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- Erscheinungsdatum
- 1899-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189906297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990629
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-29
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Monat
1899-06
-
Jahr
1899
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Volum' — fall« diese Bezeichnung noch zutrisst — der Kammer erhallen, wodurch ihm wenigsten« ermöglich! wird, seine Ausgabe, ,mit Entschiedenheil die republikanischen Einrichlungcn zu ver- thcidigen" und die Dreyfu» Wirren zu liquidiren, in Angriff zu nehmen. Nach Ausweis de« amtlichen Sitzung»protokoll» bestand die Mehrheil, welche für da- Kabinet stimmle, au« 1b8 Radikalen, 26 Sozialisten, 77 gemäßigten Republikanern und einem Mitglied der Rechten; die Minderheit au« 107 gemäßigten Republikanern, 39 'Nationalisten, 78 Monarchisten und Ralliirten, und einem Radikalsozialisten. Der Abstimmung enthielten sich 29 gemäßigte Republikaner, ferner 19 Sozialisten, 13 Radikalsozialtsten, 12 Radikale. Radikale Blätter heben mit großer Gcnugthuung hervor, daß die Majorität au« rein republikanischen Stimmen bestehe und daß da« Kabinet nun eine hinreichende Stütze in der Kammer habe, um sich längere Zeit zu behaupten. (?) Gleichzeitig sprechen diese Blätter Brisson in begeisterter Weise ihren Dank au», daß er durch seine Intervention zu Gunsten de« Ministerium» die Republik gerettet habe! Die gemäßigten und nationalistischen Blätter erklären u. A., da« Ministerium habe seinen Sieg nur dem Umstande zu verdanken, daß in den Wandelgängen der Kammer da« Gerücht verbreitet worden sei, der Sturz de« Kabinet« werde den Rücktritt de» Präsidenten der Republik herbeiführen. Viele Oppositionelle hätten auch deswegen für die Regierung ge stimmt, weil der Polizeipräfckt Lcpine mehreren Parlamentariern gegenüber geäußert habe, er könne für die Aufrechterhaltung der Ruhe nicht cinstehcn, fall« da« Ministerium falle. — Der italienische Spion General Gilctta ist am Montag vom Kriegsgericht in Nizza zu 5 Jahr Gefängniß und 5000 Frank Geldstrafe verurtheilt worden. — Italien. Der .Italic' zufolge ertheilte die chinesische Regierung dem italienischen Gesandten betreff« der Abtretung der Sanmunbai einen ablehnenden Bescheid. — Im .Ostasiat. Lloyd' vom 23. Juni lesen wir: .Wenn von gewisser Seite immer noch behauptet wird, daß die Anwesenheit von fünf italienischen Kriegsschiffen in den chinesischen Gewässern nicht« zu bedeuten habe, so darf auf die Thatsache hingcwiesen werden, daß die Navigazione Generale Jtaliana der italienischen Regierung den Dampfer „San Gottardo' zur Verfügung gestellt Hal. Da« Schiff befindet sich bereit« auf dem Wege nach China und zwar mit einer Ladung von Proviant, von Geschützen, Gewehren und Munition für die italienischen Kriegsschiffe. Auch größere Mengen von Medizin sowie 3000 Tonnen Kohlen wurden mit dem „San Gottardo' verladen. Außerdem haben sich aus ihm eine Anzahl Offiziere und Mannschaften eingeschifst." Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 25. Juni. Das Ministerium de« Innern hat entschieden, daß die Rabattgewährung der Aerzte an die Krankenkassen nicht zu beanstanden ist. Darin sei eine Verletzung der ärztlichen StandeSehre nicht zu erblicken. In dem besonderen Falle, der diese grundsätzlich wichtige Entscheidung veranlaßte, hatte der Zwickauer ärztliche Bezirk-Verein die Ansicht vertreten, daß ein Herabgehen unter die Mindesttaxe vom 27. Juni 1897, insbesondere die Gewährung eines l5proz. Rabatts bei einer zahlungsfähigen Kasse wider die StandeSehre verstoße, und des halb dem in Frage kommenden Vertrag die Genehmigung versagt. — Dresden, 27. Juni. Eingegangener telegraphischer Nachricht zufolge ist der Mörder der Wittwe Hermsdorf gestern Nachmittag in der Person des 18 jährigen Schlosser» Wilhelm John au« RigerSdors in Böhmen in der Gegend von RigerSdorf durch hiesige Kriminalbeamte unter Beistand öster reichischer Polizeiorgane verhaftet worden. Die Verhaftung erfolgte auf freiem Felde unter äußerst schwierigen Umständen. Der Mörder leugnet zur Zeit die That noch, jedoch sind Beweise seiner Schuld bei ihm vorgesunden worden. Er ist an da« K. K. Bezirksgericht Tetschen eingeliefert worden und wird, da er öster reichischer StaatSunterthan ist, voraussichtlich dort zur Aburthei- lung gelangen. — Leipzig, 24. Juni. Zum Leipziger Formerstreik wird dem „L. T." geschrieben: Es war vorauszusehen, daß der Ausstand, in welchen die Former und Eisengießereiarbeiter in den Fabriken Leipzigs und der Umgegend mit Anfang voriger Woche eingetreten sind, sich nicht bloß auf diese Kategorie von Arbeitern beschränken würde, sondern daß seine Wirkungen auch auf die Arbeiter verwandter Berufe, vor allem auf Schmiede, Schlosser und auf da« große Heer der Hilfsarbeiter übergreifen mußten. Und die« tritt früher ein, al« man e« erwartet hatte. Zunächst hat die große, weltbekannte Fabrik für Geräthe und Maschinen zum Ackerbau von Rudolf Sack beschlossen, vom Montag, den 26. Juni, an die Arbeit in ihren sämmtlichen Betriebsstätten derart zu beschränken, daß in der nächsten Zeit vorläufig nur noch 6 Stunden, von früh 6 Uhr bi» Mittags 12 Uhr, gearbeitet wird, während am 'Nachmittag der Betrieb ruht. Andere große Etablissement« dürften bald folgen, sodaß die Maschinenindustrie, wie überhaupt die ganze Eisenbranche, auf einmal in ihr auf gezwungene und recht ungelegene Feiertage hineinkommt. ES ist die» im Allgemeinen für unsere Leipziger Industrie, welche gerade in der Maschinenbranche einen so hervorragenden Platz auf dem Weltmärkte einnimmt, umso mehr zu bedauern, als gerade jetzt der Gang in ihr wieder ein ausgezeichneter war, und man kann nur wünschen, daß der Ausstand auch im Interesse der Arbeiter, die ja solche Unterbrechungen de« regelmäßigen Verdienste« am eigenen Leibe am meisten empfinden, ein recht baldige« Ende findet. — Annabcrg, 26. Juni. In der Nachbarstadt Schlettau brach heute früh gegen 3 Uhr im dortigen Schützcnhause Feuer aus, welcher so rasch um sich griff, daß in kurzer Zeit der ganze Dachstuhl in Flammen stand. Glücklicherweise waren noch Mit glieder de« Militärverein« und de« Stadtmusikkorp« von dem am gestrigen Abende abgehaltenen Militärvereinsballe anwesend, so daß die Kinder de» Besitzer«, die im Schlafe lagen, gerettet wer den konnten. — Crimmitschau, 26. Juni. Feilenhauer Müller erhielt vom hiesigen Schöffengericht eine Woche Gefängniß zugesprochen, weil er jüngst gelegentlich eine« Streike» hier einen arbeits willigen Kameraden mit Ohrfeigen und Bloßstellung im sozial demokratischen „Volkrblatt' zu Zwickau bedroht halte. — Auerbach, 25. Juni. In der letzten öffentlichen Stadt- vcrordnetcnsitzung am 22. d. M. gelangte u. A. auch der RathS- beschluß, wonach die 1895er städtischen Rechnungen zur Richtig- sprcchung empfohlen werden, zur Vorlage. Hierzu stellte der Stadtverordnete Petzoldt folgenden Antrag: „Die Justifikation der 1895er städtischen Rechnungen abzulehnen, weil da« Kollegium dann, wenn e« die Justifikation jetzt vollziehen würde, 1. sich alle Ersatzansprüche wegen de« Defizit«, 2. sich alle Ersatzansprüche, die in der Bcschwerdeschrift an die König!. KreiShauptmannschaft nicdergclegt sind, vergeben und 3. seine Pflichten der Bürgerschaft gegenüber verletzen würde.' Diesem Anträge trat da» Kollegium einstimmig bei. Ferner regle der Stadtverordnete Petzoldt noch an, daß in einer am 20. d. M. abgehaltcncn geheimen Sitzung da« Kollegium in der Meinung, daß die Bekanntgabe der im November v. I. über den Herrn Bürgermeister bei der König!. KreiShauptmannschaft Zwickau erhobenen Beschwerde der Bürger schaft gegenüber unbedingt nothwendig sei, beschlossen habe, diese Beschwerde in der obigen öffentlichen Sitzung zur Verlesung zu bringen. Diese Beschwerde konnte jedoch nicht zur Verlesung ge langen, indem von der Königlichen KreiShauptmannschaft Zwickau auf eine gegen obigen Beschluß vom Bürgermeister Kretzschmar bei dieser Behörde erhobene Beschwerde dem Stadtverorvncten- Vorstehcr Herrn Karl Friedrich Doß jr. folgende kreishauptmann- schastliche Verordnung zugegangen ist: „Beschluß der Königlichen KreiShauptmannschaft Zwickau vom 21. Juni 1899. Die für morgen beabsichtigte Verlesung der von den Mitgliedern de« Stadtrathe« über den Rathsvorstand Ende vorigen Jahre« er hobenen Beschwerde in der öffentlichen Sitzung der Stadtverord neten, sowie jede Veröffentlichung dieser Beschwerde überhaupt, wird hiermit aussichtSwegen untersagt und werden der Vorsteher des Stadtverordnetenkollegium« sowohl, al» die Mitglieder de» Stadtrathe« für die Beachtung dieser Anordnung persönlich ver antwortlich gemacht, v. Gehe." — Markneukirchen. Der hiesige der Unterschlagung ihm amtlich anvertrauter Gelder beschuldigte Bahnhofsinspektor Ulbricht ist am vergangenen Sonnabend Abend durch den in Erl bach stationirten Gendarni in da» GerichtSgefängniß zu Plauen eingeliefert worden. Wie der „V. A." hört, hat sich Ulbricht damit zu Vertheidigen versucht, daß er angab, da» fehlende Geld sei ihm au« dem Rocke gestohlen worden. Vom Schwiegervater de» Verhafteten ist übrigen- sür die fehlende Summe Ersatz ge leistet worden. — Schwarzenberg, 26. Juni. In Tellerhäuser, dem am höchsten gelegenen sächsischen Dorfe, brach am vorigen Freitag Feuer aus, durch da« das Anwesen de« Waldarbeiter» Lang zer stört ward. Da« Feuer war in der Scheune ausgebrochen. Während de« Brandes herrschte so dichter Nebel, daß die 'Nach barn das Feuer erst spät bemerkten. Bereits in der Pfingstwoche halte e» in Tellerhäuscr gebrannt. - Zwönitz,, 26. Juni. Gestern Nachmittag wurde im „Gasthaus zum Schatzenstein" die Tochter de» Herrn Lämmcl aus Burkhardtsdorf durch den Tod überrascht. Das Arbeiter personal, worunter sieb die L befand, der Herrn Fabrikbesitzer Langer in Burkhardtsdorf hatte einen Ausflug über Grünhain nach dem Schatzenstein unternommen. Hier harten sich die AuS- flugSthcilnehmer dem Tanzvergnügen hingegeben, als plötzlich die L. unwohl wurde und todt umfiel. Todesursache ist Herzschlag, herbeigeführt durch zu feste« Schnüren. — Ein Appell an das Entgegenkommen der Geschäftsinhaber geht uns von dem „Deutfchnationalcn Handlungsgehilfen Verband" (Hamburg, gr. Reichenstr. M) mit der Bitte um Veröffentlichung zu: Tag ein, Tag aus, Winter und Sommer steht der Gehilfe hinter dem Ladentisch oder vor dem Pult, um in treuer Pflichterfüllung seine Stelle auszusüllen. Der kauf männische Beruf ist gewiß der anstrengendsten einer und es wäre zu wün scheu, daß das gute Einvernehmen, das erfreulicherweise zwischen den Ge schäftsinhabern und den Gehilfen obwaltet, dazu führen würde, den Letzteren alljährlich eine kurze Spanne Zeit zu gewähren, um Körper und Geist von den Anstrengungen der verflossenen Monate zu erholen. Eine Reihe ange sehener Handelshäuser hat in früheren Jahren bereits derartige Sommer ferien sür ihre Angestellten eingeführt: hoffentlich bürgert sich dieser Brauch mehr und mehr in der deutschen Geschäftswelt ein. — Wir geben dem vor stehenden Ausruf um so lieber Raum, als auch wir der Ansicht sind, daß im kaufmännischen Berus eine Erholuugszeit vielfach am Platze wäre und die Arbeitssreudigkcit der Jünger Merkurs wesentlich zu steigern berufen sein dürste. Von Deutschlands jüngsten Kolonien. Nach dem Zusammenbruch der spanischen Kolonialmacht konnte es keinem Zweifel unterliegen, daß Spanien nur unter Aufwendung großer Kosten in der Lage sein würde, die Reste seine» Kolonialbesitzes im Stillen Ocean zu halten. Die drei Inselgruppen der Karolinen, Marianen und de« Palau-ArchipelS halten sich bisher in wirthschastlicher wie militärischer Hinsicht an die kompakte Masse der benachbarten Philippinen angegliedert und ihre Verwaltung wurde von dort au« ohne große Schwierigkeit mitbcsorgt. Nach der Abtretung der Philippinen an die Bereinigten Staaten aber wurden diese Inseln für Spanien zu einem kost spieligen, unr-ntablen und bei der großen Entfernung vom Mut terlande werthlosen Besitz. Spanien mußte daher jede Gelegen heit willkommen heißen, dieselben zu irgend einem Preise loSzu- schlagen, um dadurch seinen Kolonialetat zu entlasten. Werth haben diese Inseln sür eine fremde Macht in strategischer Be ziehung und al» Flottenstützpunkte, in wirthschastlicher al» ein Bindeglied zwischen zwei durch sic getrennten Kolonialgebieten, denn zu klein, zu gering bevölkert und einer rationellen Plan- tagenkullur bisher zu wenig erschlossen, versprechen diese Inseln nur im Anschluß an einen größeren kolonialen WirthschaftSkom- plex eine gedeihliche und ertragreiche Entwickelung. In jeder Hinsicht kann hier nur Deutschland in Betracht kommen. Zwi schen Deutschland» ostasiatischem und nordaustralischcm Besitz bil den die drei Inselgruppen die natürliche Verbindung und durch diese von Norden nach Süden verlausende Kette deutscher Kolo nien erhalten gleichzeitig unsere Interessen aus Samoa eine neue Basis. Der von Spanien geforderte Kaufpreis ist im Verhält- niß zu den sür Deutschland erwachsenden Vorthcilen nicht hoch zu nennen. E» dürfte interessant sein, einen kurzen Rückblick auf die Völkcrgeschichte der nordaustralischcn Inseln zu werfen. Zuerst besiedelt sind sie wie überhaupt ganz Australien durch die Ma laien der Sundainscln. Diese geistig hochstehende Rasse wurde au» ihren ursprünglich kontinentalen Sitzen durch die unwider stehliche Ausbreitung der Mongolen verdrängt und erhielt all mählich gegen Osten vorrückend einen vollständig insularen Cha rakter. Ohne Kenntniß der übrigen Welt und von ihr ungekannt führte dieser malaische Stamm in der neuen Heimalh ein voll ständige« Sonderdascin und bildete sich, in ein reine« Naturlebcn sich verlierend, um zur Raffe der Polynesier. Der fruchtbare Boden und da« tropische Klima enthoben sie aller Sorgen um die Ernährung, verhinderten aber zugleich eine weitere geistige und wirthschastliche Entwickelung des ursprünglich begabten und bildungsfähigen Stammes und ließ ihn auf eine primitive Kul turstufe zurücksinken. Nur eine allerdings in der Natur der Be siedelung begründete Befähigung zum Seewesen und zur Schiff fahrt ist allen diesen australischen Jnselvölkern gemeinsam. Die erste Kunde von der wundersamen oceanischen Inselwelt wurde dem europäischen Abendlande durch den ersten Erdumseglcr Fernando del Magalhaen« vermittelt. Al« dieser Nachricht von der Entdeckung der wegen ihre« Gewürzreichlhum» berühmten Molukken erhielt, kam er aus den Gedanken, diese Inseln müßten schon innerhalb der durch eine Päpstliche Bulle den Spa niern zugewiesencn Wclthälfte liegen und bot dem Madrider Hofe an, ein Geschwader um da« Südende von Amerika dorthin zu führen. Sein Plan war um so kühner, al» man damals von der Möglichkeit, Südamerika zu umsegeln, noch nicht genau unter richtet war, sondern da» Vorhandensein einer solchen MeereSftraße nur erhoffte und erwünschte. Im März 1521 langte Magalhaen« bei den Philippinen an, sehr zum Erstaunen der Portugiesen, die die Kunde, daß auf Tidor (einer der Molukkeninseln) Spanier von Osten kommend gelandet seien, zuerst für unglaubhaft hielten. Auf der Fahrt nach den Philippinen entdeckte Magalhaen« am 6. März 1521 die südlichste Insel der Marianen: Guam. Bald fiel Magalhaen» im Kampfe gegen die Eingeborenen. Ihr Haupt augenmerk richteten die Spanier zunächst aus die Molukken und erst 1564 wurde auf Befehl König Philipp» eine Expedition von Mexiko auSgesandt, um die Philippinen zu besetzen, und 1571 wurde die Hauptstadt Manila gegründet. Die einzelnen Inseln der Marianen, Karolinen und Palao» sind aus den Fahrten spa nischer Geschwader nach und von Manila entdeckt worden. So erreichte Saavedra, der 1527—28 von Mexiko nach den Molukken segelte, aus der Rückkehr die Karolinen, die von ihm nach König Karl I. von Spanien, al« deutscher Kaiser Karl V., benannt wurden, und die Marschallgruppe. Später fand Villalobo« 1543 von Mexiko kommend und die Karolinen durchschneidend die Palao»-Jnseln. Die Marianen, von denen ein spanische» Ge schwader unter Loyasa 1526 einige weitere Inseln entdeckt hatte, wurden erst 1568 von den Philippinen au» durch spanische Sol daten endgültig besetzt. Die Gruppe erhielt von ihnen wegen de« angeblich diebischen und räuberischen Charakter« ihrer Ein wohner den Namen Ladronen (iulro gyuu — Dieb). In Be gleitung der Konquistadoren befand sich auch hier wie überall der Mönch, der an den Eingeborenen sofort da« BekchrungSwerk be gann. Hier gingen die Dominikaner aber mit solcher Härte und Unduldsamkeit vor, daß in wenig Jahren von den Eingeborenen so gut wie nicht» mehr übrig war und die Inseln von den Phi lippinen au» neu besiedelt werden mußten. Ist e» schon überhaupt schwer von einer wirthschaftlichen Entwickelung spanischer Kolonien zu sprechen, da in ihnen der Kaufmann und Pflanzer immer eine sehr bescheidene, oft aber gar keine Rolle gespielt hat, so wurde die Entwickelung der Phi lippinen und ihrer Dependenzen am Ende de« 16. Jahrhundert« auf« schwerste gehemmt und in Frage gestellt durch die fortwäh renden Angriffe englischer und holländischer Kaperschiffe. Bald wurden die nach Mexiko segelnden Flotten von ihnen abgesangen, bald die von dort kommenden. Am meisten hatten jedoch die Philippinen selbst zu leiden; die australischen Inselgruppen führten fast unbeachtet ein beschauliche» Stillleben. Im Allgemeinen hat dieser Kolonalbesitz den Spaniern we nig Nutzen gebracht, er erforderte sogar einen nicht unerheblichen steten Zuschuß zu den VerwaltungSkosten, der au» der mexikani schen Kaffe bezahlt wurde. Dazu fortwährende Kämpfe mit den Eingeborenen, Konflikte der geistlichen Dekane untereinander, die sich in ihrem christlichen Bekehrungswerke auf« tödtlichstc befein deten und bekriegten und schließlich die niemals aushörende Gefahr von Seilen europäischer Kaperschiffe und chinesischer Pi ratenflotten. Das Interesse Spanien« an den drei Inselgruppen beschränkte sich in der Hauptsache auf die militärische Besetzung einiger bei den Hafenplätzen der größten Inseln angelegter Block häuser. Außer diesen befanden sich dort nur einige wenige Kauf leute und BerwaltungSbeamte, die wenigsten« den Versuch mach ten, von den Eingeborenen die sog. Kopssteuer einzutreiben. Ge legentlich, d. h. wenn die militärischen Besatzungen anderweitig gebraucht wurden, blieben die Inseln auch wohl sich selbst über lassen. Auch hier hat der Spanier, der stet» und überall mit seinem Kolonialbesitz nur den schamlosesten Raubbau getrieben hat, nicht einmal den Versuch gemacht zu einer rationellen Be siedelung und der Anlage von Plantagen, um die reichen Boden schätze zu heben. Im scharfen Gegensatz zu dem schlaffen QuiötiSmu» der ab sterbenden romanischen Kolonialmächte, die zwar diese Länder ent deckt aber nicht der Kultur erschlossen haben, steht der frische Aufschwung, den Occanien nahm, al» c« durch die Reisen eine» Cook, Bougainville, La Perouse am Ende de« vorigen Jahrhun dert« sozusagen zum zweiten Male, diesmal aber wirthschaftlich entdeckt wurde. Jetzt erst kann eigentlich von einer Kolonial geschichte Australien« die Rede sein. Engländer und Franzosen faßten festen Fuß auf den „herrenlos" gefundenen Inseln u. nahmen deren intensive Bewirthschaftung in die Hand. Trotzdem da« erste Menschenmatcrial au« Verbrechern bestand, haben sich diese Länder innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer großen Blüthe entwickelt und stehen heute wirthschaftlich selbstständig da. Spa nien allein wollte von der neuen Zeit nichts lernen, e« konnte auch schon nicht mehr mit dem bis dahin befolgten System bre chen, boten doch die Verwaltungsstellen in der Kolonialregierung der Regierung Gelegenheit, recht viele ihr unbequeme oder gut empfohlene Leute versorgen zu können. Auf den Karolinen war seit Jahren schon kein Spanier mehr ansässig. Trotzdem erhob die spanische Regierung Einspruch, al« im Jahre 1885 da« deutsche Kanonenboot „Iltis" auf der Insel Aap die deutsche Flagge hißte. Damals wurden die Karolinen durch emen Schiedsspruch Leo« XIII. den Spaniern wieder zugcsprochen und die deutsche Flagge mußte wieder niedergeholt werden. Daß aber thatsächlich auch nachher die spanische Herrschaft auf diesen Inseln nur eine scheinbare ge wesen ist und von einer kolonialen Bewirthschaftung nicht die Rede sein kann, da» hat sich während de« spanisch-amerikanischen Krieges gezeigt. Die Inseln führten ein so weltabgeschiedene» Dasein und waren dem Weltverkehr so fern gerückt, baß al» im verflossenen Sommer ein amerikanische» Kanonenboot auf der Rhede von Jap erschien, um die Karolinen zu besetzen, der Gou verneur der Station da» Sternenbanner mit dem üblichen Salut begrüßen ließ. Die Amerikaner waren sehr erstaunt über diese unerwartete Ovation de« Feinde». Die Lösung des RäthsclS war die, daß der Gouverneur, ohne telegraphische Verbindung mit der übrigen Welt, vom Ausbruch de« Kriege« nach drei Monaten überhaupt noch nicht» gehört hatte. Der alte Herr ließ sich willig von seinem verlorenen Posten ablöscn und soll an Bord de« Kanonenboot« das Geheimniß verrathen haben, er hätte au« seinen verrosteten Vorderladern überhaupt keinen scharfen Schuß abseucrn können au» — Mangel an jeglicher Munition. Jetzt hat Spanien in sehr verständiger Einsicht auch auf diesen letzten Rest seiner überseeischen Kolonialbesitze« verzichtet. Für Deutschland bilden die drei Inselgruppen einen werthvollen Zuwach« und eine nothwcndige Abrundung seiner Kolonien. Und wenn, wie die» bereit« auf den Karolinen begonnen hat, deutsche Thalkraft und deutscher Unternehmungsgeist erst die Erschließung der reichen Naturschätze dieser Inseln unternommen hat, so ist au« ihnen reicher Gewinn zu erwarten. E» ist ein weiterer Schritt auf dem eingeschlagenen Wege, der dazu führen soll, daß Deutschland seinen Bedarf an Kolonialproduktcn au» seinen eige nen Schutzgebieten decken kann. Per Küster zu St. Jarthotomäi. Nach einer wahren Begebenheit erzählt von Friedrich Günther. (4. Fortsetzung.» Indessen unterrichtete er Friedrich und Anna behutsam von dem Selbstmorde, zu welchem der Jüngling wahrscheinlich durch die Qual de» erwachenden Gewissen« geführt worden war, und aller Vermuthung gemäß, kurz nach dem verübten Raube. In der nächsten Nacht war er vielleicht, die Unmöglichkeit der Flucht
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