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Amts- M Aiizeikeblatt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 2V Ps. einschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redaktmr, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 4K. Jahrgang. Sonnabend, den 11. März «rschrint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 2b Pf. L8SS Auf dem neueröffneten Folium 236 des hiesigen für den Landgerichtsbezirk bestehen den Handelsregisters ist heute die Firma in Schönheide und als deren Inhaber der Handelsmann Herr daselbst ein ¬ getragen worden. Eibenstock, den 8 März 1899. Königliches Amtsgericht. iShrig. Hg- Ztveigavthettrmg der Königlichen Industrieschule Planen i. V. zu Eibenstock. Eröffnung der Schule und Beginn des Unterrichts am 15. April 1899. Unterricht im Zeichnen von Blättern, Blumen und Zweigen nach der Natur, von Ornamenten nach Vorlagen und Modellen. Darstellung von Ornamenten in geschichtlichen Stilarten. Zeichnen und monochromes Malen von Pflanzen und Ornamenten mit Berück sichtigung der Industrie. Copiren und Vergrößern von Mustern für Gardinen, Stickereien und Confektionsposamenten. Das Schulgeld beträgt jährlich 15 Mark. Dauer des vollen Kursus 3 Jahre bei 8 Stunden wöchentlichen Unterrichts Schüler, welche nach dieser Zeit ein höheres Ziel erreichen wollen, finden Ausnahme in die Mittelklasse der Königlichen Industrieschule zu Plauen i. V. Anmeldungen sind bis zum 10. April ds. Js. in der Rathscrpedition z« Eiben stock zu bewirken. Plauen i. V., den 8. März 1899. Die Direktion der Königlichen Industrieschule. Pros. Hofmann, Direktor. Lateinschule ;« Eibenstock. Oeffcntliche Prüfung Ireilag, den 17. März 1899, vormittags 9 Mr im Schussocake. 9—9'" VII VI Religion 10"—10'" V Französisch 9'-»—gs» vil Deutsch 10"—11» VI Rechnen 9"—10'» VI Latein 11'—11-» V Latein. Zu geneigter Teilnahme wird ergebenst eingeladen. Eibenstock, den 10. März 1899. e ßs 6 r ä 1. zweite Pulver-Magazin nicht, wie behauptet wird, ohne Schaden geblieben, sondern im Gegentheil ebenfalls durch die Explosion gelitten hat. Auch die Pulverkisten waren beschädigt, die Thüren eingedrückt und ein Haufen Geschosse durch die Er schütterung zusammengefallen. Die Blätter sagen, es sei ein großes Wunder, daß nicht der zweite Schuppen ebenfalls in die Luft geflogen sei. — Italien. Laut einer römischen Drahtmeldung erfährt die „Tribuna" aus London von guter Seite, daß der englische Gesandte in Peking, Macvonald, der englischen Regierung mit- getheilt habe, der Ehef der chinesischen Regierung habe ihn ge beten, dem italienischen Gesandten de Martino da« lebhafte Be dauern auszudrücken, daß de Martino die Weigerung, seine Note cntgeze.nzunehmen, al« Beleidigung ausgcfaßt habe. Die chinesische Regierung wäre bereit, sich bei de Martino schriftlich zu ent schuldigen. Die „Tribuna" fügt hinzu, die Entschuldigungen könnten erst dann angenommen werben, wenn die chinesische Re gierung die Wicdervorlcgung der italienischen Note verlange und die versöhnlichsten Intentionen erkennen lasse. Die „Italic" theilt mit, die amtlichen Kreise seien überzeugt, daß die Angelegenheit noch vor Ablauf eines Monats endgiltig geregelt werben wird. — Rom, 9. März. Die Meldungen auswärtiger Blätter von der Landung italienischer Seesoldaten in der Sanmunbai und der Besitznahme der Fort« sind unbegründet. — Rom, 9. März. Mazzoni und Lapponi erklären die von einigen auswärtigen Blättern gemeldete Nachricht, der Papst leide an AlterSbrand, für völlig erfunden. Mazzoni habe heute die Wunde untersucht und ihren Zustand ausgezeichnet gefunden. Der Papst werde in kurzer Zeit die Empfänge wieder ausnehmen können. — Amerika. Chicago, 8. März, lieber 100 deutsche Vereine mit 50,000 Mitgliedern bereiten ein Massenmeeting vor, um gegen ein Bündniß der Union mit England zu protcstircn. In der vorbereitenden Sitzung klagten sämmtlichc Redner über die neidische und eifersüchtige Art, mit welcher England letzthin Deutschland bei den Amerikanern verhetzt habe. — China. Den „Times" wird au« Peking gemeldet, von den Chinesen werde die Frage in Erwägung gezogen, ob es rathsam sei, San-Mun zum offenen Hasen zu erklären in der Hoffnung, auf diese Weise zu verhindern, daß er italienische Kohlenstation werde. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 7. März. Ein seltener Fall! In diesen Tagen ging bei der Sächs. StaatScisenbahnverwaltung ein Schreiben ein, in welchem ein Reisender sich dazu bekannte, daß er vor Jahren seine Kinder jünger angegeben habe, als sie in Wirklich keit waren, um Fahrgeld auf der Eisenbahn zu ersparen. Das damit begangene Unrecht war ihm doch zum Bewußtsein gelangt und er legte dem Schreiben 5 M. bei als Ersatz für die hinter zogenen Fahrgelder. Seinen Namen hat der reuige Sünder aller dings nicht genannt; ,c« ist aber immerhin bemerkenSwerth, daß sich Jemand wenigsten« nachträglich einmal bewußt geworden, daß auch die falsche AlterSangabc zum Zwecke der Erlangung eine» Bortheil« auf der Eisenbahnfahrt eine betrügerische Handlung ist. — Leipzig, 9 März. Eine neuartige Uhr, Ton-Uhr genannt, ist soeben von einem hiesigen Uhrmacher im Verein mit einem bekannten Musiker konstruirt worden. Da« Werk, welche« sich vorläufig wohl mehr zum Gebrauche für musikalische resp. musikliebcndc Familien eignet — da e» gewissermaßen für eine scharfe Ausbildung de« Gehör« Sorge trägt, dürste mit der Zeit, schon seiner Originalität wegen, auch in weitere Kreise eingeführt werden. Diese Ton-Uhr giebt, wie schon der Name vcrmuthen läßt, die Zeit nicht durch Glockenschläge von bestimmter Zahl, sondern von bestimmter Tonhöhe, d. h. durch verschiedene fest gesetzte Ton-Intervalle an. — Plauen i. V., 8. März. Gestern hat vor der Straf- Der Khrenmann Hsteryazy verdient sich in London sein Geld mit „Enthüllungen", die er dem „Dailh Chronicle" liefert. Man hat wirklich betreffs de« DrehfuSskandal« schon übergenug gehört, so daß sich da« Geschäft de» flüchtigen Majors nicht mehr lange rcntiren wird. Einstweilen veröffentlicht er seine Aussage vor dem Pariser KassationShofc. Er hat danach vor der Kriminalkammer de« KassationShose« erklärt: Alle«, was er in Sachen Dreyfus gesagt, gekhan »nb geschrieben, sei auf Befehl seiner Vorgesetzten im Generalstabe geschehen. Der Gcncralstab habe ihm seine Aussagen vor Gericht, seine Briefe an den Kriegs minister und an den Präsidenten der Republik vorge schrieben. Als Esterhazh im Prozeß Zola eine Aussage zu persönlicher Rechtfertigung machen wollte, erhob General Pellieux befehlend die Hand und Esterhazh verstummte aus diese« verab redete Zeichen. Selbst die Herausforderung an Picquart erließ der Ehrenmann auf Befehl de« Generalstabes, und al« e» ihm an einem Zeugen fehlte, besorgte ihn General Gonse. Die Schilderung Esterhazy«, wenn sie im wesentlichen wahr ist, zeigt, daß der Generalstab die Gerechtigkeit hintansetzte, die öffentliche Meinung irrcführte; baß er, nachdem er von seinen Untergebenen gewisse Handlungen der verwerflichsten Art verlangt hatte, diese schirmte, bis sein eigener Ruf gefährdet war; daß, während er Esterhazy öffentlich verfolgen ließ, um die öffentliche Meinung zu befriedigen, er ihm täglich im geheimen Mittel lieserte, um seine (des Gcneralstabe«) öffentlichen Angriffe abzu wehren; daß selbst bi« zum Zola-Prozeß der Generalstab noch im Bunde mit seinen Untergebenen war. Was die Enthüllungen im Einzelnen anbetrifft, so verschweigt Esterhazy sein frühere« Bekenntniß, daß er das Borderau geschrieben habe, vollständig. Dagegen schildert er ausführlich und belegt mit Dokumenten, wie Du Paly de Clam, Henry und andere seit dem Oktober 1897 für ihn Partei nahmen, um ihn vor einem „Komplott" zu schützen, wie er seitdem täglich von diesen Leuten und dem Kriegsministerium Instruktionen und Nach richten erhielt, und wie er alle« nur im Auftrage dieser Herren Ihat. Die Erzählung beginnt mit den „Espcrance"-Brief, der ihn warnte und nach Paris rief. Esterhazy schildert dann die geheimen Besprechungen mit Paty, Henry und Anderen. Ein Bries wird abgedruckt, den Paty dem Esterhazy diktirte und worin Esterhazy dem Kriegsminister mittheilte, wie Dreyfu« dazu ge kommen sein könne, Esterhazy» Handschrift zu fälschen. Inter essanter ist ein Schriftstück, da« im Faksimile wiedergcgeben wird — e» ist angeblich von der Marquise Du Paty de Clam ge schrieben und von Paty korrigirt. Paty informirt darin Esterhazh, was er vor Pellieux al« Zeuge aussagen will. Er wolle, schreibt er, zugeben, daß er Beziehungen zu Esterhazy unterhielt, um ihn vor dem Komplott zu warnen und vor einen, verzweifelten Schritt zu retten; dagegen wolle er über die Beziehungen selbst nicht« Nähere« sagen, um dritte Personen nicht zu kompromittiren. Ferner theilt Esterhazy mit, Pellieux selbst habe ihn ersucht, da« Verlangen zu stellen, daß man ihn vor ein Kriegsgericht bringe. Diese« Gesuch Esterhazy» wurde der Presse übermittelt. Der Entwurf dazu, mit Pellieux' Korrekturen, wurde vom Unter suchungsrichter Bertulu« gefunden. Während de» Zola-Prozesse« habe Esterhazy täglich Instruktionen erhalten. Maitre Tezena« entwarf die Ansprache, die BoiSdeffre an die Jury richtete. Pellieux sagte Esterhazy, er solle, wenn der Bertheidigcr ihm Fragen stelle, aus dieselben nicht anworten. Nach dem Prozesse sagte Pellieux zu Zola, er solle Picquart fordern. Henry bemerkte gegenüber Esterhazy, jeder im Ministerium wisse davon und da» Ministerium besorgte die-Sekundanten. Eine Note Henry« in dieser Sache wurde von Bertulu« gefunden. Zuletzt änderte da« Ministerium seinen Entschluß und Henry mußte sich duelliren. „Daily Chronicle" fügt zu dem Artikel hinzu, Esterhazh habe vor einem englischen Notar einen Eid abgelegt, daß er diese, der Wahrheit entsprechenden Angaben der Kriminalkammcr de» KassationShofeS gemacht habe. Solche Vorsicht Le« englischen Blatte« war nöthig, denn an und für sich verdient ein Subjekt, da« sich zu derartigen Diensten brauchen läßt, keinerlei Glauben, wenn es seine Auftraggeber hinterher belastet. Die stärkste Glaubhaftigkeit aber giebt der Enthüllung alle« sonstige, was bisher über die Männer bekannt geworden ist, die an der Spitze der französischen Militärverwaltung ihr heilloses Wesen treiben. Tagesaeschichte. — Deutschland. Die Budgetkommission de« Reichstag« hat am Mittwoch Nachmittag die Militär-Vorlage in zweiter Lesung angenommen, allerdings mit einem Abstrich von rund 7000 Mann, d. h. säst ein Drittel der von der Regierung verlangten und al« durchaus nöthig erklärten Vermehrung der Präsenzstärke. Die von der Regierung geforderten Neuformationen wurden sämmtlich bewilligt, ebenso die schon früher angenommene Mehr forderung für die Artillerie. — Da« Oberkommando der Marine soll, wie die „Berl. N. N." melden, mit dem Rücktritt de« Admirals v. Knorr in Wegfall kommen. In seine Stelle tritt der direkt dem Kaiser zu unterstellende Admiralstab; die bisherige Kommando-Abtheilung des Oberkommandos geht an oaS Marine-Kabinet über und damit auch die oberste Kommandosührung wie beim Landheer auf den Kaiser selbst. — In ausländischen Blättern sind Vermuthungcn über die Gründe für den Wechsel im Kommando de« Kreuzergcschwader« aufgetaucht, die in keiner Weise mit den Thalsachen übereinstimmen. Dieser Wechsel war für jeden Kenner de« Dicnstbetriebe« in der Marine ganz selbstverständlich, da seit Jahren in der Marine der Brauch besteht, die im Auslande befindlichen Offiziere alle zwei Jahre abzulösen. Insbesondere sind Angaben, wie die, daß Admiral v. Diederich« in Ungnade gefallen sei und wegen Mangels an Takt und Unkenntniß der Höflichkeiten im inter nationalen Flottengebrauche getadelt werde, völlig unbegründet. — Frankreich. Privatdepcschen au» Toulon bestätigen, daß am Dienstag während de« Begräbnisses der Opfer der Ex plosion ein Artillerist unmittelbar vor dem sogenannten Montvly- Pulver-Magazin ein Packet mit >2 Dynamitpatronen ge funden habe. Abend« um 7 Uhr wurden zwei Schüsse auf den Wachtposten de« Pulvermagazin« oder aus diese« selbst ab gefeuert. 'Nachforschungen nach dem Urheber de« Attentats waren vergeblich. Die Aufregung in Toulon ist umso größer, al» da« Montöly-Magazin da» der Stadt am nächsten gelegene ist. — Toulon, 8. März. Nach dem amtlichen Bericht über den Angriff auf den Wachtposten de« Montöly-Melinitmagazin» wurde der Posten gestern Abend von 6 Individuen umzingelt, welche zwei Revolverschüsse abgaben, jedoch sofort entflohen. Man vermuthet, die Individuen hätten beabsichtigt, den Wachtposten zu ermorden, da« Thor de« Tunnel« unterhalb der Bastion zu öffnen und mittels Dynamitpatronen da« Magazin in die Lust zu sprengen. Der Unterpräfekt erhielt einen anonymen Brief, in welchem erzählt wird, vier Individuen hätten den Plan gesaßt, da» Magazin Nr. 2 während de« Besuche« de« Marineminister« in die Luft zu sprengen. — Toulon, 8.März. Nach einer Unterredung de« Marine minister« Lockrey mit einem Berichterstatter soll man zu dem Glau ben gelangt sein, daß die Katastrophe nicht dem Pulver selbst zuzu schreiben sei; e« sei nicht unmöglich, daß die Explosion wirklich durch Böswilligkeit herbei,.eführt wurde. Möglicherweise sei ein Uhrwerk dazu verwandt worden. Was die Dynamitpatronen, die in der Nähe der Kaserne aufgcfunden wurden, betreffe, so hätte man sestgestcllt, daß sie ausländische» Fabrikat seien. — Toulon, 9. März. Der Marine-Minister besichtigte gestern die Unglückrstätte und konnte sich überzeugen, daß da»