Volltext Seite (XML)
Amts- M AWWdlstt für de« Abonnement viertelt- 1 M. 20 Pf. einschlietzl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die Neinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. L4. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 46. Jahrgang. Dienstag den 9. Mai 18SS Der Gasthofspachter Herr Ariedrich Keltisches in Muldenhammer ist als Gcmeindcältester für Muldenhammer in Pflicht genommen worden. Königliche Amtshauptmannschast Schwarzenberg, am 2. Mai 1899. Krug v. Nidda. Sch. Auf Antrag des Gemeinschuldners wird das Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters Carl »-«rcklnanel »Iv>vr in Eibenstock, nachdem der Gemein schuldner die Zustimmung der bekannten Gläubiger beiyebracht hat, andere Gläubiger hier nicht bekannt sind, und ein Widerspruch innerhalb der im 8 189 der Konkursordnung ge ordneten einwöchigen Frist nicht erhoben woroen ist, nach Gehör des Konkursverwalters hiermit eingestellt. Eibenstock, den 5. Mai 1899. Königliches Amtsgericht. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: Aktuar Friedrich. Bekanntmachung. Die Besitzer von ObftbSumen werden hiermit zur Untersuchung ihrer ObstbSume auf das Vorhandensein der Blutlaus und des Maikäfers und zur event. Vertilgung derselben aufgefordert. Von der Auffindung dieser Insekten, insbesondere der Blutlaus, ist Anzeige anher zu erstatten. Es wird dabei darauf hingewiesen, daß zufolge Verordnung des König!. Ministeriums des Innern Unterlasiung der zur Vertilgung der Blutlaus und des Maikäfers nothwendigen Ausführungen mit Strafe belegt wird und erforderlichenfalls diese Arbeite» auf Kosten der Säumigen auszuführen find. Eibenstock, den 4. Mai 1899. Der Rath der Stadt. I. V.: Justizrath Landrock. Müller. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die Rathsexpeditioncn Wontag und Dienstag, den 15. und 16. Wai 1899 geschlossen. An diesen Tagen können nur dringliche Angelegenheiten erledigt werden. Das Standesamt ist an beiden Tagen Vormittags von IO—ll Uhr geöffnet. Eibenstock, den 1. Mai 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. Waffenstillstand auf Samoa. Die Samoaner müssen von der „Kultur" einen netten Be griff bekommen. Seit den ersten Meldungen über die Wirren auf Samoa ist eine große Anzahl ergänzender Privalbriese ein getroffen, die sämmtlich auf das eine hinauslaufen: Die Ameri kaner und Engländer haben in und bei Apia grausam gehaust und den mildernden deutschen Einfluß kaltgestellt. Nicht nur aus deutschen Quellen kommen diese Darstellungen; der „Westminster Gazette" geht von Frau Stevenson (der Ge mahlin de« bekannten englischen Romanschriftstellers, der lange Jahre auf Samoa gelebt hat, dort gestorben und beerdigt ist) au« Funchal auf Madeira ein Brief zu, in welchem da« Verfahren der Engländer und Amerikaner gegen die Samoaner in feiner ganzen Brutalität gekennzeichnet wird. Die Dame schreibt: „Wenn ich in den Zeitungen lese, daß jeden Tag ein anderes samoanisches Dorf bombardirt wird, so frage ich mich, ob die, welche die betreffenden Depeschen lesen, sich volle Rechenschaft über ihre fürchterliche Bedeutung geben. Welches auch immer die Ansichten über die Samoa-Angelegenheit sein mögen, so sollte unter zivilisirten Völkern kein Zweifel über das Barbarische dieses Bombardements bestehen, wo jung und alt. Kranke und Ver wundete der allgemeinen Vernichtung ausgesetzt sind. Herr Mac Kinley gestattete nicht, daß man auf cubanischc Städte feuerte, wenn sie nicht hierzu Veranlassung gegeben hatten. Kommodore Watson erhielt den Befehl, unbefestigte spaniscke Städte nicht anzugreifcn, noch sollten spanische Fischerboote belästigt werden, so lange sie nicht im Verdacht standen, spanische Spione zu sein. Beobachtet der Präsident diese Humanität nur zivilisirten Ländern gegenüber?" Die Schreiberin sagt weiter, die Samoaner seien ritterlich und achten da» Eigenthum der Fremden. Die Meldung, daß die befreundeten Eingeborenen jetzt die Besitzungen der Ausländer plünderten, bedeute, daß HungerSnoth herrsche. Die Schreiberin fährt fort: „Alle samoanischen Dörfer liegen an der Küste. In Kriegs zeiten ziehen sich alle kampffähigen Männer in den Busch zurück. Sie sind hierbei nur von starken jungen Mädchen und Knaben begleitet, die Wasser tragen, Nahrung suchen oder die Todten wegtragen. Sich in den Busch zurückziehen, heißt, nach einem Tage tropischer Hitze de« Nachts im durchnässenden kalten Tau liegen. Der Hauptbestanvtheil der Nahrung besteht au« unge sunden Wurzeln, die in der Dschungel gestochen werden. Der plötzliche Wcch'cl von kalt und warm, verbunden mit dieser Lebens weise, erzeugt die schrecklichsten Dysenterien, denen die Samoaner besonder« unterworfen sind. Unter solchen Verhältnissen können zarte Frauen kaum existiren, während Kinder wie die Fliegen sterben. ES ist daher klar, wie ich die« au« eigener Erfahrung weiß, daß die Dörfer nur von Nichtkombattanten bewohnt sind. Diese« Volk ist bi« zu einem gewissen Grade zivilisirt, die große Majorität der Bewohner sind ihrer Religion nach ernste Protestanten oder Katholiken. Jeder Mann, jede Frau, jede« Kind kann lesen und schreiben. Jede» Dorf hat seine Kirche, seinen Geistlichen und seine Schule. Nur an einem Element der Zivilisation fehlt e« — dem Arzt. Bei Krankheiten, bei Unglück«- fällen muß der Patient zur Behandlung nach Apia gebracht werden. So lange nicht der Friede proklamirt, ist e« für die Mitglieder einer Partei gefährlich, selbst wenn sie verwundet sind, durch die Linie de« Gegner« zu gehen, und wäre die« selbst mög lich, so könnten sie dennoch nicht in dem hungernden Apia Auf nahme finden. Sic haben dafür nur die Wahl zwischen dem Busch und den Granaten unserer Kriegsschiffe. Von dem Oberrichter Ehamber« wird erzählt, daß er in einem Briefe an seinen Bruder geschrieben: „Ich war niemal« glücklicher". Er muß eine Persönlichkeit ohne jede« Gefühl sein, wenn er sich niemal« die Scenen in einem bombardirten Dorf vergegenwärtigt hat — den Auszug der von der Panik erfaßten Nichtkombattantcn, die hierhin und dorthin fliehen, die Granaten, die allerwärt« krepiren, den Jammerruf der Kranken, welche da« Bett nicht verlassen können, und der hilflosen Verwundeten, die bei lebendigem Leibe in ihren in Flammen stehenden Häusern verbrennen, die verstümmelten Kinder, die auf dem Sande Herum kriechen, vor sich die See, hinter sich den Busch, und wir lesen, daß selbst der Busch bombardirt wird." Nun ist der Waffenstillstand mit Mataasa abgeschlossen und die „hohe Kommission" der drei Großmächte dürfte inzwischen schon in Apia angelangt sein. Aber wer trägt die Verantwort lichkeit für diese Thaten, die Schimpf und Schande über England und Amerika bringen? Tagesgeschichte. — Deutschland. Da« Kaiserpaar ist am Freitag in Schloß Urvillc in Lothringen eingetrosscn, wo dasselbe einen mehr tägigen Aufenthalt nimmt. — Dem Kaiser wurde seilen« der Stadt Schlettstadt die HohkönigSburg in den Vogesen zum Geschenk gemacht. — Der Kommandirendc General de« XV. ArmeccorpS General der Infanterie und General-Adjutant de« Königs von Württemberg, Freiherr von Falken stein, ist, wie au» Straß burg '. E. gemeldet wird, in der Nacht vom Freitag zum Sonn abend in Folge eine« Schlaganfalle« plötzlich gestorben. Schon vor der Ankunft de« Kaiser« an Nierenstein erkrankt, unterbrach der pflichttreue Soldat die ärztliche Behandlung, um die Parade zu Ehren des Allerhöchsten Kriegsherrn mitzumachen. 'Nach der Abreise des Monarchen mußte er sich zu Bette legen, der Zustand verschlimmerte sich schnell, um 3 Uhr Nacht« trat der Tod ein. — Der Kardinal und Erzbischof von Köln, l)r. Kremcntz, ist, nachdem er schon mehrere Tage der Auflösung nahe hoffnungs los daniedergclegen, im hohen Alter von fast 80 Jahren in der Freitag-Nacht gestorben. An ihn knüpfen sich direkt die ersten Anfänge des sogenannten Kulturkämpfe« in den siebziger Jahren. — Prinz Heinrich ist am Donnerstag an Bord der „Gefion" in Schanghai eingetrosscn und weiter nach Kiautschou in See gegangen. — Da« neue deutsch-amerikanisch: Kabel soll späte sten« Mitte nächsten Jahre« in Betrieb genommen werden. Nach der „Köln. Ztg." sind die Vorbereitungen zur Herstellung de« Kabel« im vollen Gange und die Lochungen der Kabelstreckc wer den nächsten« beginnen. — Oesterreich-Ungarn. Die österreichische Presse bestä tigt allgemein, baß die Sprachcnfrage in Böhmen auf Grund de« 8 14 durch kaiserliche Verordnung gelöst werden soll, und zwar auf den persönlichen Wunsch de« Kaiser« selbst. Die betreffende Verordnung soll nach Schluß de« Prager Landtage« in der zweiten Hälfte de« Mai bcvorstehen. Deutschsortschritt- lichc und dcutschnationale Organe kündigen für diesen Fall die Steigerung der Erbitterung im deutschen Volke und daher die Fortdauer der schärfsten Opposition an. — Frankreich. Die Dreysu-wirren haben ein neue« Opfer gefordert: Kriegsminister Freycinek hat trotz der Bitten seiner Ministerkollegen, welche sich Sonnabend Vormittag persönlich zu ihm begaben, seinen Entschluß, au« dem Amte zu scheiden, aufrechterhalten. Einer offiziösen Miltheilung zu Folge hat Freycinet unmittelbar nach Schluß der Freitag-Sitzung der Deputirtenkammer dem Ministerpräsidenten Dupuy gegenüber au-gesprochen, daß die Vorgänge in derselben ihm den Gedanken nahegelegt hätten, seine Demission zu geben, Dupuy versuchte, ihn von seinem Entschluß abzubringen. Freycinet erklärte jedoch in dem da« Demission«gesuch enthaltenden Schreiben an Dupuy von Sonnabend Vormittag, er glaube, obwohl er e« bedauere, sich von seinen Amtsgenossen trennen zu müssen, dennoch, von seiner Absicht nicht abgehen zu können. Bei ruhiger Ileberlegung sei er nur noch in seiner ersten Auffassung der Vorgänge in der betr. Kammersitzung bestärkt worden. 'Nach einer anderen Meldung berief er sich gegenüber den Ministern, die ihn von seinem Ent schluß abzubringen suchten, auf sein Alter und die Anstrengungen der letzten Monate, welche ihm nicht gestatteten, da« Portefeuille de« Kriege« zu behalten. — Wohl weniger sein Alter, Freycinet zählt 70 Jahre - und die Anstrengungen seiner AmtSthätigkeit werden an und für sich den Entschluß, in dem gegenwärtigen Stadium der DreyfuS Angelegenheir die Flucht aus dem Amte zu ergreifen, gereift haben; vielmehr ist dieser Schritt die Folge wirkung de« inneren Konflikts in den jeder französische Kriegs minister gerathen muß, der einerseits überzeugt ist von der Un schuld de« Lerurtheilten aus der Teufelsinsel und andererseits nicht den Muth besitzt, gegen das in der Armee verbreitete Vor- urthcil, daß es sich beini DreyfuS-Prozeß um die Ehre des Heere« handle, mit thatkräftigcr Entschlossenheit aufzutretcn und die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, welches Range« und Namen« sie auch seien. Die Lärmszenen in der Kammcrsitzung voin Freitag boten Freycinet offenbar nur den ersehnten Anlaß, sich au« der allerdings nicht beneidcnSwerthen Lage zu befreien. Da« richtige Vorgefühl der Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen haben würde, hatten Freycinet bewogen, den Ruf, in da« Kabinct Dupuy al« Kriegsminister einzutreten, anfänglich entschieden abzulehneu. Wenn er sich schließlich dennoch dazu bereit sand, so geschah die« in Folge der Erkenntniß, daß ein der verwickelten Situation gewachsener Kriegsminister au« den Reihen der Generale nicht zu finden war. Die gleiche Erkenntniß hat jetzt dazu geführt, daß jeder Versuch nach dieser Richtung unter lassen und da« Kriegsportefeuille kurzer Hand dem seitherigen Minister der öffentlichen Arbeiten Krantz anvcrtraut wurde. — Paris, 6. Mai. In den Wandelgängen der Kammer wird erzählt,.Kriegsminisler Krantz habe heute Abend einem seiner Freunde erklärt, daß er sich die Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen haben werde, nicht verhehle; er kenne die Affäre Dreysu« nicht, er habe sich niemals damit zu beschäftigen gehabt. Er sei der Ansicht, man müsse den Beschluß de« KassationShofc« abwarten; er sei entschlossen, vor keiner Verantwortlichkeit zurück zuweichen und, sobald der Beschluß erfolgt sei, werde er die Ge währ für die Vollziehung desselben zu finden suchen und werde seine Pflicht zu thun wissen. Der Minister, heißt cS ferner, habe noch nicht über die Zusammensetzung seine« KabinctS Be schluß gefaßt; doch sei e« sicher, daß er keinen Offizier, der in die Dreyfu- Afsärc verwickelt gewesen, al« militärischen Mit arbeiter in sein Bureau aufnehmen werde. — Amerika. New-Jork, 6. Mai. Nach einem Tele gramm de« „New-Jork Herald" au« Washington hätten die Ab gesandten AguinaldoS gegenüber der Philippinen-Kommission di» Souveränctät der Vereinigten Staaten über die Philippinen formell zugestanden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 8. Mai. Nach einem Zeitraum von 6 bi« 7 Wochen de« ungünstigsten Wetter«, bestehend au« Regen, Nebel und Schneefällen, unterbrochen von nur wenigen sonnigen Tagen, ist heute endlich ein Wechsel in der Witterung eingetreten, denn seit dem frühen Morgen erfreuen wir un« de» herrlichsten Sonnen schein«. Hoffentlich ist dieser Witterungs-Umschlag auch von längerer Dauer. Welche Mengen von Schnee übrigen« in den hohen Gebirgslagen am Donnerstag, Freitag und Sonnabend gefallen sind, beweist wohl am besten der Umstand, daß am Sonn abend der Schneepflug von Wildenthal au« nach CarlSfeld ver kehren mußte. Da in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend sich dem Schnee noch Regen ,»gesellte, so sind die Gebirg«wässer stark angcschwollen und vielfach auch au« den Ufern getreten. — Schönheide. Im verflossenen BereinSjahre betrug laut Geschäftsbericht deSKreuzbrudcrverein« die Einnahme M. 205,«. Dieselbe setzte sich aus der Ablösung von Neujahr«