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- Erscheinungsdatum
- 1899-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189907290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990729
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-29
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Monat
1899-07
-
Jahr
1899
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uiilcr Vcrlchalt anderweitiger kienstticber Verwendung, entheben worden. Halbannlick wird über den Fall mngctheilt: Wie ver- laulel, bade Negrier auf feiner lcxien BcsichligungSrcife an die KorpSbesehlShaber eine Art ron mündlichen! Comniuniquö ge richtet, in welchem er die Haltung der Regierung einer ziemlich icharsen Kritik unterzog und erklärte, die Regierung wisse nicht die Armee zu oertheidigen. Negrier habe hinzugefügl, die Armee müsse sich bi» zum Au-gang de« Prozesse» in Renne» gedulden, denn dann müsse die Armee an die Regierung die Mahnung richten, zu handeln. „Im anderen Falle/ habe Negrier erklärt, »würden wir handeln/ Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 28. Juli. Da« gestern Abend im Saale de» Feldschlößchen stattgesundene Künstler-Conccrt verdiente diesen Namen im dollen Maße, denn der un» durch Frl. Akar garete Knothe gebotene Gesang wettciserte in bewundernSwcrlher Weise mit der außerordentlichen Technik de« Violinvirtuosen Hrn. Emil Steglich, der seinem Instrumente Töne entlockte, die an Reinheit und Schmiegsamkeit nicht» zu wünschen übrig ließen. Ebenso vorzüglich war aber auch die Begleitung de» Pianisten Hrn. Earl Wengefeld, der aus diesem Gebiete eine seltene Fertigkeit an den Tag legte. Da« anwesende Publikum war von den Darbietungen de« Abend« in hohein Maße entzückt und lohnte jede einzelne Nummer mit rauschendem Beifall. Wir würden un« freuen, wenn un« ähnliche Kunstlcistungen bald wieder ge boten würden. — Eibenstock. ES ist au« verschiedenen Gründen wünschcnS- werth, daß die geehrten Vermiether alle bei ihnen wohnenden Sommerfrischler auf der hiesigen RathSexpcdition zur An zeige bringen. Auch diejenigen Personen möchten angemeldet werden, die bereit« vor den Ferien hier sich zur Erholung aus hielten. Bi« jetzt sind un« 20 Familien bekannt geworden, die in unserem Orte vorübergehend Wohnung nahmen. — Schönheide, 26. Juli. Vergangenen Montag begingen Herr Tischlermeister Franz Karl Thümmel und seine Ehegattin Christiane Wilhelmine geb. Leistner hier die seltene Feier ihrer goldenen Hochzeit. Herr Gemeindcällester Fabrikbesitzer Frie drich Oschatz überbrachte 'Namen« der Gemeindevertretung und Herr Diaconu« Wolf von Seilen der Gemeinde-Kirchenvertretung dem verehrten Jubelpaare die herzlichsten Glück- und Segens wünsche. Zahlreiche Glückwünsche und Geschenke sind dem greisen Jubilar nebst seiner Gattin zu ihrem Ehrentage zu theil gewor den. Herr Thümmel ist 71 und seine Frau 68 Jahre alt. Möge dem in allen hiesigen Kreisen sehr beliebten Ehepaar ein recht heiterer Lebensabend bei bester Gesundheit beschicken sein. — Dresden, 26. Juli. Gestern, Dienstag, weilte wiederum der König!. AmISHauptmann Geh. RegicrungSrath 0r. Schmidt auf dem in letzterer Zeit mehrfach genannten, an die Ortschaften Löbtau und Cotta grenzenden, unserer Stadt gehörigen Kavillerci- grundstück und beobachtete dort da« Abladen mehrerer neuer Unrathhansen. In Begleitung de« Herrn RegierungSvertrcterS befand sich Herr Gemeindeältester Hauptmann Krüger und Herr Oberwachtmeister Reinhold au« Löbtau. Wie un« von amtlicher Seite mitgetheilt wird, war der Königl. AmtShauptmann geradezu empört über die herrschenden gesundheitsschädlichen Zustände. Ein der Sachlage entsprechende« Bild dürste weitere Kreise inter- essiren. Vielfach wird vermuthet, e« handle sich hier nur um einzelne Abraumhaufen aus der Dresdner Markthalle. Da« ist jedoch nicht der Fall. In Länge von etwa I.'M—200 tu, einer Höhe von 1'/, in und einer Breite von etwa 20 in zieht sich hier von dem Endpunkte der Cottaer Hohestraße bi« zum Kavillerei- grundstück ein Damm hin, der au« Kehricht, Müll, in Verwesung übergegangencn Pflanzen- und Thierresten besteht und dem bei der jetzigen Hitze ein pestartiger Geruch entströmt. Alle Be schönigungen von leiten der Dresdner WohlfahrtSpotizciamteS nützen hier nichts, denn daß dieser Unrathdamm eine große Ge fahr für Menschen bildet, ist nicht nur vom Königl. AmtShaupt mann Geh. RegicrungSrath l)r. Schmidt, sondern auch von ärzt licher Seite bestätigt worden. Wenn auch das Gorbitzer LcitungS- wasser die Hauptschuld an dem Ausbruch derTyphuS-Epidcmie in Löbtau trägt, so ist nach ärztlicher Behauptung durchaus nicht ausgeschlossen, daß dieser Bazillenherd bei der städtischen Kavillerei auch seinen Theil zu der Epidemie beigetragcn hat, was übrigens auch von dem Bezirksarzt Medizinalrach Or. Hesse, wie wir heute an Löbtauer AmtSstelle erfuhren, nicht bestritten wird. In Löbtau scheint die Epidemie nun ihren Höhepunkt er reicht zu haben, wenigsten« ist eine Abnahme von Neuerkrankungen zu melden. Während die Zahl der Neuerkrankungen bisher täg lich stet« über 20 betrug, find in den letzten 24 Stunden nur deren 7 zu melden. — Löbtau, 27. Juli. In den letzten 24 Stunden sind lO neuc chphusähnliche Erkrankungen amtlich angemeldet worden, leider ist auch zu den bisherigen zwei Todesfällen ein dritter hinzugekommen, indem eine am Typhus erkrankte Schaffnersehefrau gestern gestorben ist. Die Zahl der Erkrankungen beträgt bi« jetzt inSgesammt l67. Typhuserkrankungen sind jetzt auch in den Nachbargcmeindcn Cotta und Gorbitz ärztlich konstatirt worben. — Leipzig. In der Zeit vom 14. bi« 2b. August findet bei Großenhain bez. Zeithain eine große Kavallcrieübung statt, an der mit sämmtlichen sächsischen Kavallerieregimentern auch da« hier in Garnison befindliche 18. Ulanenregiment »Prinz Albrecht von Preußen" theilnimnit. — Bad-Elster. Eine verwerfliche Unsitte ist e«, in Gast- und Speisehäusern den benutzten Teller einem Hunde hinzugeben, damit er die Speisereste verzehre und den Teller ablcckc. Für die dort verkehrenden Gäste ist es ein ekelerregender Gedanke, denselben Teller möglicherweise in der nächsten Zeit zu ihrer Mahlzeit vorgesetzt zu bekommen. Al« dieser Tage hier eine Dame ihren Suppenteller mit dem Reste der Suppe ihrem ge liebten Köter vorsetzte, der daraus den Teller ableckte, waren zu- schauenbc Gäste darüber so empört, daß sie den Wirth in Kennt- niß setzten. Dieser erschien, zertrat kurz entschlossen sofort vor den Augen der Gäste den mißbrauchten Teller mit dem Fuße und machte die Dame darauf aufmerksam, daß sie durch ihr Gebühren den Rus seine« Hause« gefährde und die Gäste verscheuche. Die Dame war zwar sehr erstaunt darüber, weigerte sich aber nicht, bei Bezahlung ihres Diner« auch den Preis sür den unbrauchbar gewordenen Teller zu entrichten. Da» Verhallen de« Wirthe« fand bei den anwesenden Gästen allseitige Billigung. — Bezüglich der diesjährigen Rekruteneinstellung sind innerhalb de« XIX. Armeekorps folgende Bestimmungen ergangen: Die Rekruten der Jnsanterieregimenter >04, 106, 107, 133, 134, 130 und 179, de« Jägerbataillon» Nr. Ib, de» Feldartillerie- regimcnt» 'Nr. 32, sowie der im Herbst neu zu errichtenden Truppentheile, al« 68. und 77. Feldarlillcrieregiment, 22. Pionier bataillon und 19. Trainbataillon sind am 14. Oclober, die Re kruten de« Karabinier- und 18. Ulanenrcgimenl« aber bereit« am 7. October einzustcllen. Die Einstellung der ausgehobcnen Oekonomiehanrwerker und Krankenwärter, sowie der al» 2- und lljährig angenommenen Freiwilligen bei den Bezirkskommando» bat am 3. October zu erfolgen. Alle übrigen 2-, 3- und 4 jährig Freiwilligen werten mil den Rekruten ihre« Truppenlheil« ein gestellt. — Recht dankbar erkennt „ein Fabrikant au- Sachsen" den Nutzen der Stenographie an, indem er dem Vorstand de» Gabelbergcr Stenographenbunve« 300 Mark »al» erste Rate" übersendet, wosür Flugblätter sür Verbreitung der Stenographie hergestellt werden solle». Er schreibt dazu: „Ich wäre ein un glücklicher Menscb, wenn ich mich der Stenographie nicht mehr bedienen könnte, so außcrordenllichen 'Nutzen hat mir dieselbe gebracht, nicht nur während meiner Studienzeit auf dem Poly technikum in Dresden, sondern hauptsächlich in meinem Geschäft und während dreißigjähriger Geschäftsreisen/ — Al» dieser Tage ein Güterzug die Station Rothen kirchen verlassen hatte, bemerkte der Lokomotivführer beim Um fahren der dortigen Kurve, daß er einen im Gleis liegenden Körper überfahren hatte. Er brachte den Zug zum Stehen. Und siehe da, mitten im Gleis unter dem Zuge lag ein sechs jähriger Knabe ruhig schlafend. Wie der unachtsame Bursche auf da« Gleis gekommen ist, weiß Niemand. De» „Kindes Engel" halte wieder einnial seiner Amtes gewaltet. Mm gediegenen Eisen. In dem „Wittenbergischcn Wochenblatte zum Aus nehmen der Naturkunde und de« Oekonomischen GewerbS" befindet sich in dem 36. Stück vom 10. Seplbr. 1773 auch eine Abhand lung: „Vom gediegenen Eisen", bearbeitet von Johann Daniel TitiuS, der Naturlehrc ordentl. Professor. In diesem Artikel befindet sich auch eine Stelle, die sür die alte Bcrgstadl Eibenstock ort-geschichtliche« Interesse haben dürste. Ich gebe daher den Theil de« obengenannten Aufsatze«, dessen Stil die umständlich breite Form jener Zeit an sich trägt, im Auszüge wieder, soweit er Eibenstock betrifft. Vom gediegenen Eisen. Ob e« im Mineralreiche gediegen gewachsene« reine« Eisen gebe? Da» ist eine Frage geworden, darüber in neueren Zeiten gezweifelt und gestritten worden ist. Nicht», al» die Erfahrung kann hierinnen entscheiden, und zwar eine solche, mittelst der man gewiß wird, daß man wirklich reine« gewachsene« Eisen vor sich habe. Nun hat man hin und wieder, obwohl selten, Eisen stufen au« Eisenwerken gezogen, die folgende Eigenschaften an sich haben: eigenthümliche Schwere, sich hämmern lassen, von den bergartigen Säuren angegriffen und ausgelöset, und magnetisch werden, oder sich vom Magnete ziehen lassen. Die bekannteste Eiscnstufe, worauf sich die Vertheibiger de« gewachsenen Eisen« gründen, ist diejenige, welche der große Scheidekünstler und Berg verständige, Herr Marggraf zu Berlin, besessen, auf die sich Herr Lehmann, Vogel, Baumer und andere berufen. Und diese hat Herr Bergrath Steh am ausführlichsten beschrieben. Herr Marg- gras hatte sie auf einer Reise durchs Sächßl. Erzgebirge in einer Eisensteinhalde bei den steinbachschen Scifcnwerken, zwischen Eibenstock u. Johann Georgenstadt gefunden. Der Magnet hat sie stark gezogen, auch die Granaten, die überall daran gesessen. Sic hat sich auch gut hämmern lassen. Daß sie auch nicht im Feuer ge wesen, hat ein abgestustc« Stückchen derselben bewiesen, welche«, im Feuer geröstet, ein ganz anderes Ansehen gehabt, al« die natürliche Stufe. In Scheidewasser ist die« Erzt sehr schwer und erst nach 48 Stunden in kleine Blättchen zergangen, und diese haben sieb nachher erst allmälig in einen seinen Staub auf- gelöset. . . . Nach diesem haben auch andere auch eine Stufe au« dortiger Gegend besessen, worinnen da» gediegene Eisen wie Haare gesessen. — Ein andere« Stücke von dergleichen Erze hat der noch lebende berühmte Herr Doktor und Hofmediku« Kretzsch- mar, in hiesige Mineraliensammlung niedergeleget, welche er unserer Universität t Wittenberg) geschenket hat. Als ich dieser Sammlung, und der darinnen befindlichen Stufe Erwähnung Ihat, zweifelte ein anderer, nicht minder großer Kenner der Berg werk-Wissenschaft an der Existenz de- natürlich erzeugten Eisens... Indessen hat Herr Ur. Kretzschmar diesen Zweifel zur Genüge gehoben, wenn er sich aus mehrere Stufen und nähere Beweise berufet. Er sclvst hat noch ein dergl. Stückchen Eisen bei dem unlängst verstorbenen Herrn Lizentiat Schulzen, einem gewiß rechtschaffenen St.ünkenncr, gesehen, welches er ebenfalls vorm letzten Kriege in Eibenstock bekommen hatte. An demselben saß hier und da noch klarer Flußspat seste zum deutlichen Zeichen, daß die« Eisen noch nicht im Feuer gewesen; gleichwohl war e« gediegen, lie« sich mit dem Hammer treiben und ward vom Magnete gezogen. Da er nun solchergestalt die Gewißheit de» gewachsenen Eisen« vollkommen überzeugt war, und er den Sommer 1768 auf der Reise in« CarlSbald Gelegenheit hatte, durch Libenstock zu gehen: so lie» er daselbst einen alten Berg mann, der Ursache wegen mit ihm zu sprechen. Dieser gestand, daß er die Eisengrubc, die Graupenzeche genannt, zwischen Eibenstock und Johanngeorgenstadt, eine halbe Stunde von Steinbach, selbst mit befahren, allwo in seiner Jugend, vor un gefähr 40 Jahren, verschiedene Eisennieren, wie er sic nannte, in einer Teufe von 80 Lachtern und zwar von ungleicher Größe, von 1, 2, 3, 4 und mehreren Pfunden gebrochen, unter welchen eine über 1 Zentner schwer gewesen. Diese Nieren hätte man damals nicht besonder« geachtet, sondern eingeschmolzen. Bloß etliche kleinere hätte man aufgehoben und an Liebhaber verschenk«, welche sich alle hätten flöhen lassen, ungeachtet noch einige Berg arten daran gesessen. Eben von diesem kann vielleicht Herr Marggraf seine Eiscnstufe bekommen habe. . . . Paul Rau, Lehrer. Ihr Mrmcichtniß. Roman von Maximilian Moegelin. (Iv. Fortsetzung.) VIII. Der Ingenieur Hellmuth betrat den Perron de- Legelhor- bahnhos« und sah v. Walten« Burschen kommen. „Ist der Herr Baron schon cingestiegcn?" fragte er diesen. „Zu Befehl, Herr Leutnant, der Herr Baron stieg soeben in jenen Wagen, vor welchem gerade der Zugführer geht." Hellmuth stieg in da« Coupe, in dem v. Walten behaglich Platz genommen, eine Zigarette rauchte und seinen schönen Schnurrbart drehte. „Ah — Morgen, lieber Hellmuth, trifft ja famo»; aber wo stecken Sic denn eigentlich? kommen ja gar nicht mehr zu un» in« Klubhaus." „Habe jetzt viel zu ihun, bester Baron, und bringe dann meine Zeit in frischer Luft zu, bekommt mir auch viel besser. Aber was giebt e« neue«?" „Hatten gestern LiebcSmahl, Graf Hollstein ist Rittmeister gewordcn und kommanvirt nach Posen." »Ei der tausend, werde ihm gleich drahtlich ' gratuliren," sagte Hellmuth und ließ da» Fenster herunter, während sich der Zug in Bewegung setzte. »Aber vorgestern," erzählte der Baron weiter, »vorgestern war eine tolle Sache, v. Hartung hatte Stange Gold gelassen." »Die Sie natürlich gewonnen!" ergänzte Hellmuth. »Nein, leider nicht, bin gerade noch mit blauem Auge davon gekommen," entgegnete Walten und legte seine Büchse und Pa tronentasche in» Netz. »Wetten auf Pulle Sekt, wer von un» am Besten schießt?" »Ohne Zweifel Sie, bester Baron, au» dem sehr einfachen Grunde, weil ich nicht mitschieße!" »Nanu! — und warum denn nicht?" fragte v. Walten überrascht. »Habe Augenschmerzen, da ich so anstrengend an Zeichnungen gesessen." ,O, da« ist schade, nm koi! Waren wohl in letzter Zeit viel unten? lieber Hellmuth." „Ah ja — fast alle Mittwoch. Waren kürzlich beim guten Amtsvorsteher. Haben dort alten spanischen Wein getrunken, ü In banne keure! Sein Neffe sandte ihm ein Fäßchen aus Bar celona, aber ganz exquisit," und er bewegte den Zeigefinger nach den Lippen. „Kannte aber diese Nummer noch au« Studenten bummel; hinterläßt unter Umständen haarige Brummschädel. Na, damals hatte ich von Spanien lange Zeit genug. Xckio goldene« Pincenez, rnli» neuer Hut; dagegen fand ich an diesem Abend etwa«, was ich erst am nächsten Morgen im Spiegel entdeckte. Himmel wie sah ich au», — wenn ich nicht genau gewußt hätte, daß ich e« war, ich hätte mich wahrhaftig nicht wiedcrer kannt. Und wie traurig still stand mein bemooster Kleiderschrank! Mußte wohl Thürc für HauSthüre gehalten haben — sic waren noch immer geöffnet und Füllung eingedrückt, und mit Ueberzieher, den ich sonst immer einhängtc, stand ich am Morgen schon auf, al» mahnte er mich schon zum Frühschoppen. Möchte wohl wissen, wie diese Sorte dem Ribold auf Haideflicß bekommen ist," sagte der Jngenier Hellmuth lachend. „Atter spanischer Wein," bemerkte Walten mil Betonung — »Donnerwetter, da« ist ein Gedanke." »Ja, aber warum kommen Sie denn nicht öfter mit?" »Wissen ja, lieber Hellmuth! Dienst wieder Dienst, Ein ladungen, Umstände und er bewegte ein paarmal den Kopf hin und her, reißt gar nicht mehr ab. Aber ü propov, wa« macht denn Ihre Segelei?" „Na, ich danke, haben schon tüchtig gewettsegelt, waren Sonntag Alle in Zoppot." So ging denn die Unterhaltung weiter; es tanzte an ihnen die Landschaft vorüber, bi« sie am angelangten Ziele waren und ihr Coupö verließen. Vor dem Stationsgebäude stand Heyd mit dem Bauführer und dem Bahnmeister in eifriger Unterredung. Als der Zug einfuhr, empfahl sich Heyd und begrüßte alsbald die Ankommenden. In des Oberförsters Wagen ging cS schnell vorwärts, der bald vor den, Gasthofe hielt. Der Baumeister sprang vom Wagen, holte schnell Büchse und Patroncnkäslchcn und bald verschwand der Wagen im schattigen Walde. „Werden heute gutes Zchcibcnlicht haben, Wetter hat sich brillant gehalten," sagte der Baron. „Vor einer Stunde hörte es erst auf zu regnen und obschon e« stundenlang gegossen, ist c« nun wieder so heiß wie vordem," entgegnete Heyd. „Habe schon bedauert, daß Herr Hellmuth am Schießen nicht Iheilnehmen kann." — „Wegen Augenschmerz, Arthur," fiel der Ingenieur dem Baron schnell inS Wort. „Mußt Dich mehr schonen, Karl, und Tein Sinnen und Trachten nicht ausschließlich aus Arbeiten richten," sagte der Bau meister und dachte: „Ich weiß ganz genau, warum Du nicht mitschießt, denn in Deinen Ohren schallt das Echo von Linden heim und Deine Augen sehen die wilde Taube am Eichenstammc am stillen Waldsee!" „Schlug Herrn Hellmuth schon Wette auf Pulle Sekt vor für die meisten Ringe, habe natürlich Korb erhalten, würden Sie wohl eine Wette eingehen, Herr Baumeister?" „Ich bedauere aufrichtig, Herr v. Walten, cS Ihnen ab schlagen zu müssen, nicht, weil ich glaube, daß Sie ein viel besserer Schütze sind als ich, sondern Wetten und Spielen Dinge sind, die ich au- Prinzip verwerfe", entgegnete Heyd, v. Walten dabei ruhig ins Auge sehend. Aber der Baron konnte diesen Blick nicht ertragen; war e«, al« ob ihm alle seine Schulden auf einmal cinficlen oder waren es andere Gründe, jedenfalls ging in seinem Innern etwa» vor, da« ihm de» Baumeister« Sympathie ganz und gar nicht brachte. Er, der Baron, der überall glänzte und der Löwe des Tage« war, fühlte, daß er in diesem Manne einen gewaltigen Gegner gefunden. Wie er nur spricht, er, den ich mir immer so harmlos gedacht und dessen stolze Gestalt nicht minder impo- nirt, al» meine Silberschnüre, der mir mit seinem klassisch schönen Gesicht und seinem hocharistokratischen Benehmen um verschiedene Längen voraus ist. Nie könnte ich mich mit diesem Mann« be freunden, er haßte ihn förmlich und doch wußte er eigentlich keinen stichhaltigen Grund. Von Lindenheim hörten sie jetzt schießen; offenbar waren c» nur Probeschüsse, um die Wirkung de« Pulver« zu propiren, oder um zu sehen, ob die Bisirung richtig sitzt. Alsbald fuhr der Wagen thalwärtS und von Weitem sahen sic schon die schwarz weiß-rolhe Fahne auf der Schicßhalle unk da« rothe Fähnchen auf dem Kugelsang. Al« der Wagen vorfuhr, war die Gesellschaft vollzählig. Der Oberförster, der die Ankommenden schon vor der Thür begrüßte, geleitete sie nach dem Garten, wo die ganze Gesellschaft versammelt war. Ein frohe«, ja thcilwcise herzliches Händeschütteln erfolgte nun. Da« war die ganze Mittwoch-Versammlung nebst einigen bekannten Familien und drei Offizieren der Thorner Garnison. Der alte AmlSvorsteher konnte nicht schnell genug zu Heyd kommen, während Hellmuth nnd Ribold sehr lebhaft über die bösen Wirkungen verschiedener Weine sprachen, wobei der Inge nieur herzlich lachte und Ribold sich bedenklich hinter dem Ohre kratzte. Auch Tante Doktor hatte heute wieder die beste Miene aufgesetzt; e« war doch wieder einmal eine andere Gesellschaft, denn die Herren vom Militär sind doch ein besserer Menschen schlag, al« da« stupide, langweilige Zivil, sagte sie sich. Hertha und Gertrud kamen Arm in Arm und strahlten heute in lichten Roben. An zwei langen Tischen, die im Garten an der Schatten seite de« Hause« ausgestellt waren, wurde der Kaffee getrunken unter heilerem Geplauder, dann vergnügten sich die Damen mit einander, während die Herren nach der Schicßhalle gingen, die sich am Ende de« Garten« befand. lieber einen Feldstreifen ging die Richtung nach dem Kugelsang, der sich an steiler An höhe an den WaldeSrand lehnt. Al« die Schützen alle beisammen waren, übergab der Ober förster den Zeigern die neue Scheibe, die sic al-dann ausstellten. Auf einer Erhöhung in der Halle saß der Sekretär Hermann,
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