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Amts- M Aimckatl für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. «„schließ!, de« „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei uusern Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 10 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — 46. Jahrgang. ' Dienstag, den 15. August L8SS Die DirnstrLnme der unterzeichneten Behörde sind Ireilag und Sonnabend, den 18. und 19. dss. Ms. wegen Reinigung für nicht dringliche Angelegenheiten geschlossen. Schwarzenberg, am 11. August 1899. Königliche Amtshauptmlimischast. «rüg v. Nidda. K. Nachdem die Sektionen Eibenstock und Johanngeorgenstadt der geologischen Gpecialkarte des Königreichs Sachsen seit längerer Zeit im Buch handel vergriffen sind, aber vielfach begehrt werden, hat das Königliche Finanzministerium die Publication einer revidirten Neuauflage der genannten Kartcnblätter verfügt. Die zu diesem Zwecke erforderlichen örtlichen Revisionen und Aufnahmen werden von Kerrn vr. 6arl VLbsrt ausgesührt. Seine hieraus gerichteten gemeinnützigen Bestrebungen werden unter Bezug nahme auf die Verordnung des Königl. Finanzministerii, des König!. Ministern des Inneren sowie des Königl. Ministern des Cultus und öffentlichen Unterrichts vom 31. Januar 1873 den Behörden und Bewohnern der Sectionsgebiete zu thunlichster Förderung empfohlen. Leipzig, den 4. August 1899. Die Dircction der lönigl. geologischen Llindcslmstalt. Prof. H. Credner, Geheimer Bergrath. Nr. 180 des Verzeichnisses der dem Schank- und Tanzstättenverbot unterstellten Personen ist zu streichen. Stadtrath Eibenstock, am 14. August 1899. In Vertretung: Stadtrath Meichtzner. Müller. Deutschland und Arankreich. Die Franzosen lieben und vertragen die starken Gegensätze: einen Ludwig den Vierzehnten und den Konvent — einen Bona parte und einen Karl den Zehnten. Vor zwei Jahren regten sich die ersten schüchternen Stimmen für die Unschuld des Drch- suS; heute ist ganz Frankreich deswegen gespalten. Ein Viertel jahrhundert hindurch hat man in allen Tonarten nach Revanche geschriecn, heute ist c« vielen Publizisten und Staatsmännern Frankreichs ein Bedürfniß, sich über die Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland zu äußern. Selbst die kratzbürstigen Aeußerungen der russischen Presse haben dies Bedürfniß nicht unterdrückt, und wie eine Antwort auf die bundeSgenössische Em pfindlichkeit der Russen klingen die Ausführungen, die der ehe malige UntcrrichtSminister Rambaud darüber neuerdings im „Matin" macht. Rambaud hält ein Einvernehmen mit Deutschland auf dem Gebiete der Kolonialpolitik für wünschenSwerth und durchaus vereinbar mit den Pflichten gegen Rußland. Es habe zudem den Bortheil, daß Frankreich dabei durchaus nicht auf „alle Ansprüche und Hoffnungen, die ihm Iheuer sind,' zu verzichten brauche. Auch sei eS unrichtig, daß Kaiser Wilhelm sich mit der geheimen Absicht trage, die französische Militärmacht in Europa dadurch zu schwächen, daß Deutschland in Afrika und Asien Hand in Hand mit Frankreich ginge. Wenn der deutsche Kaiser, sagt Rambaud, die Franzosen einlullen und veranlassen wollte, die Rüstung abzulegen, so würde er es ander- anstellen, er würde nicht die Festungswerke um Straßburg und Metz verstärken, dem Weltall verkündigen, daß er dem westlichen Nachbar gegenüber in Waffen bleiben wolle, und diesen Nachbar mahnen, hinter seinem Beispiel nicht zurückzubleiben. So bleibt die Lage für beide Theile in Europa die alte. Kaiser Wilhelm habe da« Erbe von seinem Vater und Großvater überkommen, er wolle und müsse es wahren; er kennt auch die Gesinnungen Frankreichs und wisse, wie sehr es an dem Bündnisse mit Rußland hängt, und daß diejenigen sich täuschten oder andere täuschen wollten, welche die französische Regierung vor die Wahl zwischen Rußland und Deutschland stellten. Er fährt dann fort: Für uns handelt e« sich so wenig um eine Wahl zwischen der russischen Allianz und einem „Auskommen" mit Deutschland, daß gerade die Russen cS sind, die un« dringend gerathen haben, höfliche Beziehungen mit Deutschland zu pflegen. Zur Zeit der Erörterung der NordostseekanatS konnte das damalige französische Kabinet zaudern, die Einladung des deutschen Kaiser» anzunchmen. Die Russen waren es, die uns bewogen, den internationalen Höflichkeitsrücksichten zu genügen, und er war eine zarte Auf merksamkeit, daß ihre Flotte gleichzeitig mit der unsrigen in den deutschen Gewässern erschien. Haben wir un» nicht später mit den Russen und Deutschen zum großen Verdruß England» in» Mittel gelegt, um Japan zu hindern, daß c« seinen Sieg über China mißbrauche? War übrigen» mit Deutschland zur Wahrung unserer Interessen in Asien und Afrika gethan werden kann, hat nur dann vollen Werth, wenn ihm die Aufrechterhaltung unsere» Bündnisse» mit Rußland zu Grunde lieg«. In Asrika vermögen wir viel mit Deutschland zum Schutz de» abessinischen Reiche» und de» Boernfreistaatc»; aber noch mehr vermögen wir mit Hilfe Rußland», da» schon enge Beziehungen mit dem ersteren dieser Länder angeknüpft ha». In Asien könnten Frankreich und Deutschland nicht leicht der Mitwirkung Rußland« entbehren, da» im Stande ist, 50,000 Mann bi» an die Thore Peking» zu führen. England gegenüber wird Rußland immer einen großen Vortheil über jede andere Macht haben: e» ist so gut wie unverletzlich und bewegt sich an den Grenzen seine« Kontinentalgebiet« . . . Unser Bündniß mit Rußland würde un« zugleich die Neutralität und den Beistand Deutschland« sichern, eine Neutralität, die uns noch nolhwendiger wäre al« der Beistand. Indem wir also in eine politische Kombination mit Rußland und mit Deutschland träten, würden wir un« dem letzteren keine«weg« an den Kopf wersm. Wo wäre da die Demüthigung Frankreich«, seine moral ische Abdankung? Die französische Republik will mit Niemand den Krieg. Um ihn aber zu vermeiden, kann e« nützlich sein, zu zeigen, daß man ihn nicht zu besorgen braucht. Wenn eine ge wisse Neutralität un» gesichert gewesen wäre und wenn wir recht zeitig eine gewisse Unterstützung angerufen hätten, so hätte viel leicht die Krise von F-schoda eine andere Lösung gefunden. Diese Aeußerungen sind durchaus vernünftig und vom Stand punkte der französischen Jnteressenpolitik au« sehr verständig. Daß auch in Deutschland kein Mensch etwa« dagegen cinzuwenven hat, wenn die deutsche Regierung zur Förderung unserer Interessen Schulter an Schuller mit der Republik vorgeht, haben die Fälle bewiesen, auf die Rambaud Hinweis». Tagesgeschichte. — Deutschland. Bei der Feier der Hasen- und Kanal- Einweihung in Dortmund richtete Oberbürgermeister Schmie ding eine Ansprache an den Kaiser, in der er unter Hinweis aus die einmüthige Begeisterung der Bevölkerung der Hoffnung auf den Schutz deS Staate» bei der schwierigen rage der Kanal verhältnisse Ausdruck gab. Der Kaiser erwiderte hierauf Folgen de»: „Mein verehrter Oberbürgermeister! Ich spreche Ihnen Meinen herzlichen Dank au» zunächst für die Einladung, Ihre Stadt besuchen zu können, und sodann für den Empfang und die Ausschmückung derselben und ihrer Vororte. Ich wäre gern schon früher gekommen, wenn Mich nicht die Sorge wegen de« Befinden» Meiner Frau zuerst zu ihr geführt hätte; und erst al« Ich Mich überzeugte, vaß Ich sie ruhig verlassen kann, ohne in Besorgniß zu schweben, habe Ich Mich entschließen können, Ihre Stadt zu besuchen. Da« Werk, das ich soeben besichtigt habe, ermöglicht hoffentlich der Stadt Dortmund, wieder ihren Flug über die See zu nehmen, wie sie ihn einstmals genommen hak. Nur möchte ich glauben, daß der Kanal, wie er augenblick lich anzusehen ist, nur ein Theilwerk ist. Er ist aufzufassen in Verbindung mit dem großen Mittellandkanal, den zu bauen und zur Durchführung zu bringen. Meine Regierung und Ich fest und unerschütterlich entschlossen sind. E« ist selbstverständlich schwierig, solche neuen großen Gesichtspunkte schnell in die Be völkerung hineinzubringen und das Vcrständniß dafür zu erwecken. Ich glaube aber, daß mit der Zeit auch die Ueberzeugung sich immer mehr Bahn brechen wird, daß der Ausbau unserer großen Wasserstraßen absolut nothwendig ist und für beide Theile, für Industrie und Landwirthschaft, segensreich sein wird. Der An stoß zum Bau der Wasserstraßen ist in weiten Jahrhunderten zurück zu suchen. Zwei Meiner größten Vorfahren, der Große Kurfürst und Friedrich der Große, sind die bedeutendsten Wasser bauer gewesen. Der große Kurfürst hat weit auSgreisend seinen Blick auf Emden gerichtet und schon damals die Absicht gehabt, diese Stadt durch einen Wasserweg mit dem Märkischen Lande zu verbinden und damit zur Hebung desselben beizutragen. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß c» auch dieser Stadt gelingen wird, in Verbindung mit Dortmund und weiterhin mit dem Hinterlande, welche« sich daran schließt, wieder einer guten großen Zukunft enkgegenzugehen. Ich weiß auch, daß in den großen Hansestädten der Nordsee bereit» Bewegungen im Gange sind, die, wenn sie zur Ausführung kommen sollten, für den Dortmund- Em--Kanal die größte Zukunft versprechen. Wir dürfen nicht vergessen, daß die stet» wachsenden Bedürfnisse unsere» Lande» auch größere und leichtere Wege verlangen, und al» solche müssen wir neben den Eisenbahnen die Wasserstraßen betrachten. Der Au-Iausch der Massengüter im Binnenlande, der vor allen Din gen auch der Landwirthschaft zu Gute kommt, läßt sich nur auf dem Wasser bewerkstelligen, und so hoffe Ich, daß die Volksver tretung, diesem Gesichtspunkt nachgebend, Mich in die Lage ver setzen wird, hoffentlich noch in diesem Jahre Meinem Lande den Segen diese« Kanal« zu Nutzen und zu Theil werden zu lassen. Infolgedessen hoffe Ich auch von ganzem Herzen, daß diese so reich aufbtühende und, wie man überall beobachten kann, vor wärts schreitende Stadt, zu einer neuen, ungeahnten Zukunft sich emporschwingen wird, und daß sie fick den alten Hansa-Traditionen entsprechend entwickeln wird. Wa« damal« al» Rückhalt der Hansa fehlte, ein starke« geeinte«, einem Willen gehorchende« Reich, haben wir durch die Gnade de« Himmel« und die Thaten Mei ne« Herrn Großvater« wieder errungen, und diese Macht soll auch für da« große Werk mit voller Wucht eingesetzt werden. Dafür werde Ich stehen!" — Frankreich. Der Telegraph übermittelt folgende Aus sehen erregende Meldung: Pari«, 12. August. Deroulede ist heute Morgen 4 Uhr auf seiner Besitzung Croissh bei Pari« verhaftet worden. Mit ihm wurden noch fünfzehn andere Personen wegen KomplotS gegen die Sicherheit de» Staate» ver haftet. — Eine HavaSnote besagt hierzu: Heute Morgen ist in Folge einer Untersuchung, die auf Grund de» Artikel» 89 de« Strafgesetzbuches bezüglich eine« aus vcn Umsturz der Rc- gicrungsform gerichteten Komp lote» eingeleiiet worden ist, eine Anzahl von Verhaftungen vorgenommcn worden. Die An- geschuldigten gehören den Gruppen der royalistischen Jugend, der Patriotenliga und der Antisemitenliga an. Nach dem Prozeß betr. den Vorfall in der Reuilly-Kaserne haben die vorgenommcncn Haussuchungen und die dabei beschlagnahmten Papiere zu der Feststellung geführt, daß es sich im Monat Juli um ein Komplet handelte, sich mit einem Gewaltstreich der Regierung zu bemäch tigen. Die aufgefundenen Depeschen ließen keinen Zweifel über da» Vorhandensein eine» KomplotS sowie über die hauptsächlich Betheiligten. Infolgedessen wurde eine strenge Ueberwachung durchgesührt, welche den Beweis erbrachte, daß diese Gruppen binnen Kurzem einen neuen Handstreich vorbereiteten, welcher so fortige Maßnahmen erforderlich machte, um Unruhen vorzubeugen. — Pari», 12. August. Gerüchtweise verlautet, Döroulöde und Genossen hätten im Einvernehmen mit General Mercier, dessen Aussage vor dem Kriegsgericht in Renne» zu einem sen sationellen Zwischenfalle führen sollte, einen Handstreich geplant gehabt. — Paris, 12. August. Gegen das Blatt „Petit Fraw.ais", Organ der „Ligue de la Patrie Fran(,aise", ist ein gerichtliches Verfahren eingeleitet; da» Blatt wird beschuldigt, versucht zu haben, unter Soldaten ein Plebiszit über die Form der Regierung hervorzuruscn. Der RedaktionSsekretär der Blattes, Maillard, ein Sohn des Kommandeur« der Militärschulc von Saint Cyr, ist unter der Anschuldigung, an der Komplottangelegcnhcit be- theiligt zu sein, verhaftet worden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Wer hätte nicht von dem kühnen Nord polforscher Andröe gehört? In aller Munde erklang sein -Name. Seit zwei Jahren hat man keine Kunde mehr von ihm. Er ist verschollen. Lebt er noch? Wo mag er denn sein? Die» sind Fragen, die leider Niemand beantworten kann. Da» Kaiser- Panorama (in Unger« Fabrikgebäude) zeigt un» diese Woche die Fahrt Andrees und seiner Gefährten nach Spitz bergen und den Ballonaufstieg. Mit größtem Interesse verfolgt man alle Bilder, die zum größten Theile da« nördliche Eismeer vorführen. Die letzten zwanzig Photographien zeigen un«: Eine Jagd im hohen Norden — Spitzbergen — EiStreiben — Gletschereis — Andree« Ballonhalle — Andreestation — Transport der Ballonkiste — Ausstellcn der Gasbehälter — Rückkehr von einem AuSflugc — die Virgobucht — treibende Eis- massen — Eisberg — Gebirgslandschaft — die Männer der Expedition — Füllung de» Ballon« — Ballonkorb — zur Ab fahrt bereit — der ausstcigendc Ballon — Andree» Flug — Mitternachtssonne. — Johanngeorgenstadt, 10. August. Heute wurde unter dem Verdacht, da» am 4. d. M. abgebrannte alte Berg magazin vorsätzlich in Brand gesetzt zu haben, der Verwalter des selben, der SargverzierungSfabrikant Richter von hier gefäng lich eingezogen. Wie man hört, soll der Verhaftete mit der Besitzerin de« Grundstück» in Kaufuntcrhanelungen gestanden und ein große« Interesse daran gehabt haben, daß da» Gebäude in Flammen aufging. — Dresden, 11. August. Da» „Dresdner Journal" schreibt: .-Nach Mittheilung verschiedener deutscher Zeitungen wurde in der ungarischen Presse ein angeblicher Erlaß de« säch sischen Minister» de« Innern besprochen, durch welchen die sächsischen Behörden angewiesen worden sein sollten, im Verkehr mit den ungarischen Behörden deutsche Orte in Siebenbürgen ausschließlich mit deutschen Namen zu bezeichnen. Wir sind zu der Eicklärung ermächtigt, daß ein derartiger Erlaß de» sächsischen Minister« de« Innern überhaupt nicht ergangen ist." — Dresden, 11. August. Der kurz nach 10 Uhr Vor mittag« von hier nach Elsterwerda—Zossen—Berlin verkehrende Schnellzug erlitt gestern ein eigenthümliche« VerkehrShinderniß. Al» sich der Zug dem Bahnhof Baruth genähert hatte, bemerkte der Lokomotivführer kurz Vorau« eine inmitten de« Gleise« dahin stürmende u. vermutlich beim Verladen in Baruth wild gewordene Kuh. Ein Ilebersahren derselben hätte leicht zur Entgleisung de« Zuge«