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Amts- M AMsebktt für de» Gezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung iss» Abonnement oiertelj. 1 M. 2V Ps. einschließl. de» »Jllustr. Unterhaltungsbl.*' u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: di« kleinspalkige Zeile 10 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — 46. I«-rga«g. - Sonnabend, den 27. Mai Die Königliche Oberforstmcisterei in Eibenstock und die Gemeinde Sosa beabsichtigen, den an der Kleinen Bockau hinsüyrenden Weg von der Bockauthalstrahe bei Zimmersacher an aufwärts bis zur Einmündung in den Sosa-Wildenthaler Communikationsweg inner halb der Staatsforstreviere Auersberg, Sosa und der Flur Sosa — Theil des Sosacr Grenz wegs Parzelle Nr. 665 des Flurbuchs für Sosa — all öffentlichen Weg einzuziehen. Es wird dies mit dem Bemerken hierdurch bekannt gemacht, daß Einwendungen hier gegen bei deren Verlust binnen 14 Tagen vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an ge rechnet, hier anzubringen sind. Schwarzenberg, am 20. Mai 1899. Königliche Amtshau-tmaimschast. Krug v. Nidda. K Gnüchtel. Nr. 125 des Verzeichnisses der unter das Schank- und Tanzstättenverbot gestellten Personen ist zu streiche«. Stadtrath Eibenstock, den 26. Mm 1899. Hesse. Sonnabend, den 27. Mai 1889, Nachmittags 3 Uhr gelangen im Hotel „Stadt Dresden-- hier daselbst eingestellte Pfänder, nämlich 2 Sophas und 2 Hängelampe« zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht Eibenstock. Erp. Kirsch. Nordamerikas nächste Ankunft. Der Chef der Abtheilung für fremde Märkte im Ackerbau- Ministerium der Ver. Staaten hat Ende April einen interessan ten amtlichen Bericht veröffentlicht, der die allgemeine Aufmerk samkeit erfordert. Danach war das Jahr 1898 ein ungemein günstiger für den auswärtigen Handel Nordamerikas. Die Au«> fuhr war die größte, die bisher beobachtet worden, und die Ein fuhr war ungewöhnlich gering. Für jeden Dollar Maaren, der vom AuSlandc eingeführt wurde, gingen fast für 2 Dollar ame rikanische Erzeugnisse nach dem Auslande. Der Werth der Aus fuhr betrug in runder Summe 1210 Millionen Dollar (zu 4 M.), d. h. 178 Millionen mehr als im Vorjahr 1897. Die Einfuhr dagegen hatte nur einen Werth von 616 Millionen Dollar, d. h. 148 Millionen weniger als im Vorjahr. Von diesem enormen Export des letzten Jahres kommen 70,s Prozent auf die Produkte des amerikanischen Ackerbaues. Da« zweitbeste Jahr war in dieser Bezihung für die Vereinigten Staaten bisher da» von 1892 gewesen, wo aber für 50 Millio nen Dollar weniger ausgeführt wurde. Die Ausfuhr amerika nischer Ackerbauerzeugnisse war um 544 Millionen bedeutender, al« die der Einfuhr derartiger Produkte von allen andern Thei- len der Welt. Von Getreidearten, die zitd Brodbereilung benutzt werden, wurden für 333 Millionen auSgesührt gegen 197 Mill, im Jahre 1897. Für Weizenmehl allein betrug die Zunahme IM Millionen Dollar. Dieser gewaltige Aufschwung erklärt sich durch die hohen Weizenpreise der letzten 2 Jahre, die mit einer vorzüglichen Ernte in Nordamerika zusammcnfielen. Zurückgegan gen ist die Ausfuhr von Tabak in Blättern, gesalzenem und konservirtem Ochsenfleisch, Häuten und Butter. Diese überaus günstige finanzielle und wirthschastliche Lage im Verein mit den leichten Erfolgen im Kriege gegen Spanien sind die Hauptursache, daß ein immer größerer Theil der amerika nischen Presse und Bevölkerung mit den alten demokratischen Prinzipien, welche da» Recht der Eroberung verwerfen, gebrochen hat und die Regierung immer weiter anspornt, moderne Groß machtspolitik, d. h. Kolonialpolitik zu betreiben. Und in der That, wenn man gerecht sein will und die heutige Sachlage im spanischen Amerika kennt und objektiv bcurtheilt, so muß man zu geben, daß die Versuchung, aus dem Wege der Eroberung«- oder Kolonialpolitik fortzufahren, für die Vereinigten Staaten sehr groß ist. Wie e» scheint, werden die Amerikaner durch vorsichtige« Verhalten und lediglich anständige Behandlung der farbigen Be völkerung von Cuba daselbst einen Aufstand zu verhindern wissen und den Cubanern eine gewisse Selbstverwaltung unter möglichst mildem amerikanischen Protektorat bewilligen. In diesem Sinne sprechen sich wenigsten« die Berichterstatter der großen Zeitungen von Panama und Mexiko au«, welche z. Zt. in Havana leben. Wa« den Ausstand der Filipino» betrifft, so scheint e» auch hier, daß e» den Amerikanern durch kluge Zugeständnisse einer gewissen Selbstverwaltung möglich sein wird, die großen Opfer an Menschen und Geld für einen Kolonialkrieg auf den Philippinen zu ver meiden. Hat aber die Union diese beiden Bissen, Cuba und Philippinen erst verdaut, oder glaubt die öffentliche Meinung in den Staaten, daß die Verdauung oder richtiger »gesetzmäßige* Aussaugung dieser Eroberungen durch amerikanische« Kapital und Intelligenz nicht weiter gestört werden wird, so wird man sich bald nach neuen Bissen umsehen. Und diese werden den Ameri kanern direkt dargeboten, liegen ihnen sozusagen vor der Nase. Die Zustände in Mittelamerika, besonder« in Honduras und Nikaragua sind Himmelschreimd und erfordern wirklich — nicht wie angeblich auf Cuba — im Namen der Humanität und Zivilisation da» baldige Einschreiten einer zivilisirten Großmacht, da die heutigm Bewohner jener Länder den vollgültigm Beweis geliefert haben, daß sic unfähig sind, sich selbst zu regieren und für eine auch nur leidlich vernunftgemäße Ausbeutung der un geheuren natürlichen Reichthümer ihrer Länder zu sorgen. Diese Paradiese müssen durch eine zivilisirte Macht erschlossen werden, welche für Sicherheit von Person und Eigenthum sorgt, den schmachvollen Revolutionen ein Ende macht und gute Verkehrs wege anlegt und schützt. Die zivilisirte Welt kann nicht weiter ruhig mit ansehen, daß in jmm sogen. Freistaaten de« tropischen Amerika ungeheure und überaus fruchtbare Landstriche unbenutzt daliegm, die kultivirte Fläche in vielen dieser Republiken zurückgehl, die schönsten Wäl der niedergebrannt werden, die Einführung europäischer Industrie und Kapitalien unmöglich gemacht wird, weil sich die Bewohner jener Länder, denen alle republikanischen Tugendm fast vollständig fehlen, alle paar Monate blutig in den Haaren liegen. Dabei leiden und verarmen die anständigen und friedliebenden Bewohner jener Länder mit und so ist e« nicht zu verwundern, daß sich in Nikaragua wiederholt Parteien gebildet haben, welche die Ver. Staaten direkt auffordern, ja bitten, Nikaragua für die Union zu annektircn und der Schandwirthschast ihrer sogen, regierenden Kreise ein Ende zu machen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Neuerdings erfährt ein Berichterstatter an maßgebender offizieller Stelle, daß die Vertagung de« Reichstag« im zweiten Drittel de« Juni so gut wie sicher in Aussicht genommen ist. Auf einem anderen Wege ist da» rück ständige Gcsetzmaterial, da« nach den Pfingstferien nicht erledigt werden kann, nicht zu retten, c« muß eben im Herbst dazu Ge legenheit gegeben werden. — Am Mittwoch ist in Berlin ein Kongreß zusammen getreten, dessen Bedeutung mit der Haager Friedenskonferenz auf eine Stufe gestellt zu werden verdient, wa« die Absicht be trifft, der aber aller Wahrscheinlichkeit nach an Erfolg die Haager Konferenz übertreffen wird. Ist der Krieg eine Geißel der Mensch heit, so ist e« da« Heer der Krankheiten nicht minder und die verheerendste und verbreitetste Krankheit ist leider die Tuber kulose, die Schwindsucht. Ihre Bekämpfung al» Volkskrankheit ist die Aufgabe de« in Berlin tagenden Kongresses. Man will über eine Frage berathen und entscheiden, die wie kaum eine zweite die ganze Menschheit berührt; e« gilt eine Saat auSzu- streuen, die, wenn auch langsam und allmählich, so doch sicher segensreiche, herrliche Frucht zeitigen wird. Gerade wir Deutschen dürfen stolz auf diesen Kongreß sein; find e» doch deutsche Aerzte, die an der Spitze dieser Bewegung stehen, haben doch deutsche Aerzte, ein Robert Koch, ein Brehmer, da« Hauptverdienst nm die Erkennung und Heilung der Tuberkulose. Freilich kaum ein zweite» Land der Erde hat auch die Geißel jener entsetzlichen, die Menschen oft in blühendster Jugend dahinraffenden Seuche so furchtbar zu verspüren wie gerade Deutschland. Nach einer genauen Statistik beträgt die Zahl der tuberkulösen Lungenkranken in Deutschland über eine Million und alljährlich erliegen davon gegen 150,000 Menschen der tückischen Krankheit. Tuberkulose ist eine Volkskrankheit im weitesten Sinne de« Worte«, und darum ist er geradezu Pflicht der Gesellschaft, de« Staate«, für va« Wohl der Tuberkulosen zu sorgen, die eine große Gefahr für die Volksgesundheit bedeuten. Tuberkulose ist heilbar! Da« wissen wir jetzt, und die moderne Forschung hat uns auch den Weg gezeigt, auf dem wir dem furchtbaren Feinde begegnen können. Der deutsche Arzt l)r. Brehmer in GörberSdorf war der erste, der Schwindsüchtigen Genesung schuf; die Grundsätze, die Brehmer bei Behandlung Tuberkulöser in Anwendung brachte, haben in allen zivilisirten Staaten Nachahmung gefunden. England, Frank reich, Rußland, Oesterreich, Amerika, die Schweiz, sie alle schritten zum Bau von Lungenheilstätten. In Deutschland wurde die Bewegung bereit« im Jahre 1889 eingcleitet, aber erst vor vjer Jahren wurden die ersten Heilstätten begründet. Berlin besitzt jetzt vier große derartige Krankenhäuser: die städtischen Heilstätten auf den Rieselgütern zu Blankenfelde und Malchow, die Heil stätte de« Verein« vom Rothen Kreuz am Grabowsec und da» Sanatorium de» Berlin-Brandenburger Heilstätten - Verein« zu Bclzig, da« jetzt gerade im Rohbau fertig gestellt ist. Die ärzt liche Leitung dieser Anstalten ruht in den Händen unserer be deutendsten Kliniker, eine« Ernst v. Lehden, eine« Karl Gerhardt. Die bisher erreichten Erfolge sind überraschend, ja über die kühn sten Erwartungen glänzend. Die Aufgabe de« Kongresse« wird e« nun sein, die weitesten Schichten der Bevölkerung für diese allgemeinnützigen Bestrebungen zu gewinnen und namentlich auch die hohen Staatsbehörden dafür zu interessiren. — Die drei von den Vertrags-Regierungen emannten Kom missare, welche die unentwirrbaren Streitigkeiten aus Samoa untersuchen sollen, sind am 13. d. Mt«. in Apia angelangt. Sie sind in der ersten Woche de» Mai von San Franzisko abgereist und die Schisse der »Union Steam Ship Co.* brauchen von dort bi« Apia 16 Tage. Schon diese Zwischenzeit hat klar ge zeigt, von welcher guten Wirkung der deutsche Vorschlag auf Er nennung ganz unbetheiligter Kommissare gewesen ist. Der Kampf hat auf Samoa aufgehört, e« ist Ruhe eingetreten und der immer steigenden Verbitterung ist ein Ende gemacht. Damit sind schon die Chancen für ein« Verständigung bedeutend gestiegen. — Rußland. Infolge Streik» in einer Jutefabrik kam e« in Riga zu schweren Ruhestörungen. Mehr al« dreißig Häuser wurden von der Menge angezündet. Beim Kampf mit den Revoltirenden kamen 16 Personen um« Leben, lieber Riga ist der Belagerungszustand verhängt worden. — Frankreich. E« scheint nun sicher, daß der Kassations hof nächsten Montag, den 29. Mai, über die Revision de« DreyfuS-Prozcsse« entscheidet. Wenigstens hat der erste Präsident an die Mitglieder die Einladung zu den Verhandlungen erlassen. — Portugal. In einer Betrachtung über den Besuch de« deutschen und des englischen Geschwaders vor Lissa bon führt die angesehenste Zeitung Portugals, da« »Diario de NoticiaS* au«, e« könne keinem Zweifel unterliegen, daß der Besuch nicht zufällig, vielmehr Las Resultat irgend welcher zwischen den Kabineten vorher geregelter Kombinationen war. ES wäre zu großer Zufall gewesen, wenn die beiden Geschwader ohne Verabredung in Lissabon zusammengetrosfen wären und man beiden einen außergewöhnlichen, besonders bezeichnenden Empfang bereitete. Der Besuch habe einen freundschaftlichen, sympathischen Charakter gehabt und habe bewiesen, daß Portugal durch seine geographische Lage und seinen Kolonialbesitz durchaus nicht ein vernachlässizungswerthe« Objekt sei. Man wisse freilich nicht, noch werde man es bald erfahren, unter welchen Gesichtspunkten und zu welchem bestimmten Zwecke die deutsch - englisch - portu giesische Allianz oder Uebereinkunst, welche durch den Geschwader besuch ostensiv gemacht sei, geschlossen wurde, denn da« Geheim- niß sei die Seele de» Geschäft«. Allerdings bleibe manches auf fällig, so, weshalb da» englische Geschwader vor dem deutschen eintraf, al» ob jene« eine Priorität oder selbst Suprematie bean spruche; weshalb sämmtliche Festlichkeiten für jede« Geschwader separat veranstaltet wurden; weshalb das englische Geschwader so wesentlich stärker al« da« deutsche war. Da« Blatt glaubt, daß vielleicht in den europäischen Kabineten etwa« vorgehe, war diese Demonstration hervorgerufcn hätte, um den Widersachern zu zeigen, daß Portugal auf die Unterstützung mächtiger Freunde rechnen könne. — Amerika. In Amerika wird neuerding» wieder der Plan einer Auftheilung der Samoa-Inseln ernstlich erör tert. Der Marinesekretär Long hat dem Präsidenten eine um fangreiche Denkschrift darüber eingereicht, daß im Interesse der Machtstellung der Ver. Staaten im Stillen Ozean dringend ge boten sei, eine der Samoainseln gänzlich in Besitz zu nehmen und dort einen Kriegshasen ersten Range« zu errichten. Hierzu würde sich am besten Pago-Pago eignen. Mac Kinley wird voraussichtlich die Denkschrift dem zu einer außerordentlichen Sitzung einzubcrufenden Kongreß vorlegen und die Thcilung der Samoa-Inseln zwischen den drei Schutzmächten Vorschlägen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 26. Mai. Am nächsten Montag Abend wird die alljährlich während der Sommersaison in Carlsbad wei lende Zigeuner-Kapelle unter Leitung ihre« Capellmeister« Herrn Horvath Jürzka im Saale der Feldschlößchcn Hierselbst ein großes Jnstrumental-Concert veranstalten, auf da» wir unsere geehrten Leser hiermit noch besonder» aufmerksam machen möchten. Die Capelle, im ungarischen 'Nationalkostüm auftretend, hat bereit» vor zwei Jahren in Eibenstock mit gutem Erkolg concertirt, denn sie besitzt nicht nur einen gediegenen Dirigenten, sondern auch sehr leistungsfähige Mitglieder. Die Eigenartigkeit der Zigeunermusik dürste allein schon einen starken Anziehungs punkt für den Besuch de« Concerte» bilden. — HundShübel. Am 3. Pfingstfeiertag fand unter über aus zahlreicher Betheiligung von nah und fern in Zschorlau da« diesjährige Wandersest de« Schneeberger Kreisverein« für innere Mission statt. Herr Vereinsgeistlicher Weidauer, Dresden, predigte über 2. Samuel. 23, 13—17, von den Pfingsten der barmherzigen Liebe, c« gilt den heiligen Geist zu bitten, daß er un» fest zu sammen schließe in der Liebe Christi, un« die Augen öffne für unsere Aufgaben und un« willig mache zu opferfreudiger Mit arbeit. Die Festcollecte ergab 112 M. 50 Pf. An den Gottes dienst schloß sich, wie immer üblich, eine Nachversammlung im Schmidt'schen Gasthose. Herr Superintendent Noth, Schneeberg, z. Z. KreiSvereinSvorsitzender, begrüßte die zahlreiche Versammlung mit herzlichen Worten und wie« zugleich auf die Bedeutung und Ziele der inneren Mission im Allgemeinen hin. Herr Vereins geistlicher Weidauer gab sodann ein längere« Referat über die Gemeindediaconie und Herr Ps. Eberhard, Bernsbach, berichtete von Wichrrn'S Leben und Wirken. Nach dem vom OrtSpsarrer Herrn Pastor Helbig gesprochenen Schlußwort ging die Ver-