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- Erscheinungsdatum
- 1899-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189904068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990406
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1899
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Monat
1899-04
- Tag 1899-04-06
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Monat
1899-04
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Jahr
1899
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sördert werden, doch werden vorau-sichtlich mindesten» 3 Jahre vergehen, ehe die Kaserne bezug-fähig ist. — Aue, 3. April. Nach kurzem Bestehen hat der hiesige Anarchislcnklub der Behörde seine Auflösung angezeigt. Da» eingcsorderte Grundgesetz hat er garnicht erst cingereicht. — Auerbach, 4. April. Wieder ist zweisello« infolge vorsetzlicher Brandlegung eine Scheune den Flammen zum Opfer gefallen, und zwar die an der Klingenthalcrstraße gelegene, dem Bauercibesitzer Herrn Fischer gehörige. Nachdem an derselben bereit» einige Tage vorher ein Brandstistung»versuch verübt, jedoch rechtzeitig bemerkt und vereitelt worden war, ist sie am ersten Osterfcicrtag Abend durch Brand vollständig zerstört worden. — Vor 50 Jahren, in den ersten Apriltagcn de» Jahre» 1843, sahen wir da» sächsische Bunderkontingent von 6000 Mann, al» Theil de» 9. deutschen Bunde»-Armeekorp», in Verfolg de« BundeStagSbeschlusse» in Schleswig - Holstein gemeinsam mit den Bunde»truppen von Nassau, Hessen, Bayern, Baden, Württemberg, der thüringischen Staaten, Hannover und Preußen deutsche» Land gegen dänische Uebergriffe in Schutz nehmen und vertheidigen. Vorhergegangene kriegerische Ereignisse hatten zu einem Waffenstillstand geführt, der am I. April 1849 von den Dänen gekündigt wurde. Letztere drangen bereit» am 3. April über die jütländische Grenze nach Deutsch-Schleswig herein und nöthigten zu beschleunigten Gegenmaßregeln, welche am 13. April — dem Gründonnerstage — nach l3 stündigem schweren Kampfe mit dem Sturme auf die Düppeler Schanzen endeten. Der sächsische Gesammtverlust belief sich auf 111 Tobte und Verwundete. Am 14. April wurden, nach dem amtlichen Rapport, in Düppelskirche 7 und am 15. April in Satrup die übrigen gebliebenen Sachsen in Anwesenheit de« Prinzen Albert, der in getreuer Waffenbrüderschaft die Kriegsschicksale der säch sischen Brigade theilte und vor Düppel die Feuertaufe empfing, feierlich mit militärischen KriegSehrcn bestattet. Folgende Unter handlungen machten der kriegerischen Aktion ein Ende. Im August und September kehrten die königlich sächsischen Truppen in da« Vaterland zurück und rückten in Dresden am 17. und 23. August zwei Jnfanteriebataillone (vom dritten Regiment „Prinz Georg") und Artilleriepark, am l3. September Schützen (bez. nunmehr Jäger) und Fußartillerie ein. Unter den zahl reichen Beförderungen und Auszeichnungen der Kombattanten wurde namentlich die am 22. Juli 1849 erfolgte Beförderung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Albert, unseres jetzigen Königs, zum Major der Infanterie mit der lebhaftesten Freude begrüßt. — Greiz, 31. März. Die Landesregierung hat den zwi schen dem Fürstenthum und dem Königreich Sachsen bestehenden Lotterievertrag für Ende 1900 gekündigt. Wahrscheinlich ist ein Anschluß an die thüringische Lotterie geplant. Gin Keesteg zu Lande. Zum 55. Jahrestage des Gefechtes bei Eckernförde am 5. April 1845. Von Ur. R. Zietz. XO. Da- KriegSglück wirft oft sonderbare Blasen auf und eine der launischesten Göttinen ist Bellona. Den Beweis für Beide« liefert das Treffen bei Eckernförde im dänischen Feldzuge de» Jahres 1849. Hier treffen sich zwei Gegner; der eine hat keine Schiffe, um den auf See befindlichen anzugreifen und der auf See befindliche hat keine Schiffe, um den am Lande ausge stellten zu fassen, und dennoch sausen die Kugeln hin und her und Bellona entscheidet für den Gegner zu Lande, dem es mit im Ganzen 12 Geschützen, unter denen zwei von leichtestem Ka liber, gelingt, seinem Gegner zu Wasser, der über 130 Kanonen von schwerstem Kaliber verfügt, eine Niederlage bcizubringen, wie sie sich eigenartiger und glänzender in der ganzen Seekriegs geschichte der Mitte diese« Jahrhundert» nicht zugctragen hat. — Hören wir, wie da« zuging. Im März 1849 war der Waffenstillstand zu Malmö abge laufen und, da die derweil gepflogenen Friedensverhandlungen, welche Bunsen, al« Reichsgesandter, im Auftrage der Frankfurter Versammlung leitete, zu keinem Ergebniß geführt hatten, hatten die Dänen ihrerseits den Waffenstillstand gekündigt mit dem Be merken, daß sie nach dem 3. April den Krieg zu Lande und zu Wasser beginnen würden. Von Neuem rückten die deutschen ReichStruppen in Schleswig ein. Der Herzog Ernst von Sach- sen-Coburg-Gotha war einer ihrer Führer. Voll Muth und ohne StammeSneid fochten hier die löwenstarken Bayern, die Wackern Preußen, die tapfer» Hannoveraner und Sachsen, sowie die Württemberger, also Nord- und Süddcutschland, gegen den ge meinsamen Feind, ein schöne« verheißungsvolle» Bild deutscher Einheit und Eintracht. Darum erfuhr man auch bald die er freulichsten Nachrichten, unter andern auch die von dem sieg- und ruhmreichen Treffen im Hafen von Eckernförde. Die Dänen hatten den Waffenstillstand zu einer Jahreszeit gekündigt, in welcher sie von ihrer mittlerweile verstärkten Flotte den ergiebigsten Gebrauch machen konnten, daher denn auch der Krieg von ihrer Seite mit einer Blokade der schleSwigschen Häsen begann. So erschienen am 4. April, Abend» 6 Uhr, von Norden her kommend, da« riesige Linienschiff „Christian VIII.", welche« 84 Kanonen, darunter 10 Bomdcnkanonen, führte, die Fregatte „Ge fion" mit 46 Geschützen, die Brigg „St. Croix" und die Dampfer „Geyser" und „Skirnir" nebst einem dritten Dampfer, die alle zusammen die Ordre hatten, die Hafenstädte an der Ostseite zu bombardircn und überall Truppen zu landen, welche dem Vor marsch der Deutschen in die rechte Flanke fallen sollten. Gegen Abend bei sinkender Sonne ging die Flottille am Eingang der Eckernsörder Bucht bei Noer vor Anker. Eckernförde war nur durch zwei Strandbatterien geschützt, welche zusammen zwei Achtzig- psünder, zwei Vierundzwanzigpfünder und vier Achtzehnpfündcr führten. Am 5. April, zwischen 4 und 5 Uhr Morgen», segelte da« eine Dampfschiff und die Brigg wieder ostwärts. Die andern Schiffe lichteten ihre Anker gegen 7 Uhr u. segelten vor günstigem Winde in den Eckernsörder Hafen hinein, wo sie um 8 Uhr da» Feuer auf die Strandbatterien begannen, welche«, von diesen kräftig erwidert, bi» 1 Uhr Nachmittag« kräftig fortgesetzt wurde und bei welchem durch da« Dampfschiff „Geyser" die nördliche Hafenbatterie für einige Zeit zum Schweigen gebracht wurde, da mehrere Geschütze dcmolirt waren. Um diese Zeit gerieth da« Linienschiff „Christian VIII." im inner» Hasen aus Grund und die „Gefion" mit ihren Sechzig- und Dreißig- und langen Acht- zehnpfündcrn hatte da« Steuer verloren. Da wurde vom Kom mandeur-Schiffe die Parlamentairflagge gehißt und durch einen Parlamentair angeboten, daß, wenn die Strandbattcrien da» Feuer etnstellen wollten, damit die Schiffe unbelästigt den Hafen verlassen könnten, man die Stadt verschonen wolle, widrigenfalls sie zusammenbombardirt werden sollte. Die Antwort de« Herzog» Ernst lautete dahin, daß man e« nicht verantworten könne, da» Feuer einzustellen; die Antwort der städtischen Behörden lautete: „Wir überlassen e« der Geschichte, ein Urtheil über einen „solchen Akt rohesten Vandalismus zu sprechen und werden „un» in da« Schicksal, welche» die Vertheidigung unsere« „theuren Vaterlande» auferlegt, zu finden wissen!" Da indessen die Instandsetzung der Nordbatlerie, sowie eine Ruhe für die südliche Batterie sehr erwünscht war, bewilligte der Herzog eine Waffenruhe von zwei Stunden. Diese Zelt benutzten die beiden Dampfer, die sehr gelitten hatten, in die Förhde hinauSzugehen u. ihre Schäden auszubessern, während der riesige aber eben so schwerfällige „Christian VIII." sich bemühte, wieder flott zu werden. AI» die« ihm nach drei Stunden gelungen war, während welcher da» Feuer schwieg, signa- lisirte er einen der Dampfer au« der Föhrdc herbei und an sich heran, um sich au» dem Hafen hinausbugsiren zu lassen. Der Dampfer lichtete den Anker und drehte nack dem Hafen hinein. Kaum aber war er in Sicht, al» er zwei scharfe Warnung«schüffe au« der Strandbatlerie erhielt, worauf er unverzüglich wendete, au« der Föhrde hinau»dampfte und in östlicher Richtung verschwand. Inzwischen war c« 5 Uhr geworden und jeder Grund zu einer längeren Zögerung mit Wiedereröffnung de» Feuer» ge schwunden. Die Zwischenzeit hatte der Herzog benutzt, mit großer Umsicht eine halbe Batterie zwischen die südliche Batterie und die Stadt so aufzustellen, daß sie beide Schiffe, die vor Anker lagen und bei steifem Ostwinde mit dem Spiegel gerade auf» Land zeigten, von hinten der Länge nach beschießen konnten. Da» Feuer, welches nun nicht nur von beiden Slrandbatterien, sondern auch von dieser Feldbatterie au« sehr lebhaft eröffnet und unter halten wurde, beantworteten beide Schiffe, besonder» aber da» Linienschiff bald mit vollen Breitseiten, bald mit schnell auf einanderfolgenden Schüssen. Der „Christian VIII." hatte während dieser Zeit so viele Segel aufgesetzt, al« zur Bewegung erforder lich waren und lichtete die Anker, um sich mit der flachen Seite gegen die südliche Batterie zu legen und dadurch dem ungemein lästigen Feuer der nassauischen Feldgeschütze zu entgehen. Bei diesem Manöver, welche» mit großem Ungeschick au»gesührt wurde, gerieth er abermals aus Grund und zwar gerade in Kernschuß- Distanz von der südlichen Batterie. Diese unterhielt nun ein so wohlgezielte« Feuer mit wcißglühenden Vollkugeln, daß da« statt- liche Schiff in einer halben Stunde in Brand gerieth, sein Feuer cinstellte und die Mannschaft zum Löschen verwenden mußte, wa« ihm aber nicht gelang. So mußte diese« mit so vielem Luxu« au«gestaltete und mit so wilden Drohungen ausgesandte Schiff die dänische Flagge vor einer mit nur vier Geschützen be setzten schleswig-holsteinischen Batterie herunterholen. Mit donnerndem Hurrah wurde da- Streichen der Flagge vom Lande au« begrüßt und nun richtete sich da« vereinigte Feuer aller Batterien auf die bereit» steuerlose „Gefion", welche eben falls ihr Feuer cinstellte, die Flagge strich und sich aus Gnade und Ungnade ergab. Sofort wurde mit der Rettung der Mannschaft de» brennen den Linienschiffe» begonnen. E» glückte aber leider nur, etwa» über 400 Mann von Bord zu entfernen, al» um 7'/, Uhr Abend» da« Schiff mit noch darauf befindlichen 200 Mann mit gewal tigem Krachen in die Luft flog und feine Trümmer bi» weit hin über die Stadt binau» in die Felder schleuderte. Leider war der Verlust de» Kommandeur» der südlichen Batterie (ein schleswig-holsteinischer Oberfeucrwerker) zu beklagen, der, al» er an Bord de« Linienschiffe« gegangen war, um die Ausschiffung der Bemannung zu beschleunigen, mit dem Schiffe in die Luft flog. Uebrigen« war e« aber erfreulich, daß die ganze Affäre, welche 7 Stunden bei stärkstem Feuer dauerte und bei welcher 7000 Schüsse abgegeben wurden, von deutscher Seite nur einen Todlcn und 13 leicht Verwundete gekostet hatte. E» hatten im Ganzen 12 deutsche Geschütze, wie oben erwähnt, 130 dänische Kanonen schweren Kaliber« zum Schweigen gebracht, eine artille ristische Maffenthat, die in ihrer Art einzig dastehen dürste. Da» Gerücht von dem Verluste de» Linienschiffe» konstcrnirte ganz Dänemark und gleich am nächsten Tage erschien ein dänische» Dampfboot mit Parlamentairflagge im Hafen von Eckernförde, um sich zu erkundigen, ob „Christian VIII." wirklich nicht mehr existire. Die überall umherliegenden und auf den Wellen umher treibenden Trümmer und Leichen sprachen lauter al» die Antwort de» deutschen Kommandanten und mit Flagge aus Halbmast dampfte da» Boot in die See hinau», um die Trauernachricht daheim zu bestätigen. Am selbigen Tage waren schon um 3 Uhr Morgen« der Schiffer Bartelsen au« Schleswig, ein Mitglied der Marinekommission Lorenz Carberg und der Konstrukteur Schau au« Kiel mit noch 2b Männern und 10 schle«wig-holsteinischen Soldaten an Bord der auf der Rhede liegenden „Gefion" geeilt, entnahmen der dänischen Besatzung da» Kommando, machten da schöne Schiff segelklar, hißten die deutsche schwarz-roth-goldene Flagge unter 3 maligem begeistertem Hurrahruf und brachten die Fregatte gegen 5 Uhr sicher in den Hafen von Eckernförde, worauf Kapitän Donner, der von Holtenau mit Matrosen gerade ange langt war, da« Schiff mit seinen Leuten besetzte. Da« war der ewig denkwürdige „Scesieg zu Lande" bei Eckern förde. — Ein Hurrah! der deutschen Tapferkeit! Die ausgewürfette Wraut. Von O. v. Briesen. Alfonso Pardilla und Antonio Ripardo, zwei reiche Vieh züchter, lebten auf ihren umfangreichen Besitzungen, die unweit Albuquerque in Neu-Mexiko gelegen waren. Als getreue Nach barn verkehrten die beiden noch unbeweibten Männer viel mit einander, wenn ihre Güter auch gegen fünfzehn englische Meilen voneinander entfernt waren; hauptsächlich aber trafen sie in der Stadt zusammen, wo in verschiedenen Lokalen sehr eifrig gespielt wurde, eine Unterhaltung, der sie, wie alle Mexikaner, mit Leib und Seele sich Hingaben. Eine« Tage« siedelte sich in der Gegend ein älterer (Yankee an, der neben recht achtbaren Dollar» über eine reizende Tochter verfügte, die c« fertig brachte, in Kurzem dem heirathssähigen starken Geschlecht weit und breit die Köpfe zu verdrehen. Al- energischste Anbeter konnten bald die beiden bezeichneten Besitzer gelten, die sich bei dieser Gelegenheit den Rang abzulaufcn suchten. Anfänglich erschienen nämlich Alfonso und Antonio häufig zu sammen aus der Farm de» Mr. Stockton, die» hörte jedoch auf, al» die blondgelockte Rosi immer weitere Breschen in die leicht entzündbaren Herzen der Südländer zu legen verstand. Ein völliger Bruch aber entstand zwischen den birherigen Freunden, nachdem e» offenbar geworden, daß die Umworbene ihre Sympa thien nichr und mehr dem ungestümeren Antonio zuwandte und von dem Moment an mieden sie sich nach Möglichkeit und spra chen nur vereinzelt aus der Besitzung de» alten Dankee vor, dem die beiden im Grunde genommen ziemlich gleichgültig waren. In feinem Gcschaft»eifer übersah er ganz die eigentliche Ursache der häufigen Besuche, war vielmehr überzeugt, daß die Mexikaner nur deshalb ihn überliefen, um von seinen landwirthschaftlichen Kennt nissen zu profitircn. In Betreff diese» Punkte» öffnete Rosi ihrem Vater aller ding» bald die Augen, indem sie ihn in ihr Herzen»geheimniß einweihte, um zu erforschen, ob Antonio Ripardo, wenn er offi ziell um ihre Hand anhielt, auf da« väterliche Jawort rechnen könne. Beim alten Stockton wurde der Mensch im Großen und Ganzen nur nach seinem Dollargewicht taxirt, und da er wußte, daß brr genannte Freier ein respektable« Vermögen besaß, so hatte er nichts gegen einen solchen Mann al« Schwiegersohn einzu wenden. Al« die FarmerStochter dem Alfonso ziemlich deutlich zu ver stehen gegeben hatte, daß sein Werben ein au»sicht»lose« sei, stellte er selbstverständlich seine Visiten ein, doch vermochte er sich über den Korb um so weniger zu beruhigen, al» er Rosi in der Thal ernstlich liebte. So lange keine öffentliche Verlobung zwischen seinem glücklicheren Nebenbuhler und der jungen Amerikanerin stattgefunden hatte, hoffte der Abgewiesene immer noch, e« werde sich irgend ein Weg finden lassen, die angebetete Schöne heimzu führen. Er zermarterte sich daher Tag und Nacht den Kopf, wie er e« möglich mache, trotz der ungünstigen Chancen schließlich den Sieg über den Bevorzugte» davonzutragen. Allein sein Grübeln half nichts, er mußte sich vielmehr täglich mehr überzeugen, daß Rosi« Besitz für ihn unerreichbar war. Vollend« mußte er zu dieser Einsicht gelangen, al« er eine« Abend« erfuhr, daß die Verlobung der beiden Liebenden erfolgt, auch bereit« der Hoch' zeitStag festgesetzt worden war. Mit dem ehemaligen Freunde verkehrte er schon längere Zeit gar nicht mehr, doch führte ihn der Zufall mit demselben bisweilen in der Stadt zusammen. Alfonso, dem c«, seitdem Rosi Braut geworden, zu eng in seinen vier Pfählen wurde, suchte mehr wie gewöhnlich Zerstreu ung in Albuquerque, um seinen HerzenSkummcr, so weit eS sich thun ließ, zu verscheuchen. Mußte er auch fortwährend an da» ihm entschwundene Glück denken, so hatte er sich doch in sein herbes Geschick ergeben, selbst der Hoffnung Raum gebend, daß die Zeil den augenblicklich schwer empfundenen Schmerz mildern, vielleicht gänzlich heilen würde. In seiner augenblicklichen, ost recht hochgradigen Erregung sehnte er den Tag herbei, an welchem da« Pärchen verbunden werden sollte, weil er annchmen zu können glaubte, daß von da an da« ihn verzehrende fieberhafte Gefühl allmählich von ihm weichen würde. ES war am Tage vor der Hochzeit, al« Alfonso in einem Hotel der Stadt weilte und, um feine Gedanken abzulenkcn, an einem Spielchen theilnahm, da« mehrere Herren um ziemlich hohen Einsatz entrirt hatten. Während de« Spiel« trat Antonio ein, der demselben Anfangs gleichgültig zuschaute, baldigst aber auch zu setzen begann. Die Bank de« Würfelspieles ging herum, und so kam nach einiger Zeit an Alfonso die Reihe, selbige zu halten. Er entwickelte ein merkwürdige« Glück, so daß in Kurzem sämmtliche Theilnehmer, mit Ausnahme von Antonio, ihre Baar schaft verloren halten und da« Spiel demzufolge aufgeben mußten. In diesem Augenblick überkam den Bankhalter eine ganz eigene Idee. Er wandte sich an Antonio, der vom Spiel etwa» erhitzt war und machte ihm folgenden Vorschlag: „Ich spiele nur unter der Bedingung mit Dir allein weiter, wenn c« um die Braut geht. In der Bank liegen etwa 3000 Dollar, setze die gleiche Summe dagegen und laß un« dann durch einen Wurf entscheiden, wem da« ganze Gelb gehört; die Braut aber soll der Verlierer heimführen! Bist Du'S zufrieden, so mögen die Würfel rollen." Antonio, etwa« habgieriger Natur, konnte nach einigem Schwanken der Versuchung nicht widerstehen und willigte in den Handel, obwohl er sich gestehen mußte, daß der Kampf nicht mit gleichen Waffen auSgefochten wurde, denn Alfonso hatte ja über haupt keine Braut einzusetzen. Doch die Spielwuth, angesacht durch den Berg Goldes vor Alfonsos Platz, überwand bald alle Bedenken; das blinkende Metall ließ ihn für den Augenblick Rosi und die ganze übrige Welt vergessen. Die Würfel fielen im Beisein mehrerer Zeugen, die auch der Verhandlung beigewohnt, und siehe da, da« Geld Alfonsos wanderte hinüber zu Antonio, dafür aber besaß dieser kein An recht mehr auf seine bisherige Braut, sondern die» Recht war auf den Verlierer jener Summe übergegangcn. Ein schnell her- beigcholtcr Notar setzte ein Dokument über da» vollzogene Geschäft auf und händigte solche» jedem der Betheiligten ein. Antonio nahm diesen Ausgang der Sache ganz gelassen hin, glaubte er doch sicher, daß Rosi keineswegs mit diesem Tausch sich einverstanden erklären und er sie dann trotz diese« Abkommen» heimführen würde. Er sackte wohlgemuth den Mammon ein und äußerte im Fortgehen hämisch zu Alfonso: „Viel Glück zu der erwürfelten Braut, die Dich ohne Zweifel mit Hohn abweisen wird." Von dem Vorgänge hatten natürlich der alte Stockton und dessen Tochter keine Ahnung und in festlicher Stimmung machten sie sich am nächsten Morgen auf nach der Stadt, in deren erstem Hotel die Hochzeit gefeiert werden sollte. Nach und nach trafen auch die geladenen Gäste daselbst ein, doch, wa» war da», — der Bräutigam, jedenfalls die Hauptperson, ließ nicht« von sich sehen und hören. Der Brautvater fluchte und wetterte, während Rosi bald in Thränen schwamm und keine Erklärung für da« Ausbleiben de» zukünftigen Gatten finden konnte. Al» die Aufregung oben in den Festräumen de« Gasthose» sich bereit» bi» auf» äußerste ge steigert hatte, fuhr plötzlich ein Wagen vor und ihm entstieg — nicht etwa der schnlichst Erwartete, sondern der gar nicht mit einer Einladung bedachte Alfonso Pardilla, der abgewiesene Freier, in untadelhastem, schwarzen Kostüm. Er begab sich ohne Auf enthalt in den oberen Stock de» Hotel» und ließ dort bei Stock ton und dessen Tochter anfragen, ob e» ihm in einer höchst wich tigen Angelegenheit gestattet sei, einzutreten. Die Bitte ward gewährt und Alfonso eilte in da» Gemach, in welchem Vater u. Tochter sich zur Zeit allein befanden. Dort begrüßte er sehr höflich den alten Herrn, sodann ließ er sich auf ein Knie vor seiner angebcteten Rosi nieder, indem er schweigend da« verhäng- nißvolle Papier, welche» den Wechsel de» Bräutigam« enthielt, überreichte. Die Wirkung, welche die Zeilen auf die Leserin hervorbrachten, war überraschend und wohl dazu angethan, den noch immer Knie enden in Entzücken zu versetzen. In freundlichen und liebevoll klingenden Worten ließ sich Rosi also vernehmen: „Ich ersehe au» dieser Schrift, daß mein bi»hcriger Verlobter ein reguläre» Handelsgeschäft um meine Person eingegangen ist, da er die Summe von 3000 Dollar vorzuziehen sich nicht entblödet hat. Wenn auch Ihre Handlung»weise, Alfonso, in dieser Angelegenheit eigenthümlich erscheint, und streng genommen, kaum zu billigen sein dürfte, so geht doch so viel klar darau» hervor, daß ich Ihnen mehr gelte al» obengenannter Schacherschilling und die» genügt mir, um Ihre Person derjenigen diese« Elenden vorzuziehen, dessen Sinne»art mir glücklicherweise noch rechtzeitig bekannt geworden ist. Hier meine Hand, Alfonso, betrachten Sie sich al» meinen angelobten Bräutigam, der in einer halben Stunde mit mir vor den Traualtar treten wird." Alfonso war selig, Rosi erschien sehr befriedigt und der Alte, der Zeuge de- ganzen Akte« gewesen, erklärte sich völlig einver-
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