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Amts- mS Mmckatt für den «bounement vierlelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. deS »Jllustr. llntcrhaltungSbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ---- 46. Jahrgang. —- - Donnerstag, den 13. Juli «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSprcis: die kleinspaltigc Zeile 10 Pf. Im amtlichen Thcile die gespaltene Zeile 2° Pf. 5. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums Kreitag, den 14. Juli 18W, Avends 8 Mr im Rathhaussaal«. Eibenstock, den 8. Juli 1899. Der Stadtvcrordnctcil-Biccvorstchcr. Beruh. Fritzsche. 1) Bewilligung der Mittel zur Herstellung einer Stube im Dachboden der Industrieschule für den Hausmann. 2) Desgl. zur Einrichtung von Fernzündern im Ausstellungssaale der Vorbildcrsannnlung. 3) Desgl. zur Anschaffung von Zeichenutensilien. 4) Desgl. zur Einrichtung einer Prüfungsstation für Wassermcsser. 5) Nordstraßenregulativ. 6) Gewährung eines Beitrages zur Unterhaltung des Krcuzler-Wegcs. 7) Beschlußfassung wegen Genehmigung eines Vertrages über Arealaustausch. 8) Desgl. wegen Arealabtrctung in der Schulstraßc. 9) Desgl. wegen Verthcilung des Sparkassenreingewinnes vom Jahre 1898. 10) Desgl. wegen Richtiasprechung der Sportelkassen- und Dicnstbotcnkrankenkassenrechnung auf das Jahr 1898, sowie der Armenholzkassenrcchnung auf das Winterhalbjahr 1898 99. 11) Kenntnißnahme von einem Schreiben des Kgl. Amtsgerichtes hier, Grundstückskaus betr. Hierauf geheime Sitzung. Nr. 77 des Verzeichnisses der unter das Schank- und Tanzslättenverbot gestellten Personen ist zu streichen. Stadtrath Eibenstock, den 11. Juli 1899. Hesse. Gnüchtel. Die Lage in Belgien. Seitdem der dielberufene Wahlreformentwurf der klerikalen Regierung von der Bildfläche verschwunden ist und nur noch in der „fünfzehnglicdrigcn" besonderen Kommission ein Scheindasein fristet, hat sich die im Lande entstandene gefährliche Erregung äußerlich gelegt. Die Bewegung hat sich von der Straße, wo sie einen ausgesprochen revolutionären Charakter angenommen hatte, zurückgezogen und wirkt nur mehr in der oppositionellen Presse sowie in den Parteikreisen fort. Vielleicht tritt jetzt erst mit voller Klarheit zu Tage, welchen tiefgreifenden, möglicherweise nicht wieder gut zu machenden Schaden die auf die Spitze ge triebene klerikale Parteiwirthschaft angerichtet hat. Jetzt erst wird offenbar, daß der Kampf gegen die klerikale Herrschaft anti dynastische und republikanische Tendenzen an die Oberfläche ge trieben hat, deren ernste Folgewirkungcn nicderzuhaltcn für den König keine leichte Aufgabe sein wird. Es ist die Vcrmuthung laut geworden, daß der belgische KlerikaliSmuS sein Treiben ziel bewußt daraufhin angelegt hat, auch die Liberalen in republikanische Bestrebungen hineinzudrängen, um alsdann den König umso unbeschränkter beherrschen zu können. Die Rechnung würde nur an dem schweren Fehler leiden, daß die antidynastische Volks bewegung, deren Acußerungen wir eben erst erlebt haben, bei einer Fortdauer de- klerikalen Regiments eine Gewalt entwickeln könnte, welcher das Königthum und mit ihm der KlerikaliSmuS unrettbar zum Opfer fallen müßte. Eine ganz ungewöhnliche Verblendung und Mißachtung der Lehren der Geschichte gehört dazu, um die Errichtung einer dauern den klerikalen Herrschaft in Belgien, wie sie das jetzt zurückgezogene Wahlgesetz anstrebtc, für möglich zu halten. Seit siebzig Jahren hat es kaum eine klerikale RcgierungSpcriode gegeben, die nicht durch mehr oder minder ernste Unruhen gekennzeichnet wäre. Während der letzten fünfzehn Jahre hat es nicht weniger als vier Volksbewegungen gegeben, von denen einige das Staats wesen ernstlich erschütterten. Im September 1884 durchtobtc die Straßen der Hauptstadt jener Aufstand, der das Ministerium Malcu zum Rücktritt zwang. In den Jahren l886 bis 1888 waren die Provinzen Hennegau und Lüttich Schauplatz des großen Arbeiteraufstandes, der mehrfach zu blutigen Zusammenstößen mit Polizei und Militär führte. Anfang der neunziger Jahre kani die große Bewegung zu Gunsten der Verfassungsrevision und der Erweiterung des Wahlrechts in Gang und gipfelte 1893 in dem Brüsseler Arbeiteraufstand. Mit der gleichen Leichtfertigkeit, mit der die Klerikalen alle diese Bewegungen haben groß werben lassen, um schließlich vor ihnen zu kapituliren, hat das jetzige Kabinct auch die neueste Regung der bis zum revolutionären Charakter gesteigerten Opposition so lange mit höhnischem Achsel zucken abthun zu können geglaubt, bis es sich genöthigt sah, den Rückzug anzutretcn. Eine Partei, welche so ost den Unwillen vc« Volkes gegen sich geweckt hat, ohne im entscheidenden Augen blick die Kraft zu besitzen, ihren Standpunkt zur Geltung zu bringen, hat wahrlich keine Aussicht, sich dadurch eine unanfecht bare Stellung im Lande zu erringen, daß sie den König völlig in ihre Gewalt bringt. Sie würde dadurch nur erreichen, daß die Dynastie zugleich mit ihr in den Abgrund gerissen würde. Nach übereinstimmenden Berichten aus Belgien ist die gegen wärtige Krisis hauptsächlich durch zwei Momente gekennzeichnet: ca» enge Bündniß der Liberalen mit der Sozialdemokratie und den republikanischen Charakter der Bewegung. Obwohl die So zialdemokraten von je her der Republik zugelhan waren, trat diese Gesinnung in Belgien bis jetzt in den TageSkLmpfen weniger hervor. Bei der jüngsten Bewegung dagegen machte sich die antimonarchische Richtung der Partei in bedenklichster Weile öffentlich bemerkbar. Der Schlachtruf »ES lebe die Republik, nieder mit dem König!" wurde in allen Versammlungen laut, ohne daß von den Behörden dagegen eingeschrittcn wurde. An gesichts dieser Erscheinung ist die enge Verbindung de» liberalen BürgcrthumS mit der Sozialdemokratie und seine Abwendung vom Königthum eine sehr ernst zu nehmende Thatsache, da das Königthum sich damit jeder zuverlässigen Stütze im Lande beraubt sieht. König Leopold scheint nun endlich zu der Ueberzcugung gelangt zu sein, daß seine bisherige Haltung unvermeidlich zum Sturze der Monarchie in Belgien führen muß. Kaum ohne sein Borwissen hat der bekannte, dem König nahestehende General Brialmont eine Kundgebung veröffentlicht, in welcher er für eine Wahlreform aus der Grundlage de« allgemeincn Stimmrechts und für die Einführung deS persönlichen Heeresdienste- energisch eintritt. UcberdieS wird König Leopold die Absicht zugcschricbcn, am 23. d. Mt«. bei Gelegenheit der Ucberrcichung einer Fahne an den Vetcranenbund eine Ansprache zu halten, welche die Stellung der Krone zu den letzten Unruhen darlegen wird. Mit Worten ist bei der hochgradigen Spannung, welche in Belgien Platz gegriffen hat, freilich nicht viel auSzurichtcn. Die Lage verlangt Entschlüsse und Thaten, welche das Land auf die Bahn einer ruhigen Entwickelung zurücksühren. Tagesgeschichte. — Deutschland. Zm Juni vorigen Jahre- hat im Kaiser lichen Gesundheitsamt eine vom Reichskanzler einberusene Kom mission getagt, die au- Vertretern der medizinischen Wissenschaft und Praxis, der Medizinalbehörden der größeren Bundesstaaten, zuständigen Verwaltungsbehörden und auch von Aerztcn au- den Reihen der Jmpsgegner beschickt war. Die Kommission hat die AuSsührungSbestimmungcn de- Impfge setze- auf ihre Zweck mäßigkeit geprüft und Vorschläge formulirt, um die schädlichen -Nebenwirkungen zu beseitigen, die bei der Impfung wahrgcnommcn sind. Vor längerer Zeit bereit- sind diese Vorschläge rem BundeS- rath zur Beschußfassung unterbreitet worden. Wie der „Rat. Lib. Corr." geschrieben wird, ist gegen das Ende des Jahres der Er laß neuer AuSführungSbcstimmungen zum Jmpsgesctz zu erwarten. An den Grundlagen des JmpfgesctzcS werde aber nicht« geändert werden. Wissenschaftlich stehe außer allem Zweifel, daß der Impfzwang zur Abwehr der Pockengefahr unentbehrlich sei. — Rußland. Der bisherige Großfürst-Thronfolger, der Großfürst Georg (um drei Jahre jüngerer Bruder de« Zaren) ist im Kaukasus, in AbbaS-Tuman, an einer plötzlichen Kehlkopf blutung gestorben. Der 28jährige Großfürst war schon seit Jahren langen- und halsleidend, so daß sein Hinschciden nicht überraschen konnte. Da dem Zarcnpaare bisher zwar drei Töch ter, aber noch kein Sohn geboren wurde, geht die Thronsolger- würde einstweilen auf den jüngsten Bruder de« Zaren, den Groß fürsten Michael Alexandrowitsch, geb. 1878, über. — Frankreich. Der italienische General Giletta, der kürzlich wegen Spionage zu 5 Jahren Gefängniß verurtheilt wurde, ist anläßlich des bevorstehenden Nationalfcstc« begnadigt worden. — Die Verhandlungen des Kriegsgericht- in RcnncS, deren Beginn zuerst auf den 17. Juli und dann auf Ende des Monat« festgesetzt schien, sind vorläufig auf den 10. August vertagt worden, und man glaubt sogar, auch dieser Ter min werde nicht eingehalten werden, weil die Arbeit dem Regic- rungskommissar und dem Vorsitzenden des Kriegsgericht« über den Kopf zu wachsen droht. — Serbien. Neber Stadt und Departement Belgrad ist der Belagerungszustand verhängt worden.— Die Ver haftungen radikaler Parteigänger in Belgrad dauern fort. Am Sonntag wurden mehrere Geistliche, unter ihnen der Erzpriester Militsch, festgenommen. Der Attentäter hat seine Schuld in vollem Umfange eingestanden und hat auSgcsagt, er sei von an gesehenen Radikalen zu dem Mordauschlag gedungen. Die an deren Verhafteten leugnen einstweilen jede Schuld, doch sollen belastende Schriftstücke, namentlich hinsichtlich des Petersburger Gesandten Gruitsch beschlagnahmt sein. Nach einer späteren Meldung beschuldigt der Thäter ausdrücklich den ehemaligen Mi nister Paschitsch, den früheren Minister des Innern Tauschano- witsch, den früheren Inspektor in demselben Ministerium Politsch und den Obersten a. D. Npcolitsch, sowie verschiedene Abgeordnete. Locale und sächsische Nachrichten. — CarlSseld, 9. Juli. Der Eintritt schönen Welter« nach vielen Regentagen war besonder« für die am Sonnrag ver anstaltete Gauturnfahrt de» ErzgcbirgS-Turngaue« nach hier günstig, sodaß dieselbe programmmäßig durchgcführt werden konnte. Schon mit dem Frühzuge kamen die Kampfrichter und zahlreiche Turner an und e» entwickelte sich recht bald ein rege« Treiben in unserem Orte. Während inzwischen noch einzelne Vereine unter froher SangeSwcisc cinmarschirt waren, gelangte die Mehrzahl der Turner, welche mit dem Sonderzugc bi« Wilzsch- hau« gefahren, gegen Mittag hier an. Pünktlich um 2 Uhr zog die Turnerschaar, wohl an 400 Mann, unter Vortritt eine« Musikchores nach dem Festplatze. Hier entbot der Gesangverein von CarlSseld den Festtheilnchmern einen harmonischen Gruß; der Vorstand des hiesigen Turnverein« hieß die Gäste herzlichst willkommen, worauf Herr Gauvertreter Herklotz-Eibenstock den CarlSfeldcr Turngenossen für die freundliche Aufnahme dankte und eine von Hrn. KrciSvertrctcr Bier, Dresden aus den Alpen eingegangenc BegrüßungSkartc bekannt gab. Hierauf wurden von 168 Turnern die Freiübungen in strammer Haltung auSgesührt und alsdann wurde zum Wettturnen in den drei volksthümlichen Hebungen, Handelstemmen, Dreisprung und Stabhochsprung an getreten. Hierbei gingen als Sieger hervor: I. Arthur Baum garten, CarlSseld, mir 28 Punkten, 2. Hermann Lang, Aue (Turncrschaft), mit 25'/, Pkt., 3. Ernst Hahn, Johanngeorgenstadt, Hermann Starke, Grünhain, mit 24'/, Pkt., 4. Walther Lorenz, CarlSseld, mit 24 Pkt., 5. Otto Hahnel, Lauter, mit 23 Pkt., 6. AlaS Popp, Aue (Fachschule Turnverein), mit 22'/, Pkt., 7. Rudolf Müller, Beierfeld, Paul Blechschmidt, Aue (Turnverein „Jahn"), mit 20'/, Pkt., 8. Oskar Gehlert, Bernsbach, Otto Giebel, Zwönitz, Otto Arnold, Aue (Turnerschaft) mit 20 Pkt., 9. Max Arnold, Aue (Turncrschaft), Ottomar Becher, Beierfeld, mit 19'/, Pkt., 10. Hermann Blechschmidt, CarlSseld, Hermann Heidrich, Zwönitz, Richard Vogel, Bockau (Turnverein), mit 19 Pkt., ll. Richard Vogel, Schönheide, mit 18'/, Pkt. Zu be lobigen .waren Max Mühlbach, Lößnitz, Ernst Bretschncider, Neu städte!, Ernst Forbcrg, Hormersdorf und Paul Nettcl, CarlSseld, welche jede 18 Punke erreicht hatten. Dar Ergebniß des Wett- turncnS war somit ein sehr befriedigende». Von den 104 Theil- nehmern haben außer dcu Siegern und den Belobigten noch 21 Mann 15 und mehr Punkte — im Ganzen also 43, die mehr al» die Hälfte aller erringbarcn Punkte erlangt haben. Mit der Preisocrtheilung hatte das schön verlaufene Fest seinen offiziellen Schluß erreicht. — Dresden, 10. Juli. Im Schlosse Moritzburg werden umfassende Vorbereitungen getroffen, um verschiedene Räume der herrlichen „Dianenburg", wie August der Starke das Jagdschloß zu nennen beliebte, für den im Herbst zu erwar tenden Besuch des Königs hcrzusleUen und dieselben wohnlicher zu gestalten. Auch die Königin wird zu gleicher Zeil daselbst auf mehrere Tage erwartet. Kurfürst Moritz begann 1549 den Bau des Schlosser, der dann 1589 unter Christian I. vollendet wurde. Der sächsische Nimrod, Johann Georg I., ließ die großen Seiten flügel erbauen. Johann Georg III. begann mit der Anlegung der vier runden Thürmc, die dem Bau den eigentlichen Schloß charakter verleihen und Johann Georg IV. vergrößerte da» Schloß durch Aufsehen eines dritten Stockwerke». Unter den Polenkönigcn war Moritzburg der Mittelpunkt der größten Jagdfcste. Götter auszüge, Neptunsfeste, Saturn«- und Dianenseste, Fackeltänze, Maskenbälle, Ritterspielc, Ringelrcnnen, Karussells wechselten in bunter Folge mit einander ab. Unter König Johann wurde c« still im Burggrascnwaldc, wie der Moritzburger Wald srüher auch genannt wurde. Erst unter der Regierung König Albert« belebt der langgezogcne Ton der Waldhörner die Stille im Wald revier und fröhliches Jagdgctümmel macht sich bemerkbar, wenn der hohe Herr mit einer erlesenen Gesellschaft dem Sdlcn Waid werke obliegt. Moritzburg zählt über 200 Zimmer und 4 Prunksäle. — Dresden, 10. Juli. Die vor einigen Wochen von un« gebrachte Notiz, daß für Eisenbahnneubautcn in Sach sen bi- zu 85 Millionen Mark von dem bevorstehenden Landtage gefordert werden würden, bestätigt jetzt da« „Vaterland" in vollem Umfange. Das Blatt giebt als Zahl 82 Millionen an, läßt aber die Forderungen, welche nachträglich noch kommen werden, außer Ansatz. Bei dieser Gelegenheit glauben wir mittheilen zu können, daß wegen der Zusammenlegung der meisten Bahnhöfe Leipzig« zu einem großen Centralbahnhosc die Verhandlungen wegen Ausführung de» Baue« und der eng damit zusammen hängenden Fragen die Verhandlungen mit Preußen wieder aus genommen worden sind. Da die Verhältnisse, wie sic in Leipzig liegen, zu einem definitiven Abschlüsse drängen und da im Laufe de« nächsten Landtage« auch Mittel zur Bereitstellung wegen Vornahme der Vorarbeiten gefordert werden müssen, so werden die diesbezüglichen Verhandlungen beschleunigt. — Leipzig. Ein bedeutender Einbruchsdiebstahl, bei welchem Waarcn im Wcrlhc von 20,000 Mark gestohlen worden sind, ist in der Nacht zum Sonntag in einer in der ersten Etage deS Grundstücke« Baycrschc Straße Nr. 42 i> gelegenen Uhrcn- und Goldwaarcnhandlung zur Ausführung gekommen, linker den