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- Erscheinungsdatum
- 1899-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189904276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990427
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-27
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Monat
1899-04
-
Jahr
1899
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Aber mit der Einsicht ist e« nirgend« allein geschaffen; die Gesühle der Klaffen und der Massen mutz der Staatsmann ver stehen und zu lenken wissen. Nur wenn sie richtig gelenkt werden, erwächst auch die wahre Einsicht. Dazu gehört jetzt in Deutsch land vor Allem Eine«: Die Nation mutz wieder da» Gefühl erhalten, eine Regierung großen Stil« zu haben, eine Regierung, die über den Klaffen steht, nicht von kleinen egoistischen Gruppen Mächtiger abhängig ist. Kühne« Auftreten nach außen, versöhnliche Politik nach innen, damit käme man zum Ziel. Also Machlpolitik mit Flottenverstärkung, Erwerb und Pflege auch der Ackerbaukolonieen neben den PflanzungSkolonieen, die dem Bauern und kleinen Mann zu Gute kommen, da« ist die Lehre, die un« die Vorgänge von Samoa predigen. Eine kühne und große Politik gelingt nur, wenn man die Masse der Nation hinter sich hat, nicht wenn man sich aus die oberen Zehntausend allein stützt/ Tagesgefchichte. — Deutschland. Während gegenwärtig die öffentliche Aufmerksamkeit von dem Rhein-Elbe. Kanalprojekt in Anspruch genommen wird, ist c» von Interesse, an der Hand der soeben veröffentlichten VerkehrSergebnisse de» Kaiser Wilhelm-Kanal» einen Blick auf dessen Entwickelung zu werfen. Im Etatsjahr 1898/89 hat dort eine bedeutende Zunahme de» Verkehr» gegen da» Vorjahr stattgesunden. Der Kanal wurde von 2b,816 Schiffen mit 3,117,840 Netto Reg.-Ton» benutzt, gegen 23,108 Schiffe mit 2,469,895 Netto Reg.-Ton» im Jahre 1897/98. Die Ein nahme belief sich aus 1,b90,48b Mk., 250,000 Mk. mehr al» im Vorjahre; sie ist gegen 1896/97 uni eine halbe Million Mark gestiegen. Die Einnahmen decken indessen auch jetzt noch nicht die Ausgaben; e» bedarf vielmehr auch jetzt noch eine» Zuschusses de» Reiche» von etwa 800,000 Mk. Wenn die Verkehrssteigerung anhält, so ist wenigstens zu hoffen, daß in einigen Jahren Ein nahmen und Ausgaben sich auSglcichen. Allerdings hatte man bei Anlage de« Kanal« gehofft, daß eine, wenn auch nur ganz geringe Verzinsung de« Anlagekapital« von 156 Millionen Mark erzielt werden würde. Doch muß man in Betracht ziehen, daß der Nord-Ostsce-Kanal weitaus vorwiegend au» marine strategi schen Gründen für unsere Kriegsflotte und zum Schutz unserer Küsten gebaut ist. Wäre da» nicht ausschlaggebend gewesen, so wäre nur au» wirlhschaftlichen Verkehrsrücksichten dieser Wasser weg wohl nicht gebaut worden. Der Mittellandkanal dagegen hat eine unvergleichlich höhere wir'hschaftliche Bedeutung, soweit See-Kanal und Binnen-Kanal überhaupt in Vergleich gestellt werden können. — Dem König Albert von Sachsen widmete die »Köln. Ztg/ anläßlich seine« Geburtstage» folgende Zeilen: »König Albert von Sachsen begeht am 23. April seinen 71. Geburtstag. Die Begrüßung durch 800 Veteranen de» sächsischen Heere», die vor 50 Jahren mit ihm im Felde standen, al« er bei der Er stürmung der Düppeler Schanzen die Feuertaufe empfing, hat vor wenigen Tagen erst die Erinnerung an die ruhmvolle Haltung, die der jugendliche Prinz damals al« Soldat bethätigte, wach gerufen. E» möge ober auch ein Zeugniß dafür hier angeführt sein, daß schon damals politische Einsicht den Erben de» sächsischen Königsthrone» auSzeichnete. Heute vor 50 Jahren erreichte der Prinz da» Alter der Großjährigkeit, und die Feier seine» 21. Geburtstage» erhielt eine besondere Weihe durch die Nachricht de» Sieges, den an demselben Tage General Bonin bei Kolding davongetragen hatte. Damals sprach sich Prinz Albert in einem Schreiben, das er an seinen Vater, den 1873 verstorbenen König Johann richtete, über die Pläne au», die er als nunmehr groß jähriger Prinz zu verfolgen gedenke: „So nützlich und wichtig e« ist, den Zivilstaatsdienst kennen zu lernen, so wenig ist gerade jetzt der Zeitpunkt dazu, wo alles einer Aendcrung entgegensieht." Mit seinem ganzen Sinnen und Trachten beharrte der Prinz bei dem Heeresdienst. Der Erlangung eine» selbständigen Kommando ständen in der Heimath die Rücksichten der Disziplin entgegen. Von der früher gehegten Vorliebe für die österreichische Armee war der Prinz zurückgekommen, und so spricht er denn dem von ihm hochverehrten Vater den Wunsch au«, für einige Zeit in den Verband de» preußischen Heere» eintreten zu dürfen. Der Prinz verhehlte nicht, daß auch er früher Bedenken gegen den preußischen Dienst gehegt habe; „allein/ so fährt er fort, „eineSthcilS haben dieselben sich durch längere» Zusammensein mit Preußen sehr gemindert, anderseits halte ich ihn für den jetzt politisch einzig möglichen, da wir un» doch wohl enger an Preußen werden halten müssen/ Diese Worte, die damals eine Thal waren, stellen dem Scharfblick und der Einsicht de« sächsischen Fürsten sohne« ein Zeugniß au«, da» für sich selber spricht. Als zu der selben Zeit Dresdner Bürger ein Schreiben an den Prinzen nach Schleswig mit der Bitte richteten, sich nicht mit allzu großer Kühnheit der Lebensgefahr auszusetzcn, schrieb er dem Absender zurück: „Der Krieg hier hat, abgesehen von Recht und Unrecht, für mich eine höhere Bedeutung ; c« ist da« erste Zusammenwirken der deutschen Stämme zu einem Ziele, c« ist die« der wahre Weg zur Einigung, und diese Bahn zu eröffnen, ist e« Pflicht, namentlich de« Fürsten, vorauSzugehcn und gälte es da» Leben; denn, liebster Freund, die Monarchie stirbt nicht durch den Tod eine« Gliedes, aber Deutschland geht zu Grunde, wagt e« nicht durchzukämpsen/ König Albert hat den Grundsätzen, die er al» 21 jähriger Prinz ausgesprochen, soweit e» in seiner Macht stand, nachgelebt und aus diesem Wege sich den unvergänglichen Dank Deutschland« erworben. Dessen sei mit den besten Wünschen für seinen Lebensabend an seinem heutigen 71. Geburtstage gedacht!" — Wie nach den „B. N. N." verlautet, wird eine neue Uniform für die Sanitätssoldaten bczw. Unteroffiziere, Sergeanten und Feldwebel geplant, bei welcher an Stelle der bisherigen dunkelblauen Kragen u. Ausschläge solche von karmoisin- rother Farbe treten sollen. Auch erhalten diese SanitätSmann- schasten eine ebensolche rothe Schirmmütze mit großem Schirm, um dieselben im Felde schon von Weitem kenntlich zu machen. Bei je einem Infanterie- und Kavallerie-Regiment sowie bei dem Pionier-Bataillon der brandenburgischen Armeekorps soll diese neue Uniform in nächster Zeit versuchsweise in Tragung gegeben werden. La da» gesammte Lazareth-, Sanität»- und Kranken trägerpersonal im Felde unter der Wirkung der Genfer Konven tion steht, so wäre e» vielleicht zweckmäßig, wenn sich die Friedens konferenz im Haag für die Einführung einer einheitlichen Uniform für das Sanitätspersonal in sämmtlichen Heeren intereffircn wollte. Im Kriege wird Freund und Feind von dem SanitLIS-Offizier in Behandlung genommen und e» würde für manchen Verwundeten, der sich noch selbst fortzutragen vermag, eine raschere Hilfe sich ermöglichen lassen, wenn e» eine EinheitS-SanitätSuniform für alle Heere giebt, welche ihm dann von seinem eigenen Truppentheil her bekannt und geläufig ist; alsdann bedürfte e» auch keiner Genfer Armbinde mehr für die Sanitätsoffiziere, die schließlich auch verloren gehen kann. Die Frage ist nicht so unwichtig, al« daß sie nicht in Erwägung ge nommen werden sollte. — Der Kapitän eine« Schiffe», da« unter Deweh» Ober leitung bei Manila ha« die spanischen Holzkäslen mit in Brand schießen Helsen, ist nach New-Jork zurückgekehrt und ist dort unverdientermaßen al» unübertrefflicher Held gefeiert worden. Da» hat ihn ermuthigt, in der Weinlaune Dinge auszuplaudern, die ihm offenbar nur seine überhitzte Phantasie vorgespiegclt hat. In seinen Auslassungen spielen die Führer der deutschen Schiffe vor Manila eine klägliche Rolle. Uebcrdie» soll Coghlan, so heißt der neueste Held, ein Kouplet „Ich und Gott" voller Schmähungen auf den deutschen Kaiser zum Vortrag gebracht haben. Wie der Londoner „Globe" au» New-Jork meldet, ist der Un- muth der dortigen offiziellen Kreise über Coghlan« Aeußerungen sehr stark. Staatssekretär Lang ersuchte den Präsidenten, Coghlan strenger zu bestrafen als durch bloßen Verweis und Suspension von Beförderung. Long hat über den Coghlan-Zwischensall aus führlich an Deweh gekabelt und erwartet Kabelantwort von dem selben. ES heißt, Mac Kinley habe sich dahin entschieden, daß die deutsche Regierung weitgehende Entschuldigungen erhalten solle. Eine fernere Kabeldepcsche melde«, Coghlan» Beförderung, die schon beschlossen war, ist wieder rückgängig gemacht worden, wie sich denn der edle Kapitän sogleich nach Bckanntwerden dessen, was seine lose Zunge angerichlct hatte, auf sein Schiff verfügen mußte. Die leitenden Kreise Amerika» haben also Alle» gethan, wa« in ihren Kräften stand, um den zweifellos höchst ungünstigen Eindruck, den Coghlan» bekannt gewordene Aeußerungen in Deutschland Hervorrufen mußten, nach Möglichkeit abzuschwächcn. — Erfreulicherweise wird nach den Versicherungen der „Köln. Ztg." in unsern amtlichen Kreisen dem Zwischenfall genau die Bedeutung beigemessen, die er verdient; die Auslassungen eine« bi« dicht an die Grenze der Unzurechnungsfähigkeit betrunkenen Offizier« könnten in Deutschland keinen Eindruck machen. Wenn Jemand Anlaß habe, sich sehr peinlich dadurch berührt zu fühlen, seien es höchstens die Kameraden de» Kapitäns, namentlich Ad miral Deweh. Ersterem könne es nicht gleichgültig sein, ob der gute Rus der amerikanischen Kriegsmarine durch Zutagetreten solcher Taktlosigkeit geschädigt werde; Deweh aber müsse höchst unangenehm berührt sein, daß ein Offizier, der erst kürzlich unter seinem Befehl gestanden, so wenig Selbstbeherrschung besitze, daß er dem ehemaligen Befehlshaber ein Verhalten unterschiebe, das ihn al« vollendeten Bramarbas hinstellt. — Oesterreich-Ungarn. Zum Schutz der Singvögel Hal der Tiroler Landtag im vorigen Jahre mit vieler Umsicht ein Gesetz ausgearbeitet, wonach der Fang und das Tödtcn nütz licher Thiere überhaupt und zwar in ganz Tirol strengstens ver boten wird. Dieses Gesetz hat die kaiserliche Zustimmung nicht erhalten. — Rußland. Die Fertigstellung der vom KriegSministerium beschlossenen Umwandlung der Artillerie wird ausschließlich von russischen Fabriken vollzogen werden; kein einzige« Stück wird au» dem Auslande bezogen. Man glaubt, daß die vollstän dige Umwandlung aller Kanonen und Gewehre in Schnellfeuer- Systeme innerhalb von drei Jahren beendet sein wird. — China. Ein Telegramm au» Peking berichtet von einer Aenderung der VerhandlungSbasi« betreffend die auf die Provinz Schantung entfallende Strecke der Tientsin—Chinkiang- Bahn. Deutschland willige ein, daß die Bahn anstatt einer rein deutschen eine chinesische Staatsbahn unter deutscher Leitung werde; der Bau jedoch soll mit einer deutschen, von China garantirten Anleihe bestritten werden. Auch auf dieser Basis bleibt Deutsch land die praktische Kontrole über die größere Hälfte der Gesammt- strecke von Tientsin bi» zur Südgrenze Schantung« gesichert. — Philippinen. Eine amerikanische Depesche au« Ma nila gefleht zögernd und verschleiernd ein, daß die Amerikaner dort abermals eine Schlappe erlitten haben. Zwei höhere Offi ziere sowie acht Mann sind gefallen und etwa dreißig verwundet worden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Se. Majestät der König haben Aller- gnädigst geruht, Herrn Oberförster Höpfner in Sosa den Titel und Rang eine« Forstmeisters zu verleihen. — Schönheide. An Stelle Le« nach München verzogenen Herrn Kaufmann Victor Oschatz ist Herr Cantor Georgi in den Kirchenvorstand gewählt worden. — In hochherziger Weise hat in Anlaß der Lonfirmation seiner Tochter Herr Eisenhütten- wcrksbesitzer Hans Edler von Quersurth zu Schönheider- hammcr 10,000 Mk. zur Renovation unserer Kirche gestiftet. — Johanngeorgenstadt. Vor der zweiten Strafkammer de» Landgericht» in Zwickau standen am Sonnabend unter der Anschuldigung de« Jagdvergehen« und de» ForstdiebstahlS der in Untersuchungshaft befindliche 68 Jahre alte Geschirrführer Daniel Bruno Loui» Unger und sein 42 Jahre alter Sohn, der Fuhr werksbesitzer Friedrich Louis Unger au» Johanngeorgenstadt. Au« der Verhandlung ging Folgende« hervor: Die Angeklagten stehen schon seit Jahren in dem Rufe, Wilddiebe zu sein, und e» geht da« Gerede, daß sie regelmäßig einige Tage vor Feiertagen Wild hereinschafften und daß, wenn Unger 8«n. mit blauer Schürze durch die Stadt gehe, er Wildprct zu verkaufen habe. Im Küllich- gut befindet sich im ersten Stockwerke de« Wohngebäude» die Schlafkammer Unger'« »en. Diese hat an der nach dem Felde zu gelegenen Seite eine Holzthür, welche 2'/, Meter hohe, Meter breite, nicht mit Hol; oder Gla« verdeckte Ausschnitte enthält, eine Einrichtung, welche Len Verdacht nahelegt, daß die Ausschnitte al« Schießlücken benutzt werden. Da» Feld zieht sich bergan zum Walde hin und ist mit Kraut bestanden, wovon den Winter über ein Theil im Land belassen worden ist, anscheinend um Wild anzulockcn. Neuerdings wird nun den Angeklagten beigemessen, gemeinschaftlich im Februar ds». I». im Sosacr Staatsforstrevier Reißig und Holz entwendet und weiter dem Wilde mittel« Schlingen nachgestellt und diese» unsaubere Hand werk gewerbsmäßig betrieben zu haben. Eine von der Gendarmerie bei ihnen vorgenommenc Haussuchung ist mit Erfolg gekrönt gewesen, denn man sand bei ihnen im Keller unter der Tenne der Scheune Hal», Rücken und Theile de« Aufbruch» eine» Hirsche» im Gewichte von etwa 20 Pfund vor. Obwohl die An geklagten da» ihnen zur Last gelegte Vorgehen hartnäckig leug neten, wurden sie für überführt erachtet und ein Jeder zu 1 Jahr 6 Monaten und 5 Tagen Gefängniß verurtheilt. — Dresden, 24. April. Die Residenz trug anläßlich Königs Geburtstag reichen Fahnenschmuck. Früh brachten die Capellen der Regimenter, deren Chef der König ist, dem Monarchen in Villa Strehlen eine Morgenmusik dar. '/,I0 Uhr erschienen die Prinzen und Prinzessinen daselbst zur Kour. Hierauf wohnte die gesammte königliche Familie dem Gottesdienst in der katholischen Hofkirchc bei, woselbst zur Feier de« Tage« feierliche» Tedeum stattfand. Der Kaiser traf 1 l Uhr 40 Min. mit Sonder zug in Strehlen ein. Die Begrüßung zwischen beiden Monarchen war überaus herzlich. Nach Einnahme de» Frühstück» in Villa Strehlen fuhren beide Monarchen nach dem Alaunplatze. Die Parade verlief glänzend. Der Kaiser und der König wurden vom Publikum lebhaft begrüßt. In der Parade standen 360 Offiziere, 906 Unteroffiziere, 611 Spielleute, 6334 Mann, 1829 Pferde, 48 Geschütze und 24 Fahrzeuge. Die Parade kommandirte der Generalleutnant Freiherr von Hausen. Den Vorbeimarsch eröffnete Se. königl. Hoheit der kommandirende General, den Feldmarschallstab in der Hand. Beim Herankommen de» Kaiser- Grenadier-Regiment» setzte sich der Kaiser an die Spitze desselben, um e« den königlichen Majestäten vorzusühren. E» wiederholte sich die» auch beim zweiten Vorbeimarsch de« Regiment». Nach beendigter Parade fand in Villa Strehlen Familientafel statt, an der die königliche Familie, der Kaiser, der Großherzog von Mecklenburg, Herzogin von Schleswig-Holstein mit Prinzeßtochter Feodora, die Hohenzollernschen Herrschaften und Herzog von Mecklenburg theilnahmcn. Nach herzlicher Verabschiedung von der königlichen Familie reiste Sc. Maj der Kaiser Abend» 7 Uhr 20 Min. mit Sondcrzug nach Karlsruhe ab. — Dresden, 25. April. Ihre Majestät die Königin ist heute Vormittag nach Karlsbad abgereist. — Plauen i. V. Die Arbeiten de« au« Vertretem des Fabrikantenverein« und de« Bogtländisch-Erzgebirgischcn Industrie verein» gebildeten Komitee» zur Vorbereitung der Betheiligung der Industrie an der Weltausstellung in Pari« sind nun mehr soweit gediehen, daß die Platzfrage endgiltig gelöst ist und die Zeichnungen für die Schränke eingereicht und bereit« geneh migt sind. — Annaberg, 25. April. Der Franzose Ledrcux, wel cher dieser Tage hier weilte, hat unser Gebirge wieder verlassen, ohne daß vorher zwischen ihm bez. der seine Interessen vertreten den Firma Bacher L Leon und den Fabrikanten auf der von ihm erfundenen Posamentenmaschine eine Basis geschaffen worden wäre, aus der die Beilegung de» Streite» gefördert werden könnte. Und so ist die Lage für unsere Fabrikanten eine fort gesetzt unsichere, insofern sie nicht wissen, ob sie auf den Maschi nen, deren 200 bis 250 in unserem Jndustriebezirk in Thätigkeit sein mögen, weiter arbeiten lassen sollen oder nicht. Herr Amt» Hauptmann Heink hat jetzt die Vermittelung zwischen dem Patent inhaber Ledrcux und dem Lizenzinhaber Bacher einerseits und den Fabrikanten andererseits übernommen. Die Ansprüche der beiden Herren sind neuerdings darauf gerichtet, nicht aus den VerkausSwerth der Maaren, sondern aus jede Maschine eine noch zu vereinbarende Jahresabgabe zu legen. Soll der Artikel indes auch in der Zukunft prosperiren, so kann die Abgabe nur in mäßiger Höhe angesetzt werden. In Fabrikantenkreisen nimmt man dieselbe mit 50 M. pro Jahr und Maschine an. Bei der Anzahl derselben würde da« Patent für den Erfinder selbst bei diesem Satze eine ganz ansehnliche Einnahme bilden. Herr Le- dreux will dafür Sorge tragen, daß der auf der Maschine er zeugte Artikel nicht durch unlautere Konkurrenz im Preise herab gedrückt wird, insofern er entschlossen ist, gegen jeden Einzelfall schleudcrhafter Preisberechnung vorzugehen und den betreffenden Fabrikanten die Benutzung der Maschine zu untersagen, und da er den Maschinenbauern auch die weitere Anfertigung von Ein zelperlmaschinen verboten hat, so ist zugleich zwischen Angebot und Nachfrage eine gewisse Regelung herbeigeführt. Wenn die Herren Bacher und Ledrcux, deren vorstehend gezeichnetes Bestreben sicher nur mit Freuden zu begrüßen ist, nicht eine den obigen Betrag wesentlich übersteigende Abgabe von den Fabrikanten fordern, so wird die Aufsehen erregende Patentstreitigkeit immer noch einen günstigen AuSgang nehmen und dann darf man wohl auch hoffen, daß die in derselben Angelegenheit noch laufenden Einzelprozesse bald niedergeschlagen werden. — Reichenbach. Eine auswärtige Speditionsfirma hatte eine größere Quantität Wein, angeblich Lagergut, nach hiesigem Orte bringen lassen und beabsichtigte, diesen Wein im Lagerhause eine» hiesigen Spediteur« öffentlich versteigern zu lassen. Der Stadtrath sah dies al« Feilbietung eine« Wanderlager« an und verlangte, bevor die Versteigerung de» Weine« stattfinden dürfe, von der auswärtigen Firma die Beibringung eine« Wander gewerbescheine». Gegen diese» Verlangen erhob die Firma Rekurs, da es sich um „Speditionsgut" handele, welche» sie auch ohne Besitz eine« Wandergewerbescheine« außerhalb ihres Wohnsitzes glaube verkaufen resp. versteigern lassen zu dürfen, hatte damit aber keinen Erfolg. Die Obcrbehörde entschied dahin, daß der Stadtrath al» Polizeibehörde zur Verhinderung eine» ordnungs widrigen WanderlagerbetriebcS befugt sei, die Annahme eine« solchen aber gerechtfertigt sei und der zu versteigernde Weinbestand allerdings al« ein Wanderlager sich darstelle, somit dessen Ver steigerung die vorherige Lösung eine» Wandcrgewerbescheinc« bedinge. — Nossen. Die zwölfjährige Tochter de» hiesigen Musik direktor« Kiebig wurde vor einigen Tagen von einem großen Zughund gebissen. Sic erhielt 22 Bißwunden, fünfzehn am linken Oberarm, drei am linken Unterarm, drei im Gesicht und eine am Daumen der linken Hand. Der Hund war an einen Wagen gespannt, welchem da» Mädchen zu nahe kam. — Bad Elster, 24. April. Ucbcr Chemnitz und Aue kommend, traf Se. Königliche Hoheit Prinz Friedrich August heute Abend 7 Uhr 46 Min. aus dem Adorfcr Bahnhofe ein. Dort wurde der hohe Herr von den Herren Badekommissar Oberst von Seydcwitz und Oberförster von Römer bewillkommnet und nach Elster geleitet, woselbst Se. Königliche Hoheit im Hotel „Rcich-vcrweser" abstieg. Am Dienstag, Mittwoch und Donner«- tag wird Prinz Friedrich August der Auerhahn jagd auf dem Elfterer Staatsforstrevier obliegen und voraussichtlich am Donners tag Mittag nach Dresden zurückkehren. — Kirchberg. Herrn Ferdinand Kleinhempel hier, ältesten Monteur der Firma Richard Doersel, Fabrik für Cen- tralhcizungS- u. Lüftungsanlagen Kirchberg, Leipzig und Dresden wurde am Geburtstage Sr. Majestät König Albert» da» Ehren zeichen für Treue in der Arbeit überreicht. Die Weöer der Kansa. Novelle von L. R. Rangabö. „Dieser teuflische Vorschlag," so schloß Oskar» Freund, „wurde einstimmig angenommen, nur ich bewahrte Schweigen. Der Mann, der mit der Ausführung de» Plane» betraut, ist schon abgefandt." „Welch furchtbare« Trauerspiel enthüllst Du da vor mir!" rief Oskar. „Und Du leidest, daß e» sich vollziehe! Du setzest nicht alle Deine Kraft daran, e« zu verhindern?" „ES ist kaum zu ertragen!" rief der junge Niederländer. „Ich erscheine mir wie Kain nach dem Morde Abel«. E» ist al» röchen meine Hände nach frisch vergossenem Blute. Den Mord zu verhindern, dazu habe ich weder die Macht, noch die Mittel. Aber ich kann mich von dieser Gesandtschaft zurückziehen, und wenn e« auch alle meine Au»sichten auf eine glänzende Laufbahn zerstört, ich ziehe mich davon zurück und bewahre mir wenigsten« den Frieden meiner Seele." 10. In diesem Augenblick schmetterten die Trompeten, welche die Abgesandten der Hansa zum Aufbruch mahnten. O«kar umarmte
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