutschen Kronkonzession an diesem Punkte beweist, daß Deutsch land dort wichtige kaufmännische Interessen besitzt. Sowohl der Passagierverkehr zwischen diesen beiden Punkten und den Zwischen stationen wie namentlich auch der Frachtverkehr hat einen be deutenden Umfang. Aber auch über Aankau hinaus, nach dem 1100 Seemeilen von schanhai entfernten Jtschang werden beide Firmen ihre Dampfer senden und Rickmer« wird die Fahrt sogar 1540 Seemeilen flußaufwärts nach Tschungking auSdehnen. So werden, da bi« jetzt Ljankau Endpunkt der Dampserlinien ist, die ersten über diesen Platz hinausgehenden regelmäßigen Dampf schiffsverbindungen deutsche Unternehmungen sein. Da der chine sische Handel aller Voraussicht nach in nicht ferner Zeil einen großen Aufschwung nehmen wird, ist e« für den deutschen Ge schäftsverkehr erfreulich, daß thatkrästige Kaufleute in zielbewußter Arbeit schon jetzt dahin wirken, auch im Schifffahrtsnetz der chinesischen Ströme festen Fuß zu fassen. — Oesterreich-Ungarn. Nach Meldungen aus Prag bestätigen die „Narodni Lisch" in einer Wiener Korrespondenz die von einigen Blättern gebrachte Mitthcilung, daß die Regier ung die Aushebung der Sprachenverordnungen plane und daß als Zugabe hierzu die Demission des Grafen Thun erfolgen werde. Die „Narodni Lisch" drohen, fall» die« ge schieht, daß die junglschechischen Abgeordneten die Obstruktion der Deutschen fortsetzen und sowohl die Delegationswahlen al« auch eine sonstige parlamentarische Thätigkeit unmöglich machen wer den. Da» Blatt zweifelt nicht an der Treue der Polen, er klärt aber, daß sich die Tschechen auf die katholische Volkspartei nicht verlassen können, und daß sie überzeugt sind, daß sie, fall« sie die Obstruktion aufnehmen, auch von der konservativen Partei (Feudalen) verlassen werden würden. Sie würden isolirt im Parlamente stehen, aber trotzdem im Kampfe um ihre Rechte ausharren. —Chlumecky ist angeblich der «kommende Mann", der beim Wiederzufammentritt de« Reichsraths Ende September oder Anfang Oktober dazu auSersehen ist, den Staatskarren au« dem Sumps, in dem er steckt, herauSzuholen. — GraSlitz, 1. September. Zur Leitung der Gemeinde obliegenheiten ist, nachdem alle Stadtvertreter ihre Aemter nieder gelegt haben, von der Regierung der Bezirkskommissar I)r. Schöpfer aus Prag ernannt worden, der am Montag die Geschäfte übernahm. — Frankreich. Der „Malin" veröffentlicht nach Doku menten aus dem Kolonialministerium Einzelheiten über die Grau samkeiten, die sich die Mission Voulet-Chanoinc hat zu Schulden kommen lassen. Am 8. Januar wurde ein Eingebore ner, der erklärte, den Weg nach dem Osten nicht zu kennen, auf Befehl Voulet« enthauptet. An demselben Tage ließ Boulet 20 eingeborene Frauen mit ihren Kindern, darunter Säuglinge, durch Lanzenstiche niedermachen; er wollte ein „Exempel statuiren". Ferner schoß Voulet einem Schützen, weil er mit seiner Munition verschwenderisch umgegangen war, eine Kugel in den Kops. Um dieselbe Zeit brannte die Mission eine Stadt von 10,000 Ein wohnern nieder, die einen Handelsmittelpunkt bildete. Ferner wurden zwei Träger, die, weil sie nur mit Lanzen bewaffnet waren, nicht gewagt hatten. Eingeborene, die mit Pfeilen bewaff net waren, zu verfolgen, aus Befehl ChanoineS ohne Urtheil er schossen. Andere Blätter berichten, Voulet und Chanoine hätten sich die Hände der niedergemachten Eingeborenen bringen lassen, um die Zahl derselben festzustellen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 4. Septbr. Der Tag von Sedan wurde auch in diesem Jahre wieder durch Zapfenstreich und Weckruf Seiten de« Militär-Verein» und der Stadtkapelle eingeleitet. Vorm. 11 Uhr fand im Zeichensaale de» Jndustrieschulgebäude« Festaktu« der Latein-, Industrie- und Handelsschule statt. Der Militär-Verein hielt Abend« im Saale de« Deutschen Hause« einen öffentlichen Commer« ab. Der Festaktu« der Bürgerschule wurde heute Vormittag in der Turnhalle abgehalten, dem ein Knaben- und Mädchen-Schauturnen im Schulgarten folgte. Die diesjährige Scdanfeier erhielt bei uns noch ein besondere« Ge präge dadurch, daß der hiesige Turnverein in den Tagen vom 2. bi« 4. Septbr. da« 50jährige Jubiläum seiner Fahne begeht. Der gestern Abend au« diesem Anlaß im Feldschlößchensaalc an gesetzte und stark besuchte Commer« hatte gleichzeitig den Charakter einer patriotischen Feier, lieber da» Jubiläum-fest selbst werden wir in einer der nächsten Nummern einen ausführlicheren Bericht bringen. — Schönheide. Ehrenpforten mit Willkommengruß, Guir- landen und wehende Fahnen, da» war das Festgewand, in welchem am Sonntag unser Ort prangte. Galt e« doch die Weihe eine« Banner» zu begehen, welche» der König!. Sächs. Militär verein 1898 sobald unter gr.ßer Opserwilligkeit seiner Mit glieder sein Eigen nennen konnte. Freilich zeigte sich am Morgen der Himmel nicht einladend mit seinem bleiernen Grau, aber er hatte nach dem tagelangen Regenwetter ein Einsehen, die Sonne brach sich Bahn. Die Einleitung bildete am Vorabende Zapfen streich und am Festmorgcn weckte Reveille die Schläfer. Nach dem Gotte«dienste legte der Verein-Vorsteher, Herr Elcctrizität«- direktor Alberti, unter entsprechender Widmung an dem mit Flaggen und Fichten - Bäumchen geschmückten Kriegerdenkmal, zum Gcdächtniß der im Kampfe Gefallenen, eine Kranzspende nieder. Daran betheiligten sich eine Anzahl Herren und eine Gewehrabtheilung. Dasselbe geschah auch von Seilen de« älteren Militärverein«. Von >1 bi« 1 Uhr war Empfang der Gäste. Die Weihe vollzog sich aus dem Rathhau-platz. Dieselbe wurde eröffnet durch den Weihegesang: „Brüder reichet Herz und Hand" von Abt, gesungen von dem vereinigten Männergesangvercin und Liederkranz. Darauf begrüßte der Verein-Vorsteher, Herr Alberti, die Festversammlung mit einem herzlichen Willkommen. Da« Banner wurde überreicht von den Fräulein Schönfelder und Berger. Die Weiherede hatte in bereitwilligster Weise Herr Pastor Hartenstein übernommen. Derselbe weihte die Fahne I. zu einer Mahnerin an die großen Zeiten der deutschen Ge schichte, 2. zu einer Mahnerin an die großen Aufgaben unserer KriegSleute. Dann stimmte der Sängerchor da« Lied „Fahnen eid" von Julius Otto an. Frau Baumeister Berger überreichte da« Bandelier, Frau Obcrpostassistent Forbrig und Frau Wacht meister Schädlich die Begleitschärpen. Im -Namen der Jung frauen übergab Fräulein Berger eine Schleife. Bemerkt sei noch, daß die Spitze ein Geschenk de« Herrn Klempnermstr«. A. Unger ist. In huldvollster Weise hatte der hohe Protektor Se. Maj. König Albert dem Verein einen -Nagel mit Schleife verliehen, den der Bezirksvorsteher Herr Starke au« Schneeberg übermittelte mit dem Wunsche, in Liebe und Treue zu König und Vaterland sestzustehen. Die markige Ansprache gipfelte in einem 3 fachen Hoch auf Se. Maj. König Albert, worauf die Musik die Sachsen hymne anstimmte. Nachdem die hiesigen und auswärtigen Ver eine die gestifteten -Nägel, e« waren über 40, übergeben hatten, brachte man ein 3 fache« Hoch auf den obersten Kriegsherrn Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. Zum Schluß dankte der Vor steher für die Betheiligung ver Behörden, Offiziere, Ehrengäste, Vereine u. s. w. und für die Geschenke, schließend mit einem 3 fachen Hoch auf dieselben. Dann setzte sich der ansehnliche Fest zug in Bewegung. Den Anfang machten 3 Reiter, nicht wenig trug auch zur Hebung de« Ganzen eine Anzahl Festjungfrauen bei. Die oben genannten Damen fuhren in Landauern. Das Endziel bildeten die Säle de« Gambrinu« und Schwans, wo Ball stattfand. Beide hatten festlichen Schmuck angelegt. Im Gambrinu«, dem Vereinslocale, erblickten wir in der Mitte de« Podiums die Büste Sr. Maj. de« König«, umgeben von Blumen und Lorbeerbäumchen. Ferner sahen wir die Bilder unserer großen Helden, Wilhelm I., Friedrichs, Bismarck«, Moltke», auch Wilhelm II. An dem Eingänge war über dem Porträt unsere« allgeliebten Landesvaters eine Krone mit bunten elektrischen Flämmchcn angebracht, welche allgemeine Bewunderung erregte. Der ganze Saal war in den LandcSfarben drapirt. Die Nach feier bestand Montag in Frühschoppen-Cvncert und am Abend in Concert und Ball, zu welchem auch die übrigen BercinSvorstände Einladung erhalten halten. An Se.Maj. den König wurde folgende» Telegramm abgesandt: Zur Weihe unserer Vereinsfahne versammelt, bitten Ew. Majestät wir allerunterthänigst, den ehrfurchtsvollsten Dank siir das herrliche Fahnen geschenk mit der erneuten Versicherung unwandelbarer Treue für das Haus Wettin allergnädigst entgcgennehmen zu geruhen. König!. Sächs. Militärverein 1898 zu Schönheide. — Dresden, 2. September. Se. Maj. der König hat infolge eines leichten Luftröhren Katarrh« ohne Fieber die Reise und Theilnahme an der Parade in Straßburg aufgegeben, hofft jedoch sich zu den Paraden nach Stuttgart und Karlsruhe be geben zu können. — Chemnitz. Eine neue Thalsperre wird bei Neun zehnhain bei Marienberg mit einem Kostenaufwande von etwa 5 bis 6 Mill. M. errichtet. Bei dieser Thalsperranlage handelt es sich eigentlich um drei Thalsperren, von denen die dritte nur al» Sammel- und Ausgleichbecken dient. Letztere, sowie die kleinere Sperre werden nur Erddämme erhallen, während die große mit einer Sperrmauer abgegrenzt ist. Diese Mauer wird allein etwa 1 Mill. M. kosten und die Fundamentbreite wird 14 bis 15 m erreichen, wenn nicht überschreiten. Da» Sammelbecken wird über 3 Mill, cbm Wasser fassen. Die Längenausdehnung beträgt 2 '/<2 icm. Die Stauhöhe, also die Höhe der Sperrmauer ist 36 w. Da» dritte Becken dient lediglich als Ausgleichbecken und durch den eigenen Druck fließt da« Wasser nach der Thalsperre bei Einsiedel. Zur Wasserentnahme dienen zunächst zwei eiserne Rohre von je -20 cm Durchmesser. Von hier bis zur Thalsperre Ein siedel wird da« Wasser in einem mächtigen Tunnel, der in Cement- beton ausgeführt ist, geleitet. Dieser Tunnel, der begehbar ge macht wird, kommt stellenweise bi» zu 40 m unter die Erdoberfläche zu liegen und ist auch durch Schächte von oben zu erreichen. — Annaberg, 1. September. -Nach den bisherigen Dis positionen trifft König Albert au« Anlaß der in unserem Erzgebirge sialtsindenden Divisionsmanöver am Montag, 11. September, Abend» gegen 6 Uhr auf dem hiesigen Bahnhof ein und wird im Hotel „Museum" Wohnung beziehen. Am darauf folgenden Tage besucht Se. Majestät da» Manöverfeld, um nach dem Manöver wieder nach Dresden zurückzukehren. Vorbehältlich der Genehmigung de« König» soll ihm am Abend de» II. Sep tember auf dem Annaberger Marktplatze eine Huldigung der zum Bundesbezirk Annaberg gehörigen Königl. Sächs. Militärvereine in Form einer Paradeaufstellung, sowie eine Ovation der Anna berger Vereine Largebracht werden. Bei Gelegenheit der letzteren will man Se. Majestät durch eine Serenade der hiesigen Gesang vereine erfreuen. — Meißen, 31. August. Die Redaktion de» hiesigen „Tage blattes" erhielt von der König!. Sächs. Versuchsstation für Pflanzen kultur in Dresden einen Brief folgenden Inhalte«: In Ihrem geschätzten Blatte vom 30. August diese» Jahre» findet sich ein Artikel über da« Auftreten einer argen Obstschädigung im Meißner Bezirke, insbesondere in Oberjahna. ES wird darin berichtet, daß die Aepfel und Birnen infolge einer Pilzwucherung ver kümmern und unmittelbar darauf wird Hüttenrauch als Ursache dieser Erscheinung angegeben. Da« fragliche Obst ging genannter BersuchSstatin am heutigen Tage zur Untersuchung zu, wobei sich ergab, daß dasselbe in hohem Grade vom Obstroste bUciückium pzrinum und ckentriticum befallen ist und daß hierin einzig und allein die Ursache der Krankheits-Erscheinung zu suchen ist. Es ist nicht der geringste Anhalt für einen Hüttenrauchschaden vor handen. Wir ersuchen Sie höflichst, diesen Untersuchungsbefund bekannt zu geben, da Ihre Miltheilung zweifellos geeignet war, Beunruhigung in landwirthschastliche Kreise zu tragen. Der fragliche Pilz, eine Folge der milden Winter«, de« naßkalten Frühjahr« und der darauffolgenden tropischen Hitze, ist in diesem Jahre außerordentlich verbreitet. Die Bekämpfung hat durch mehrmalige» Bespritzen der Bäume, im Frühjahr und Sommer, mit Kupferkalkbrühe zu erfolgen. Di» bezeichnete Versuchsstation ertheilt über etwaige Pflanzenkrankheiten aus Anfrage und Ein sendung de« Untersuchung-material» jederzeit unentgeltliche Aus kunft. — Aue, 2. Septbr. Durch den Mittag« kurz nach 1 Uhr von hier abfahrenden Bedienungszug für die Tauberschen und Tölleschen Zweiggleisanlagen wurde gestern auf dem in der Nähe de» hiesigen Bahnhose» befindlichen Uebergange ein Geschirr über fahren. Hierbei sind die beiden Pferde verletzt und der Wagen (ein leerer Schleiswagen) zertrümmert worden, sowie ein Eisen bahngüterwagen zur Entgleisung gekommen. Menschen haben glücklicherweise keinen Schaden erlitten. Der Eisenbahnbetrieb erlitt keinerlei Störung. — Treuen, 1. September. Einem Wüstling zum Opfer gefallen ist am Dienstag Hierselbst da» fünfjährige Töchterchen de» Webermeister« Siegel. Die Kleine war von dem Verbrecher, welcher etwa 30 Jahre alt gewesen sein soll und leider entkommen ist, mit Semmel und einigen Zuckerstückchen beschenkt und in den nahen Wald gelockt worden. Dort fand man da« arme Kind später schwer verletzt und bewußtlos auf. — Markneukirchen, 1. September. Seit Montag ist der Posthilssbote Schlosser spurlos verschwunden. Die amtliche Untersuchung hat ergeben, daß Schlosser ihm behufs Einzahlung in die Postkasse anvertraute Gelder unterschlagen hat. — Au« dem Erzgebirge, 2. September. In der böhm ischen Grenzstadt Platten wird da« alte Schulhau«, da« über IM Jahre al« solche» gedient Hot, wegen Neubaue» einer Schule verkauft. Da» Gebäude war früher da» Wohnhaus de« kurfürst lich sächsischen Jäger« und Eigenthum de« Kurfürsten von Sachsen, dem damals die Wälder bei Platten gehörten. Durch den Prager Vertrag vom 14. Oktober 1546 kamen die beiden Städte Platten und GotteSgab an die Krone Böhmens, da« alte Forst- und Jägerhaus in Platten blieb jedoch Eigenthum de« Kurfürsten von Sachsen Der letzte sächsische Förster -Namen» Karl Krebs starb daselbst 1783. Durch einen Vertrag zwischen Sachsen und Oester reich siel da« Gebäude 1785 Oesterreich zu; Kaiser Josef II. schenkte e« der Stadt Platten zu einem Schulhause. An dem Gebäude befinden sich noch die Kurschwerter als Wappen. — Da« dem sächsischen PrivatblaufarbenwerkS-Verein mit dem Sitze in Leipzig gehörige Schindlersche Blaufarben werk bei Bockau beging am Freitag in festlichster Weise da« Jubiläum seine« 250jährigen Bestehen«. Im Werke selbst fand am Vormittag in Anwesenheit der Bevollmächtigten, Beamten und Arbeiter, sowie einer großen Zahl geladener Gäste ein Fest- aktu» statt, worauf ein gemeinsames Mahl in zwei Sälen die Theilnehmer vereinigte. Am Abend fand sodann im Gasthofe zu Albernau ein Ball statt. Schindlers Blausarbenwerk wurde im Jahre 1649 von EraSmuS Schindler, einem vornehmen Bürger au« Schneeberg, errichtet. Es blühte sehr schnell auf und erhielt unter dem 7. September 1650 den kurfürstlichen Freiheitsbrief. Amtliche Wittheiknugen aus der Sitzung des Stadtr-t-es zu Eibenstock vom 24. August 1899. Anwesend: 4 Rathsmitglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. 1) Vom dem Berichte des Herrn Vorsitzenden über eine von ihm vorgenom mene Besichtigung der Industrieschule nimmt man unter Billigung seiner Vorschläge Kenntniß. 2) Im Dachraume der Industrieschule soll eine Hausmannswohnung ein gebaut werden. 3) Die Anbringung je einer Gasflamme in den Baderäumen des Schul- brausebadeS wird genehmigt. 4) Man verwilligt 200 Mark als Hubuße zur Omnibusverbindung mit dem Bahnhof für den letzten Zug hrer. 5) Den Beleuchtungsausschutz Beschlüssen über Umwandlung aller Straßen laternen in Glühlichtlaternen, sowie den weiteren hierbei eingebrachten Vorschlägen tritt man bei. 6) Die Entschädigung für die Laternenwärter erhöht man auf 300 Mark, verlangt jedoch nunmehr eine ordnungsmäßige Straßenbeleuchtung. 7) Beschlußfassung auf mehrere Baugenehmigungsgesuche. 8) Dem Erzgebirgsverein gewährt man bis auf Weiteres eine jährliche Beihülfe von 100 Mark. Ferner nimmt man Kenntniß 0) von dem Stadtverordneten-Beschlusse über dm Ankauf von Areal in der Schulstraße, 10) von dem Abkommen mit den Poftstraßenanliegern wegen Anlegung eines Trottoirs in der Poststrabe, und 11) von der neuaufgestellten Vermögensübersicht über die Stadt- und Schul gemeinde. 12) Weiter befürwortet man die Auszeichnung der hierzu vom Feuerwehr- kommandanten Müller vorgeschlagenen Feuerwehrleute. 13) Ein weiterer Hydrant wird vorgesehen. Außerdem kommen noch verschiedene Sachen zur Erledigung, die deS allgemeinen Interesses entbehren, beziehentlich zur Veröffentlichung nicht ge- Die gute alte Zeit. Von Frida von Kronos f. Wer seufzte nicht nach ihr, wer sänge nicht ihr Lob, mag er sie nun gekannt haben oder nicht, die gute alte Zeit, die immer in« Treffen geführt wird, wenn irgend etwa» nicht stimmen will, nicht in unfern Kram paß«, wenn wir un« durch eigene oder fremde Schuld verrechnet haben, schlimme Erfahrungen für bare Münze einstecken und überdies noch gute Miene zum bösen Spiel machen müssen. Und e» ist etwa» dran, wenn auch nicht Alle» und just nicht immer gerade da«, was wir im ersten Unmuth, in der ersten peinlichen Enttäuschung meinen; da« aber steht fest, sie verdankt ihren fest gegründeten guten Ruf nicht allein ver erbter Meinung, nachträglicher, täuschender Vergoldung, sondern einer soliden Grundlage für Wort und That, ehrenwerthen Grund sätzen und stillem Genügen, die den Frieden al» heiligste» Gut in de« Hause» Enge bannten, über denen man gern und freudig die jeder Zeitperiode eigenen, jedem Zeitalter anhaftenden Irr- thümer und Mängel vergißt. „Ein Mann, ein Wort!" — „Sin Freund für'« Leben!" — „Treu und wahr!" — „Furchtlos und treu!" — da« waren feste Stützen in Hau» und Familie, in Handel und Wandel, die zei tigten da« Pflichtbewußsein, festigten die Anhänglichkeit, stärkten da» redliche Wollen; drum hingen auch die Dienstboten mit rührender Ergebenheit an der Herrschaft, darum sorgten Hau«- vater und Hau«multer um da« Gesinde gleichwie um die eigenen Kinder, darum war der Eltern Segen so wichtig und heilig, Kinderliebe so opferwillig, darum war de» Meister« Nutzen de« Gesellen ernste« Anliegen, da« Wohl selbst der armen schütz- und rechtlosen Kreatur de« unwissenden Hütbuben aufrichtige« Bestreben. Heute täuscht die Waare, täuscht da« Wort. In vielen Fällen wenigsten«, denn: „Die Welt will betrogen sein, drum betrüget sie," diese verabscheuungswürdige, leider schon zum Ge meingut gewordene „Wcltweirheit", durchdringt alle Schichten der Bevölkerung, zerstört gleich einem fressenden Gifte die Grund lage aller Verhältnisse. So schwinden da« Vertrauen, da« Pflicht bewußtsein, die Gewissenhaftigkeit; „ein Narr macht viele," — und ein Betrüger auch, leider! Sparsamer war vor Zeiten die Produktion, allein dauer hafter die Waare; schwieriger der Berkehr, doch nachhaltiger di« Freude de« Wiedersehen«, der Genuß lang ersehnten Beisammen sein«. Karger war der Verdienst, aber gesegneter, denn wie sauren Schweiß er gekostet, da« stand auf dem Antlitz, in der rauh- geschafsten Handfläche, da« stand im Herzen geschrieben, darum ward auck» der Groschen zehnmal umgewendet, jeder Einkauf wieder und wieder überlegt und bedacht, ehe da« Geldstück gegen solide Waare umgetauscht wurde, — wer den Heller nicht ehrt, ist de« Thaler« nicht werth! — Der Vertrag zwischen dem Meister und Gesellen, zwischen Lehrherrn und Lehrling, Hau«vater und Ge sinde, Gewerb«mann und Besteller stand nicht nur auf dem Pa pier, sondern im Gewissen; da« Band zwischen Eltern und Kin dern war durch Gotte«furcht geheiligt, eng geknüpft und unzerreiß bar ; der Eltern Treue sand ihren Dank, die Ehrfurcht der Kin der ihren Lohn; die Liebe zu Baterhau« und Vaterland war der Schmuck de» Manne«, Zucht und Sitte de« Weibe« Zier. Auch die Freundschaft war echt, treu und wahr; nicht so rasch ge schlossen und rasch gelöst wie heutzutage, kein weinselige« Ver-
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