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- Erscheinungsdatum
- 1899-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189908310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990831
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1899
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Monat
1899-08
- Tag 1899-08-31
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Monat
1899-08
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Jahr
1899
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gutachtlichen Acußerung versendet worden. In dem Entwürfe bleibt da« Fischercigesetz gänzlich ausgeschlossen, während da« Wasserrccht in allen seinen Einzelheiten berücksichtigt wurde. In dasselbe ist auch die wichtige Frage wegen Errichtung der Thal sperren mit eingeschlessen. — Die sächsische Eisenbahnverwaltung soll, wie die .Lechz. N. N." crsahren, beabsichtigen, Verhandlungen mit den Eisenbahnbehörden Nord- und Mitteldeutschland« einzu leiten, um eine Verbilligung der Personenbeförderung in Norddeutschland herbcizusühren. E« bleibt fraglich, ob damit etwa« Neue« und Richtige« gemeldet wird. Verhandlungen wegen Vereinfachung der Personcntarife finden feiten« der deutschen Eisenbahnverwaltungen schon lange statt, eine Verbilligung ist für Süddeutschland kürzlich wieder von Württemberg angeregt. Man hat aber noch nicht« weiter über die Sache gehört. — Leipzig. Ueber einen sonderbaren Fall wird da« Fol gende berichtet! Am II. d. M. bat ein 41 Jahre alter Arbeiter au« Bayern bei einem hiesigen Arzte um Hilfe und gab an, daß er sich aus der Wanderschaft befinde und wegen heftiger Schmer zen und Beschwerden im Unterleibe nicht weiter könne. Der Arzt nahm den Patienten in Behandlung; da sich jedoch dessen Zustand im Lause der nächsten 10 Tage verschlimmerte, nahm der Arzt da« Vorhandensein eine« bösartigen Leiden» am Mast darm an, zu dessen Beseitigung sich eine schwere Operation noth- wenkig mache. Er übcrwie« zu diesem Zwecke und zur Weiter behandlung den Patienten dem hiesigen Stadtkrankenhause. Auch im Krankenhausc klagte der Kranke wie bisher; bevor jedoch zur Operation geschritten wurde, konstatirtc der behandelnde Hospital- arzt, daß der Patient einen festen langen Gegenstand im Mast darm sitzen habe, und siehe da, ter Arzt brachte bald ein ca. 20 ein langes und singerstarkes sogenannte« Zwillingsmesser zum Vor schein; die Operation machte sich nun nicht mehr nothwendig und es ist da« Befinden de« Patienten bereits ein bcsriedigcndcS. Der Mann hatte sich da« Messer bereit« am 22. vor. Monat« au« Lebensüberdruß mit dem Wunsche, an den Folgen zu sterben, selbst cinverleibt. — Plauen i. V., 28. August. In voriger Woche kehrte ein hiesiger junger Mann nach Plauen zurück, der in der fran zösischen Fremdenlegion 4 Jahre und 15 Tage gedient hatte und als Gefreiter entlassen worden war. Er war als Handwerksbursche nach Frankreich gekommen, dort gelegentlich in einen trunkenen Zustand versetzt und für die Fremdenlegion angeworben worden; er wußte damals überhaupt nicht, wa« er unterschrieben hatte. Der junge Mann hätte eigentlich fünf Jahre dienen sollen, ist aber schon jetzt unter Abgabe de« Versprechen« entlassen worden, daß er im fünften Dienstjahrc in Frankreich noch eine Reserve übung mitmachcn würde. Für die Dienste im deutschen Heere war unser Landsmann seinerzeit wegen eine« Herzfehlers als untauglich befunden worden. — Adorf, 28. August. Der aus GraSlitz geflüchtete Be zirkskommissar Rott hat in der Nacht zum Sonnabend im hiesigen Hotel .Viktoria" übernachtet. — Auerbach, 27. August. Der Zwist zwischen Stadt- verordneten und Bürgermeister greift immer tiefer. In der am Donnerstag abgehaltenen öffentlichen Sitzung des «tadt- verordnetcnkollcgiumS brachte Herr Stadtv. Petzoldt die Entscheidung der Königlichen Krcishauptmannschast Zwickau über die von ihm und zwölf Mitgliedern de« Kollegiums unterm 4. Mai d. I. er hobene Beschwerde über Herrn Bürgermeister Kretzschmar wegen Verletzung der Geschäftsordnung in der gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Kollegien zur Verlesung. In der betreffenden Zufertigung der KreiShauptmannschaft wird gesagt, daß von der behaupteten Verletzung der Geschäftsordnung seitens des Bürger meisters keine Rede sein könne, weil eine solche Geschäftsordnung für die gemeinschaftlichen Sitzungen der städtischen Kollegien in Auerbach überhaupt nicht exislirt, daß aber auch im Uebrigen die angefochtenen Entschließungen des Bürgermeister« nicht mißbilligt werden könnten und daher die Beschwerde al« unbegründet ver worfen werden müsse. Herr Stadtv. Petzoldt legte hierauf dar, daß man sich bei dieser Entschließung nicht beruhigen könne und ersuchte da« Kollegium, sich mit ihm beschwerdcsührcnd an da« Königliche Ministerium de« Innern zu wenden. Zu diesem An träge de« Herrn Petzoldt beschloß da« Kollegium, sich 1. wegen der Beschwcrdeführung nach der vom Herrn Stadtv. Petzoldt gewünschten Richtung weitere Schritte vorzubehaltcn und 2. den Stadtrath zu ersuchen, baldigst eine Geschäftsordnung für die gemeinschaftlichen Sitzungen der städtischen Kollegien aufzustellen. — Untersachscnberg, 28. August. Der Winter hat seine Visitenkarte recht zeitig bei uns abgegeben. Am Sonntag früh war die ganze Flur bis hoch aus die Berge hinauf mit einer starken Reifschicht überzogen. Hier und da ist das Kartoffelkraut vom Froste getroffen worden. Die empfindlichen Gartengewächse sind zum Theil erfroren. — Aue, 28. August. In einer Dachkammer de« der Frau Unger in Sofa gehörigen Hause» hier, Bahnhofstraße 31, entstand in der Nacht zum Sonntag Feuer, dessen Ursache bi« jetzt noch nicht hat sestgestellt werden können. Da« Nachbargebäude konnte durch Eingreifen der Feuerwehr erhalten werden, während von dem Brandobjekt der Dachstuhl ganz vernichtet wurde, die erste Etage aber fast gänzlich und das Parterre theilweise auSbranntcn. Von den Bewohnern de« Hause« sollen zwei Familien nicht ver sichert haben. — Schneeberg, 27. August. In einem Hause in der Schreibergasse Hierselbst, da» vor einigen Jahren nach einem Brande wieder aufgebaut worden war, brach heute Morgen Feuer au«. E« brannte die Werkstatt de» Tischlermeister« Weiß vollständig au«, wobei außer dem Handwerkszeug und den Vor- räthen, auch eine Anzahl Möbel vernichtet wurden. Weiß hat nicht versichert. — Geithain, 29. August. Heute Nachmittag 4 Uhr sind fünfzehn an der Kolkcer Straße stehende, reich mit Erntevor- räthcn gefüllte Scheunen niedcrgebrannt. Erst um 7 Uhr Abend« war der Brandherd lokalisirt. — Mülsen St. Micheln, 28. August. Gestern Nach mittag machte sich ein hiesiger Lehrer den Spaß und lud auf einmal etwa gegen 60 Schulkinder zu einer Schaukelparthie ein. Hierbei ereignet sich nun da« Unglück, baß die den dem Weber Richter aus Sr. Jakob im Garten de« Restaurateur« Flämig hier zur öffentlichen Volksbelustigung ausgestellte, im Gange be findliche Schaukel infolge Ueberladcn» einen Wellenbruch bekam und au» höchster Höhe hcruntcrstürzte. Al« ein wahre« Wunder ist e« dabei zu betrachten gewesen, daß durch den Absturz der Schaukel und Nachstürzen der zerbrochenen Welle von den Kin dern nur ein« davon verletzt wurde, während die übrigen mit dem Schrecken davon kamen. Die in die Schaukel cingestiegenen Kinder saßen nicht, sondern standen während de» Schaukeln» Kopf an Kopf. — Seifhenner-dorf, 28. August. Ein Bahnbeamter muß sich in den schwierigsten Lagen zu Helsen wissen. Da« zeigte sich auf dem hiesigen Bahnhof. Ein Radfahrer, welcher mit der Bahn nach Kratzau fahren wollte, übergab sein Rad dem betreffen den Beamten zur Beförderung im Gepäckwagen. Wie üblich. wurde da» zu befördernde Gepäck schon vor Ankunft de« Zuge« an die Stelle geschafft, wo der Gepäckwagen zu halten pflegt. Der Zug kam, verschiedene Gepäckstücke wurden au«- und einge laden, va« Abfahrtssignal ertönte und der Zug dampfte ab, aber — da« Fahrrad war vergessen worden. Kurz entschlossen, schwang sich aber sofort ein Bahnbeamter auf da« leichte Vehikel, radelte flott daraus lo« und traf in Warnsdorf noch rechtzeitig genug ein, um da« „in Gedanken stehengeblicbene" Fahrrad dort in den Zug aufzuliefern. — Die meisten Soldaten stellt in Sachsen der Hand werkerstand. Im Ersatzjahre 1897/98 waren unter 16,594 jungen Leuten, welche dem XII. (sächsischen) Armeekorps über wiesen wurden, 8750 Handwerker, also die größere Hälfte, da gegen Landwirthe 925, Dienslkncchte 1966, Handarbeiter 1710, Fabrikarbeiter 1174, Berg- und Hüttenarbeiter 379, Schiffer und Fischer 52, Kellner und Diener 242, Musiker 81, Schreibbcflissene 412, Handlungsbeflissene 722, Studenten, Lehrer und Schüler 49, Künstler 15, Beamte (Forstgehilsen) 87, ohne Gewerbe 30. — Unter diesen jungen Soldaten fanden sich immer noch 4, die weder lesen noch schreiben konnten, 2 konnten zwar lesen, aber nicht schreiben. Referat über die Hitzung des chemeinderattzs zu Schönheide vom 23. August 1899. 1) Der Gemeinderalh nimmt Kenntniß von n. der Einladung de« hiesigen Militärvereins „IMS" zu den Festlich keiten anläßlich der bevorstehenden Fahnenweihe, si. der B-rtragsvollzichung mit Herrn Eduard Möckel, Areal austausch betreffend, o. der Unterbringung Carl Emil Lenk's in die BezirlSanftalt und -i. einem Schreiben der Versicherungsanstalt des Königreichs Sachsen Hauses Nr. 270 wird dem Vorsitzenden Ermächtigung ertheilt. 3) Die Arbeiten zur Verlegung der von Besitzer» einiger Häuser der oberen Straße zu beschaffenden Entwässerungs-Rohre sollen ebenso wie die Kosten eines Schlammfanges von der Gemeinde übernommen werden. 4) Ein zum Ortsstatut ausgestellter Nachtrag, welcher die Feststellung der zum Gemeindebezirke gehörigere Grundstücke zum Gegenstände hat, findet die Annahme des Kollegiums. ») Dem Gesuch der Pächterin des Elektrizitätswerk um Verstärkung der Niederspannungsleitung an der Stützengrüner Straße wird in der Voraus setzung stattzugeben beschlossen, daß die Firma Oschatz u. Co. zusichert, den elektrischen Strom für die Beleuchtungsanlage ihrer Biirstenfabrij aus mindestens noch fünf Jahre aus dem Elektrizitätswerk zu entnehmen. t>) Der Bau der geplanten Straße zwischen dem Bahnhofe und dem Hinter dorfe soll Herrn Bauunternehmer Trommer hier, als dem Windeftsordern den, übertragen werden. 7) Mit der Ergänzung der Blitzableitungsanlage des Krankenhauses erklärt man sich unter Verwilligung der Kosten an 34 Mk. einverstanden. 8) Der Wahl eines Schutzmanns bescdließt man die persönliche Vorstellung von drei zur engeren Wahl gezogenen Bewerbern vorausgehen zu lassen. Einige andere Berathungsgegenstände eignen sich nicht, bez. z. Z. nicht zur Veröffentlichung. Kin Streiter der Kirche. Zum ISO. Todestage des Papstes Pius VI. am 23. August I78S. Von vr. A. Arnold. Der 27. Oktober 1717 schenkte der katholischen Kirche einen ihren bewunderungswerthcsten Streiter, einen der hehrsten In haber de« heiligen Stuhles Petri. An diesem denkwürdigen Tage wurde Giovanni Angelo Braschi, der nachmalige Papst Piu« VI., zu Cescna geboren. Mit 18 Jahren schon bestand der hochbegabte Jüngling sein juristisches Doktorexamen und folgte 1740 seinem Onkel, der bei dem Kardinalerzbischof Ruffo von Ferrara die Stelle eine» Au ditor« bekleidete, nach Rom. Von seinem Onkel, dem Kardinal Ruffo, aus'« Beste empfohlen, wurde Braschi geistlicher Kämmerer und, in besonderer Würdigung seiner schönen Handschrift, 1755 der Sekretär Benedict« XIV. Einen Beweis seiner besonderen Gunst gab ihm dieser durch Ernennung zum Kanonikus der PeterSkirche. Unter Clemens XIII. wurde er 1766 Schatzmeister der päpstlichen Kammer und verwaltete diese» Amt mit solch großem Eifer und Uneigennützigkeit, daß Clemens XIV. ihn 1773 zum Kardinalpriester von St. Onofrio ernannte. Am 15. Fe bruar 1775, nach 4wöchentlichem Konklave, wurde er zum Papste gewählt. Al« die Erwählung Braschi'« bekannt wurde, soll ein röm ischer Bürger auSgerufen haben: „Semper sub Sextis perckita lioma füll!" und diese Prophezeihung, wenn e» eine sein sollte, ging an Piu« VI. in Erfüllung. Zwei wichtige historische Ereignisse sind e« nämlich, welche da« Pontifikat Piu« VI. zu einem ewig denkwürdigen machen: Die Kontroverse mit Kaiser Joseph II., au« welcher er allerdings siegreich hervorging, und die Invasion de« Kirchenstaate« durch die Franzosen und ihre republikanischen Freiheilsideen, durch welche die Auflösung des Kirchenstaat« herbeigesührt wurde, welche Piu« VI. nicht lange überleben sollte. Kaiser Joseph« II. RcgierungSprogramm hatte einen Para graphen, der also lautete: „Ein Reich, da« ich regiere, muß nach meinen Grundsätzen behandelt werden, Vorurtheile, FanatiSmu«, Parteilichkeit und Sklaverei de« Geiste« unterdrückt und jeder meiner Unterthanen in den Genuß der Freiheiten eingesetzt wer den!" — Zunächst wurde dieser Paragraph auf eine Umwälzung in den kirchlichen Zuständen angewandt. Ein scharfer Schnitt in die habsburgischen Traditionen war e«, al« Joseph II. durch eine Reihe von Verordnungen die Geistlichkeit seine« Reiche« fast ganz von Rom lo«lösre, sie der Staatsgewalt unterordnete und den Nichtkatholiken Duldung gewährte. Am 26. März 1781 erließ er da« Verbot, Bullen und Breven ausländischer Vorge setzten anzunehmcn, ohne vorher da« lande-fürstliche Placet dafür eingeholt zu haben. Dieser Verordnung folgten im Laufe de« Jahre» noch mehrere ähnliche. E» wurden die Klöster, die mit dem Auslande in Verbindung standen, ausgehoben und unter in ländische Bischöfe gestellt. Am 20. Dezember erfolgte die Auf hebung aller Orden und Klöster in seinen Erblandcn, die bi« zum 12. Januar 1782 durchgeführt wurde. Au« dem Vermögen der Klöster wurde ein Reltgion«fond« gegründet zur Unterstützung und Versorgung der «»«getriebenen Konventualen, zur Errichtung neuer Pfarreien und Schulen usw. Im Laufe von acht Jahren wurden im Ganzen etwa 800 Klöster aus diese Weise säkularisirt. Den Gipfelpunkt und Abschluß der religiösen Neuerungen bildete da« berühmte Toleranzetikt, welche« in allen österreichischen Landen freie Religion«übung und gleiche bürgerliche Rechte ein führen sollte. Diese« Edikt erregte große« Aufsehen nicht nur in Wien, sondern im ganzen Reiche. Vergeblich rieth der Kar dinaler,bischos von Wien und der Graf Joses Balthany, sowie Clemen« WenzeSlau« von Trier dem Kaiser, damit Einhalt zu thun. Sowohl der Monarch, al« auch sein Minister Kaunitz, blieben allen Mahnungen verschlossen. Al« alle Vorstellungen erfolglos blieben, beschloß Piu« VI. selbst nach Wien zu reisen und den Kaiser, wie ein Vater seinen Sohn, von weiteren Schrit ten inständigst abzurathen. In der Nacht vor der Abreise weilte Piu« in inbrünstigem Gebet um den Segen de« Apostelfürsten am Grabe desselben und am Morgen der Abfahrt hörte er in der PeterSkirche in tiefster Demuth und Andacht die Messe. Seine Reife vom 27. Februar bi« 22. März 1782 glich einem Triumphzuge und seine Ankunft in der Hauptstadt weckte beim Volke eine beispiellose Be geisterung. Joseph II. empfing Seine Helligkeit mit aller schul digen Ehrfurcht und Hochachtung, logirte ihn in den besten Ge- mächcrn der Hofburg ein und erwie« ihm, al« Sohn der Kirche, väterliche Verehrung. E« erfolgten viele Sitzungen, welche aber leider vorläufig zu keinem Resultate führten, al« dem, daß die Säkularisationen ihren ungehinderten Fortgang nahmen, und so schied der heilige Vater am 22. April in tiefer Betrüblich von Wien. Erst im Winter de« folgenden Jahre«, am 23. Dezem ber 1783, unternahm Joseph II. eine Reise nach Rom und e« kam zu einer, der Kirche günstigen Verständigung. Joseph Ift »erfuhr schonender und rücksichtsvoller und die noch vorgenom- mencn kirchlichen Reformen glichen mehr den Nachschwingungen einer noch nicht ganz zum Stillstand gekommenen Bewegung, al« einer sortgesetzten Opposition gegen die Rechte der Kirche. Hier konnte Piu« VI. einen segensreichen Erfolg verzeichnen; nicht so jedoch gegen die gottlosen Anmaßungen der französischen Revolutionäre. Den Maßnahmen der Erhebung in Frankreich trat der heilige Vater zunächst mit ruhiger Abwartung entgegen, um die Bosheit der Feinde de» Christcnthum« erst vor dem Urtheil der Gläubigen ganz ausreisen und sich in wahrer Gestalt präscntiren zu lassen. Al« aber der König Ludwig XVI. am 24. August 1790 die „Zivilkonstitution ter Geistlichkeit" durch seine Unterschrift genehmigt hatte und die Nationalversammlung durch ein Dekret vom 27. November allen Geistlichen den Eid auf diese Konstitu tion u. die Verfassung abforderte u. sich 50,000 Pfarrer und über 100 Erzbischöfe und Bischöfe geweigert hatten, diesen Eid abzu legen, da trat der heilige Vater au« seiner Ruhe heraus und verdammte die gotteslästerlichen Neuerungen der Machthaber in alle Ewigkeit und su«pendirte die abtrünnig gewordenen Priester von ihrem heiligen Amte. Man antwortete aus diese Maßregel Piu» VI. mit Ver brennung einer Strohpuppe, die ihn vorstellen sollte, und Ein äscherung seine« Breve«, einverleibte 1791 da« väpstliche Gebiet von Avignon und Venaissin der französischen Republik und ver lachte die Proteste de« heiligen Vater«. In gerechtem, heiligem Zorn über diese Schmach, verbot Piu« VI. 1793 dem französischen Konsul in Rom die Befestigung der Abzeichen der Republik an seiner Wohnung und der französischen Akademie, worüber sich die Republik sehr beleidigt fühlte und zu Anwendung offener Gewalt überging. 1796 wälzte Bonaparte seine Horden gegen die heilige Stadt und Piu« VI., unvorbereitet auf solche Niedertracht, sah sich zu Unterhandlungen mit dem Feinde gezwungen, welche am 23. Juni de« Jahre« zum Abschluß de« Waffenstillstandes von Bologna führten, der der Kurie Bologna und Ferrara, die Zita delle von Ancona, 21 Millionen Lire, 500 werthvolle Handschriften und 100 Kunstwerke kostete. — Der Auftrag, den der französische Gesandte in Rom, Joses Bonaparte, vom Direktorium in Pari« erhalten hatte: etwaige Neigungen der Römer zur Abschüttelung der „päpstlichen Tyrannei" zu begünstigen, führte am 28. Dezember 1797 zu einem Tumult, den 300 römische Republikaner unter der Leitung de« französischen Generals Duphät anrichteten. In dem sich enlspinnenden Kampfe mit den päpstlichen Soldaten erhielt der General einen tödtlichen Schuß, woraus der französische Gesandte seine Pässe forderte und Rom verließ. Die Folge dieser Komödie von Seiten der Repu blik war, daß der, mit der Bestrafung de« Papste« betraute Ge neral Berthier am 10. Februar 1798 vor den Mauern Rom« erschien, welche» ihm am 13. Februar seine Thore öffnete. Zwei Tage später verkündigten 300 Römer, daß da« „Papstthum ge fallen" und die Republik ausgerichtet sei, worauf Berthier diese sofort anerkannte und der heilige Vater sie verdammte. Da führte man ihn am 20. Februar al« Gefangenen nach Siena und von La nach Florenz. Doch auch hier sollte der ehrwürdigste Greis keine Ruhe finden. Man schleppte ihn über die Alpen in Schnee und Eis nach Frankreich und erreichte am 14. Juli Valence in der Dau phin«. Noch weiter wollte man den Ttefbekümmerten schleppen, da man seinen Einfluß fürchtete. Man traf alle Vorbereitungen zur Abreise nach Dijon. Doch der Tod erlöste den Schwergeprüften am 29. August 1799 von allen seinen Leiden. — Wa« die Nachwelt an Piu« VI. bewundern wird, ist seine Hingabe an da« Wohl der Kirche und ihren Gläubigen, dem er sein fleckenlose« Leden geopfert. Auch die Feinde der allein selig machenden katholischen Kirche müssen diese seine Verdienste aner kennen, die noch gehoben werden durch die unter seinem Ponti fikate erfolgte Vollendung de» vatikanischen Museums und der Ausstattung desselben mit den herrlichsten Kunstwerken. Ihr Fermächtniß. Roman von Maximilian Moegelin. (24. FortjeHung.) Am Wiescnrande, wo der Bach eine Biegung macht, ließ er sich auf die Bank nieder, die zwischen zwei Ellern stand, und dort fpann er den Faden weiter, den er noch immer in seiner Hand hielt. Sonderbar, — wie sonderbar e« doch da« Geschick bestimmte. Da« nämliche Leiden, da« mir bcschieden war, war auch da« Seine, gebe Gott, daß mein Ende nicht La« Gleiche ist. Er hat gelebt und gestrebt für seine Tochter wie auch ich gethan. Leider war e» mir nicht gelungen, goldene Berge zu sammeln, und ihm, dem e« gelungen ist, er hat c« nun für mich gethan. Aber wie sonderbar auch, daß gerade jenen Mann da» Schick sal in mein Haus führte, den ich suchen sollte, um ihm die frohe Botschaft zu bringen, daß er auch über Nacht ein reicher Mann geworden. — Hertha Sandow war seine Braut! — Freilich jetzt verstehe ich, nun ist e« mir klar, wa- er in wildem Fieberwahne in jener Nacht gesprochen, al» er todlkrank in mein Hau» kam. — — Ein Mann ist er in de« Worte« ganzer Bedeutung, wie man unter Tausenden nur einen findet — wie treffend er'« in seinem Briese schrieb. Und so alt ich auch geworden, mir ist ein zweiter nicht begegnet, der auch nur annähernd diesem Baumeister gleichkäme, fest in seinem Vorsatze, edel in seiner Ausführung und treu alleweg! Welcher Mensch würde sich nicht freuen, wenn ihm uner wartet eine reiche Erbschaft wird? Auf ihn aber machte sie nicht den geringsten Eindruck; er sprach nicht einmal davon. Und den noch glaube ich, daß er längst seine Pläne gemacht, wie er e« anwendet und wo er e« vertheilt, um Armen zu helfen, Noth zu lindern und Zufriedenheit zu säen; und für seine Person ist er die Anspruchslosigkeit selbst. 200,000 Dollar« — welcher Reichlhum, mein Kind; jetzt ist für dich gesorgt und eine große Last ist mir genommen. Nun kam ich ruhiger in die Zukunft sehen und ruhiger von dannen gehen. Aber von alledem werde ich ihr vorläufig noch nicht« sagen, zu einer anderen Stunde will ich e« ihr mittheilcn.
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