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- Erscheinungsdatum
- 1899-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189905203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990520
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-20
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
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sich leicht ein Vorkommniß ereignen könnte, welche» den — er wünschten oder unerwünschten — Anlaß zum bewassneten Konflikt darbielen würde. Die Erfahrungen, welche England mit den Buren al« Vertheidiger ihrer Unabhängigkeit gemacht haben, lassen c« al« sicher erscheinen, daß England da» nächste Mal mit einem Auswande ganz anderer Machtmittel den Kamps auf nehmen würde wie vor >884. Die Voraussicht, daß ein etwa au«brechender Krieg von beiden Seiten init der größten Erbitterung geführt werden würbe, hat die Spannung in Südafrika während der letzten Wochen einen noch höheren Grad erreichen lassen wie vor drei Jahren. Kaum überraschen kann e« daher, daß die scharfe Sprache englischer Minister gegenüber Transvaal in Ver bindung mit der seit Jahr und Tag geschürten Uitländerbewegung in gewissen Kreisen den Plan zur Reife gebracht haben, den Sturz de« Buren-Regiment« durch eine im Lande selbst organisirtc Verschwörung vorzubereiten. — Nach weiteren Mittheilungen au« Johannesburg ist da« bei den Verschwörern Vorgefundene BeweiSmaterial erdrückend. E« stelle in fast unwiderleglicher Weise fest, daß die Angeklagten auf Befehl von noch ungenannten Oberen, die jede« Kind aber in Johannesburg kenne. Alle« zu einer Erhebung vorbereiteten, gegen welche der Jameson-Einfall geradezu Kinderspiel zu nennen wäre. „Sie hatten bereit« zweitausend wafsensähige Mannschaf ten (deren Listen bei ihnen gesunden) angcworben. Massen waren besorgt und Alle« vorgesehen, um im entscheidenden Augenblicke, d. h. wenn die Unterhandlungen zwischen Sir Millner und Krü ger begannen, loszuschlagen. Man wollte sich zuerst de« Johan nesburg beherrschenden Fort« bemächtigen, dann die Burghcr entwaffnen und darauf Großbritannien« Hilfe anruscn." Der Wachsamkeit der Burenpolizci ist e« zu danken, daß der Anschlag vereitelt wurde. Die Entdeckung der Verschwörung liefert nun auch den Schlüssel für die außergewöhnliche Eile, mit welcher die Besetzung der neuen Fort« bei Johannesburg durch die vor einigen Tagen dorthin entsandten Artilleristen in voller Aus rüstung mit Geschützen und Scheinwerfern betrieben worden ist. Wie weiter bekannt wird, wurde auf einer am l4. d. abgehaltenen Versammlung von Kommandanten und Feldcornet« an der west lichen Grenze von Transvaal den Burgher« der Befehl erthcilt, augenblicklich sich bereit zu halten, in« Feld zu rücken. l4 21 Jahre und darüber: 227 16 bi« 21 Jahre: 3b 14 „ 16 13 „ 14 — Schönheiderhammer. Eibenstock-Schönheide' hielt am 13. Mai eine sehr zahlreich be suchte Versammlung im Hendelschen Gasthofe in Schönheider hammer ab. Herr Lehrer Bauch I in Schönheide sprach über da« sehr zeitgemäße Thema: „Die geschichtliche Entwicklung der deutschen Marine." Der Vortrag wurde mit großem Beifall ausgenommen und Herrn Bauch der herzlichste Dank der Versamm lung durch den Vorsitzenden, Herrn Lehrer Mückenberger, Schön- heiderhammcr, ausgesprochen. Nach einem Bericht über die Thätig- keit des Leipziger Lehrerverein« im Jahre i898 wird au« der Mitte der Konferenz derselben die sehr erfreuliche Mittheilung gemacht, daß der BezirkSlehrerverein Schwarzenberg in seiner Sitzung am 6. Mai u. e. in Gegenwart de« Herrn Bezirks- Schulinspektor« Vr. Förster dieselben Beschlüsse im Bezug auf den Handfertigkeit«- und Kochunterricht gefaßt habe, wie der B.-L.-V. Eibenstock-Schönheide am 4. März ds«. IS. Beide Vereine stimmen also vollständig darin überein, daß der obliga torische Schulunterricht durch die genannten neuen DiSciplincn, so schätzenSwcrth sic auch sind, keine Einbußen erleiden darf. Vielmehr ist daraus hinzuwirken, daß der Handfertigkeit-Unterricht fakultativ für die Knaben, der Kochunterricht jedoch obligatorisch al« Fortbildungsschulunterricht für die Mädchen eingeführt werde. ES liegt ja auch klar auf der Hand, daß sachverständige, in den jetzigen Schulverhältnissen informirte und der Schule wohlwollende Personen keine andere Meinungen gut heißen können, sondern solche, mögen sie ausgesprochen werden, von wem sic wollen, un bedingt bekämpfen und zurückweisen müssen. — Johanngeorgenstadt, 17. Mai. Die Unglückschronik unserer Stadt, welche in diesem Jahre leider reich an Ereignissen ist, wurde schon wieder durch einen traurigen Vorfall vermehr«. Die Ehefrau de« Holzschleifereiarbeiters Markert war vorgestern mit Feueranmachen beschäftigt. Ein Funke hatte da» Oel, da« au« einer unbemerkt umgeworfenen Flasche sickerte, entzündet. Die Frau stand sofort in Flammen. Dem Ehemann gelang e«, die Flammen zu ersticken, doch liegt die Frau schwer krank dar nieder. Die HauSwirthin, die helfen wollte, verbrannte sich an den Händen. — Johanngeorgenstadt, 17.Mai. Heute Mittag gegen '/,12 Uhr entgleiste auf hiesigem Bahnhofe bei der Einfahrt eine« von Karlsbad kommenden Güterzuges de« Tender der Zug«- maschinc au« noch unaufgeklärter Ursache. Verletzungen von Personen sind nicht vorgekommcn, auch erlitt der Eisenbahnbetrieb keine nennen-werthen Störungen. — Falken st ein, 16. Mai. Heute Nachmittag sand im Beisein der Staatsanwaltschaft au« Plauen die Sezirung der beiden Leichname der Kinder statt, die am Sonnabend Nachm. von ihrer Mutter in einen Teich geworfen worden waren. Die unglückliche Mutter ist nicht, wie fälschlich gemeldet wurde, geistes krank. Vielmehr wurde sie heute Nachmittag dem hiesigen König!. Amt«gericht«gefängnisse zugcführt. — Markneukirchen. Der Eisenbahnzug Nr. 1776, wel cher Abend 7 Uhr 40 Minuten hier eintreffen soll, blieb am Montag Abend au«, weil zwischen Zwota und hier die Vorder räder der Maschine entgleist waren. Glücklicherweise blieben die übrigen Räder der Maschine im Geleise und e» gelang auf einer Strecke von etwa 3M Meter, den Zug zum Stehen zu bringen. E« wurde weder von den Passagieren noch auch vom Zugpersonal Jemand verletzt. — Die Nachricht von der beabsichtigten, durch Theilung der jetzigen übergroßen Kreishauptmannschaft Zwickau herbeizu führenden Neubildung einer fünften KrciShauptmann- schast, deren Sitz Chemnitz sein soll, hat dort begreiflicherweise die größte Freude erregt. Da« „Chemn. Tgbl." schreibt hierzu: Diese Einrichtung wird nicht nur unserm Chemnitz, sondern dem ganzen Lande, insbesondere dem Erzgebirge, für da« sie ja in erster Linie bestimmt ist, zu gute kommen. Sic entspricht einem wirklichen Bedürfniß und bringt die Erfüllung langgehegter Wünsche. Im Uebrigen bringt diese Einrichtung nicht einmal etwa« eigent lich Neue«, sondern knüpft nur an frühere Verhältnisse an. Unser Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die am 1. Mai ds«. I«. vorgenommene Fabrikarbeiterzählung hat folgende« ergeben: In hiesiger Stadt sind 38 Anlagen vorhanden, bei denen die Voraussetzungen für die Zählung Vorlagen. Gezählt wurden inSgesammt 67b Arbeiter (1898: 597) und zwar 277 männliche, 398 weibliche. Diese vertheilcn sich auf die einzelnen Altersklassen wie folgt: weibliche 189 --- 416. 158 -- 193. 50 - <14. I -- 2. Der „Bezirk-lehrcrverein Land war bi« zum I. Juli 1835 in 5 Kreise getheilt, den Meiß ner, den Erzgebirgischen, den Leipziger, den Vogtländischcn und den Oberlausitzer Kreis. Die 4 ersten Kreise zusammen bildeten die eigentlichen Kreis- oder Erblande; die Oberlausitz, die erst im 30 jährigen Kriege infolge de« Prager Frieden« 1635 an Sachsen fiel, bildete gleichsam ein Ganze« für sich. Zu den Erb- landcn wurden auch die in vieler Beziehung selbstständigen, theil« fürstlich, theil« gräflich Schönburgschcn Herrschaften und die gräf lich Solmssche Herrschaft Wildenfels gerechnet. Da aber diese 5 Kreise von sehr ungleicher Größe waren — der vogtländische z. B. al« der kleinste betrug noch nicht einmal den 3. Theil de« Meißner und nur wenig über den 4. Theil bc« Erzgebirgischen Kreise« - so erfolgte >835 die Einthcilung de« Lande« in vier Krei«dirck«ion»bezirke von annähernd gleicher Größe, den Dres dener mit 78, den Zwickauer mit 84, den Leipziger mit 63 und den Bautzener niit 45 Ouadratmeilen. Bei dieser Neueintheilung kamen vom Meißner Kreis die Städte Bischofswerda und Stolpen an den Bautzener, Dahlen, Oschatz und Strehla an den Leipziger Kreis, dagegen mußte der Erzgebirgische Kreis Freiberg, Frauen stein, Altenberg und Sayda an den Dresdener und seinen nörd lichen Theil mit den Städten Burgstädt, Penig, Hainichen, Sieben lehn, Nossen und Roßwein an den Leipziger Krei«direktion«bczirk abtretcn, erhielt aber dafür das ganze Vogtland. Der Krci«- direktionSbezirk, jetzige KrciShaupimannschast Zwickau, ward damit wieder zum größten, namentlich aber auch volkreichsten Bezirk unsere« Lande«. Und diese« Verhältniß hat sich, wa« die Ein wohnerzahl anlangt, noch wesentlich zu seinen Ungunsten ver schoben. Eine Theilung de« Bezirk« in eine östliche und westliche Hälfte scheint daher im Interesse der Verwaltung dringend ge boten. Die KreiShauptmannschast Bautzen hatte nach der Volks zählung von 1895 in den 4 Amlrhauptmannschasten Bautzen, Kamenz, Löbau und Zittau nur 384,904, die Kreirhauptmann- schaft Leipzig in 6 AmtShauptmannfchasten 945,120, die Dresdner KreiShauptmannschast in 7 Amtshauptmannschaften etwas über eine Million, die Zwickauer aber in 10 Amtshauptmannschaften fast >'/., Million (1,389,357) Einwohner. Die Theilung lag also nahe genug. Sie dürfte wohl so erfolgen, daß die 5 östlichen Amtrhauptmannschastcn Chemnitz, Flöha, Marienberg, Annaberg und Glauchau die neue KreiShauptmannschast Chemnitz, die übrigen aber, im wesentlichen der frühere vogtländische Kreis nebst Schwar zenberg und Zwickau, die KreiShauptmannschast Zwickau bilden. Trifft diese Annahme zu, so würde die neue KreiShauptmannschast Chemnitz, die Volkszählung von 1895 zu Grunde gelegt, annähernd 750,000, die neue KreiShauptmannschast Zwickau aber etwa 650,000 Einwohner haben. Beide KreiShaupimannschaftcn wür den also immer noch doppelt so groß sein, al« der Bezirk der KreiShauptmannschast Bautzen und ständen an Umfang und Ein wohnerzahl wenigsten» nicht allzuweit hinter den KreiShauptinann- schaften Dresden und Leipzig zurück. Jndeß bleibt Näheres ab- zuwaneu. 7. Ziehung 5. Klaffe 135. Königs. Sachs. Landes-Lotterie gezogen am >6. Mai 1899. 15,000 Mark aus Nr. 5547 10,000 Mark auf Nr. 755S5. 5000 Mark aus Nr. 15078 48518. 8000 Mark aus Nr. 3224 5085 5425 5554 8285 8574 5858 10828 11745 14018 17022 18787 15855 23752 25175 25057 33588 38825 37085 35305 35505 48558 45153 50511 54078 55085 80855 81187 84588 85047 87034 87874 70217 73732 78532 81505 81884 85081 85818 88545 85038 85548 50858 51305 53212 53347 55088. 1000 Mark aus Nr. 2308 10587 12024 14487 I457I 14574 15507 18777 15758 21333 21525 21583 24808 24843 24557 28132 27758 31027 32700 38888 37507 42835 44334 48574 52581 52541 57505 55572 84455 87381 85848 70220 71724 73877 78278 81875 83530 »8728 53124 55281 57317. 500 Mark aus Nr. 1415 2551 4242 5154 5585 I038I 12218 13553 15580 18088 20034 20352 23578 24841 25727 25888 28555 35588 38883 37082 37513 35028 40485 40510 43388 44825 45481 500II 50558 54075 55304 55524 58455 55875 80515 81325 81422 81557 83485 84302 85514 88842 7-"25 72515 74882 77312 77887 83222 85052 87472 87527 50845 300 Mar« aus Nr. 258 752 2187 4847 5153 8220 8238 7343 7572 8128 8743 5451 9548 5557 12340 13875 13583 14705 15418 15838 15837 18558 17377 17501 18441 18824 20313 20351 21801 24321 25087 25587 28571 28875 25580 31298 32228 32735 33038 33402 33881 33738 34851 35255 38088 33014 38845 39484 40223 43088 44544 45843 45958 47984 48885 48843 48985 45905 50737 51898 52498 52573 53182 53335 55200 55773 57377 58970 59759 80228 80803 82887 88014 88427 88077 88257 88288 35218 89437 89584 70712 72089 72989 73148 73588 73744 75090 75710 78780 77713 77749 78872 80388 8I0I3 81298 84801 84834 84858 85720 88225 88594 87085 87154 88308 90270 91487 91874 91883 92519 92598 93052 53355 94529 55155 55524 55907 98032 97835 98170 98858 99051 99888. 8. Ziehung, gezogen am 17. Mai 1899. 10,000 Mark aus Nr. 58709. 5000 Mark aus Nr. 81194. 3000 Mark aus Nr. 7923 II493 I25I5 13108 14104 15091 I890I 20589 22892 23824 24087 32558 33042 33821 35II5 37503 37832 40421 40481 42187 48094 50135 52208 54848 59414 80378 82550 84808 88081 75859 80335 80844 80879 82209 82781 84235 88338 89033 89841 90938 92501 57518. 1000 Mark aus Nr. 108 8855 13057 14345 15394 18450 18239 20913 22155 28299 28815 30151 31880 32482 33488 37258 40034 40588 43885 44832 47328 51825 55017 55512 58103 57142 57818 81395 8I9>8 83148 83437 85713 85718 85838 88280 88723 7N70 73592 74758 78702 78210 82484 84459. 500 Mark aus Nr. 3581 4180 8508 8821 I3I53 18530 15104 15854 20585 24133 24720 28807 28875 38089 38408 39085 40079 40327 40355 42231 42247 45753 47359 48429 51830 53348 55084 58233 59710 80397 80884 85185 85885 88718 70833 73858 78972 80281 80985 81082 85402 87832 88437 89995 90044 9109« 95823 97885 98535. ZOO Mark aus Nr. 782 2107 2298 3007 3588 3804 5937 5984 7483 8129 8822 5472 9500 10381 I079I 12032 13850 14450 14870 15888 I8I88 18110 19850 19755 19880 21800 23192 24282 25039 25558 25434 27449 28221 29013 29471 29758 29830 33790 33985 35108 38087 38850 37389 38504 39318 39857 40784 42482 43908 44787 44502 48882 47085 47150 47881 48548 49148 49914 52597 52895 52723 53519 54210 54511 55715 58520 58834 58749 58882 59222 81087 83258 84020 88074 89883 70854 71588 71907 73088 73558 74235 74587 74754 75028 75187 78000 77321 77783 78487 78951 79222 79259 79548 80807 8I83I 82500 83302 84078 84550 85504 85153 86210 88722 87437 88888 90053 92897 93091 93491 94413 94478 95537 96551 98880 98398. Heldentod im Kreuzfeuer. Zum 50. Jahrestage der Erstürmung Ofens am 21. Mai >849. Von Vr. Fr. Mantzel E» ist eine« der vielen bestehenden, bei genauer, vorurthcilS- loser Betrachtung dagegen völlig hinfälligen Theoreme de« Ma terialismus, daß die Geschichte eben nicht» andere« beweise, al» daß der in der vcrnunfilosen Kreatur herrschende Kamps um» Dasein vermittelst de» Triebe» der Sclbstcrhaltung auch unter den vernünftigen Bcwobnern der Erde herrsche. Wie aber die ruhmvolle Verthcidigung Ofen« durch een tapferen General Hentzi und seine braven ölierreichischen Truppen darau» erklärt werden soll, ist und bleibt doch wohl auch für den verbohrtesten Materia listen ein unlösliche» Problem. Zur Beleuchtung dieser unserer Behauptung sei e« UN» gestattet, heute am 90. Jahrestage dieser unsterblichen Heldenthat der betreffenden historischen Vorgänge etwa» eingehender zu gedenken. Nach der überall» blutigen, zweitägigen Schlacht von Kapolna, in welcher auf beiden Seiten mit der größten persönlichen To desverachtung gekämpst wurde, ohne daß eine endgültige Entschei dung erfolgt wäre, weil der ehrgeizige, ebenso talentvolle al« eigensinnige magyarische Feldherr, Arthur Görgei, au« persön licher Abneigung gegen den ungarischen General DembinSki zu spät auf dem Schlachtfeld« erschienen war, hatten sich die unga rischen Heere wieder nach den Niederungen der Theiß zurückgezo gen und die Hauptstadt dem österreichischen Feldherrn überlassen. Dafür aber war im Februar ganz Siebenbürgen in die Gewalt de» siegreichen und enei gischen polnischen General« Bem gekom men. General Puchner, der die kaiserlichen Truppen komman- dirtc, ward di« zum Rothenlhurmpaß verfolgt und hatte sich mit seinem ganzen Korp» in die Walachei flüchten müssen. Mit dem Beginn de« Frühling« hatte sich Wiudischgrätz ge rüstet, von der Hauptstadt au« mit allen kaiserlichen Truppen einen vernichtenden Gesammtangriff auf die ungarische Streit macht im Innern de« Lande« zu unternehmen. Ec hoffte zuver sichtlich, durch den vereinigten Angriff die Festungen zu Fall zu bringen und dann die ungarischen HeereSmassen in den Sümpfen der Theiß zu ersticken. Dieser Plan aber scheiterte. Die Un garn manövrirten sich mit großem Geschick uno zäher Tapferkeit über die Theiß zurück und schlugen den General Schlick am 2. April bei Gyöngyö« und ebenso die übrigen österreichischen Heer haufen in mehreren siegreichen Gefechten. Umsonst belogene Feldzeugmeister Weiden die noch unberührte Feste Komorn, deren Besatzung zum Zeichen ihrer verzweifelten Entschlossenheit vie schwarze Fahne aus den Wällen ausgepflanzt hatte; eine mörde rische Beschießung der Stadt erwie« sich ergebnißlo« und er mußte zum Aushungern der mulhvollen Besatzung sich entschließen. Inzwischen aber waren die siegreichen Magyaren vorgedrun gen und zu einem entschiedenen Angriffskrieg übergegangen. Fast täglich sanden im weiten Umkreise der belagerten Stabt Gefechte statt und selbst die Ostcrzeit that der kriegerischen Arbeit der Ungarn keinen Einhalt. Ohne sich bei Komorn selbst zu enga- giren, umgingen sie die Belagerer in Eilmärschen. Wiudischgrätz, nur darauf bedacht, Pest vor einem Ueberfall zu schützen und be reit, dasselbe zu veriheidigen, zog sich dahin zurück und erhielt bald darauf die schreckliche Nachricht, daß Damjanic» und Klapka mit ihren Heeren nach fürchterlichem Kampf und Menschenverlust Waitzen erstürmt batten, bei dessen tapferer Verthcidigung der General Götz gefallen war. Zum Ueberfluß überschritt auch noch Görgei, vereinigt mit Damjanic« und Klapka, die Gran, schlug den österreichischen Fcldhcrrn Wohlgemuth bei Nagy-Sarlo und entsetzte am 19. April die Feste Komorn, welche eine wochenlange, fürchterliche Beschießung heldenhaft getreu der schwarzen Fahne ausgehalten hatte. Durch diese Mißerfolge, welche den Muth ter Insurgenten nur steigern mußten, bewogen, ries der Kaiser Windischgrätz und die altgräflichen Generäle vom Kommando ab und ersetzte ihre Stellen durch neue Führer. Weiden trat an die Stelle von Windischgrätz, konnte aber dem gewaltigen unaufhaltsamen An drange der begeisterten Ungarn gegenüber die Hauptstadt Pest auch nicht mehr halten. Nach heltenmüthigcr Verthcidigung zo gen sich die österreichischen Truppen in musterhafter Ordnung in der Nacht de« 23. April über die Schiffbrücke nach der Fest ung Ofen zurück und steckten, um sich von der Seite her vor Ueberfällen zu sichern, die Schiffbrücke in Brand. Am Vormit tage desselben Tage« zogen die Magyaren unter enthusiastischem Jubel der Bewohner Pest« in die Hauptstadt ein und bereiteten sich zur Eroberung der auf dem rechten Donauufer gelegenen Befestigungen Ofen« vor. Der Kommandant der Festung, General Hentzi, ein außer ordentlich tapferer und resoluter Schweizer, ließ alle nur mög lichen Verthcidigung«werkc aufführen. Wie von Geisterhand her- vorgczaubcrl entstanden hohe Wälle, Pfablwerke, Gruben, Brüst ungen, Wolf-gruben, Verhaue uno alle sonstigen Vorbereitungen zu einem erbitterten, hartnäckigen Kampfe. Am 3. Mai erschie nen die Spitzen der magyarischen Armee unter Görgei auf den benachbarten Bergen. 30,000 Mann Insurgenten richteten sich zum Angriff aus die Festung, von der Westseite her, ein und der heftigste Kamps sollte sich in wenigen Stunden schon entwickeln. Am 4. Mai rückte Görgei vor, besetzte den Blocksberg, den Ad lerberg und den Schwabenberg und begann unverzüglich mit dem Bau von Batterien. General Hentzi, zur Uebergade aufgefordert, sandte den Parlamentär mit Hohn und Spott zurück: er werde sich vertheidigcn, so lange noch ein Tropfen Blute« in seinen Adern fließe. Da« sagte der Held und doch wußte er wohl, daß die Lage seiner Besatzung eine unhaltbare war. Zwar war auf zwei Monate Proviant vorhanden, desgleichen Munition im Ueberfluß; doch waren die Mauerwerke und die Stadt einem vernichtenden Kreuzfeuer von zwei Seiten her »»«gesetzt, näm lich den Batterien auf dem Blocksberge, die ihrer hohen Lage wegen nicht zu vemontircn waren, und dem Feuer vom linken Donauufer, von Pest au«. Zwar lag der Blocksberg andrerseits auch wieder den Feinden zu nahe an der Stadt, sodaß da« Bom bardement nur etwa die Raitzenstraße, die Wasser- und die Chri- stincnstraßc bestreichen konnte und der Schwabenberg, aus dem noch andere Batterien standen, war zu weit von den Festungs werken entfernt. Darauf und hauptsächlich auf den unerschrock- cnen Muth seiner braven Truppen baute der hcldenmüthige Ber- theidiger vor der Hand seine Hoffnung. Am 5. Mai um die Mittagsstunde herum dröhnte der erste Schuß vom Blocksberge herab, ihm folgte ein zweiter, ein dritter und bald war da« Bombardement« Ofen» im vollem Gange. Die größesten Kaliber von Wurf- und Belagerungsgeschützen wurden von den Insurgenten mit wahrhaft entsetzlicher Wirkung verwandt und bald entstand in der Donauzeile ein Brand nach rem andern. Nicht lange dauerte e», und auch auf der Pester Seite krachte Schuß auf Schuß über die Donau, die Bomben sausten mit unheimlichem Geheul nach Ofen hinein, und ein Kreuzfeuer entstand, welche» einer brodelnden Hölle nicht unähn lich war. Hentzi ließ die Batterien auf dem Blocksberge nur schwach bewerfen und wandte sich mit vollem Salvenseuer nach der Pester Sette. Ohne Rücksicht ließ er auf di- offene Stadt feuern, so schnell die Kanoniere nur laden konnten. Er hoffte dadurch die Batterien aus der Westseite zum Einstellen de» Feuer« zu zwingen. Nach 28stündigcr Beschießung Ofen« durch Görgei und Pest« durch Hentzi stellten die Insurgenten der schreck lichen Verwüstung ihrer Stadt wegen, deren Bewohner in gan zen Schaaren auf die Bahnhöfe si<b geflüchtet und in die Wag gon« einquartiert halten, am 6. Mat 4 Uhr Nachmittag» ihr Feuer ein und Görgei sandte auf Antrag de« Regierung-kommis- sar« Jranyi einen Parlamentär nach Ofen und ließ die sofortige Einstellung de« Feuer« gegen Pest fordern, Widrigenfall« die ganze Besatzung bei erfolgter Einnahme der Festung ihr Leben verwirk hätte. General Hentzi entließ den Parlamentär mit der Antwort, daß, wenn die Insurgenten die Beschießung Ofen« nicht sofort einstellen würden, er entschlossen sei, Pest in Schutt und Asche zu legen und die massive Kettenbrücke vollend« zu zerstören. Görgei wußte, daß der energische, furchtlose Kommandant sein Wort halten werde und beschloß, zum Angriff mit der blan ken Waffe d. h. zur Erstürmung der Festung überzugchen. Durch da« sürchterliche Bombardement vom Blocksberge her war es
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