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- Erscheinungsdatum
- 1899-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189905096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990509
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-09
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
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gratulationen, Sühnegeldern, Beiträgen, Ausnahme» und Ver gnügen zusammen. Für Unterstützungen wurden M. 270 gewährt. Der Einnahme steht eine Ausgabe von M, 320 gegenüber. Da« Sparkassenvermögen beträgt M. 900. Da« Direktorium, welche« ncugewählt, resp. wiedergewählt ist, besteht au« den Herren: Vor sitzender Cantor Georgi, Stellvertreter Baumeister Berger, Kas- sirer Kaufmann Schönselder, Schristsührer Lehrer Wucherer, Ver gnügung-Vorstand Oberpostassistent Forbrig. — Schönheide. Am Sonntag sand in der Turnhalle der neuen Centralschult Gauvorturner st unde de« Erzgebirg«- Turngaue» statt. Unter exakter Leitung de« Gauturnwart« Hrn. Emmerich, Aue, wurde Folgende« vorgeführt: 1) Freiübungen, 2) Geräthcturnen (Reck, Ringe, Bock, Pferd, Barren), 3) Gemein übungen, 4) Spiel (den 3. Mann abschlagen). Daran schloß sich eine Berathung im Gambrinu«, in welcher Herr Gauturnwart Emmerich die Versammelten herzlich willkommen hieß. Ferner gab derselbe einen übersandten Gruß seitens de« Krciiturnrath» Hrn. W. Bier au» Dresden zur Kenntniß. Ihm zu Ehren er hoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. Weiter empfahl der Vorsitzende ein vom Krei«turnrath herauSgegebenc« Buch „Vom Turnplatz — sür den Turnplatz" zum Ankauf. Der Uebcr- schuß soll der UnterstlltzungSIasse zu Gute kommen. Nach Fest stellung der Anwesenheitsliste ergab sich, daß 63 Vorturner ver treten waren, die sich auf 17 Ortschaften verthcilten. Nun ergriff Hr. Schädlich, Vorsitzender de- hiesigen Turnverein«, da« Wort, bot der Versammlung einen herzlichen Willkommengruß, dankte für da« Erscheinen trotz schlechter Witterung und wünschte dem ErzgcbirgSturngau ein fröhliche« Blühen. Der 2. Punkt der Tagesordnung betraf den Bericht der GauturnwartSversammlung in Dresden, wobei Verschiedene« zur Beherzigung empfohlen wurde. Für die Ausführung wurde dem Vorsitzenden ein drei fache« „Gut Heil" gebracht. Nach Absingen de« Liede« „Turner auf zum Streite" schritt man zur Beurtheilung de« Turnen«. Die Debatte war für die Leiter der einzelnen Vereine sehr an regend. Insbesondere ist da« Riegenturnen mehr zu pflegen. Für die nächste Gauturnfahrt, welche nach Carlsfeld statlfinvet, wurden die Vorturner ersucht, sich mehr dem Spiele zu widmen. Ganz besonders wurden die Gcmeinübungcn beleuchtet. Ferner wurde einstimmig beschlossen, eine GeschästSordnung zu schaffen. Für sie nächste Gauvorturnerstunde wurde durch Stimmenmehrheit Schwarzenberg bestimmt. Am Schluß sand noch eine Sammlung zum Besten der Unterstützungskasse statt. — Dresden, 5. Mai. Heute früh wurde in einem Hause der Königstraße in DreSden-Neustadt der Komptorist Bernhardt verhaftet unter dem Verdachte, ein Attentat auf den Geldbrief träger geplant zu haben. Er hatte einen fingirten Geldbries mit seiner Adresse gestern bei der Post ausgegebcn und erwartete heute den Geldbriefträger. Der Post war aber bereits gestern ein Verdacht gekommen, und sic poslirte heute früh Kriminal schutzleute in der Nähe de« betreffenden Hause«, welche Bern hardt festnahmen. In seiner Tasche fand man einen schweren, eisernen Gewicht-theil, mit welchem er, wie man vermuthel, das Attentat hatte ausführcn wollen. — Dresden, 4. Mai. Welchen Werth da« Land gewinnt, sobald Baustellen daraus gemacht werden können, bringt Folgen de» recht klar vor Augen. In nächster Zeit kommen zur zwangs weisen Versteigerung 20 Baustellen in Löbtau-Naußlitz, die einen Schätzungswerth von 269,950 Mark haben, während dieselben Grundstücke al« wirthschaftlichcS Ganze« aus — 6000 Mark ge schätzt sind und zwar von Gerichtswegen. — Leipzig, 6. Mai. Infolge des in den drei letzten Tagen massenhaft nicdergegangenen Regens sind unsere heimischen Flüsse Elster, Pleiße und Parthe zum Theil bereits au« ihren Usern getreten ; vom Oberlaufe der Elster, aus Greiz, ist an amtlicher Stelle hier ein Telegramm eingctroffen, wonach ein weitere» er hebliche« Steigen de» Wasser« zu erwarten ist. Verschiedene Kommunikationswege zwischen den Vororten sind bereits unter Wasser gesetzt. — Chemnitz, 6. Mai. Infolge de« seit einigen Tagen anhaltenden Regen« sind die hiesigen Gewässer stark ange schwollen; ganz besonder« sind sie in den heutigen Nachmittags stunden gestiegen, sodaß, wenn der Regen nicht bald nachläßt, ihr AuStreten au« den Ufern zu befürchten steht. Aus den Neubauten ruht schon seit gestern die Arbeit; nur hier und da sieht man einige Arbeiter, die mit AuSpumpen der Ausschachtungen, die einem Teiche gleichen, wa« namentlich an der Uferstraße der Fall ist, beschäftigt sind. Da« Wiesengrundstück an der Blankcnauer- Straße steht unter Wasser. Der Neumühlenwehrsteig wurde bereit« gegen 5 Uhr sür den Verkehr behördlich gesperrt. Hinter dem Gasthause „Scheibe" trat heute Nachmittag an der Riesaer Eisenbahnlinie eine Dammrutschung in einem Umfange von etwa 10 in Höhe und Breite ein. — Zwickau, 6. Mai. Die Mulde zeigt bereit« 160 ein Wasscrstand. Sie steigt noch. Alle Vorsichtsmaßregeln sind ge troffen. — Glauchau, 6. Mai. Da« seit mehreren Tagen und auch jetzt noch anhaltende Regenwettcr Hal hier Hochwasser der Mulde verursacht. Nachdem Vormittag« auch au« dem Quell gebiet weitere« Steigen gemeldet wurde, ist hier in der Umgebung die Mulde bereit« mehrfach au« dem Ufer getreten. Sie steht um 2 Uhr Nachmittag» 1,?? m über Null und wächst bei an haltendem Regen stetig weiter. - Döbeln, 6. Mai. Der Stadtralh ließ heute Mittag zur Warnung vor cintretendem Hochwasser in der Stadt große Plakate anschlagen. Die Freiberger Mulde befindet sich in be denklichem schnellen Steigen. Der oberhalb Döbeln mündende Nebenfluß Striegi«, ebenso die Zschopau, unterhalb Döbeln mündend, ist au« den Ufern getreten. Weitere« Steigen de« Wasser« ist zu erwarten. — Löbtau, 6. Mai. Wieder droht die Weißeritz mit Ueberschwemmung, wa« die Einwohner an die schreckliche Katastrohe vor zwei Jahren erinnert, bei der eine Anzahl Häuser niedergerissen wurden und wobei auch mehrere Menschen ihr Leben cinbüßten. Hunderte von Menschen stehen zur Zeit auf der Bismarckbrücke und betrachten mit Besorgniß die gewaltigen dunklen Wasscrmassen, welche die reißende Weißeritz mit sich führt. Nachdem heute früh '/,10 Uhr au« Klingethal Hochwassergefahr telegraphisch gemeldet wurde, hat Herr Gemcindevorstand Weigert sofort die nöthigen Vorkehrungen «reffen und alle Bewohner auf die drohende Gefahr durch Boten aufmerksam machen lassen. Die Hohenzollernbrücke hat Herr Weigert sofort durch mehrere große Steinquader schützen lassen. 11 Uhr 4ä Minuten traf ein weitere« Telegramm in Löbtau ein, welche« lautet: „Prisentcichc voll, Zugänge stark im Steigen, natürlicher Lauf sreigegcben". 10 Minuten später wurde telegraphisch gemeldet: „Wilde Weißcritz Hochwasser, Gesahrenmarke ist in Reheseld erreicht." Um 12 Uhr 20 Minuten wurde weitere« Steigen der wilden Weißeritz ge meldet. Die Gefahr ist somit groß. — Tharandt, 6. Mai. Hier wurde eine im Abbruch befindliche Brücke von der Weißcritz fortgerisscn, wobei ein Feuerwehrmann leicht verletzt wurde. — Wegen Hochwasser auf der Linie Hain«berg-KipS- dorf hatten Reisende in Naundorf umzusteigen. — Auerbach, 6. Mai. Eine kleine Ueberschwemmung gab c« heute aus der hiesigen Hain- und Schützenstraße. Der Schloßteich und dessen Abflüsse vermochten die durch den gestrigen Schneefall und den heutigen ununterbrochenen Regen sich an sammelnden Wassermassen nicht zu fassen bcz. genügend abzulciten, und so wälzten sich die Fluthen durch die Straßen dem Mühl graben zu, den Fußgängerverkehr aus einigen Strecken unmöglich machend. Auch die Keller der anliegenden Häuser waren zum Theil überschwemmt. — Auerbach. Einen bedauerlichen Unglücksfall erlitt am Mittwoch Vormittag der Kutscher eine« Fuhrwerk-besitzer» in Jäger-grün. Derselbe passirtc mit seinem Geschirre einen nassen, schmalen Weg, wo der Wagen umschlug und dem Kutscher ein Bein zerschmetterte. Der Verunglückte wurde dem Kreis- krankensliste Zwickau zugeführt. — Annaberg, 5. Mai. In der bekannten und in den letzten Wochen so viel besprochenen Patcntangelegenheit ist gestern Abend durch Bemühungen de« Herrn AmlShauptmann Heink zwischen den Patentinhabern Ledreux in Pari« und Bacher in Berlin einerseits und den erzgebirgischen Besitzern von Einzel- perlmaschinen andererseits eine Einigung herbeigesührt worden und damit ist die Posamentenindustrie, soweit sie sich mit der Einzelperlmaschinc befaßt, von dem auf ihr lastenden Drucke be freit und der Zustand der Unsicherheit, der die Thätigkcit auf diesem Gebiete empfindlich lähmte, beseitigt worden. Die Lizenz gebühr, die früher 10 Pro;, de« durchschnittlich 3000 Mark pro Jahr betragenden Werthe« der auf der Maschine fabrizirtcn Waare betrug, ist aus eine feste jährliche Lizenz von 160 M. ermäßigt worden. Für die Vergangenheit wird statt der Nach forderung von 700 M. pro Maschine nur eine ganz mäßige Entschädigung von 100 M. bez. von 50 M. pro Maschine ent richtet. Der gegen die Maschinenbesitzer angestrengte Prozeß wird zurückgenommen, wichtige Zugeständnisse zum Schutze der erz- gebirgischen Einzelperlmaschinen-Jndustrie sind bewilligt worden. In der Versammlung haben sich übrigen« auch alle Maschinen besitzer von neuem zu einem Syndikat zusammengeschlossen und u. A. zum Schutze ihrer Interessen da« Zugeständniß erhalten, daß die Patentinhaber ohne die Zustimmung de« Syndikat« in Deutschland überhaupt für nicht mehr al« 200 Maschinen Lizenz ertheilen dürfen. — Ost ritz, 4. Mai. Eine Seltenheit allerersten Range«, nämlich eine vier Monate alte ZwillingSsorelle mit zwei vollständig ausgewachsenen Köpfen, besitzt der frühere BahnhosS- wirth Matthe« in RuSdorf. Der Zusammenwuch« beginnt erst in der Mitte de« Körpers. Interessant ist e« zu beobachten, wie jeder der Köpfe oft eine andere Richtung cinschlage» will und wie dann der Doppelfisch erst langsam sich fortbewegcn kann, wenn einer der Zwillinge wegen Ermattung seine eigensinnigen Bemühungen cinstcllt. — Aus dem Vogtlande, 4. Mai. Weil der Hund de» Berliner Kunstmalers Hanner, welcher sich im vorigen Jahre in Bad Elster aufhielt, während der Hundesperre frei umher lief, war Hanner vom Königl. Schöffengericht Adorf zu einer Woche Gefängniß verurtheilt worden. Da« Königl. Landgericht Plauen verwarf die Berufung Hanner«; derselbe hat nunmehr sowohl die Gefängnißstrafe zu verbüßen, als auch die Kosten zweier Instanzen zu tragen. Won Sieg zu Sieg. Zum 5t». Jahrestage der Gefechte bei Almünde, Viuf und Beile am 7. und 8. Mai 1849. Voll l)r. A. H^n.^ v ) Die Düppeler Schanzen waren erstürmt worden. Am 13. April hatten Bayern und Sachsen mit altgewohntem Heldcnmuth gefochten und den hartnäckigen Gegner in den Sand gerungen. Dennoch war er nicht vernichtet und zum endgültigen Nachgeben gebracht woroen; ein tüchtige« Stück Arbeit blieb noch zu thun. So rückte denn General v. Bonin mit den schleswig-holsteinischen Truppen an die Grenze Jütland«, erstürmte Kolding, schlug die dänische Armee, die ihn darau« wieder verdrängen wollte, in einer blutigen Schlacht und erzwang sich den Einmarsch in Jüt land selbst. Am 5. Mai ersolgte spät Abend« noch der Befehl zum Uebcrichreiken der Grenze. Am 6. zogen die Truppen in folgender Ordnung auf dänische« Gebiet: Vorne die Avantgarde unter Oberst v. Schlegell, bestehend au» einem Husarenregiment, zwei Compagniccn Jäger u. einer sechspfündigen Batterie. Hinter der Avantgarde da« Gro« unter Oberst v. Stein, ein Regiment Infanterie, ein Regiment Landwehr, zwei Schwadronen Husaren und eine zwölspsünder Batterie. Die Reserve, unter Führung de« General v. Ledebur, enthielt 2 Schwadronen Husaren, zwei Schwadronen sächsische Garderciter, 6 Schwadronen bayrische Chevauxleger«, eine sech«pfündige und eine Raketenbatterie. An der Grenze ließ der General v. Hirschfeld die einzelnen Truppen vorbeipassiren und wurde von allen mit stürmischem Hurrah begrüßt. Die eine Division marschirtc in der Richtung aus Veile, gleichzeitig die Holsteiner und eine Brigade Bayern von Kolding nach griedericia, während die Reservekavalleric aus dem linken Flügel vorging. Da« Terrain nach dem Ueberschreiten der ColdingSaue ist ziemlich offen und gewährt namentlich in westlicher und nördlicher Richtung eine freie Umsicht, die gegen Osten durch zusammenhängende Wälder begrenzt wird. Bei Ll- münde bildet e« einen Abschnitt, der militärisch in der Front schwierig zu nehmen und durch seine LängenauSdehnung nur mit großem Zeitverlust zu umgehen ist. Man war Anfang« ungewiß, wo sich die Hauptmacht der Dänen befand — bei Veile oder bei Friedericia — die Dänen hatten jedensall« die Bortheilc de« Terrain« und einer vorbereiteten Vcrtheidigung sür sich und so war in doppelter Hinsicht die größeste Vorsicht geboten. Am 7. Mai stieß die Avantgarde unter Oberst v. Schlegell um halb 8 Uhr Morgen« bei Almünde und ein gleichzeitig link entsandte« Seitendelachement unter Major v. Westarp bei DonS- mühle aus den Feind, der sich an beiden Plätzen günstig postirt hatte. Um 8 Uhr fielen die ersten Kanonenschüsse bei der Avant garde und kurze Zeit daraus waren die Dänen nach lebhaftem Artillerie- und Tirailleurgesccht au« ihrer ersten Position vor Al münde geworfen und zum Rückzüge durch den Ort selbst gezwungen. Bei dem Dorfe Viuf jedoch bezog der Feind sofort eine neue vortheilhaste Stellung, die von einer überlegenen Artillerie verlheidigt wurde. Da« Avantgardengesccht entwickelte sich auf» Neue und man stritt sehr heftig um den Besitz de« Walde«. Im Lause de« Kampfe« zeigten sich die feindlichen Jäger al« aus gezeichnete Scharfschützen, welche den Deutschen empfindliche Ver luste zufügten. Die Aktion wurde diesseits mit großer Umsicht, Kenntniß und Ruhe durch den Oberst ». Schlegell geleitet. In der kurzen Zeit von 9—11 Uhr wurden nach und nach zwei Compagnien Jäger, da» 1b. Infanterieregiment und zwei Abthcil- ungen de» 12. herangezogen. Nach zäher Gegenwehr wurde der Feind geworfen und von den jubelnden Truppen verfolgt, bi« er bei dem Dorfe Hoien etwa 3'/, Meilen deffeit« Veile eine neue. sehr starke Aufstellung nahm. General v. Hirschfeld ließ jedoch, au« Rücksicht aus die völlige Erschöpfung der Truppen, da« sich schon wieder entspinnende Gefecht um 1 Uhr Nachmittag« ab brechen. Die Avantgarde stellte Vorposten au« und die Division bezog ein Bivouac. Da« größeste Opfer diese« blutigen Tage» war der Heldentod, den Graf Schlieffen fand, al« er, den Seinigen voran, gegen die Lister« de« Biufer Walde« vordrang. Da« Gro« und die Reserve bivouacirten dicht bei Viuf, um am, vor aussichtlich jehr ereignißoollen, nächsten Tage, der ziemlich ver brauchten Avantgarde die nöthigc Unterstützung durch zeitige« Ein greifen gewähren zu können. Am 8. wurde überdie« da» 1b. Infanterieregiment, da» Land wehrregiment, ein Theil de» Croto»ziner Bataillon» und 1 Com pagnie Jäger an die Tüte genommen. Vor dem Antreten er- slbien der katholische Feldpredigcr, der am Tage zuvor schon im Ornate und zu Pferde im heftigsten Kugelregen bei der Avant garde al« Tröster der Verwundeten und Sterbenden gewesen war, segnete die Polen und Bayern nochmal« ein und erlheilte ihnen die Absolution. Dann ging e« unter Hurrah auf die Stellung de» Feinde» lo«. Die Position bei Hoien war in der Nacht vom Feinde verlassen worden und erst eine halbe Meile vor Veile zeigten sich feindliche Patrouillen, welche einige Schüsse mit den Jägern wechselten und sich dann zurückzogen. Um '/,10 Uhr lras die ganze Avantgarde vor Veile ein. Die Stadt selbst mit dem Fjord gleichen Namen« liegt tief, wird von einem Höhen rand umfaßt, der sich in einem Halbkrci« in einer Entfernung von 5000 Schritten um sie hcrumzieht und dann in nordwest licher Richtung da« Meer gewinnt. Die Straße nach Veile steigt diesen Höhenrand hinab, passirt die massiv gebaute Stadt und den geräumigen Marktplatz und gabelt sich beim Austritt au« Veile in 2 Wege, von denen der östliche nach Horvend, der west liche dagegen nach landeinwärt« geht und nur von einigen Ge höften begleitet wird. Hier zieht sich ein ziemlich tiefer Mühlen graben vom Höhenzuge nach dem Fjord. Al« die Avantgarde aus dem Höhenrand südlich Veile an gekommen war, ließ Oberst v. Schlegell die Batterieen Stellung nehmen, die Landwehr in Compagniekolonnen sich entwickeln und zum Angriff auf die Stadt selbst vorgehen. Die Dänen be schossen die Angreifer auf'« Heftigste au« ihren, am nördlichen Höhenrande belegenen Batterieen, doch schlugen ihre Geschosse zu allermeist vorher — also zu kurz — ein. So gelang c« den Compagnieen, fast ohne Verlust zunächst in die Stadt selbst ein zudringen, welche nicht besetzt war, und bi« auf den Marktplatz darin vorzurücken. Die Stadt war wie au-gestorben und schon argwöhnte man einen Hinterhalt, al» endlich einzelne Bürger er schienen. Aus die Frage, wie stark die Dänen an Zahl seien, erwiderte einer höflich seine Mütze ziehend: „Verdenken Sie e« uns nicht, wenn wir hieraus die Antwort verweigern, wir sind selbst Dänen!" ES blieb daher nicht« andere» übrig, al» vvr- zugehen und — sich selbst von der Anzahl und Stellung der Feinde mit der Waffe in der Hand zu überzeugen. Die Jäger setzten sich in Marsch und die Landwehr besetzte die Häuser am nördlichen AuSgange der Stad«. Die Dänen hatten eine vorbereitete Stellung auf dem Höhcnrande nördlich Veile genommen und mit 2 Bataillonen Scharfschützen und viel Geschütz besetzt, sodaß das Dcbouchiren der deutschen Truppen nur unter ihrem wirksamen, hagelähnlichen Feuer auSgesührt werden konnte. Oberst v. Schlegell ließ zuerst die Häuser recht« des Ausgange« und da« Thor de« Mühlengrabens besetzen und gab alsdann Befehl, die an der Straße nach Westen gelegenen Häuser zu nehmen. Die Stellung der Dänen von der Stadt au« zu sorcircn, war unmöglich, denn die Feinde, bekannt mit den Entfernungen, legten den Ausgang unter ein mörderisches Feuer von Spitzkugcln und Kartätschen. Geschlossen konnten die einzelnen Compagnieen nicht Vorgehen, sondern die Mannschaften mußten einzeln nach den Häusern hinlaufen, umzischt von einem wahren Sturm von Kugeln. Die Offiziere gaben hier wie überall da« Beispiel. So wurden die ersten Häuser genommen und be setz«. Ein zweite« Gehöft wurde von 6 Offizieren und 40 Mann erobert. Doch richteten die Dänen, in der Befürchtung, auf diese Weise in ihrer rechten Flanke bedroht zu werden, ihre Geschütze konzentrisch aus die Häuser, sodaß dieselben wieder geräumt wer den und auf Befehl der Rückzug in die Stadt angetreten werden mußte. Der General v. Prittwitz, der auf der Südseite der Stadt mit dem General v. Hirschseld den Gang de» Gefechts beobachtete, befahl nun, daß die Reservekavallerie und da« Füsilier bataillon de« 15. Infanterieregiment« die Dänen in ihrer rechten Flanke umgehen, die Avantgarde aber durch Schützenfeuer da« Gefecht in der Front Hinhalten sollte. Mit donnerndem Hurrah empfingen die bayrischen Chevauxleger» und die sächsischen Garde reiter diesen Befehl und führten unter dem Commando de» Ge neral« Ledebur die Bewegung meisterlich au«. Al« jedoch die mächtige Reitcrkolonne den weiter westlich sich hinziehendcn Wiesen grund vor Veile hinter sich hatten und in der Nähe von Veile erschien, traten die erschreckten Dänen auch au« dieser Stellung den Rückzug an. Die Avantgarde folgte zwar schleunigst nach, e« gelang ihr jedoch nicht, die Feinde in dem freien Höhentcrrain in der Richtung nach Horvend noch so lange zum Stehen zu bringen, daß die kampfbcgierigen Bayern und Sachsen hätten zum Dreinhauen kommen können. Daher wurde am Nordrand de« Walde« gegen Horvend zu gegen 8 Uhr Abend von weiterer Verfolgung der Fliehenden Abstand genommen. Am 9. Morgen« wurde die Avantgarde in der Richtung auf Horvend vorgeschoben, ohne jedoch die Dänen cinholen zu können. Die Stärke der Feinde betrug in allen diesen Gefechten 5—6 Bataillone Infanterie und Jäger, 8 Schwadronen Cavallerie und 16—18 schwere Geschütze. Alle deutschen Truppentheile, welche in diesen beiden Tagen zum Gefechte in'« Feuer kamen, hatten sich vortrefflich geschlagen und so vorzüglich ausgesührt, daß General v. Bonin sich zu fol gendem Corp-befehl gedrungen fühlte: „Sämmtliche Truppen haben in den siegreichen Gefechten vom 7. und 8., in welchen der Feind au« seinen vortrefflich verschanzten Stellungen vertrieben wurde, abermal« so viele Beweise von Tapferkeit, Au«dauer u. Hingabe an den Tag gelegt, daß ich mich dazu veranlaßt fühle, denselben meine vollste Anerkennung und meinen Dank öffentlich auSzusprechen. An der Spitze solcher Truppen sehe ich allen ferneren Ereignissen mit Zuversicht entgegen." Hauptquartier Taarup, 9. Mat 1849. (gez.) v. Bonin. Ja! Wo sich die Löwenstärke der Bayern, der Heldenmut- der Sachsen und die Tapferkeit der Preußen vereinigen, da muß e» von Sieg zu Sieg gehen. Die Deutschen fürchten eben Gott und sonst? — Nied«« in der Welt! In eigener Schlinge gefangen. Roman von Ernst v. Waldow. <». Fortsetzung.) Ferdinand benahm sich dem Onkel gegenüber wie ein lieben der Sohn; er erzählte viel über seinen Aufenthalt in Amerika und verschwieg nicht, mit welchen Schwierigkeiten er drüben zu
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